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Mikka Liest
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⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2013
Geheime Begierde / Devoted Bd.1
Quinn, S.

Geheime Begierde / Devoted Bd.1


gut

Pro:
Die Geschichte - junges, naives Mädchen trifft erfahrenen, steinreichen Mann, der sie in die Welt des BDSM (Bondage und Sado-Maso) einführt - erinnert natürlich stark an "Shades of Grey", wie so viele der Erotikromane, die seit dem massiven Erfolg dieser Reihe erschienen sind. Im ersten Drittel von "Devoted" gefiel mir dieses Buch allerdings deutlich besser als das berühmte Vorbild! Sophia Rose war mir um Einiges sympathischer als Anastasia Steele und erschien mir auch echter und dreidimensionaler - ich wollte wirklich wissen, wie es mit ihr weitergeht.

Marc Blackwell war mir ebenfalls sympathischer als Christian Grey: zwar ist auch er dominant und bestimmend, es wird jedoch nicht ganz so extrem dargestellt und erscheint weniger stalkerhaft und obsessiv. Blackwells traumatische Kindheit ist für Romane dieser Art nicht unbedingt originell, aber die Hintergrundgeschichte wird glaubhaft in die Handlung verwoben und gibt dem Charakter durchaus mehr Tiefe. (Was aufgrund seiner unterkühlten Art aber auch bitter nötig ist.)

Es gibt eine Reihe von Nebencharakteren, zum Teil liebenswert, zum Teil arrogant und intrigant, über die ich gerne mehr gelesen hätte; besonders die Mitschüler, mit denen sich Sophia schnell anfreundet, sind mir ans Herz gewachsen.

Manche der Sexszenen fand ich erotisch und prickelnd geschrieben - andere leider nicht so sehr. (S. "Kontra")

Kontra:
Wie schon gesagt: im ersten Drittel hat mir das Buch noch besser gefallen als "Shades of Grey" - aber sobald es mit den Erotikszenen losging und zunehmend der Sex im Mittelpunkt stand, flaute mein Interesse mehr und mehr ab. Versteht mich nicht falsch: mir ist schon klar, dass "Devoted" ein Erotikroman ist, und ich hatte dementsprechend mit spärlicher Handlung und zahlreichen Sexszenen gerechnet! Allerdings fand ich einige davon nicht sonderlich anregend sondern merkwürdig steril - und kurz. Kaum kamen die beiden in Fahrt, war es schon wieder vorbei. Blackwells dominantes Gehabe hat mich dabei meist nicht überzeugt, manchmal fand ich es sogar schon unfreiwillig komisch.

Was mich unheimlich gefuchst hat: es gibt viele Szenen, in denen die Dialoge in etwa folgendermaßen laufen:

Sophia: Ich will das nicht.
Marc: Doch, du willst.
Sophia: Ich kann das nicht.
Marc: Doch, du kannst.

Als wüsste Blackwell besser als Sophia selber, was sie will oder kann - als wäre sie nur ein albernes kleines Kind, dass eine strenge Hand braucht.

"Wenn das hier funktionieren soll, musst du akzeptieren, dass ich die Fäden in der Hand halte", erklärt Marc. "Du brauchst jemanden, der weiß, was das Beste für dich ist, sowohl in sexueller als auch in jeder anderen Hinsicht."

Außerdem versucht Blackwell ständig, Sophia einzureden, dass ihre sexuellen Abenteuer sie zu einer besseren Schauspielerin machen werden... Najaaaaa. Ok. Von welcher Art Schauspielerei reden wir hier? Das lass ich jetzt einfach mal so stehen.

Die Nebencharaktere, die mir im ersten Drittel noch so gut gefallen haben, werden im Rest des Buches zunehmend ignoriert - schade. Ich würde wirklich gerne mal einen Erotikroman lesen, bei dem die Handlung nicht zum reinen Gerüst für möglichst viele Sexszenen verkommt.

Originell ist die Geschichte nicht sonderlich, dazu erinnert sie einfach zu sehr an das seit "Shades of Grey" so beliebte Schema. Spannung kam für mich auch nur selten auf - zwar wird immer wieder betont, wie fürchterlich verboten die Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin doch ist, aber mal im Ernst: hier geht es um zwei erwachsene Menschen, die vom Alter her gar nicht so weit auseinander sind. Soooo skandalös fand ich das jetzt nicht, und dementsprechend ließ mich auch die drohende Entlarvung eher kalt.

Zusammenfassung:
Trotz aller Kritikpunkte: wer "Shades of Grey" oder ähnliche Erotikromane mit eher zahmen BDSM-Elementen gerne liest und sich nicht daran stört, dass die Geschichte nicht ganz neu ist, wird mit "Devoted" sicher nicht ganz falsch liegen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2013
Eine gefährliche Gabe / Die Spione von Myers Holt Bd.1
Vaughan, Monica M.

Eine gefährliche Gabe / Die Spione von Myers Holt Bd.1


sehr gut

Pro:
Die Geschichte klingt nicht ganz unbekannt: Chris, der 12-jährige Held dieses Romans, hat eine wirklich schwere Kindheit. Sein Vater ist vor sieben Jahren gestorben, und seitdem verbringt seine Mutter ihre Tage stumpfsinnig und teilnahmslos auf dem Sofa vor dem Fernseher, so dass Chris sich alleine darum kümmern muss, dass Essen auf den Tisch kommt, die Wäsche gewaschen und die Rechnungen bezahlt werden. In der Schule gilt er als Problemkind, da er öfter gezwungen ist, Essen aus der Kantine zu stehlen, und immer etwas verwahrlost aussieht. Keiner glaubt an ihn, niemand kümmert sich wirklich um ihn.

Da erscheint es wie ein Wunder, dass plötzlich ausgerechnet er besondere Gaben haben und an eine ganz spezielle Schule für begabte Kinder gehen soll!

Ja, das Ganze hat mich oft sehr an Harry Potter erinnert. Statt magischer Fähigkeiten gibt es hier paranormale Begabungen wie Gedankenlesen und Telekinese, statt der Zaubererschule Hogwarts ein Trainingscenter für junge Geheimagenten, dass durch beeindruckendste Technik fast genauso magisch wirkt... Das hat mich aber meist nicht weiter gestört, denn die Autorin macht eben doch etwas ganz Anderes aus diesem Thema: eine spannende, temporeiche Geschichte, die junge Leser bestimmt in ihren Bann zieht und heimlich wünschen lässt, sie könnten auch mal so etwas Cooles erleben... Ein bisschen James Bond, ein bisschen Hogwarts, ganz viel Action!

Zwar ist schon ziemlich schnell klar, wer der Bösewicht ist, der hinter Allem steckt, aber es bleibt trotzdem spannend und dabei (meiner Meinung nach) altersgerecht. Auch die Charaktere haben mir gut gefallen. Zum Teil sind sie liebenswert und lustig, wie z.B. der riesige Leibwächter John, der ein richtiges Herz aus Gold hat und sich als Haustier ausgerechnet eine kleine Pudeldame hält, oder Chris Mitschülerin Daisy, die bei allem in Verzückung gerät, das niedlich und rosa ist... Dann gibt es natürlich noch Charaktere wie die fiese Lehrerin, die Gedankenlesen unterrichtet und von Anfang an etwas gegen Chris hat - sie hat mich ein wenig an Professor Snape aus Harry Potter erinnert! Christ, der Held der Geschichte, war mir direkt sympathisch und ich habe ihm die Daumen gedrückt, dass sein Leben endlich etwas besser verläuft...

Besonders gut gefallen hat mir aber, dass die "Bösen" nicht immer 100%ig böse sind und die Guten nicht immer 100%ig gut. Tatsächlich steht einer meiner Lieblingscharaktere auf der "falschen" Seite und ich bin wirklich gespannt, ob sich das in den folgenden Bänden vielleicht ändern wird...?

Der Schreibstil ist recht einfach, was ich aber als passend für die jugendliche Zielgruppe empfinde.

Kontra:
Die ein oder andere Szene hat mich dann doch ein bisschen zu sehr an Harry Potter erinnert. Z.B. bringt die Lehrerin, die Chris nach Myers Holt einladen soll, einen Geburtstagskuchen für ihn mit, da er genau an dem Tag zufällig 12 Jahre alt wird... Da musste ich natürlich an Hagrid denken, es fehlte nur noch das "Du bist ein Zauberer, Chris!"

Gegen Ende fand ich die Handlung plötzlich etwas konfus und verworren, und es passiert etwas, das meiner Meinung nach danach nicht genug thematisiert wird: Chris tut etwas richtig Schlimmes mit seiner Gabe, lässt sein Gewissen aber erstaunlich schnell beruhigen. Das war für mich nicht so ganz glaubwürdig, ich denke aber, dass es im nächsten Band wieder aufgegriffen wird.

Nur ganz selten kamen mir die Reaktionen der Kinder nicht wirklich passend vor - gibt es z.B. wirklich einen 12-jährigen Jungen, den die Aussicht, im Smoking auf einen Ball zu gehen, in Verzückung versetzt? -, und manche Szenen waren mir etwas zu... Friede-Freude-Eierkuchen, um es mal so zu sagen, aber das kam nur selten vor.

Zusammenfassung:
Trotz kleinerer Schwächen und leichter Parallelen zu anderen Büchern hat mir das Buch gut gefallen, und ich werde es vor Allem Bekannten mit Kindern im Alter 12 bis 14 weiterempfehlen!

Bewertung vom 07.09.2013
Ruhe in Freundschaft / Ghostgirl Bd.1
Hurley, Tonya

Ruhe in Freundschaft / Ghostgirl Bd.1


weniger gut

Pro:
Die Gestaltung des Buches fand ich wirklich hübsch, originell und ansprechend. Passend zum Titelbild ziehen sich dekorative Blümchen im Jugendstil über alle Seiten, jedes Kapitel beginnt mir einer passenden Illustration, einem Zitat und einem kleinen Denkanstoß in einem schwarzen Kästchen. Da macht schon das Durchblättern Spaß - leider war das auch fast das Einzige, was mir Spaß gemacht hat.

Kontra:
Die Grundidee ist ohne Zweifel originell und klingt schwarzhumorig-charmant: ein Mädchen, das sein ganzes Leben als trauriges, ungeliebtes Mauerblümchen verbracht hat, erstickt ausgerechnet in dem Moment, als ihr das Schicksal endlich mal hold zuzulächeln scheint, an einem Gummibärchen. Nun ist sie entschlossen, ihr Leben nach dem Tode dazu zu nutzen, endlich mal irgendwo dazuzugehören und die ganzen tollen Dinge zu erleben, die ihr entgangen sind! Das hat Potential - aber die Umsetzung konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen.

Das größte Problem für mich waren die Charaktere, die mir leider allesamt wie wandelne Klischees vorkamen, nur blasse, Abziehbilder echter, dreidimensionaler Menschen. Da wären zum Beispiel:

* Die rebellische Grufti-Außenseiterin Scarlett, die von Allem fasziniert ist, was mit dem Tod zutun hat.
* Ihre Schwester: die fiese, selbstsüchtige Cheerleader-Königin Petula, die zu allen ekelhaft und trotzdem das beliebteste Mädchen der Schule ist.
* Der heißeste Junge der Schule, Damen, der trotzdem heimlich ein ganz netter Kerl mit einem Herzen aus Gold ist.
* Und eben unsere Heldin: Charlotte, die zwar immer mal wieder Mitleid beim Leser erregt, aber dennoch hauptsächlich als selbstsüchtige Teenager-Göre rüberkommt, der außer ihren eigenen Wünschen im Leben nach dem Tod alles andere herzlich egal ist, sogar die erste echte Freundin, die sie jemals hatte.

Theoretisch hätte man aus der Idee ein richtig originelles, witziges Buch machen können... Irgendwas in Richtung "Nightmare before Christmas", "Corpse Bride", "Dead Like me" oder "Adams Family", oder eine bissige Parodie auf die typischen Highschool-Romanzen. Aber dazu war der Humor (meiner Meinung nach) zu aufgesetzt und bemüht, zu krampfhaft geistreich und gespickt mit so vielen Anspielungen auf Film, Fernsehen und Literatur, dass es bald nervig wurde.

Auch ein anrührendes Buch über die Dinge, die im Leben wirklich wichtig sind, hätte es werden können; die Geschichte einer posthumen Selbstfindung. Aber keiner der Charaktere entwickelt sich wirklich weiter (bis ganz zum Schluss, und das dann von einer Sekunde auf die andere und völlig unglaubwürdig), das fällt damit auch flach. Die toten Teenager in diesem Buch sind allesamt verstörend egoistisch und gefühllos - nicht ein einziger vermisst seine Familie? Wirklich? Nicht einer? Und genau wie schon in ihrem ersten Leben bilden sich unter den Geistern mehr oder weniger beliebte Gruppierungen und die damit verbundenen Demütigungen und Anfeindungen. Sie haben anscheinend nichts aus ihrem Tod gelernt. Ich fand es auch ziemlich herzlos, wie über die Todesursachen gelästert wird: so wird zum Beispiel ein Mädchen verspottet, dass sich geritzt und dabei nur ausversehen zu tief geschnitten hat. Ritzen ist ein ernsthaftes Problem...

Leider hat mich das Ganze hauptsächlich gelangweilt und frustriert, und ich glaube, das liegt nicht nur daran, dass ich nicht der auf dem Buch ausgewiesenen Zielgruppe von 13+ entspreche.

Der Schreibstil ist holprig und sperrig, allerdings kann ich da nicht beurteilen, ob das im englischen Original schon so war oder eher ein Problem der deutschen Übersetzung ist. Spannung wollte sich bei mir einfach nicht einstellen, dazu fehlte einerseits ein deutlicherer herausgestellter roter Faden, und andererseits war vieles einfach vorhersehbar. Gut, die große Wendung am Schluss war das wohl nicht, aber die wirkte dafür abrupt und unglaubwürdig und kitsch-triefend - da fehlte nur noch der Disney-Soundtrack.

Bewertung vom 06.09.2013
Das Camp / Dark Eden Bd.1
Carman, Patrick

Das Camp / Dark Eden Bd.1


gut

Pro:
Die Grundidee hat mich direkt angesprochen: Sie versprach ein Buch mit dichter psychologischer Spannung statt brachialer Action, einen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele... Und ich wurde in dieser Hinsicht nur unwesentlich enttäuscht. Dadurch, dass wir die Geschichte durch die Augen von Will sehen, der panische Angst vor Menschen hat und in jedem Fremden einen potentiellen Feind statt einen potentiellen Freund sieht, entsteht allerdings automatisch eine gewisse Distanz zum Geschehen. Dadurch ist der Spannungsaufbau recht langsam, was mich aber zunächst nicht sonderlich gestört hat - ich konnte das Buch trotzdem nicht weglegen! Was passiert als nächstes, wer ist jetzt damit dran, "geheilt" zu werden?

Es kamen direkt viele, viele Fragen in mir auf - auf viele dieser Fragen bekommt man im Verlauf der Handlung auch noch Antworten, nur haben die mich leider nicht immer befriedigt (s. "Kontra"). Dennoch ist die Handlung originell und hat ihre ganz eigene Ausstrahlung.

Kontra:
Einerseits weiß Will sehr viel über die anderen Jugendlichen, denn er hat schon vor der "Wundertherapie" heimlich Informationen und Audio-Mitschnitte derer Therapiestunden vom Rechner der Therapeutin geklaut. Andererseits verhindert seine Phobie, und die Tatsache, dass er sich den größten Teil des Buches in einem kleinen Kellerraum versteckt, von dem aus er die Geschehnisse nur über Monitore beobachten kann, dass wirklich eine tiefere Nähe zu den anderen Charakteren entsteht.

Manches ist ein bisschen klischeehaft, wie z.B. die unhöfliche, geradezu bösartige alte Haushälterin oder der gütige alte Arzt/Wissenschaftler, aber das hielt sich noch in gut erträglichen Grenzen. Leider musste natürlich auch noch eine Liebesgeschichte der Geschichte geradezu aufgezwungen werden - sie fühlte sich für mich kein bisschen echt an und die große Gefühlsoffenbarung ging einfach auf einmal viel zu hoppla-hopp.

Wie schon erwähnt ist der Spannungsaufbau eher langsam und es gibt wirklich wenige Szenen, in denen sie sich dann doch einmal jäh steigert - meist die "Heilungsszenen", von denen man nie so richtig weiß, ob sie Anlass zu Freude oder Entsetzen sind. Wenn man sich von dem Gedanken verabschieden kann, dass "Dark Eden" ein Thriller ist und sich statt dessen einfach auf die unterschwellige Bedrohlichkeit und das Puzzlespiel, das einem nach und nach mehr über die Protagonisten und das Camp enthüllt, einlassen kann, stört das meiner Meinung nach aber gar nicht so sehr... Jedenfalls in den ersten zwei Dritteln des Buches.

Was mich danach allerdings empfindlich gestört hat: bis dahin war das Buch für mich ein gar nicht so unrealistischer, sozialkritischer Jugendroman mit Thriller-Elementen - schließlich sind in Amerika tatsächlich schon seit vielen Jahren sogenannte (Um)Erziehungs-Camps sehr beliebt, in denen oft fragwürdige Erziehungs- bzw. Heilungsmethoden praktiziert werden. Und dann... passiert auf einmal was ganz Unglaubliches, was aus heiterem Himmel kommt und das Buch in ein ganz anderes Genre katapultiert, nämlich in die paranormale Ecke! Das fühlte sich für mich eher aufgesetzt an und ich hätte viel lieber eine logische, realistische Erklärung bekommen. Fast kam es mir vor, als hätte der Autor es sich mit dem Ende ein bisschen zu einfach gemacht.

Zusammenfassung:
"Dark Eden" ist definitiv nicht das beste Buch, dass ich dieses Jahr gelesen habe, aber bei Weitem auch nicht das Schlechteste. Dennoch fühle ich mich zwiegespalten: die ersten zwei Drittel fand ich richtig gut, das letzte Drittel dann zunehmend schlecht... Dennoch bin ich neugierig auf Band 2 und hoffe darauf, dass die paranormalen Elemente geschickter und nahtloser in die ansonsten realistische Handlung eingebunden werden.

Bewertung vom 06.09.2013
Verliebe dich nie in einen Rockstar / Rockstar Bd.1 (eBook, ePUB)
Sporrer, Teresa

Verliebe dich nie in einen Rockstar / Rockstar Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Pro:
Die junge Autorin hat wirklich ein beeindruckendes Talent dafür, lebensechte, knallbunte, vielschichtige Charaktere mit Ecken und Kanten zu erschaffen und aufs Blatt zu bannen - und zwar sowohl sympathische als auch weniger nette! Ob das jetzt unsere Heldin wider Willen ist: Zoey, die immer ein kreuzbraves, angepasstes Mädchen war, ihre Familie mit vorzüglichen Noten stolz gemacht und niemals über die Stränge geschlagen hat - und die jetzt durch Alexander "Acid" entdeckt, dass das vielleicht gar nicht das ist, was sie wirklich will und dass auch sie eine wildere Seite in sich hat, die von ihm "Kali" getauft wird...

Oder ihre drei besten Freundinnen, die auf ihre eigene Art alle echte Unikate sind: Serena, die von sich ausschließlich in der dritten Person spricht und manchmal schüchtern wirken kann - nur um dann die hemmungslosesten Sprüche rauszuhauen. Die bunte, lebenslustige Nell, mit der des Öfteren die Emotionen durchgehen und die dann auch schonmal ohnmächtig wird vor Begeisterung oder Schreck. Dann wäre da noch Samantha, die von allen nur Violet genannt wird, weil sie die Farbe so liebt, dass nicht nur die meisten ihrer Klamotten violett sind, sondern auch ihr Haar... Doch so unterschiedlich sie auch alle sind, so halten sie doch wie Pech und Schwefel zusammen. Solche treuen Freundinnen hätte ich mir in meiner Schulzeit gewünscht!

Dann gibt es natürlich noch Alex und seine Band. Ehrlich gesagt war mir der liebe "Acid" am Anfang nicht sonderlich sympathisch: er erschien mir zu selbstverliebt und arrogant, als würde er als singender Halbgott über den Regeln stehen, die für normale Leute gelten... Aber im Laufe des Romans merkt man, dass auch hinter dieser Fassade ein komplexer Mensch mit seinen ganz eigenen Problemen und Unsicherheiten steckt, und so ist er mir doch noch richtig ans Herz gewachsen.

Es gibt noch viele Charaktere, die mir lebhaft in Erinnerung geblieben sind, aber das würde den Rahmen dieser Rezension sprengen!

Der Schreibstil ist wunderbar: witzig, temporeich, voller knackiger, frischer, oft zum Schreien komischer Dialoge. Besonders die Wortgefechte zwischen Zoey und Alex waren ganz große Klasse - es ist zum Schießen, wie der junge Rocker die sonst so sanftmütige Zoey immer wieder in Null-Komma-Nix auf die Palme bringt! Manchmal wird sie richtig zur keifenden Furie und blieb dabei doch immer liebenswert und irgendwie niedlich...

Das Buch lebt vor allem von dieser explosiven Chemie zwischen den Beiden, und die Liebesgeschichte hat genau die richtige Mischung von Witz und Romantik. Kein triefender Kitsch, aber dennoch viele Szenen, die einem ein verträumtes Lächeln entlocken.

Kontra:
Die Geschichte ist vielleicht nicht soooo originell: braves Mädchen trifft sexy Bad Boy, die beiden verlieben sich und das verändert beider Leben. Das gabe es schon in vielen Filmen und Büchern, und normalerweise würde mir das ein leichtes Augenrollen entlocken... Aber die Autorin schreibt so locker-flockig und aus dem Leben gegriffen über dieses ausgelutschte Thema, dass es sich doch wie etwas ganz Neues liest!

Abgesehen von den widerstreitenden Emotionen, mit denen Zoey zu kämpfen hat, gibt es wenig wirklich große Konflikte, und die kleineren Konflikte lösen sich meist recht schnell und leicht auf. So kommt keine wirkliche Spannung auf, aber ich fand das Buch dennoch durchgehend amüsant und fesselnd und konnte es kaum aus der Hand legen.

Zusammenfassung:
Ein sehr beeindruckender Debütroman einer jungen Autorin, die bestimmt eine große Karriere vor sich hat! Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung(en)!

Ich bin mir sicher, dass nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene dieses Buch verschlingen werden - ich bin das beste Beispiel dafür, dass man es auch als Mitt-Dreißigerin noch mit einem zufriedenen, breiten Lächeln aus der Hand legen kann! (Schließlich waren wir doch alle mal in dem Alter, oder?)

Bewertung vom 05.09.2013
Angelfall - Fürchtet euch nicht
Ee, Susan

Angelfall - Fürchtet euch nicht


ausgezeichnet

Pro:
Das Buch hat sehr aktionreiche Passagen, in denen es Schlag auf Schlag geht - und langsamere Passagen, die ich mindestens genauso spannend fand, denn gerade in diesen hat man sozusagen die Muße, einfach nur die halbzerstörte Welt durch Penrys Augen zu beobachten, wobei sich eine beklemmende Stimmung ständiger Bedrohung aufbaut. Der Kampf ums Überleben bringt das Beste und das Schlechteste aus den Menschen heraus, die sie auf ihrer Reise trifft. Gegen Ende des Buches schraubt sich die Spannung immer weiter hoch bis es kaum noch zu ertragen ist, und man erfährt einige Dinge, mit denen man niemals gerechnet hätte (oder zumindest habe ich das nicht).

Die beiden Protagonisten sind großartige Charaktere. Wie schon erwähnt, ist Penryn keine perfekte, unfehlbare Heldin. Sie ist 17 und muss eine Verantwortung tragen, die eigentlich für ihr Alter viel zu schwer wiegt. Schon bevor die Engel einfielen, hat sie jahrelang Kampfsportarten und Selbstverteidigungstechniken studiert - um sich und ihre kleine Schwester gegen ihre schizophrene Mutter verteidigen zu können, deren gewalttätige Ausbrüche sich in ihren Wahnvorstellungen zu oft gegen ihre eigenen Kinder richten.

Es gab ein paar Szenen, wo eine perfekte Heldin Menschen gerettet oder zumindest von ihrem Leiden erlöst hätte - und Penryn schaut weg und geht einfach weiter. Aber mal ehrlich - würde ich als verängstigte 17-jährige mein Leben für Fremde riskieren, wo ich doch meine kleine Schwester retten muss? Oder im Fall, dass eine Rettung gar nicht mehr möglich ist - könnte ich einem kleinen Kind die Kehle durchschneiden oder es erstechen, um ihm einen gnädigen Tod zu schenken? Und Penryn macht auf ihrer Reise eine spürbare Veränderung durch, sie wird sozusagen vor den Augen des Lesers zu einer entschlosseneren, mutigeren Erwachsenen, die weit mehr hinterfragt, als nur noch ihre eigenes Umfeld. Und das hat mir sehr gut gefallen!

Raffe ist weder das grausame Monster, das Penryn erwartet, noch ist er ein typischer Romantasy-Engel. In der typischen paranormalen Romanze hätten sich Penryn und Raffe wahrscheinlich getroffen, sich direkt ineinander verliebt und wären dann gemeinsam entweder ausgezogen, die Engel zu stürzen, oder sie hätten es durch das Vorbild ihrer großen Liebe geschafft, Engel und Menschen zu versöhnen. Oder so. Tatsächlich reisen sie nur gemeinsam, weil jeder etwas hat, was der andere braucht, und andere Gefühle entwickeln sich nur sehr langsam und mehr angedeutet als ausgesprochen. Auch das hat mir sehr gut gefallen, weil es sich viel realistischer anfühlte (und außerdem nicht so vor Kitsch troff).

Der Schreibstil hat mir großartig gefallen und hat mich gar nicht mehr losgelassen. Ich konnte mir alles wunderbar vorstellen, und gegen Ende hätte ich am liebsten direkt weiter gelesen! Ich glaube nicht, dass ich auf die deutsche Übersetzung warten kann.

Kontra:
Gegen Ende erschien mir manches zunächst ZU grausam, ZU unglaublich, aber... Ich denke, es hängt jetzt davon ab, wie es im zweiten Band weitergeht und wie diese Geschehnisse erklärt und eingebunden werden.

Am Anfang hat mich etwas gestört, wie umgangssprachlich Raffe spricht, als sei er wirklich ein junger Mensch und kein uralter Engel. Andererseits stellt sich im Laufe des Buches heraus, dass die Engel die Menscheit über das Fernsehprogramm studiert haben, da haben sie sich dann wohl auch die Sprechweise angeeignet?

Zusammenfassung:
Wer Dystopien gerne liest, sollte dieser wirklich eine Chance geben! Besonders interessant fand ich die Diskrepanz zwischen dem Bild, dass man sich für gewöhnlich von Engeln macht, und der grausamen "Wirklichkeit" dieser Welt.

Bewertung vom 02.09.2013
Ransom My Heart
Cabot, Meg

Ransom My Heart


gut

Pro:
Finnula, genannt Finn, ist eine Heldin nach meinem Geschmack: sie ist eine selbstbewusste junge Frau, die keineswegs damit zufrieden ist, einen geeigneten Ehemann zu finden und dann den Rest ihres Lebens für ihn zu kochen, Wäsche zu waschen und Kinder zu gebären. Viel lieber zieht sie ihre (für eine Frau schockierend unziemliche!) Jagdkleidung an und durchstreift die Wäler, um Wildbret zu schießen. Als eine ihrer Schwester in die prekäre Lage gerät, schnellstmöglich heiraten zu müssen, obwohl sie ihre ganze Mitgift für schöne Kleider, Schmuck und Ähnliches verprasst hat, zieht Finn los, um einen reichen Mann zu entführen und für ihn Lösegeld zu verlangen...

Historisch gesehen ist Finn sicher nicht 100%ig glaubwürdig, aber sie war mir trotzdem sympathisch und ihre Kapriolen haben mich öfter zum Lächeln gebracht.

Ihr männlicher Gegenpart ist Hugo, Earl von Stephensgate, der gerade von den Kreuzzeugen heimkehrt. Bisher hat er Frauen links und rechts das Herz gebrochen, es aber nie wirklich ernst gemeint - und nun tritt ausgerechnet Finn in sein Leben, die dem Bild dessen, wie die Frau eines Earls sein sollte, überhaupt nicht entspricht... Auch Hugo mochte ich direkt - obwohl er manchmal eben wie ein typischer Mann seiner Zeit denkt und Frauen nicht viel zutraut, ist er doch lernfähig und lernt Finn schnell gerade für ihre Eigenarten schätzen.

Den Schreibstil fand ich gut gelungen, wenn auch nicht herausragend: Satzstellung und Vokabular sind leicht an das historische Ambiente angepasst, aber nicht so sehr, dass es den Lesefluss hemmen würde. Die Liebesszenen sind (wie erwartet) ziemlich blumig und kitschig, aber Gott sei Dank noch ein Stück weit von dem triefenden Kitsch der Art von Romanen entfernt, auf deren Titelbildern grundsätzlich halbnackte Schönlinge und schmachtende Frauen prangen...

Das Buch liest sich einfach und unterhaltsam runter und lebt vor Allem von Finns hitziger, kompromissloser Art und den Wortgefechten, die sich dadurch zwischen ihr und ihrem ebenfalls nicht auf den Mund gefallenem "Opfer" ergeben. Viel Nachdenken erfordert der Roman nicht und eignet sich dadurch prima für Gelegenheiten, wenn man einfach nur leichte Lektüre für ein paar gemütliche Lesestunden braucht.

Das Cover gefiel mir gut und ist schöner, wenn man es erstmal in der Hand hält. Zwar ziert das Titelbild mal wieder ein Frauengesicht, aber die künstliche Patina und die goldenen Prägungen geben ihm etwas Edles, das gut zur Geschichte passt.

Kontra:
Zwar fand ich die Idee charmant und originell, dass es in der Gegend, in der Finn lebt, schon zur liebgewonnenen Tradition geworden ist, dass Frauen reiche Männer entführen, um an Geld zu kommen... (Manche Frauen haben bereits alle verfügbaren reichen Männer mindestens einmal entführt!) Aber damit hat sich die Originalität auch schon erschöpft. Eigentlich weiß man nach dem Klappentext bereits, was im Groben passieren wird ( auch wenn der Klappentext Dinge behauptet, die so im Buch gar nicht vorkommen). Die Autorin bemüht sich, ab und zu durch ein paar Nebenhandlungen oder unerwartete Ereignisse Spannung aufzubauen, aber auch diese fand ich enttäuschend vorhersehbar. Das Ende kam für mich alles andere als überraschend, und ich fand wenig glaubwürdig, dass unsere beiden Protagonisten anscheinend unter spontaner Amnesie litten, was mögliche Widersacher betraf.

Spannung hat sich für mich fast nie aufgebaut - man weiß ja, dass in dieser Art von Liebesroman die Helden nicht sterben und die Geschichte unweigerlich auf ein Happy End zuläuft! Da bleibt nur das Wie und Warum, um Spannung zu erzeugen, und wie eben schon erwähnt, war das Buch dazu zu vorhersehbar. Lustige Grundidee, das Aufeinanderprallen zweier unterschiedlicher Charaktere, fiese Widersacher, das ein oder andere Mißverständnis, Konflikt, Happy End.