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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 759 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2016
Coelho, Paulo

Veronika beschließt zu sterben


weniger gut

Finde deinen eigenen Weg und lebe dein Leben

Die Botschaft, die Paulo Coelho mit dem Buch „Veronika beschließt zu sterben“ vermitteln will, ist einfach: Finde deinen eigenen Weg und lebe dein Leben!

Paulo Coelho erzählt die Geschichte der jungen Slowenin Veronika, die sich des Lebens überdrüssig, mit einer Überdosis Schlaftabletten umbringen will. Sie wird gerettet und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Sie erfährt, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Im Angesicht des Todes entdeckt sie, dass das Leben schön ist. Der Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik und der Umgang mit anderen Patienten eröffnen ihr neue Perspektiven. Sie geht Risiken ein, sucht und findet ihren eigenen Weg.

Die Charaktere sind einfach (zu einfach) gestrickt und die Weisheit siegt. Die Geschichte ist schwarz/weiß gehalten und die Graustufen, die das reale Leben ausmachen, fehlen.

Bewertung vom 05.07.2016
Schmidt, Lothar

Zitatenschatz für Führungskräfte


sehr gut

Gebündelte Weisheiten

Zitate sind gebündelte Weisheiten und wer wollte einem widersprechen, wenn man sich auf Goethe oder Einstein beruft.

Der „Zitatenschatz für Führungskräfte“ enthält 4500 Zitate und Aphorismen von nahezu 1000 Autoren. Die Zitate sind nach Schlagwörtern sortiert, womit die Suche nach einem geeigneten Zitat, für welchen Anlass auch immer, erheblich erleichtert wird.

Warum es sich bei diesem Buch um einen „Zitatenschatz für Führungskräfte“, handelt und nicht um einen „Zitatenschatz für jedermann“, ist mir ein Rätsel. Vielleicht liegt es am Preis.

Ich halte diese Zitatensammlung sowohl für ein praktisches Nachschlagewerk als auch für ein Buch, in dem man einfach mal ein paar Seiten lesen kann. Die Weisheiten kluger Menschen sind zeitlos und regen immer wieder zum Denken an.

Bewertung vom 05.07.2016
Hill, Martina;Musienko, Marco

Was mach ich hier eigentlich?


gut

„Alle Kinder fahren Moped, nur nicht Martina, die fährt Dreirad in China.“ (144)

Knallerfrau Martina Hill ist dank youtube auch in China bekannt und erhält eine Einladung aus China, in einer Comedyserie mitzuspielen. Trotz Flugangst macht sie sich auf die Reise nach Fernost. Das Buch handelt von ihren Erlebnissen in China.

Die Geschichte ist in der Ich-Form geschrieben und enthält zahlreiche Fotos. Martina Hill schildert nicht nur ihre persönlichen Reiseeindrücke, sondern lässt auch Erinnerungen aus ihrer Kindheit einfließen. Die Tour steht unter dem Motto: „Was mach ich hier eigentlich?“

Der Fokus liegt auf den Kulturunterschieden zwischen Deutschen und Chinesen im Alltag, beim Essen, im Straßenverkehr, in den Geschäften und im Hotel, die Autorin Hill satirisch untermalt. Für ihre Sketche in China muss sie sich ein paar Sätze in Chinesisch aneignen.

Martina Hill ist eine tolle Komikerin und in ihren Sketchen ziemlich abgedreht. Sie lebt nicht, wie z.B. ein Dieter Nuhr, vom Wort allein. Ihre Situationskomik lässt sich nicht ohne Verluste in ein Buch transformieren. Insofern können die Leser nur eine Facette ihrer Unterhaltungskunst wahrnehmen. Man muss sie in ihren Sketchen als Knallerfrau erleben.

Bewertung vom 05.07.2016
Katze, Tobi

Morgen ist leider auch noch ein Tag


sehr gut

Innenansichten einer schwerwiegenden Krankheit

Kennzeichen von Depressionen sind Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit, Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit und innere Leere. Aber es gilt auch, jede Depression ist anders, wird anders von außen wahrgenommen und anders innerlich empfunden. Die Diagnose erfasst nicht die Wirklichkeit eines Menschen, sondern liefert ein Modell für die Beschreibung einer psychisch-körperlich-sozialen Auffälligkeit. Insofern handelt es sich bei diesem Buch nicht um die Beschreibung der Krankheit, sondern um einen individuellen Erfahrungsbericht, der die (subjektive) Wirklichkeit des Ich-Erzählers wiedergibt.

Folglich kann das Ziel des Autors primär nicht darin bestehen, ein unterhaltsames, humorvolles Buch abzuliefern, sondern eher darin, den Lesern die Gefühlswelt eines depressiven Menschen plausibel zu vermitteln. Das ist dem Autor auch gelungen und zwar auf eine Art und Weise, die neben destruktiven Gedanken auch noch Platz lässt für ein wenig Komik.

Auf der Handlungsebene passiert überwiegend nicht viel. Es gibt Gespräche mit Freunden, Selbstgespräche des Ich-Erzählers, Kneipenbesuche und Besuche beim Therapeuten. Und doch gibt es einschneidende Ereignisse, die den Protagonisten umhauen „Mir ist die Kraft aus den Beinen gewichen“ (180) und letztlich in Beziehung stehen zum Thema des Buches.

Der Wert des Buches liegt in der Offenlegung des Innenlebens des Protagonisten. Diese Sicht mag fremd wirken und die Leser nerven, zeigt aber auf, dass es mit ein wenig Zusammenreißen nach dem Motto „Stell dich nicht so an“ nicht getan ist, wenn es um Depressionen geht. Die Krankheit ist weit verbreitet, hat aber gesellschaftliche Akzeptanzprobleme.

„Die Welt geht weiter und wird nicht anhalten. Auch meine Freunde nicht. Aber sie können langsamer gehen. Sich gegenseitig tragen. Und viel, viel langsamer gehen.“ (193)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.07.2016
Houellebecq, Michel

Karte und Gebiet


ausgezeichnet

Ein reifes Werk eines erfahrenen Schriftstellers

„Karte und Gebiet“ ist nicht nur ein lehrreicher Unterhaltungsroman über das Leben des Künstlers Jed Martin, sondern gleichermaßen eine Parodie auf den Kunstbetrieb und den Schriftsteller Michel Houellebecq selbst, der eine wesentliche Rolle in diesem Werk spielt. Seine Provokation besteht diesmal u.a. darin, sich selbst zu inszenieren und zu persiflieren. Das ist ihm auf unnachahmliche Art und Weise auch gelungen.

Die Themen und Gespräche schwanken zwischen banal und geistreich. So nehmen nicht nur die Probleme mit einem defekten Heizkessel unverhältnismäßig viel Raum ein, sondern auch intensive Gespräche über französische Literatur und Kunst. Zwischendurch erweist sich Protagonist Jed Martin immer wieder als aufmerksamer Beobachter und Kritiker etablierter wirtschaftlicher Abläufe, wobei die Frage berechtigt ist, ob hier die ureigene Meinung des Autors durchschimmert.

„Karte und Gebiet“ wirkt weniger provozierend als frühere Werke des Autors. Es handelt sich nicht um eine rein chronologische Erzählung, sondern die zeitliche Perspektive wechselt mehrmals. Während in den beiden ersten Teilen des Buches Jed Martin und der Kunstbetrieb im Fokus stehen, ändert der Autor im dritten Teil das Genre. Ein Mordfall führt dazu, dass aus einem sozialkritischen Unterhaltungsroman ein Krimi wird. Wenn schon bei Houellebecq ein Mord vorkommt, dann kein ganz gewöhnlicher.

Der Roman enthält mit Liebe, Trennung und Tod, Kritik an Wirtschaft, Gesellschaft und Medien sowie anspruchsvoller Aufklärung über Malerei, Photographie und Literatur, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Ironie, alle Zutaten für große Literatur. Soweit negative Vorstellungen über Houellebecq im Raum stehen, werden sie durch diesen Roman relativiert. Das Buch liest sich leicht, der Leser weiß nicht, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird und man legt es nur ungern zur Seite.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2016
Bradbury, Ray

Fahrenheit 451


sehr gut

Liebe zur Literatur

Ray Bradbury beschreibt in Fahrenheit 451 eine Gesellschaft, die autoritär geführt wird und in der Menschen zur Sicherung der Herrschaft dumm gehalten werden. Dies geschieht durch eine Dauerberieselung mit Fernsehshows und einem Verbot von Büchern. Die Feuerwehr wird dazu eingesetzt, Bücher aufzuspüren und die Bücher einschließlich der Häuser, in denen sie gefunden werden, abzubrennen. Auf Bewohner wird dabei keine Rücksicht genommen. Den Menschen fehlt jegliche Empathie.

Protagonist Guy Montag ist Feuerwehrmann und ihm kommen durch verschiedene Ereignisse Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Sein Truppführer Hauptmann Beatty verteidigt die Arbeit der Feuerwehr und die Philosophie des Regimes. „Wozu etwas lernen, wenn es genügt, auf den Knopf zu drücken, Schalter zu betätigen, Schrauben anzuziehen?“ (101)

Die Gesellschaft muss ruhig gestellt werden, daher ist selbstständiges Denken nicht gewünscht. „Wir müssen alle gleich sein … dann sind alle glücklich, dann gibt es nichts Überragendes mehr, vor dem man den Kopf einziehen müsste … .“ (105) „ … bei der Größe unserer Zivilisation kann keinerlei Beunruhigung der Minderheiten geduldet werden.“ (106) „Sie [die Feuerwehr] erhielt eine neue Aufgabe, wurde zum Hüter unserer Seelenruhe … .„ (106)

Feuerwehrmann Montag findet durch Nachbarin Clarisse Selbsterkenntnis, bricht schließlich aus diesem System aus und begibt sich auf die Flucht. Dabei lernt er den Untergrund kennen, eine Gruppe Abtrünniger, die in den Wäldern lebt, und er erfährt von einer Methode, wie Wissen über Generationen hinweg präsent gehalten werden kann. Der Glaube an bessere Zeiten ist vorhanden.

Fahrenheit 451 ist kein klassischer Roman über ein unterdrücktes Volk, auch wenn eine solche Interpretation nahe liegt. Weite Teile der Bevölkerung begehren nicht auf, sondern sind mit der Gesellschaft einverstanden, wie an Montags Ehefrau Mildred und ihren Freundinnen deutlich wird. Selbstzweifel oder gar Erkenntnis kommen ihnen nicht in den Sinn. Notwendig ist eine geistige Befreiung.

Es geht Bradbury primär um die Liebe zur Literatur, um die Verdrängung der Bücher durch andere Medien wie Fernsehen und Rundfunk. Seine Dystopie ist weitsichtig, wenn man bedenkt, dass er bereits 1953 in einem übermäßigen Fernsehkonsum und in der Kommerzialisierung der Medien eine Gefahr gesehen hat. „Film und Rundfunk, Zeitschriften und Bücher mussten sich nach dem niedrigsten gemeinsamen Nenner richten, … .“ (99)

In einem ausführlichen Vorwort und Nachwort äußert sich der Autor auch zur Entwicklungsgeschichte des Romans und zu seiner eigenen Art, Bücher zu schreiben. „Ich bin ein leidenschaftlicher, kein intellektueller Schriftsteller. Das bedeutet, dass meine Figuren mir vorauseilen müssen, um ihre Geschichte zu erleben.“ (288)

Bewertung vom 04.07.2016
Bührke, Thomas

E=mc2 - Einführung in die allgemeine und spezielle Relativitätstheorie


ausgezeichnet

Eine populärwissenschaftliche Glanzleistung

Albert Einstein entdeckte, dass die reale Welt nicht übereinstimmt mit der Ordnung unserer Denkstrukturen. Darin liegt die zentrale Bedeutung der Relativitätstheorie und aus diesem Grund wird sie zurecht als kopernikanische Tat angesehen.

Über Albert Einstein und seine wissenschaftliche Arbeit gibt es eine Vielzahl Bücher. Auf dem schmalen Grat zwischen Verständlichkeit und Genauigkeit ist Thomas Bührke das fast Unmögliche gelungen, eine Einführung zur Relativitätstheorie zu schreiben, die für ein breites Publikum geeignet ist. Dies ist nur möglich, wenn man auf die Erläuterung der mathematischen Zusammenhänge verzichtet.

Diplomphysiker Bührke beschreibt kurz das Weltbild vor Einstein und stellt Widersprüche in den bisherigen Theorien heraus. Er verwendet Gedankenexperimente, die schon Einstein zu Grunde gelegt hat, um seine Theorien zu erläutern. Bührke schweift nicht unnötig ab, sondern bleibt beim Thema.

Das Buch ist chronologisch aufgebaut und enthält ein paar biografische Elemente. Soweit für das Verständnis erforderlich, fließen Einsteins Beweggründe und die Sicht seiner Berufskollegen ein. Begriffe, die mit Einstein in Verbindung gebracht werden, wie Zeitdilatation, Längenkontraktion, Raumkrümmung oder Äquivalenzprinzip werden anschaulich erläutert.

Ich halte das Buch für eine hervorragende Einführung zum Thema Relativitätstheorie. Es ist für naturwissenschaftlich interessierte Leser und Leserinnen geeignet, die einen kleinen Einblick in Einsteins Theorien sowie deren Bedeutung erhalten wollen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2016
Sprenger, Reinhard K.

Vertrauen führt


sehr gut

Vertrauen als Wirtschaftsfaktor

Handelt es sich bei diesem Buch um ein ethisches Werk, in dem Reinhard Sprenger die moralische Keule schwingt? Keineswegs! Sprenger, Unternehmensberater mit humanistischem Hintergrund, begründet seine Thesen betriebswirtschaftlich. Eine „nicht vertrauensvolle“ Zusammenarbeit führt zu Reibungsverlusten, die sich in Mark und Pfennig rechnen und die sich kein Unternehmen dauerhaft leisten kann. An Hand zahlreicher Beispiele analysiert Sprenger, was Vertrauen ist, was es bewirkt und wie man es erreicht. Auch wenn dieser Vergleich fehlt: Warum sollte eine Vertrauenskultur, auf die man im privaten Umfeld Wert legt, im Unternehmen (wirtschaftlich) unbedeutend sein?

Bewertung vom 04.07.2016
Little, Stephen

... ismen, Kunst verstehen


ausgezeichnet

Ein verständlicher Kunstführer

Was versteht man unter Illusionsmalerei? Welche bekannten Bilder gehören zum Dadaismus? Wie sind Barock & Rokoko zeitlich einzuordnen? Antworten auf solche und ähnliche Fragen finden an Kunst interessierte Menschen in Stephen Littles Buch „...ismen Kunst verstehen“. Es handelt sich um eine Einführung in die Epochen und Stile, die die Geschichte der abendländischen Kunst bis heute geprägt haben. Besondere Vorkenntnisse sind für das Verständnis nicht erforderlich.

Kunsthistoriker Stephen Little vermittelt in chronologischer Reihenfolge die wichtigsten Stilrichtungen der Kunstgeschichte. Das Buch hat eine einheitliche Struktur. Jeder Stil wird auf 2 Seiten beschrieben, Hauptvertreter und ihre Arbeiten werden benannt und Verwandtschaften zwischen Stilrichtungen erläutert. Bilder, die den jeweiligen Stil prägen, lockern den Text auf. Die Ausführungen sind kurz und prägnant. Einen derart logisch strukturierten Aufbau traut man einem Buch über Kunstgeschichte gar nicht zu. Ein Verzeichnis der Künstler, ein Glossar, eine Zeittafel und ein Verzeichnis bedeutender Museen bilden den Abschluss dieses verständlichen Nachschlagewerkes.