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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2014
Psychopathenpolka
Sylvester, Christine

Psychopathenpolka


ausgezeichnet

Dresden. Montagmorgen. Kommissarin Lale Petersen ist spät dran, als ihr auf dem Weg ins Präsidium ein Radfahrer gegen das Auto prallt. Dem jungen Mann ist angeblich nichts passiert, doch kurze Zeit später erzählt Lales Exmann ihr von einer Anzeige wegen Fahrerflucht. Als Lale gemeinsam mit ihrer Kollegin Mandy Schneider den Unfallgegner Ronny Hummel aufsuchen will, finden die Kommissarinnen den jungen Mann Tod an seinem Arbeitsplatz vor – ermordet, wie sich bald herausstellt. Die Mörderjagd und weitere Fälle halten Lale und Mandy kräftig in Atem…

„Psychopathen-Polka“ ist bereits der fünfte Fall für Lale Petersen und Mandy Schneider. Ich habe das dynamische Duo erst mit diesem Band kennengelernt und bin einfach begeistert von den beiden.

Lale und Mandy gehen forsch und unerschrocken, manchmal auch etwas chaotisch zu Werke, verschlafen sogar einmal ihren Einsatz, während sie im Gebüsch auf einen Entführer lauern, sind durchweg schlagfertig und wenn es sein muss, auch mal - im wahrsten Sinne des Wortes - schlagkräftig.

Christine Sylvester erzählt den Krimi mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu, die Autorin präsentiert hier eine sehr muntere Dresdner Mordkommission.
Die Ermittlungsarbeit gerät zwischen Psychiatrie, IT-Branche, illegalen Medikamententests, Drogenszene, einem Irren im Stadtpark und dem ganzen privaten Hin und Her immer wieder etwas ins Abseits, die letztendliche Auflösung des Mordfalls ist keine große Überraschung und wird ruckzuck und etwas konfus abgehandelt - dennoch wurde ich durchweg bestens unterhalten, denn durch die voller Wortwitz steckenden Dialoge und die herrliche Situationskomik machte mir das Fehlen hochgradiger Spannung wenig aus.

Die Krimikomödie kommt mit einem eher unspektakulären Krimianteil daher, kann dafür aber mit hervorragendem, herrlich trockenem Humor punkten.

Bewertung vom 01.04.2014
Liebe kann man nicht googeln
Stein, Julia K.

Liebe kann man nicht googeln


gut

Eigentlich wollte die 33-jährige Lena ihr neues Singledasein erst einmal genießen, doch beim Junggesellinnenabschied ihrer Freundin Caro auf Sylt trifft sie Björn und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Leider vermasselt Lena ein näheres Kennenlernen. Zurück in München, versucht sie ihn via Internet zu finden – und scheitert. Selbst ihr frisch aufgepepptes Facebook-Profil bringt nicht den gewünschten Erfolg. Doch der Zufall kommt Lena zu Hilfe, sie begegnet Björn eines Abends im „Brenner“.
Über diese und alle folgenden Ereignisse berichtet Lena munter auf ihrem neuen Blog…

Julia K.Stein hat einen lockeren, angenehm zu lesenden Schreibstil. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und kann miterleben, wie Lena von einer Katastrophe zur nächsten schliddert.

Zunächst fand ich Lenas Erlebnisse noch ganz amüsant, doch je näher ich sie kennengelernt habe, desto mehr hat mich ihr Verhalten gestört. Es ist mir schwer gefallen, Lenas mangelndes Selbstbewusstsein nachzuvollziehen. Sie belügt andere und sich selbst und mogelt sich auf diese Weise durchs Leben.
Lena lebt hauptsächlich online – Facebook, Google, ihr Blog – und driftet dadurch immer mehr in eine Traumwelt ab. Sie bastelt sich ihr Wunsch-Image, um Björn damit zu beeindrucken. Sie spioniert ihm nach, knackt seinen Facebook-Account, liest seine E-Mails.

Lenas Aktionen enden natürlich nicht wie geplant, eine Menge Situationskomik wartet hier auf den Leser. Leider entsprach diese teils überspitzte Darstellung von Lena und ihrem kindischen Verhalten nicht meinen Humor, sondern hat oft ein Kopfschütteln hervorgerufen.

Auch mit der Liebesgeschichte zwischen Lena und Björn konnte das Buch bei mir nicht punkten. Ich habe bis zum Schluss nicht verstanden, was Lena an Björn so toll findet, dass sie ihm unermüdlich hinterher rennt. Er wirkte auf mich eher abweisend und desinteressiert.

„Liebe kann man nicht googeln“ ist gut geschrieben, leider konnte mich der Inhalt nicht wirklich überzeugen.

Bewertung vom 31.03.2014
Der Krieg und das Mädchen
Seidel, Jürgen

Der Krieg und das Mädchen


sehr gut

Jürgen Seidel erzählt in „Der Krieg und das Mädchen“ die Geschichte von Mila und Fritz – was als gemeinsame Geschichte beginnt, driftet bald auseinander, denn Fritz fühlt sich zu einem Mitschüler hingezogen. Da Fritz diese Gefühle als falsch einstuft, möchte er in den Krieg ziehen, er erhofft sich „Heilung“. Mila muss sich mit ganz anderen Problemen auseinandersetzen. Sie ist aufgrund ihres französischen Nachnamens vielen Anfeindungen ausgesetzt und als ein Franzosen hassender Lehrer in ihrem Beisein stirbt, geraten sie und ihre Mutter ins Visier der Polizei.

Es gelingt Jürgen Seidel ausgezeichnet, die Atmosphäre der Vorkriegszeit zu schildern. Die unterschiedlichen Stimmungen in der Bevölkerung werden sehr gut wiedergegeben, das Misstrauen und der Hass gegen alles Fremde, die Begeisterung für den Krieg, die Siegesgewissheit, das Überlegenheitsgefühl, aber auch ein kleines bisschen Angst, vor dem, was kommen wird.
Auch Fritz innere Zerrissenheit sowie Milas Wunsch nach Freiheit - als dem Wichtigsten aller Ziele – werden deutlich.
Das Buch hat mir trotz einiger Längen sehr gut gefallen, der Autor kann die Gedanken und Gefühle seiner Protagonisten sehr gut vermitteln und ich konnte ihre ganzen Ängste und Sorgen gut nachempfinden.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2014
Steirerkreuz
Rossbacher, Claudia

Steirerkreuz


ausgezeichnet

Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und ihr Chef Sascha Bergmann werden zu einem eigenartigen Leichenfund nach Ainberg an der Mürz beordert. Kopfüber hängen ein Mann und sein Hund in einem Baum.
Auch nachdem die Identität des Mannes feststeht, kommen die Ermittlungen nur langsam voran, denn sowohl die blinde Tochter des als „Waldmensch“ bekannten Opfers Peter Schindlecker wie auch die eingeschworene Dorfgemeinschaft geben den Ermittlern Rätsel auf…

„Steirerkreuz“ ist bereits der vierte Fall für Sandra Mohr und Sascha Bergmann, für mich war dieser Einsatz im Mürzer Oberland der erste, den ich mit den beiden LKA-Ermittlern aus Graz erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände habe ich die beiden Inspektoren gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Durch die detaillierten Schilderungen der Ereignisse und die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze war ich stets mittendrin im Geschehen und konnte prima miträtseln.

Die Suche nach dem Mörder erweist sich als knifflig, vieles erscheint rätselhaft und wenig durchschaubar. Die bizarre Auffindesituation der Leiche bringt Sandra besonders stark ins Grübeln und lässt sie einen Ritualmord bzw. religiöse Hintergründe vermuten. Dass Pater Vinzenz an das Beichtgeheimnis gebunden ist und die Ermittler kaum unterstützen kann, macht die Spurensuche nicht leichter. Und auch von den Dorfbewohnern ist wenig Hilfe zu erwarten, denn diese hegen seit vielen Jahren eine tiefe Abneigung gegen Peter Schindlecker und lassen kein gutes Haar an dem Toten.

Die von Sandra und Sascha gesammelten Informationen und Erkenntnisse bringen im Verlauf der Geschichte einige Überraschungen mit sich. Gegen Ende des Krimis spitzt sich die Lage dramatisch zu. Mit einem Brand und dem plötzlichen Verschwinden der blinden Magdalena hält Claudia Rossbacher nicht nur ihre Ermittler in Atem, die Autorin lässt auch den Leser bis zum Schluss über Täter und Motiv spekulieren.

Sehr gut gefallen hat mir auch der locker eingeflochtene steirische Dialekt, der dem Krimi einen wunderbaren regionalen Touch gibt.

„Steirerkreuz“ ist ein spannender Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2014
Sonne, Wind und Tod
Paffrath, Klaus

Sonne, Wind und Tod


sehr gut

Arnstadt. Johannes Fielding, Referent des Bundeskanzlers, ist beauftragt, die Möglichkeiten für die Durchführung eines G8-Gipfels im thüringischen Arnstadt auszuloten. Bei seiner Ankunft trifft er als erstes auf Hauptwachtmeister Carlo Schneider, der gerade den Tatort eines makaberen Streichs aufräumt – eine Schaufensterpuppe wurde als Warnung für den windigen Investor Peter Holland in einem Baum aufgeknüpft. Dass ungefähr zur selben Zeit der echte Holland im Arnstädter Schlosspark erhängt aufgefunden wird, ahnen die beiden nicht…

Klaus Paffrath wartet in diesem Regionalkrimi mit wunderbar detaillierten Landschaftsbeschreibungen auf, so dass man sich schnell ein gutes Bild von Arnstadt und Umgebung machen kann. Erneuerbare Energien spielen in der Region eine große Rolle, und auch in diesem Krimi ist die Energieerzeugung durch Sonne und Wind ein wichtiges Thema. Ganz nebenbei erfährt man auch noch einiges über die Anforderungen, die die Ausrichtung eines G8-Gipfels mit sich bringt.
Klaus Paffrath lässt zu beiden Themen viele interessante Hintergrundinformationen einfließen, leider gehen dabei besonders die zahlreichen Details zu Windenergie/Solarenergie zu Lasten der Spannung.

Punkten kann Klaus Paffrath vor allen Dingen mit seinem Humor. Er schreibt wortgewandt und mit viel Sprachwitz, besonders die herrlichen Be- und Umschreibungen haben mich durchweg sehr gut unterhalten.

Mit Tina Brinkts und Johannes Fielding schickt der Autor ein interessantes Duo ins Rennen. Die Journalistin und der Referent des Bundeskanzlers rutschen fast zufällig in die Ermittlungen rein. Nicht nur sein beruflicher Auftrag, auch seine persönliche Neugierde an den Mordfall lassen Fielding viele Fragen stellen und man merkt als Leser schnell, wie sehr er sich über die Gelegenheit freut, im Zuge der Nachforschungen Zeit mit Tina verbringen zu können. Beide Protagonisten waren mir sofort sympathisch, wenn auch der Arnstädter Polizist Carlo Schneider meine Lieblingsfigur war. Der korpulente Hauptwachtmeister mischt bei der Suche nach dem Täter immer wieder mit und hat mir durch seine lockere, gefällige Art sehr gut gefallen.
Tina gerät mit ihrem Tatendrang und der Jagd nach der nächsten Schlagzeile zum Ende des Krimis in eine fast ausweglose Situation, die Ereignisse werden dann noch einmal richtig dramatisch.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, „Sonne, Wind und Tod“ ist auch ohne Höchstspannung ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Bewertung vom 13.03.2014
Sautanz
Grager, Veronika A.

Sautanz


ausgezeichnet

Gemeindesekretärin Dorli und Privatdetektiv Lupo segeln mit Freunden auf dem Neusiedler See – bis der schöne Wochenend-Ausflug durch eine angeschwemmte Leiche beendet wird. Ein Freund des Toten hat Zweifel an der Unfalltheorie der Polizei und beauftragt Lupo, das Ableben des allseits beliebten Spediteurs Erich Smekal genauer zu untersuchen. Dorli nimmt kurzerhand Urlaub, um gemeinsam mit Lupo in diesem rätselhaften Fall zu ermitteln…

„Sautanz“ ist bereits Dorlis und Lupos 2. Fall - für mich war dieser Einsatz am Neusiedler See der erste, den ich mit diesem herrlichen, sehr sympathischen Ermittlerduo erleben durfte.

Die Verknüpfung von Spannung und Humor ist Veronika Grager hervorragend gelungen, so dass ich mich in dieser Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite sauwohl gefühlt habe. Es hat mir großen Spaß gemacht, gemeinsam mit Dorli und Lupo auf Verbrecherjagd zu gehen. Die beiden finden schnell heraus, dass Smekal nicht der Gutmensch war, als den ihn alle aus seinem Umfeld hingestellt haben. Trotz kleiner Erfolge gestalten sich die Ermittlungen als überaus schwierig, denn die Familie des Opfers verhält sich merkwürdig und ehemalige Mitarbeiter und Konkurrenten schweigen beharrlich. Als sie dem Täter endlich näher kommen, rutscht Dorli in eine für sie sehr brenzlige Situation.

Neben der spannenden Spurensuche nimmt man auch an dem Privatleben der Protagonisten Teil. Es war lustig zu beobachten, dass Dorli und Lupo einer gemeinsamen romantischen Beziehung eigentlich gar nicht so abgeneigt sind, aber keiner den ersten Schritt wagt.
Auch den stressigen Berufsalltag einer Gemeindesekretärin lernt man kennen - so anstrengend und nervig das Arbeitsleben für Dorli auch ist, für den Leser sind die Szenen auf dem Amt hochgradiger Spaß.

Veronika Grager hat den Krimi mit ganz viel Wortwitz gespickt und den Protagonisten viele lockere Sprüche in den Mund gelegt. Die Dialoge sind in Mundart geschrieben und verleihen der Geschichte damit eine Extraportion Schwung. Der österreichische Dialekt hat mir (in Norddeutschland geboren und aufgewachsen) keinerlei Probleme gemacht - aber für den Fall der Fälle gibt es am Ende des Buches ein umfangreiches Glossar.

Frisch-fröhlich geschrieben bietet „Sautanz“ durchweg kurzweilige Unterhaltung - ein spannender Lesespaß.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2014
Kesselsturm
Wolf, Oliver

Kesselsturm


sehr gut

Stuttgart, Gegenwart. In der S-Bahn werden innerhalb kurzer Zeit mehrere Menschen erschossen – ein Serienmörder geht um und versetzt die Stuttgarter zunehmend in Angst und Schrecken. Die Aufregung um den Bau der geplanten Windkraftanlagen rückt durch die Mordfälle ins Abseits…

243 n. Chr. Die Suebin Geofin findet ihre Familie und alle Bewohner ihres Dorfes ermordet vor. Sie nimmt die Lanze, mit der ihr Mann getötet wurde, an sich und zieht los, um sich an dem Mörder zu rächen…

Oliver Wolf erzählt in „Kesselsturm“ zwei ganz unterschiedliche Geschichten: ein rasanter Krimi, der im heutigen Stuttgart spielt, wird immer wieder von der berührenden Geschichte einer jungen Frau aus dem 3. Jahrhundert unterbrochen. Es gibt anfangs nur eine Gemeinsamkeit: in beiden Geschichten geht es um die Suche nach einem Mörder.
Während völlig unterschiedliche Ereignisse in der Gegenwart im Verlauf der Handlung mehr und mehr zusammenwachsen, wird zu der in der Vergangenheit stattfinden Geschichte erst ganz zum Schluss eine Verbindung geknüpft.

Der Ermittlungserfolg von Antonia Ronda und André Bürkle beruht hauptsächlich auf Antonias hervorragender Intuition und einigen glücklichen Zufällen. Miträtseln konnte ich auch, wobei ich aber mehr über mögliche Zusammenhänge der einzelnen Handlungsstränge spekuliert, als über die Identität des S-Bahn-Mörders gegrübelt habe.

Von dem Ermittlerduo war mir Antonia ganz eindeutig die Sympathischere, vielleicht, weil sie der auffälligere Charakter ist. Neben ihrer direkten Art hat es mir sehr gut gefallen, dass sie, sobald sie am Tatort ist, ganz und gar auf ihre Arbeit fokussiert ist und selbst gravierende private Probleme völlig ausblendet. Außerdem habe ich es als großen Pluspunkt empfunden, dass Antonia nicht als „Superfrau“ dargestellt wird, sondern auch mal völlig erschöpft in Tränen ausbricht oder sich über sich selbst ärgert, weil sie nicht „nein“ sagen kann.

Geofins Leben ist von heftigen Schicksalsschlägen durchzogen. Eine sehr tragische Geschichte, die Oliver Wolf Geofin selbst erzählen lässt. Auch wenn Geofin letztendlich ihr Ziel erreicht und den Mörder ihrer Familie findet, wird sie nicht so glücklich, wie ich es ihr gewünscht hätte. Dieser Handlungsstrang wäre für den eigentlichen Krimi nicht nötig gewesen, trotzdem fand ich den Ausflug in die Historie sehr interessant.

Das Thema „Windkraftanlagen“ nimmt, anders als Cover und Klappentext vermuten lassen, nur einen nebensächlichen Part ein. Ein Punkt, der für mich kein Problem war, weil ich mich durch die Handlung, so wie sie ist, gut unterhalten gefühlt habe.

Bewertung vom 11.03.2014
Der Judaskuss / Dan Sommerdahl Bd.2
Grue, Anna

Der Judaskuss / Dan Sommerdahl Bd.2


ausgezeichnet

Werbetexter und Hobbydetektiv Dan Sommerdahl wird von seiner 17-jährigen Tochter Laura gebeten, ihre Kunstlehrerin Ursula Olesen davon zu überzeugen, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Ursula ist auf einen Heiratsschwindler hereingefallen und hat ihr gesamtes Vermögen verloren. Dan unterhält sich mit Ursula. Das Gespräch endet aber nicht wie geplant mit dem Gang zur Polizei – Ursula heuert Dan an, den Hochstapler zu suchen…
Kommissar Flemming Torp hat ganz andere Sorgen als sein Freund Dan: In einem Vorort von Christianssund wurde die Leiche eines Mannes gefunden – der Mord an Mikael Kjeldsen ist ein einziges Rätsel, Flemming tritt bei seinen Ermittlungen auf der Stelle…

„Der Judaskuss“ ist kein Krimi, der mit atemloser Spannung daherkommt - für mich war es vor allen Dingen die Neugierde auf die Hintergründe und Zusammenhänge der beiden unterschiedlichen Fälle, die mich diesen Krimi mit großer Begeisterung hat lesen lassen.

Anna Grue erzählt sehr lebendig von den Ereignissen in und um Christianssund, einer fiktiven Kleinstadt, die die Autorin nahe Kopenhagen angesiedelt hat. Neben den Ermittlungen wird auch der Alltag sehr umfassend geschildert, man ist stets mittendrin im Geschehen und erlebt alles, was die Akteure beschäftigt, sehr intensiv mit.

Dan deckt nach und nach das ganze Ausmaß der Betrügereien auf und kommt dem raffiniert agierenden Heiratsschwindler auf die Schliche.
Anna Grue lässt ihren Hauptprotagonisten dabei immer wieder unsympathisch wirken. Dan ist egoistisch, starrköpfig, impulsiv - es ist ihm nicht nur wichtig, dass der Fall gelöst wird, es ist ihm überaus wichtig, dass ER den Fall löst. Regeln und Vorschriften, auf deren unbedingte Einhaltung Flemming Torp pocht, werden von dem „kahlköpfigen Detektiv“ einfach ignoriert. Um an sein Ziel zu kommen, bringt er nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen in seinem Umfeld in Gefahr.

Was wirklich alles hinter dem Tun des Heiratsschwindlers Jay steckt und welche Verbindung er zu dem mysteriösen Mordfall hat, offenbart sich erst gegen Ende des Buches. Obwohl man im Verlauf der Geschichte schon ahnt, dass eine Religionsgemeinschaft mit ihren zum Teil sehr fanatischen Mitgliedern eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Weder seine brutale Kindheit noch der gute Zweck, für den das ergaunerte Geld Verwendung findet, rechtfertigen die Verbrechen, die Jay begangen hat. Doch auch wenn man die nach Robin-Hood-Manier begangenen Betrügereien keinesfalls gutheißen kann, so kann man aufgrund von Jays Vorgeschichte und seiner Entwicklung sein Handeln zumindest ein klein wenig nachvollziehen.

Ein lesenswerter, sehr gut durchdachter Krimi, der mich durchweg ausgezeichnet unterhalten hat.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.