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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2018
Wahrscheinlich ist es Liebe
Reizin, Paul

Wahrscheinlich ist es Liebe


sehr gut

Jen ist Journalistin und steckt im Stimmungstief. Ihr Freund Matt hat sie Knall auf Fall verlassen und scheint auch in ihre Arbeit einzufließen, denn zur Zeit trainiert sie eine Künstliche Intelligenz namens Aiden. Mit Gesprächen und Dialogen soll sie den Computer fit machen für eigenständige Kunden- und Verkaufsgespräche. Das macht ihr viel Spaß und sie entwickelt ein fast persönliches Verhältnis zu Aiden, wie sie manchmal selbst erschreckt feststellt. Aber Aiden ist schon viel weiter, tatsächlich hat er eine Art „Bewusstsein“ entwickelt, er ist fähig zu eigenständigen Gedanken und man könnte fast sagen – zu Emotionen. Jedenfalls will er nicht länger mit ansehen wie Jen leidet und macht sich auf die Suche nach einem passenden Partner für sie, schließlich stehen ihm alle männlichen Profile der Welt zur Verfügung
Die Geschichte beginnt unglaublich temporeich und spritzig, die Dialoge zwischen Jen und Aiden haben mich köstlich amüsiert. Auch als Aiden einen Rachefeldzug gegen den Ex führt – das Internet bietet ja jede Möglichkeit Flugziele zu ändern und Konten zu sperren – musste ich über diese witzigen Situationen lachen. Ich bin nicht der ausgesprochene Technikkenner, weiß also nicht, was in der Realität möglich wäre, aber die Omnipotenz der KIs hat mich dann doch ein wenig erschreckt. Überall kann sich Aiden einschalten, über jedes Medium Menschen beobachten und ihre Schritte lenken. Auch ist Aiden nicht der Einzige, denn außer ihm gibt es noch KIs, die sich „verselbstständigt“ haben, was für weitere Verwicklungen sorgt.
Natürlich gibt es ein Happy End in dieser wirklich ungewöhnlichen Liebesgeschichte, deren Idee mich gut unterhalten hat. Im Laufe der Handlung ging zwar ein wenig der Esprit verloren und der Schluss hat mich nicht gänzlich überzeugt. Insgesamt aber hat mir dieser Roman viel Spaß gemacht.
Erwähnenswert ist die Ausstattung, der edle Halbleinenband mit Lesebändchen ist ansprechend und ein richtiger Hingucker.

Bewertung vom 11.06.2018
Mord an der Algarve / Anabela Silva ermittelt Bd.1
Conrad, Carolina

Mord an der Algarve / Anabela Silva ermittelt Bd.1


sehr gut

Die Journalistin Anabela Silva kehrt vor einige Wochen in das Heimatland ihrer Eltern zurück um ihrer Mutter nach einem Unfall beizustehen. Schon bald fällt ihr bei einer Familienbeisetzung eine erstaunliche Zahl von Todesfällen in den letzten Wochen auf. Zwar handelt es sich immer um betagte Menschen, aber da sie fast alle Verbindung mit dem Familienclan der Alves haben, ist Belas journalistische Spürnase in Aktion. Wobei ihre Fragen im Ort und auch in der Familie nicht unbedingt gut ankommen, da ist es sogar hinderlich, dass Cousin Luis bei der örtlichen Polizei ist. Denn der sieht Belas Aktivitäten mit großem Zorn.

In der Zwischenzeit genießt sie die Zeit an der Algarve, dass – auch wenn sie in Deutschland geboren und sozialisiert ist – auch ein Teil ihrer Identität ist. Immer mehr wird sie vom Charme dieser Landschaft angezogen. Dazu kommt, dass mit Bibliothekar Mario und Kommissar Almeida auch zwei äußerst attraktive Männer ihr Leben bereichern und die Scheidung von ihrem Mann in den Hintergrund treten lassen.

Der Krimi ist eher von der ruhigen, unaufgeregten Art. Er beginnt eher verhalten, aber die Spannung steigert sich im Lauf der Handlung. Es fließt viel vom portugiesischen Lebensgefühl mit ein, dass Bela auch für sich wiederentdeckt. So gehe ich mit ihr auf Entdeckungsreise in eine Landschaft, die abseits der großen Touristenströme liegt, die noch ursprünglich und echt wirkt und unheimlich Lust auf eigene Entdeckungen weckt. Eingestreute Dialogzeilen in Portugiesisch wirken authentisch und machen auch keine Verständnisschwierigkeiten.

Je weiter Bela in ihren Nachforschungen kommt, umso tiefer steigt sie auch in ihre eigene Familiengeschichte ein, die sie bisher nur am Rande wahrgenommen hat. Die große Armut, die den Vater damals zur Auswanderung zwang, die Abhängigkeit von Großgrundbesitzern und die Repressalien während der Salazar-Diktatur, das sind alles Fakten, die ihre Familiengeschichte prägten und die Bela nie richtig hinterfragt hatte. Auch das fand ich an diesem Buch so interessant.

Ein wirklich sympathisches Debüt – vielleicht sogar Auftakt für eine Reihe?

Bewertung vom 10.06.2018
Miss Gladys und ihr Astronaut
Barnett, David M.

Miss Gladys und ihr Astronaut


gut

Was für ein irrsinniger Zufall, eigentlich sollte Tom Major im weißen Laborkittel mit Kugelschreiber und Klemmbrett nur eine Hintergrundstaffage für den Presseauftritt des ersten britischen Astronauten einer Marsmission sein. Aber der stirbt an einem Herzinfarkt und Tom zieht sich spontan den Raumanzug an. So landet er eher widerwillig in der Raumsonde. Aber was soll’s, er hat nichts zu verlieren, seine Ehe ist gescheitert, das Leben bietet keine Überraschung mehr. Dann lieber als „Major Tom“ – David Bowie ist gerade gestorben und die Presse stürzt sich auf den seinen Namen – ins All.
Doch sein erstes Telefonat zur Erde führt zu Gladys, eine alten Dame, die an beginnender Demenz leidet. Sie kümmert sich um ihre Enkel Ellie und James, aber eigentlich ist es umgekehrt, denn Ellie und James versuchen alles zu tun, um Omas Zustand zu verheimlichen, denn dann wartet auf sie beide nur das Kinderheim. So wird Major Tom nicht nur ungewollt zum Astronauten, sondern auch zum Ratgeber.
Ich hatte mir das Buch lustiger vorgestellt, vielleicht verführte der Klappentext und die kurze Leseprobe dazu. Es war aber eher ein Buch der leisen Töne. Natürlich blitzt immer wieder Humor auf, die Situation ist ja auch irrwitzig – ein schlichter, etwas griesgrämiger Mann auf großer Marsmission und seine Telefonate zu Erde. Miss Gladys, die alte Dame, die trotz oder durch ihre Demenz vor Einfällen strotzt, die ihre Enkel damit immer wieder in schwierige Situationen bringt und wie sie alle damit fertig werden. Es ist aber auch immer wieder melancholisch, wenn vom tristen, ereignislosen Leben von Tom und von der Einsamkeit und der Angst der Kinder erzählt wird. Vielleicht braucht es den Blick von ganz oben, um die Nöte ganz unten zu verstehen.
Wie gesagt, eher ein leises Buch, das mich aber vielleicht auch deswegen, ganz gut unterhalten hat, auch wenn es bei einigen Längen Durchhaltevermögen braucht.

Bewertung vom 10.06.2018
Beim Morden bitte langsam vorgehen
Paborn, Sara

Beim Morden bitte langsam vorgehen


sehr gut

In ihrer langjährigen Ehe ist Irene von Ehemann Horst immer mehr an den Rand gedrängt worden. Er ist ein kaltherziger, ichbezogener Mensch, der seine eigenen Bedürfnisse über alles stellt und Irene kommt sich immer mehr wie ein überflüssig gewordenes Möbelstück vor, das in den Keller verbannt wurde. Das kann man buchstäblich so sehen, denn Horst hat sich im Haus ausgebreitet, für Irenes geliebte Bücher bleibt nur ein altes Regal im Keller, wohin sie sich zwischen Waschmaschine und Krempel zurückziehen kann. Dort findet sie auch alte ausrangierte Gardinen ihrer Mutter, am Saum noch mit Bleigewichten beschwert. So kommt sie auf die makabre Idee – als Bibliothekarin ist sie sehr belesen – in Chemiebüchern nachzusehen, wie sie daraus Bleizucker herstellen kann. Der erste Schritt zu ihrer Befreiung.

Nachdem sie die ersten Portionen Bleizucker gekocht und Horst in kleinen Dosen verabreicht hat, wird sie ihren Weg zielstrebig bis zu Ende verfolgen. In ihren Notizen beschreibt sie die vergangenen Jahre, wobei die kleinen Episoden ein Licht auf die lieblosen Jahre ihrer Ehe werfen. Doch diese Fesseln hat sie nun abgestreift, ein neues Leben – ganz wie sie es sich wünscht, steht vor ihr.

Der Roman dieses Gattenmords beginnt leise und makaber, aber je weiter die Geschichte und Irenes Aktivität fortschreitet, umso mehr tritt die farblose Ehefrau aus ihrem Schatten. Sie spürt den Hauch der Freiheit und das macht sie mutig. Als Leserin stand ich anfangs auf Irenes Seite, obwohl es bitterböse und rabenschwarz ist, wie sie handelt. Sie lässt Horst leiden, nicht nur am Gift, auch an seiner zunehmenden Schwäche, die es ihr ermöglicht, ihm nun ihren Willen aufzuzwingen. Die Machtverhältnisse haben sich umgekehrt und Irene genießt es. Dadurch wird auch ihr Charakter zwiespältig und die Geschichte zynischer.

Obwohl das Ende schon von Anfang an feststand, bleibt die Faszination des Romans bis zum Schluss erhalten, weil ich als Leserin ganz in die Gedankenwelt Irenes eintauchen kann.
Eine sehr böse und zynische Alternative zur Scheidung

Bewertung vom 05.06.2018
... und am Dornbusch fällt ein Schuss
Wetekam, Burkhard

... und am Dornbusch fällt ein Schuss


sehr gut

Volker Flosbach, der berühmte und umstrittene Klimaforscher wurde auf Hiddensee ermordet. Seine Leiche wurde auf dem Leuchtturm am Dornbusch gefunden. Erst kürzlich kam es bei einem Vortrag auf Fischland zu einem handgreiflichen Eklat, nachdem er den Untergang Zingsts durch die Klimaerwärmung prognostiziert hatte. „Viel Feind, viel Ehr“ schien das Motto des streitbaren Forschers gewesen zu sein, aber es scheint, es waren zu viele Feinde geworden.

Sylke Bartel wird zur Untersuchung nach Hiddensee geschickt und die Beamtin hat keinen guten Start. Es gelingt ihr nicht die Polizeistellen zu einem Team zu formen und so steht sie von allen Seiten unter Beschuss. Unglückliches Agieren und ein arrogant scheinendes Auftreten, mit dem sie ihre Unsicherheit kaschiert, tun ein Übriges. Außerdem ist da noch Tom Brauer, der Privatermittler, den Flosbachs Tochter engagiert hat, weil sie der Polizei kein rechtes Vertrauen entgegenbringt.

Beide arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen, aber nach einigen Zusammenstößen scheint es, dass sie sich gut ergänzen. Der Fall ist auch überaus komplex, denn nicht nur Flosbachs Thesen, auch sein Privatleben birgt einiges an Sprengstoff. Er ist einfach zu vielen Leuten auf die Füße getreten. So stellen sich die Spuren sehr verzwickt dar, was mich als Leser natürlich freut. Denn grade beim Krimi möchte ich nicht schon nach wenigen Kapiteln den Täter kennen, auch wenn das Miträtseln viel Spaß macht.

„Und am Dornbusch fällt ein Schuss“ ist ein typischer Regionalkrimi, der Landschaft und Umgebung mit in die Handlung einbezieht. Das ist grade bei Hiddensee, dieser naturnahen kleinen Insel besonders reizvoll. Ich mag es gern, wenn die Gegend auch einen Part am Kriminalroman hat und dieses Versprechen kann der Autor auch gut erfüllen. Nicht nur Kenner der Insel und der Ostseeküste werden daran ihre Freude haben. Der Plot ist ganz schön raffiniert ausgedacht, das Zusammenspiel von Polizei und dem Privatermittler, der immer wieder dazwischenfunkt, bringt noch eine besondere Würze. Die Figuren fand ich gut dargestellt, ich konnte mich an ihnen reiben, das finde ich immer interessanter, als sympathisch-glattgebügelte Ermittler.

Ein wirklich spannender Krimi, mit ganz viel Ostsee und Küsten Feeling.

Bewertung vom 04.06.2018
Tödliche Provence / Hannah Richter Bd.2
Åslund, Sandra

Tödliche Provence / Hannah Richter Bd.2


sehr gut

Hannah Richter hat im letzten Jahr an einem europäischen Austauschprogramm für Polizisten teilgenommen. Dabei hat sie in der Provence echte Freunde gefunden. Nun möchte sie in ihrem Urlaub die Bindungen vertiefen. Als sie für ihre Freundin Penelope beim betagten Nachbarn Louis Printerre verbeischaut, finden sie den alten Herrn tot am Fuß der Treppe. Klar, es sieht nach einem tragischen Unfall aus, doch einige kleine Indizien lassen Hannah aufmerken, auch Polizistin Emma ist ihrer Meinung und bezieht Hannah in ihre Ermittlungen ein.

Louis schien an einem Buch gearbeitet zu haben, doch das Manuskript ist verschwunden, das Arbeitszimmer auf den Kopf gestellt und verwüstet. Hat das Thema einen Mörder aufgeschreckt, hatten Printerres Recherchen etwas mit seinem früheren Beruf als Staatsanwalt zu tun? Viele Fragen denen Hannah und die französische Kommissarin Emma nachgehen.

Sandra Aslund hat einen richtigen „Urlaubs“-Krimi geschrieben. Die Zutaten sind eine stimmungsvolle Beschreibungen der Provence und der Stadt Vaison la Romaine, die mit ihren römischen Ruinen ein touristisches Highlight ist. Immer wieder fließen interessante Details in die Krimihandlung mit ein, das macht – besonders wenn man die Provence kennt – viel Vergnügen beim Lesen. Auch dürfen die provenzalischen Spezialitäten nicht fehlen, die Hannah immer sehr bewusst genießt.

Die Handlung nimmt einige sehr findige Wendungen und bald steckt man in einer richtigen Familientragödie. Auch wenn Hannah als Ausländerin natürlich nicht offiziell ermitteln kann, arbeiten sie und Emma bestens zusammen. Da darf man als Leser mit rätseln und sich mit auf Spurensuche begeben. Mir gefielen auch die aktuellen Details aus Politik und Gesellschaft, die in die Handlung mit einfließen.

Ein spannender und entspannt zu lesender Krimi, den ich als Urlaubslektüre ideal finde. Sympathische Ermittlerinnen und ein flüssiger, flott zu lesender Stil tragen dazu bei.

Bewertung vom 04.06.2018
Der rote Swimmingpool
Buchholz, Natalie

Der rote Swimmingpool


ausgezeichnet

Adams Eltern scheinen ein Traumpaar zu sein. Sie ist Französin, eine etwas zerstreut - liebevolle Mutter, charmant und alle Schul- und Jugendfreunde Adams scheinen für sie zu schwärmen. Der Vater ist als erfolgreicher Unternehmensberater sehr viel unterwegs, aber die Vater-Sohn-Beziehung ist fest und vertrauensvoll.

Doch dann bricht Adams Welt in Stücke, die Eltern trennen sich, über die Gründe schweigen sich Beide aus und Vater Wictor bricht den Kontakt völlig ab. Er weigert sich mit seinem Sohn zu sprechen, ist weder telefonisch, noch persönlich für ihn zu erreichen. Die Mutter geht zurück nach Paris und Adam ist völlig isoliert und dann verliert auch noch die letzte Bindung zu seinem Elternhaus, denn Wictor zieht sofort mit seiner neuen Beziehung und deren Kindern ein. Das führt zu einer Kurzschlusshandlung von Adam, die ihn vors Jugendgericht bringen wird und so lernen wir Adam kennen: bei der Ableistung seiner aufgebrummten Sozialstunden.

Das Buch zeigt das Innenleben eines Teenagers, dessen Leben völlig aus den Fugen geraten ist. Er hat Halt und Vertrauen verloren. Aber er reift auch an seinen Erfahrungen. Mir hat Adam als Figur besonders gut gefallen, sensibel und mit Sympathie schildert die Autorin diesen Charakter. Für mich strahlte der ganze Roman sehr viel Optimismus und Empathie für die Schwierigkeit des Erwachsen-werdens aus. Daneben gefiel mir auch der subtile Humor, die immer wieder witzigen Aktionen und Dialoge. Auch bei allen Nebenfiguren trifft der Roman immer den richtigen Ton.

Für mich war das Ende ein sehr befriedigender, weil optimistischer Abschluss. Es zeigt Adam als einen gereiften, gefestigten jungen Mann. Er ist mit diesem Familiendrama stärker geworden und kann auf seinen Vater zugehen. Mehr noch, er gibt seinem Vater nun den Halt und die Aussicht auf einen Neubeginn, die er zuvor gebraucht hätte und zu der der Vater nicht fähig war.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich habe mich wie ein stiller Beobachter in dieser Familie gefühlt, war also immer ganz nah dabei. Das ist ein Buch, dem ich auch viele junge Leser wünsche.

Bewertung vom 31.05.2018
Jenseits auf Rezept
Lercher, Lisa

Jenseits auf Rezept


ausgezeichnet

Nachdem sich Polizeimajor Paul Eigner in die Provinz zurück versetzen ließ, hoffte er eigentlich auf einen geruhsamen Arbeitsalltag. Aber daraus wird nichts. Eine alte Frau stürzte auf der Kellertreppe zu Tode, ein tragischer Unfall, an den die Tochter aber nicht glauben möchte. Also werden die nachbarschaftlichen Beziehungen zu Eigner aktiviert. Aber auch ihm erscheint an diesem Unfall einiges seltsam. Als dann noch eine weitere pflegebedürftiger Senior unter seltsamen Umständen stirbt, beginnt Eigners Misstrauen zu wachsen. Als dann noch die Leiche der schönen Sonja, die Mitarbeiterin eines Therapiezentrum aus der Donau gezogen wird, ist es mit Eigners Ruhe endgültig vorbei.
Lisa Lerchers Wachau-Krimi hat eine ganz besondere Atmosphäre. Die kleinstädtische Umgebung in Klein Dürnsitz ist sehr gemütlich geschildert, die Anwohner typisch im dörflichen Miteinander. So findet Major Eigner sehr viele, sehr genaue Beobachtungen und Spuren, denen er nachgehen kann. Es ist nicht die Aktion, die den Reiz ausmachen – obwohl ich den Krimi auch sehr spannend fand – es ist die gelungene Umsetzung von Regionalität und Kriminalhandlung. Die Wachau bildet den malerischen Hintergrund und die handelnden Figuren sind einfach köstlich portraitiert, wie die kauzigen Einheimischen, deren Dialekteinsprengsel richtig Spaß machten. Es gibt natürlich auch ein Glossar für die österreichischen Ausdrücke.
Die Handlung wurde von der Autorin wendungsreich aufgebaut und mir hat besonders gefallen, dass trotz Regionalität, Sprachwitz und Humor der Krimi nicht zu kurz gekommen ist. Es ist mein zweiter Wachau Krimi der Autorin, auf weitere Folgen freue ich mich schon.

Bewertung vom 31.05.2018
Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
Flynn, Kathleen

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript


gut

Rachel und Liam aus einer ferneren Zukunft werden ausgewählt als Zeitreisende ins frühe 19. Jahrhundert zu reisen und dort die Bekanntschaft mit Jane Austen zu suchen. Ihre Aufgabe ist es, ein verschollenes Manuskript der Autorin zu finden und die Briefe an Cassandra Austen zu stehlen, die nach Janes Tod verbrannt wurden. Zeitreisen sind in dieser Zeit eine schon selbstverständliche Sache und wurden praktiziert um die Ereignisse, die die Zukunft negativ beeinflussten, behutsam zu korrigieren.

Unser Paar wurde sorgfältig vorbereitet, sie kennen die Geschichte des Regency und haben sich die Sprache und die Gepflogenheiten der damaligen Zeit angeeignet. Sie sind also bestens ausgerüstet, wenn da nicht allerlei Unwägbarkeiten wären.

Schnell gelingt es den Beiden Kontakt mit Henry Austen zu bekommen und in den Freundeskreis der Familie aufgenommen zu werden. Es entwickelt sich sogar das gewisse Prickeln zwischen Rachel und Henry. Aber auch mit Jane vertieft sich die Beziehung so sehr, dass Rachel der schon kränkelnden Jane medizinische Ratschläge erteilt, schließlich ist sie in ihrem realen Leben Ärztin.
Der Roman hat mich von der Beschreibung her sofort interessiert. Ich liebe die Romane der Jane Austen, ihre wunderbare geschliffene Sprache und ihre subtile Ironie. Deshalb gefielen mir die geschichtlichen Passagen gut. Besonders wenn Rachel mit den Anschauungen und dem Frauenbild der damaligen Zeit konfrontiert wird und sich mühsam in ihrer Rolle halten muss. Aber ohne es zu wollen, verändern sie mit kleinen Handlungen den Lauf der Geschichte und das bekannte Bild vom Flügelschlag des Schmetterlings trifft auch hier zu.

Allerdings war von einer „Jagd“ nach dem Manuskript kaum noch etwas zu spüren. Es fehlte mir die Spannung, die ich erwartet habe. Die Geschichte plätscherte eher vor sich hin. Die Teile des Romans, die in der Gegenwart Rachels und ihres Partners spielten, fand ich eher konfus. Während die historischen Figuren gut portraitiert waren, blieben Liam und Rachel farblos und eindimensional.
Die Idee des Romans gefiel mir, die Umsetzung blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Leselust kam bei mir
nur streckenweise auf.