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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 2519 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2021
Gullivers Reisen
Swift, Jonathan

Gullivers Reisen


sehr gut

Ein wunderschön illustrierter Klassiker für anspruchsvolle Leser
Im Knesebeck Verlag erscheint der Jugendbuch-Klassiker "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift als edle, ungekürzte Geschenkausgabe, hervorragend illustriert von Robert Ingpen.

Lemuel Gullivers größter Traum ist es, die Welt zu sehen. Er heuert als Arzt auf einem Schiff an und landet nach einem Sturm als Schiffbrüchiger auf der Insel Liliput, dem Land der Zwerge. Dort wird er als Eindringlich gefesselt und gefangen genommen. Auch seine zweite Reise endet, indem er in Brobdingnang an Land gespült wird, es ist das Land der Riesen. Bei seinen Reisen ist er großen Gefahren ausgesetzt und wird zum Spielball der Riesen und im Land der Zwerge als Feind gesehen. Alle menschlichen negativen Eigenschaften wie Rücksichtslosigkeit, Intrigen und Streit erlebt er auch bei diesen anderen Völkern. Doch Gulliver kommt aus allen Gefahren wieder frei, kann wieder in sein Heimatland England zurückkehren und dort von seinen Abenteuern erzählen.

Die Geschichte "Gullivers Reisen" wurde erstmals 1726 veröffentlicht und gilt weithin als Kinderbuch, doch das ist es eigentlich gar nicht, es ist eher eine Satireroman, der Gesellschaftskritik an der damaligen englischen Klassengesellschaft betreibt und diese Kritik mit märchenhaften Szenen mischt. Dennoch ist es auch für Kinder eine Abenteuergeschichte, die von der Gefahr der wahren menschlichen Natur berichtet. Damit ist die Geschichte eigentlich sehr aktuell.

Gulliver erlebt auf seinen Reisen, welche Moralvorstellungen bei den Liliputanern und Riesen vorherrschen, erkennt ihre Ängste und Probleme und möchte ihnen helfen. Doch dazu muss er erst einmal nicht als Bedrohung oder als Spielzeug angesehen werden.

Als Altersempfehlung wird 8 Jahre angegeben, aufgrund der altmodischen und für Kinder etwas schwer zu verstehenden Sprache erscheint mir dieses Alter zu früh. Ich würde das Buch eher ab 12 Jahren empfehlen.

Die Illustrationen der sagenhaften Gestalten und besonderen Szenen sind Robert Ingpen hervorragend gelungen. Das Buch bekommt dadurch einen frischen Anstrich, aber der Inhalt bleibt klassisch, die Themen sind ja in der Menschheitsgeschichte allgegenwärtig.


Ein neu illustrierter Abenteuer- und Satireroman, der als Klassiker in die Buchgeschichte eingegangen ist. Die herrlichen Illustrationen hauchen dem Buch neues Leben ein. Für Klassikliebhaber ein Muss!

Bewertung vom 29.09.2021
Das Parfum der Liebe
Caspian, Hanna

Das Parfum der Liebe


sehr gut

Eine schöne Novelle über exotische Düfte und die Liebe
"Das Parfüm der Liebe" ist Hanna Caspians Kurzroman aus der Reihe "Sehnsuchtsmomente" vom Knaur Verlag.

1904 reist die junge Viola mit ihrem Onkel Nepomuk ins exotische Ecuador, wo er als Apotheker neue Heilpflanzen erforscht. Auf einer Hacienda macht Viola die Bekanntschaft des jungen Adrians, der in Südamerika neue Pflanzendüften für die Parfumherstellung im Unternehmen seiner Familie entdecken möchte. Das erste Kennenlernen verläuft nicht recht unglücklich, doch Adrian geht Viola in dieser traumhaften Umgebung nicht mehr aus dem Sinn.

Hanna Caspian erzählt mit bildhaften Beschreibungen eine romantische Liebesgeschichte, die mit abenteuerlichen Erkundungen in einem wunderbar blumig-exotischen Setting stattfindet und zieht damit ihre Leserinnen in eine herrliche Traumlandschaft inmitten des Regenwaldes mit seiner üppigen Natur.

Viola hat gerade eine geplatze Verlobung hinter sich und nimmt das Reiseangebot ihres Onkels nach Ecuador an, dort nutzt sie ihre Sprachkenntnisse als Dolmetscherin. Eine ungewöhnliche Reise für eine junge Frau in der damaligen Zeit, doch Viola hat viele Talente, ist mutig und emanzipierter als andere Frauen ihrer Generation. Das erste Treffen mit Adrian verläuft recht unglücklich, doch schon bald entdecken beide einige verbindende Gemeinsamkeiten und es entwickeln sich tiefere Gefühle. Allerdings hat Adrian ein Geheimnis, das sich zwischen Viola und ihn stellt.

Bei diesem Buch bin ich sofort abgetaucht in die exotische Landschaft und habe mit Viola mitgefiebert und ihre Erlebnisse und die Liebesgefühle für Adrian gespannt verfolgt. Einige Widrigkeiten gilt es zu überwinden, alle Charaktere sind sehr lebendig und abwechslungsreich beschrieben, man erlebt die Geräusche der Tierwelt und die Düfte der Pflanzen und Hölzer des Urwalds bilden einen parfumartigen Mantel, der mich beim Lesen wärmend umhüllt. Dass sich Viola und Adrian in dieser Umgebung näher kommen, kann man gut nachvollziehen. Überhaupt ist Viola eine besondere Frau mit vielen Talenten, das beeindruckt auch Adrian. Doch es gibt neben den abenteuerlichen Expeditionen auch Intrigen und dramatische Szenen, die Viola zu schaffen machen.

Ein wunderbares Lesevergnügen mit einer schönen Liebesgeschichte, die in Kurzform alles das enthält, was ein unterhaltsames Buch ausmacht und für entspannende Lesestunden sorgt.

Bewertung vom 25.09.2021
Fremde Ufer / Das Haus am Deich Bd.1
Kölpin, Regine

Fremde Ufer / Das Haus am Deich Bd.1


ausgezeichnet

1947: Frida Köhle flieht vor dem Krieg aus Stettin und findet mit ihren Eltern auf dem Hof der Familie Gerken in der Wesermarsch eine Unterkunft. Für ihre Einquartierung auf dem Bauernhof muss die Familie schwer arbeiten. Doch sie beklagen sich nicht, aber damit ist Fridas Wunsch, Pianistin zu werden, erst einmal ausgeträumt. Ihre Kindheitsfreundin, die Anwaltstochter Erna, lebt in Varel, sie hat eigene Probleme, sie wird unehelich schwanger und hat von ihren Eltern keine Unterstützung zu erwarten. Können sich die Freundinnen hier in Norddeutschland einleben und wird es ihre neue Heimat?

In diesem Buch erleben wir mit Frida Köhle und Erna von Geest zwei vom Wesen her völlig unterschiedliche junge Frauen, beide Freundinnen haben in Stettin am Konversatorium Klavier studiert, doch das Kriegsgeschehen zwang beide zur Flucht. Nun müssen sie sich in Norddeutschland eine neue Heimat aufbauen, doch das ist nicht so einfach, denn all ihr Besitz ist verloren und sie haben nur noch ihre Arbeitskraft. Damit entfallen all ihre Träume, Pianistinnen braucht man nicht in der Landwirtschaft.

Die schwierigen Kriegs- und Fluchterlebnisse und das arbeitsreiche Leben als Geflüchtete auf dem Hof der Einquartierung hat Autorin Regine Kölpin mit anschaulichen und recht dramatischen Szenen beschrieben. All der bisherige Besitz der Menschen in den Ostgebieten ist für immer verloren. Nun steht der Kampf ums Überleben an erster Stelle und Frida packt auf dem Hof ordentlich mit an. Als sie ihre Freundin Erna schliesslich wiedertrifft, ist diese schwanger, eine Schande in den Augen ihrer recht eingebildeten Eltern. Die Köhles sind eine sehr liebenswerte Familie, sie kümmern sich um Erna und versuchen mit den Eltern zu vermitteln. Überhaupt kochen in diesem Buch viele Emotionen hoch, die Not schreckt nicht vor Überheblichkeit und Missgunst ab und doch gibt es Menschen, die für Freundschaft und Zuneigung alles geben.


Atmosphärisch, bildhaft und sehr fesselnd erzählt Regine Kölpin das Schicksal der zwei Freundinnen, die auch nach ihrer Flucht fest zueinander stehen. Sie erzählt mit vielen Details aus dem Alltagsleben der Menschen, lässt die politische Situation mit einfließen und baut damit den damaligen Zeitgeist wunderbar in die Handlung ein.

Mit viel Fingerspitzengefühl zeichnet Regine Kölpin lebendige und authentisch wirkenden Charaktere aus Fleisch und Blut und erweckt sie damit zum Leben. Dabei taucht man intensiv in die Erlebnisse und den harten Arbeitsalltag Fridas und Ernas ein, als wäre man ihnen persönlich ganz nahe. Die Nebenfiguren sind ebenfalls sehr eindeutig mit Charakterzügen versehen, sie alle bekommen ein "Gesicht" und sorgen mit ihrem Verhalten für spannende Lesestunden.

Ein wunderbarer und sehr fesselnder Reihenauftakt, der die Nachkriegszeit und das Schicksal von Geflüchteten aus den deutschen Ostgebieten deutlich aufzeigt. Ich freue mich schon auf die Folgebände!

Bewertung vom 24.09.2021
Ein Buch, vier Jahreszeiten
Funk, Kristin

Ein Buch, vier Jahreszeiten


ausgezeichnet

Wohlfühlstimmung für das ganze Jahr

Es ist immer wieder schön, die Veränderungen in der Natur im Laufe der Jahreszeiten zu erleben. Auf viele Bräuche wie das Osterfest, die ersten, zuckersüßen Erdbeeren im Sommer, Pilzesammeln im Herbst und flackerndes Kerzenlicht in der Adventszeitdas freut man sich immer wieder aufs Neue. In diesem Hausbuch bekommt man einige Gedichte, kreative Ideen und DIYs an die Hand, die das Jahr wunderbar begleiten, sodaß wir die Zeit mit traditionellen Bräuchen, Rezepten und Basteleien genießen können.

Zunächst einmal gefällt mir das aufwendig gestaltete Buch sehr gut, es ist groß, liegt aber gut in der Hand, um darin zu blättern. Die abgebildeten Fotos sind jahreszeitlich passend und bringen den Betrachter in die richtige Stimmung der jeweiligen Jahreszeit. Die appetitanregenden Foodfotos wecken die Lust, selbst mal kreativ in der Küche tätig zu werden, die hübschen Naturaufnahmen und schönen Blumenarrangements inspirieren dazu, hinaus in die Natur zu spazieren und eigene Fotos zu schießen oder sich Blumen ins Haus zu holen.

Das Buch bietet diverse Bastelanleitungen, die man mit der ganzen Familie nachmachen kann. Wie beispielsweise natürlich gefärbte, bunte Ostereier oder die Ausgestaltung eines Mittsommerfestes, das mit Rezepten für Stockbrot oder selbstgemachtes Brombeereis sicher zum Erfolg wird. Es gibt viele weitere Rezepte z. B. für Sonntagsbrötchen, Zitronenmuffins, Apple-Crumble, leckere Zimtschnecken, Kartoffel-Kürbis-Gratin und einen warmen Schokokuchen.

Es gibt aber auch Tipps für entspannende kleine Rituale und einige Geschichten und Gedichte lassen uns im Einklang mit den Jahreszeiten zur Ruhe kommen. Eigene Schreibversuche, Barfußlaufen im Sommer oder nachhaltige Weihnachtszeit sind Vorschläge, die man unbedingt mal ausprobieren sollte.

Zu den Basteltipps gehören auch eine Anleitung für ein Insektenhotel oder Samenbomben für den Garten. Toll sind auch umweltbewusst hergestelltes eigenes Lavendel-Waschmittel oder ein Badreiniger, der ohne Chemie auskommt.

Mir gefallen besonders die Ideen zur Ausrichtung von Frühlingsbrunch, Mittsommerfest, herbstlicher Kaffeetafel und Candle-Light-Dinner. Zu diesen Themen gibt es tolle Vorschläge, die zeigen, was man dekorieren und anbieten kann und wie das Ganze zu einer gelungenen Feier wird.

Unser Leben mit der Natur heißt auch, sich im Einklang mit den Jahreszeiten wohlzufühlen und die nötige Entspannung zu finden. Dazu dienen Entspannungsrituale und Gedichte über die Natur helfen, bewusst die Zeit zu erleben.

Über dieses wunderbare Geschenkbuch freuen sich alle deine Lieblingsmenschen, denn es bereitet das ganze Jahr hindurch inspirierende Momente zum Nachmachen und Freuen. Wenn man sich die Natur und die Jahreszeiten bewusst macht, bringt das Wohlfühlstimmung ins Leben, die wir brauchen, um uns zu erden. Schöne Freizeitideen, Gedichte und Rezepte lassen uns das Jahr mit allen Sinnen genießen.

Bewertung vom 23.09.2021
Wir warten auf Weihnachten
Casey, Dawn

Wir warten auf Weihnachten


ausgezeichnet

Den langen Winter und die Wartezeit auf Weihnachten kann man mit diesen 18 winterlichen Geschichten aus aller Welt wunderbar verkürzen. Die Geschichten werden von der Autorin Dawn Casey nacherzählt, sie kommen aus der ganzen Welt – von Norwegen, Grönland, Deutschland und England über Japan bis hin zu Polen, Griechenland, aus der Ukraine, Mexiko und aus Südafrika. Da gibt es wunderliche Geschichte über Bären und Hasen, von silbernen Tannenzapfen, von Frost und Schnee und vom Sonnenmann in der Kalahari-Savanne. Diese Märchen-Schatzkiste erzählt von Wundern und lässt Licht in unsere Herzen.

Der Zauber des Winters ist vom Warten auf Weihnachten erfüllt, die beste Zeit, um es sich drinnen gemütlich zu machen, Geschichten zu erzählen oder Märchen vorzulesen.

Dieses Buch ist eine Schatzkiste von Volkssagen und Märchen rund um den Erdball. Es beginnt mit einem Norwegischen Märchen, in dem eine goldene Krone eine Rolle spielt, die einem weißen Bären gehört, der das Interesse einer Prinzessin weckt. Aus Japan kommt die Sage "Tanukis Gold", darin geht es um Tiere, die zu den Hundeartigen zählen und in Japan als magische Kreaturen geschätzt werden. Weiter geht es mit klassischen und weitbekannten Märchen wie "Der Nussknacker" von E.T.A. Hoffmann und "Die Schneekönigin" von H. Chr. Andersen. Außergewöhnlich ist die Volkssage "Die Pointisette" aus Mexiko, die sich um die Pflanzenart Weihnachtsstern dreht. "Das kleine Rotkehlchen" aus Schottland singt mit dem Zaunkönig ein Winterlied und aus Griechenland bezaubert das Märchen "Die zwölf Monate" mit der Begeisterung für die Wandelung der Natur in den Jahreszeiten.

Besonders gut gefallen hat mir das Volksmärchen "Die silbernen Tannenzapfen" aus dem Harz. Hier wird die Tradition des Sammelns von Tannen- und Kiefernzapfen aufgegriffen, die zum Weihnachtsfest die Stube schmücken.

Aus England kommt die Sage "Der Apfelbaummann", bei dem an Heiligabend um Mitternacht die Tiere reden können.

In Grönland ist der lange Winter in der Arktis besonders lang, die Menschen sind abhängig von ihrer Nahrung aus dem Meer. "Die Mutter des Meeres" trägt die Botschaft, dass das Wasser der Meere sauber gehalten werden muss.

Alle Geschichten sind unterhaltsam,sie haben ihren ganz eigenen Zauber und sind Zeugen ihres jeweiligen Kulturkreises und das greifen die ausdrucksstarken Illustrationen auch wunderbar auf. Die spezifischen Besonderheiten werden in den Bildern deutlich gemacht.

Für alle Märchenfans ist dieses Buch ein Quell von unterschiedlichen Geschichten, die es zu entdecken gilt. Mit Vorleseabenden kann man sich die Zeit in der dunklen Jahreszeit unterhaltsam verkürzen und lernt über die unterschiedlichen Kulturen dieser Erde noch etwas hinzu.

Ein wunderbarer und lehrreicher Märchenschatz für lange Abende am Kamin für die ganze Familie.

Bewertung vom 20.09.2021
Madame Exupéry und die Sterne des Himmels
Villard, Sophie

Madame Exupéry und die Sterne des Himmels


ausgezeichnet

Wer fliegt, kommt den Sternen nah

Paris 1930: Die Mittelamerikanerin Consuelo lernt nach dem Tod ihres ersten Manns, dem Maler Enrique Carrillo, auf einer Party den französischen Adligen Antoine de Saint-Exupéry kennen, beide verlieben sich auf Anhieb. Consuelo ist Malerin und wird zur Muse Antoines, der als Pilot und Schriftsteller arbeitet. Aus seiner Liebe zu Consuela entsteht die Geschichte »Der kleine Prinz«. Consuelo ist die empfindliche, geliebte Rose, die der Prinz (Antoine) mit der Glasglocke schützen möchte und an die er stets und überall denkt, ob in der Sahara oder auf einem fremden Planeten. Dieses Buch wurde weltberühmt, weil es eine übergroße Liebe liegt, doch die Wahrheit sieht anders aus. Consuelo litt unter Antoines Untreue und wollte selbst als Künstlerin anerkannt werden. 1944 machte sich Antoine zu seinem letzten Aufklärungsflug über das Mittelmeer auf.

"Der kleine Prinz" wurde von Antoine de Saint-Exupéry auf Long Island verfasst. Die herzergreifende Geschichte spiegelt die turbulente Liebesgeschichte des Ehepaars wieder, deren Leben quer über den Erdball führte und in der Antoine seine Gedanken versinnbildlicht.

Consuela stammt aus Venezuela und wird auf einer Kaffeeplantage groß, sie träumt von einem Studium der Malerei, heiratet den adligen Franzosen und landet in einem Leben, dessen Probleme durch finanzielle Probleme, Flugzeugabstürze und Geliebte ihres Mannes nur schwer zu ertragen war. Es ist ein Auf und Ab der Gefühle, immer wieder verzeiht Consuela ihrem Mann, fest davon überzeugt, das er immer zu ihr zurückkehrt, wie es der kleine Prinz seiner Rose versprochen hat. Doch kurz vor Kriegsende muss sie Antoine gehen lassen, er wird Aufklärungspilot und will seinem Land dienen. Es wird ein Abschied auf immer.

Durch diese Geschichte wird man dank des wunderbar flüssigen, emotionalen und lebendig wirkenden Schreibstils Sophie Villards förmlich getragen. Ergriffen von Consuelas Schicksal, von den anfänglich wunderbaren Liebesbriefen ihres Mannes, ihren enttäuschenden Erebnissen und Sorgen in ihrer Ehe nimmt man großen Anteil an ihrer Person, ohne sie je persönlich gekannt zu haben. Man fühlt und leidet mit ihr, reist durch die Welt, wird enttäuscht und kehrt dennoch wieder an Antoines Seite zurück. Antoine ist ein rastloser, eigenwilliger und sprunghafter Charakter, er entscheidet über Consuelos Kopf hinweg und macht auch vor Untreue nicht halt.

Casablanca, Paris, El Salvador, New York, Marseille, die vielen Ortswechsel zeigen die Rastlosigkeit Antoine de Saint-Exupérys. Die wechselnden Erzähl- und Zeitsprünge bringen abwechslungsreiche Spannung in den Roman und man kann sich der fesselnden Wirkung kaum entziehen.

Sophie Villard lässt uns einen eindringlichen Blick werfen auf die Hintergründe und wahren Gegebenheiten im Leben Consuelos. Aus der unsterblichen großen Liebe wurde eine tragische Beziehung mit vielen Schattenseiten, Consuelo hatte sich ihr Leben anders vorgestellt. Am Ende ging aus dieser Ehe als positives Ergebnis die Geschichte des kleinen Prinzen hervor und kündet von der Liebe, die man mit dem Herzen sieht.

Mit all seiner Ausdruckskraft und Tiefe hat mich dieser Roman sehr beeindruckt, ich konnte mit Consuelo mitfühlen, habe ihre Weggenossen kennengelernt, ihren Leidensdruck im Auf und Ab ihrer Ehe erlebt und ihr Handeln gespannt verfolgen können.

Dieser eindringlich berührende Roman hat mir die Entstehungsgeschichte von "Der kleine Prinz" im historischen Kontext vorgeführt und lässt die Geschichte nun in einem anderen Licht erscheinen. Eine empfehlenswerte historische Liebesgeschichte, die die Grundlage bildete für eines der berühmtesten Bücher der Welt. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.09.2021
Meine Märchenwelt
Schröer, Silvia

Meine Märchenwelt


ausgezeichnet

Bekannte Märchen in Kurzform zum Hören, Mitmachen und Nachspielen

Der Wissensschatz alter Märchen gehört einfach in jede Generation, hier werden zehn beliebte Märchen neu erzählt und es finden sich zu jeder Geschichte kreative Do it yourself-Ideen, damit man tiefer in die Märchenwelt abtauchen kann. Die Ideen lassen sich gut bei Kindergeburtstagen anwenden oder einfach mal am Wochenende als schöne Beschäftigung.

Die zehn Märchen sind alles bekannte Stücke wie Schneewittchen, Frau Holle, Rapunzel, Der Froschkönig, Prinzessin auf der Erbse. Alle Märchen werden sehr verständlich und in Kurzform erzählt, damit bieten sie sich als Gutenacht-Geschichte förmlich an. Aufgepeppt wird das Ganze durch tolle Spiel- und Bastelideen und Rezepte, die man mit seinen Kindern nachmachen kann. Diese Ideen lassen sich auch prima beim nächsten Kindergeburtstag einbauen.

Absolut kindgerecht verständlich wird immer ein Märchen auf einer Doppelseite in Kurzlänge erzählt, danach schließen sich verschiedene Spiel- und Bastelideen an, die an das spezielle Märchen thematisch angepasst sind und die Inhalte spielerisch aufgreifen. Es gibt Ideen für einzelne Kinder oder für ganze Gruppen.
Wer möchte nicht gerne mal Aschenputtel sein und wie sie Erbsen aussortieren oder wenigstens die Schuhanprobe nachspielen? Oder für den Froschkönig-Teich bunte Papier-Seerosen basteln und Badewannenfarbe herstellen? Schön ist auch das Basteln einer Krone für kleine Prinzessinnen und das Spiel mit der Erbse. Es braucht nicht sehr viele Materialien und der Spielspaß kann schnell starten.

An Rezepten gibt es eine Bastelanleitung für ein Knusperhaus, für Sterntaler-Kekse und einen Rapunzel-Salat. Das schmeckt allen Kindern und besonders, wenn sie dabei geholfen haben.

Aussagekräftig und wunderschön anzusehen sind die farbenfrohen Bilder von Katja Jäger. Sie machen das Buch zum Lieblingsbuch meines kleinen Lesekindes.

Dieses wunderbare Märchen-Bilderbuch sorgt für Vorlesespaß und die bunten Do it yourself-Ideen lässt Kinderherzen höher schlagen. Ein Freizeitvergnügen für die ganze Familie!

Bewertung vom 18.09.2021
Wenn die Stille schreit
Klementovic, Roman

Wenn die Stille schreit


ausgezeichnet

In der Kürze liegt die Würze!

Obwohl ein Schneesturm wütet, fährt Tim mitten in der Nacht von seiner Arbeit nach Hause zu seiner Frau Nathalie. Gerade haben sie noch miteinander telefoniert, sie will wach bleiben, bis er sicher zurück gekehrt ist. Doch dann findet Tim das Haus verlassen vor, der Strom ist ausgefallen und er tappt im Dunkeln durch das Haus, um Natalie zu suchen. In ihm keimt ein ungeheuerlicher Verdacht auf, denn erst vor ein paar Tagen sind zwei Gewaltverbrecher aus einer Anstalt geflohen. Diese Nachricht hat Tim und Natalie sehr beunruhigt. Und nun ist seine Frau verschwunden. Wo kann sie nur sein?

Als ich das schmale Büchlein sah, hätte ich mir nicht vorstellen können, so eine packende Gänsehaut-Story geboten zu bekommen. Doch in der Kürze liegt die Würze!

Wir erleben Tim während seiner schwierigen Fahrt über schneeverwehte Straßen, er braucht Stunden in der Dunkelheit und der Sturm wütet noch weiter. Als er seine Frau nicht im Haus antrifft, überkommt ihn panische Angst, ihr könnte etwas zugestoßen sein, was mit den entlaufenen Mördern zusammen hängen könnte. Es treten noch zwei weiteren Figuren in die Handlung ein, die die Spannung noch verstärken. Sind das die vermeintlichen Mörder oder friedliche Leute?

Ich konnte bei diesem Thriller wirklich Gänsehaut entwickeln. Roman Klementovic hat ein Händchen für gruselige Szenen und schickt seine Leserschaft gezielt auf Fährten, die dann wieder in eine andere Richtung wechseln. Die ganze Zeit bangt man gemeinsam mit Tim um einen guten Ausgang der Geschichte und erlebt am Ende eine besondere Wendung.

Dieser packend geschriebene Kurz-Thriller hält einige Überraschungen und gruselige Momente bereit. 4,5 Sterne runde ich gerne auf.

Bewertung vom 16.09.2021
Montags bei Monica
Pooley, Clare

Montags bei Monica


sehr gut

Eine schöne Geschichte, wie sich Menschen näher kommen
Monica findet in ihrem Café das Notizbuch von Julian, dem Künstler, ein älterer, etwas exzentrischer Herr, der an seiner Einsamkeit leidet. Sie liest seine Zeilen und ist von seinen beschriebenen Gedanken und Gefühlen so berührt, dass sie sich auf die Suche nach ihm macht und ihm helfen will. Sie findet Julian und organisiert einen Kunstkurs, der Julians Leben wieder einen Sinn gibt. Doch zuvor schreibt sie ihre eigenen Wünsche ins Büchlein und schickt es weiter, bis es schließlich sechs Menschen zusammenführt, die sich im Café treffen und kennenlernen und zu Freunden werden. Aber werden sich auch Monicas Wünsche erfüllen?

Jedes Kapitel wird aus der Sicht einer Person geschrieben, man lernt alle Figuren immer besser kennen und kommt ihnen näher. Die ständigen Wechsel bringen stets neuen Schwung in die Geschichte, man bangt, hofft und freut sich mit ihnen und wird durch den eingängigen Erzählstil gut unterhalten. Allerdings haben die Stories auch einige Längen, man muss sich auf die oft sehr ausführlich beschriebenen Vorgänge der Personen einlassen.

Im Grunde muss ich sagen, das Buch lebt durch die liebevoll beschriebenen, realistisch wirkenden Charaktere, alle haben eigene Schicksale, Sorgen und Eigenarten, sind unterschiedlichen Alters und Geschlechts und doch eint sie eines besonders, die Einsamkeit und damit eine Unzufriedenheit mit ihrem Leben. Das Buch bringt sie miteinander in Kontakt und verändert ihr Leben. Sie begegnen sich, sind achtsam, passen aufeinander auf und wollen sich gegenseitig unterstützen. Eine Win-Win-Situation für alle, wie in einer gut funktionierenden Familie. Hier bekommen Menschlichkeit, Freundschaft und Nächstenliebe eine Plattform, die wildfremde Menschen zusammenführt und ihren Leben neuen Zusammenhalt und Sinn geben. Die Geschichte sorgt bei mir für Empathie für die Figuren und sie zeigt, welche verbindende Wirkung das geschriebene Wort eines kleinen Notizbuches haben kann. Manchmal müssen sich Menschen ihre Sorgen und Nöte anvertrauen und kommen dadurch nicht nur in Kontakt, sondern bauen sich ein neues soziales Umfeld auf.

Eine herzerwärmende Geschichte, die verschiedene Personen zusammenführt und mit ihren Treffen und Erlebnissen einfach berührt. Für mich 3,5 Sterne, die ich gerne aufrunde.

Bewertung vom 15.09.2021
Wo die wilden Väter wohnen
Kern, Björn

Wo die wilden Väter wohnen


sehr gut

Amüsante Verhaltensbibel über das Landleben und seine Tücken

Das Landleben lockt mit seiner Natur-Idylle viele Städter an, diesen Traum erfüllte sich auch Björn Kern und zog mit seiner Familie von Berlin aus ihrer Etagenwohnung aufs Land und erlebt dort einen echten Kulturschock. So einfach ist das Leben auf dem Land doch nicht, es erfordert so manche Fähigkeit. Auf einige Unsäglichkeiten war Björn nicht vorbereitet, so wie die Belästigung durch Mücken, oder die ewige Warterei auf den Überlandbuch und wie erweckt man eigentlich einen toten Fisch wieder zum Leben? Es ist nicht einfach, ein Landvater zu sein, das muss auch Björn Kern entdecken. Aber am Ende fühlt er sich dort auch wohl.

"So ein Kind ist etwas Wunderbares. Es dient als Ausrede, all die Dinge zu kaufen, die man ohne Kind natürlich niemals kaufen würde." Zitat Seite 67

Björn Kern nimmt uns mit aufs Land, von nun an sind überfüllte Spielplätze Vergangenheit und seine Tochter Sophie kann sich hier in der Natur austoben. Gemeinsam erleben wir Vater und Tochter bei ihren kleinen und großen Herausforderungen des Landlebens und man muss einfach schmunzeln, wenn man sieht wie einiges ganz anders läuft als erhofft. Doch Björn nimmt die Herausforderung an einen gestandener Landvater an. Schon allein um seine Tochter Sophie zufrieden zu sehen. Die muss Schwimmen lernen, möchte jetzt endlich ein eigenes Tier haben und natürlich Freunde finden.

Das Einleben ist nicht leicht, glücklicherweise steht häufig der knurrig wirkende märkische Nachbar am Gartenzaun und hilft Björn mit seinen in stoischer Ruhe dargebrachten Ratschlägen und gibt im Dialekt seine besonderen Lebensweisheiten auf spöttische Weise zum Besten. In der Ruhe liegt die Kraft, so ist seine Devise.

Der Erzählstil ist absolut flüssig und lebendig, die Anekdoten werden humorvoll in kurzen Kapiteln erzählt und zeigen, wie sich die Familie auf dem Land einlebt. Der Einblick in die Erlebnisse der Familie reicht von den ersten Angelversuchen (was macht man mit dem gefangenen Fisch?), dem eigenen Gemüseanbau (klappt nicht besonders), der Anschaffung eines Katers (ist ziemlich überdreht und hält die ganze Familie auf Trab), über Geburtstagfeier der Tochter (endet im Matsch) bis hin zum Warten auf die öffentlichen Verkehrsmittel (Busverkehr ohne Bus ist eigentlich nix).

Man kann bei den Szenen häufig lachen und dank der bildhaften Beschreibung läuft beim Lesen ein buntes Kopfkino ab. So wird man gut und locker unterhalten und freut sich, wenn so manche heikle Situation glücklich endet.


Ein amüsanter Einblick mit selbstironischer Reflektion auf das Leben auf dem Lande. Gute Unterhaltung mit humorvollen Szenen für Städter, die das Land lockt!