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Meggie
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Insgesamt 1158 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2017
Der Earl von Gaudibert
Ludwig, M. W.

Der Earl von Gaudibert


ausgezeichnet

Graham McPherson ist ein notorischer Schwindler. So behauptet er, auf dem Mond gewesen und dort sogar der Earl eines Mondkraters namens Gaudibert zu sein. Als Beweis hat er Monddiamanten dabei. Als angesehener Bürger Londons hat er viele Anhänger, doch sein größter Gegner Vincent St. John-Smythe möchte weitere Beweise und verleitet McPherson zu einer Wette. Wenn er es bis zum nächsten Vollmond schafft, zum Mond zu fliegen, bekommt er 20.000 Pfund. Als Gegensatz steht seine Ehre auf dem Spiel. Diese ist McPherson sehr wichtig und so sucht er einen Weg, seinen Schwindel wahr werden zu lassen. Dabei stößt er auf den Ganoven Suggs und die geheimnisvolle Chinesin Gann. Und verspricht auch diesen das Blaue vom Himmel.

Wieder eine Novelle aus dem Art Skript Phantastik Verlag und wieder eine rasante Geschichte, die vor Fantasie des Autors nur so strotzt. Schon von der ersten Seite an ist man in der Story drin.

Graham McPherson ist ein sympathischer Kerl, obwohl er mit seinen Schwindeleien viele auf den Leim gehen lässt.
Als er von seinem größten Gegner St. John-Smythe in die Schranken gewiesen wird und seine Ausflüge zum Mond doch beweisen soll, befindet sich der selbsternannte Earl von Gaudibert natürlich in arger Bedrängnis. Durch Hilfe des Kleinganoven Suggs lernt er auch die Chinesin Gann kennen, die durch Wetten und ihren Lebensunterhalt verdient.

Und so findet man sich unvermittelt in einer Mischung aus Jules Vernes "Von der Erde zum Mond" sowie "Die Lügengeschichten des Baron Münchhausen" wieder.
Die Story steckt voll mit Anspielungen auf verschiedene Dinge, sei es Buch oder Film. So auch den Sciencefiction-Film "Die Reise zum Mond" von Georges Méliès (übrigens sehr sehenswert).

Die Novelle fliegt so dahin und es kommt keine Langeweile auf. Im Gegenteil, ich hätte noch stundenlang die Bemühungen von McPherson, Suggs und Gann mitverfolgen können, vor allem da die drei ein tolles Gespann sind.

Wenn man jedoch am Ende der Geschichte angelangt ist, kommt ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass man sich auf weitere Teile freuen darf.

Der Autor hat einen lockeren Schreibstil und lässt so nebenbei auch viele Namen in die Geschichte einfließen, die zwar mehr oder weniger kleinere Rollen spielen, aber so noch ein I-Tüpfelchen auf alles draufsetzen. So darf man sich zum Beispiel auf ein (Lese)Treffen mit Jules Verne, Orson Wells, H.G. Wells oder eben den oben erwähnten Georges Méliès freuen darf. Aber noch viele weitere finden ihren Weg in den Roman.

Ich hatte richtig Spaß beim Lesen und konnte auch das Handeln der Protagonisten nachvollziehen. Vor allem McPherson Flunkereien und sein Herauswinden aus dem Lügengeflecht waren sehr unterhaltsam.

Durch die abwechslungsreichen Szenen hatte jeder Protagonist auch seinen Auftritt und so ergab sich ein letztendlich sehr stimmiges Gesamtbild mit Ausblick auf eine Fortsetzung.

Fazit:
Ein rasanter Ausflug zum Mond.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2017
Märchenblut
Roth, Nadja

Märchenblut


sehr gut

Krimis sind ja eigentlich nicht so mein Fall und wenn, dann muss mich der Klappentext überzeugen, damit ich danach greife.
In diesem Fall zog mich der Part mit den Märchenzitaten. Und so wagte ich mich an eine mir bis dato unbekannte Autorin.

Ich gebe zu, dass ich im Mittelteil ein paar Längen verspürte und deswegen auch Mühe hatte, an der Geschichte dran zu bleiben. Doch hat die Autorin rechtzeitig die Kurve gekriegt und mich dann wieder packen können.
Und darum bin ich auch froh, denn mit ihrer Protagonistin Elli Werner hat die Autorin eine Person geschaffen, die nicht den üblichen Klischees einer Frau oder gar einer Polizistin entspricht. Ein paar (viele) Pfunde zu viel auf den Rippen, eine gescheiterte Beziehung, ein Leben in Trümmern bedingt durch die schwere Trennung - dies führt dazu, dass sich Elli zeitweise in Selbstmitleid suhlt und so sich selbst und auch ihren Kollegen und Freunden das Leben sehr schwer macht.
Doch bleibt ihr immer noch ihr Sarkasmus, den sie auch mal gerne auf sich selbst anwendet.

Trotz oder gerade wegen der Misserfolge der letzten Zeit, setzt sie alle Kraft in den nun vorliegenden Mordfall und versucht durch ihr Engagement natürlich auch bei ihren Kollegen Sympathiepunkte zu erlangen. Mit ihrem neuen Kollegen und Partner Adam Flick, einem etwas chaotisch anmutenden Vater von zwei Wildfang-Mädchen, scheint sie eine gute Partie gemacht zu haben. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Elli ist für Adam ein Ruhepol und holt ihn auch mal runter, wenn er zu Hause mal wieder von seinen Töchtern an der Nase herumgeführt wird.

Und dann ist da noch Thomas Brunner, Ellis Chef... ein charmanter und sehr gutaussehender Mann, aus dem aber man teilweise jedoch nicht so ganz schlau wird.

Elli ist wirklich sehr sympathisch und hat einen scharfen Verstand, den sie gerne für die Ermittlungen einsetzt. Nur macht sie es sich selbst manchmal richtig schwer.

Die Morde, die passieren, sind teilweise nichts für schwache Nerven, wird in Zwischenszenen nämlich aus Sicht des Mörders die Geschichte erzählt. Und so ergeben sich sehr interessante Einblicke, denn man beginnt selbst zu rätseln und zu recherchieren und denkt sich alle möglichen Szenarien aus, die dann letzten Endes total über den Haufen geworfen werden.
Man wartet gebannt darauf, was die Taten des Mörders bei der Polizei und genauer bei Elli auslösen bzw. welche Schlüsse gezogen werden. Hat die Polizei das Gleiche in der Tat gesehen, wie der Mörder hofft oder wird eine völlig falsche Spur verfolgt?

Man merkt, dass die Autorin sich sehr genau mit der Arbeit der Polizei auseinandergesetzt hat, denn die Beschreibung der Vorgehensweise ist sehr detailliert, aber nicht uninteressant oder aufdringlich. Im Gegenteil. Sie schafft es, dass z. B. die Befragung von Zeugen sehr spannend dargestellt wird und man so meint, man wäre mit im Befragungsraum oder bei den Zeugen zu Hause.

Auch wenn das Thema ein sehr Gewagtes ist und man sich gar nicht vorstellen will, ob so etwas in der Realität auch durchgezogen wurde, fühlt man sich trotzdem gut unterhalten.

Neben Elli fallen vor allem ihr Kollege Adam und der Chef Thomas Brunner auf.
Adam ist mit Leib und Seele Polizist und sprudelt teilweise sogar fast über vor Enthusiasmus. Dies aber auch, weil er wahrscheinlich seinen Beruf als Gegenpol zu seinem Familienleben sieht. Der Spagat zwischen Familie und Beruf wird von ihm sehr gut ausgeführt. Er scheint ein liebevoller Vater zu sein, der für seine Kinder alles tun würde. Trotzdem wirkt er manchmal heillos überfordert, wenn es um seine Familie geht.
Thomas Brunner dagegen ist ein Buch mit 7 Siegeln. Sein Verhalten wechselt von einem auf den anderen Moment von charismatisch zu nervig und lässt Elli mehr als einmal rat- sowie sprachlos zurück.
Und trotzdem hat er sehr sympathische Züge, was die "nervige Zeit" dann wieder etwas ausgleicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2017
Der Spion mit dem Strumpfband (eBook, ePUB)
Mcabbey, Lisa

Der Spion mit dem Strumpfband (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Clarissa Greenly arbeitet nach dem Bankrott ihrer Familie in einer Buchhandlung, um das hart erkämpfte Geld unter anderem auch für die Schulden ihres Vaters auszugeben. Ihr Vater sitzt nämlich im Gefängnis und kommt dort erst frei, wenn er schuldenfrei ist. Da das Geld von der Arbeit in der Buchhandlung nicht ausreicht, hat sich Clarissa als Spionin für die Spinne anstellen lassen. Nunmehr arbeitet sie im Verborgenen für die königliche Familie. Als ihr ein neuer Auftrag erteilt wird, kann sie nicht ahnen, dass der Mann, den sie ausspionieren soll, ihr einen Strich durch die Rechnung macht. Denn der Earl von Hawkhurst hat eine Ausstrahlung, bei der sich Clarissa sicher ist, dass er ihr Untergang sein wird. Doch weiß sie von der Spinne, dass der Earl auch ein Hochverräter sein soll und sie dringend an das rote Notizbuch kommen muss, das sich bei ihm zu Hause befindet.

Schon mit ihrem Roman "Die Eroberung des Normannen" hat mir die Autorin eindrucksvoll bewiesen, wie gekonnt sie mit Worten umgehen kann. Mit ihrem aktuellen Roman hat sie sogar nochmal eine Schippe draufgelegt und so fliegt man förmlich durch die Geschichte, getragen von einem sehr faszinierenden Schreibstil.

Zu Anfang lernen wir Clarissa kennen, die eher schüchtern daherkommt. Doch im Laufe der Geschichte merkt man, dass sie auch ein loses Mundwerk haben kann, wenn es darauf ankommt. Es ist also schon vorprogrammiert, dass sie mit dem unnahbaren James Bauclerc, dem Earl von Hawkhurst aneinandergeraten muss.

Es handelt sich hier um eine historische Liebesgeschichte, immer wieder gespickt mit einigen Einwürfen bezüglich der Belagerung der Insel Menorca durch die Franzosen im Jahre 1756. Doch dies steht nicht im Vordergrund, sondern eben Clarissa und James.

Die Autorin lässt die Clarissa und James immer wieder aneinandergeraten. Und meist trennen die beiden sich in Streit. Die Wortgefechte zwischen den beiden sind köstlich. Ich hätte stundenlang lesen können, wie die beiden miteinander umgehen, sich um den Bart streichen, in Streit ausbrechen oder gar in verfängliche Situationen geraten.
Dies natürlich auch nur, weil Clarissa in verschiedenen Verkleidungen vor den Earl tritt, um ja herauszufinden, wo sich dieses rote Notizbüchlein denn befindet. Dabei hat Clarissa so einige Ideen. Ihre Verkleidung als junger Mann bei einer Ausstellung oder als Dirne sind da nur zwei Beispiele.

Und doch wirkt es, als wäre ein großer Graben zwischen den beiden, bedingt eben durch ihr aktuelles Leben. Clarissa, als verarmte Lady, die mit allen Mitteln versucht, sich und ihrem Vater ein neues Leben aufzubauen. James auf der anderen Seite, der alles besitzt.

Außerdem befinden wir uns im schönen London, eine Stadt, die ich - könnte ich zeitreisen - im Mittelalter gerne besuchen würde. Die Faszination und der Flair sind unwiderstehlich anziehend und passt einfach für das Setting.

Der Adel, das Nachtleben und die tägliche Routine sind eine perfekte Mischung gerade für diese Story.

Die Liebesgeschichte steht klar im Vordergrund, erst nach und nach kommt dabei auch raus, was es mit diesem roten Notizbuch auf sich hat, dass Clarissa stehlen soll.

Ich muss aber sagen, dass mich die Autorin schon von den ersten Seiten her hatte. Denn die Beschreibung der Arbeit von Clarissa in dem Buchladen hat viele, viele Pluspunkte gebracht. Denn was wünscht sich eine Leserin nicht mehr, als von Büchern und vom Lesen zu lesen. ;)

Auch die anderen Charaktere waren sehr sympathisch, angefangen bei Besitzer des Buchladens bis hin zu Clarissas Vater Francis oder James Mutter Violet, die - ganz im Sinne ihres Namens - nur violette Kleider trägt. Gerade diese schrulligen Kleinigkeiten sind mir extrem aufgefallen. Und haben die Personen und die Geschichte noch liebenswerter gemacht.

Fazit:
Ein gelungener Liebesroman vor der Welthauptstadt London im Jahre 1756.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2017
Die Entscheidung / Endgame Bd.3
Frey, James

Die Entscheidung / Endgame Bd.3


sehr gut

Endgame steuert langsam auf das Ende zu. Der Himmelsschlüsse und der Erdschlüssel müssen nun mit dem Sonnenschlüssel vereint werden. Macabee scheint am Ende als Sieger hervorzugehen. Doch An Liu ist ihm dicht auf den Fersen. Genau wie Sarah und Jago, die ebenfalls kurz vor dem Ziel stehen, aber mit allen Mitteln versuchen, das Spiel zu stoppen und alle zu retten.
Man weiß nie, wer Verbündeter ist und wer Feind. Und Hilfe kommt meist auch von unerwarteter Seite.

Nach dem eher schwachen ersten Band, dem besseren Zweiten und den sehr guten Kurzgeschichten habe ich nun Band drei abschließen können. Auch hier habe ich mich nur der Geschichte gewidmet und das Rätsel, aus dem das ganze Buch besteht, ignoriert.

Von Anfang an war ich wieder in der Geschichte drin. Im Gegenteil zum zweiten Band wurde hier nicht lange gefackelt und es ging sofort zur Sache. Es wird gekämpft, um jeden Preis. Ob es nun für das Gute oder das Schlechte ist, ist in diesem Fall Nebensache. Jeder will gewinnen. Die einen, in dem sie das Spiel so spielen, wie sie es von keppler22b, einem der Schöpfer gesagt bekommen haben. Die anderen, um das Spiel zu beenden und alle zu retten.

Es sind nur noch wenige Spieler übrig. Sarah, Jago, Aisling, Hilal, Macabee, An Liu, Shari. Und jeder geht seinen eigenen Weg. Bis ein paar merken, dass Zusammenarbeit vielleicht besser ist. Nicht nur, um für das Gute einzutreten, wie Sarah und Jago, sondern auch um das Ende der Welt einzuleiten, wie An.

Die Gegensätze sind in dieser Geschichte sehr groß. Man kann beide Seiten irgendwie verstehen. Doch überwiegt natürlich das Gute in mir und so fieberte ich mit, ob es Sarah und Jago wohl gelingen wird, die Erde zu retten.

Es gibt einige überraschende Wendungen in dem Buch. Gerade diese Wendungen haben in meinem Augen den dritten Teil zum Besten der Reihe gemacht, obwohl ich am Ende nicht so richtig überzeugt war. Dies lag eben an diesem Ende, weil es zu plötzlich kam und mich unbefriedigt zurückließ.

Außerdem ist mein Kopfkino nicht richtig angesprungen. Ich hatte eigentlich beim Lesen der ersten beiden Bände von jedem ein Bild im Kopf. Diesmal gelang dies nicht so recht. Viele Figuren blieben blass, die Tiefe hat mir gefehlt. Es ging hauptsächlich darum, zu gewinnen, komme, was wolle. Und so wurde fast keinerlei Rücksicht auf Gefühle genommen.

Außer bei Sarah und An, wobei mir hier zu sehr auf die Mitleidsschiene getreten wurde. Und ich somit auch nicht richtig mitfühlen konnte.

Allerdings gab es eine Stelle im Buch (kurz vor Schluss), da saß ich dann doch mit offenem Mund da. Ich konnte einfach nicht glauben, dass der Autor tatsächlich so eine Szene schreibt und mir damit alles über den Haufen warf. Denn so kam es, dass ich das mir vorgestellte Ende komplett in die Tonne werfen konnte und mir flux noch etwas Neues aus den Fingern saugen musste. Obwohl mir dazu auch fast keine Zeit blieb, weil eben alles viel zu schnell ging.

Und doch ging eine gewisse Faszination von der Geschichte aus. Auch weil man diese nun schon seit einiger Zeit so verfolgt, sei es eben durch die ersten beiden Bände oder auch die Kurzgeschichten, die Einblick in das Leben der Spieler geben.

Die Reise ist nun zu Ende. Endgame ist gespielt. Ich bin gespannt, was es Neues aus der Feder des Autor geben wird, da mich der Schreibstil des Autors völlig überzeugen konnte. Nur die Geschichte war eben nicht so ganz das, was ich erwartet habe.

Auch hier ist das Buch wieder mit Rätseln gespickt. Schon der Einband ist rätselhaft, da die Prägungen im Cover Worte bilden, die man teilweise nicht versteht, teilweise in anderen Sprachen gedruckt sind. Diverse Abbildungen im Buch sind ebenfalls Bestandteil des Rätsels und wer aufmerksam liest, merkt, dass im Text auch immer etwas eingebaut ist.

Es winkt wieder eine dicke Belohnung, wer das Rätsel löst. Ich wünsche allen, die miträtseln viel Glück.

Fazit:
Ein passendes sehr schnelles Ende mit überraschenden Wendungen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2017
Mein Leben als Zucchini
Paris, Gilles

Mein Leben als Zucchini


ausgezeichnet

Icare, der von allen nur Zucchini genannt wird, ist gerade mal 9 Jahre alt, als er aus Versehen seine Mutter erschießt. Auf der Polizeistation lernt er den Gendarmen Raymond kennen, der ihn ins Kinderheim Fontaines bringt, da Zucchinis Vater nicht auffindbar ist. Im Heim erlebt Zucchini seine bisher schönste Kindheit. Er hat gut Freunde, geht regelmäßig zur Schule und als ein neues Mädchen im Heim einzieht, lernt er auch zu lieben und zu vertrauen. Camille und Zucchini sowie die anderen Kinder lernen, erwachsen zu werden und das dazu auch jede Menge Probleme gehören, die nicht allein ihre sind, sondern gemeinsam bewältig werden müssen.

Gleich auf den ersten Seiten merkt man, dass es sich bei der Geschichte um keine Komödie handelt. Es fängt tragisch mit dem Tod von Zucchinis Mutter an. Er erschießt sie versehentlich mit einem Revolver, den er in ihrer Kommode gefunden hat. Da Zucchini mit seinen 9 Jahren nicht strafmündig ist und sein Vater mit einer anderen Frau durchgebrannt ist, wie er vom Gendarmen Raymond, der Zucchini gleich ins Herz geschlossen hat, ins Kinderheim Fontaines gebracht.

Und dort erlebt Zucchini einen spannenden Tag nach dem anderen. Damit meine ich nicht, das Aufregendes passiert, sondern dass jeder Tag vollgepackt ist mit den Problemen aller. Und dass sich alle damit befassen.

Es wird aus Zucchinis Sicht geschrieben und auch in seiner kindlichen Art. Die Sätze sind meist aneinandergereihte Aufzählungen von Ereignissen oder kurze, knappe Aussagen.
Viele Fragen werden gestellt, vor allem an Erwachsene. Und hier kommen die Antworten, die wir als Erwachsene gerne geben. "Das geht Dich nichts an", "Dafür bist du zu jung" oder "Weil ich es sage".

Der kindliche Schreibstil hat mir zu Anfang so gar nicht gefallen, doch je mehr ich mich auf die Geschichte eingelassen habe, umso besser konnte ich verstehen, warum diese Art gewählt wurde. So konnte ich mich letztendlich sehr gut in die Kinder hineinversetzen.

Zucchini hat keine einfache Kindheit. Dies merkt man auch an seinem Verhalten. Er ist ein herzensguter kleiner Kerl, doch weiß er nicht, wie eine richtige Familie aussieht. Er lernt erst den Zusammenhalt und Liebe kennen, als er ins Kinderheim kommt.

Die Kinder sind allesamt wunderbar skurril. Jedes hat sein Päckchen zu tragen, sei es, weil die Eltern verstorben sind, weil sich diese nicht um sie kümmern oder keine Zeit für sie haben. Und doch sind alle Kinder starke Persönlichkeiten. Sie helfen sich untereinander, tritzen sich aber auch. Aber alle wollen eigentlich nur das eine: eine Familie. Und so geben sie sich untereinander Halt.

Das Buch ist vieles: traurig, lustig, nachdenklich, bewegend, erfrischend, kindlich, mutig, liebend, fantastisch, packend. Aber auf alle Fälle eins: wunderschön.

Ich bin letztendlich total verliebt in die Geschichte, in Zucchini und die Art des Erzählens.

Ein Animationsfilm zu dem Buch erschien im Februar 2017. Ich werde mir diesen Film garantiert anschauen.

Fazit:
Eine liebevolle und vor allem einfühlsame Geschichte rund um das Finden einer Familie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2017
Jubilee und Flynn / These Broken Stars Bd.2
Kaufman, Amie;Spooner, Meagan

Jubilee und Flynn / These Broken Stars Bd.2


gut

Auf Avon herrschen kämpferische Verhältnisse. Auf der einen Seite stehen die Soldaten, die die Rebellen bekämpfen sollen. Auf der anderen Seite die Rebellen, die sich gegen das System auflehnen. Captain Jubilee Chase, Soldatin und Verfechterin des Rechts, wird eines Tages von Flynn Cormac, einem Anführer der Rebellen entführt, damit er sie als Druckmittel für Verhandlungen benutzen kann.
Durch unglückliche Zusammenhänge kann Jubilee fliehen, doch nach zuvor vielen geführten Gesprächen mit Flynn kommen ihr Zweifel an allem, für das sie bisher einstand.
Aber auch Flynn ist sich nicht mehr sicher, ob er das Richtige tut.
Und was hat es mit der geheimnisvollen Anlage auf sich, die von einem auf den anderen Moment verschwunden ist?

Nachdem ich vom ersten Teil so begeistert war, war natürlich klar, dass ich die Reihe weiterverfolgen möchte. Doch leider konnte mich der 2. Teil nicht mehr so erreichen, wie der erste. Dies lag an dem sehr langen Einstieg in die Geschichte. Die Autorin verzettelt sich zu Anfang in vielen, langen Erklärungen, die man in kurzer Weise immer wieder in die Geschichte hätte einbauen können. So vergehen viele Seiten ohne richtige Handlung.

Dies hat mir persönlich Mühe bereitet, entsprechend am Ball zu bleiben.
Erst im letzten Drittel des Buches kam Fahrt auf, was vielleicht auch an dem Wiederlesen mit zwei Protagonisten aus dem ersten Buch lag.

Die Charaktere konnten mich auch nicht recht überzeugen, allen voran Jubilee, die mir mit ihrer Art und ihrer Handlungsweise manchmal sehr auf den Keks ging.
Sie wurde zwar gut erklärt und man konnte ihre Gedanken mitverfolgen, doch konnte ich diese nicht ganz nachvollziehen und ihr Handeln teilweise auch nicht billigen.

Auch andere Charaktere passten nicht so recht in die Geschichte bzw. ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was die Autorinnen mit ihnen bezwecken wollen.

Flynn an sich fand ich sehr sympathisch. Er war emotional und impulsiv. Durch und durch Rebell. Doch auch bereit zuzuhören und die Meinung der Gegenseite zu überdenken.

Er war für mich ein Ruhepol in der ansonsten sehr ruhelosen Story.

Und auch, wenn am Ende endlich "Action" reinkam, war ich doch nicht recht zufrieden mit dem Ablauf der Geschichte.
Es blieb vieles offen, jetzt nicht, was den roten Faden betrifft, der ja im dritten Teil weiterverfolgt wird, sondern was es letztendlich mit Jubilee und Flynn auf sich hat. Hier setzte ich meine ganze Hoffnung in den dritten Teil und wünsche mir wenigstens eine teilweise Aufklärung des zweiten Bandes.

Und trotzdem freue ich mich auf den nächsten Band, der hoffentlich nicht so militärisch-politisch daherkommt, wie Teil 2, und wieder etwas mehr den Fokus auf den Science-fiction- und Fantasy-Bereich wirft.

Auch wenn mir die Story um Jubilee und Flynn nicht so gut gefallen hat, sind doch einige Infos im Buch vorhanden, die sich vor allem auf die Firma LaRoux Industries ud deren Machenschaften beziehen, was heißt, dass noch so einiges zu erwarten ist.

Die Spannung bleibt hier also erhalten.

Fazit:
Jubilee und Flynn konnten mich nicht begeistern. Die Story um die geheimnisvolle Anlage umso mehr.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2017
Nora Bendzkos Galgenmärchen / Kindsräuber
Bendzko, Nora

Nora Bendzkos Galgenmärchen / Kindsräuber


ausgezeichnet

Alene und ihr Vater Stanislav leben in Prag zur Zeit des 30jährigen Krieges. Durch Alenes Spinnerei und Stanislavs Arbeit als Zimmermann reicht ihr Geld gerade zum Überleben aus. Erschwerend kommt hinzu, dass Alene unehelich schwanger ist.
Eines Tages trifft sie auf Patrik, den sie aus ihrer Kindheit kennt. Er sagt ihr, dass er für das Königspaar gerade eine Hochschwangere sucht, um dieser ein Angebot zu machen, welches großzügig mit Geld belohnt werden soll. Alene sieht eine Zukunft ohne Hunger, ohne Ängste und ohne Sorgen. Doch dann erscheint ihr ein Junge, dunkel, verbrannt und geheimnisvoll. Und droht ihr, in 3 Tagen ihr Kind zu holen, wenn sie nicht herausfindet, was es mit ihm auf sich hat.

Dieses "Galgenmärchen" ist genau das, was es beschreibt - ein Kampf auf Leben und Tod, verpackt in märchenhafte Züge mit einer Spur Fantasie und Historie. Eine Mischung, die mir persönlich sehr zusagt. Kommt dann noch ein bildhafter und fesselnder Schreibstil hinzu, kann nichts mehr schief gehen.
Genau dies schafft die Autorin. Sie zieht einem in den Bann mit ihrer düsteren Art, die sich auch das ganze Buch zieht.

Alene, die Protagonistin des Buches, hat es nicht leicht. Wenig Geld, gerade, dass es zum Leben reicht, keine Zukunft, da sie unehelich schwanger ist und nicht mal weiß, wer der Vater ist. Unglückliche Umstände führten dazu. Ein kranker Vater, der der sich aufopfernd um sie kümmert. Da kommt ein unmoralisches Angebot des Königspaars gerade recht.

Bis dahin scheint es ja für Alene nun gut zu laufen - bis auf das Gewissen, das sich zeitweise meldet. Und der tote, verbrannte Junge, der Alene zu drohen scheint.

Drei Tage hat Alene Zeit, herauszufinden, was die Beweggründe des toten Jungen sind. Und ab da wird die schon düstere Geschichte noch eine Spur dunkler. Und spannender.


Wäre der Alltag nicht gewesen, hätte ich mich der Märchenadaption nicht entziehen können und hätte sie in einem Rutsch durchgelesen.
Mir gefällt der Schreibstil der Autorin außerordentlich. Schon mit "Wolfssucht", ebenfalls eine düstere Adaption eines Märchens (Rotkäppchen), konnte sie mich gefangen nehmen.

Diesmal nimmt sich die Autorin das Märchen "Rumpelstilzchen" der Brüder Grimm vor und versetzt uns in das Prag zur Zeit des 30jährigen Krieges.

Man merkt der Autorin die Liebe zum geschriebenen Wort förmlich an. Manche Sätze sind einfach perfekt ausgearbeitet, spiegeln die jeweilige Stimmung im Buch und der Protagonisten dar und auch die detail- und bildhafte Art lässt das Kopfkino anspringen und ordentlich arbeiten.

So konnte ich mir die Protagonisten Alene und Patrik sehr gut vorstellen und mich auch - vor allem in Alene - gut hineinversetzen. Die Ängste, die Sorgen, die Zweifel, die Alene begleiten, sind fast greifbar. Auch die Hilflosigkeit in manchen Szenen ist sehr gut vorstellbar.

Das Buch macht - trotz des düsteren Beigeschmacks - Spaß und die Zeit vergeht wie im Fluge.

Ich hoffe, noch viele weitere solcher Adaptionen aus der Feder der Autorin lesen zu dürfen.

Auch das Cover ist erwähnenswert, da es die düstere Stimmung perfekt widerspiegelt.

Fazit:
Dunkle Geheimnisse, düstere Plätze, eine ungewöhnliche Umsetzung des Märchens Rumpelstilzchen zur Zeit des 30jährigen Krieges in Prag.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2017
Den Mund voll ungesagter Dinge
Freytag, Anne

Den Mund voll ungesagter Dinge


ausgezeichnet

Sophie zieht mit ihrem Vater vom heimischen Hamburg ins bayerische München. Ungewollt. Nur, weil ihr Vater eine neue Beziehung führt. Sophie ist bockig, sträubt sich gegen jegliche guten Ratschläge und möchte nur zurück in ihr altes Leben. Sie versinkt fast in ihrem Selbstmitleid.
Als die das Nachbarsmädchen Alex kennenlernt, kommt Sophie langsam aus ihrem Schneckenhaus heraus. Sie lernt wieder Lachen und hat Spaß.
Bis auf einer Party ein Kuss ihr ganzes neues Leben nochmals gehörig auf den Kopf stellt und Alex aus eben diesem nicht mehr wegzudenken ist.

Es gibt Bücher, gegen die sträubt man sich zu Anfang. So ging es mir mit "Den Mund voll ungesagter Dinge". Ich bin kein Liebesroman-Fan. Und als ich von buecher.de aufgrund der Buchflüsterer-Aktion den Roman zugesandt bekam, legte ich diesen erst mal beiseite. Ich hatte ja noch Zeit zum Lesen. Ist nicht dringend. Ich schiebe ihn nochmals eins runter in meinem SuB.

Nun rückte der Abgabetermin der Rezension immer näher. Also machte ich mich doch ans Lesen... Aber was mich da erwartete, ließ mir den Mund offen stehen und auch voll ungesagter Dinge bleiben. Bis zur letzten Seite...

In rasantem Tempo habe ich diese Geschichte verschlungen, mich jede freie Minute an das Buch geklammert und mich auf diese wundervolle, wunderbare, wunderschöne Geschichte eingelassen, die mich mit der unverwechselbaren Art der Autorin so sehr in den Bann gezogen hat, dass ich wirklich Mühe habe (ja, immer noch habe) mich nun auf ein anderes Buch, eine andere Geschichte einzulassen.

Das Buch ist zu kurz - es hat 400 Seiten und ist einfach zu kurz. Sophie, Alex und all die anderen wunderbaren Charaktere, die sich hier verewigt haben, können doch noch so viel mehr. Viel mehr von sich zeigen, viel mehr reden, viel mehr Sein. Ich hätte wirklich ewig weiterlesen können, so sehr haben mich alle für sich einnehmen können.

Sophie, die Protagonistin des Buches, kam mir zu Anfang wie ein gequälte Seele vor. Ein Mensch, der emotionslos und passiv wirkt, sich nicht entfalten kann, nicht aus sich raus kann, sich selbst immer in den Schatten stellt. Bis sie auf Alex trifft, ein Mädchen voll Energie, voll Lebenslust und vor allem voller Sympathie.
Sophie merkt dies auch und lässt sich auf Alex ein. Das Schneckenhaus wird zu eng, Sophie klettert daraus hervor und wird zu dem Mädchen, dass sie sein muss.

Und so startet ein funkensprühendes Feuerwerk an Emotionen, gepaart mit liebevollen Anekdoten, detailreichen Momenten und einer wunderschönen Hommage an das jugendliche Leben.

Ich bin wirklich geflasht von der Geschichte, da mich Anne Freytag damit aus einem Tief herausgeholt hat. Aus einem Tief voll uninteressanter Bücher, die ich in den letzten Wochen angefangen und wieder weggelegt habe. Sie hat mir gezeigt, dass diese Bücher einfach zum falschen Zeitpunkt zu mir kamen und ich (ein Hoch auf die Deadline bei der Rezensionsabgabe) nur einen doch so verhassten und nun geliebten Liebesroman gebraucht habe.

Der Schreibstil ist unverwechselbar Anne Freytag, die mich ja auch schon mit "Mein bester letzter Sommer" so ins Herz treffen konnte.
Ich habe gelacht, geliebt und mehr als einmal eine Träne vergossen. Gerade die letzten Seiten sind anrührend schön und hinterlassen tiefe Spuren.

Für jeden, wirklich jeden, der ein wenig Herzschmerz, eine gefühlvolle Lovestory oder nur einen Roman über Freundschaft, Vertrauen und Liebe braucht, ist dieses Buch einfach das Ding.
Lasst Euch verzaubern und mitnehmen.

Fazit:
Perfekt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.