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Mikka Liest
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⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2013
Das Puppenzimmer (eBook, ePUB)
Ilisch, Maja

Das Puppenzimmer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Pro:
Es gibt viele Gründe, warum mir das Buch gefallen hat - da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht bei der unglaublichen Originalität, mit der die Geschichte aufgebaut ist...? Wenn man den Klappentext liest (und dann auch die ersten Kapitel), fallen einem direkt typische Szenarien ein, die in vielen Fantasy-Romanen vorkommen: die Puppen sind bestimmt von Geistern besessen! Vielleicht ist unter dem Haus ein Friedhof? Die Geschwister Molyneux könnten Dämonen sein, oder gefallene Engel! Oder vielleicht Vampire? Sie werden ja immer als blass beschrieben... Ich will hier natürlich das Geheimnis nicht verraten, aber soviel kann ich sagen: zwar bedient sich die Autorin bekannter Mythen und fantastischer Kreaturen, aber in einer völlig neuen Konstellation. Das hätte ich nie erraten!

Sehr schnell baut sich Spannung auf: was geht in diesem Haus vor? Warum haben die Molyneux-Geschwister ausgerechnet Florence ausgewählt? Kann sie ihnen vertrauen, sind sie Freund oder Feind? Dazu kommt noch Florences aufblühende Beziehung zum Küchenburschen Alan, die sie vor den Herrschaften geheimhalten muss... So nach und nach erfährt man gerade genug über das Rätsel des Herrenhauses, um einen noch neugieriger zu machen, bis zur Auflösung!

Florence ist ein Charakter, der direkt einem Roman von Charles Dickens oder auch Jane Austens entsprungen sein könnte: das arme Waisenkind, das sich in einer harschen Gesellschaft voller Standesdünkel behaupten muss. Dabei hat sie jedoch ihren ganz eigenen Kopf, voller Träume und Wünsche, die für ihre Zeit durchaus keine gewöhnlichen sind. So wäre sie viel lieber eine Seiltänzerin als eine Dienerin in einem Herrenhaus... Die Autorin schildert das Mädchen facettenreich und glaubhaft, so dass man das ganze Buch hindurch an Florences Worten hängt und mit ihr bangt. Sie ist eine starke, aber dennoch gefühlvolle Persönlichkeit.

Die Herren des Hauses, die Geschwister Molyneux, sind rätselhaft und schwer zu erfassen. Violet ist so zuckersüß und einschmeichelnd, wie Rufus sarkastisch und herrisch ist, aber dabei hat man stets das Gefühl, dass sie etwas verbergen... Dazu kommt später noch deren Nichte, Blanche, die mal gedankenlos und selbstsüchtig ist, und mal mitfühlend und freundlich.

Der Schreibstil hat mir überwiegend gut gefallen und passte in Tonfall und Ausdruck auch gut zur Zeit, in der das Buch spielt (das frühe 20. Jahrhundert). Nur ab und an schlich sich ein Begriff ein, der für mich nicht recht zeitgemäß klang, wie z.B. "anstinken" oder "Schiss haben". Die Autorin baut geschickt eine dichte Atmospäre voller unterschwelliger Spannung auf.

Ich bin mir nicht ganz sicher, warum das Cover zeigt, was es zeigt. Das Mädchen soll sicher Florence sein, die Puppe erklärt sich von selbst... Aber warum sind Florence und die Puppe im Wald? Ich kann mich an keine derartige Szene erinnern. Aber dennoch ist das Cover ansprechend und hat mich neugierig auf das Buch gemacht.

Kontra:

Ein Charakter, der im Laufe des Buches zwar immer mal wieder erwähnt wird, nimmt am Ende des Buches auf einmal eine ganz andere und viel gewichtigere Rolle ein. Mehr kann ich nicht sagen, ohne schon zuviel zu verraten, aber diese plötzliche Entwicklung konnte mich nicht so ganz überzeugen. Das tut der Geschichte an sich allerdings keinen Abbruch.

Das Ende hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht; ein paar lose Enden bleiben in der Luft hängen.

Zusammenfassung:

Wer Fantasy abseits der ausgetretenen Pfade mag, wird hier einen wahren Schatz entdecken! Spannend, anrührend, überraschend, das Buch hat viel zu bieten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2013
vergissdeinnicht
Clarke, Cat

vergissdeinnicht


sehr gut

Pro:
Der Klappentext erweckt den Eindruck, es würde sich hier um einen Thriller handeln - tut es aber nicht! Die Entführung steht nicht im Mittelpunkt der Geschichte (und wird im Laufe des Buches immer unwichtiger), es geht viel mehr um Graces Aufarbeitung ihrer Vergangenheit, ihre Selbstfindung, ihre Ängste, Hoffungen und Träume. Dies ist sicher nicht das einzige Buch, das sich mit Teenagern und ihren Problemen befasst, aber die Thematik wird hier originell und fesselnd präsentiert. Für mich war das Buch sehr spannend - nur halt auf andere Art und Weise, als man es von einem Thriller erwarten würde.

Grace ist dabei ein überaus glaubwürdiger Charakter, wenn auch nicht immer ein liebenswerter. Sie ist oft zickig, oberflächlich und ich-bezogen, sie betrinkt sich mehr als einmal bis zum Erbrechen, sie hat Sex ohne jegliches tieferes Gefühl, sie ist ihrer Mutter gegenüber aggressiv... Aber dabei hat man immer mehr das Gefühl, dass das alles ein verzweifelter Hilfeschrei ist - obwohl sie sich dessen selber nicht bewusst ist. Sie hat es wirklich schon schwer gehabt in ihrem jungen Leben, und besonders den Tod ihres Vaters hat sie nie verwunden. Mir ging es so, dass Grace mir trotz all ihrer Fehler sympathisch war, auch wenn ich sie manchmal am Liebsten geschüttelt hätte! Ich habe wirklich mit ihr mitgefiebert und ihr gewünscht, dass sie ihr verkorkstes Leben in den Griff bekommt. Und sie hat natürlich auch ihre guten Seiten, wie z.B. die tiefe Liebe zu ihrer besten Freundin Sal.

Besagte beste Freundin mochte ich ebenfalls gerne, obwohl sie genauso ihre Fehler hat wie Grace und gegen Ende des Buches einen wirklich unverzeihlichen Fehler macht. Mit Graces Freund Nat konnte ich dagegen nicht so richtig warm werden - ich hatte nicht das Gefühl, ihn wirklich kennenzulernen. Er kam mir mehr vor wie eine Projektionsfläche für Graces Wunsch nach Liebe und Akzeptanz, was sicher nicht ganz unbeabsichtigt ist. Auch ihre Mutter blieb ein Abziehbild ihrer selbst, was aber die Entfremdung zwischen Mutter und Tochter umso deutlicher macht und daher für mich eher ein gelungenes Stilmittel als ein Manko darstellt.

Das Buch wird aus Graces Sicht erzählt; dementsprechend ist der Schreibstil locker, flappsig, oft sarkastisch und voller Jargon-Ausdrücke. Im englischen Original fand ich das großartig, weil ich wirklich das Gefühl hatte, einem "echten" Teenager zuzuhören! In der deutschen Übersetzung klingt es leider manchmal sehr bemüht und aufgesetzt.

Kontra:
Wie schon erwähnt, finde ich die deutsche Übersetzung an manchen Stellen nicht so ganz gelungen.

Aber mein größtes Kontra ist das Ende des Buches: das ging mir einfach zu schnell und ließ zu viele Dinge offen. Grace ist mit ihrer Selbstfindung so weit gekommen; ich hätte gerne wesentlich mehr darüber erfahren, wie sich das auf ihr Leben auswirkt.

Mit gefällt weder das englische noch das deutsche Cover so richtig gut. Das deutsche ist etwas nichtssagend: mal wieder ein Mädchengesicht, wie auf tausend anderen Covern auch. Das englische passt zwar gut zum Inhalt - es ist weiß und beinahe leer, wie der Raum, in dem Grace gefangengehalten wird -, aber es ist meiner Meinung nach zu blass und springt nicht ins Auge. In der Buchhandlung hätte ich es wohl nicht in die Hand genommen.

Zusammenfassung:
Trotz des (für mich) eher enttäuschenden Endes würde ich das Buch weiterempfehlen. Allerdings nicht unbedingt an Thriller-Fans, sondern eher an Leser, die Interesse haben an einem Buch, das von der psychologischen Entwicklung seiner Protagonistin lebt. Ich kann mir vorstellen, dass besonders Jugendliche, die sich mit Graces Problemen sicher viel besser identifizieren können, dieses Buch verschlingen werden.

Bewertung vom 01.08.2013
Nashville oder Das Wolfsspiel (eBook, ePUB)
Michaelis, Antonia

Nashville oder Das Wolfsspiel (eBook, ePUB)


sehr gut

Ich habe bisher noch kein Buch dieser Autorin gelesen und jetzt frag ich mich: WARUM NICHT? Ich finde den Schreibstil großartig: klar und auf karge Art und Weise poetisch. Aus dem Alltäglichsten werden ungewöhnliche Bilder gewebt, und die Atmosphäre ist einerseits irgendwie nüchtern und andererseits sehr dicht.

Die Handlung ist genauso originell wie der Schreibstil; sie bleibt von der ersten bis zur letzten Seite spannend und regt zum Nachdenken an. Das Tempo ist meist ungewohnt langsam für einen Thriller, nur nach und nach fügen sich die Fragmente und Hinweise zu einem Bild zusammen - was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Anders als in anderen Thrillern entsteht ein Großteil dieser Spannung nicht aus den Morden, sondern aus den psychologischen Profilen der Charaktere und dem Spiel mit den Erwartungen des Lesers.

Svenja ist eine interessante Hauptfigur: sie hat ihre ganz eigene Art, die Welt zu betrachten. Mal wirkt sie viel älter und erwachsener, als sie wirklich ist, und mal beinahe kindlich. Vielleicht rührt daher ihre innige Verbindung mit Nashville, der zwar ein Kind ist aber diese uralten Augen hat, die zuviel gesehen haben... Nicht immer konnte ich ihr Verhalten nachvollziehen, manches fand ich sogar ein wenig befremdlich, aber dennoch war sie mir sympathisch und ich bin gerne mit ihr auf diese literarische Reise gegangen.

Nashville ist schwerer zu erfassen. Er ist und bleibt das Buch hindurch ein Rätsel, auch wenn man nach und nach mehr über ihn und sein Leben vor seiner Zeit mit Svenja erfährt. Mal ist er ein kleiner Wilder, mal weit über sein Alter hinaus weise und abgeklärt. Einerseits fand ich das sehr schade, andererseits trägt es aber deutlich zur Spannung bei.

Die diversen Nebencharaktere sind allesamt unglaublich dreidimensional und "echt"; die Autorin schildert sie bunt und lebendig in all ihren positiven und negativen Eigenschaften. Interessant fand ich, dass ich im Laufe das Buches fast jeden von ihnen verdächtigt habe, hinter den Morden zu stehen - sogar die, die mir am sympathischsten waren. Es baut sich nach und nach eine unterschwellig-paranoide Stimmung auf, wobei die Spannung stetig steigt. In manchen Szenen hatte ich eine richtige Gänsehaut.

In dem Roman wird behutsam und sensibel immer wieder das Thema Obdachlosigkeit angeschnitten. Die Menschen zwischen den Zeilen, die oft beinahe unsichtbar erscheinen, für die sich keiner mehr zuständig fühlt und die gedankenlos und gnadenlos verurteilt werden als arbeitsscheu, unnormal, asozial. Das hat mir gut gefallen und mich wirklich immer wieder zum Grübeln gebracht, wie ICH eigentlich mit dem Thema umgehe.

Leider überstrapaziert die Autorin meiner Meinung nach immer mal wieder die Bereitwilligkeit, auch sonderbare und unglaubwürdige Geschehnisse zu akzeptieren. Zum Beispiel weiht Svenja nach und nach viele Menschen darin ein, dass Nashville bei ihr lebt - und niemand ruft die Polizei oder das Jugendamt, oder drängt zumindest bestimmt darauf, dass Svenja das tut. Noch nicht einmal, als Nashville sehr krank wird und es aussieht, als könne er sterben! Sogar Svenjas Mutter macht nur einen sehr halbherzigen Versuch, sie dazu zu bringen, das Kind abzugeben.

Obwohl mich das gestört hat, hat das Buch so etwas Traumwandlerisches, Märchenhaftes, dass ich irgendwann angefangen habe, es einfach zu akzeptieren. Wer den Roman lesen will, sollte sich vielleicht vorher fragen, ob er bei einem Thriller akzeptieren kann, dass nicht alles 100%ig realistisch erschien.

Das Ende war für mich eher unbefriedigend. Nicht unbedingt schlecht, aber etwas plötzlich, und es ließ Dinge offen, die ich gerne geklärt gesehen hätte.

Trotz der oben beschriebenen Abstriche habe ich das Buch sehr gerne und mit viel Spannung gelesen, und ich bin sicher, dass ich noch eine Weile darüber nachdenken werde - ein Zeichen dafür, dass es mich berührt hat! Die Autorin hat sich mit diesem Thriller mühelos auf die Liste meiner LieblingsautorInnen geschrieben.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2013
Seraphim: Carpe Noctem
Baumgärtner, Sandra

Seraphim: Carpe Noctem


sehr gut

Pro:
Ein Vampirroman mit Lokalkolorit! Man merkt, dass die Autorin sich gut auskennt an ihren Schauplätzen (Trier, Marburg, Leipzig), und ich fand es sehr erfrischend, mal einen Vampirroman zu lesen, der in deutschen Städten spielt. Wird ja auch Zeit, dass die deutschen Blutsauger endlich beachtet werden!

Ein Teil des Buches spielt auf dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig. Als Jemand, der schon seit vielen Jahren an Pfingsten zu diesem Festival fährt, kann ich nur sagen: ich habe mich köstlich amüsiert! Wenn man das WGT kennt, sind diese Passagen natürlich umso amüsanter und man kann alles richtig bildlich vor sich sehen, aber auch für nicht-WGT-Besucher sollten sie unterhaltsam sein.

Der Schreibstil ist wunderbar - flüssig, wortgewandt, mit ganz eigenem Charme - und zieht einen direkt in die Geschichte. Kaum zu glauben, dass es ein Debütroman ist, die Autorin versteht ihr Handwerk! Ich bin gespannt auf den zweiten Band (und alle, die darauf kommen mögen).

Die Geschichte läuft eher langsam an und beschäftigt sich zunächst mit Sera und damit, wie sie mit ihrem neuen Leben klarkommt, bevor sich dann nach und nach der Konflikt aufbaut. Aber auch der langsame Teil war für mich angenehm zu lesen: Seraphim war mir direkt sehr sympathisch (auch wenn sie manchmal ein wenig selbstverliebt scheint), und das Interesse daran, wie es ihr wohl ergehen wird, hat mich die Seiten im Eiltempo umblättern lassen. Ich hatte das Buch an einem Abend durch!

Gut fand ich, dass sie Liebesgeschichte nicht "mit der Tür ins Haus fällt". Zwar ist direkt klar, dass Leander Seraphim liebt, aber die beiden steigen nicht sofort ins Bett sondern lassen es langsam angehen. Das stört mich nämlich an manchen Vampirromanen, dass die Sexszenen übertrieben viel Raum einnehmen! (Nichts gegen eine nette Szene hier und da, aber es sollte noch Platz für Handlung lassen...)

Interessant war, wie unterschiedlich die Vampire in diesem Buch ihr ewiges Leben gestalten: Ludwig lehnt alles Neue ab und zwingt seine Schützlinge (so weit er kann), es ihm gleich zu tun - Leander nutzt, was ihm die moderne Welt so bietet und hat auch keine Scheu davor, mit Menschen Freundschaften aufzubauen.

Das Cover hat mir supergut gefallen - mal was anderes, als man sonst so auf den Covern von Vampirromanen sieht!

Kontra:
Manches ist vielleicht nicht sehr originell: natürlich ist Seraphim wunderschön, und natürlich verliebt sich ein attraktiver, begehrenswerter Mann in sie, bevor er sie überhaupt richtig kennt. Und natürlich tötet Leander keine Menschen, um Blut zu bekommen. Aber das altbekannte Schema wird hier mit ganz eigener "Stimme" charmant zum Leben erweckt, daher hat es mich nicht sonderlich gestört.

Gegen Ende des Buches fand ich Sera etwas arg begriffsstutzig. Ich will hier nicht zuviel verraten, aber es ist eigentlich schon relativ früh klar, wer der Antagonist ist und was er vorhat, und eigentlich weiß sie das auch, scheint es aber zwischendurch zu vergessen. Dadurch kam für mich nicht immer die richtige Spannung auf.

Ich habe das Gefühl, Leander noch gar nicht wirklich zu kennen (von seiner Liebe zu Sera und seiner Zeit mit Ludwig mal abgesehen), aber ich gehe mal davon aus, dass wir Leser ihn im nächsten Band nach und nach besser kennenlernen werden.

Zusammenfassung:
Die Autorin hat vielleicht das (vampirische) Rad nicht neu erfunden, aber für Fans romantischer Vampirromane ist das Buch meiner Meinung nach dennoch ein Muss!

Bewertung vom 09.07.2013
Flying Moon: Film.Love.Story 1 (eBook, ePUB)
Bongard, Katrin

Flying Moon: Film.Love.Story 1 (eBook, ePUB)


gut

Pro:
Moon ist ein sympathischer Charakter mit den typischen Träumen, Ängsten und Unsicherheiten eines Teenagers. Ich bin sicher nicht mehr die Zielgruppe dieses Romans, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ein junges Mädchen sich in Moon wiedererkennen und mit ihr mitfiebern kann. Auch die anderen jugendlichen Charaktere sind glaubwürdig geschrieben.

Die Geschichte ist vielleicht nicht furchtbar originell: ein junges, unsicheres Mädchen verliebt sich in einen attraktiven, begehrenswerten Jungen, der jede haben könnte, und muss sich mit der Angst rumschlagen, dass sie nicht gut genug für ihn ist. Außerdem passieren ihr eine Menge aufregender, beneidenswerter Dinge und nebenher hat sie Probleme mit ihren Eltern und ihrem Bruder. Aber dieser Roman hat etwas, was viele Romane nicht haben:

Man merkt, dass die Autorin wirklich weiß, wovon sie spricht, wenn sie von den Dreharbeiten erzählt. Es ist sehr interessant, darüber zu lesen, wie es an einem Filmset so zugeht, wie der erstaunlich un-glamoröse Alltag der Schauspieler tatsächlich aussieht. Dass Moon, die noch keinerlei Filmerfahrung hat, trotzdem ausgerechnet die Hauptrolle spielt, ist vielleicht ein bisschen unwahrscheinlich - aber diese Geschichte regt zum Mitträumen an, und ich kann mir vorstellen, dass viele junge Leserinnen sich insgeheim wünschen, sie könnten auch so etwas erleben.

Der Schreibstil hat mich nicht direkt überzeugt; mal war er anrührend und beinahe poetisch, mal richtig kitschig, dann wieder etwas holprig und umständlich... Aber nach ein, zwei Kapiteln habe ich mich daran gewöhnt und er kann mir immer glaubwürdiger vor - immerhin erleben wir die Geschichte aus der Perspektive von Moon, die sich als ganz normale 16-jährige unverfälscht ihre Gedanken macht. Da wäre ein zu glatter, literarischer Schreibstil sicher unpassend.

Kontra:
Wie oben schon erwähnt, ist der Kern der Handlung nicht besonders originell. Für meinen Geschmack sind manche Dinge auch ein bisschen zuviel des Zufalls: das Drehbuch ist ausgerechnet vom Vater, und natürlich ist der mysteriöse Junge, in den sich Moon verliebt hat, auch noch ein bekannter Schauspieler, dem die männliche Hauptrolle angeboten wurde.

Die Liebesgeschichte beginnt für mich zu schnell und schmalzig. Moon spricht direkt von Auren, die sich berühren etc., dabei kennt sie den Jungen noch gar nicht - nichtmal seinen Namen. Andererseits verknallt man sich in dem Alter auch schonmal über beide Ohren und schaltet erstmal den Verstand aus... Unangenehm aufgefallen ist mir, dass wirklich viele der jugendlichen Charaktere kiffen. Ständig zündet sich jemand einen Joint an, und die "pieces" werden ganz ungeniert ausgepackt. Ich finde es schade, dass das meist komplett unreflektiert beschrieben wird.

Die verschiedenen Handlungsstränge plätschern nebeneinander her, und obwohl es theoretisch viel Konfliktpotential gibt - die Probleme des Bruders, die Tatsache, dass Moon ihre Eltern angelogen hat -, löst sich dann doch das meiste relativ problemlos. Im Mittelpunkt stehen Moon und Lasse. Liebt er sie, liebt er sie nicht? Ist sie nur seine neuste Eroberung oder mehr? Wir folgen der Geschichte Drehtag für Drehtag, aber einen richtigen Handlungsbogen konnte ich nicht ausmachen und Spannung kam für mich nur selten auf. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nicht so richtig in die Geschichte eintauchen konnte, ich fühlte mich stets leicht distanziert.

Zusammenfassung:
Eine nette Geschichte über die erste große Liebe, von der sich sicher so manches junge Mädchen angesprochen fühlt. Sehr viel tatsächliche Handlung gibt es nicht, und mir wird das Buch wahrscheinlich nicht dauerhaft in Erinnerung bleiben. Aber für einen Abend war es angenehm zu lesen.

Cover 3*
Schreibstil 4*
Kreativität 2*
Spannung 2*
Romantik 4*