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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 867 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2015
Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1
Wieners, Annette

Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1


sehr gut

Eine Tragödie

Zum Inhalt:
Gesine war Polizistin, aber durch den Tod ihres zweijährigen Sohnes Philipp geriet ihr Leben aus den Fugen. Sie trennte sich von ihrem Mann, schmiss den Job und sagte sich – in gegenseitigem Einvernehmen – von ihrer Familie los. Jetzt arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin und steht in dieser Funktion plötzlich vor dem Grab ihrer Schwester, der Person, der sie die Schuld am Tode Philipps gab. Mareike starb auf unklare Weise und der alte Polizei-Instinkt in Gesine erwacht.

Zum Cover:
Furchen auf einem Acker, - was will uns das sagen? Warum kein Friedhof oder giftige Pflanzen? Typisch Verlag, - Hauptsache düster. Schade eigentlich, dass sich keine Mühe mit der äußeren Form gegeben wird.

Mein Eindruck:
Frau Wieners liefert ein im Großen und Ganzen gelungenes Debüt mit „Kaninchenherz“ ab. Die Idee, Gesines Aufzeichnungen über giftige Pflanzen als Einführung für die einzelnen Kapitel zu wählen, ist spannend und bietet einen unerwarteten Einblick in ihre Seele und die Flora.
Die Geschichte um die Vorgänge von damals und das Geschehen jetzt zieht die Lesenden schnell in ihren Bann. Schade ist allerdings, dass die Sympathien schnell durch eine wirklich plakative Schwarz-Weiß-Malerei der Autorin verteilt sind. Vor allen Dingen die Eltern Gesines verhalten (und verhielten) sich dermaßen unmöglich, dass man ihnen jeden Herzanfall gönnt. Dermaßen kaltschnäuzig über den Tod ihres Enkelkindes hinwegzugehen und die trauernde Tochter nicht nur alleine zu lassen, sondern sie in ihrer Trauer noch zu beschimpfen, - das ist schon fast unglaubwürdig (selbst in einer Fiktion).
Aber die Story ist gut konstruiert, man fiebert mit Gesine und der (ein bisschen farblosen) Kommissarin Olbert und erlebt einen Showdown, der es in sich hat.

Fazit:
Prima Story, die Personen zum Teil leider unglaubwürdig oder blass. Aber eine Hauptprotagonistin, die zu jedem Zeitpunkt überzeugt.

4 Sterne

Bewertung vom 07.06.2015
STRAFE  (Restauflage)
Polanski, Paula; Nesser, Hakan

STRAFE (Restauflage)


gut

Überraschung!

Zum Inhalt:
Der Schriftsteller Max Schmeling wird von Tibor, einem Bekannten aus der Vergangenheit, gebeten, diesem bei der Annäherung an seine Tochter behilflich zu sein. Tibor appelliert dabei an Max schlechtes Gewissen. Nicht nur hat er ihm mindestens einmal das Leben gerettet, Tibor leidet zudem noch an einer tödlichen Krankheit. Zu spät erkennt Max die Intention dieser Bitte und dass er in eine perfide Falle getappt ist.

Zum Cover:
Das Blutrot ist wirklich gut gewählt: Es sieht edel und mörderisch aus.

Mein Eindruck:
Der Clou zum Schluss, der "Paula Polanski" thematisiert, ist absolut gelungen! So viel schwarzer Humor in so wenig Worten, - und man freut sich ungemein für Max Schmeling, dass dieses Buch einen Verlag gefunden hat.
Aber auch wenn der Schluss einen nach Luft schnappen lässt, ist der Rest des Buches trotz aller theoretischen Dramatik oft zu leidenschaftslos geschrieben und zieht sich wie Kaugummi.
Leben werden gerettet oder genommen, Depressionen und kaputte Beziehungen thematisiert (typisch skandinavische Vorgehensweise....), tödliche Krankheiten schlagen unbarmherzig zu, - aber obwohl sich zwei im wahrsten Sinne des geschriebenen Wortes ausgezeichnete Schriftsteller an dem Text ausgetobt haben, bleibt man kalt und blickt auf die Geschichte, statt in ihr zu versinken. Die Personen bleiben diffus und man mag sich mit niemandem wirklich identifizieren. Dazu sind alle viel zu "krank", - wenn auch auf höchst unterschiedliche Art und Weise.
Dafür ist der Klappentext jedoch einfach brillant. Weil bekannt ist, dass es eine große Überraschung für Max Schmeling geben muss, bleibt der Lesende interessiert an einer spektakulär unspektakulären Geschichte um Liebe, Verrat und Strafe. Das finde ich absolut meisterhaft!

Mein Fazit:
Über Strecken langweilig mit furiosem Ende. Hier ist nicht der Weg, sondern das Ziel das Ziel.

1 Stern für das Cover, einen für den Klappentext und einen für das Ende

3 Sterne

Bewertung vom 05.06.2015
Die Herrschaft der Masken / Elias & Laia Bd.1
Tahir, Sabaa

Die Herrschaft der Masken / Elias & Laia Bd.1


sehr gut

Romeo und Julia treffen Game of Thrones

Zum Inhalt:
Laia gehört zum Volk der Kundigen, welches seit vielen Jahren von den Martialen unterdrückt wird. Als der größte Teil ihrer Familie ermordet und ihr Bruder verschleppt wird, schließt sie sich dem Widerstand an und lässt sich in Schwarzkliff, einer Kaderschmiede der Martialen, einschleusen. Dort trifft sie auf Elias, der am Kampf um die Imperatorenkrone teilnimmt, jedoch mit seinem Schicksal hadert.
Während der Zeit der Prüfungen und Kämpfe lernen sich die beiden näher kennen und müssen entscheiden, was ihnen für ihr Leben wichtig ist.

Zum Cover:
Zwar ist die Maske gut getroffen, ich persönlich finde aber schade, dass die Arena nur einen verschwindend geringen Teil des Covers einnimmt. Etwas weniger Auge und etwas mehr Umgebung wären mir lieber gewesen.

Mein Eindruck:
Sehr gute Mittelalter-Fantasy mit interessanten und teilweise vielschichtigen Charakteren. Und auch wenn der Schwarz-Weiß-Charakter manchmal überhand nimmt, gönnt die Autorin selbst den abgrundtief bösen Figuren einige menschliche Momente, so dass ihr Handeln wenigstens in Teilen verständlich scheint. Und auch die „Guten“ haben ihre hintergründigen Augenblicke, um ihr Leben oder ihre Ziele nicht zu verlieren.
Dazu ein guter Schuss Magie und schön gestaltete Orte. Egal, ob Arena, Schwarzkliffs Gänge, der Markt des Dorfs oder die Wüste, die Schilderungen davon lassen die Gegebenheiten gut vor dem geistigen Auge entstehen.
Außerdem gefällt mir als LeserIN, dass die Autorin viele starke Frauen – im Guten wie im Schlechten – erdacht hat, die von den Männern gerne unterschätzt werden.

Leider gibt es jedoch einen großen Schwachpunkt in dem Buch: Auch für eine Reihe um Laia und Elias, deren Start „Die Herrschaft der Masken“ sein soll, bleiben viel zu viele Fragen offen, das Ende ist absolut unfertig und der Lesende bleibt dadurch ein wenig enttäuscht zurück.
Aber dadurch ergeben sich genügend Möglichkeiten, die Charaktere und die Geschichte um sie herum weiterzuspinnen.

4 Sterne

Bewertung vom 24.05.2015
Bloody Rosemary / Heidi Green und Frederick Collins Bd.2
Mylius, Katharina M.

Bloody Rosemary / Heidi Green und Frederick Collins Bd.2


gut

Rosmarin steht für "Erinnerung"

Zum Inhalt:
In Oxford wird die Sterneköchin Rosemary tot in der Küche ihres Restaurants aufgefunden, - erstochen mit einem Fleischspieß. Die ermittelnden Beamten Heidi und Frederick stellen fest, dass die Dame sich viele Feinde gemacht hat und deshalb den Spitznamen "Bloody Rosemary" führte. Aber dann passiert der zweite Mord und wieder wird ein Rosmarin-Zweig in der Hand des Opfers gefunden. Und Rosmarin heißt "Erinnerung".

Mein Eindruck:
Die Autorin hat nicht nur ein überaus sympathisches Ermittlerteam kreiert, sie beschreibt auch die Umgebung in Oxford auf eine vortreffliche Weise. Zusätzlich stellt sie Frederick und Heidi Kollegen und einen Freundes- und Familienkreis an die Seite, die Charakter und Ausstrahlung zeigen.
Leider können der Fall und die mit ihm verbundenen Personen genau deshalb nicht ganz mit dieser guten Grundlage einer Krimireihe mithalten. 230 Seiten (für den Krimi) sind einfach zu wenig für den Anspruch, ein Team mit Hintergrund, eine Stadt mit historischer Bedeutung und eine Geschichte mit mehreren möglichen Motiven, (zu) vielen Verdächtigen und einigen Verwicklungen darzustellen. So fehlt die Tiefe und das ist insbesondere deshalb schade, weil die Autorin eine eingängige Schreibe hat (das Buch ist so wegzulesen) und die Geschichte gut und stimmig entwickelt ist. Alle Motive und Verdächtigen werden nur angerissen und abgearbeitet, statt sich ausführlich mit ihnen zu befassen. Das Ende gerät deshalb sehr abrupt und das Handeln der mordenden Person ist nur in Teilen nachvollziehbar.
Die Rezepte zum Schluss sind ein nettes Extra, meines Erachtens hätten die 20 Seiten auf den Roman verwendet oder in der Geschichte mindestens ein Motiv und ein paar Verdächtige gestrichen werden sollen.

Mein Fazit:
Beim nächsten Mal weniger Komplikationen im Privatleben, etwas mehr Charakter bei Opfer und Tatverdächtigen.....

..... oder mehr Seiten!

Bewertung vom 14.05.2015
Die Suche
Louth, Nick

Die Suche


gut

Weniger wäre mehr gewesen

Zum Inhalt.
Auf einem Flug nach Amsterdam werden Mücken freigesetzt, die einen neuartigen Malaria-Erreger tragen. Gleichzeitig verschwindet die Forscherin Erica, die zu dieser Krankheit möglicherweise eine bahnbrechende Entdeckung gemacht hat, spurlos. Ihr Freund Max - früher bei der Küstenwache, heute Künstler - versucht sie zu finden und gerät bald zwischen die Fronten von Pharmaindustrie, holländischer Polizei, international agierenden Geheimdiensten und brutalen Killern.

Zum Cover:
Okay, es ist bedrohlich. Aber sonst? Kein Kampf im Wasser in diesem Roman - und es wird wahrlich viel Blut vergossen!

Mein Eindruck:
Die Story ist intelligent konstruiert, die Moral ist bestechend, die Geschichte spannend und zum Schluss schließt sich der Kreis von Vergangenheit, Zukunft, Schuld und Sühne perfekt und auf pfiffige Weise.
Trotzdem bin ich nicht überzeugt, und das liegt leider vor allem an der Hauptperson, aber auch an den weiteren Figuren, die so unglaubwürdig sind, dass nur James Bond Beifall klatschen würde. Warum muss Max ein Mann mit Kampferfahrung sein? Und warum tauchen auf einmal ganz viele absolut unrealistisch agierende Typen auf - egal, ob gut oder böse? Durchschnitt ist in diesem Roman keine Seele, - und das ist total schade. Wenn sich der Autor auf die Story um Malaria, Forschung, das Geschehen vor 20 Jahren und die Pharmaindustrie und deren Machenschaften beschränkt und nicht den Supermax-Superverbrecher-Supergeheimdienst-Weg beschritten hätte, wäre das Buch insgesamt glaubwürdiger und vor allem viel erschreckender geworden. So wird die Geschichte aufgepimpt, obwohl das überhaupt nicht nötig gewesen wäre, weil sie ausreichend Potenzial in sich trägt, ohne Bondgirls und Superbösewichtern zu bestehen. Denn weil alle Figuren so "besonders" sind, fehlt es total an Identifikationsmöglichkeiten und mir persönlich geht ein wichtiger Aspekt von Spannung flöten.

Fazit:
Sehr gute Grundidee, spannende Verwicklungen, durchdacht bis in den letzten Satz. Leider jedoch mit Charakteren im Überschallbetrieb.

3 Sterne

Bewertung vom 28.04.2015
Tödliches Endspiel
Geismar, Werner

Tödliches Endspiel


sehr gut

Kölscher Klüngel auf brasilianisch

Bruno Böllmann ist ein kleiner Anwalt und ein großer Fan des einzig wahren Fußballvereins: Des 1. FC Köln! Deshalb lässt er sich gerne bei den Vertragsverhandlungen mit dem kommenden brasilianischen Superstar einspannen.

Aber leider kommt es, wie es in Köln immer kommen muss: Plötzlich wollen alle etwas vom Kuchen abhaben, jeder schießt gegen jeden (buchstäblich) und Bruno findet sich im Sumpf der international agierenden Wettmafia wieder. Schlussendlich muss er sich sogar nach Brasilien begeben, um seine Zulassung und dem FC den Star zu retten.

Das Cover spiegelt diese Gemengelage wunderbar: Geißbock, Dom, Fußballfeld und Zielscheibe, - perfekter kann man das Leben um den Verein nicht gestalten.

Mein Eindruck:
Ich gebe zu, dass der Krimi vollkommen überdreht und unrealistisch ist. Dabei wird die Geschichte jedoch so augenzwinkernd erzählt und mit so vielen urigen Typen angereichert, dass man sich wie in einem James Bond Film fühlt: Total abgefahren, aber trotzdem gut.

Böllmann hat das Pech, dass ihn niemand aufrichtig mag (noch nicht einmal die Verwandtschaft). Seine Freunde nutzen ihn aus, seine Sekretärin verachtet ihn, seine Ex-Kollegin und Ex-Geliebte ist mit dem größten Teil der Klienten durchgebrannt, aber ihm bleibt immer noch die Liebe zum FC. Es ist bewundernswert, wie viele eigentlich ausweglose Situationen Geismar für seinen Helden ersinnt, aus denen dieser sich mit Herz, Schnauze und unerlaubten Würgegriffen wieder zu befreien vermag. Genau diese Absurditäten machen den Charme des Krimis aus, der sein Personal aus absoluten Unikaten bis an die Grenzen der Vernunft agieren lässt. Besonders schön lesen sich die Machenschaften innerhalb des Vereins (Sportdirektor gegen Präsident, Spieler gegen Trainer, Spielerberater gegen alle), die bei mir den spontanen Gedanken aufblitzen ließen: Jenau esu isset!

Fazit:
Die Wahrheit ist auf dem Platz, das Runde muss in das Eckige und diesem Buch wünsche ich einen Platz auf Lukas Podolskis Nachttisch.

Bewertung vom 27.04.2015
Strandperlen (eBook, ePUB)
Janz, Tanja

Strandperlen (eBook, ePUB)


gut

Fischbrötchen

Zum Inhalt:
Die sich noch unbekannten Cousinen Insa und Stephanie erhalten unerwartet Post von einem Anwalt in St. Peter Ording. Voller Erstaunen stellen sie fest, dass die ihnen ebenfalls unbekannte Tante Lilo stolze Pächterin der "Strandperle" ist, diese aber aus Krankheitsgründen nicht mehr bewirten kann und deshalb ihren Nichten überlässt. Leider ist die Strandperle nur ein abgewrackter Campingplatz, aber mangels Alternative (Insa ist arbeitslos, Stephanie hat gerade ihren untreuen Ehemann verlassen) raufen sich die beiden Damen zusammen, beginnen sich zu behaupten und ihre Zukunft in Nordfriesland zu gestalten.

Mein Eindruck:
Teilweise sehr witzig, aber absolut vorhersehbar und viel zu kurz. Dadurch versäumt es die Autorin, einige Sachen aufzuklären, die sie überaus geheimnisvoll eingeführt hat. Zum Beispiel gibt es ein ominöses Telefongespräch von Lilo und dem Campingplatz-Faktotum mit einigen Andeutungen, die jedoch allesamt zu nichts führen. Oder der Umstand, das plötzlich der verlassene Ehemann ein Mandat ausübt, welches eigentlich schon sehr lange hätte bestehen müssen (also noch vor dem Campingplatz-Abenteuer seiner Gattin), - so viel Schmiergeld kann gar nicht fließen, als dass dieses glaubwürdig ist.
Und auch wenn die Geschichte wirklich viel Platz zum Schmunzeln bietet, wird man das Gefühl nicht los, dass die Autorin nur für eine bestimmte Zahl von Seiten das volle Gehalt erhalten hat und bei weiteren Wörtern Abzüge befürchten musste. Das Ende kommt nämlich nicht nur urplötzlich und überrollt die Leser/innen fast wie ein übergroßer Friede-Freude-Eierkuchen. Nein, es ist dazu absolut abrupt, unvollständig und bietet dadurch Platz für die wohl jetzt schon geplante Fortsetzung.
Dennoch mag ich nicht zu viel meckern. Das Buch ist garantiert als Strandlektüre geplant und bietet dafür den passenden (leicht seichten) Tiefgang.

Fazit:
Ein Buch wie ein Krabbenbrötchen. Liegt nicht schwer im Magen, hält aber auch nicht lange vor.

3 Sterne