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Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1057 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2020
Der Garten der schwarzen Lilien / Black Alchemy Bd.2
Haderer, Katharina V.

Der Garten der schwarzen Lilien / Black Alchemy Bd.2


ausgezeichnet

Die Jagd nach dem Schwert der Totengöttin geht in die zweite Runde
Nachdem im ersten Band der Black Alchemy Reihe "Das Schwert der Totengöttin" ebendieses gestohlen wurde, bevor Mirage und ihr Vater Bhaal es in sein Versteck zurück bringen konnten, sind die beiden in Tradea auf der Suche nach Nifs Rückgrat. In Verdacht haben sie Tarim, den Anführer der Skorpione. Auch Sergent Zejn hat Tarim im Visier und versucht über einen früheren Spion der Garde, den Unterweltler ausfindig zu machen. Doch dieser lässt sich nicht so leicht schnappen, und schon bald werden die ersten Untoten in der Stadt gesichtet. Zeit für Alchemistin Mirage de Bois und Sergent Erik Zejn, sich zusammenzuraufen. Gar nicht so einfach für die beiden misstrauischen Sturköpfe...
Ich hab mich schon richtig auf die Fortsetzung der Reihe um Mirage und Zejn gefreut. Das sind zwei Charaktere, die mich einfach faszinieren, wobei es mir vor allem die Alchemistin angetan hat. Die beiden bilden ein sehr ungleiches Paar mit einer Menge von Reibungspunkten. Der zweite Band spielt komplett in Tradea, der Stadt, in welcher Mirage aufwuchs. Da sie bei ihrem Vater Bhaal untergekommen ist erfährt man einiges über deren Verhältnis zueinander, welches sich als ziemlich schwierig gestaltet. Rückblenden in Mirages Kindheit sowie die Legende über die Entstehung des Schwerts der Totengöttin Nif bereichern das Buch ebenso wie die beiden Anhänge, welche einen unterhaltsamen Ausschnitt aus der Enzyklopädie der Alchemie sowie eine Übersicht der Diebesgilden liefern.
Da die Schwarzen Lilien im ersten Band grausam abgeschlachtet wurden war ich natürlich neugierig, warum der zweite Teil ausgerechnet der Garten der schwarzen Lilien heißt, welchen man auch auf dem Cover bewundern kann. Hier hat mich die Autorin ziemlich überrascht. Ebenso kommt es zu ein paar düsteren Kämpfen, welche der Kategorie Dark Fantasy alle Ehre machen. Das Buch ist abwechslungsreich, spannend geschrieben und hat die ein oder andere Überraschung auf Lager. Ebenso darf man sich auf ein paar neue Charaktere freuen, welche das Abenteuer bereichern.
Eine gelungene, erneut düstere Fortsetzung der Reihe um das Schwert der Totengöttin, die mich vollauf überzeugt hat.

Bewertung vom 01.02.2020
Der Fluch des dunklen Prinzen
Pfeiffer, B. E.

Der Fluch des dunklen Prinzen


ausgezeichnet

Spannendes Märchen voller Magie, knisternder Erotik und heißer Schokolade

Seit Generationen lastet ein Fluch auf dem Königshause Padum: Stets sind es männliche Zwillinge, welche das königliche Paar als Nachwuchs erwartet. Doch ist dem Zweitgeborenen in die Wiege gelegt, als Erwachsener den Thron mit Gewalt zu erringen und das Land zu verwüsten. Nur wenige Möglichkeiten bleiben, um diesen Schicksal zu entgehen. Auch Liam, der aktuelle Dunkle Prinz, schmiedet bereits Pläne, um an das Erbrecht seines Bruders zu gelangen, während die beiden jungen Männer in der höfischen Frauenwelt nichts anbrennen lassen. Bis Prinzessin Celeste an den Hof kommt, und den beiden Männern den Kopf verdreht...

Das Buch ist ein erotisches Märchen, erzählt von Prinz Liam. So erlebt man als Leser zunächst, wie der Bad Boy sowie sein charmanter Bruder, Kronprinz Kieran, sehr freizügig mit ihren erotischen Abenteuern umgehen. Gefühle bleiben dabei jedoch stets aussen vor. Schließlich ist Liam der Dunkle Prinz, warum sollte er sich emotional auf jemanden einlassen?

"Ich wusste mein Leben lang, dass ich nicht so wertvoll für die Diener bin wie mein Bruder" (Zitat S. 161)

Schnell hatte ich beim Lesen das Gefühl, Liams Leben entspricht einer "self fulfilling prophecy", so wie alle sich ihm gegenüber verhalten. Jeder sieht in ihm das prophezeite Böse, obwohl der Fluch noch gar nicht aktiv ist. Sowas geht natürlich nicht ohne Spuren an der Seele vorüber. Umso erstaunter ist Liam, als die fesche Prinzessin Celeste am Hof erscheint und ihn tatsächlich ernst nimmt, statt ihn von vornherein zu verurteilen.

"Da ist Dunkelheit in deiner Seele, aber sie gehört nicht zu dir" (Zitat S. 296)

Natürlich lassen es sich die Brüder nicht nehmen eine Wette abzuschließen, wer Celeste wohl als erstes Rumkriegen könnte. Doch durch Celestes Art entwickelt sich der Balztanz der beiden ganz anders, als zunächst erwartet.

"Ich fürchte mich vor Euch, weil Ihr etwas in mir auslöst, das ich mir selbst nicht gestatte" (Zitat S. 121)

Natürlich ist dies nur eines von vielen Themen des Romans, sonst wäre das Buch ja langweilig. Auch Celeste hat ein Geheimnis, welches sie an den Königshof von Pardum führt. Freuen darf man sich also zusätzlich auf Magie, Götter, Monster, Schatten, Legenden, Kämpfe - und natürlich auf das ein oder andere erotische Abenteuer.

Ein spannendes, düsteres Märchen voller Magie, Erotik und heißer Schokolade.

Bewertung vom 25.01.2020
Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod
Barry, Jessica

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod


sehr gut

Unterhaltsam, wenn auch mit ein paar logischen Stolpersteinen
In diesem Psychothriller wird der Leser so abrupt in die Handlung geworfen wie die Protagonistin in ihr Schicksal. Ally überlebt den Flugzeugabsturz einer kleinen Privatmaschine in den Rocky Mountains - und ist fortan auf der Flucht vor den Leuten, die kommen werden, um sie zu jagen. Warum? Das fragt man als Leser sich ebenso wie ihre Mutter Maggie, was in der Vergangenheit mit ihrer Tochter geschah, zu der sie seit längerem keinen Kontakt mehr hatte. Und so versucht man durch ein Potpourri aus Informationsbrocken und Rückblenden zu rekonstruieren, wie Ally in ihre jetzige Situation gelangte, während man sie parallel auf ihrer Flucht durch die Wildnis begleitet.
Der Roman ist im Wechsel aus Allys und Maggies Sicht geschrieben. Durch die jeweils recht kurz gehaltenen Kapitel erfährt die Story eine angenehme Abwechslung, statt sich zu lang in einen Handlungsstrang zu verbeißen. Der Stil ist wirklich sehr unterhaltsam, es geht flott voran, und macht dadurch einige logische Patzer im Verlauf wieder wett. Zum Ende hin werden beide Handlungsstränge zusammengeführt, und auch wenn der Showdown ein wenig vorhersehbar wirkte, gab es dennoch kurz zuvor eine überraschende Wendung, welche mir sehr gefiel.
Alles in allem ein Psychothriller, welcher durch seine unterhaltsame Gestaltung über ein paar unlogische Details hinwegsehen lässt.

Bewertung vom 25.01.2020
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Die wahren Monster gehen auf zwei Beinen
Ein junges Mädchen überlebt ihre Hochzeitsnacht nicht - und der Bräutigam ist seitdem unauffindbar. Die Mutter der Toten glaubt nicht an die Version eines Wolfsangriffs und bittet Häscher Cardell um Hilfe, den Tod aufzuklären. Dieser freut sich auf die Ablenkung, ist er doch seit Cecil Winges Ableben in ein tiefes, seelisches Loch gefallen...
Dieser Roman, die Fortsetzung von "1793", bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Schicksale der damaligen Zeit. Gleich zu Beginn darf der Leser eine schwedische Kolonie in der Karibik kennenlernen mitsamt der dortigen Zustände und Gräuel, bevor es zurück nach Schweden geht und man auf altvertraute Personen wie Jean Michel Cardell und Anna Stina Knapp trifft, die im ersten Band dem Spinnhaus entkam. Cecil Winge erlag zwar im Winter seiner Erkrankung, war jedoch nicht das einzige Kind seines Vaters. So fügen sich diesmal viele parallele Handlungen zu einem Ganzen zusammen, der Roman erscheint noch deutlich in sich stimmiger als sein Vorgänger, da man sich nie so wirklich aus der Erzählung herausgerissen und woanders wieder abgesetzt fühlt.
1974 ist kein Krimi, sondern vielmehr ein authentisch wirkender Historienroman, in welchem neben den damaligen politischen Ereignissen mehrere Gräueltaten behandelt werden. Vor diesem Hintergrund ist das Verbrechen, welchem Cardell nachzugehen versucht, hervorragend ausgearbeitet und stellenweise regelrecht schockierend. Zwar ahnt man recht früh, was wirklich geschah, die Einzelschicksale der Hauptcharaktere sind jedoch so interessant gestaltet, dass man das Buch dennoch kaum aus der Hand legen mag. Von der Schwemme an Fäkalien, mit welcher "1793" aufwartete, bleibt man diesmal etwas verschont, nur um mit Monstern konfrontiert zu werden, welche auf zwei Beinen unterwegs sind.
Ein hervorragender Historienroman mit teils düsteren Charakteren, der hoffentlich mit "1795" seine Fortsetzung findet.

Bewertung vom 19.01.2020
Königsblut / Das Erbe der Macht Bd.22 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Königsblut / Das Erbe der Macht Bd.22 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Weg der Kriegerin

Der Versuch, der Anführer der Neuen Ordnung zu besiegen, geht in mehreren Richtungen vorwärts. Chloes Freunde versuchen, sie aus den Fängen des Feindes zu befreien und den Bann zu brechen, welcher auf ihr liegt. Dazu versuchen sie sich an einem gefährlichen Ritual, doch die Zeit drängt und die Chancen stehen schlecht. Währenddessen schlägt Tomoe den Weg der Kriegerin ein und geht dem Hinweis nach, das erste Orakel von Camelot könnte eine Waffe im Kampf gegen das Böse liefern. Doch auch hier läuft nicht alles glatt und es darf mit diversen Überraschungen gerechnet werden.
Eine spannende und abenteuerliche Folge, in der auch einige frühere Charaktere überraschend wieder auftauchen. Es gibt wieder diverse "Oha"-, "Ahja"- und "Oh nein"-Momente, Kampfszenen, Rätsel und Twists und immer wieder die Erinnerung, dass es allmählich knapp werden könnte, den Feind zu besiegen. Mir hat hier vor allem die Handlung rund im Tomoe gefallen, welche lange aussen vor blieb in der Serie und die nun gewissermaßen ihr Comeback feiern durfte. Und wer auf einen Cliffhanger hofft wird auch hier nicht enttäuscht werden.

Bewertung vom 19.01.2020
A Good Girl's Guide to Murder / Good Girl Bd.1
Jackson, Holly

A Good Girl's Guide to Murder / Good Girl Bd.1


ausgezeichnet

Absolutes Lese-Highlight
Vor fünf Jahren verschwand die 17jährige Andie Bell spurlos. Zwar wurde ihre Leiche nie gefunden, der Täter jedoch schnell ermittelt: Ihr damaliger Freund Sal Singh. Leider konnte er nichts zu seiner Verteidigung sagen, da er wenige Tage später tot im Wald aufgefunden wurde, gestorben an einer Überdosis Tabletten. Seitdem ist das Leben seiner Familie ein einziger Spießrutenlauf in der Kleinstadt. Pippa hatte damals Sal kennengelernt und ist sich sicher, dass er zu Unrecht verurteilt, vielleicht sogar selbst zum Opfer wurde. Im Rahmen eines Schulprojekts macht sie es sich zur Aufgabe, die Wahrheit herauszufinden - und tritt dabei einigen Leuten unangenehm auf die Füße...
Mir gefiel die 17jährige Pippa gleich von Anfang an. Intelligent, aufgeschlossen und ein wenig nerdig hat sie das Herz am rechten Fleck. Da wunderte es mich nicht, dass sie der Theorie keinen Glauben schenkte, Sal sei ein Mörder gewesen, weil er einfach vom Wesen her nicht der Typ Mensch war. Da sie keine Polizistin ist muss sie von Anfang an unkonventionell vorgehen und die Leute dazu bringen, mit ihr zu reden. Ihr zu erzählen, was Andie für ein Mensch war und was in der Zeit vor ihrem Verschwinden alles wirklich geschah. Dabei geht sie intuitiv vor, manchmal vielleicht nicht ganz legal, aber auf alle Fälle recht trickreich. Schnell bekommt sie von jemandem Unterstützung, den ich jetzt hier natürlich nicht verrate, aber sie ist eben nicht die einzige Person, die an Sals Unschuld glaubt. Als sie die ersten Drohbriefe erhält, versteht sie es als Bestätigung, dass sie auf der richtigen Spur ist, lässt sich jedoch zunächst nicht einschüchtern. Bis es irgendwann gefährlich wird.
Das Buch ist auf jeden Fall sowohl spannend wie auch unterhaltsam. Auch wenn ich manchmal nicht sicher war, ob es nun Mut oder jugendlicher Leichtsinn war, der sie in einige Situationen trieb, kam sie gut voran und sammelte nach und nach Puzzleteile, welche es in die richtige Reihenfolge zu legen galt. Ihre Schlussfolgerungen waren nachvollziehbar, sie ist kein Superbrain sondern wirkte die ganze Zeit überaus authentisch. Und der Fall selbst ist so konstruiert, dass die Spannung tatsächlich bis zum Schluss anhielt.
Wirklich ein absolut fesselnder Roman mit einer sympathischen jungen Ermittlerin, jeder Menge Spannung und Wendungen und überaus unterhaltsam konstruiert. Definitiv ein empfehlenswertes Lese-Highlight!

Bewertung vom 12.01.2020
Die Blume der Finsternis / Shadowscent Bd.1
Freestone, P. M.

Die Blume der Finsternis / Shadowscent Bd.1


sehr gut

Fantastische Suche nach einem Heilmittel ohne allzu große Überraschungen
In einer Welt, in der die moderne Medizin versucht, die uralte, auf Düften und Essenzen basierende Heilkunst zu verdrängen, geschieht ein Giftanschlag auf den Kronprinzen des Kaiserreichs Aramtesch. Rakel, zur falschen Zeit am falschen Ort, wird als mutmaßliche Täterin verhaftet, schafft es jedoch, zu fliehen und begibt sich mit Ash, dem persönlichen Leibwächter des Prinzen, auf eine gefährliche Reise, um das passende Gegengift zu finden. Doch dazu müssen sie vorerst das Rätsel lösen, womit der Prinz überhaupt vergiftet wurde.
In diesem Abenteuer kommen zwei Personen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und aus jeweils anderen Gründen das Leben des Prinzen retten wollen. Rakel gehört zu den Menschen, denen das besondere Talent innewohnt, Substanzen und Essenzen an ihren Gerüchen zu erkennen sowie deren Eigenschaften als Heilmittel oder Gifte anwenden zu können. Ihr Ziel ist es, durch das Retten des Prinzen ihre Unschuld an dessen Mordanschlag zu beweisen. Ash hingegen ist durch einen Eid daran gebunden, das Leben des Prinzen zu schützen und trägt andere Geheimnisse mit sich herum, welche im Laufe des Romans offenbart werden. Beide müssen sich zu Beginn zusammenraufen, da sie einander vorerst nicht vertrauen.
Die Welt selbst besteht aus dem Glauben an die heilende Kraft von Essenzen und Substanzen, welche teilweise mit alten Gottheiten in Verbindung gebracht werden. Dem gegenüber ist eine moderne Medizin auf dem Vormarsch, welche den Kranken nicht nur die Qualen, sondern vor allem auch das Geld aus der Tasche zieht.
Geschrieben ist das Buch abwechelnd aus Rakels und Ashs Sicht. Ihr Abenteuer gestaltet sich als eine fantasytypische Suche nach Reagenzien und deren korrekter Verwendung sowie dem langsamen Aufbau gegenseitigen Vertrauens. Die Abenteuer sind spannend und interessant, kamen mir stellenweise jedoch etwas kontruiert vor und von den unterschiedlichen Landschaften, welche sie passieren, erfährt man stets nur wenig. Passend zum Thema gefiel mir, wie die Autorin viel Wert auf geruchliche Bescheibungen legt. So erfährt man nicht nur, wie etwas aussieht, sondern erhält vor allem durch Rakels feinen Geruchssinn sehr viele geruchliche Eindrücke. Neben Abenteuern, alten Mythen und Legenden kommen natürlich auch Intrigen zum Zuge, wenn allerdings nur in abgeschwächter Form, um einen Cliffhanger für den Folgeband zu bilden.
Alles in allem bietet der Roman schöne, fantastische Unterhaltung nach altbekanntem Muster mit sympathischen Charakteren, wenn auch ohne allzu große Überraschungen.

Bewertung vom 12.01.2020
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Zeitreise und Krimi in einem
Im Herbst 1793 fischt Stadtknecht Jean Michael Cardell einen Leichnam aus den städtischen Gewässern Stockholms: Einen männlichen Torso, dessen sämtliche Gliedmaßen fachgerecht abgetrennt wurden. Kriegsveteran Cardell trifft kurz darauf auf Cecil Winge, einen Juristen, dessen brilliante Intelligenz durch die besondere Grausamkeit der Verstümmelungen angefacht wird und der den Fall für die Stockholmer Polizei aufklären will. Fortan arbeiten die beiden als Team, um das Rätsel des mysteriösen Leichenfunds zu lösen.
Gewisse Parallelen zu Sherlock Holmes und Dr. Watson sind nicht von der Hand zu weisen: Auch hier ist der Ermittler ein höchst brillianter Kopf, dessen Körper statt einer Opiumsucht mit Tuberkulose zu kämpfen hat. Zu seiner Seite ein Kriegsveretan, der statt eines lahmen Beins einen Arm verlor.

"Der morgendliche Regen hat die Straßen in Schlammpisten verwandelt. Lumpengesindel, Armenhäusler und lebende Gerippe drücken sich an den Häuserecken herum und suchen vor der bevorstehenden Ernte des Sensenmanns Deckung." (Zitat S. 119)

Das Buch ist genaugenommen eine Zeitreise ins frühere Stockholm, in der ein Kriminalfall mit eingebaut wurde. Entsprechend der damaligen Zeit gehen die Ermittlungen von Winge und Cardell nur langsam voran, müssen sie doch alles zu Fuß ablaufen. Und kaum einer der Bewohner ist wirklich auskunftsfreudig, manch einer sogar gefährlich. Zudem bleibt es nicht aus, zwischendurch die ein oder andere Wirtschaft aufzusuchen oder einer Hinrichtung beizuwohnen, weil sie grad auf dem Weg liegt. Alles ist beeindruckend realistisch geschildert und führt dazu, die damalige Zeit leserisch miterleben zu können mitsamt ihrem Dreck, der Armut und den vielen Fäkalien in der Stadt. Weiterhin wird der Roman durch Intrigen, Vetternwirtschaft und politische Unruhen interessant erweitert, welche über die Grenzen Schwedens hinaus reichen.
Zwischendurch wird die Spannung des Kriminalfalles etwas gemildert durch die Einschübe zweier Schicksale, welche mehr oder weniger mit dem Ermordeten in Zusammenhang stehen. Die beiden Abschnitte sind durchaus interessant und abwechslungsreich, geben Einblick in weitere Bereiche der damaligen Zeit, verwirrten mich jedoch stellenweise, da sie für die Ermittlungen eher minderrelevant waren. Zum Schluss werden diese Einschübe jedoch mit eingebunden, so dass der Roman zu einem runden Abschluss findet.
Das Buch ist definitiv eine gelungene und realistisch wirkende Zeitreise ins damalige Stockholm. Ein Roman, für den man sich die Zeit nehmen sollte, in die damalige zeit einzutauchen. Wer nur die schnelle Klärung eines Kriminalfalles erwartet, wird hier vielleicht enttäuscht werden. Wer sich jedoch darauf einlässt, Stockholm im Jahr 1793 zu erleben, wird mit erstaunlich vielfältigen und realistischen Eindrücken belohnt.

Bewertung vom 08.01.2020
Jenseits der Goldenen Brücke / Cassardim Bd.1
Dippel, Julia

Jenseits der Goldenen Brücke / Cassardim Bd.1


sehr gut

Wunderschöne Idee mit zuviel Bad Boy- und Rollenklischees
Amaia und ihre fünf Geschwister sind anders: Sie altern deutlich langsamer und auch sonst spürt Amaia Kräfte in sich, die das Chaos anzulocken scheinen. Als ihre Familie angegriffen wird, führt ein geheimnisvoller Fremder sie nach Cassardim, das Reich, in welches auch die Geister der Toten geleitet werden. Und Amaia sowie ihre Geschwister eine bedeutsame Rolle spielen.
Ich bin ein wenig zwiegespalten. Zum Einen gefällt mir die Idee ganz gut und zur Mitte hin gab es auch eine überraschende Wende, wodurch die Erzählung an Spannung gewann. In meinen Augen haperte es jedoch an mehreren Details, die meine Begeisterung wieder minderten. Da ist zum Beispiel das Alter der Protagonistin, welches statt 16 Jahren irgendwo bei 140-150 Jahren liegen muss nach deren Alterungsregeln, und dennoch zeigt sie Verhaltensmuster eines normalen Teenagers. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, als der Bad Boy des Romans sie wiederholt völlig asozial behandelt, ihre Hormone aber trotzdem Samba tanzen und sie ihm regelrecht hinterherschmachtet. Neben diesem absurden Bad Boy Klischee nahm sie sich zwar öfter vor, Stärke zu zeigen, aber viel passierte da leider nicht. Weder reizte sie ihr bisheriges Kampftraining noch ihre tänzerischen Talente aus. Da hätt ich mir von der Autorin mehr Initiative von Amaia erhofft, statt sie in das typisch passive Rollenklischee eines Mädchens zu stecken.
Zudem blieb der Roman ziemlich oberflächlich. Über ihre Geschwister erfährt man kaum etwas, obwohl diese doch wie Pech und Schwefel zusammenhalten wollten. Bis auf einen Bruder blieben diese sehr blass und unscheinbar. Und Cassardim selbst wurde auch nur wie Eindrücke auf der Durchreise beschrieben, statt dass die Geschwister ihre Retter oder spätere Personen mal mit Fragen gelöchert hätten. Wo blieb da die Neugier über das fremde Reich mit seinen Gefahren und Kreaturen? Ansätze gab es genug wie schwebende Berge oder einen wandernden Wald.
Solcherlei Kritikpunkte fand ich doch ziemlich schade, zumal der Schreibstil ansonsten sehr angenehm zu lesen ist. Gefallen hat mir zum Beispiel auch das surreale Eintauchen ins Chaos, welches eine gelungene Abwechslung darstellte.
Mein Fazit: Eine spannende Idee mit Wendungen und Intrigen, welche inhaltlich zuwenig ausgereizt wurde. Die faszinierende Welt wurde nur oberflächlich angekratzt und statt die Protagonistin Stärke zeigen zu lassen, machte diese sich lieber Gedanken um ihre Kleiderwahl und verfiel ganz Mädchen dem gängigen Bad Boy Klischee. Mehr magische Welt und eine willensstarke Protagonistin statt hormonelle Gefühlsduselei und Passivität hätten den Roman deutlich interessanter gemacht.