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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2024 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2022
Die Welt, die meine war
Bjørnstad, Ketil

Die Welt, die meine war


gut

Die Achtziger

Der Norwegische Schriftsteller Ketil Bjornstad handelt die Achtziger Jahre an. Jedenfalls so, wie er sie empfunden hat.Aber viel kann ich auch für mich ableiten. Auch für mich waren die Achtziger Jahre prägend.
Jedes Jahr wird beleuchtet. Dadurch wird es zu einem großen Projekt. Aber es bleibt relativ unverkrampft und lesbar.
Bjonstad ist 1980, zu Anfang des Buches 28 Jahre alt. Er ist auch Musiker, klar dass die Musik der Zeit ihm neben Literatur auch wichtig ist, aber auch Film und Philosophie.
Es begegnen uns politische und kulturelle Ereignisse und Momente der Zeit. Manches hatte ich glatt vergessen.Dem Roman sind einige Erinnerungen zu verdanken.

Bewertung vom 07.05.2022
Düsterhof (Thriller)
Schwermer, Melisa

Düsterhof (Thriller)


sehr gut

tüchtig und lässig

Der Kriminalfall von Düsterhof ist vom Plot her gut durchdacht, aber nicht besonders originell, eher solide. Dafür lebt der Krimi mehr von den ungleichen Hauptfiguren, der Anwältin Anna Hart und der Privatdetektiv Felix Hertzlich. In den Dialogen, man könnte auch sagen Geplänkel zwischen ihnen schwingt viel Humor mit und es ist schwer sie nicht zu mögen. Das Privatleben der beiden wird auch gut integriert.

Düster ist der Krimi eigentlich nicht, aber die Mordfälle sind sehr brutal.
Die Darstellung des Psychopathen samt seiner Störung halte ich für nicht glaubwürdig und primitiv.
Auch der unschuldig Verdächtigte Robin Thaler ist eine schwache Figur.

Weiterhin bleiben also die Persönlichkeiten von Felix und Anna führend für die Handlung. Anna so adrett und tüchtig, Felix immer so lässig, manchmal schlampig. Ein tolles Team. Sie hätten das Potenzial für eine Fernsehserie, aber vielleicht gibt es schon zu viel vergleichbares.

Fazit: ein solider Krimi und ein unterhaltsamer Roman!

Bewertung vom 05.05.2022
Fast ein Idyll
Falk, Susanne

Fast ein Idyll


sehr gut

Eine Vielzahl an Episoden

Susanna Falk hatte mich mit ihrem letzten Roman „Johanna spielt das Leben“ sehr überzeugt und auch Fast ein Idyll ist ein gutes Buch, aber ich frage mich auch, was die Autorin damit eigentlich bezweckte. Wohin soll es führen?
Von dieser Fragestellung kann man das Buch als eine Sammlung von Episoden nehmen, in denen historische Persönlichkeiten im Mittelpunkt stehen. Manches hat Susanna Falk mit großer Glaubhaftigkeit, zum Beispiel die Briefe Jane Austens an ihre Schwester Cassandra wirken unheimlich echt. Eine gute Kopie. Das kann nicht jeder Schriftsteller.
Auch Marlene Dietrich kann ich mir in ihrer Passage gut vorstellen.
Ganz wunderbar ist die Episode um die kleine Selma (Lagerlöf) und den Gänserich.
Wesentlich härter ist die Kleopatra-Episode.
Dafür hat de Thomas Mann-Geschichte viel Humor.
Insgesamt bietet das Buch so viel, das ich ganz zufrieden bin, obwohl sich für mich keine Geschlossenheit ergibt.

Bewertung vom 05.05.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


sehr gut

Das unerwartete Ende einer Affäre

Der Roman ist in Versform gefasst und vermittelt die Gedanken der Protagonistin Ana, die Anwältin und heimliche Geliebte des verheirateten Connor war.
Sie ist selbst verheiratet mit Kindern. Jetzt ist Connor überraschend verstorben und Ana muss für Connors Ehefrau Rebecca den Nachlaß regeln.
Der Erzählton ist durch Anas Zustand geprägt. Nach außen darf sie sich nichts anmerken lassen, doch innerlich ist sie schwer getroffen.
Dazu passt auch das fragmentarische dieses Textes.

Der deutsche Titel Verheizte Herzen klingt merkwürdig. Vielleicht hätte man den Originaltitel Here ist the Beehive, der von einem Kinderlied abgeleitet ist, auch anders übersetzen können.

Anas Emotionen werden spürbar.
Kein schlechtes Buch, von mittlerer Relevanz.

Bewertung vom 03.05.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Lebensgeschichten

Die sieben Schalen des Zorns ist ein packender Roman mit wichtigem Thema: Sterbehilfe und strafrechtliche Verfolgung
Der Arzt Max Keller hat bei seiner schwerkranken Tante Sterbehilfe geleistet und wird jetzt dafür angeklagt.
Eine weitere wichtige Figur ist der Staatsanwalt Jonas, der mit Max privat befreundet und aufgrund gemeinsamer Ereignisse aus der Vergangenheit miteinander verbunden ist. Dann gibt es auch noch Agnes, die Max seit seiner Kindheit kennt.

Man merkt dem Schriftsteller Markus Thiele an, dass er auch Rechtsanwalt ist und die Abläufe bei rechtlichen Dingen und Gerichtverfahren gut kennt. Alles ist sehr glaubhaft geschildert.
Geschickt setzt Thiele zwischendurch viele, lange Rückblicke ein, z.B. die recht harte Kindheit und Jugend des Arztes und über die Freundschaft zwischen Max und Jonas.
Auch die psychologische Seite des Buches wird nachvollziehbar. Das ist manchmal aufgrund des wehmütigen Tons schmerzhaft zu lesen. Der Text ist streckenweise wirklich düster, aber auch spannend wie ein Thriller. Es gibt auch sehr langsam erzählte Passagen. Markus Thiele nimmt sich Zeit für die Entwicklung der Geschichte.

Es werden praktisch ganze Lebensgeschichten erzählt. Das ist ziemlich beeindruckend.

Fazit: ein geschickt gemachter, dichter Roman.

Bewertung vom 26.04.2022
Nachtschwärmerin
Mottley, Leila

Nachtschwärmerin


sehr gut

lesenswert

Die amerikanische Schriftstellerin Leila Mottley hat einen interessanten Debütroman vorgelegt, der in Oakland handelt.
Die Protagonistin ist 17 Jahre alt, schwarz,, lebt mit ihrem Bruder Marcus alleine und sieht sich gezwungen, aus Geldnot als Prostituierte tätig zu werden. Dann wird sie ausgerechnet von der Polizei genötigt.
Sensibel erzählt, entzieht sich der Roman jedem voyeuristischen Blick und beweist auch damit Qualität.
Das heißt nicht, dass der Roman nicht absolut realistisch wirkt.
Als Nebenfigur gibt es auch noch den Nachbarsjungen Trevor.

Auffällig ist die Haltung des Romans. Es geht nicht darum, die Psyche der Polizisten zu ergründen und auch die Protagonistin gibt sich lange verschlossen. Schließlich geht es sogar vor Gericht.

Für mich strahlt der Roman große Glaubwürdigkeit aus.

Abschließende Bemerkung:
Übersetzt wurde der Roman von Yasemin Dinçer, die in letzter zeit schon öfter mit diversen Titeln überzeugt hat. Das soll nicht unerwähnt bleiben.

Bewertung vom 23.04.2022
Fluchtpunkte der Erinnerung (eBook, ePUB)
Sznaider, Natan

Fluchtpunkte der Erinnerung (eBook, ePUB)


sehr gut

Fluchtpunkte der Erinnerung ist ejn ansprechendes Sachbuch, dass Bezug auf eine ganze Reihe von Persönlichkeiten nimmt, die zu den grössten Denkern des 20. Jahrhunderts gehören: z.B. Hannah Arentdt, Jean Amery, Claude Lanzmann, Albert Memmi, Edward Said.
Durch das Versammeln dieser höchst unterschiedlichen Stimmen entsteht die Komplexität des  Buches.

Bewertung vom 16.04.2022
Das Leben eines Anderen
Hirano, Keiichir_

Das Leben eines Anderen


ausgezeichnet

Literatur aus Japan

Japanische Literatur interessiert mich sehr, oft ist sie aber auch von einer gewissen Zurückhaltung im Ausdruck geprägt.
Auf „Das Leben eines anderen“ von Keiichiro Hirano trifft das zu. Auf der Oberfläche gesehen herrscht eine Sachlichkeit vor, das man glauben könnte, man lese einen nüchteren Bericht über den Vorffall eines Identiätstausch.
Etwas genauer betrachtet ist der Roman aber keinesfalls emottionslos, das wird sensibel über die Figuren gesteuert.
Da ist z.B. Rie, die schon viel Pech hatte und deren Ehemann plötzlich verstorben ist und dann stellt sich noch heraus, dass er nicht der war, für den er sich ausgegeben hatte.
Der Rechtsanwalt Kido Akira untersucht für sie die Sache und macht sich auf die Suche nach Mister X.
Kido ist die zentrale Hauptfigur. Er ist ein ruhiger Mann, ein Japaner von koreanischer Abstammung in dritter Generation.
Man erfährt auch eine ganze Menge vom Leben der japanischen Gesellschaft.
Dazu gehört zum Beispiel die Identitätsfrage der Zainichi, also der kroeanischen Minderheit in Japan und deren Diskreminierung durch die extreme Rechte.

Für mich ist das Entwerfen der Figuren eine große Stärke des Autoren, von dem ich gerne noch weitere Bücher lesen würde.

Bewertung vom 15.04.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


ausgezeichnet

Maseratis Geheimnisse

Alina Bronskys Romane haben immer ein gewisses Niveau und das gilt auch für ihr neues Buch Schallplattensommer.
Es erinnert mich leicht an Bronskys erstes Werk Scherbenpark.
Wieder steht ein Mädchen im Vordergrund, das zwar unabhängig und eigenwillig, aber noch minderjährig ist. Maserati. Sie ist ein starker Charakter, aber sie hat auch Probleme. Nicht alles enthüllt sich gleich. Geschehnisse der Vergangenheit werden dem Leser erst nach und nach bekannt.
Thematisch scheint mir der Roman leicht überfrachtet, so wird auch nicht alles aufgelöst. Das ist mir aber auch ganz Recht so. Ein Autor muss den Lesern nicht alles abnehmen.
Was das Buch auf jeden Fall auszeichnet ist Atmosphäre, die sich zum Teil auch aus den geheimnissen ergibt, zum Beispiel das Plattencover, auf dem Maseratis Gesicht zu sehen ist und natürlich die familiäre Situation mit der Mutter, die fehlt und dann gibt es auch noch einen kleinen Bruder. Aber Maserati lebt mit ihrer Großmutter, die zwar eine gute Köchin, aber auch leicht durcheinander ist.
Fast würde ich mir eine Fortsetzung wünschen, aber besser man lässt den Roman so stehen, wie er ist.
Und doch freue ich mich schon auf den nächsten Roman von Alina Bronsky.

Bewertung vom 12.04.2022
Auguste / Die Frauen vom Karlsplatz Bd.1
Stern, Anne

Auguste / Die Frauen vom Karlsplatz Bd.1


gut

Mit Auguste startet die neue Reihe Die Frauen vom Karlsplatz von Anne Stern.
Ich muss gleich vorausschicken, dass der Roman für mich nicht an die grandiose Fräulein Gold-Reihe herankommt.
Gleichwohl gibt es auch hier einige gute Beschreibungen und Atmosphäre sowie einen Blick ins 19.Jahrhundert. Schauplatz ist das Berliner Lichterfelde mit seinen vielen Villen.
Mein Hauptproblem ist, dass Auguste keine so starke Figur ist, anfangs ist sie Schulmädchen.Anfangs ist sei angepasst, aber der Einfluß ihrer Freundin Lotte, die davon träumt, Ärztin n zu werden, lässt Auguste an dem für sie vorgesehenen Plan zweifeln. Immerhin entwickelt sie sich im Verlaufe des Romans, gewinnt auch an Stärke, aber von einem schillernden Charakter wie Fräulein Gold ist sie weit entfernt und ehrlich gesagt, werde ich sie in wenigen Wochen wahrscheinlich schon vergessen haben.
So leid es mir tut, diesmal kann ich nur 3 von 5 Sternen geben.
Für mich habe ich beschlossen, die Reihe nicht weiter zu lesen. Das soll aber nicht heißen, dass es ein schlechtes Buch wäre. Aber es gibt zu viele andere Romane, die mich momentan mehr interessieren.