Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anette1809 - katzemitbuch.de
Wohnort: 
Sulzheim
Über mich: 
Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2012
Der beste Tag meines Lebens
Miller, Ashley;Stentz, Zack

Der beste Tag meines Lebens


sehr gut

Der vierzehnjährige Colin Fischer hat das Asperger-Syndrom, eine leichte Form von Autismus. Seine Welt basiert auf einem logischen Fakten- und Zahlengefüge, in der alles seine Ordnung haben muss. Die Gefühle und Stimmungen anderer erkennen und ihre Gesichter lesen ist ihm ein Rätsel, genau wie es ihm ein Gräuel ist spontan angefasst oder umarmt zu werden. Colin ist ein glühender Verehrer Sherlock Holmes, so nimmt in seinem Zimmer nicht nur ein Poster mit dem Holmes-Darsteller Basil Rathbone einen Ehrenplatz ein, sondern er eifert seinem Idol nach, indem er akribisch Tagebuch führt und seinen Tagesablauf aufs Genaueste analysiert. Als sich eines Tages in der Cafeteria seiner Schule ein Schuss aus einer Waffe löst, schlüpft Colin in die Rolle der viktorianischen Spürnase und führt Daten und Fakten zusammen, um den Fall zu lösen, denn seiner Meinung nach verdächtigt die Schulleitung den Falschen... Kann Colin mit seinem unvergleichlichen Sinn für Logik den Fall lösen?

Kritik:
Das Buch ist in drei Teile und einen Epilog unterteilt. Colins analytisches Wesen und logisch geprägtes Denken wird sehr gut durch den Aufbau der einzelnen Kapitel und die zahlreichen Fußnoten dargestellt. So wird jedes Kapitel von einem Exkurs eingeleitet (beispielsweise über die Befragung von Augenzeugen oder den Kinderarzt Hans Asperger) und Fachbegriffe und Fremdwörter in Fußnoten erklärt. Obwohl das Autorenduo für das Buch keine Ich-Perspektive gewählt hat, kommt es einem auf Grund der ungewöhnlichen stilistischen Mittel dennoch so vor, als würde man das ganze Geschehen direkt aus der Sicht Colins erleben.
Der "Kriminalfall" ist in der Geschichte fast nebensächlich. Für mich hätte darum gerne etwas weniger Spektakuläres als eine in der Cafeteria losgehende Waffe der Aufhänger sein dürfen - vor allem, weil die Auflösung des Falls am Ende mit dem "Knall" zu Beginn nicht mithalten kann. Im Vordergrund steht vielmehr das Wesen und das Empfinden der Welt eines am Asperger-Syndrom leidenden Menschen im Vergleich zum Autismus und die Reflexion des Umfelds auf diesen Menschen. So lebt Colin nicht nur mit einigen Beeinträchtigungen, wie seiner sozialen Schwäche oder dem beinahe krankhaften Sinn nach Ordnung, sondern vor allen Dingen mit erheblichen Stärken wie seiner untrüglichen Logik und Kombinationsgabe. Einige Besonderheiten Colins wirken auch gar nicht wie eine Krankheit, sondern vielmehr wie ein verrückter Spleen, so dass seine Eigenarten beinahe immer humorvoll und witzig beim Leser ankommen. Nur in gewissen Situationen, wie in Familienkonflikten bei denen Colins jüngerer Bruder Danny ausfällig wird, weil er sich gegenüber seinem Bruder zurückgesetzt fühlt, wird dem Leser deutlich, dass das Zusammenleben mit einem Menschen mit Asperger-Syndrom anstrengend sein kann und besondere Regeln und Rücksichtnahme erfordert.

Fazit:
"Der beste Tag meines Lebens" ist eine ganz besondere Geschichte über Familie und Freundschaft, die sich vor allen Dingen durch ungewöhnliche Stilmittel auszeichnet und einen Einblick in das Asperger-Syndrom bietet, so dass man einen Blick von "innen" und von "außen" auf dieses Krankheitsbild erhält. Das Ende ist zwar abgeschlossen, lässt aber alle Türen offen für ein weiteres Abenteuer von Colin, seinen Freunden und seiner Familie.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2012
Vollendet Bd.1
Shusterman, Neal

Vollendet Bd.1


ausgezeichnet

Das Buch ist in sieben Teile untergliedert. Im ersten Teil des Buches lernt der Leser drei Kinder und Jugendliche kennen, die umgewandelt werden sollen. Bei Connor haben sich die Eltern zu diesem Schritt entschlossen, weil sie nicht mehr mit ihm zurechtkommen, Risa ist eine Waise, die nicht mehr länger im Waisenhaus versorgt werden kann, weil dem Staat die nötigen Mittel fehlen, dann Jahr für Jahr werden weitere ungewollte Kinder "gestorcht" (ausgesetzt) und Lev ein Zehntopfer seiner streng gläubigen Eltern, die seine Umwandlung als Opfergabe an Gott bereits vor seiner Geburt beschlossen haben.
Die Idee mit der Umwandlung, die vom Gesetz nach der "Charta des Lebens" beschlossen wurde, fand ich vor allem deshalb schrecklich und grotesk, weil sie - außer bei den Waisen oder gestorchten Kindern - von den leiblichen Eltern beschlossen wird. Man stelle sich das einmal vor: man hat sein Kind 13-17 Jahre um sich gehabt und gibt dann seine Einstimmung zu so einem Eingriff? Bei seinem eigenen Fleisch und Blut?
Da die Handlung abwechselnd aus allen drei Perspektiven erzählt wird (Connor, Risa, Lev), fühlt man sich eigentlich allen Protagonisten sehr nahe, obwohl sie vom Charakter absolut unterschiedlich sind. Bereits der erste Abschnitt bietet einige Szenen, die einen als Leser nur fassungslos den Kopf schütteln oder einen beinahe körperliche Überkeit empfinden lassen. Ich fand das Szenario wesentlicher schrecklicher als in so manchem blutigen Thriller, weil vieles zum Nachdenken anregt und über das Leben philosophiert wird, und das, was uns eigentlich ausmacht. Und, wie bereits eingangs erwähnt, im Normalfall die eigene Familie darüber richtet, wer zum Schafott antreten muss.
Im weiteren Verlauf der Geschichte trennen sich die Wege unserer drei Jugendlichen Hauptakteure und es werden immer weitere Nebencharaktere eingeführt, die entweder im weiteren Verlauf noch eine wichtige Rolle spielen, oder insofern, dass an ihnen deutlich gemacht wird, was es genau mit "vollendeten" bzw. umgewandelten Menschen auf sich hat. Zu den Nebencharakteren wird zu Beginn häufig eine Distanz gewahrt, damit will der Autor verdeutlichen, wie wenig der einzelne Charaktere zählt, nur die "Bauteile" jedes Menschen bekommen eine Wertung zugeteilt. Dies wird zum einen deutlich daran, dass alle Waisenkinder den Nachnamen "Ward" erhalten (dt. Mündel) oder wohlhabende Bürger sich bessere Körperteile leisten können als die breite Masse. Wer ein neues Ohr braucht, und nur wenig Geld hat, muss notfalls mit einem tauben Ohr vorlieb nehmen, aber ein taubes Ohr ist immer noch besser als gar kein Ohr. Nebencharaktere bekommen erst dann Persönlichkeit eingehaucht, wenn sie für die Geschichte wichtig werden, andere treten nur am Rande auf und verblassen schnell wieder, von etlichen erfährt man nicht einmal den Namen.
Man erlebt eingesetzte Körperteile auf unterschiedliche Art und Weise in ihrem "zweiten Leben". War die Vorstellung einer Umwandlung zu Beginn schon furchtbar, so verstärkt sich das Grauen im Laufe der Geschichte immer mehr, weil man nicht nur mehr davon liest, sondern die Folgen erlebt. Neal Shusterman ist ein gnadenloser Voyeur beim Betrachten seiner Figuren. Im Mittelteil der Geschichte ist er noch relativ verhalten, aber das Grauen steigert sich von Mal zu Mal. Auch wenn ich oft dachte, es kann nicht mehr schlimmer kommen, hat mich der Autor mehrfach mit seinen Ideen und geschilderten Episoden geschockt und aus der Bahn geworfen. Am Ende des Buches war ich wie vor den Kopf gestoßen und irgendwie auch angeekelt und abgestoßen. Wer im Mittelteil schon meint, die Schilderungen des Autors nicht weiter ertragen zu können, sollte das Buch lieber nicht beenden, auch wenn das Ende in mancher Hinsicht hoffnungsvoll stimmt. Alle anderen sollten sich dieses Highlight dystopischer Literatur auf keinen Fall entgehen lassen!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2012
Vilja und die Räuber / Vilja Bd.1
Kolu, Siri

Vilja und die Räuber / Vilja Bd.1


ausgezeichnet

Auf "Vilja und die Räuber" bin ich durch das altmodisch anmutende Cover aufmerksam geworden. Im Stil des Covers sind auch die Ornamente rund um die Kapitelüberschriften gestaltet. Ich habe mich bereits vor dem Lesen in das Buch verliebt, da die kleinen Illustrationen mit so viel Liebe zum Detail und immer im Zusammenhang zum Inhalt ausgewählt wurden. Außerdem haben mir die beschreibenden Kapitelnamen schon einige Schmunzler entlockt: "Kapitel 3 in dem wir Grundkenntnisse über anständige Räuberbrote gewinnen" oder "Kapitel 12 in dem wir erfahren, dass FuMo nicht 'Furzen und Mogeln' heißt". Mich hat das regelrecht in meine Kindheitstage zurückkatapultiert, als die Bücher meiner Meinung nach noch viel häufiger kleine Schwarzweißillustrationen enthielten als das heute der Fall ist und auch lange und beschreibende Kapitelüberschriften scheinen heute leider nicht mehr wirklich "in" zu sein. Gerade das macht aber den besonderen Charme dieses Buches aus. Ganz so wie in vergangenen Zeiten läuft das Räuberleben allerdings nicht mehr ab. Da die "Kundschaft" heute nicht mehr in Kutschen oder zu Pferde unterwegs ist, haben sich die modernen Räuber der Zeit angepasst und sind mit einem Bus unterwegs. Doch sonst scheint vieles von der Atmosphäre so, als hätte man wirklich ein geliebtes Buch aus Kindheitstagen und nicht das Kinderbuch des Jahres 2010 in Finnland aus dem Regal gegriffen.
Entsprechend auf das eigentliche Zielpublikum abgestimmt, sind die Kapitel kurz gehalten und das Schriftbild angenehm groß gedruckt. Die Sprache wirkt etwas verspielt durch Viljas unzählige Listen, die sie in ihrer Zeit bei den Räuberbergs aufstellt und den häufigen Ausruf des Wilden Karlos: ab-so-LUT!
Die Familie der Räuberbergs setzt sich aus ganz unterschiedlichen Charakteren zusammen, was das Lesen besonders kurzweilig macht und häufig für die Situationskomik in dem Buch sorgt. Mutter Hilda fällt insbesondere durch ihren rasanten Fahrstil auf, Vater Karlo hat sich mit dem Räuberdasein einen Kindheitstraum erfüllt, wohingegen sein Sohn Kalle lieber zur Schule gehen und in einer normalen Wohnung leben möchte. Tochter Hele sieht sich eines Tages selbst als Oberhaupt einer Räuberbande und Gold-Piet ist zufrieden, solange sein Boss Karlo das auch ist. Durch die unterschiedlichen gearteten Charaktere werden die Licht- und Schattenseiten des Räuberdaseins dargestellt, und am Ende des Sommers weiß jeder, dass man nicht das ganze Jahr durch nur Spaß und Ferien haben kann. Doch solange der Sommer andauert kann man die finnische Landschaft, die Wettkämpfe und Spiele und den Duft von Fleischpiroggen in vollen Zügen genießen!

Fazit:
Eine zauberhafte Kindergeschichte im Stil der klassischen Lindgren-Geschichten, die mich ein wenig an "Pippi auf der Walze" erinnert hat. Das altmodisch angehauchte Design trägt das seinige dazu bei, damit man etwas wehmütig an lange zurückliegende "Kindheitsleseerfahrungen" zurückdenkt und so hoffe ich sehr, dass Vilja und die Familie Räuberberg noch viele weitere Sommer mit gemeinsamen Abenteuern erleben dürfen.
Für die empfohlene Altersgruppe ist es eine wirklich lustige Geschichte um Freundschaft und Sommerfreuden, die bestimmt sowohl bei Mädchen als auch Jungs viele begeisterte Leser finden wird.
Und unbedingt Essen bereithalten: die Räuberbergs langen nicht nur kräftig in die Süßigkeitentüte, sondern auch bei Piroggen und Fleischbällchen ordentlich zu. Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich mich mit meinem Buch am liebsten zu ihnen an den Frühstückstisch gesetzt, denn das Frühstück ist die ab-so-LUT wichtigste Mahlzeit des Tages!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2012
Zorgamazoo
Weston, Robert P.

Zorgamazoo


ausgezeichnet

Was, fragen wir uns, ist wohl Zorgamazoo?
Und die Antwort, glaube mir, die geht so:

Zorgamazoo ist ein Buch mit vielen Seiten,
die beim Lesen Unmengen Spaß bereiten.
Ich verschlang es schnell und fands ganz toll,
auch die Illustrationen sind einfach wundervoll.
Auch die Typographie unsterstützt den Text gelungen,
mal fett gedruckt, mal klein, durcheinanderpurzelnd oder gar verschlungen.
Robert Paul Weston schrieb die Geschichte als langes Gedicht,
Victor Rivas zauberhafte Bilder sind alles andere als schlicht,
dazu die perfekte Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn,
so klingt die Geschichte spannend und überhaupt nicht lahm.
Im Gegenteil, das Abenteuer der pfiffigen Katrina Katrell
und Yorgel dem Zorgel zieht alle in seinen Bann ganz schnell.
Die beiden müssen die Erde vor Langeweile retten,
mit viel Fantasie können sie das schaffen, wetten?
Im Buch gibt es Monster, Meerjungfrauen und Menschenfresser,
doch ihnen Vertrauen zu schenken ist viel besser,
als Katrinas Vormund Mrs. Karbone,
denn die hats faustdick drauf und ist nicht ohne,
sie und andere wollen die Fantasie ausmerzen, lassen die Erde erkalten,
glauben nicht an Fantasiegestalten.
Der Katrina will sie ihr Hirn gar stehlen,
doch Fantasielosigkeit und Langeweile kann man niemandem befehlen.
Es ist so wichtig für Spaß und fürs Leben,
es muss verrückte Gestalten geben,
denn merke - es ist wirklich so -:
Ohne Fantasie gibt’s kein Zorgamazoo!

Wer dieses Buch nicht liest, versäumt viel Spaß,
los macht schon, gebt euch einen Ruck, gebt Gas...
rennt in die Buchhandlung, gebt ihm in euren Regalen einen Platz,
für mich ist diese Geschichte ein ganz besonderer Schatz!

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.07.2012
Radieschen von unten
Aakeson, Kim F.; Slocinska, Kamila

Radieschen von unten


ausgezeichnet

Der Alltag des Bestatters ist grau und eintönig. Fast jeden Tag isst er kalt, weil es ihm zu aufwendig erscheint für sich alleine zu kochen. Haustiere hat er keine, weil sich das nicht lohnt bei der geringen Lebenserwartung. Genauso wenig kauft er Schnittblumen, denn bei denen ist die Vergänglichkeit noch offensichtlicher: sie lassen schnell die Köpfe hängen, verwelken, dann fallen die Blätter ab und schon landen sie auf dem Müll.
Der Bestatter hat ein Geheimnis. Er kann mit Toten sprechen. Und während er sie wäscht, abtrocknet, ihnen ihre schönsten Kleider anzieht und sie frisiert, erfährt er so einiges aus deren Leben, was ihn nachdenklich stimmt...
Da ist ein Opa, der ein langes und zufriedenes Leben geführt hat, ein Landwirt, der nur über das Wetter reden will, eine junge Frau, die sehr traurig darüber ist, viel zu früh aus dem Leben gerissen worden zu sein, obwohl sie noch so viele Dinge unternehmen wollte. Diese junge Frau konnte er mit seiner Vorstellung vom Paradies trösten, doch die Frau, die er einen Tag später in der Leichenhalle hat, lässt sich von seinen Worten nicht beruhigen. Paradies? Paaah! Sie glaubt nicht an ein Paradies. Warum hat der Bestatter so viel Zeit sich um die Toten zu kümmern? Sollte er seine Zeit nicht lieber dazu nutzen, die 1000 Dinge zu tun, die der Frau nun versagt bleiben? Der arme Bestatter schläft von Nacht zu Nacht schlechter, aber die Wende bringt letztendlich ein toter Teppichhändler, der jahraus, jahrein, tagaus, tagein, ein ebenso belangloses, trostloses und ereignisloses Leben geführt hat wie der Bestatter. Und das soll alles sein?

Natürlich besteht das Leben aus Routineabläufen und leider auch einigen Dinge, die man nicht so gerne mag, aber das Leben ist auch: rote Blumen, Fleischbällchen in Currysoße, ein knackiger Frauenpo, der Wind, der am Mantel zerrt, Kinder und Hunde. DAS ist das Paradies. Der Bestatter hat lange gebraucht, bis er gemerkt hat, dass man sich schon an kleinen Dingen freuen kann und man nicht immer zugunsten des Aufwands oder ob etwas nütz oder unnütz ist, auf die Kleinigkeiten, die das Leben erst schön machen, verzichten sollte. Eine Lebensweisheit, die wahrscheinlich jeder kennt, und die man sich doch viel zu selten verinnerlicht. Mit dieser poetischen und klaren Geschichte, die schon Kinder verstehen, ruft man sich wieder ins Gedächtnis, dass es nicht nur die großen Dinge sind, die einen selbst oder andere glücklich machen, sondern gerade die Kleinigkeiten, die man viel zu häufig vernachlässigt oder auf die lange Bank schiebt. Und mal ehrlich: gerade die kleinen Sachen kosten doch meistens nicht viel oder sogar nichts? Haben wir Erwachsenen etwa vergessen, was wirklich wichtig ist im Leben?

Kamila Slocinska hat Kim Fupz Aakesons verrückte Geschichte mit naiven und kindlichen Zeichnungen untermalt, die meistens grau und eintönig das langweilige Leben des Bestatters beschreiben. Nur die Blumen, die für die Veränderung in seinem Leben stehen, sind kunterbunt, leuchtend und in unzähligen Formen vertreten. Die Zeichnungen erinnern oft an Bilder, wie Kinder sie malen würden. Die Blumen bestehen häufig nur aus den farbigen Blütenständen oder haben Gesichter, großformatige Flächen sind grob ausgefüllt und die Haarpracht der einzelnen Protagonisten bestehen aus Bleistiftkringeln oder langgezogenen Strichen. Die Illustratorin und der Autor sind hier eine sehr stimmige Symbiose eingegangen. Beide drücken mit ihren jeweiligen Mitteln aus, dass die Lebensfreude im Kleinen steckt und nur wahrgenommen werden muss, damit sie ganz GROOOOOOOOSS erlebt werden kann.

Meistens sind Bücher über den Tod nur traurig, aber "Radieschen von unten" ist verrückt, stimmt nachdenklich, hoffnungsfroh und zufrieden gleichermaßen, der Humor ist schräg und die Geschichte so zauberhaft und poetisch, dass man sie eigentlich jedem guten Freund schenken sollte, um ihm ein paar kunterbunte Farbtupfer in den grauen Alltag zu zaubern.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2012
Vintage Tea Party
Caldicott, Carolyn

Vintage Tea Party


ausgezeichnet

Mittlerweile bin ich einer Sucht erlegen, was Bücher angeht, die sich mit der wohl britischsten Mahlzeit des Tages beschäftigen: die Teatime. Natürlich wiederholt sich ein Teil der Rezepte. Beispielsweise kann man sich Scones oder Sandwiches unmöglich von einer klassischen Teetafel wegdenken, und zumindest von den Covern wirkt der Stil der Veröffentlichungen ähnlich. Trotzdem haben es Carolyn und Chris Caldicott mit ihrer "Vintage Tea Party" geschafft ein Buch zu veröffentlichen, dass man auch dann unbedingt im Regal stehen haben will, wenn man bereits andere Bücher zu dem Thema besitzt.
Zum einen ist da der Inhalt des Buches. Neben den bereits erwähnten Klassikern der englischen Teatime wie Scones und Sandwiches, Muffins und Crumpets, widmet sich ein großer Teil des Inhalts der Entstehungsgeschichte der Teatime und dem schönen und unverzichtbaren Drumherum, dass die Teatime erst zu einer perfekten Teatime werden lassen: Tischwäsche und Geschirr. Carolyn Caldicott führt jede Menge Tipps auf, wie man einen Tisch stilvoll eindecken und seine Gäste bewirten kann, ohne sich dafür in Unkosten oder einen immensen Zeitaufwand zu stürzen. Wer nicht gerne Marmelade kocht, kann auch eine gute Sorte kaufen, die er zu selbstgemachten Scones reicht, und ein Teegeschirr muss nicht immer vollständig und neu sein, sondern kann auch mit Einzelstücken von Flohmärkten und Wohltätigkeitsbasaren kombiniert werden. Chris Caldicott hat die gedeckten Tafeln, das altmodische und reizende Geschirr und die leckeren Köstlichkeiten so wunderbar in Szene gesetzt, dass man am liebsten in das Buch hineinsteigen würde. Im Gegensatz zu anderen Werken werden die Gebäckstücke und Marmeladen hier nicht dermaßen hochgestylt präsentiert, dass man denkt "sieht köstlich aus, aber viel zu schade zum Essen", sondern an rustikalen Tafeln, einem sommerlich gedeckten Gartentisch oder direkt vorm Kamin. Das Sonnenlicht produziert Schattenspiele auf die Tafeln, die Tischdecken sind nicht glattgebügelt, sondern weisen immer noch die Falten vom Zusammenlegen auf. Alles wirkt authentisch und echt und weckt bei mir einen Appetit auf die Sachen und eine Lust darauf nach England zu reisen, wie es andere Teatime Bücher bisher noch nicht geschafft haben. Die wunderbaren Landschaftsfotos von Chris Caldicott sind dabei noch das Tüpfelchen auf dem I, so dass ich aus dem wohligen Seufzen beim Durchblättern dieses Buches gar nicht mehr rausgekommen bin.
Auch der Rezeptteil des Buches bietet weit mehr als nur die Rezepte inklusive Foto, Zutaten- und Zubereitungsteil. Carolyn Caldicott beschreibt wo die Rezepte ihren Ursprung haben, gibt Informationen zu der Herkunft einzelner Zutaten und besonders schön zu lesen ist es, wenn sie die Köstlichkeiten um Anekdoten aus ihrer Kindheit ergänzt.

Zum Abschluss noch ein Blick auf den Inhalt:

Teatime
- Beliebte Accessoires
- Wo findet man die schönen Dinge?
- Wie man beim Stil schummeln kann
- Wie alles begann
- Wie es zur Teatime kam
- Aus dem Salon in den Tearoom
- Die Wahl des passendes Tees
- Die Geschichte des Sandwiches
- Ein Gläschen zum Tee
Eingemachtes
Tee im Salon
High Tea
Tee im Garten
Tee am Kamin
Tee im Kinderzimmer
Alphabetisches Rezeptregister

Das Buch im quadratischen Format enthält zahlreiche Fotos zu den Rezepten und darüber hinaus doppelseitige Landschaftsaufnahmen aus England. Die anderen Seiten sind mit verschiedenen zarten Farben wie hellblau, frühlingsgrün und blassem rosa hinterlegt, einige kleine Tuscheillustrationen lockern das Design auf.

"Vintage Tea Party" ist weit mehr als ein Buch mit Rezepten. Ein bisschen ist es so, als wäre der Sommer und Erinnerungen an einen schönen Englandurlaub zwischen zwei Buchdeckel gesteckt worden.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2012
111 kreative Ordnungsideen für zuhause

111 kreative Ordnungsideen für zuhause


sehr gut

Um eins gleich vorweg zunehmen: Mir hat das Buch bis auf Kleinigkeiten sehr gut gefallen, der Inhalt entspricht aber nur teilweise dem, was der Titel assoziiert. So sind zwar in Summe 111 Ideen in diesem Buch enthalten, jedoch sind diese nicht durchweg Bastel- oder Dekoideen, die zum Nacharbeiten einladen, wie man auf Grund der Coverabbildungen annehmen könnte, einige Ideen sind vielmehr (rein schriftliche) Tipps, wie man sie auch aus Mutters oder Großmutters Trickkiste kennt (z.B. Teekanne mit Hafttabletten reinigen, Silber putzen mit Salz und Alufolie), zudem wiederholen sich einige Grundideen, so dass man streng genommen dann doch keine 111 Ordnungsideen im Buch findet, zumindest keine 111 verschiedenen, sondern nur Variationen (z.B. Paravent: stoffbespannt, mit Schmetterlingen, tapeziert).

Die 111 gesammelten Ideen sind in folgende Rubriken unterteilt:
* Ordnungsideen für Kleinigkeiten & das Büro
* Ordnung in der Bastelecke & Werkzeugkiste
* Pinnwand & Memoboard
* Ordnung im Garten & auf dem Balkon
* Ordnung in Küche & Bad
* Alltagshelfer & Putztipps
* Möbel & Raumteiler

Im Anhang befinden sich unter "Gewusst wie!" einige erklärende Anmerkungen und Tipps für die vorgestellten Bastel- und Näharbeiten. Die kurzen Tipps ersetzen aber keine Grundlagen. Für die genähten Ordnungshüter in diesem Buch sollte man zumindest Grundkenntnisse an der Nähmaschine besitzen. Anschließend sind die Vorlagen aufgeführt, die für einige Arbeiten allerdings noch auf die richtige Größe kopiert werden müssen.

Das Design des Buches ist frisch und farbenfroh. Leuchtendes Orange, Grün, Pink und weitere fröhliche Farbtöne laden regelrecht zum Durchstöbern sämtlicher vorgestellter Tipps ein. Die meisten Ideen sind auf einer Seite präsentiert mit einem Foto des fertigen Produkts, einer Materialliste und einer Arbeitsanleitung. Meine Favoriten unter den Basteltipps sind die Upcycling Ideen, in denen ausrangierte oder defekte Sachen oder "Müll" zum Einsatz kommen, hier findet man beispielsweise eine Pinnwand aus Korken, Kleiderbügel als Schmuckhalter, eine Geschenkbandrollen-Box aus einer leeren CD-Spindel oder Pflanzenstecker aus Tonscherben.

Einige Dinge sind so simpel und mit wenig Aufwand nachzuarbeiten, dass sie auch gut als Bastelarbeit gemeinsam mit Kindern taugen.

Das Buch ist in Summe eher für Personen geeignet, denen es an Ideen mangelt Ordnung kreativ umzusetzen oder optische Anregungen dafür brauchen, wie man diese Ideen am besten in die Tat umsetzt, und diesen würde ich das Buch vorrangig empfehlen.

Unter topp-kreativ.de gibt es noch viele weitere Empfehlungen zum Selbermachen!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2012
Shaun das Schaf, Mein Grillbuch, m. Grillhandschuh

Shaun das Schaf, Mein Grillbuch, m. Grillhandschuh


ausgezeichnet

Zugegebenermaßen mag ich die Shaun-Kochbücher allein schon wegen den vielen Fotos aus der Fernsehserie. "Mein Grillbuch: Feuer frei" ist ein ganz besonderes Schmankerl für Shaun-Fans, denn hier bekommt man nicht nur wie in den anderen Veröffentlichungen jede Menge Bilder von Shaun und seinen Freunden geboten, dass Grillbuch wird in einer ansprechenden Geschenkverpackung samt Shaun-Grillhandschuh geliefert, der nicht nur ein hübsch anzuschauendes Gimmick für Fans ist, sondern wirklich für den Gebrauch taugt. Er ist griffig, robust und maschinenwaschbar, von daher überzeugt das Gesamtpaket von Buch, Handschuh und Verpackung auf jeden Fall vom Preisleistungsverhältnis.

Aber auch von der Rezeptauswahl hat "Feuer frei" weit mehr zu bieten als Würstchen, Steak und Co.

Ganze 40 Rezepte sind in dem Buch enthalten, die in die Rubriken...

* Gemüse und Käse spielen die Hauptrolle

* Feuer und Flamme für Fleisch und Geflügel

* Fisch und Meeresfrüchte ahoi!

* Brutzelvergnügen mit Obst

... unterteilt sind und außerdem auf der letzten Seite des Buches auch nochmal in einem alphabetischen Register aufgeführt werden.

Im Kapitel "Gemüse und Käse spielen die Hauptrolle" befinden sich einige vegetarische Rezepte. Außerdem enthalten die Rezepte für Fleisch, Geflügel und Fisch häufig Saucen, Marinaden, Dips oder Pesto, die natürlich auch eigenständig zubereitet werden und zu anderen Fleisch- oder Fischsorten oder vegetarischen Gerichten gereicht werden können, als denen, die im Buch aufgeführt sind. Bei diesen Rezepten hätte ich mir allerdings gewünscht, dass Sauce und Konsorten im Zutaten- und Zubereitungsteil konsequent getrennt vom Rest aufgeführt worden wären (bei einigen Rezepten wurde dies umgesetzt), damit man auf das Einzelrezept einen schnelleren Zugriff hat, wenn man statt "Putenburger mit Zwiebel-Relish" eben nur das Zwiebel-Relish zubereiten möchte. Allerdings ist dieser Punkt angesichts der bei Grillgerichten häufig überschaubaren Zutatenliste und Zubereitungsfolge zu verschmerzen.

Neben den lustigen Szenen aus der Serie beinhaltet jede Rezeptseite auch ein Foto des fertigen Gerichtes, plus einer Zutatenliste mit Angabe der Personenanzahl, Zubereitungszeit und Nährwertangaben (Kalorien, Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydrat-Anteil) und natürlich die Zubereitungsfolge, in der die einzelnen Zutaten nochmals durch Fettdruck hervorgehoben sind.

"Mein Grillbuch: Feuer frei" kann ich nicht nur Shaun-das-Schaf-Fans empfehlen (die hier allein wegen des "scha(r)fen" Handschuhs zugreifen sollten), sondern allen Grillfans, die neben Würstchen und Steaks noch andere Sachen auf den Grill legen wollen und neben Grillgut auch Interesse an Beilagen, Marinaden und süßen Sachen vom Feuer zeigen. Die Shaun-Kochbücher sind immer umwerfend witzig gestaltet und in "Feuer frei" findet sich zudem eine gute und abwechslungsreiche Rezeptauswahl!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.