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miss.mesmerized
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Deutschland
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https://missmesmerized.wordpress.com/

Bewertungen

Insgesamt 1245 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2019
Die Siedlung - Sicher bist du nie (eBook, ePUB)
Turhan, Su

Die Siedlung - Sicher bist du nie (eBook, ePUB)


gut

Der Wohnraum der Zukunft: „Himmelhof“ könnte Vorbild für die durch Technik optimierte Wohnform werden. Von überall aus der Welt kommen Besuchergruppen, um sich ein Bild von der Siedlung bei Augsburg zu machen, wo selbstfahrende Fahrzeuge, per Spracheingabe agierende Smarthomes und ausgeklügelte Überwachungssysteme das Leben nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer machen. Helen Jagdt und ihr Kollege Walter Fromm wollen sich als Gäste ebenfalls ein Bild vom Leben im Idyll machen. Aber eigentlich sind sie in geheimer Mission für die Kreuzer Holding unterwegs, die Adam Heise, dem Herrscher über die Siedlung, durch großzügige Geldgabe das Projekt erst ermöglichte. Neben den Meldungen über die fantastischen Errungenschaften treten nämlich auch eine Reihe von Gerüchten über seltsame Machenschaften, medizinische Experimente und das unerklärliche Verschwinden von Bewohnern an die Öffentlichkeit außerhalb von Himmelhof.

Su Turhan, erfolgreicher Regisseur und Autor, hat das klassische Science-Fiction Setting gewählt: eine von Technik gesteuerte Umgebung, die von einem größenwahnsinnigen Individuum überwacht und gelenkt wird. Neben den positiven Absichten wirken auch dunkle Abgründe, die jedoch tief im Untergrund verborgen sind und nie für die Öffentlichkeit gedacht waren. Eine vielversprechende Konzeption, die jedoch in der Umsetzung nicht ganz überzeugend gelungen ist.

Als Antagonisten stehen Adam Heise und Helen Jagdt – für meinen Geschmack eine etwas zu plakative telling name Anlage, aber das ist sicher Geschmackssache - im Zentrum der Handlung. Er der geniale Kopf hinter Himmelhof, sie die attraktive Verführerin, die ihm die Geheimnisse entlocken soll. Beide sind mir aber etwas zu wenig konsequent und unscharf angelegt; vor allem hätte ich mir von einer starken weiblichen Figur gewünscht, dass sie nicht ganz so dümmlich daherkommt, wie es bei Helen oft der Fall ist. Die anderen Figuren blieben leider völlig blass, weshalb man auch nur wenig Verbindung zu ihnen aufbauen konnte und ihr mysteriöses Verschwinden einem nicht so getroffen hat, wie es vermutlich intendiert war. Gut gefallen haben mir allerdings die Ideen für die Ausgestaltung der Smarthomes, vor allem die selbstputzenden Roboter hatten einen gewissen Charme. Die medizinische Forschung, die im Tunnelsystem unter der Siedlung durchgeführt wird, konnte mich leider gar nicht überzeugen, was vor allem daran lag, dass sie irgendwie nicht richtig zum Rest der Geschichte passen wollte. Sie blieb als Einzelaspekt immer etwas diffus und unmotiviert.

Der Plot hat durchaus Potenzial, aber irgendwie ist der Roman für mich holprig geblieben und nur teilweise plausibel und fesselnd.

Bewertung vom 16.06.2019
All die unbewohnten Zimmer
Ani, Friedrich

All die unbewohnten Zimmer


gut

Drei Schüsse aus einer Wohnung, eine Frau ist tot, Chaos bricht aus. Das K111 hat scheinbar einen einfachen Fall, trotz schwieriger Personalkonstellation, denn Fariza Nasri ist wieder da, die einst im K112 unter Jakob Franck ermittelte und nun Polonius Fischer zugeteilt ist. Dann noch ein Mord, dieses Mal an einem Polizisten und Tabor Süden, Ex-Polizist und nun privater Detektiv, muss sich einmal mehr auf die Suche nach Vermissten machen. Derweil gerät die Polizei immer weiter unter Druck durch die Presse und die Zeugen wollen alle nichts gesehen haben und nichts wissen - die Lage ist schon kompliziert genug, da muss man sich nicht auch noch einmischen und die Ordnungsmacht auf einem aufmerksam machen.

Ein gewagtes Unterfangen unternimmt Friedrich Ani in seinem neuen Roman, der trotz der Morde und Ermittlungen nur wenig von einem Krimi hat: Er lässt dieses Mal die Wege seiner bekannten Figuren kreuzen und so treffen Tabor Süden, Polonius Fischer und Jakob Franck aufeinander und ermitteln parallel in München. Doch nicht nur das, die Fälle sind eingebunden in hochaktuelle politische Diskussionen um Ausländer, prekäre Lebensverhältnisse und die Überforderung der Polizei.

Ein anspruchsvoller Plot, den der Autor da kreiert hat und der aufgrund seiner Komplexität auch nur wenig Spannung aufkommen lässt. Ani springt zwischen den Figuren und Handlungssträngen hin und her und verliert sich so für mein Empfinden immer wieder. Die Idee und natürlich auch die Relevanz der Nebenkriegsschauplätze sind ohne Frage die Grundlage für einen großen Roman, aber mich konnte er nicht erreichen. Das Potenzial für drei unabhängige Geschichten wurde hier leider verschenkt, eigene Bücher, die durch Stringenz und ein konzertiertes Erzählen dieser Geschichte sicherlich packender und überzeugender hätten sein können. Obwohl ich ein großer Freund eines unaufgeregten Erzähltons bin und keineswegs eine ruhigere Gangart verabscheue, dieses Buch hat meinen Atem doch sehr herausgefordert und immer wieder brauchte es längere Lesepausen, weil es mich nicht wirklich begeistern konnte.

Bewertung vom 12.06.2019
Electric Hotel
Smith, Dominic

Electric Hotel


gut

Claude Ballard is a legend in film making. Having started at the times of the brothers Lumière and the silent film, his „The Electric Hotel“ was a highly innovative masterpiece which is meant to have been lost for decades. Yet, when a student comes to interview Ballard about his life and work, he not only learns about the beginning of the moving pictures, but also makes an interesting discovery.

Dominic Smith’s novel is a must read for film lovers, at the example of Claude Ballard who wanders the streets of Paris and New York of 1910 to capture real life through the lens, the history and development of the silent film is narrated. His only film – “The Electric Hotel” – could have been a great success, but times weren’t easy and so were the women, first and foremost Sabine Montrose the actress who had the main role in his film and his life.

The cinematic background is clearly well researched and also the times that the characters remember come to life vividly. Yet, I am not enough into cinema to really enjoy this intensive read and the characters were quite hard for me to relate to. I am sure that readers with more interest I the topic will find a lot more delight in the novel than I did.

Bewertung vom 09.06.2019
Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1 (eBook, ePUB)
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein komplizierter Fall lässt die beiden Europol Kommissare Zara von Hardenberg und ihren Kollegen Per Isaakson in Zaras provenzalische Heimat kommen. Der Tod eines Mädchens ist verdächtig und Zara spürt, dass ein großer Anschlag kurz bevorsteht. Die Ermittlungen kommen nur schwer voran, die Polizei von Marseille ist offenbar tief korrupt und in der Cité ist ohnehin niemand bereit, mit den Ermittlern zu kooperieren. Zara bleibt keine Wahl, sie muss das tun, was sie immer vermeiden wollte: sie muss ihre Schwester um Hilfe bitten. Nur Zoë kann herausfinden, was bevorsteht, denn im Gegensatz zu Zara hat sie ganz andere Möglichkeiten. Zoë nicht irgendwer, sie ist die Königin der Mafia, die die Drogengeschäfte und Waffenlieferungen kontrolliert und der sich niemand in den Weg stellt. Nach vielen Jahren ohne Kontakt stehen sich die Zwillinge nun wieder gegenüber – aber dieses Mal gemeinsam im Kampf.

Alexander Oetker kennt als ehemaliger politischer Korrespondent das schwierige Pflaster von Marseille, der französischen Stadt, die lange Zeit im Ruf stand, rein von Mafiabanden kontrolliert zu werden und wo sich Polizisten selbst bewaffnet nicht in manche Stadtviertel wagten. Der ideale Schauplatz für einen Thriller, der die eskalierende Gewalt und Kriminalität ins Zentrum stellt.

Die Handlung hat ein enorm hohes Tempo und ist insgesamt sauber und überzeugend konstruiert. Die verfeindeten Banden, die den finalen Kampf ums Revier vorbereiten, dazu die nach den zahlreichen Attentaten in Frankreich aufgeheizte Stimmung – all das wird geschickt genutzt und lässt den Fall authentisch wirken. Stärker noch als die Geschehnisse reizt das ungleiche Schwesternpaar. Zwar etwas klischeehaft gezeichnet – Zara die fleißige und gute Tochter, die einen Job bei den Strafverfolgungsbehörden annimmt einerseits, andererseits die wilde Zoë, die schon früh den Reiz der illegalen Geschäfte erkennt und rasch in der Mafia aufsteigt – gibt ihr doppeltes Spiel doch der Geschichte eine ganz eigene Note.

Rundherum ein überzeugender Thriller, der hoffentlich als Auftakt einer Serie weitere so überzeugende und unterhaltsame Bände folgen lässt.

Bewertung vom 08.06.2019
My Life as a Rat (eBook, ePUB)
Oates, Joyce Carol

My Life as a Rat (eBook, ePUB)


sehr gut

“I was twelve years old. This was the morning of the last day of my childhood.”
Violet Rue has always been her father’s favourite little girl. Just like her older sisters before, but not the brothers. The seventh of the children was loved beyond belief and treated differently. Jerome Kerrigan wasn’t an easy man, expecting his family to be obedient and to follow his orders. His education was strict and very clear. But then, one event changes everything. Her older brothers commit a cruel crime, killing a boy from the neighbourhood, a black boy. Violet Rue knows about it and she knows where the murder weapon is to be found. Keeping this secret is not really an option, but positioning herself against her family means that she has to life a life as a rat, a person who betrayed their closest.

I have read several novels written by Joyce Carol Oates and thus knew that she does not make it easy for her readers and demands a lot. Here, too, the book at times is hard to tolerate, the family situation is shocking and what the girl experiences – also after leaving the family – is merciless, just like reality sometimes is. A very strong narration that especially could convince me due to the tone of the young narrator who is torn between a childish naiveté and the need to grow-up and care for herself far too early.

It’s a novel about family bonds, family secrets, punishment, and all kinds of abuse. Powerfully Oates portrays how strong the core family members are sometimes linked and how the children and partners of abusive husbands sometimes keep silent just to secure their life. Violet knows as a young girl already what is right and what is wrong and that her decision to take the side of the victim will have severe consequences. But she – just like any child in a comparable situation – underestimates the hatred that people might show and how heartlessly her family is ready to cast her out.

A book not especially pleasurable to read but surely not to miss either.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2019
The Passengers
Marrs, John

The Passengers


ausgezeichnet

“Who in their right mind would want to send someone to their death?”
Cadman read the tablet he held
“Approximately two hundred thousand people so far – and that’s based only on what’s trending on Twitter.”

When mental nurse Libby is called into a jury to decide on accidents caused by self-drive cars, she is astonished since she never kept her position on those a secret. Having witnessed an evil crash, she is absolutely against handing over control to AI. But she never expected the outcome of her jury session, nobody in there would ever have expected this. Soon after they started, the system is taken over by a Hacker claiming to have taken over eight self-drive cars and threatening to have them collide in two and a half hours. The jury has the chance to save one of them, should they not comply with his rules, he would immediately kill one after the other. But not only the jury would be there to judge, also the world outside could be part of the show and have their vote via social media. It’s the show of the year and the prize is high: it’s your life and you aren’t even asked if you want to take part in it.

John Marrs’ thriller really caught me by surprise and left a deep impression. Not only is the story masterly crafted with many unexpected twists and turns, no, it also mirrors our own behaviour in many different ways thus making you flinch at times because you recognise yourself and feel ashamed soon after. It surely is an absolute must-read for everybody using any kind of technology.

I hardly know where to begin with this novel. There are so many topics and layers that don’t make it easy to find a beginning. First of all, the setting of this evil game. Forcing people to make a decision over life and death is not just unfair, it is impossible. Yet, given no other way out, the jury has to come to a decision based on the information they have and only later do they find out that core aspects have been omitted which cast a completely different light on the person they have just sentenced to death. As a reader, you follow their verdict and often agree – running into the open knife just like they did. All passengers have something evil they hide, but the world isn’t simply black and white and only the whole picture provides you with what you would have needed to know before coming to a final decision. Too often we come to a conclusion fat too soon before we know all we should.

Second, the role of technology in our life surely should be questioned a lot more. The self-drive cars could definitely help to ease the situation in frequently gridlocked cities, on the other hand: what’s the price we pay for this? Providing more from the novel would spoil the fun, but as could be assumed, there is much more behind that we undeniably should think about before welcoming all technological advances. Also the role of social media should be seen a lot more critical than we do at the moment. Marrs goes so far as to give Twitter a vote – without anybody knowing who or what is behind it.

The protagonists also are very interesting in their own ways. Not just Libby, but also the passengers and of course Jack Larsson, the minister, are carefully drawn and offer a lot questionable traits of character.

I am totally flashed by this ambitious novel for which I am actually lacking the words to honour it.

Bewertung vom 01.06.2019
The Van Apfel Girls are Gone
McLean, Felicity

The Van Apfel Girls are Gone


sehr gut

It’s been twenty years that Tikka Molloy fled her Australian home. Now that her sister is seriously ill, she returns not only to her family but also to a secret that the girls have kept for two decades. They have always been friends with the three van Apfel girls who just lived across the street, Cordelia, Hannah and Ruth were their closest friends that they confided in. And so did the Molloy girls. This is why they shared their plan of running away. But something went totally wrong. Tikka’s older sister Lauren was to go with them, but somehow they miss each other at their agreed meeting point and a few days after they ran away, only 8-year-old Ruth turned up again. Dead. Returning home brings back all the memories of the weeks before the van Apfel girls’ disappearance.

Felicity McLean’s novel mixes different topics and genres. On the one hand, it is a coming-of-age novel, the girls all have to face the fact that adults can be evil and that sometimes are not to be trusted. On the other hand, it is also a mystery novel, you don’t know what really happened, if the girls might still be alive. And it is a study in how to live with the knowledge that behaving in a different way in a certain situation might have made a big difference.

As other reviewers have pointed out before, yes, while reading you have the impression of having read it before. There are certain parallels to other novels such as “The Suicide Sisters” and much of the plot has been treated in similar ways before. Yet, I liked to read it anyway especially because McLean manages to convincingly get the tone of eleven-year-old Tikka who is at times naive but always good-hearted and well-meaning. A perfect beach read that I thoroughly enjoyed.

Bewertung vom 31.05.2019
The Best of Crimes
Maher, K C

The Best of Crimes


ausgezeichnet

When Walter turns himself in to the police, nobody wants to hear about it. He has committed a crime that the small town ignores - but, it is a crime and he wants to be sentenced. How could it all come so far? How could he kidnap a child for three days? Flashback. Walter was a child prodigy and due to his maths skills already as a young man makes a career in the financing business. In Sterling he finds an older but loving wife and with their child Olivia their family is perfectly complete. In their community, they are a typical family, not like the one from across the street. The father has always been absent and so is the mother, leaving young Amanda alone. The two girls become close friends and Olivia’s family somehow adopts Amada. While the girls grow up, Sterling and Walter become more and more distant until they finally break apart – leaving Walter and the almost teenager Amanda in a very precarious situation.

When I read the first pages of the novel, I was like “Oh my god, not another Lolita story!”. I was afraid that the worst could happen, yet, the strange reaction of the inhabitants of the small town made me wonder: would they ever accept a man who seriously molested a child? I doubted this and luckily read on. What unfolded then was a wonderful story of love and affection of two persons being left and feeling alone and thus becoming a very unique couple.

Even though at the beginning, the relationship between Walter and Amanda is perfectly innocent, at a certain point there is a thin line which somehow is crossed. You feel uncomfortable about how close they are, and even though Walter tries to set up clear boundaries to prevent anything from happening, there is an underlying feeling of an edgy uneasiness. The author plays with a taboo without transgression, but it makes clear that when it comes to affection between an adult and a child, there is some grey area. On the one hand, Walter is the best that could ever happen to Amanda. There is no doubt about his positive influence on her education and personal development. On the other hand, he is much more than a father figure which clearly is a no go considering her age.

Interestingly, both mothers fail in their role as educator and carer, something which you rarely encounter. They do not mistreat their daughters but definitely neglect them. Thus, the novel has a lot to offer from a psychological point of view. Not only the parents’ roles, but also the fact that Walter as a child prodigy never really had a childhood or normal adolescence and now with Amanda somehow lives through a time that he missed out at that age.

A wonderfully written novel that certainly could surprise me several times and which offers much to ponder about.

Bewertung vom 30.05.2019
Was das Leben kostet
Levy, Deborah

Was das Leben kostet


sehr gut

Bücher von Deborah Levy, in denen die Autorin ihr Leben und ihre Erlebnisse zum Thema macht, sind nie leicht zu fassen und zu rezensieren. So auch „Was das Leben kostet“, in dem sie die Trennung von ihrem Ehemann und den Tod ihrer Mutter verarbeitet. War es in „Was ich nicht wissen will“ noch die Sprachlosigkeit, aus der sie einen Ausweg sucht, sind es nun die plötzlich entstehenden Lücken, die sie füllen muss. Ein neues Heim, das nicht heimelig werden will; die Definition des Ich, das nicht mehr (nur) Gattin und Mutter ist, sondern Frau in einer Welt, die scheinbar viel zu sehr von misogynen Männern dominiert wird; der Tod der Mutter und die darauf folgende Orientierungslosigkeit – mit dem Schreiben verarbeitet sie ihre Emotionen und die Suche nach Struktur und Sinn im neuen Dasein.

Vor allem ihre Begegnungen mit Männern haben beim Lesen einen ausgesprochenen Reiz. Womöglich übt sie eine besondere Anziehungskraft auf diejenigen Exemplare aus, die in einem - positiv formuliert – traditionellen Weltbild gefangen sind und Frauen nur als dekoratives Element wahrnehmen und denen jeder Horizont fehlt, das Gegenüber als gleichwertigen Gesprächs- und Lebenspartner anzuerkennen. Ohne Frage hat der gesellschaftliche Wandel, den die Frauen im 20. Jahrhundert erstritten haben, nicht jeden erreicht und stellt so manchen Mann vor große Herausforderungen, wenn an ihrem Weltbild gerüttelt wird und sie sich nicht in der Rolle wiederfinden, die sie sich qua Geschlecht zuschreiben.

Aber auch ihr Fahrrad, symbolisches Kampfmittel, an und mit dem sie ihre Wut und Energie zu kanalisieren versucht, nimmt eine interessante Rolle ein. Die neugewonnene Freiheit durch den Elektroantrieb ermöglicht die Mobilität im chronisch verstopften London bei gleichzeitig allen damit verbundenen Nachteilen wie erfrorene Finger im Winter und dem mühsamen Transport der Einkäufe. Aber es ist auch das Gerät, das ihr als Person die Schau stiehlt und die Aufmerksamkeit von Männern auf sich zieht.

„Freiheit ist nie umsonst. Wer je um Freiheit gerungen hat, weiß, was sie kostet.“

Als Kind ist Deborah Levy mit ihren Eltern aus Südafrika geflüchtet, nun flüchtet sie mit Anfang 50 aus dem Leben in Ehe und steht wieder vor dem Neuanfang und dem Aufbau nicht nur einer Ordnung, sondern auch des eigenen Ichs. Die Introspektion durch die Personalisierung des eigenen Ichs im Schreiben erlaubt es ihr, auch kritische und angreifbare Gedanken zu verbalisieren und ihr Leben neu zu strukturieren. Ein harter und steiniger, aber interessanter Weg, dem man als Leser gerne folgt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.