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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 858 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2021
Löwenherzen
Neitzel, Gesa

Löwenherzen


sehr gut

Herz in Afrika verloren
"Löwenherzen" von Gesa Neitzel ist eine Art Reisebericht, liest sich aber so spannend wie ein Roman.
Gesa ist verliebt, verliebt in den afrikanischen Kontinent und in ihren Freund Frank. Und in diesem Buch beschreibt sie ihren Weg, ihren Traum zu leben. Gemeinsam machen sie sich in ihrem auf Elli getauften Jeep auf die Reise durch verschiedene Länder in Afrika. Für beide ist es nicht der erste Besuch dort.
Das Buch setzt sich auch deshalb aus verschiedenen erlebten Reisen zusammen, die hier geografisch zusammengefasst werden. So reisen sie nacheinander durch Botswana, Namibia und Sambia. Wunderbar ist der Fototeil in der Mitte des Buches, der aber gerne etwas umfangreicher hätte sein können und noch mehr der Flora und Fauna einfangen. So wirken einige mehr wie Familienfotos.
Was ich sehr beeindruckend fand, ist der Mut der beiden, sich hier ein neues Leben und eine Zukunft aufzubauen. Auch die Hürden auf diesem Weg werden beschrieben.
Die Art und Weise, wie hier die Menschen und ihre Lebensumstände beschrieben werden, ist sehr lebensecht, hier hätte es gerne noch etwas tiefer gehen können. Die Tierwelt ist bedroht und das wird auch sehr oft angemerkt, auch wie man selber Hilfe leisten kann. Am meisten gefreut habe ich mich auf die Beobachtungen der Wildtiere dort vor Ort und die sind auch wirklich super gelungen und reichlich vorhanden. Ein wenig mehr Hintergrundwissen zu den einzelnen Tierarten wäre hier für mich sehr hilfreich gewesen.
Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen, weil es gut geschrieben ist und es schafft Fernweh zu wecken und eine große Neugier auf Afrika.

Bewertung vom 28.10.2021
Wir für uns
Kunrath, Barbara

Wir für uns


gut

Zwei verschiedene Schicksale
"Wir für uns" von Barbara Kunrath ist die Geschichte zweier Frauen und zwei ganz verschiedener Leben, die sich zufällig begegnen und sich dadurch auch gegenseitig beeinflussen.
Josie ist Anfang vierzig und schwanger von einem verheirateten Mann, der aber selber schon Vater ist. Kathi ist siebzig und nach fünfzig Ehejahren Witwe und plötzlich alleine. Beide sind einsam und beide stehen vor schweren Entscheidungen, die das weitere Leben beeinflussen und verändern werden.
Beide Frauen blicken auf ihr bisheriges Leben zurück, was hier sehr interessant und eindringlich beschrieben wird. Es gibt Gründe, warum man so ist, wie man ist und es gibt immer eine Wahl, was man jetzt tun kann. Durch die sehr einfühlsame Schreibweise der Autorin kommt man den beiden Frauen sehr nahe und kann ihre Gefühle und Gedanken gut nachvollziehen.
Als die beiden sich kennenlernen und anfreunden merken sie sehr bald, wie sehr sie sich gegenseitig brauchen und helfen können. Es entsteht eine tiefe Freundschaft, bei dem das unterschiedliche Alter fast keine Rolle zu spielen scheint.
Mich stört ein wenig die unangemessen hohe Themenvielfalt, die nicht unbedingt alle in einen Roman gehört hätten, das überfordert mitunter.

Bewertung vom 28.10.2021
Der Brand
Krien, Daniela

Der Brand


ausgezeichnet

Schwere Zeiten
"Der Brand" von Daniela Krien ist ein eher ruhiger Roman, der es schaffte, mich vollständig in die Atmosphäre mit einzubeziehen.
Rahel und Peter sind lange verheiratet, die Kinder aus dem Haus, sie wissen sich zu schätzen, aber nicht so recht, wohin ihr Weg weitergehen soll. Ihr Urlaubsziel, eine Hütte in den Alpen, brennt ab, somit haben sie Zeit, auf dem Hof einer guten Freundin zu helfen, Tiere versorgen, Gartenarbeit und sowas. Es bleibt auch viel Zeit für sich selbst zu zweit, die sie aber jeder für sich verbringen.
Peter ist der eher ruhige Professor an der Uni, Rahel eine lebenslustige Psychologin. Jeder hat sich zusätzlich zum gemeinsamen Eheleben in eine andere Richtung entwickelt. Warum das so ist und wie sich das für sie anfühlt, wird hier sehr schön in schlichte und ergreifende Worte gefasst.
Nach und nach lernt man die Familie der beiden kennen und tiefer hinter die Fassaden zu blicken und begreift, dass da schon noch eine tiefe Liebe zueinander vorhanden ist. Sie wurde nur leider im Laufe der Jahre zur Nebensache in ihrem Leben.
Die Beschreibung dieses Lebens in der Uckermark, dieses Einfache, Natürliche, Ruhige, das nimmt mich vollständig gefangen, ich konnte fast die Staubfahnen sehen. Es ist ein durchatmen, ein Zur-Ruhe-Kommen, ein Besinnen auf sich selber. Beide begreifen auch, dass man nicht alles ändern kann und muss, manches geschieht einfach so.
Brände gibt es hier so einige, die den Titel erklären, mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 26.10.2021
Die Walin
Mahlow, Christian

Die Walin


ausgezeichnet

Meisterhafte Rettungsaktion
"Die Walin" von Christian Mahlow ist ein wunderbares kleines Buch mit einer Parabel.
Der Protagonist besucht regelmäßig im Ozeanarium eine Walin, die dort in einem Aquarium lebt. Er bewundert die Schönheit des Tieres sehr. Man kann sich sein Erstaunen vorstellen, als ebendiese Walin eines Tages mitten in seinem Wohnzimmer liegt, auf dem Trockenen.
Er versucht sich Hilfe zu holen und alles zu tun, was für ihn im Bereich des Möglichen liegt, dem Meereswesen zu helfen. Die Geschichte klingt so fantastisch und grotesk, es macht sehr viel Spaß sich darin zu versenken. Erzählt wird sie aus der Sicht des Protagonisten, der für uns namenlos bleibt.
Sehr schnell beginnt man sich zu fragen, wo seine Grenzen liegen bei der Liebe zur Walin und auch bei den Hilfsmaßnahmen zu ihrem Überleben.
Als Leser habe ich hier ganz vielfältige Möglichkeiten diese Erzählung zu deuten und zu verstehen, vielleicht ist auch keine davon wahr, oder alle. Das spielt aber wirklich nur eine ganz untergeordnete Rolle, denn diese Geschichte wird mir noch lange in meinem Kopf bleiben.
Was mich absolut überzeugt hat, ist das Gesamtkonzept von diesem Buch, das Cover, die Seitengestaltung, die wunderbar in die Erzählung eingebundenen, Illustrationen, alles das stellt zusammen ein kleine Kunstwerk dar. Respekt dem Autor und dem Verlag für diese tolle Umsetzung.

Bewertung vom 26.10.2021
Auszeit
Lühmann, Hannah

Auszeit


sehr gut

Gedankenspiele
"Auszeit" von Hannah Lühmann beschreibt die Geschichte einer Freundschaft und einer Selbstfindung.
Henriette fühlt sich nicht wohl in ihrem Leben, beruflich fühlt sie sich nicht angekommen, ja noch nicht mal auf dem richtigen Weg, ihr ungeborenes Kind ist nur noch eine schmerzhafte Erinnerung. Da bietet ihre beste Freundin ihr gemeinsame Zeit in einer Ferienhütte im Wald an. Die beiden Frauen reden, arbeiten und genießen die Natur. Hauptsächlich um ihr Kind, dass durch ihre Entscheidung nicht leben durfte, dreht sich ihre Trauer. Aber auch die Dissertation, die nicht so richtig Gestalt annimmt, liegt ihr auf der Seele.
Henriette hat das Gefühl, dass ihr das Leben insgesamt nicht gelingt und sie planlos nichts auf die Reihe kriegt. Teilweise hat sie sehr interessante Gedankengänge, dann zerfließt sie wieder in Mitleid mit sich selbst.
Das Buch hat interessante Ansätze und lässt sich gut lesen, aber irgendwie entglitt mir die Protagonistin mit ihren Gedanken immer mehr.

Bewertung vom 25.10.2021
Book Rebels

Book Rebels


ausgezeichnet

Starke Frauen und Mädchen
"Book Rebels" beschreibt 75 Heldinnen aus der Literatur in Wort und Bild.
Zu jeder der beschriebenen Frauen und Mädchen gibt es eine Doppelseite. Einmal eine wunderbar aussagekräftige Illustration zu der Figur und auf der anderen Seite ein kurzes Porträt zum Buchtitel und Autor. Selbstverständlich wird hier auch die Besonderheit jeder Heldin vorgestellt und auch ein treffendes Zitat aus dem Buch. Besonders gut gefallen hat mir, dass verschiedene Autorinnen hier zusammenarbeiten. Dadurch werden die Texte noch abwechslungsreicher.
Es sind Klassiker enthalten, wie Jane Eyre und Miss Marple, Figuren aus alten Zeiten, wie Iphigenie und Antigone, aber auch allseits bekannte wie Alice, Heidi und Pippi Langstrumpf. Auch modernere Heldinnen wie Katniss und Starr spielen hier eine Rolle.
Für mich war das eine gelungene Mischung aus altbekannten und von mir geliebten Figuren und mir gänzlich unbekannten Heldinnen. Einige davon werde ich jetzt ganz sicher kennenlernen, da mich da beim Lesen die Neugier gepackt hat.
Allen Figuren ist gemein, dass sie Heldinnen sind, jede in ihrer Zeit und auf ihrem Gebiet, sie sind stark, wissbegierig und setzen sich mutig durch.
Ein Quellenverzeichnis, Glossar und umfangreiche Autoreninfos runden dieses rundum gelungene Buch ab. Ich bin mir sicher, dass ich noch mehr als einmal darin blättern und lesen werde. Für alle Leseratten, nicht nur für Mädchen, uneingeschränkt zu empfehlen.

Bewertung vom 23.10.2021
Raumfahrer
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


gut

Deprimierend
"Raumfahrer" von Lukas Rietzschel ist ein Roman, der ein Brücke schlägt, eine Brücke zwischen den Zeiten.
Jan arbeitet in einem Krankenhaus, dass geschlossen wird und lebt zusammen mit seinem Vater in einer Wohnung, in Kamenz. Ein Patient übergibt ihm eine Schachtel mit Unterlagen, die irgendwie an ihn adressiert sind. In diesen Unterlagen erfährt er nach und nach mehr Details aus seiner eigenen Familiengeschichte, als er jemals aus Gesprächen mit seiner Familie erfahren hat. Aber diese Sprachlosigkeit hält an, sie ist allumfassend.
Die Geschichte und auch der Schreibstil an sich trägt etwas ganz düsteres in sich, verbreitet Hoffnungslosigkeit. Das passt in großen Teilen auch sehr gut zu dem Verfall ringsum, hat mich als Leser aber immer auf Abstand gehalten.
Der Klappentext hat mich sehr angesprochen und ich wollte die Geschichte wirklich mögen, konnte mich hier aber nirgendwo identifizieren oder Sympathien aufbauen. Einige der Randerzählungen waren aber wirklich sehr gelungen.

Bewertung vom 22.10.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


sehr gut

Bleiben oder Gehen
"Wildtriebe" ist der Debütroman von Ute Mank und der ist ihr ausgesprochen gut gelungen.
Hier geht es um drei Frauen, aus drei Generationen, die auf einem Hof leben, der für jeden der drei etwas ganz anderes in ihrem Leben darstellt. Dieses Zusammenleben geht natürlich nicht ohne Konflikt, da hier ganz unterschiedliche Persönlichkeiten mit ganz verschiedenen Werten, Träumen und Wünschen aneinander geraten.
Die Probleme der Frauen werden in einem außergewöhnlichen Schreibstil beschrieben, man kann tief in die Leben eintauchen und die Charaktere kennenlernen. Trotzdem blieben sie mir etwas fremd.
Was mir sehr gefallen hat, war das eintauchen in das Leben auf diesem Bauernhof zu früheren Zeiten, die harte Arbeit und die Lebensumstände. Auch die Schwierigkeiten, wenn man aus diesem Leben ausbrechen wollte, was das für die folgenden Generationen bedeutete, sind eindrucksvoll dargelegt.
Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der alten Bäuerin und ihrer Schwiegertochter. Ganz einfach fiel mir das unterscheiden nicht immer, was den Lesefluss etwas störte.

Bewertung vom 21.10.2021
Untermieter im Kopf
Suter-Lattmann, Angela

Untermieter im Kopf


sehr gut

Gefühlvoll und bewegend
"Untermieter im Kopf" von Angela Suter ist eine Novelle über die Begegnung zweier Menschen, die zwar kurz, aber umso intensiver und eindrücklicher war, die tiefe Spuren hinterlassen hat.
Wir begleiten hier die sehr sympathische Protagonistin zu einem wiederkehrenden und wichtigen Kontrolltermin auf ihrem Weg durch die Stadt Zürich bis ins Klinikum. Ihre Gedanken werden hier sehr offen, ehrlich und humorvoll mitgeteilt.
Auch einen Termin hier hatte Tim, den sie kennenlernt und den weiteren Tag mit ihm verbringt. Emma erzählt ihm sehr viel von ihren Gedanken und auch Erinnerungen aus ihrm Leben und dadurch lernen auch wir sie besser kennen. Tim schweigt meistens, aber er ist ein guter Zuhörer. Die beiden mögen sich auf Anhieb sehr und treffen eine verbindliche Verabredung für den nächsten Termin in sechs Monaten.
Was an diesem Tag dann geschieht, ist sehr emotional und bringt einen beim Lesen dazu, über den Wert jeden einzelnen Tages, jeden netten Menschens, jedes Lächelns und liebes Wortes nachzudenken und es zu schätzen.
Die Autorin verwendet teils sehr poetische Worte und schafft es, das sehr ernste Thema trotz allem mit einer Prise Humor anzugehen.