Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 19.06.2014
Der Kaufmann von Lippstadt
Fust, Rita Maria

Der Kaufmann von Lippstadt


sehr gut

Lippstadt 1764. Kaufmann Ferdinand Overkamp ist eine angesehene Persönlichkeit in der Stadt. Als er von der Schwangerschaft seiner unverheirateten Tochter Elisabeth erfährt, will er den Namen des Vaters wissen, um eine Hochzeit zu arrangieren. Doch Elisabeth schweigt. Overkamp sieht seinen guten Ruf in Gefahr und will seine Tochter nach Lübeck zu Verwandten schicken. Als er den jungen Hirten Johann vor seinem Haus sieht, zieht er falsche Schlüsse und trifft er eine folgenschwere Entscheidung…

Lübeck, 2010. Oliver Thielsen erbt von seiner Großmutter einen alten Sekretär samt Inhalt. Beim Durchsehen der Sachen fällt Oliver ein alter Brief aus dem Jahr 1764 in die Hände. Er vermutet ein Geheimnis hinter den Zeilen des Schriftstückes und macht sich auf nach Lippstadt, um auf Spurensuche zu gehen…

„Der Kaufmann von Lippstadt“ ist anders aufgebaut, als ich es von historischen Romanen kenne. Rita Maria Fust arbeitet sehr viel mit Originalzitaten, zahlreiche Auszüge aus historischen Dokumenten durchziehen den Roman, stets mit Quellenangaben als Fußnote auf der entsprechenden Seite – ungewöhnlich und anfangs etwas verwirrend für mich, aber man gewöhnt sich recht schnell an die vielen Hinweise.

Die Autorin präsentiert Lippstadt mit allem, was es zu bieten hat. Das Gestern und das Heute. Eine geballte Ladung Stadtgeschichte – sehr informativ und interessant. Wie viel intensive Recherchearbeit in diesem Buch steckt, spürt man auf jeder Seite, die große Begeisterung der Autorin für Lippstadt wird immer wieder deutlich. Leider gerät das Buch durch die zahlreichen Informationen etwas zu sachlich, die eigentliche Handlung des Romans geht ab und an ein wenig unter.

Grundlage für den Roman ist eine große Explosion in Lippstadt im Jahr 1764, deren Ursache nie endgültig geklärt werden konnte.
Rita Maria Fust schiebt dem Kaufmann Ferdinand Overkamp die Schuld dafür in die Schuhe. Overkamp möchte den Tod Johanns vertuschen. Doch der Kaufmann wird beobachtet und plötzlich gerät alles außer Kontrolle. Alles, was Overkamp sich aufgebaut hatte, rauscht den Bach runter. Eine nicht zu stoppende Talfahrt, in der er eine verhängnisvolle Entscheidung nach der anderen trifft. Overkamp wird dabei Täter und Opfer zugleich. Er mordet eiskalt und nur auf sein Wohl bedacht – und trotzdem ist er in dieser Geschichte nicht der Oberbösewicht, denn es gibt noch miesere Zeitgenossen, die aus Overkamps Situation Kapital schlagen wollen.

Sehr geschickt verknüpft die Autorin die Vergangenheit mit der Gegenwart. Es hat mir sehr gut gefallen, dass über den alten Brief eine Verbindung über die Jahrhunderte geschaffen wurde.

Oliver beginnt nach seinem Fund in seiner Familiengeschichte und in der Geschichte Lippstadts zu graben. Die Neugierde, die der Brief in ihm auslöst und die Faszination, die mit jeden weiteren Hinweis auf „seinen Overkamp“ größer wird, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ganz anders dagegen Olivers Liebe zu Annika, die für mich bis zum Ende des Buches nicht greifbar war.

Die fiktiven und historischen Figuren werden durchdacht miteinander kombiniert, das Zusammenspiel aller klappt ausgezeichnet. Es hätte mir gut gefallen, wenn das private Umfeld der Hauptpersonen sowohl im Jahr 1764 wie auch in 2010 eine etwas größere Rolle gespielt hätte. Außerdem hätten lebhaftere Dialoge mehr Schwung in die Geschichte gebracht. Die Figuren wirkten auf mich manchmal sehr gehemmt und viel zu kontrolliert. Nur einer nicht: Stadt-Syndicus Clüsener! Er tobt und wirbelt haareraufend durch das Geschehen – ich habe mich über jeden seiner Auftritte köstlich amüsiert.

Mir hat „Der Kaufmann von Lippstadt“ sehr gut gefallen. Besonders der Blick auf das alte Lippstadt war ausführlich und interessant.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2014
Die tödliche Tugend der Madame Blandel
Pellissier, Marie

Die tödliche Tugend der Madame Blandel


sehr gut

Paris. Lucie Ferreira ist Gardienne des Hauses Nr. 3 am Place des Vosges – und sie nimmt diesen Hausmeisterposten ausgesprochen ernst. Leider schießt sie mit ihrer Fürsorge für die Bewohner ein wenig über das Ziel hinaus, als sie unbefugt die Wohnung der Familie Blandel betritt und deren Schlafzimmer aufräumt – sie wollte doch nur, dass Monsieur Blandel nichts vom Seitensprung seiner Frau bemerkt. Doch jetzt ist Vanessa Blandel tot – ermordet! Lucie bekommt es mit der Angst zu tun, hat sie möglicherweise wichtige Spuren verwischt? Um nicht selbst als Täter ins Visier der Polizei zu geraten, begibt sie sich auf Mördersuche…

„Die tödliche Tugend der Madame Blandel“ von Marie Pellissier lässt sich zügig lesen. Ich war schnell mittendrin im Geschehen und habe mich am Place des Vosges sofort wohlgefühlt. Der Krimi hat eine Menge Pariser Flair und französische Lebensart im Gepäck.

Lucie ist eine sehr herzliche, liebenswerte ältere Dame, die möchte, dass alles in „ihrem Haus“ seine Ordnung hat. Daher rückt sie gern die Dinge gerade, die ihrer Meinung nach in Schieflage geraten sind. Doch durch ihre Ordnungsliebe katapultiert sie sich selbst in eine prekäre Lage, versucht zu retten, was zu retten ist und stolpert dadurch von einem Schlamassel in den nächsten. Alles gerät durcheinander, ihre eigentlichen Aufgaben bleiben auf der Stecke, sie vergisst sogar ihren Hochzeitstag. Es ist einfach herrlich zu beobachten, wie sie als ganz und gar unerfahrene Ermittlerin versucht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten an die nötigen Informationen zu kommen, um den Mörder dingfest zu machen.

Marie Pellissier schickt in diesem Krimi nicht nur eine toughe Ermittlerin ins Rennen, sondern auch einen sehr raffinierten Mörder, der ausgeklügelt und durchdacht handelt – es geht hier weder brutal noch blutig zu.

Schwierigkeiten hatte ich mit der Figur des Kommissars Legrand. Bis zum Ende des Krimis hatte ich kein klares Bild von ihm vor Augen. Ist er der miesepetrige Kollege? Ein überheblicher Besserwisser? Oder einfach nur der Trottel in dieser Geschichte? Er hat so viele unterschiedliche Eigenschaften, dass ich ihn einfach nicht einordnen konnte und das Gefühl hatte, ihn nicht wirklich kennengelernt zu haben.

„Die tödliche Tugend der Madame Blandel“ ist ein Krimi, der nicht mit atemberaubender Spannung, sondern mit charmantem Witz daherkommt. Das Lesen hat Spaß gemacht, ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2014
Elchscheiße / Torsten, Rainer & Co. Bd.1
Simon, Lars

Elchscheiße / Torsten, Rainer & Co. Bd.1


ausgezeichnet

Das Leben des 35-jährigen Torsten Brettschneider ändert sich schlagartig, als er einen Bauernhof in Schweden erbt. Ruckzuck kündigt er seinen Job - schließlich wollte er schon immer ein Buch schreiben, da ist die Gelegenheit günstig. Freundin Tanja findet die Idee weniger gut und macht sich mit Torstens Therapeuten auf und davon. Torsten sieht die Situation als Chance, kauft VW-Bus „Lasse“ und düst in gespannter Vorfreude gen Gödseltorp…

„Elchscheiße“ ist ein sehr humorvoller, turbulenter Roman, mit viel Pep und Schwung erzählt Lars Simon von Torstens abenteuerlichen Erlebnissen. Den Leser erwartet eine durchweg spaßige Reise, vollgepackt mit witzigen Dialogen und reichlich Situationskomik.

Ganz so idyllisch und friedlich, wie sich das schwedische Gödseltorp aus der Ferne präsentiert hat, wird es für Torsten nicht, hält doch der Autor für seinen Protagonisten ein paar ganz besondere Überraschungen bereit. Ein mit Obszönitäten verunstalteter Bus und löcherige, mit Elchscheiße gefüllte Gummistiefel sind dabei noch die geringsten Probleme.

Der Clou in diesem Buch sind ganz eindeutig die herrlichen und zum Teil recht skurrilen Figuren. Da ist zum Beispiel Besserwisser-Vater Gerd, der nicht nur in den allermeisten Fällen Recht behält, sondern seinem Sohn dringend von einer Reise in das „Drecksnest“ abrät. Und Rainer, Sozialpädagogikstudent im 10. Semester, Anhalter, stets oberstkrass gut drauf. Oder der 89-jährige Bjørn Hakansen, Norweger und militanter Hausverwalter mit lebenslangem Wohnrecht auf Torstens Bauernhof.
Auch all die anderen Figuren beleben mit ihren Eigenarten die Szenerie und tragen kräftig zur Unterhaltung bei. Besonders die Dorfbewohner sind mit allen Wassern (es regnet viel in Gödseltorp :-)) gewaschen, haben es faustdick hinter den Ohren und beweisen viel Phantasie bei dem Vorhaben, Torsten den Bauernhof abzuluchsen.

„Elchscheiße“ bietet von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung. Das Lesen hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht – ein Buch, das mich fröhlich und gut gelaunt zurücklässt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2014
Der Duft der Wildrose
Wilken, Constanze

Der Duft der Wildrose


ausgezeichnet

Snowdonia. Die Innenarchitektin Caitlin Turner besucht ihre Tante Birdie in Minffordd. Birdie muss sich dringend einer Operation unterziehen und Caitlin hat sich bereit erklärt, während dieser Zeit Birdies Haus und ihren Porzellanladen zu hüten.
Dass mit dieser Zusage ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird, ahnt Cait zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Constanze Wilken wartet in „Der Duft der Wildrose“ mit tollen Landschaftsbeschreibungen auf, es gelingt ihr hervorragend, die Magie der rauen Natur des Snowdonia Nationalpark zu vermitteln. Schon nach wenigen Seiten konnte ich mir ein sehr gutes Bild von der Umgebung machen, ich habe die Berge, Seen und Täler, die knorrigen Eichen und auch die malerische, exotische Ortschaft Portmeirion vor mir gesehen.

Die Autorin eröffnet diesen Roman mit einem Rückblick in das Jahr 1970 und man lernt einige Figuren kennen, die sowohl damals wie auch heute eine wichtige Rolle in dieser Geschichte spielen. Allen voran ist da die bodenständige, patente Charlotte „Birdie“ Bennett, die schon in jungen Jahren genau wusste, was sie aus ihrem Leben machen wollte und diese Ziele auch umgesetzt hat. Nur die große Liebe, die blieb ihr versagt.
Nach einem Zeitsprung ins Heute begegnet man Caitlin, die ihre eigenwillige, leider mittlerweile herzkranke Tante Birdie besucht.
Ganz geschickt katapultiert die Autorin an dieser Stelle die Spannung in die Höhe, in dem sie Birdie ein Familiengeheimnis offenbaren lassen will, dass Cait nach den ersten Worten abblockt, weil sie die alten Geschichten angeblich nicht hören will. Doch Birdies Andeutungen haben gereicht, um nicht nur Caits, sondern auch meine Spekulationen über die Ereignisse in den 1970er Jahren in die Höhe zu treiben. Die Neugierde wächst, doch Birdie, mittlerweile operiert, muss sich von den Strapazen der OP erholen und kann nur nach und nach von den damaligen Geschehnissen erzählen.

Nicht nur die Vergangenheit hält Cait und damit auch den Leser in Atem, auch die aktuelle Handlung hat es in sich. Cait lernt den Ranger Jake Parry kennen.
Jake ist ein Idealist. Er hat einen ganz eigenen Standpunkt zu Vogelschutz und landwirtschaftlicher Nutzung im Snowdonia Nationalpark und kämpft leidenschaftlich und kompromisslos für seine Überzeugung. Alles was er macht, erlebt der Leser sehr intensiv mit – man kann seine Trauer über den Tod seines Freundes Rob genauso spüren, wie seine Wut über die Eierdiebe, die ihrer sonderbaren Sammelleidenschaft frönen und die Nester seltener, vom Aussterben bedrohter Raubvögel ausräubern. Und auch sein Ärger über die schäbigen Machenschaften der reichen Familie Craddock wird schnell deutlich. Er scheut sich nie, Emotionen zu zeigen und auch seine Gefühle für Cait versteckt er nicht.
Jake vermutet, dass Rob keinem Unfall zum Opfer gefallen ist, sondern geht von Mord aus. Leider fehlen ihm die Beweise. Jake macht sich, wie nicht anders von ihm zu erwarten, auf Spurensuche, und mit jedem Schritt, den er der Wahrheit und damit auch dem Täter näher kommt, wird die Handlung dramatischer.

Constanze Wilken erzählt die Geschichte sehr schwungvoll, die Charaktere werden allesamt bunt und detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst kleine Nebenfiguren wirken überzeugend, beleben das Geschehen und bereichern somit die ganze Geschichte.

Während die Auflösung des Familiengeheimnisses am Ende keine große Überraschung für mich war, konnte ich bei den aktuellen Ereignissen bis zum Schluss mit den Akteuren mitfiebern und über Täter und Motive miträtseln.

„Der Duft der Wildrose“ ist eine Familiengeschichte, so wie ich sie mag – liebenswerte Menschen, streitbare Charaktere und ein altes Geheimnis eingebettet in eine spannende, mitreißende Handlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2014
Die im Dunkeln warten
Ryber, Alex

Die im Dunkeln warten


sehr gut

Rostock. Zwei Angler bemerken auf der Ostsee vor Warnemünde eine führerlos treibende Segelyacht. Etwa zur gleichen Zeit entdeckt ein Fischer die Leiche eines Mannes in seinem Netz. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um den Finanzberater Augustin Golombek handelt, der auf seiner Yacht brutal ermordet wurde. Weil er seine Kunden bei Aktiengeschäften getäuscht hat? Oder hat der Mord etwas mit Golombeks Kontakten ins Rotlichtmilieu zu tun? Jan Adrian von der Rostocker Mordkommission begibt sich auf Spurensuche…

„Die im Dunklen warten“ von Alex Ryber lässt sich sehr zügig lesen, ich war schnell mittendrin im Geschehen. Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird schnell aufgebaut und bleibt durchgehend hoch.

Der Krimi spielt zur Zeit der Talfahrt des Neuen Marktes und wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Meist begleitet man Kommissar Jan Adrian bei seinen Nachforschungen, aber auch andere Ermittler, Verdächtige und der Mörder selbst kommen zu Wort.

Augustin Golombek hat seine Kunden trotz rasch sinkender Aktienkurse beschwichtigt, abzuwarten und weiterhin auf seine Tipps zu vertrauen. Viele Anleger, darunter auch Jans Kollege Tammo Jaeger, brachte der Finanzberater damit an den Rand des Ruins – der unbändige Hass auf Golombek ist verständlich und nachvollziehbar.

In einem zweiten Handlungsstrang lernt man Jelena kennen. Obwohl sich schnell abzeichnet, was der jungen Frau aus Osteuropa im Verlauf der Geschichte blüht, bleibt es spannend, da man ständig hofft, dass ihr Weg eine andere Richtung nehmen wird. Ihre Rolle in dem Mordfall Golombek kommt erst nach und nach zum Vorschein.

Alex Ryber schickt ein Ermittlerteam ins Rennen, dessen Zusammenarbeit nicht gerade reibungslos verläuft, besonders zwischen Jan Adrian und seinem Kollegen Rudi Schlorke kommt es immer wieder zu Querelen.

In kleinen Rückblicken erfährt man etwas über Jan Adrians nicht ganz einfache Kindheit – ein Hintergrund, der ihn für das Leid anderer empfänglich gemacht hat und der ihn schnell einen guten Draht zu Golombeks Tochter Melanie haben lässt. Melanie und ihr Bruder Marc haben sehr unter ihren Vater gelitten und sich gänzlich von ihm abgewandt.

Die Schlussphase des Krimis ist mit einigen Actionszenen gespickt – eine Verfolgungsjagd, die Alex Ryber anders als enden lässt, als ich vermutet habe.

Ich bin ein großer Freund von detaillierten Beschreibungen des Drumherums – obwohl ich diese hier nicht bekommen habe, konnte ich mich dennoch prima in Charaktere und Handlung hineinversetzen, habe mich gut informiert gefühlt und die Schauplätze vor mir gesehen.

„Die im Dunklen warten“ ist ein spannender Krimi, in dem Menschen in den Fokus gerückt werden, deren Leben einen tragischen Verlauf nimmt, weil sie von anderen skrupellos hintergangen und ausgenutzt werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2014
Tote Tulpen
Konecny, Jaromir

Tote Tulpen


ausgezeichnet

München. Der 16-jährige Leon wird auf Bewährung aus dem Jugendgefängnis entlassen und bekommt im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms im Blumengeschäft von André Samper eine Lehrstelle. Der hiervon wenig begeisterte Leon erblickt bei seiner Ankunft im Laden als erstes die Leiche einer mit einem Unkrautstecker ermordeten Frau. Bevor Leon flüchten kann, steht die Tochter des Geschäftsinhabers hinter ihm - glücklicherweise glaubt das Mädchen ihm, dass er mit dem Mord nicht zu tun hat. Die unerschrockene Laura will sofort auf Verbrecherjagd gehen und so machen die Teenager sich auf die Suche nach dem Täter…

„Tote Tulpen“ ist das erste Buch, das ich von Jaromir Konecny gelesen habe und ich bin begeistert! Am besten hat mir die erfrischend jugendliche Sprache gefallen, mit der der Autor seine Protagonisten ausgestattet hat. Ausdrucksweise und Wortwahl sind humorvoll und entsprechen durchweg der Redeweise von Teenagern.

Jaromir Konecny lässt die Geschichte durchgehend von Leon erzählen, so dass man als Leser an Leons Eindrücken und Gedanken teilhaben kann – das ist meist witzig, manchmal klingen aber auch seine Ängste durch, wieder zurück in Gefängnis zu müssen.

Laura und Leon waren mir sofort sympathisch – die 16-jährige Laura übernimmt gerne das Kommando und sie möchte auch Leon sagen, wo es lang geht. Doch Leon lässt sich nicht gängeln, gibt ihr Kontra und klopft Sprüche, die Laura auf die Palme bringen – ein herrliches Geplänkel zwischen den beiden, das sehr viel Witz in den Krimi bringt.
Leon und Laura werden von Jaromir Konecny sehr glaubwürdig dargestellt, ich konnte ihr Handeln gut nachvollziehen, mich prima in die beiden hineinversetzen und super bei ihren Ermittlungen mitfiebern.

Der Kriminalfall ist knifflig. Während es den jungen Ermittlern letztendlich gelingt, den Fall zu lösen, bin ich dem Täter bis zum Schluss nicht auf die Spur gekommen und wurde von dessen Identität überrascht.

Ein Buch, das Spaß macht und gleichzeitig spannend ist – ein kurzweiliges Lesevergnügen, nicht nur für jugendliche Leser.

Bewertung vom 27.05.2014
Höllisch heiß
Bendixen, Britta

Höllisch heiß


ausgezeichnet

Flensburg. Chirurg Marius Schumann hat seine ehemaligen Mitbewohner aus Studienzeiten sowie deren Partner zu einem gemeinsamen Wochenende nach Flensburg eingeladen. Das Wetter ist sommerlich, die Stimmung ausgelassen, die 4 Paare freuen sich auf ein paar schöne Tage an der Ostsee.
Doch einer von ihnen nutzt das fröhliche Treffen auf seine eigene Art - kurz darauf ist einer der Gäste tot und ein anderer zum Mörder geworden…

Britta Bendixen versteht es hervorragend, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein enorm hohes Level zu katapultieren. Bereits der Prolog hat es in sich: Ein Mann allein in einer Sauna, die Temperatur beträgt 89°C, jemand kommt, verkeilt die Tür von außen. Der Mann kämpft ums Überleben und verliert. Sowohl die Identität des Opfers wie auch die seines Mörders bleiben dem Leser an dieser Stelle verborgen.

Ein Zeitsprung, 6 Wochen vor den dramatischen Ereignissen. Die einzelnen Akteure werden der Reihe nach vorgestellt, indem man einen Einblick in den jeweiligen Alltag bekommt.
Britta Bendixen wartet hier mit sehr interessanten, ganz unterschiedlichen Personen auf und verwendet angenehm viel Zeit darauf, ihre Darsteller vorzustellen und deren persönliche Hintergründe und die Verbindungen zueinander zu erläutern. Ich hatte daher durchweg das Gefühl, jede Person gut kennengelernt zu haben, alle wirkten sehr natürlich und glaubhaft auf mich. Auch während dieser Kennenlernphase bleibt die Spannung auf einem hohen Niveau, denn man grübelt ständig, wer wohl die beiden Personen aus dem Prolog sein könnten.
Im Folgenden entwickeln sich die Figuren unterschiedlich. Während manche ihren Eigenheiten treu bleiben, gibt es auch welche, die mich mit ihrem Handeln sehr überrascht haben. Die anfangs prächtige Stimmung gerät schnell in Schieflage. Alte Leidenschaften erwachen, es kommt zu Reibereien, die Gruppe gerät in einen Strudel aus Eifersucht, Angst und Rache. Britta Bendixen wirbelt das Leben jedes einzelnen Teilnehmers gründlich durcheinander, nach diesem Wochenende ist das Leben für keinen mehr so, wie es vorher war.

Die polizeilichen Ermittlungen drängen sich nicht in den Vordergrund, man bleibt als Leser vorrangig bei der Gruppe und kann beobachten, wie sie mit der unerwarteten Situation umgehen. Es gibt aber einige Einschübe, in denen man etwas über die Kommissare und ihr Privatleben erfährt.
Der Krimi geht über die Verhaftung des Täters hinaus, man ist auch bei der anschließenden Gerichtsverhandlung anwesend und kann ganz nebenbei beobachten, wie es den Akteuren nach diesem Horror-Wochenende ergangen ist.

Britta Bendixen hat mich mit „Höllisch heiß“ begeistert – man bekommt nicht nur eine spannende Mördersuche geboten, auch die ganz unterschiedliche Entwicklung der Charaktere wird von der Autorin sehr fesselnd erzählt – ein erstklassiges Debüt! Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2014
Todesengel von Föhr
Denzau, Heike

Todesengel von Föhr


ausgezeichnet

Itzehoe. Kyras 30. Geburtstag steht vor der Tür – und Kyra hat ein Problem: sie ist zu ihrem großen Leidwesen noch Jungfrau! Wie einschneidend sich diese Tatsache die nächsten Jahre auf ihr Leben auswirken wird, bekommt sie zu spüren, nachdem sie in ihrer Abstellkammer zwischen anderem Sammelsurium ein altes, ledergebundenes Buch mit leeren Seiten gefunden hat. Nur auf der ersten Seite prangt ein Zeitungsartikel, der von einem Unglücksfall berichtet. Am nächsten Tag ist der Artikel verschwunden und hat einem anderen, ähnlichen Bericht Platz gemacht. Kyra wird stutzig. Als sie dann kurz darauf erfährt, dass nur sie dieses Buch sehen und damit die täglich wechselnden Artikel lesen kann, prasseln plötzlich Dinge auf sie ein, die ihre weitere Lebensplanung gründlich durcheinanderwirbeln…

Ich mag Geschichten, bei denen der ganz normale Alltag plötzlich durch etwas Unerklärliches aus den Fugen gerät - und genau das passiert in diesem von Heike Denzau spannend und humorvoll erzählten Mystery Thriller.

Hier dreht sich alles um ein geheimnisvolles, nur alle 333 Jahre erscheinendes Buch - das „Heilige Buch der Jungfrau Maria“. Dieses gibt nahende Unglücke 3 Tage im Voraus bekannt.
Eine Bruderschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Unfälle rechtzeitig zu verhindern und Menschenleben zu retten. Außerdem gilt es, sowohl das Buch wie auch die Jungfrau zu schützen, denn die Autorin hat natürlich auch noch böse Gegenspieler ins Rennen geschickt. Die Satanisten wollen das mysteriöse Buch in ihren Besitz bringen und zudem die Jungfrau schänden, damit sie die Artikel nicht mehr lesen kann.

Dummerweise kennen beide Gruppen die Identitäten ihrer Gegenspieler größtenteils nicht - stets fragt man sich: Wer ist Freund? Wer ist Feind? Eine vertrackte Situation, die Kyra das Leben zur Hölle macht, beim Leser aber für eine Extraportion Spannung sorgt.

Kyra war mir schnell sympathisch. Sie reagiert sehr nachvollziehbar, als sie begreift, was mit diesem rätselhaften Buch auf sie zukommt und dass ihr Leben für viele Jahre fremdbestimmt sein wird.
Kyra wird von der Last schier niedergedrückt – Heike Denzau kann die Gedanken und Gefühle von Kyra ganz hervorragend vermitteln, so dass ich immer wieder Verständnis für Kyra aufbringen konnte, wenn sie mal wieder bockig gegen den Strom schwimmt und damit nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr bringt.

Auch Kyras schwulen Nachbarn Sam habe ich schnell in mein Herz geschlossen, obwohl er zunächst mit verdeckten Karten spielt und Kyra ganz fies belügt.
„Entenhexe“ Evelyn Kessow ist eine interessante Mitspielerin. Auf den ersten Blick gehässig und nicht gerade die nette Nachbarin; trotzdem geht es Evelyn immer darum, Gutes zu tun und möglichst schnell die von Buch angekündigten Unfälle zu verhindern.
Um wen es sich bei dem Großmeister der Satanisten handelt, hält Heike Denzau ganz geschickt im Dunklen, mir war bis zum Schluss nicht klar, wer dahintersteckt, so dass ich hier prima miträtseln konnte.

Anders als der Titel vermuten lässt, spielen in diesem Mystery Thriller nur wenige Szenen auf Föhr, aber das ist für den Verlauf der Handlung eigentlich unerheblich.

Der „Todesengel von Föhr“ hat mich durchweg begeistert, das spannende Gerangel um das geheimnisvolle Buch bietet beste Unterhaltung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2014
Celeste bedeutet Himmelblau / Frank Liebknecht ermittelt Bd.1
Pons, Brigitte

Celeste bedeutet Himmelblau / Frank Liebknecht ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Vielbrunn. Oberkommissar Frank Liebknecht und seine Noch-Chefin Brunhilde Schreiner werden zu einem Tatort gerufen – auf einem Feld wurde eine Leiche gefunden. Frank vermutet, dass es sich bei dem Toten um Theodor Brettschneider handelt. Die Vermutung findet schnell Bestätigung. Nach Besichtigung des Brettschneiderhofes gehen die Kollegen von der Kriminalinspektion Odenwald von einem Unfall aus, doch Frank wähnt ein Verbrechen und beginnt mit eigenen Nachforschungen…
In einem weiteren Handlungsstrang lernt man Dieter Strobel kennen. Der Sanitäter begegnet einem Mädchen mit blauen Augen, das verloren wirkt, sich merkwürdig verhält und kein Wort spricht. Dieter möchte ihr helfen…

Brigitte Pons versteht es mit ihrem angenehmen, flüssigen Schreibstil ausgezeichnet, eine große Portion Spannung zu erzeugen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und gerät mit Frank Liebknecht in einen Strudel aus fanatischen Machenschaften.

Bereits auf den ersten Seiten wird deutlich, dass Frank einerseits das ruhige, scheinbar unbeschwerte Dorfpolizistenleben genießt, auf der anderen Seite aber zu gerne in diesem Fall selbst die Ermittlungen durchführen möchte. Er will nicht nur den sich ihm gegenüber abfällig verhaltenden Kollegen, sondern vor allen Dingen sich selbst beweisen, dass er dazu in der Lage ist, den Fall zu lösen. Frank ist neugierig und beginnt mit eigenmächtigen Nachforschungen. Dabei stößt er schnell auf Ungereimtheiten in der Vergangenheit der Brettschneiders.

Da Frank von seinen Kollegen wenig Rückhalt bekommt und auch bei der Dorfbevölkerung auf Gegenwehr stößt, hat Brigitte Pons ihm zur Unterstützung den etwas verschroben wirkenden Bildhauer Karl Hofmeister zur Seite gestellt. Hofmeister drängt Frank seine Freundschaft fast auf und Frank nimmt die bereitwillige Hilfe gerne an.

Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin mich gar nicht so lange hat im Dunklen tappen lassen, um was für Geheimnisse es hier geht. Schnell bekommt man als Leser eine Ahnung, was auf dem Brettschneiderhof passiert sein könnte. Als der Vertreter einer Sekte auf der Bildfläche erscheint, um seine Ansprüche auf den Hof geltend zu machen, eröffnen sich plötzlich eine ganze Reihe Mordmotive, denn auch der Ortsbeirat hat ein großes Interesse, dass die Religionsgemeinschaft sich in Vielbrunn niederlässt - Franks Blicke werden plötzlich in ganz unterschiedliche Richtungen gelenkt.
Die genauen Hintergründe zu den Geschehnissen werden dann erst nach und nach aufgedeckt und man erfährt, dass dieser Sumpf viel tiefer ist, als zunächst angenommen.
Durch eine Wendung, mit der ich ganz und gar nicht gerechnet habe, bekommt die Handlung zum Ende hin noch einmal einen kräftigen Schub, so dass die Spannung bis zur abschließenden Auflösung hoch bleibt.

Brigitte Pons schildert die Ereignisse sehr intensiv und eindringlich. Auch wenn es sich hier um einen fiktiven Fall handelt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es ähnliche Fälle in der Realität geben könnte bzw. gegeben hat.

Ein durchweg spannender Krimi mit einem interessanten, tiefgründigen Hintergrund.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.05.2014
Mord & Schokolade
Zotzmann-Koch, Klaudia

Mord & Schokolade


sehr gut

Hildesheim. Paula Anders betreibt im „Umgestülpten Zuckerhut“ das „Bittersweet“, ein kleines Schokoladen-Kaffee-Geschäft. Sie bekommt den Auftrag, zur Wiedereröffnung des Hildesheimer Doms besondere Schokoladentafeln in limitierter Sonderedition herzustellen. Als auf der Dombaustelle ein Toter gefunden wird, der einen Prototyp der Domschokolade in der Tasche hat, gerät Paula in das Visier der Polizei…

„Mord & Schokolade“ ist ein herrlich amüsant erzählter Krimi – schnell ist man mittendrin im Geschehen. Klaudia Zotzmann-Koch nimmt den Leser mit auf eine unterhaltsame Spurensuche und lädt zum Miträtseln ein.

Besonders begeistert haben mich die Beschreibungen der Schauplätze. Hildesheim und besonders der Dom wurden von der Autorin prima in Szene gesetzt. Außerdem streut Klaudia Zotzmann-Koch immer wieder Wissenswertes über Schokolade und Kaffee in die laufende Handlung ein. Da gibt es für den Leser so manche Leckerei zu entdecken.

Paula habe ich schnell liebgewonnen, sie hat das Herz am rechten Fleck und fühlt sich in ihrer Welt aus Kaffee und Schokolade richtig wohl. Man spürt die Liebe und Leidenschaft, mit der sie ihren Laden führt, ganz deutlich.

Volker Müller ist ein Kommissar, über den man Schmunzeln kann. Er hat des Öfteren eine recht lange Leitung und ich hatte manchmal das Gefühl, ihm fehlt ein wenig der kriminalistische Spürsinn. Ohne die tatkräftige Unterstützung von Paula und ihrer Nichte Susi hätte die Aufklärung des Falls wohl noch reichlich mehr Zeit in Anspruch genommen.

Die Krimihandlung steht leider auf etwas wackeligen Füßen. Die Ermittlungen und das ganze Drumherum sind nicht bis ins Letzte durchdacht und wirken hier und da unglaubwürdig bzw. sind nicht immer nachvollziehbar. Auch das Zusammenspiel einzelner Nebenhandlungen mit der Haupthandlung könnte ausgefeilter sein.
Trotz dieser Kritikpunkte hat mir das Lesen von „Mord & Schokolade“ Spaß gemacht. Punkten kann Klaudia Zotzmann-Koch vor allen Dingen mit detaillierten Beschreibungen und humorvollen Dialogen.