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Kleeblatt
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Berlin
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Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2013
Ein Fest im Sommer
Bauermeister, Erica

Ein Fest im Sommer


sehr gut

Kate ... endlich hat sie alles hinter sich gelassen. Sie hat den Krebs besiegt, die Chemo überlebt. Ein Grund zum Feiern denkt sie sich und lädt ihre 6 Freundinnen zu einer "Siegesfeier" ein. Es ist ein Grund der Freude und alle kommen, um mit Kate zu feiern.
Kates Tochter Robin hängt an den Kühlschrank eine Broschüre, die Raftingfahrten durch den Grand Canyon vermittelt. Kate würde mit ihrer Mutter im kommenden Jahr gern diese Tour mitmachen. Kate, alles andere als begeistert, befragt ihre Freundinnen zu dem Vorschlag.
Alle sind begeistert und reden ihr zu, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Marion macht den Vorschlag, dass, wenn Kate im nächsten Jahr die Tour macht, sich Jede verpflichtet, auch irgendetwas zu tun, wovor sie Angst haben oder schon immer mal machen wollten, sich nur nie getraut haben. Den Vorschlag nehmen alle begeistert auf und Kate bedingt sich aus, dass sie festlegen darf, was genau das sein sollte...

Die 6 Freundinnen von Kate lassen sich auf das Wagnis ein, etwas tun zu müssen, was ihnen von Kate vorgeschlagen wurde. Der ein oder anderen ist nicht ganz wohl bei den Aufgaben, weil sie zum Teil bis an ihre Grenzen gehen müssen.
Manch eine Entscheidung ist, wenn man sie als Außenstehender liest, recht simpel. So soll beispielsweise Caroline sich von Jacks Büchern trennen. Jack, ihr geschiedener Mann, ist ausgezogen, hat aber aus Platzgründen seine Bücher dort gelassen. Auch wenn die Aufgabe leicht erscheint, ist sie das für Caroline jedoch nicht.
Eine Freundin soll lernen, Brot zu backen, eine andere eine Reise machen und eine weitere ihren Garten herrichten.

Eigentlich alles Sachen, die sich banal anhören, die aber von Kate wohlüberlegt sind und Sinn machen. Jede von ihnen muss über ihren eigenen Schatten springen und sich bewähren.
Die einzelnen Geschichten der 7 Frauen erzählen nicht nur von der Bewältigung der Aufgaben, sondern im Ganzen auch ihre eigene Geschichte. Dem Leser wird klar gemacht, warum genau diese Aufgaben von Kate ausgewählt wurden.
Auch werden die Anfänge ihrer Freundschaft untereinander erzählt, das sich letztendlich als Netzwerk von Freunden entpuppt. Sie sind teils Geschwister, Freundinnen von Kindheit an oder durch Nachbarschaft zu Freunden geworden.

Als Sara mit ihren Zwillingen an ihre natürlichen Belastungsgrenze gelangte, gründeten die Frauen einen Babybetreungskreis, der sich auflöste, als Kate an Krebs erkrankte. Um sie mit sich selbst und ihren Problemen nicht allein zu lassen, wurde dieser nunmehr zu einem Kreis, der sich um Kate bildete. Sie unterstützten sie bei allem, was möglich war. Achtzehn Monate standen sie ihr bei und bildeten einen Schutzwall um sie.
Das ist Freundschaft in Reinkultur.

Als Leser ist man zum Schluss natürlich auch noch mit Kate und Robin unterwegs bei ihrer Raftingtour.

Auch wenn das Thema der Aufgabenverteilung nicht neu ist, ist es hier gut umgesetzt. Es erinnerte mich vom Thema her an das Buch "In Liebe, Rachel" von Lisa Higgins, das mir sehr gut gefallen hatte. Den Unterschied macht, dass in dem genannten Buch Rachel schon tot war, als sie ihren Freundinnen die Aufgaben hinterließ.
In diesem Buch von Erica Bauermeister kann Kate sehen, wie ihre Aufgaben erfüllt werden und daran teilhaben.

Es ist ein wunderbares Buch zum Thema Freundschaft, Vertrauen, Zusammengehörigkeitsgefühl und Verantwortung.
Mir hat es gefallen und ich empfehle es gern weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2013
Der Windel-Samurai
Steffen, Susanne

Der Windel-Samurai


ausgezeichnet

Susanne Steffen hat es nach Japan verschlagen. Sie hat dort ihre Liebe gefunden und einen Japaner geheiratet, Kulturschock lässt grüßen, vor allem ihre Eltern.
Sie hat sich dort mit einem kleinen Medienservice selbständig gemacht und ihr Mann Ryunosuke arbeitet in einer öffentlichen Behörde.
Als sich Nachwuchs ankündigt, verkündet ihr Mann lautstark, er nimmt Erziehungsurlaub, denn schließlich hat das Wohlfahrtsministerium diese Förderung ins Leben gerufen und er ist der Meinung, dass sie als staatliche Einrichtung das mit umsetzen sollten. Gesagt, getan. Als er seinem Chef Satoh erzählte, dass er Erziehungsurlaub nehmen will, war der ganz begeistert von der Idee. Ryunosuke sollte sich doch eine Woche Urlaub nach der Geburt freinehmen und nicht gleich erwarten, dass die Frau einen Tag nach der Geburt schon das gewohnte Abendmenü auftischen würde.
Als Ryunosuke Satohs Vorschlag ablehnte und einen Erziehungsurlaub über 2 Jahre beantragte, saß dieser da und schnappte wie ein Fisch nach Luft.
Bis jetzt gibt es diese Förderung wohl, aber wer ist so vermessen, diese in Anspruch zu nehmen? 2 Jahre!!! Ryunosuke setzt sich durch, zumindest bei seinem Chef.
Was ihm etwas schwerer fallen wird, ist das Vertrauen der anderen Mütter zu erringen, denn welcher Mann ist denn schon für ein Baby zuständig oder arbeitet als Hausmann?

Der arbeitende männliche Durchschnittsjapaner hat eine Arbeitszeit jenseits von Gut und Böse. Die Kinder sehen die Väter oftmals nur am Wochenende, eine rechte Beziehung kann sich dort nicht aufbauen. Die Frau ist der Hauptansprechpartner für die Kinder.

Susanne und ihr Mann Ryunosuke halten es anders, hier arbeitet die Frau weiter und der Mann geht in Erziehungsurlaub. Und nicht nur sein Chef hat mit dieser Vereinbarung so seine Probleme. Auch die anderen Mütter, die er regelmäßig bei den Vorsorgeuntersuchungen kennenlernt, machen es ihm nicht leicht, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Auch wenn Ryunosuke es nicht zugibt, es trifft ihn, dass sie lieber Telefonnummern mit Susanne austauschen als mit ihm.

Dieses Buch ist eine humorvolle Lektüre über die Zeit des Erziehungsurlaubes von Ryunosuke. Seine Bemühungen, in der Welt der Mütter zu "überleben", sind wahrhaft heldenhaft. Es stört ihn nicht, dass er auf Vorurteile trifft, er liebt seine Kinder und will ihnen das beste in der Zeit antun, was irgendwie geht.

So ganz nebenbei erfährt man als Leser ein wenig über das Leben und die Gebräuche in Japan. Dass eine Taufe in Japan in keinster Weise mit einer hiesigen vergleichbar ist, sondern dass dort nur ein wenig herumgewedelt wird, mussten auch Susannes Eltern schmerzlich erleben.
Interessant fand ich auch den Kult mit den Toten. Im Haus einen Schrein und die Toten werden mit der Post in einer Urne einfach so verschickt, illegal natürlich.
Aber auch die Suche nach einem Kindergartenplatz scheint in Japan nicht ganz einfach zu sein, zumal man da auch schon mal als Elternteil an einer Aufnahmeprüfung teilnehmen darf, je nachdem, wo man sein Kind unterbringen möchte.

Ach ja, wusstet ihr eigentlich schon, dass in Japan schlafen am Arbeitsplatz nicht verpönt ist? Wer am Arbeitsplatz einschläft, zeigt, dass er überarbeitet ist. Der Körper gönnt sich eben mal eine Zwangspause. (Ich werde das meinem Chef mal offenbaren.)

Ein wunderbar humorvolles Buch, in dem es auch Missgeschicke zu berichten gibt, sehr zur Freude des Lesers. Ich denke da ans Babyschwimmen oder an die Spielerchen mit der Bento-Lunchbox.
Aber einen kurzen Blick gibt es auch auf das starke Erdbeben, das den Reaktorunfall in Fukoshima verursachte. Susanne lebt in Japan mit ihrer Familie und erlebt dann auch solche Ereignisse aus nächster Nähe.

Ein absolut erfrischender Roman, den man nicht mehr aus der Hand legt. Ich zumindest habe ihn hintereinander durchgelesen und mehr wie einmal blöde gegrinst.
Das Buch ist nicht nur eine tolle Sommerlektüre, es ist für zwischendurch eine absolute Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2013
Die Schwere des Lichts
Henry, Patti Callahan

Die Schwere des Lichts


ausgezeichnet

Ellie Calvin trifft nach vielen Jahren ihre Jugendliebe wieder. Diese Liebe hat sie nie verwunden, seit sie ihrer dominanten Lillian gefolgt ist, die der Liebe keine Zukunft bescheinigt hatte. Ihre Mutter hatte solange auf sie eingewirkt, bis sie ihr glaubte und später einen anderen heiratete und Hutch, ihre Liebe, aus den Augen verlor.
Als Ellies Mutter plötzlich stirbt, meldet sich Hutch bei ihr. Er war gerade dabei, eine Ausstellung über Frauen der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre zu schreiben, zu denen auch Lillian gehörte. Er konnte das Interview mit ihr nicht mehr vollenden und bittet nun Ellie um Hilfe.
Nur ihr und ihrem Vater ist nicht bewusst, dass ihre Mutter in einer Bewegung gewesen sein sollte.
Beim Aufräumen der Sachen ihrer Mutter fällt Ellie das Tagebuch ihrer Mutter in die Hände, das diese über Jahre geführt hat. Jedes Jahr am 31.12. ließ sie das Jahr Revue passieren und formulierte ihre Wünsche für das nächste Jahr. Dort fand sich jedoch immer nur ein Wunsch: "Dies ist das Jahr, in dem Er wissen wird, dass Er mich liebt"...

Ellie lernt beim Lesen des Tagebuchs eine völlig andere Frau kennen, als die, die sie als ihre Mutter kennengelernt hat. Sie muss feststellen, dass ihre Mutter einer verlorenen Liebe hinterhertrauerte, die sie ihr Leben lang nicht verwunden hat. Selbst im Alter hoffte sie noch immer auf ein Wunder. Im Tagebuch wird jedoch kein Name genannt, der Mann wird nur als Er bezeichnet.
Da Ellie gerade Eheprobleme hat, zieht sie kurzentschlossen zu der Freundin ihrer Mutter, auch, um von ihr zu erfahren, wer sich hinter dem geheimnisvollen Er verbirgt.

Gemeinsam mit Hutch macht sich Ellie auf die Suche nach der wahren Lillian, nach der Lillian von 1962, nach der Frau, die sie nie gekannt hat. Auch nach einer Lillian, die in einer Bürgerrechtsbewegung war. Sie versuchen zu erkennen, was genau im Jahr 1962 geschehen ist, das Lillian so verändert hat, dass sie später scheinbar zu keiner Liebe mehr fähig war.

Der Roman birgt eine sehr einfühlsame Geschichte in sich. Er vermittelt dem Leser Liebe, Hoffnungslosigkeit und gleichzeitig Hoffnung und die Aufarbeitung der Vergangenheit.
Ellie, die Protagonistin des Buches macht sich auf die Suche nach dem wahren Ich ihrer Mutter, die ihr gegenüber immer ernst und streng gewesen ist. Sie bestimmte, wo es langging und auch, mit wem sie eine Beziehung haben durfte.
Für mich war unverständlich, wie man seinem Kind das Glück verwehren kann, obwohl man genau weiß, wie schwer einem das Herz ist, wenn man in einer lieblosen Beziehung lebt.

Ellie ist die Sympathieträgerin des Buches. Man ist nah dabei, wenn sie sich in die Recherchen stürzt, aber auch, wenn sie die Gefühle übermannen, wenn sie ihrer Jugendliebe Hutch zu nahe kommt.
Während sie erkennt, wer und wie ihre Mutter war, analysiert sie auch ihr eigenes Leben und ihre Ehe.

Die Autorin verfügt über eine sehr ausdrucksstarke Schreibweise, die dem Leser auch das Naturereignis des Jubilee bildhaft und sehr gut vorstellbar aufzeigt. Ich hatte förmlich das Gefühl, ich würde es mit eigenen Augen erleben.
Als Leser hatte ich nicht das Gefühl, ich würde die Geschichte als Außenstehender erleben, sondern ich fasste Zutrauen zu den Protagonisten und fühlte mich unter ihnen wohl.

Ein sehr schönes Buch der etwas leiseren Töne und der Erkenntnis, was wirklich zählt im Leben.
Mir hat es sehr gut gefallen und ich empfehle es sehr gern weiter.

Bewertung vom 30.07.2013
Schöne Ruinen
Walter, Jess

Schöne Ruinen


sehr gut

Paquale ist ein Träumer. Er hat das Hotel seines Vaters geerbt, in dem er mit seiner kranken Mutter und seiner Tante lebt. Das Hotel ist genau wie das Dorf, in dem er lebt, klein und wie von der Außenwelt abgeschnitten und zwischen Felsen eingekeilt. Es ist nur vom Meer aus zu erreichen.
Pasquale träumt trotzdem von dem großen Ansturm amerikanischer Gäste.
Als dann tatsächlich eines Tages die amerikanische Schauspielerin Dee Moray vor seiner Tür steht, kann er sein Glück nicht fassen. Aber sie scheint schwer krank zu sein. Er verliebt sich in sie ...
Nach 50 Jahren macht er sich auf den Weg nach Amerika, um Dee Moray zu finden, seine Liebe, die er auch nach so vielen Jahren nie vergessen hat ...

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen, beginnend im Jahr 1962 in Italien in einem kleinen Ort namens Porto Vergogna.
Dee Moray, eine kranke amerikanische Schauspielerin kommt irrtümlich auf die kleine Insel. Pasquale fährt für sie nach Rom, um für sie einiges auf den rechten Weg zu bringen. Er kommt mit Richard Burton zurück, kurz darauf verschwindet Dee Moray aus seinem Leben.

Im Wechsel der Erlebnisse aus dem Jahr 1962 spielt die Handlung in der heutigen Zeit.
Pasquale, inzwischen ein alter Mann, hat sich auf den Weg nach Amerika gemacht, um Dee Moray zu suchen. In der Hand hat er nur eine alte Visitenkarte vom Filmproduzenten Michael Deane, die er ihm vor vielen Jahren in die Hand gedrückt hatte. Gemeinsam mit ihm, seiner Assistentin Claire und einem jungen Möchtegerndrehbuchautoren machen sie sich auf den Weg zu Dee Moray, jeder mit einer anderen Motivation im Kopf.

Die Geschichte ist faszinierend aufgebaut. Aus dem tatsächlich 1962 gedrehten Film "Cleopatra" mit Elizabeth Taylor und Richard Burton als Ausgangspunkt werden im Wechsel die fehlenden Jahre zwischen 1962 und dem Heute erzählt. Der Werdegang der amerikanischen Schauspielerin Dee Moray mit allen Höhen und Tiefen ist dabei der rote Faden.

Der Leser erhält einen recht interessanten Einblick in die Welt des Films und vor allem der Filmemacher. Da wird teils über Leichen gegangen, nur um Werbung für einen Film zu machen. Die Beziehung Taylor / Burton ist legendär, zumindest meiner Generation sind die beiden ein Begriff, auch wie die Beziehung der beiden ablief. Das hat der Autor sehr gut recherchiert.
Richard Burton wird hier im Roman jedoch eine weitere Liebesgeschichte angedichtet, die durchaus so hätte ablaufen können. Er war ein Frauenheld und Trinker, das hat der Jess Walter auch sehr gut nachvollzogen.

Als Leser erhält man aber auch einen kleinen Einblick in die Musikbranche, man erlebt Versuche, ein Buch zu schreiben und ist bei einer Theateraufführung dabei, die ein Stück aus dem Leben spielen.
Der Autor hat sich mit vielen Themen beschäftigt, ist aber nur beim Thema Film etwas mehr in die Tiefe gegangen.

Ein wunderbar geschriebenes Buch mit Vergangenheitsbewältigung, Korruption, Liebe, Hoffnungen und begrabene Träume.
Ein Buch, das manches mal ein wenig schwermütig ist, aber nie langweilig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2013
Julie weiß, wo die Liebe wohnt
Legardinier, Gilles

Julie weiß, wo die Liebe wohnt


ausgezeichnet

Ricardo Patatras, was für ein Name. Als Julie diesen Namen zum ersten Mal am Briefkasten des neuen Mieters sieht, ist sie hin und weg. Sie muss wissen, wer sich hinter diesem geheimnisvollen Namen verbirgt.
Also postiert sie sich hinter ihrem Türspion, um ihn wenigstens mal zu sehen. Als das nicht zum Erfolg führt, versucht sie, sich über den Inhalt seines Briefkastens zu orientieren, was er für ein Mensch ist. Gerade eben hat sie es geschafft, ihre Hand in den Schlitz zu stecken, um ihre hineingefallene Taschenlampe wieder herauszuholen, da bekommt sie diese auch nicht mehr heraus. Und wer kommt just in dem Moment ins Haus? Natürlich ihr Objekt der Begierde und der fragt sich natürlich, was sie denn in seinem Briefkasten macht. Aber erst einmal muss er zu ihrer Rettung einschreiten, denn die Hand geht beim besten Willen nicht mehr heraus.
Was für ein Beginn für eine Freundschaft. Aber auch, wenn sie sich näher kennenlernen, irgendetwas verbirgt er vor ihr und Julie will partout wissen, was es ist ...

Es ist schon interessant zu sehen, wie eine Frau versucht, einen Mann auf sich aufmerksam zu machen. Kleine Lügen sind dabei natürlich erlaubt. Da ist es egal, ob sie beim Laufen vor Anstrengung fast umkippt, weil sie behauptet, sie läuft gern und regelmäßig oder sie zum Testkochen kiloweise Muscheln kaufen muss. Julie lässt nichts unversucht, um ihrem neuen Nachbarn näher zu kommen. Da sind so kleine Pannen wie ein kaputter Computer, den man ein klein wenig manipuliert hat, eben Nebensache.

Julie Tournelle, die Protagonistin des Buches ist 28 Jahre alt und ein klein wenig chaotisch, aber ausgesprochen liebenswert. Wegen ihres ehemaligen Freundes Didier hat sie ihr Studium geschmissen und arbeitet seitdem in einer Bank in einem Job, den sie hasst.
Julie fasst den Entschluss, ihr Leben zu ändern und das radikal, ihr Job ist das erste, den sie cancelt.

Julie ist eine Person, die man einfach mögen muss. Ich habe sie in mein Herz geschlossen. Sie ist ein wenig tollpatschig, chaotisch, aber eine Frau, die man gern als seine Freundin hätte. Sie hilft, wenn Hilfe nötig ist. Rührend kümmert sie sich um die alte Frau in ihrem Haus, die totkrank ins Krankenhaus gehen muss.
Sie hat einen großen Freundeskreis und weiß diesen auch zu schätzen. Auf ihrer neuen Arbeitsstätte macht sie sich nach Anfangsschwierigkeiten ebenfalls Freunde und ist für alles offen. Sie ist ein Mensch, der mit sich eigentlich im reinen ist, wenn sie nicht selbst manches mal an sich zweifeln würde.
Als sie sich in ihren neuen Nachbarn verliebt, ist sie sogar bereit, ein großes Wagnis einzugehen, nur um ihm vor größerem Schaden zu bewahren.
Eine Frau mit einem ganz großen Herzen.

Dem Autor ist es hervorragend gelungen, Julie inklusive ihrem Umfeld präzise zu zeichnen. Als Leser fühlt man sich inmitten all der Menschen wohl, die Julie umgeben. Ihre kleinen Missgeschicke sind so voller Humor geschrieben, dass man mit einem lachenden und einem weinenden Auge diese mitverfolgt.
Auch der französische Flair ist beim Lesen fast greifbar. Julie lebt in der Gegend, in der sie groß geworden ist und wo noch Jeder Jeden kennt.

Dieser Roman ist für mich ein Erlebnis, er drückt so viel Lebensfreude, Humor und Kameradschaft aus, dass er zu einem echten Lesehighlight wird.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, denn es berührt den Menschen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2013
Die verbotene Geschichte
Dutton, Annette

Die verbotene Geschichte


sehr gut

Seit die Ärztin Katja vor 3 Jahren ihren Mann verloren hat, findet sie nicht mehr so richtig zurück ins Leben. Sie sondert sich von ihrer Familie und ihren Freunden ab.
Als aus Papua-Neuguinea eine Einladung zu einer Grabstättenumsetzung einer ihrer Urahninnen kommt, packt sie die Gelegenheit beim Schopf und entflieht der vertrauten Umgebung und fliegt dorthin.
Gleichzeitig hat sie sich vorgenommen, von ihrem Mann im Geist Abschied zu nehmen. Er kam bei einem Hubschrauberabsturz in Australien ums Leben, und sie will den Ort sehen, wo er starb.
Diese Reise wird für Katja alles ändern...

Als Katja die Reise angetreten hat, hätte sie nie geahnt, dass es eine Reise mit vielen Unbekannten geben wird.
Nicht jeder auf Papua-Neuguinea ist glücklich darüber, dass Katja vor Ort ist. Man begegnet ihr misstrauisch und bedroht sie auch. Es dauert lange, bis sie dahinter kommt, dass es nicht nur mit der Mine ihres Großvaters in New Ireland zu tun hat, die die Umwelt belastet und verseucht, sondern auch mit einem Familiengeheimnis.
Sie bezieht das alte Haus von ihren Ahnen und macht es wieder bewohnbar. Als ihr dort im Krankenhaus ein Job angeboten wird, zögert sie nur kurz, bevor sie ihn annimmt.
Große Unterstützung in allen Belangen erhält sie von ihrem Kollegen Dr. Lambert.

Das Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen, die sich sporadisch abwechseln. Der Teil der Geschichte, in der die Geschichte von Katjas Ur-Ahnin, Phebe Parkinson und deren Schwester Johanna erzählt wird, beginnt 1904 und geht bis in Jahr 1944. Unterbrochen wird die Erzählung mit Geschehnissen in der Gegenwart.
Es ist nicht immer leicht zu lesen, da die Zeitschienen nicht linear verlaufen, sondern teilweise hin- und herspringen. Gegen Ende häufte es sich, so dass ich öfter mal mit einem Fragezeichen im Gesicht dasaß und mir die Zusammenhänge fehlten.
Der Autorin ist es jedoch zum Schluss gelungen, alle losen Enden, die sich angesammelt hatten, zu entwirren. Die Geschichte ist letztendlich "rund" und hinterlässt beim Leser ein gutes Gefühl.

Der Roman vereint in sich viele Facetten, wie Liebe, Neid, Trauer, Geheimnisse, Krieg, Macht und Gier.
Die geschichtlichen Ereignisse wurden sehr gut von der Autorin recherchiert, so dass es dem Leser leicht gemacht wird, diese auch in diesem Teil der Welt mitzuerleben.

Annette Dutton hat mich mit auf die Insel Papua-Neuguinea entführt und mir ein Stückchen der Insel gezeigt und mir einen kleinen Teil ihrer Geschichte bildhaft vor Augen geführt.
Zur besseren Vorstellung sind vorn im Buch zwei Karten von Papua-Neuguinea enthalten, die eine ist aus der heutigen Zeit und die andere aus der Zeit, als es noch unterteilt war in Kaiser-Wilhelm-Land und er Bismarck-Archipel sowie ein Teil im britischen Besitz war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2013
Frevel im Beinhaus
Schier, Petra

Frevel im Beinhaus


ausgezeichnet

Auch im 4. Teil um die Apothekerin Adelina geht es hoch her.
Als im Hinterhof von Adelina und Neklas in der Abortgrube die Leiche einer Frau gefunden wurde, der man vorher das Kind aus dem Leib geschnitten hat, wird Neklas beschuldigt, deren Tod verursacht zu haben.

"Dank" Bruder Thomasius ist es auch Vater Emilianus zu Ohren gekommen, wessen man Neklas vor Jahren beschuldigt hatte. Dieser macht es sich zur Aufgabe, Neklas zu überführen und nimmt ihn kurzerhand in Haft.
Adelina ist untröstlich und versucht, Neklas' Unschuld zu beweisen, aber kann sie das wirklich verantworten, nachdem sie selbst in ihrem Keller Skelletteile gefunden hat?

Die Suche nach dem Schuldigen wird ihr zudem erschwert, da sie ebenfalls unter Hausarrest steht und sie das Haus nur in Begleitung verlassen darf. Ausgerechnet Tilmann Greverode, der Hauptmann der Stadtsoldaten nistet sich bei ihr ein und verfolgt sie auf Schritt und Tritt. Sie weiß, dass er sie hasst, nur nicht warum.
Georg Reese, der Gewaltrichter, für den sie in anderen Mordfällen recherchiert hatte, ist ihr in diesen schweren Tagen auch keine wirkliche Hilfe, denn er wurde von dem Fall abgezogen, da er zu Adelinas Familie einen zu engen und freundschaftlichen Kontakt pflegt.

Obwohl Adelina hochschwanger ist, gibt sie nicht auf und versucht Neklas zu helfen.

Wieder einmal mehr hat die Autorin Petra Schier mich in das mittelalterliche Köln des 14. Jh. entführt.
Viele alte Bekannte durfte ich wiedertreffen und sehen, wie sie mit der neuen Situation umgehen. Neklas wurde inhaftiert und es zeigte sich wieder, wer seine wahren Freunde sind. Diese ließen nichts unversucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Es gab einige Überraschungen, mit denen ich so nicht gerechnet hätte.

Die Autorin spricht auch einen Teil der Kölner Geschichte an, der ebenfalls zur Vergangenheit gehört, es betrifft die Belagerung Kölns durch die Römer. Die Stadt ist von unterirdischen Katakomben durchzogen, die einen nicht unwesentlichen Teil in der Geschichte ausmachen.

Wieder ist es ihr gelungen, um einen historisch verbürgten Hintergrund eine Geschichte zu schreiben, die sehr gut recherchiert wurde. Mit den nötigen schriftstellerischen Freiheiten schaffte sie es wieder, eine Episode aus der Geschichte Kölns zu erzählen, die glaubhaft ist.
Mit Geschichten von Petra Schier macht selbst Geschichte Spaß.

Obwohl es schon der 4. Teil aus der Adelina-Reihe ist, hat man kein Problem damit, wenn man die Vorbände nicht gelesen hat. Man kommt sehr gut in die Geschichte herein, die für sich allein stehen kann. Schöner ist es natürlich, wenn man mit den Protagonisten schon Bekanntschaft gemacht hat, so dass viele Zusammenhänge besser zu verstehen sind.
Ein Buch, das ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 20.07.2013
Zeit, gehört zu werden
Knox, Amanda

Zeit, gehört zu werden


ausgezeichnet

Amanda Knox ist froh, für 1 Jahr ihrem Elternhaus entkommen zu können. Sie will sich selbst finden und geht für 1 Jahr nach Perugia in Italien. Schnell findet sie die Gelegenheit, in einer WG unterzukommen, mit den anderen 3 Mädels versteht sie sich ganz gut.
Sie hatte sich schon im Vorfeld vorgenommen, ein wenig ihre Sexualität auszuleben und hat auch ein paar One-Night-Stands.
Bis sie Raffaele Sollecito kennenlernt, mit dem sie kurzzeitig enger befreundet ist.
Als sie eines morgens nach der Übernachtung bei ihm nach Hause fährt, um dort zu duschen, bemerkt sie, dass die Tür des Hauses weit offen steht. Sie macht sich weiter keine Gedanken, fährt aber später noch einmal mit Raffaele dort hin, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist.
Kurz nach ihnen trifft die Polizei ein und es wird festgestellt, dass Meredith, ihre Mitbewohnerin und Freundin, brutal ermordet wurde.
Amanda ist sofort bereit, alles zu tun, um die Polizei bei der Aufklärung des Verbrechens zu unterstützen, nicht ahnend, dass sie selbst in den engen Fokus der Ermittlungen gerät...

Fakt ist, diesen Mord an Meredith Kercher gab es wirklich, er wurde genau so bestialisch ausgeführt, wie er in dem Buch beschrieben wurde. Ebenfalls Fakt ist, dass die amerikanische Austauschschülerin Amanada Knox sowie ihr Freund Raffaele Sollecito für diesen Mord beschuldigt und verurteilt wurden.

Aus der Hilfe, die Amanda der Polizei und Staatsanwaltschaft anbietet, wird ihr ein Strick gedreht und sie steht fast von Beginn der Ermittlungen an unter Mordverdacht.

Dieses Buch ist von Amanda Knox selbst geschrieben, in dem sie verlauten lässt, wie sie die Zeit der Ermittlungen, Zeugenaussagen und Vermutungen selbst sieht.
Sie lässt nichts aus.
Amanda ist eine ganz normale Jugendliche, die behütet aufgewachsen ist. Sie will es allen zeigen und beweisen, dass sie es schafft, auch ohne elterlichen Beistand ein Jahr lang allein klar zu kommen.

Aber alles läuft aus dem Ruder, als sie in den näheren Fokus der Ermittlungsbeamten kommt.
Unwissend oder naiv, wer weiß das schon, verzichtet sie zu Beginn der Befragungen auf einen Anwalt. Sie erleidet Depressalien der Ermittlungsbeamten, die von ihr ein Geständnis erzwingen wollen. Es werden Indizien herangezogen, die eigentlich vor Gericht keinen Bestand haben sollten, da sie unzulänglich sind, wie zum Beispiel der Einsatz von kontaminiertem Beweismaterial.

Da wird ein Staatsanwalt eingesetzt, der selbst ein Verfahren zu laufen hat und sich mit diesem profilieren und rehabilitieren möchte. Eine forensische Rechtsmedizinerin, die scheinbar mit Ermittlungsmethoden nicht auf dem Laufenden zu sein scheint, aber als Koryphäe angesehen wird.
Es passt nichts zusammen, wird aber passend gemacht.
Die Medien in Italien werden aufgeheizt, so dass eine negative Stimmung gegen den "Engel mit den Eisaugen" geschürt wird.
Die Polizei steht unter Beobachtung und muss Erfolge vorweisen, egal, zu wessen Lasten. So werden Amanda und Raffaele zu Sündenböcken gemacht, um Täter vorweisen zu können.
Raffaele wird zu 25 Jahren und Amanda zu 26 Jahren Haft verurteilt. Sie gehen in Berufung und rollen den Fall neu auf.

Keiner weiß, was wirklich in der Mordnacht geschehen ist. Aber Täter zu erschaffen, nur weil sie anders reagieren, als der normale Mensch, kann nicht Aufgabe der Justiz sein.
Das Buch macht einem Angst. Die Auslegungen der Beweisstücke und die Art der Ermittlungen sind unglaublich.
Diese Art der Ermittlungen dürfte es nicht geben und auch nicht die Macht, die die Presse in dem Fall wieder eindeutig hatte.

Das Buch ist reich mit Bildern bestückt, die das Geschriebene untermalen.
Ich finde gut, dass Amanda sich auf die Art und Weise zu Wort gemeldet hat, denn wenn ich ehrlich bin, selbst bei mir ist nur das hängengeblieben, was die Medien damals verbreitet hatten und das sprach definitiv nicht für sie.

Bewertung vom 20.07.2013
Inselsommer / Büchernest Bd.2
Engelmann, Gabriella

Inselsommer / Büchernest Bd.2


ausgezeichnet

Paula ist Galeristin und hat sich verliebt, ausgerechnet in ihren Angestellten Vincent oder hat sie sich eher in dessen kleine Tochter verliebt?
Paula selbst hat keine Kinder, da ihr Mann zeugungsunfähig ist. Sie verzehrt sich nach Kindern und obwohl sie eine glückliche Ehe führt, fehlt etwas.
Da kam ihr Vincent gerade recht.
Sie weiß nicht mehr, was richtig oder falsch ist und kann sich zu einer Entscheidung zwischen Vincent und ihrem Mann nicht aufraffen.
Da nimmt sie die Einladung nach Keitum auf die Insel Sylt an. Sie hofft, dort mit Abstand zu ihren Problemen zu Hause eine Entscheidung für ihre Zukunft treffen zu können...

Ein zweites Mal führt Gabriella Engelmann den Leser auf die zauberhafte Insel Sylt. Altbekannte Protagonisten warten schon auf den Leser, um sie wieder neu zu entdecken und zu sehen, wie sie sich weiterentwickelt haben.
Die Bücherstube mit Larissa und Bea im Hintergrund gibt es immer noch und auch das angrenzende Café, so dass man sich gleich wieder mit den Protagonisten aus dem vorhergehenden Buch verbunden fühlt.
Nele, die früher das Café führte, ist inzwischen Künstlerin und stellte erst kürzlich ihre Bilder in einer Hamburger Galerie aus, bei der sie Paula als Galeristin kennenlernte. Zur Ausstellung waren natürlich ihre Freundin Larissa und deren Tante Bea mit vor Ort und zwischen den Frauen sprang sofort ein Funken Sympathie über, so dass sie Paula auf ihre Insel einluden.

Paula nimmt die Einladung sehr gern an und hofft, dort anstehende Entscheidungen treffen zu können.
Es sind aber nicht nur ihre eigenen Sorgen, die das Buch interessant machen, denn es haben so einige Sorgen und Probleme, die einer Lösung bedürfen.
Sei es die ebenfalls kinderlose und sich nach einem Kind verzehrende Larissa, die auswärtige Arbeit ihres Mannes oder auch das Problem der Bebauungsabsichten von Sylt.

Zu den bereits bekannten Protagonisten gesellen sich neue hinzu und bereichern das Buch mit ihren Eigenheiten. Patrick, Paulas Mann wartet plötzlich mit einer Ankündigung auf, mit der Paula im Leben nicht gerechnet hätte. Vincent, der hofft, dass Paula sich für ihn und seine Tochter entscheidet, selbst wenn Paula einige Jahre älter als er selbst ist.

Paula verlängert ihren geplanten Aufenthalt auf der Insel und kommt zu folgenschweren Entschlüssen. Nicht nur ihr eigenes Leben organisiert sie völlig neu, sondern sie nimmt auch Teil an den Leben der anderen. Sie hört sich nicht nur die Sorgen und Probleme anderer an, sie versucht auch, ihnen zu helfen und das sogar mit großem Erfolg.
Auch wenn mir Paula ab und an zu gut und zu erfolgreich war, habe ich sie in mein Herz geschlossen, eine Frau, die einiges erlebt hat, daran aber nicht zerbrochen ist, sondern noch immer ein Ohr für die Sorgen und Nöte anderer hat.

Was der Autorin Gabriella Engelmann wieder einmal hervorragend gelungen ist, mir die Insel Sylt nahe zu bringen. Obwohl es mich noch nie dorthin verschlagen hat, fühlte ich mich wohl auf der Insel. Sie hat eine Art, das Flair der Insel dem Leser nahezubringen, dass man förmlich das Gefühl hat, man riecht die Nordsee und badet seine Füße im Wasser. Nicht einmal fühlte ich mich dort fremd oder verloren, ich hatte das Gefühl, ich gehöre dazu.

Dass die Autorin nicht nur die Schönheit der Insel aufzeigt, sondern auch die Probleme von Sylt, was das Bebauungskonzept von Immobilienhaien angeht, lässt erkennen, dass auch sie sich Gedanken um die Insel macht. Besser kann man seine Liebe wohl nicht ausdrücken.

Auch wenn dieses Buch für sich allein stehen kann, bereue ich nicht, "Inselzauber", den Vorgänger gelesen zu haben. So habe ich mich gefreut, alte Bekannte wieder getroffen zu haben und hatte noch im Hinterkopf, was ihre Geschichte gewesen war.
Ein Buch, das wie gemacht ist für eine Lektüre am Strand und das ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 19.07.2013
Die heldenhaften Jahre der Kirschkernspuckerbande
Gricksch, Gernot

Die heldenhaften Jahre der Kirschkernspuckerbande


ausgezeichnet

Nachdem ich in dem Buch "Die heldenhafte Geschichte der Kirschkernspuckerbande" die ersten 4 Jahrzehnte des 6-er Gespanns kennenlernen durfte, geht die Geschichte in die zweite Runde. Das nächste Jahrzent ist angebrochen.

Petra ist auch nach vielen Jahren Zank und Streit noch immer mit Dille verheiratet. Inzwischen ist sie wie alle anderen auch, 40 Jahre alt. Und erneut schwanger, ungewollt. Sie will das Kind nicht, es wäre an der Zeit, an sich selbst zu denken, nachdem die anderen 3 Kinder alle aus dem Haus sind. Es kommt anders als geplant.
Sven und Jörn sind noch immer verheiratet, leben sich aber gerade auseinander, da Sven in der Theaterszene der Überflieger geworden ist und Jörn, nunmehr arbeitslos, nicht mehr mit ihm Schritt halten kann.
Piet versucht nach wie vor erfolglos, seine Liebste und Mutter seiner 6-jährigen Tochter Nele, jedes Jahr dazu zu bringen, ihn zu heiraten.
Er ist inzwischen Autor, recht erfolgreicher sogar, aber mit sich und der Welt irgendwie uneins.

Mit dieser Anfangssituation wird der Leser konfrontiert, wenn er das Buch zur Hand nimmt.
Die folgenden zehn Jahre durfte ich die Protagonisten wieder begleiten und sie mit ihren Macken und Verschrobenheiten neu kennenlernen. Sie haben sich weiterentwickelt, der eine zum Guten, der andere eher nicht.
Nur eines ist immer geblieben - ihre Freundschaft.
Es gab Momente, da haben sie sich gegenseitig weh getan, andere unabsichtlich verletzt. Auch gab es Zeiten, da haben sie jahrelang nicht miteinander gesprochen, trotzdem blieb das Zusammengehörigkeitsgefühl da. Denn wenn auch die Freundschaften nicht mehr so eng wie früher waren, so gab es doch immer einen / eine, die sich mit anderen traf. Man war immer auf dem Laufenden, was das Leben der anderen Freunde anging.

Das Leben der Protagonisten hat sich verändert. Sven fühlt sich wohl in der Welt des Theaters und merkt nicht einmal, dass er abhebt. Er hinterfragt seine Beziehung zu Jörn, hat sie noch eine Zukunft? Kann ein Kind ihre Beziehung noch kitten?
Dille ist dabei, sich ebenfalls zu verwirklichen, wobei er sich ein wenig übernimmt. Hundert Dinge, die er schon angefangen hat, aber nie wirklich zu Ende gebracht. Nun aber hat er das Richtige für sich gefunden, oder?
Piet, der den Tod seines Freundes Bernhards noch immer nicht verarbeitet hat, macht sich auf die Suche nach Bernhard. Er begibt sich in dessen Umfeld und versucht herauszufinden, wer er war.

Jeder der Protagonisten hat einen Traum, nur wie weit kommen sie damit?

Neue "Mitspieler" kommen hinzu. Anita und Adolf sind zwei Personen, die man um nichts in der Welt verpassen möchte.
Die Beschreibung des Autoren von Adolf, dem Mitbewohner der Zwillinge Lucy und Florian, war so super, dass ich gleich ein Bild vor Augen hatte. Er erinnerte mich an den Mitbewohner Spike von William (Hugh Grant) aus dem Film "Notting Hill". Und genauso kaputt wie Spike ist auch Adolf, sie könnten Zwillinge sein.

Mit diesem Buch hat der Autor seinen ersten Band um die Kirschkernspuckerbande erfolgreich fortgesetzt. Es gibt viele Momente, in den man als Leser spontan laut loslachen kann, aber auch nachdenkliche fehlen nicht.
Es ist eine Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen, aber auch eine Geschichte um wirkliche und wahre Freundschaft, die auch nach Jahren und einiger Vorkommnisse Bestand hat und in denen man sich aufeinander verlassen kann.
Ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass es noch nicht das Ende der Kirschkernspuckerbande war und hoffe stark auf einen Nachfolger in ... sagen wir mal ... 10 Jahren?