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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2014
Höllenfeuer
Siebenthal, Rolf von

Höllenfeuer


ausgezeichnet

Liestal. Dr.Michael Brunner wird grausam ermordet – er verbrennt bei lebendigem Leib in seiner Villa. Kripo-Chef Heinz Neuenschwander nimmt mit seinem Team die Ermittlungen auf. Den plötzlich auftauchenden Journalisten Max Bollag speist er mit wenigen Informationen ab. Das Bollag bei der Aufklärung des Falls eine große Rolle spielen wird, ahnt Neuenschwander zu diesem Zeitpunkt noch nicht…
Während Bollag seine Reportage über den Brand schreibt, wird ihm eine Nachricht zugespielt, die seine Neugierde weckt: der vor vielen Jahren verschwundene und mutmaßlich ertrunkene Tarik Kaymaz soll am Leben sein…

Rolf von Siebenthal hat mir in „Höllenfeuer“ alles geboten, was zu einem fesselnden Krimi dazugehört. Die Geschichte wird flüssig und interessant erzählt. Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend auf einem hohen Niveau. Außerdem haben mir zahlreiche im Handlungsverlauf auftauchende Fragen und einige unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe gegeben.

Es geht sehr lebhaft zu in diesem Krimi. Mehrere, anscheinend voneinander unabhängige Handlungsstränge, eine Vielzahl an Personen, oft wechselnde Perspektiven und diverse Nebenhandlungen - überall passiert etwas, immer wieder gibt es interessante Begebenheiten, neue Erkenntnisse und Informationen. Trotz der Fülle an Details gelingt es mühelos, den Überblick über das gesamte Geschehen zu behalten, weil alles sehr gut durchdacht ist und sich nach und nach schlüssig miteinander verbindet.

Besonders gut gefallen hat mir die sehr vielschichtige Handlung. Man ist nicht nur bei den Ermittlungen im Fall Brunner dabei, sondern erlebt auch alles andere, was die Akteure beschäftigt, sehr intensiv mit.
Sei es nun Max Bollags Hickhack mit seinem Chef in der Redaktion des „Tagblatt“ oder seine private Beziehung zu der Bundesrätin Petra Mangold.
Oder Mangolds Schwierigkeiten mit diversen Attacken einer fanatischen Gruppierung und ihr Ärger mit einigen Politikerkollegen.
Kripo-Chef Neuenschwander macht nicht nur der knifflige Mordfall Probleme, auch er hat im persönlichen Bereich eine wichtige Entscheidung zu treffen.
Außerdem hält das Rätselraten um das Verschwinden des 3-jährigen Tariks vor 17 Jahren die Ermittler und den Leser in Atem.

Das Baselbiet wird von Rolf von Siebenthal prima in Szene gesetzt, Land und Leute werden toll beschrieben. Eine gut dosierte Verwendung des Schweizer Dialektes - Neuenschwander flucht in Mundart – rundet das Leseerlebnis ab.

„Höllenfeuer“ ist ein durchweg spannender Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.

Bewertung vom 14.07.2014
Die Beschützerin der Erde
Niedermayr, Sabine

Die Beschützerin der Erde


sehr gut

Die 23-jährige Elise greift beherzt ein, als ein alter Mann auf einen Bahnhof von zwei zwielichtigen Kerlen überfallen wird. Daraufhin wird Elise selbst angegriffen und stürzt durch die Attacke vom Bahnsteig auf die Gleise. Als sie später im Krankenhaus aufwacht, bemerkt sie plötzlich unglaubliche Fähigkeiten an sich, die sie in die Lage versetzen, anderen Menschen auf ungeahnte Weise zu helfen…

Sabine Niedermayr startet ihren Roman „Die Beschützerin der Erde“ mit einem kurzen Prolog, einer Legende über die Herrscher von Licht und Dunkelheit. Damit hat die Autorin eine ganz wunderbare Grundlage für die Dinge geschaffen, die im Folgenden passieren.

Schon nach wenigen Seiten war ich mittendrin im Geschehen. Mit Elise schickt Sabine Niedermayr eine selbstlose, mutige Hauptfigur ins Rennen - schnell gelingt es, mit der jungen Frau mitzufühlen und mitzufiebern. Elise nutzt ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten, um für andere da zu sein und ihnen zu helfen, bzw. sie zu retten.
Mit Jeff betritt eine sehr rätselhafte Figur die Bühne. Obwohl er sich als Gutmensch präsentiert, Elise in der Ausübung ihrer neuen Fähigkeiten bestärkt und sie unterstützen will, bin ich lange Zeit nicht aus seinen wirklichen Absichten schlau geworden und auch Elise ist sich ganz und gar nicht sicher, inwiefern man ihm vertrauen kann. Sehr spannend!

Die Autorin verzichtet von Anfang an auf allzu viel Drumherum, der Fokus liegt durchweg auf dem Entdecken und Kennenlernen der verblüffenden Veränderungen und dem Anwenden der neuen, eindrucksvollen Fähigkeiten – leider! Denn ich bin ein großer Freund von ausführlichen Beschreibungen und detaillierten Schilderungen und die kommen mir in dieser Geschichte einfach zu kurz. Ganz besonders am Anfang hätte ich die „normale“ Elise gerne etwas näher kennengelernt, etwas mehr über ihren Alltag und ihr Umfeld erfahren. Eine umfassendere Darstellung der Ereignisse und Erlebnisse im Verlauf der Handlung hätten das Miterleben dieser neuen Welt, in die Elise buchstäblich geworfen wird, noch um einiges intensiver für mich gemacht.

„Die Beschützerin der Erde“ ist eine fesselnde Geschichte, die sich angenehm flott lesen lässt und die mich sehr gut unterhalten hat. Am Ende des Buches wartet Sabine Niedermayr mit einem Schluss auf, der mich überrascht hat, mit so einem Ausgang der Geschichte habe ich nie und nimmer gerechnet. Wow.

Bewertung vom 10.07.2014
Kasparows Züge
Reichl, Eva

Kasparows Züge


ausgezeichnet

Linz. Mehrere Mordfälle an prominenten Mitbürgern versetzen die Stadt in Angst und Schrecken und halten das Team rund um Chefinspektor Neuhorn in Atem…
Zur gleichen Zeit versuchen Gott und Petrus ihre Probleme bei einer Partie Schach zu lösen…

Nachdem mir „Teufelspoker“ ausgezeichnet gefallen hat, war ich sehr neugierig auf „Kasparows Züge“ – und auch mit diesem himmlischen Linz-Krimi hat Eva Reichl mich durchweg begeistert.

Für eine große Portion Humor sorgen in diesem Krimi mehrere kleine Kapitel, in denen man das Geschehen im Himmel verfolgen kann.
Der Andrang an der Himmelstür ist groß, Petrus fühlt sich überarbeitet und klagt Gott sein Leid. Wie so manch irdischer Chef auch, ist Gott sehr unbeholfen in Klärung solcher Dinge und möchte die Angelegenheit mit einer Partie Schach regeln: gewinnt Petrus, darf er sich eine beliebige Hilfe aussuchen, gewinnt Gott, bleibt alles so wie es ist.

Es gefällt mir sehr gut, dass Eva Reichl auch in „Kasparows Züge“ aktuelle Themen aus der Arbeitswelt aufgreift – wie zum Beispiel Stress, Überarbeitung und deren Folgen oder auch die Gleichstellung der Frau. Es gelingt der Autorin hervorragend, locker und mit viel Witz von ernsten Problemen zu erzählen, ohne dabei der Sache die Brisanz zu nehmen.

Eva Reichl hat die Himmelsgeschöpfe mit einer sehr saloppen Ausdrucksweise ausgestattet und lässt sie herrlich miteinander zanken. Mein Favorit ist hier ganz eindeutig der Erzengel Gabriel, der quirlig von hier nach da stürmt, um Aufträge zu erledigen oder neugierig die Menschen auf der Erde zu beobachten.

Während ihrer Schachpartie haben Gott und Petrus auch immer ein Auge auf die Geschehnisse auf der Erde und kommentieren munter die Aktivitäten von Neuhorn & Co. in Linz.

Der Kriminalfall erweist sich als sehr knifflig – mehrere Morde innerhalb kurzer Zeit. Die Ermittler suchen händeringend nach einer Verbindung zwischen den Fällen, doch eine konkrete Spur will sich einfach nicht auftun. Nur der ständig an den Tatorten auftauchende Schriftsteller Johnny Krüger macht Neuhorn stutzig.

Nicht nur die Spurensuche gestaltet sich schwierig, die Ermittler haben auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen. Zudem hat Eva Reichl all ihre Akteure mit besonderen Eigenarten ausgestattet, die jeden einzelnen menschlich und damit auch sympathisch machen. Neuhorn ist unzugänglich, unwirsch und abweisend - die mehrere Jahre zurückliegende Tragödie um seine Familie nagt unverändert stark an ihm, die aktuellen Mordfälle setzen ihm daher gewaltig zu.
Auch Gruppeninspektor Sollsteins Privatleben steht auf wackeligen Füßen, er gibt sich allen gegenüber übellaunig. Und Sabine Habermanns rasanter Fahrstil hätte wohl auch mir den Angstschweiß auf die Stirn getrieben.

„Kasparows Züge“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mich bestens unterhalten, wobei mir die himmlischen Szenen einen Tick besser gefallen haben, als die Mördersuche in Linz.

Bewertung vom 09.07.2014
Korallenfeuer
Beto, Isabel

Korallenfeuer


ausgezeichnet

Mahé, 1811. Noëlle lebt als Sklavin auf der Insel. Als ihr Onkel Hugo bei einem Unfall schwer verletzt wird und kaum Hoffnung auf Rettung besteht, macht sie sich auf, um den Arzt des in der Bucht ankernden französischen Schiffes um Hilfe zu bitten…

Isabel Beto wartet in ihrem Roman „Korallenfeuer“ mit einer tollen Mischung aus Abenteuer, Romantik, Spannung und einer Prise Humor auf und zeichnet ein umfassendes, vielschichtiges Bild der Seychelleninsel Mahé im frühen 19. Jahrhundert.

Es gelingt Isabel Beto hervorragend, dem Leser den Zauber der Inselgruppe vor dem afrikanischen Kontinent näher zu bringen. Man spürt auf jeder Seite die Begeisterung der Autorin für die Seychellen, denn sie erzählt ganz fantastisch sowohl von der einzigartigen Natur wie auch von der Kultur, Geschichte und Politik der Inseln, wobei besonders der Zwist zwischen Franzosen und Engländern um die Vorherrschaft hervorgehoben wird.

Eine große Rolle spielt neben den Schrecken der Sklaverei auch die Medizin der damaligen Zeit, die sich noch nicht wirklich gegen die scheinbar heilenden Kräfte des Aberglaubens durchsetzen konnte.

Die Akteure werden von Isabel Beto allesamt lebendig und bildhaft dargestellt, besonders das Schicksal und die Erlebnisse der beiden Hauptfiguren haben mich sehr schnell gefesselt – ich habe mit ihnen gelebt, geliebt und gelitten. Auch die zahlreichen Nebenfiguren bereichern die Handlung außerordentlich, jeder einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle hervorragend, das Zusammenwirken aller klappt ausgezeichnet.

Die junge Sklavin Noëlle ist als Köchin im Hause Hodoul tätig und hat sich nebenbei als kundige Heilerin im Dorf einen Namen gemacht. Noëlle steckt voller Energie, ist mutig und hat eine eigene Meinung. Sie wird von den Hodouls gut behandelt und anfangs wirkte sie auf mich recht zufrieden in ihrer kleinen Welt, doch Lügen und Intrigen machen ihr im Verlauf der Handlung das Leben schwer.

Seth gibt sich als französischer Arzt Thierry Carnot aus - er verbirgt seine wahre Identität, da in London die Todesstrafe auf ihn wartet. Er beeindruckt durch sein medizinisches Wissen und besonders seine Fähigkeit, Blasensteine entfernen zu können, bringt ihm große Vorteile. In Seth erwacht der Traum, auf der Tropeninsel zu leben und seine jahrelange Flucht über die Weltmeere zu beenden, doch die Schatten der Vergangenheit haben ihn auch auf Mahé fest im Griff.

Neben den fiktiven Figuren bevölkern auch zahlreiche historische Persönlichkeiten diesen Roman, unter ihnen zum Beispiel der gewiefte französische Gouverneur Quéau de Quinssy, der seinen Posten trotz wechselnder britischer und französischer Herrschaft behauptete, indem er, je nachdem, ob englische oder französische Schiffe die Inseln anliefen, den Union Jack oder die Trikolore hissen ließ.

„Korallenfeuer“ lässt sich lockerleicht lesen und hat mir nicht nur einen spannenden, unterhaltsamen Ausflug auf die Seychellen beschert, sondern mir auch einen interessanten Einblick in die Geschichte der Inseln ermöglicht.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2014
Zweisiedler
Holland Moritz, Patricia

Zweisiedler


ausgezeichnet

Edna lebt außerhalb eines kleinen Dorfes im Süden von Paris. Einziger Nachbar ist der kauzige Mitsiebziger Thierry. Beide genießen das beschauliche Leben in der Einöde, bis sie eines Tages erfahren, dass ihre Häuser einem gewinnbringenden Freizeitpark weichen sollen. Damit nicht genug, auch das plötzliche Auftauchen des 12-jährigen Pauls, der behauptet, dass Edna seine Mutter sei, macht der jungen Frau arg zu schaffen…

Patricia Holland Moritz erzählt sehr gefühlvoll aus Ednas Leben. Die Geschichte fließt zunächst langsam dahin, bekommt aber durch die unerwarteten Ereignisse, mit denen Edna konfrontiert wird, immer mehr Tempo.

Die Schauplätze werden wunderbar detailliert beschrieben. Edna lebt sehr idyllisch in ihrem uralten Landhaus und ich kann gut verstehen, dass sie diesen Platz für sich bewahren möchte. Doch es ist nicht nur der beschauliche Ort selbst, der Edna hier festhält, das zurückgezogene Leben in dieser Abgeschiedenheit scheint sie glücklich zu machen. Gegen diese vorgebliche Zufriedenheit spricht allerdings ihr unverhältnismäßig großer Rotweinkonsum und man bekommt schnell den Eindruck, dass es Edna an einer Aufgabe fehlt, dass sie etwas braucht, das ihrem Leben einen Sinn gibt. Ich hatte das Gefühl, jemand müsste sie einmal kräftig anstupsen, damit sie aufwacht. Genau dies geschieht dann auch, plötzlich wird Edna von immer neuen Ereignissen schier überrumpelt und versucht, sich mit den Veränderungen zu arrangieren.

Edna wirkt auf den ersten Blick naiv und weltfremd, doch durch den drohenden Verlust ihres Hauses, Pauls plötzlichem Erscheinen und weiteren einschneidenden Erlebnissen wird sie zum Handeln gezwungen und der Leser erlebt eine ganz andere Edna, die zwar ihr ruhiges Wesen behält, aber intelligent und scharfsinnig versucht, ihre Probleme zu lösen.

Unterstützung erhofft Edna sich vor allem von ihrem Nachbarn Thierry, ein verschrobener Eigenbrödler, der mir auf Anhieb sympathisch war. Auch Thierrys Haus soll abgerissen werden, doch der alte Mann bleibt gelassen und löst die Angelegenheit auf seine ganz eigne Art.
Mit dem Lüften eines alten Geheimnisses setzt Thierry den sowieso schon auf Edna einprasselnden Neuerungen noch eins drauf, so dass sich das Karussell der Veränderungen und Erschütterungen für Edna noch ein bisschen schneller dreht.

Atemberaubende Höchstspannung findet man in diesem Buch nicht, dennoch hat mich die Handlung durchweg gefesselt, weil ich stets neugierig war, wie Edna mit einer neuen Anforderung umgeht und ich sehr gespannt darauf war, wo Edna wohl am Ende der Geschichte stehen wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2014
Achtung, Globetrottel!
Krauleidis, Raymund

Achtung, Globetrottel!


ausgezeichnet

Mit reichlich Witz und Ironie präsentiert Raymund Krauleidis in „Achtung, Globetrottel!“ zahlreiche Macken, Eigenarten und Marotten von Urlaubern und Reisenden.
Der Autor schildert dabei nicht nur den Verlauf der Globetrotteleien, sondern beschreibt auch die Symptome, nennt Erscheinungsformen, Ursachen, Verbreitung und Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem widmet Krauleidis sich dem Thema Vorsorge und gibt Prophylaxemaßnahmen für einige der Krankheiten an.
Schnelles Nachschlagen einzelner Urlaubsleiden wird durch ein vorangestelltes Inhaltsverzeichnis ermöglicht. Übersichtlich aufgeteilt auf sieben Bereiche werden hier alle von Krauleidis beschriebenen Krankheiten genannt. So sind die gewünschten Informationen für Buffetismus, Liegenkrampf, Strandpanade, Vögelgrippe und viele andere Unpässlichkeiten immer schnell zu finden.
Abgerundet wird dieser Ratgeber durch einige schwarzweiß Fotos, die die ein oder andere Erläuterung der Krankheiten veranschaulichen bzw. ergänzen.
Mir hat das Lesen dieses Nachschlagewerks großen Spaß gemacht. Mehrfach musste ich lachend mit dem Kopf schütteln, weil ich mich und meine Angewohnheiten (Lesewut, Wäschekoller u.a.) wiedergefunden habe.

Pointiert und witzig - ein Buch, das nicht nur in der Urlaubszeit kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 24.06.2014
Die Tochter des letzten Königs / Geraldines-Roman Bd.1
Qunaj, Sabrina

Die Tochter des letzten Königs / Geraldines-Roman Bd.1


ausgezeichnet

Wales 1093. Nach einem brutalen Überfall auf die Burg ihrer Eltern gerät die 8-jährige Nesta in die Fänge der grausamen Familie de Montgomery und wird auf deren Burg Shrewsbury Castle mehrere Jahre gefangen gehalten - bis Henry de Normandie, der Bruder des Königs, sie an den Hof nach London holt. Als Henry nach William Rufus Tod zum König gekrönt wird, verheiratet er Nesta gegen ihren Willen mit Gerald de Windsor, einem der Männer, der an dem damaligen furchtbaren Angriff beteiligt war…

In ihrem historischen Roman „Die Tochter des letzten Königs“ entführt Sabrina Qunaj den Leser in das 11. Jahrhundert nach Wales und England und erzählt die Geschichte der Waliserin Nesta ferch Rhys.

Die Autorin hat die historischen Ereignisse zwischen Ostern 1093 und dem Jahr 1116 mit einer spannenden Geschichte verknüpft und ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen von Nestas Erlebnissen haben mich ausnahmslos begeistert. Man ist ruckzuck mittendrin in einer Welt aus Lug und Trug, Machtgier, Intrigen und Verrat, aber auch aus Liebe und Leidenschaft.

Sabrina Qunaj hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil. Schon auf den ersten Seiten zeigt sich, wie hervorragend die Autorin in der Lage ist, dem Leser die jeweilig vorherrschende Stimmung zu vermitteln. So ist zum Beispiel das Grauen während des Überfalls auf Nestas elterliche Burg fast greifbar. Die beeindruckende Fähigkeit der Autorin, Situationen und Emotionen zu beschreiben, erlebt man auch im weiteren Verlauf der Handlung. Besonders bemerkendwert ist hier Nestas innere Zerrissenheit, nachdem sie das Leben am Königshof kennengelernt hat. Als walisische Prinzessin lebt sie bei den eigentlich feindlichen Normannen – es geht ihr gut, sie fühlt sich wohl, weiß aber nicht, wie sie diese Empfindung mit der Verpflichtung ihrer Heimat gegenüber vereinbaren soll. Eine Zwickmühle, die Sabrina Qunaj hervorragend schildert und die ich sehr gut nachvollziehen konnte.

Zahlreiche historische und fiktive Figuren werden geschickt miteinander kombiniert, das Zusammenspiel aller ist ausgeklügelt und funktioniert bestens.
Im Mittelpunkt steht natürlich Nesta. Sie ist aufbrausend, ungestüm, verfügt über eine Menge Temperament. Sie wird entführt, lebt lange in Gefangenschaft, ist für einige Zeit eine Mätresse des Königs, wird zwangsverheiratet. Ein Spielball der Mächtigen. Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen, macht Nesta eine tolle Entwicklung durch und wird zu einer selbstbewussten Frau, die für ihre Überzeugung lebt und steinige Wege geht. Ihr großes Ziel ist Frieden in ihrer Heimat Wales, ihr sehnlichster Wunsch ein ruhiges Familienleben.
Auch alle anderen Akteure werden von Sabrina Qunaj lebendig und bildhaft dargestellt. Jeder Einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und auch die vielen Nebenfiguren wirken überzeugend und bereichern die Handlung außerordentlich.

Mir hat das Lesen dieses historischen Romans mit den nicht immer leicht zu durchschauenden politischen Machtspielen großen Spaß gemacht. Es war sehr interessant, Nesta ferch Rhys kennenzulernen, sie auf ihrem Weg durch diese fesselnde, mitreißende Geschichte zu begleiten und Kummer und Furcht, aber auch Glück und Freude mit ihr zu teilen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2014
Endstation Heißen
Detering, Monika; Radke, Horst-Dieter

Endstation Heißen


sehr gut

Mülheim 1953. Kaum ist Alfred Poggel vom Urlaub am Lago Maggiore mit Zimmerwirtin Anna Puff zurück, holt ihn der Alltag schon wieder ein. Im Stadtteil Heißen wurden zwei junge Frauen ermordet. Schnell ist ein Verdächtiger festgenommen – doch ist Werner Hasenfuß wirklich der Mörder?

In diesem historischen Krimi sind Monika Detering und Horst-Dieter Radke die Beschreibungen von Ort und Zeit ausgezeichnet gelungen - ruckzuck war ich nicht nur mittendrin im Geschehen, sondern wurde auch direkt ins Mülheim der 1950er Jahre katapultiert. Die Stadt wird von den Autoren prima in Szene gesetzt und besonders Anna Puffs Dialekt unterstreicht den Schauplatz Ruhrgebiet.

Ganz hervorragend dargestellt und absolut der Zeit entsprechend: Alfred Poggels Frauenbild. Das bekommt besonders seine Kollegin Rosemarie Stankowski deutlich zu spüren. Man kann sich ganz herrlich über Alfreds aus heutiger Sicht rückständige Einstellung aufregen, doch in der Nachkriegszeit war das eben eine fast allgemeingültige Meinung: Frauen haben im Beruf nichts zu suchen, sondern gehören an den Herd, oder sollten sich „im Beruf mit angemessenen Frauentätigkeiten begnügen“. Aber Alfred wird im Verlauf der Handlung kräftig angestupst und dazu genötigt, über seine Ansichten nachzudenken.

Die Ermittlungen in den Mordfällen gestalten sich als schwierig. Die Spurensicherung war damals noch nicht so ausgereift wie heutzutage, man musste sich auf Verhöre und das Fragenstellen konzentrieren, Augen und Ohren offenhalten, clever kombinieren und manchmal eben auch den Täter mit einer nicht ganz ungefährlichen Aktion herausfordern.

Anna muss nicht nur bei der Aufklärung der Morde behilflich sein und für die Polizei „spinksen gehen“, sie bekommt es mit einem Angriff auf ihr Portemonnaie zu tun: Sie wird erpresst! Der Schreck ist groß und die ansonsten so toughe Anna wirkt in dieser Situation verständlicherweise etwas hilflos, doch mit Alfreds Hilfe findet sich auch hier eine Lösung. Diese kleine Nebenhandlung fügt sich prima in das Gesamtgeschehen ein und rundet den Krimi sehr gut ab.

„Endstation Heißen“ hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert – ein unterhaltsamer Ausflug in das Jahr 1953.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2014
Ein dunkler Sommer / Kommissar Arne Larsen Bd.1
Nommensen, Thomas

Ein dunkler Sommer / Kommissar Arne Larsen Bd.1


ausgezeichnet

Nordermühlen. Jens Brückner wird nach 10-jähriger Haft entlassen und steht vor dem Nichts. Er sucht Oskar Sartorius auf, will den Mann, der ihn damals als Zeuge schwer belastet hat, zur Rede stellen. Sartorius redet sich raus und ist kurz darauf tot. Dann erhält der damalige Ermittler Gregor Harms anonyme Briefe – und Brückner ist plötzlich nicht auffindbar…

Thomas Nommensen hat mir mit „Ein dunkler Sommer“ alles geboten, was zu einem fesselnden Krimi dazugehört. Eine hervorragend erzählte Geschichte, die mich gleich mit der ersten Seiten in das Geschehen katapultiert, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt, die schlüssig aufgebaut ist und die mir durch zahlreiche Fragen und unerwartete Wendungen viel Raum zum Miträtseln und Mitgrübeln gibt.

Thomas Nommensen erzählt sehr lebendig von den Begebenheiten in und um Nordermühlen, einer fiktiven Kleinstadt, die er in Schleswig-Holstein angesiedelt hat.
Bereits der Prolog hat es in sich: Ein Mädchen, gefangen gehalten in der Kanalisation. Ein schweres Unwetter zieht auf, das Mädchen ertrinkt.
Dann ein Zeitsprung, 10 Jahre nach dem schrecklichen Unglück und die Ereignisse scheinen sich zu wiederholen.

Der Krimi wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass man als Leser immer direkt am Ort des Geschehens ist. Sogar dem Mörder begegnet man ab und an und begleitet ihn bei seinen Vorhaben.
Die Akteure werden allesamt hervorragend charakterisiert, so dass ich durchweg das Gefühl hatte, jeden gut kennengelernt zu haben. Familiäre Probleme einzelner Personen und auch private Angelegenheiten der Ermittler fügen sich gut in die Krimihandlung ein.

Bei den Ermittlungen fallen nach und nach einige Puzzleteilchen an ihren Platz, doch ein klares Bild will sich für Hauptkommissar Arne Larsen und seinen Kollege Frank Kuhlmann einfach nicht ergeben. Dann plötzlich die Wende und der Mörder von Sartorius ist identifiziert – nur die Rätsel rund um den ganzen Fall sind damit noch lange nicht gelöst. Im Gegenteil, ab hier zieht die Spannung noch einmal kräftig an. Am Ende der Geschichte werden sämtliche Fragen geklärt und alle Hintergründe aufgedeckt.

„Ein dunkler Sommer“ ist ein mitreißender Krimi, der mir ein paar sehr spannende Lesestunden beschert hat.