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CM94
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Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 885 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2022
Liebeszeiten (eBook, ePUB)
Neumeier, Thomas

Liebeszeiten (eBook, ePUB)


weniger gut

„Liebeszeiten-Herbstküsse und Winterknistern“ mutete optisch und vom Klappentext her wie ein Liebesroman an. Aber am Ende war das Buch ganz anders als erwartet und hat mich eher ratlos zurückgelassen.

Zum Inhalt: Schauspielerin Claudia soll für ein Wochenende bei einem Familientreffen auf einem herrschaftlichen Landsitz die Hausherrin mimen. Schnell fühlt sie sich auch zu dem zugeknöpften Hausherren hingezogen. Doch dann läuft das Treffen aus dem Ruder und Claudia muss um ihre Sicherheit bangen.

Die Geschichte wirkt wie in zwei Teile gerissen. Der erste Teil ist wie auf dem Klappentext angeteasert, aber nach circa der Hälfte gibt es einen harten Cut inklusive kleinem Zeitsprung. Der Schauplatz bleibt der selbe aber es setzt gefühlt eine völlig neue Handlung ein. Ich hab das Gefühl das Buch versucht den Spagat zwischen Mysterythriller und Liebesroman zu schaffen und scheitert dadurch in meinen Augen auf ganzer Linie.

Die Liebesgeschichte ist mehr als unglaubwürdig. Und das nicht nur, weil der männliche Protagonist nach der Hälfte des Buches eine charakterliche 180Grad Wendung macht und trotz allem unsympathisch bleibt. Die weibliche Protagonistin schein sich nicht mal sicher zu sein, wer eigentlich ihr Love Interest ist und ändert dahingehend stetig ihre Meinung. Und das jeweils bereits nach wenigen Tagen.

Der Krimipart erschient mir hingegen viel zu gewollt und fast schon vollgestopft. Auf wenigen Seiten passiert in kurzer Abfolge so unglaublich viel, dass man kaum hinterher kam. Dadurch kam bei mir einfach kein echtes Feeling für die Handlung auf.

Insgesamt war die Idee ganz nett, konnte mich aber einfach nicht packen. Ich habe mir einfach ein ganz anderes Buch erwartet

Bewertung vom 02.05.2022
Everything we lost / Love and Trust Bd.2
Bright, Jennifer

Everything we lost / Love and Trust Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem ich „Everything we had“ wirklich mochte, war ich schon wirklich gespannt auf den Folgeband. „Everything we lost“ hat mich völlig fertig gemacht und emotional richtig aufgewühlt. Die Geschichte war so tragisch schön, dass ich selbst nach Ende des Buches noch total fertig bin. Obwohl es sich um eine. Folgeband handelt, sind die Bücher gut unabhängig voneinander lesbar.

Zum Inhalt: Hope war noch nie verliebt und seitdem ihre Familie immer mehr zerbricht, sieht sie auch keinen Sinn darin, sich auf die Liebe einzulassen. Bis sie sich mit Yeonjun anfreundet, der regelmäßig in dem Café auftaucht, in dem Hope jobbt. Schnell sehen sich die beiden fast jeden Tag und werden beste Freunde. Und noch so viel mehr als das, denn die körperliche Anziehung der beiden wird bald unübersehbar. Doch Hope will ihm nicht ihren Ballast aufladen und auch Yeonjun ist nicht ganz ehrlich, was seine Gefühle für Hope betrifft.

Das Cover finde ich wieder superschön und verspielt, genau wie beim ersten Band. Besonders gelungen finde ich auch den Farbverlauf der Schrift. Toll finde ich auch die Idee, die Playlist direkt auf den Einband zu drucken. Da hat das Designteam des Verlags gute Arbeit geleistet.

Die Story hat mich einfach umgehauen. Hope mochte ich schon im ersten Buch, als der Fokus noch nicht auf ihr lag. In diesem Buch habe ich mich einfach in ihr und ihren Schmerz verloren, um selbst in ihrem Harmoniebedürfnis und ihrer Leidenschaft wiederzufinden. Die ist eine starke, mutige und aufgeschlossene junge Frau, für die die Familie über allem steht. Sie opfert sich selbst auf für die Menschen die sie liebt und droht daran zu zerbrechen. Mit ihren Stärken und Schwächen wirkt sie sehr authentisch.

Auch die anderen Charaktere sind wieder sehr gelungen, auch wenn mich keiner so mitgerissen hat wie Hope. Die Story ist wirklich dramatisch und sehr emotional. Mir ist beim Lesen richtig schwer ums Herz geworden. Und obwohl ich öfters Schmunzeln musste war dies für mich keine locker leichte Liebesgeschichte. Das macht sie aber umso realistischer.

Ich habe dieses Buch inhaliert, mich in die Geschichte fallen lassen und den Emotionen verloren. Ein tolles Buch und eine mehr als würdige Fortsetzung.

Bewertung vom 02.05.2022
Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Reid, Taylor Jenkins

Die sieben Männer der Evelyn Hugo


ausgezeichnet

Taylor Jenkins Reed kann einfach schreiben und erschafft fiktionale Ikonen, von denen man wünschte, sie wären real. Das hat sie schon mit „Daisy Jones“ geschafft und nun auch mit Evelyn Hugo, Sexbombe und Filmstar der 60er, 70er und 80er Jahre. Ein fantastischer Roman der zeigt, dass in Hollywood der schöne Schein trügerisch ist.

Zum Inhalt: Evelyn Hugo ist ein Star, eine Ikone, ein Symbol einer längst vergangenen Zeit. Und ein Mysterium, denn die in die Jahre gekommene Schauspielerin lebt sehr zurückgezogen von der Welt. Umso mehr Aufmerksamkeit erregt es, als sie plötzlich einer jungen Journalistin ein Exklusivinterview geben will. Und reinen Tisch macht. Denn diese Geschichte verbirgt nichts.

Ich mag eigentlich keine Menschen auf Covern, finde aber, dass es ausgesprochen gut zur Handlung passt. Um das Buch wurde im Vorfeld viel Aufhebens gemacht und entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Und ich kann nur sagen, dass mir das Buch ausgesprochen gut gefallen hat.

Die Geschichte beschreibt nicht nur das Leben eines Filmstars im frühen Hollywood mit all seinen Höhen und Tiefen, es spricht auch wichtige Themen der Filmindustrie an, über die viel zu lange nicht gesprochen wurde. Natürlich ist Homosexualität in Hollywood heute kein großes Thema war, aber allzu lange ist es nicht her, dass darüber nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde und es das Aus für die Karriere bedeuten konnte. Außerdem werden auch Themen wie Alkoholismus, häusliche Gewalt und sexueller Missbrauch angesprochen.

Evelyn ist eine Protagonistin, die sich langsam in mein Herz geschlichen hat. Diese junge Frau, die eine Zukunft für sich will und bereit ist, alles dafür zu tun. Und wenn es unter Einsatz ihrer sexuellen Reize geschieht. In diesem Buch geht es auch viel um Familie und Liebe und darum für den Menschen akzeptiert zu werden, der man ist.

Die Geschichte hat mich einfach in ihren Bann gezogen und ich habe mich im Glamour und der Tragödie von Evelyns Leben verloren.

Bewertung vom 02.05.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


sehr gut

Wenn ich an Wilhelm Tell denke, dann denke ich an dröge Schullektüre und Interpretationsaufsätze. Viel mehr als der Apfelschuss ist eigentlich nicht hängen geblieben. Joachim B. Schmidt legt „Tell“ ganz neu auf und gibt dem Volkshelden eine rasante, verwegene Geschichte.

Zum Inhalt: der Bauer Wilhelm Tell lebt mit seiner Familie in einen kleinen Bergdorf. Entgegen der Anweisungen der Habsburger wildert er in den Wäldern um seine Familie zu ernähren, wofür er hart bestraft wird. Und auch sonst ist Tell in ihren Augen ein Aufrührer dem eine Lektion erteilt gehört. Aber Tell denkt gar nicht daran, sich unterkriegen zu lassen.

Die Kapitel sind sehr kurz, teilweise keine ganze Seite lang unf es treten viele handelnde Personen auf, sodass das Buch eine schnell Abfolge von unterschiedlichen Eindrücken und Gedanken ist. Dabei kommen sowohl die Habsburger zu Wort, als auch Tells Familie, andere Bauern und der Dorfpfarrer. Am Anfang musste ich mich an die schnellen Perspektivenwechsel gewöhnen auch auch wer jetzt genau wer ist erschloss sich erst nach ein paar Kapiteln. Aber wenn man einmal drin ist, trägt diese Erzählweise erheblich zum Unterhaltungswert bei.

Das Original ist bei mir einfach schon viel zu weit in Vergessenheit geraten, um die beiden miteinander vergleichen zu können, aber dieses Buch spricht, trotz seiner Kürze, viele relevante Themen der damaligen Zeit an, wie das Plündern, Schänden und Morden der Landherren, die Familienverhältnisse der damaligen Zeit und den Missbrauch Schutzbefohlener. Das Buch schreckt dabei auch nicht für derben Aussagen und Brutalität zurück, wobei ich mir das nach dem Klappentext sogar noch heftiger vorgestellt hätte.

Ob ich jetzt finde, dass das Buch ein Blockbuster in Buchform ist? Vermutlich eher nicht. Aber es hat mich gut unterhalten und die dröge Schullektüre aus der Mottenkiste geholt.

Bewertung vom 02.05.2022
A Place to Love / Cherry Hill Bd.1
Lucas, Lilly

A Place to Love / Cherry Hill Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem mich die Green-Valley Reihe von Lilly Lucas bereits völlig begeistert hatte, kam ich absolut nicht um den Auftakt ihrer neuen Reihe „a Place to Love“ herum. Das Cover ist unglaublich schön gestaltet und die Designelemente ziehen sich durch das ganze Buch und zieren jede Kapitelüberschrift- ein echter Hingucker.

Zum Inhalt: June hat nach dem Tod ihres Vaters die Familienfarm Cherry Hill übernommen, was alles andere als ein leichter Job ist. Aber sie liebt die Farm von ganzem Herzen und ist bereit dafür Opfer zu bringen. Bis nach drei Jahren Henry plötzlich vor der Tür steht und June klar wird, wie viel sie tatsächlich geopfert hat. Kann die Liebe eine zweite Chance bekommen?

Lilly Lucas Bücher lesen ist wie nach Hause kommen. Auch dieses Buch spielt wieder in Colorado, sodass es für Fans der Green-Valley-Reihe tatsächlich ein bisschen wie heimkehren ist. Was einen aber vielmehr einnimmt sind die Herzenswärme, die Güte und Hoffnung, die aus jeder Seite sprechen. Lilly Lucas schafft es nicht nur die Verbundenheit und Liebe der Personen unglaublich gut zu vermitteln, der Leser wird quasi direkt mit hineingezogen.

Ich hatte das Gefühl selbst vor Ort zu sein, die Obstbäume zu riechen und Teil der Familie zu sein, so bildhaft ist der Schreibstil. Die Charaktere sind einfach wieder wundervolle Menschen, mit denen ich gerne befreundet wäre, so authentisch kommen sie rüber. Die Liebesgeschichte an sich ist natürlich mal wieder sehr dramatisch, aber ohne kitschig zu sein. Für mich standen neben der Liebesgeschichte vor allem die Themen Familie und Verwirklichung der eigenen Träume verbunden mit dem Erwartungsdruck an sich selbst.

Das Buch hat mir beim Lesen einfach nur gute Laune bereitet, so wundervoll und unterhaltsam sind die Charaktere. Mir hat das Buch richtig gut gefallen und ich weiß gar nicht wie ich jetzt so lange auf den Nachfolger warten soll.

Bewertung vom 02.05.2022
Freunde. Für immer.
McCreight, Kimberly

Freunde. Für immer.


sehr gut

„Freunde. Für immer“ ist ein Thriller, der im Stile eines Who-Dunnit daherkommt und an bisschen an einen Agatha Christie erinnert, wo alle Verdächtigen in einem Raum sitzen und der Reihe nach ausgeschlossen werden. Für mich war es das erste Buch von Autorin Kimberly McCreight und ich muss sagen, es hat mir wirklich gut gefallen.

Zum Inhalt: fünf alte Freunde vom College treffen sich für ein gemeinsames Wochenende auf dem Lande. Was ganz harmlos klingt und eigentlich als Intervention geplant war, wird schnell zum mörderischen Albtraum. Jeder der Freunde schleppt ein paar Geheimnisse mit sich rum und dann gibt es auch noch ein Geheimnis, das sie alle verbindet. Die Probleme beginnen sich zu häufen und plötzlich sind zwei von ihnen verschwunden. Als eine Leiche mit entstelltem Gesicht gefunden wird, müssen sich die Freude ihren dunklen Geheimnissen stellen, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen.

Das Cover finde ich tatsächlich sehr nichtssagend und unspektakulär. Im Buchladen hätte es mich vermutlich nicht angesprochen. Gut, dass der Klappentext so überzeugend war. Denn der macht echt neugierig und hat mich überzeugt das Buch lesen zu wollen. Zum Glück, denn ich fand des wirklich spannend.

Die Story wird in drei Zeitebenen bzw. Perspektiven erzählt. Die Haupthandlung spielt in der Gegenwart und schildert die Ereignisse des Wochenendes. Daneben gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, die aus der Perspektive von Alice ihre Gefühle in Verbindung mit dem großen Geheimnis schildert. Und in einer dritten perspektive beschattet eine noch unbekannte Person die Freunde kurz vor dem besagten Wochenende. Diese Erzählstruktur finde ich gut gewählt, denn sie trägt sehr zur Spannung bei und hilft auch bei der Aufklärung dessen, was vorgefallen ist, bzw. lüftet einige Geheimnisse für die Freunde.

Die Charaktere werden nach und nach in die Handlung eingeführt und man erfährt ein paar Background-Infos. Es zeichnet sich aber schnell ab, dass alle ein paar Geheimnisse und Sorgen mit sich herumtragen und vielen nicht so ist, wie es auf den ersten Blick schein. Denn obwohl die Clique seit Jahren befreundet ist, verheimlichen sie sich gegenseitig sehr viel und stehen auch in unterschiedlichen Abhängigkeitsverhältnissen zueinander. Und genau das macht es so spannend. Erst nach und nach wird dem Leser das ganze Bild präsentiert. Obwohl ich versucht habe mitzuraten, lag ich am Ende tatsächlich ziemlich daneben und war von den ganzen Wendungen wirklich überrascht.

Für mich war das Buch ein sehr packendes Leseerlebnis.

Bewertung vom 02.05.2022
Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2 (eBook, ePUB)
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

„Das Buch des Totengräbers“ von Oliver Pötzsch war letztes Jahr eines meiner Highlights, umso mehr freute ich mich, dass nun mit „Das Mädchen und der Totengräber“ der zweite Band der Reihe erschienen ist. Die Fälle der Wiener Polizei sind abgeschlossen, sodass man die Bände unabhängig voneinander lesen könnte, um das Sozialverhalten der Figuren besser zu stehen, empfehle ich allerdings mit band 1 zu starten. Der neuste Fall für Leopold von Herzfeld und Augustin Rothmayer führt uns nicht nur zurück nach Wien, sondern nimmt uns ein Stück weit mit ins alte Ägypten. Die Thematik dieses neuen Buches hat mir richtig gut gefallen, auch wenn in meinen Augen der schrullige Totengräber zu kurz kommt.

Zum Inhalt: Im Kunsthistorischen Museum von Wien wird in einem Sarkophag eine Leiche gefunden, die definitiv nicht aus der Zeit Pharaonen stammt. Trotzdem hat sich der Mörder sich die Mühe gemacht, es so aussehen zu lassen. Es handelt sich bei dem Toten um einen renommierten Professor der Ägyptologie, der erst kürzlich einen großen Fund gemacht hat. Der Verdacht fällt auf die Reihend er Archäologischen Gesellschaft, da auch einige andere Teilnehmer der Expedition kürzlich verstarben. Kann es sein, dass ein ägyptischer Fluch durch Wien zieht und die in ihrer Totenruhe gestörten Mumien nach Vergeltung schreien? Aber auch zweite Mordserie hält Wien in Atem, sodass Leopold von Herzfeld und die Wiener Polizei alle Hände voll zu tun haben.

Nachdem Augustin Rothmayer im letzten Band an seinem Almanach geschrieben hat, befasst er sich nun mit einem Buch über Totenkulte. Auszüge aus seinem Werk zieren, wie auch schon im Vorgängerband, die Kapitelanfänge. Dieses Detail gefällt mir wieder richtig gut und ist ein schönes und unterhaltsames Gimmick, vor allem, da es sich um ein sehr interessantes Thema mit Bezug zur Haupthandlung handelt. Ansonsten ist die Figur des verschrobenen und eigenbrötlerischen Totengräbers in diesem Band in meinen Augen etwas kurz gekommen. War er im ersten teil noch fester Bestandteil der Ermittlungsarbeit, so hat er in diesem Buch eher Gastauftritte. Er trägt zwar schlussendlich wieder zur Lösung des Falls bei, spielt aber keine zentrale in dem Buch, was eigentlich nach ihm benannt ist. Auch über „das Mädchen“ Anna erfährt der Leser nur indirekt am Rande was, sie selbst kommt eigentlich gar nicht zu Wort oder Tat.

Leopold und Julia, die ich im ersten Band eigentlich als sympathisches und erfolgreiches Team empfunden habe, haben mich in diesem Band hingegen eher enttäuscht. Leo wird deutlich unsympathischer, mehr eitler Dandy als gewitzter Schlaukopf, dargestellt als im ersten Teil, wo er deutlich mehr den Eindruck erweckte frischen Wind ins Wiener Kommissariat reinzubringen. Und Julia schießt immer öfter übers Ziel hinaus und ihr Hauptanliegen in diesem Buch scheint es zu sein, ihre Beziehung zu Leo zu hinterfragen.

Das Thema um die Mumien fand ich total faszinierend und sehr clever erzählt. Man wollte als Leser unbedingt wissen, wie der Fall nun ausgeht und ob bzw. wie er mit der anderen Mordserie zusammenhängt. Oliver Pötzsch hat hier wieder einen packenden historischen Roman geschaffen, der wahnsinnig atmosphärisch und mitreißend ist. Für mich kommt er allerdings nicht ganz ein Band heran, weshalb ich 4 Sterne vergebe.

Bewertung vom 27.04.2022
Bullet Train
Isaka, Kotaro

Bullet Train


gut

„Bullet train“ ist der neuste Hype aus Japan. Kurz nachdem ich mit der Lektüre des Buches begonnen hatte, habe ich den zugehörigen Kinotrailer mit hochkarätiger Starbesetzung gesehen. Witzig finde ich die Tatsache, dass „Bullet Train“ in Japan einen Hochgeschwindigkeitszug bezeichnet, der Titel aber auch in der zweiten Hinsicht passend ist, dass einige Kugeln fliegen.

Zum Inhalt: ein Ex-Killer besteigt einen Zug in dem sicheren Wissen, an diesem Tag einen Mord zu begehen. Was er nicht weiß: er ist nicht der einzige Jäger auf Beutezug an diesem Tag. Im Zug befinden sich weitere Profis, die alle ganz eigene Ziele verfolgen. Aber sind alle diese Leute zufällig in dem fast leeren Zug? Oder treibt jemand ein übles Spiel mit ihnen?

Die Kapitel sind mit dem jeweiligen Decknamen des betreffenden Killers überschrieben, was ich eine coole Idee finde. So bekommt der Leser schnell einen Eindruck, um wie viele Killer es sich handelt und die wechselnden Perspektiven tragen erheblich zum Unterhaltungswert bei, da die Charaktere sehr unterschiedlich sind. Die Kapitel sind dadurch entsprechend kurz, sodass man beim Lesen gut pausieren kann. Das empfand ich hier auch notwendig, um den Überblick zu behalten.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich hinter die Intentionen der einzelnen Charaktere gekommen bin, was auch daraDer Funke ist einfach nicht übergesprungen, daher 3 Sterne.n lag, dass sich dir Situation im Zug quasi permanent verändert, sich Allianzen bilden, unbekannte Gegner dazu kommen und man einem Profikiller einfach nicht vertrauen sollte.

Die Fülle der handelnden Personen trägt leider aber auch dazu bei, dass man für niemanden eine echte Sympathie entwickeln kann (sofern das bei Auftragskillern überhaupt möglich ist). Die Sequenzen wechseln sich so kurz nacheinander ab, dass die Charaktere ziemlich blass bleiben. In meinen Augen gab es da nur zwei Ausnahmen, über die man mehr erfährt, was ich wirklich schade fand. Denn die Charaktere sind so herrlich skurril und bunt zusammengewürfelt, dass ich eigentlich gerne mehr über sie erfahren hätte.

Ich bin mir nicht sicher, welchem Genre ich das Buch zuordnen würde. Die Ereignisse beginnen direkt ab Beginn des Buches sich zu überschlagen, aber so richtiges Thriller-Feeling hat sich bei mir einfach nicht einstellen wollen. Punkte gibt es die Situationskomik und die verschrobenen Figuren.

Bewertung vom 27.04.2022
Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1
Engel, Nora

Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1


ausgezeichnet

„Gretas Erbe“ ist der erste Band einer neuen Romanreihe vom Autoren-Duo Nora Engel. Das Cover mutet sehr schlicht an, eine junge Frau in Arbeitskleidung mit Fahrrad. Und genau das beschreibt eigentlich auch den Inhalt des Buches sehr treffend und passt hervorragend zur pragmatischen Art der Protagonistin.

Zum Inhalt: Greta wächst, nachdem ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist, auf dem Weingut der Hellerts auf, bei denen schon ihre Mutter angestellt war. Das Mädchen verrichtet Arbeiten im Haushalt, hütet die jüngeren Geschwister und hilft auf den Weinbergen mit. Aber Greta erhofft sich mehr vom Leben, als bis an ihr Lebensende körperliche Arbeit zu verrichten. Doch scheint sie es der Familie nie recht machen zu können. Bis ein ungeahntes Erbe Gretas Leben für immer verändern soll.

Die Handlung spielt in den 70er Jahren und obwohl ich diese Zeit selbst nicht miterlebt habe, konnte ich mich durch die anschaulichen Beschreibungen gut hineinversetzen. Das Autorenduo hat wirklich gründlich recherchiert, gibt Hintergrundinfos zu wichtigen Ereignissen der damaligen Zeit, greift lokale Geschehnisse auf und schildert sie Lebensumstände der Familie Hellert sehr authentisch.

Im Fokus steht Gretas Gefühlswelt, die von dem Drang dominiert ist, von Familie Hellert akzeptiert und aufgenommen zu werden, sind sie doch die einzige Familie die Greta kennt. Dir junge Frau sehnt sich nach Liebe und Anerkennung, strebt nach einer Karriere im Bildungsbereich und ist getrieben durch ihre Liebe zu Literatur. Das alles macht sie sehr menschlich und nahbar.

Auch die anderen Charaktere wurden liebevoll ausgestaltet, haben ihre Eigenheiten und Marotten und ganz unterschiedliche Wesenszüge. Um Gretas Herkunft wird das ganze Buch über ein ziemliches Geheimnis gemacht, nur um es am Ende mit einem Paukenschlag aufzulösen. Das Buch endet mit einem richtig fiesen Cliffhanger, der mich gespannt zurücklässt. Den Folgeband kann ich jetzt kaum erwarten.

Insgesamt ist das Buch einfach toll geschrieben. Es gibt viel Dramatik, Geheimnisse die gelüftet werden, Streit und Zwistigkeiten unter den Protagonisten und das unterschwellige „Streben nach Glück“, das die jungen Leute in diesem Buch auszeichnet. Ich habe wirklich mit Greta mitgefiebert und freue mich schon wahnsinnig auf den Folgeband. Das Buch bekommt 4,5 Sterne von mir.

Bewertung vom 21.04.2022
Liquid
Genzmer, Herbert

Liquid


weniger gut

Ich bekenne mich ja dazu, Coverkäufer zu sein. Wenn das Cover schön ist, kommt das Buch mit nach hause, auch wenn der Klappentext mich nicht völlig überzeugt. Ich finde das Cover stilistisch einfach großartig. und das nicht nur, weil ich aus dem Pharmabereich komme. Aber auch der Klappentext macht absolut neugierig und verspricht ein hochaktuelles und spannendes Thema. Und das Thema haut mich auch echt aus den Socken, wenn ich nicht die ganze zeit das Gefühl gehabt hätte, der Autor schreibt eigentlich am Thema vorbei.

Zum Inhalt: Madeleine Alberti ist Wissenschaftlerin und forscht in einer nicht kartografierten Stadt in der Wüste New Mexicos an der Verbesserung von Pflanzen. Denkt sie zumindest. Bis es ihr gelingt flüssige Chips zu entwickeln, die mit dem Wirt maximal interagieren und Daten über ihn sammeln. Als immer mehr ihrer Arbeiter aufgrund schlecht implantierter Chips erkranken oder sich beklagen, weil sie dadurch eingeschränkt werden, erkennte Madeleine ihren Fehler. Und das Gefahrenpotential ihrer Arbeit. Es beginnt eine Jagd um dieses Wissen, das ganze Systeme zu Fall bringen kann.

Bargeldloses Bezahlen und alternative Bezahlungsmethoden sind als wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen hochaktuell, zusätzlich befeuert durch die Pandemie. Ich trage schon seit Jahren kaum mehr Bargeld mit mir herum, wenn ich welches habe, ist es eher Zufall. Das hier skizzierte Szenario geht aber noch viel weiter und schafft einen gläsernen Menschen, der maximal kontrollierbar ist- ein Horrorszenario, das nach Sci-Fi klingt, aber erschreckend nah ist.

Ich wünschte das Buch hätte den Fokus mehr auf dieses Thema gelegt, denn für mich kam das Thema Chips, transparenter Mensch und dessen Folgen, einfach inhaltlich viel zu kurz. Ich habe mich durch die erste Hälfte des Buches fast schon durchquälen müssen, bis es in meinen Augen endlich mal halbwegs spannend wurde. Stattdessen wurde Madeleines Flucht aus New Mexico künstlich in die Länge gezogen, immer wieder unterbrochen durch Episoden aus Politik und Wirtschaft, die für mich aber eher zusammenhangslos eingestreut waren und den Lesefluss gestört haben.

Ich bin mit dem Buch und seiner Protagonistin einfach nicht warm geworden. Madeleine ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben und als sich in dieser absoluten Ausnahmesituation auch noch eine Liebesgeschichte anbahnte, war ich raus. Das war mir einfach zu unglaubwürdig.

Beim Ende des Buches bin ich unschlüssig, ob ich es gut oder völlig katastrophal finde, man kann beide Ansichtsweisen sicherlich argumentieren, ich bin aber einfach unentschlossen.
Für mich war das Buch einfach nicht, was ich von Cover und der Kurzbeschreibung erwartet hatte und las sich daher sehr zäh und schleppend. Die Story konnte mich leider überhaupt nicht packen.