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Benutzername: 
melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 867 Bewertungen
Bewertung vom 28.12.2015
Eismädchen / Alice Quentin Bd.3
Rhodes, Kate

Eismädchen / Alice Quentin Bd.3


sehr gut

Manipulationen

Zum Inhalt:
Mehrere kleine Mädchen werden in London entführt und tauchen später als Leichen wieder auf – gefoltert, verhungert und tiefgefroren. Dieses und die Tatsache, dass die Mädchen in „Findelkindskleidung“ gewandet sind, erinnert an eine Mordserie vor fast 20 Jahren. Der damalige Täter sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis ein und ist bereit, sich von der Psychologin Alice befragen zu lassen, - zu seinen Regeln.

Mein Eindruck:
Quid pro quo – dieser Spruch aus „Das Schweigen der Lämmer“ ist hier Programm. Die Autorin macht einige Anleihen bei dem Horrorschocker, mixt aber glücklicherweise eigene Ideen dazu. Trotzdem fühlt man sich insbesondere beim Wühlen in der Kindheit von Alice und beim Gang durch den Zellentrakt entlang der Gefangen sehr an den Film erinnert. Jedoch zeigt sich der Fall mit einem Täter, der sich von seinem Mentor lenken lässt und die Beschreibung der Opfersicht als etwas völlig anderes und genau diese Aspekte wissen besonders zu gefallen. Kate Rhodes läuft besonders in der Schilderung von zwischenmenschlichen Aspekten und den gefühlvollen Teilen zur Hochform auf. Die Seelenpein des kindlichen Opfers gelingt ihr genauso gut einzufangen wie die Eifersucht von Alice im Angesicht der vermeintlichen Rivalin um die Gunst ihres Objekts der Herzensbegierde. Dagegen fallen die Szenen mit gröberer Action ab: Weder die erotischen, noch die Gewaltstrecken wissen wirklich zu überzeugen, zu klinisch und unspektakulär sind diese dargestellt. Andererseits passt das genau ins Profil einer Psychologin, die einen gewissen Abstand zu Vorkommnissen haben sollte. „Eismädchen“ liest sich sehr schnell, weiß durch seine einfühlsamen und differenzierten Einblicken in die Psyche der Protagonisten zu überzeugen und da die Hoffnung auf ein persönliches Glück für seine Hauptperson bestehen bleibt, darf man sich ohne Abstriche auf folgende Bücher freuen.

Fazit:
Eine feine psychologische Studie
4 Sterne

Bewertung vom 28.12.2015
Veilchens Feuer / Valerie Mauser Bd.2
Fischler, Joe

Veilchens Feuer / Valerie Mauser Bd.2


gut

Sparflamme

Zum Inhalt:
Wolf Rock will sein letztes Konzert in seiner Tiroler Heimat am Berg Isel geben. Da er wegen einer „Schandtat“ 30 Jahre zuvor bedroht wird, muss Valerie Mauser – genannt Veilchen – für seine Sicherheit sorgen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Mein Eindruck:
Eine Strahlkraft entwickelt dieses Buch nur bei zwei Gelegenheiten: 1. wenn die Geschichte sich mit der Schandtat Wolf Rocks befasst und die Gedanken des damaligen Opfers davon gespiegelt werden und 2. wenn Stolwerk – ein guter Freund und Ex-Kollege Valeries – ins Spiel kommt. Der erste Punkt birgt immer eine gewisse Dramatik, der zweite eine hübsche Portion Humor. Während der großen Strecken dazwischen köchelt der Krimi aber auf sehr kleiner Flamme vor sich hin. Das Team rund um die Ich-Erzählerin Valerie bleibt blass, das Teamwork fehlt, die Beamten wirken nicht sonderlich professionell und lassen sich viel zu oft gerne von subjektiven Befindlichkeiten ablenken. Dazu streut der Autor einige Begebenheiten ein, die wohl ein bisschen Öl in das Feuer gießen sollen. Leider führen sie durch ihre minimale Glaubwürdigkeit dazu, dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte: Frau Mauser prügelt sich fast aus heiterem Himmel oder setzt ihre Wohnung im Liebestaumel in Brand, alles Vorgänge, die man bei einer Chefin einer Polizeiabteilung nicht erwarten möchte.
Positiv ist jedoch der Schreibstil Herrn Fischlers hervorzuheben. Flüssig und eingängig lässt sich die Geschichte erfassen, ohne langweilig zu werden. Schön auch die Grafik zum Schluss, die den Lesern einen Eindruck von Valerie vermittelt. Aber: Warum wird eine Blondine mit dunklen Haaren gezeigt? Das weiß wohl nur der Grafiker… oder der Verlag.
Trotz dramatischem Cliffhanger zum Schluss wird man nicht verzweifelt auf die Fortsetzung warten.

Fazit:
Kein alles verzehrendes Feuer, nur ein Glühwürmchen. Stolwerk rettet den dritten Stern.

Bewertung vom 22.12.2015
Mit Zorn sie zu strafen / Detective Max Wolfe Bd.2
Parsons, Tony

Mit Zorn sie zu strafen / Detective Max Wolfe Bd.2


sehr gut

Alte Sünden

Zum Inhalt:
In einem noblen Londoner Vorort wird fast eine ganze Familie grausam ermordet, der vierjährige Sohn verschwindet spurlos. Die Mordwaffe lässt auf eine Verbindung zu einem früheren Verbrechen schließen, ein weiteres Verschwinden eines kleinen Kindes auf pädophile Täter. Max Wolfe und sein Team versuchen, die Morde aufzuklären und die Kinder zu retten. Dabei gehen die Ermittler an ihre Grenzen und darüber hinaus.

Mein Eindruck:
Der zweite Band der Reihe um Max Wolfe kann getrost ohne Kenntnis des Vorgängers gelesen werden. Zwar gibt es eine Entwicklung von Team und Privatleben, der eigentliche Plot ist jedoch in sich abgeschlossen und die Figuren ausführlich genug beschrieben, um sich die Beziehungen zueinander vorstellen zu können. Seinen sehr ausführlich und vielschichtig beschriebenen Charakteren dichtet der Autor eine Geschichte auf die Leiber, die den Lesern einen durchweg hohen Spannungslevel beschert. Falsche Fährten und Nebenkriegsschauplätze verwirren dabei die Menschen zwischen und vor den Buchdeckeln. Das Einzige, was bemängelt werden könnte, ist das teilweise haarsträubende Vorgehen der Polizeibeamten, die sich durch ihr unüberlegtes Verhalten mehr als einmal in größte Gefahren für Leib und Leben bringen, - das möchte ich mir für die Wirklichkeit nicht vorstellen. Doch trotz dieses Mankos lassen der geschickte Aufbau der Story, die differenzierte Gestaltung der Charaktere und die Sprachgewalt des Autors auf ein baldiges Wiedersehen mit Max Wolfe und seinem Kosmos hoffen.

Fazit:
Hochspannung mit nicht immer intelligent agierenden Beamten.
4 Sterne

Bewertung vom 25.10.2015
Das eherne Buch
Aster, Christian von

Das eherne Buch


sehr gut

Eine Waffe für den Frieden

Zum Inhalt:
Jaarns Leben wird auf den Kopf gestellt, als er erfährt, dass es seine Bestimmung ist, der Welt den Frieden in Form eines aus Geschichten geschmiedeten Schwerts zu bringen.
Von seltsamen Freunden umgeben und vielen Feinden gejagt, spürt er verschollene Erzählungen auf, um sie wieder im Schwert zu vereinigen und damit den Kriegsbringer zu besänftigen.

Mein Eindruck:
Wenn nur nicht die vielen fremdartigen Namen wären! Zwar gibt sich der Autor große Mühe mit deren Erfindung, aber ich konnte mir beim besten Willen bei vielen Figuren nicht über mehrere Seiten merken, wie sie denn nun heißen oder in welchen Orten sie sich befanden. Das stört den Lesefluss einer ansonsten großartigen Erzählung, die wirklich von allem etwas besitzt: Liebe, Verrat, Krieg, Frieden, Ritter, Räuber, Halunken (manchmal mit goldenem Herzen, manchmal ohne) und sehr viel Geschichte, egal ob im Schwert „gespeichert“ oder aus Vergangenheit oder Gegenwart der Mitwirkenden erzählt.
Gut konnte ich auch die Ungeduld Jaarns nachvollziehen, wenn er wieder nur Bröckchen an Erklärungen zugeworfen bekommt, die mehr vernebeln als enthüllen. Mir ging es beim Lesen mehr als einmal so, dass ich einer Figur einen imaginären Dolch ins Herz wollte, wenn sie mit einer Bemerkung wieder gezielte Desinformation betrieb.
Bei aller Spannung und Folgerichtigkeit der Erzählung gibt es jedoch eine Figur, deren Handeln im zwischenmenschlichen Bereich völlig inkompatibel mit meiner Vorstellungskraft ist: Die Schwertmutter. Dass man sich innerhalb weniger Tage zwei Männern an den Hals und in das Bett wirft, die einen in der Vergangenheit grenzenlos enttäuscht haben, kann so nur aus der Feder eines männlichen Autors fließen, dem die weibliche Psyche eher fremd ist.

Fazit:
Eine wunderbare Mär um Krieg und Frieden mit viel Bangen und noch mehr Hoffnung

4 Sterne

Bewertung vom 25.10.2015
Tödliche Gedanken / Patricia Bloch Bd.1 (eBook, ePUB)
Johanus, Marcus

Tödliche Gedanken / Patricia Bloch Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Wunderkinder

Zum Inhalt:
Patty steht kurz vor dem Abitur, als sie auf einmal von Visionen und magischen Fähigkeiten heimgesucht wird. Nach einigen blutigen Vorkommnissen stellt sie fest, dass sie mit ihrer übernatürlichen Begabung nicht alleine ist und sie versucht, die Vergangenheit zu ergründen um die Zukunft zu retten.

Mein Eindruck:
Obwohl dieses Buch als Thriller beworben wird, hätte es besser in die Kategorien „Jugendbuch“ oder „Fantasy“ gepasst. Denn eigentlich geht es in dieser Geschichte eher um das Erwachsenwerden, die erste große Liebe und das Einfinden in der Welt. Dass man sich dabei wie eine „Außerirdische“ fühlt, ist völlig normal und wir hier durch die Superkräfte des Teenagers Patty dargestellt. In dem fragilen psychischen Umfeld der Pubertät ist es gut möglich, dass alles in Frage gestellt wird, für das Eltern und deren soziales Umfeld stehen und manchmal kommt dann auch ein Rattenfänger daher, der sich der Seelen der Jugendlichen bemächtigt und für seine Zwecke einspannt.
Möglicherweise unterstelle ich dem Autor jedoch viel zu viel subtilen Hintergrund für seine Geschichte, die dauernden Verweise auf Freud und weitere durch seine Hauptperson und deren Mutter verführen jedoch zu dieser Denke.
Lässt man jedoch die ganzen Hintergedanken weg, bleibt immer noch eine in großen Zügen recht spannende Geschichte, die leider an relativ farblosen Figuren krankt. Selbst mit der Hauptperson Patty wird man nicht wirklich warm, da sie sich sehr überlegen fühlt und dadurch eher asozial verhält, sich dann aber beklagt, dass keiner sie wirklich versteht und mag. Nun ja, wie man in den Wald hineinruft….
Mich persönlich stört das Ende, das praktisch nach einem Nachfolger brüllt, obwohl die Geschichte auserzählt erscheint.

Fazit:
Entweder psychologisch als Fabel zu verstehen oder etwas schwach auf der Brust
3 Sterne

Bewertung vom 27.09.2015
Straße nach Nirgendwo / Sheridan Grant Bd.2  (Restauflage)
Löwenberg, Nele

Straße nach Nirgendwo / Sheridan Grant Bd.2 (Restauflage)


weniger gut

Vom Regen in die Traufen
Zum Inhalt:
Das zweite Buch zum Schicksal Sheridan Grants beginnt mit einem Paukenschlag. Ihr Bruder Ezra läuft Amok auf der heimatlichen Ranch und Sheridans Adoptivmutter bezichtigt sie, indirekt an diesem Drama Schuld zu sein. Von der öffentlichen Meinung ans Kreuz geschlagen beginnt eine Odyssee unter falschem Namen, die Sheridan quer durch Amerika führt. Parallel zu dieser Erzählung aus Sheridans Sicht wird die Geschichte um den ermittelnden Polizisten Jordan in der dritten Person geschildert.

Mein Eindruck:
So sehr ich die Krimis von Nele Neuhaus mag, so laut möchte ich rufen: Schuster, bleib bei Deinem Leisten. Denn was Nele, die diese Reihe unter ihrem Mädchennamen Löwenberg schreibt, in ihren Krimis mühelos gelingt, will ihr bei diesem Buch nur unter großen Vorbehalten glücken: Sich eine Geschichte auszudenken, die bei aller Spannung und Unterschiedlichkeit der Charaktere glaubwürdig und interessant gerät.
Hier hat man jedoch das Gefühl, in einen Groschenroman für ältere Männer geraten zu sein. Man nehme ein junges, naives, begabtes aber natürlich bildschönes Mädchen, welches sich immer wieder bedeutend ältere Männer als Objekt ihrer Begierde aussucht und diesen relativ schnell zu Willen ist. Schließlich ist die Liebe vom ersten Blickkontakt an unermesslich groß. Dazu hagelt es absurde Zufälle (vor allem was den Teil um Jordan angeht) und fast alle Personen sind plakativ schwarz oder weiß gezeichnet, grundgut oder abgrundtief schlecht, Zwischentöne sind unerwünscht. Ausgenommen ist davon jedoch die Ich-Erzählerin Sheridan. Sie versucht sich zwar höchst hilflos darzustellen, aber so dumm kann eigentlich niemand sein, der schon so viel erlebt hat. Außerdem zuckt sie nicht mit der Wimper, Geheimnisse gegen ihre Träger zu verwenden, bei ihrer Rachsucht über das Ziel hinauszuschießen und sich absolut egoistisch zu verhalten. Hilfe wird zwar gerne in Anspruch genommen aber nichts zurückgegeben, sondern meistens verbrannte Erde hinterlassen.

Fazit:
Eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte um ein junges, dummes, egoistisches Mädchen, das glücklicherweise wunderschön ist und immer wieder dumme, alte Männer findet

2 Sterne

Bewertung vom 27.09.2015
Der Raub / Gabriel Allon Bd.14 (eBook, ePUB)
Silva, Daniel

Der Raub / Gabriel Allon Bd.14 (eBook, ePUB)


sehr gut

Kunst und Spionage
Zum Inhalt:
Gabriel arbeitet als Restaurator in Venedig, als sein alter Freund und Weggefährte Julian vor einer Leiche am Comer See aufgefunden wird. Um Julian zu helfen, lässt er sich für die Aufklärung des Mordes einspannen. Dabei hilft, dass er ein hochrangiges Mitglied des israelischen Geheimdienstes mit einem großen, weltweit vernetzten Bekanntenkreis ist.

Mein Eindruck:
Gewinnt man bei diesem Krimi zuerst den Eindruck, einem ganz normalen Kunstdiebstahl mit Mord am Hehler (wenn auch höchst brutal und blutig) zu begleiten, wird daraus ziemlich schnell eine politisch hochbrisante Geschichte um Diktatoren und das Bankgeheimnis. Daniel Silva lässt die Lesenden dabei so tief in seine Geschichte sinken, dass sie immer weiter erfahren wollen, welche Gründe es für den Diebstahl gibt, wie alte Meister verschwinden und nicht mehr auftauchen und was für Strippen dazu im Hintergrund von Staaten, Machthabern und relativ kleinen Fischen gezogen werden. Die Loyalität im Team der Geheimdienstler um Gabriel läuft dabei gänzlich gegen das Klischee des "einsamen Wolfs", welches oft in Geheimdienstromanen verwendet wird. Ganz im Gegenteil: Hier gibt es zwar jemanden, der die Richtung vorgibt, aber ohne seine Mitstreiter in der zweiten Reihe wäre er absolut verloren. Für das Team und das große Ziel werden persönliche Befindlichkeiten nicht nur hinten angestellt, sondern sogar komplett ignoriert. Dieser ehrenvolle und schöne Gedanke steht im krassen Gegensatz zum Feind im Hintergrund: Ein Machthaber, der auf Kosten seines gebeutelten Volkes und vieler Menschenleben Reichtümer zusammenrafft. Zwar wird das Recht ein wenig gebeugt und Straftäter - sofern die Straftaten nicht zu opulent ausfallen - geschützt, aber wo gehobelt wird, fallen nun einmal Späne.
Mir persönlich gefiel außerdem der feine Humor, der immer wieder aufblitzte, - etwas, das an den guten, alten James Bond erinnert.

Fazit
Hochspannung mit feinem Witz
4 Sterne

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