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Kleeblatt
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Berlin
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Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2013
Oma packt aus
Kanitz, Brigitte

Oma packt aus


ausgezeichnet

Die Frage, die ich mir nach dem ersten Buch über die Familie Lüttjens "Immer Ärger mit Opa" stellte war, ob man diesen Erfolg wiederholen kann. Die Antwort lautet klar und deutlich: Ja, man kann und das hat die Autorin Brigitte Kanitz mit ihrem Folgeband "Oma packt aus" gezeigt.
Wieder ist es ihr gelungen, den Leser in die Welt der leicht verrückten und chaotischen Familie hineinzuziehen.

Nele, die erfahren hatte, dass man sie als Säugling auf der Schwelle von Familie Lüttjens abgelegt hatte, wusste bis jetzt nichts über ihre Herkunft.
Nun taucht aber urplötzlich Irene Wedekind auf und stellte sich als leibliche Mutter von Nele vor. Auch wird jetzt endlich das Geheimnis gelüftet, warum Nele einen etwas dunkleren Teint hat als alle anderen. Ihr Vater ist ein Italiener, wahrscheinlich einer von der Mafia.
Kaum hat Nele die Neuigkeiten verdaut, beschließt sie, sie will nach Italien, um nun auch ihren Vater kennenzulernen. Gesagt, getan. Da in dieser Familie Alleingänge ohnehin nicht möglich sind, macht sich die komplette Familie Lüttjens inklusive Irene und ihrem "Riesenkalb" Rüdiger in einem quietschbunten Transporter auf den Weg nach Italien ...

Wieder hat man einen Roman über die Familie Lüttjens vor sich, in dem es turbulent zugeht.
Jeder Einzelne hat seine diversen Macken beibehalten. Oma Grete und ihre Schwester Marie sind wie gehabt "Ein Herz und eine Seele", schadenfroh und zickig, wenn es um die jeweils Andere geht. Die Beiden an sich machen dieses Buch schon lesenswert.
Hinzugesellt hat sich in diesem Buch ein großes Geheimnis um Paul Liebling, Neles Freund. Was ist mit ihm, er verschwindet einfach und vertröstet Nele auf später. Nele redet sich alles ein wenig schön, traut sie ihrem Liebsten doch nichts böses zu.
Neue Protagonisten finden sich ein, die das Chaos der Familie nahezu komplett machen. Irene Wedekind und ihr "Schoßhündchen" Rüdiger, der einem Pony von der Größe her glatt Konkurrenz machen könnte. Die Eigenarten dieses Hundes sind schon erstaunlich, kann er doch bei frischen Brötchen nicht widerstehen und frisst Kuchen, bis ihm schlecht ist, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Nicht zu vergessen die neu hinzugekommene italienische Verwandschaft, Vater, Onkel, Großvater, Cousins und und und...
Missverständnisse und Turbulenzen sind vorprogrammiert, sehr zur Freude des Lesers.

Das lange Warten auf den 2. Teil mit der Familie Lüttjens hat sich gelohnt. Man hält ein Buch in den Händen, das man so schnell nicht wieder weglegt, hat man erst einmal mit dem Lesen begonnen.
Die Protagonisten sind chaotisch, aber ausgesprochen liebenswert. Man muss diese Familie einfach lieben.
Ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass es eine Fortsetzung mit dieser Familie geben wird, bei der Chaos, Missverständnisse, aber auch Liebe zu Hause sind.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2013
Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande
Gricksch, Gernot

Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande


ausgezeichnet

Sie sind die Kirschkernspuckerbande, Piet, Sven, Petra, Susann, Bernhard und Dille.
Piet und Sven kennen sich von klein auf, die sind Nachbarsjungen und mehr oder weniger zusammen aufgewachsen. Als Svens Vater von heute auf morgen verschwindet, ist Piets Vater zu Sven wie ein Vater.
Nachdem die beiden 5 Jahre sich allein hatten, zog Petra mit in ihre Straße und gesellte sich mit zu den beiden Freunden.
Während der ersten Tage in der Schule lernen sie die anderen Freunde kennen und bilden von da an eine Einheit.

Sie sind alle im Jahr 1960 geboren und der Leser hat das Vergnügen, die 6 Protagonisten durch 4 Jahrzehnte zu begleiten.
Die 6 schweißt eine Freundschaft zusammen, die Höhen und Tiefen ausmacht. Schon beim Kennenlernen gibt es Eifersüchteleien, aber auch gegenseitige Hilfe.

Der Prolog des Buches beginnt mit Piets 40. Geburtstag, der gleichzeitig auch ein Tag der Trauer ist. Einer der Kirschkernspuckerbande wird an genau diesem Tag zu Grabe getragen. Es wird kein Name genannt.
Während ich teil nahm an dem Wandel der Persönlichkeiten der einzelnen Protagonisten, verschob sich die Ahnung, die ich anfangs hatte, immer wieder auf eine andere Person. Viele Dinge sind im Lauf der 40 Jahre passiert, manch einer der Bande befand sich in einem tiefen Loch, rappelte sich wieder auf, ein anderer, der nicht zeigen konnte, wie es ihm wirklich geht, blieb unten liegen. Es war ein ständiger Wandel vorhanden.

Neben dem Miterleben der Freundschaft, des Füreinander daseins und der tiefen Bindung untereinander war dieses Buch ein Trip in meine eigene Vergangenheit.
Ich bin fast zur gleichen Zeit wie die 6 Protagonisten geboren worden und konnte viele Dinge, wie zum Beispiel angesprochene geschichtliche Ereignisse noch einmal aus meiner Sicht Revue passieren lassen. Vieles hatte ich vergessen, das wieder in Erinnerung gebracht wurde. Sei es das erste "handliche" tragbare Telefon, die Übertragung der ersten Mondlandung oder auch nur die Erinnerungen an die damalige Musik.

Ich musste oft schmunzeln und wurde auch nachdenklich.
Es ist ein Buch der Freundschaft, Liebe, des Zusammenhalts und der Hoffnung. Ein wenig geschichtliches der Jahre 1960 bis 2000 helfen dem Leser, die Zusammenhänge zu verstehen.

Obwohl ich nicht sagen möchte, dass das Buch Jüngere nicht anspricht, möchte ich behaupten, dass meine Generation, die also fast zeitgleich wie die Protagonisten sind, die größte Freude an dem Buch haben werden.
Mir hat es sehr gut gefallen und ich empfehle es gern weiter.

Bewertung vom 15.07.2013
Bis in den Tod hinein / Kommissar Boesherz Bd.1
Kliesch, Vincent

Bis in den Tod hinein / Kommissar Boesherz Bd.1


sehr gut

Severin Boesherz ist nach Berlin gezogen, um beim LKA als Ermittler zu arbeiten. Für seinen Einstand wird ihm gleich eine Mordserie übertragen, die bestialische Morde hervorgebracht hat. Die Toten wurden vom Mörder mit einer Zahl versehen, scheinbar willkürlich, da sie nicht in chronologischer Reihenfolge auftraten.
Ein weiterer Ermittler des LKA, Dennis Baum, ist mit dem Fall betraut worden, ein bekanntes Model zu finden, das von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden ist.
Den Ermittlern wird die Psychologin Linda Bartholy zur Seite gestellt, die als Expertin für Serienmörder gilt.
Wird es ihnen gemeinsam gelingen, den Serienmörder, den sie Jack genannt haben, zu finden und auch das verschwundene Model Tanja von Beuten?

Severin Boesherz ist ein Ermittler, den man sich so im wahren Leben nicht verstellen würde. Immer im Anzug gekleidet, ein Opernliebhaber und Weinkenner. Er ist Single, datet aber Frauen, bei denen es keine schafft, seinen Anforderungen zu genügen. Er hat die Gabe, alles zu sehen und werten zu können. Wo ein anderer nur oberflächlich am Lack kratzt, da sieht er die Zusammenhänge und kann sie für sich nutzen. Das funktioniert nicht nur im privaten Bereich, sondern ist seine große Stärke während der Ermittlungen. Er strahlt etwas unnahbares aus, was ihn auf den ersten Blick nicht gerade sympathisch erscheinen lässt.
Severin Boesherz ermittelt auf die ihm eigene Art und Weise und das mit großem Erfolg.
Während seiner Ermittlungen gerät er selbst auch ins Visier des Mörders.

Vincent Kliesch ist es gelungen, langsam Spannung aufzubauen, obwohl er gleich zu Beginn mit einem recht grausamen Mord beginnt. Zum Ende zu nahm sie noch rasant zu und endete mit einem für mich überraschenden Ende.
Was mir anfangs gleich ein wenig die Fahrt nahm, war die Tatsache, dass der Autor sehr schnell den Täter benannte. Von da an konnte man die Handlung aus der Sicht der Ermittler sowie aus der des Täters verfolgen. Ich persönlich hätte es besser gefunden, wenn man sich langsam an den Täter "herangeschlichen" hätte.

Alle losen Enden finden nach der Auflösung der Mordfälle ihren Abschluss. Als Leser fragt man sch schon zwischendurch, wo genau denn die Reise hingehen möge. Egal, wie ich die Ereignisse und Geschehnisse auch drehte und wendete, sie brachte mich dem Ziel keinen Schritt näher.

Mit Severin Boesherz tritt in die Reihen diverser Ermittler ein neues Gesicht, das es sich lohnt, kennenzulernen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2013
Genau mein Beutelschema
Lehmann, Sebastian

Genau mein Beutelschema


sehr gut

Mark, 31, wohnt in Berlin Tiergarten. Keiner wohnt in Tiergarten, deshalb sucht er sich seine Freizeit auch anderswo, beispielsweise in Neukölln. Dort wird er in einer Bar von einer Frau zum Tanzen aufgefordert, die sich als Christina Aguilera vorstellt, nachdem er sich Marky Mark genannt hatte. Sie ist mit Dr. Alban dort, der ihr WG-Mitbewohner ist.
Irgendetwas hat sie an sich, das Mark anspricht, denn als sie plötzlich mit Dr. Alban verschwindet, wünscht er sich nichts sehnlicher, als sie wiederzusehen, aber wie soll das funktionieren, wenn man in Berlin wohnt.
Dass Berlin scheinbar doch ein Dorf ist, stellt er am nächsten Tag fest, als er zufällig auf Dr. Alban trifft, der ihm einen Hinweis auf seinem unbeschriebenen Stoffbeutel hinterlässt, wo er Christina wiedersehen kann ...

Der Autor Sebastian Lehmann stellt dem Leser mit diesem Buch sein Erstlingswerk vor. Mit einem eigenen feinen Humor spricht er hauptsächlich die Altersklasse zwischen 20 und 30 Jahren an.
Mark lernt in einer Bar Christina kennen. In dieser Bar wird zum größten Teil Musik aus den 90-er Jahren gespielt, Musik, an die man sich erinnert, wenn man die Zeit bewusst erlebt hat.
Mark jedoch ist von dieser Zeit genervt, hat er sie doch schon in den 90-er Jahren von hinten bis vorne gekannt und jetzt die Retromusik dieser Zeit kann er schlecht tolerieren. Er ist genervt.
Christina hingegen, 21 Jahre alt, war damals noch ein Kind, so dass sie voll auf die Musik abfährt. Sie ist eine ausgesprochene Partygängerin.

Eigenartige Dinge passieren in Berlin. Immer öfter hört man, dass Personen aus Neukölln morgens in der U-Bahn Kurfürstenstraße wach werden und nicht wissen, wie sie dort hin gekommen sind. Wer will schon freiwillig nach Tiergarten, wenn man aus Neukölln kommt? Auch sieht man immer wieder Kaputzen tragende Typen auf der Straße.
Was hat das alles zu bedeuten?

Auch ich habe mich mit dieser Frage beschäftigt, kann man sich als Leser, auch wenn man aus Berlin kommt, darauf keinen Reim machen.
Der Autor hat sich intensiv mit den Berliner Bezirken Neukölln und Tiergarten vertraut gemacht und hat das dort vorhandene Ambiente sehr gut studiert und wiedergegeben.
Einiges habe ich wiedererkannt, anderes war mir neu. Der Autor hat mir eine Szene gezeigt, die altersmäßig nicht mehr meine ist, so dass ich mich persönlich mit vielen Sachen nicht mehr identifizieren konnte. Schon allein beim übermäßigen Alkohol- und dem gelegentlichen Drogenkonsum sträubt sich mein Gefieder. Ob die Partyszene wirklich real wiedergegeben ist oder ob es künstlerische Freiheit des Autoren war, kann ich nicht sagen, mich sprach dieses nicht an.

Was mir gefallen hat, war der humorvolle Schreibstil des Autoren, der mich ab und an schmunzeln ließ.
Einige Dinge schienen mir jedoch recht weit von der Realität entfernt zu sein, als Beispiel das Thema Klone. Auch die laxe Einstellung zur Arbeit von Mark hält der Realität sicherlich nicht stand.
Verwundert hat mich, dass weder Mark noch Christina das Bedürfnis hatten, den wahren Namen des jeweils anderen erfahren zu wollen.

Ich habe lange überlegt, wie ich das Buch bewerten soll, ich schwankte zwischen 3 und 4 Sterne. Halbe Pfoten vergeben wir nicht, so dass ich mich aufgrund des humorvollen Stils doch für 4 Sterne entschieden habe.
Bei der Lesung mit dem Autoren habe ich bemerkt, wie die jungen Leute auf das Buch reagiert haben, von daher kann ich sagen, dass ich für dieses Buch definitiv zu alt bin.

Bewertung vom 29.06.2013
Die Sekte / Mission Munroe Bd.2
Stevens, Taylor

Die Sekte / Mission Munroe Bd.2


ausgezeichnet

Vanessa Michael Munroe lebt zurückgezogen mit ihrem Lebensgefährten in Marokko. Nachts kommen die Albträume und sie erlebt viele ihrer Kämpfe immer und immer wieder, so dass sie sich genötigt sieht, ihren Schlaf mit Drogen ruhig zu stellen.
Eines Tages kommt ihr alter Freund Logan auf sie zu und bittet um Hilfe. Seine Tochter Hannah wurde vor Jahren von der Sekte "Die Erwählten" entführt, der er und die Mutter des Kindes entkommen waren. Seit 8 Jahren ist er auf der Suche nach ihr und nun glaubt er, den Aufenthaltsort von Hannah gefunden zu haben - Argentinien.
Um diesen Auftrag anzunehmen, muss Michael zuerst zurück in die USA, wo sie auf 2 weitere Sektenaussteiger, Gideon und Heidi, treffen. Nach ein paar Vorbereitungen machen sich alle vier auf den Weg nach Argentinien, um die kleine Hannah aus den Klauen der Sekte zu befreien.
Michael vermutet, dass ihre drei Begleiter etwas vor ihr verbergen und jeder seine eigenen Interessen hat. Kann sie ihnen trauen und wird es ihnen gelingen, Hannah aus der Sekte herauszuholen? ...

Endlich ist der zweite Teil von Mission Munroe da und wieder hat Michael eine Aufgabe zu bewältigen, die ihr alles abverlangt.

Als ihr langjähiger Freund Logan sie bittet, ihm bei der Rettungsaktion von Hannah zu helfen, kann sie sich erst nicht wirklich dazu entschließen, aber die Loyalität zu Logan siegt letztendlich.
Sie ist froh, dass sich zu den drei ehemaligen Sektenmitglieder auch noch ihr langjähriger Freund Miles Bradford gesellt, der in der Lage ist, ihr den Rücken freizuhalten.
Hauptaugenmerk liegt anfangs auf die Lokalisation von Hannah. Die Sektenmitglieder leben in "Oasen", die einem ständigen Ortswechsel unterliegen, damit die Geheimhaltung gewährleistet werden kann. Als sie Hannah ausgekundschaftet haben, versucht Michael, sich in die Sekte einzuschleusen, was bei dem Misstrauen gegenüber Neuen nicht ganz einfach ist.
Da Michael selbst in einer Sekte aufgewachsen ist, weiß sie auch, wie die Anführer dort ticken und kann sich darauf einstellen.

Der Roman erzählt abwechselnd aus der Sicht von Hannah und der von Michael.
Die Autorin beschreibt ein wenig das Leben in der Sekte. Sie lässt dabei nichts aus, wie Abhängigkeit, Kindesmissbrauch, das Betteln der Mitglieder, die Gehirnwäsche. Den Kindern wird schon von klein auf beigebracht, dass sie nur innerhalb der Sekte existieren können, außerhalb ist "Die Leere", wo man nicht mehr von Gott beschützt wird.
Es scheint tatsächlich so zu sein, dass Aussteiger oftmals mit der Realität nicht klarkommen.

Wie schon im ersten Teil "Die Touristin" ist auch hier wieder Michael die Hauptakteurin, die die Befreiungsaktion mehr oder weniger im Alleingang bewerkstelligen will. Die Gewaltbereitschaft ist sehr hoch und brutal geht es ebenfalls wieder zu. Sie ist schnell, effizient in dem was sie tut und absolut verlässlich.

Die Geschichte ist ständig im Fluss, sie ist spannend geschrieben und fordert den Leser heraus. Der Leser erhält Einblicke in das Leben und Wirken in einer Sekte, wobei "Die Erwählten" hier für alle sprechen können. Das Thema ist recht allgemein gehalten, so dass es sich auch auf andere Sekten übertragen lässt.

Mich hat die Geschichte wieder in Atem gehalten und fasziniert, so dass ich sie gern weiterempfehle.

Bewertung vom 27.06.2013
Linksträger / Robert Süßemilch Bd.3
Boltz, Tim

Linksträger / Robert Süßemilch Bd.3


sehr gut

Dieser Roman ist der 3. und abschließende Teil der Trilogie um den Protagonisten Robert Süßemilch.

Nicht genug, dass Robert der Leidtragende bei Janas nächtlichen Schwangerschaftsgelüsten ist, nun soll er auch noch nachweisen, dass der Zukünftige ihrer Cousine Nora schwul ist. Aber wie zum Teufel soll er das machen? Um nichts in der Welt will er sich darauf einlassen, aber der Deal, den er mit Jana abschließt, ist auch nicht ohne. Die Aussicht darauf, keine nächtlichen Auftragsfahrten mehr ausführen zu müssen und das auch noch bis vier Wochen und 3 Tage nach der Geburt, lässt ihn zustimmen, es wenigstens zu versuchen.

Diese Versuche, dahinter zu kommen, ob Falco, der Freund von Nora, schwul ist oder nicht, lassen den Autor Tim Boltz zu Höchstform auflaufen. Dem Ideenreichtum sind wirklich keine Grenzen gesetzt.

So verspricht er sich Hilfe von Frau Frederike Kuhlig-Semmrau, die sie sich zur Schwangerschaftsbegleitung ausgesucht haben. Diese macht ebenfalls Mediationscoaching, Eheberatung auf tibetanische Chakrenlehre und ist Mitglied im Deutschen Verband der Schamanen und Esoterikfreunde e.V. Eben diese fragt er, woran man erkennen kann, dass jemand schwul ist. Sie erzählt Robert von dem früheren Motto - links ist cool, rechts ist schwul - und das bezogen auf das beste Stück des Mannes. Nun wäre es ja das einfachste, einfach mal selbst nachzusehen, aber so plump ist nicht mal Robert, also muss er sich was einfallen lassen.

Ich bin inzwischen in einem Alter, wo ich dachte, ich hätte schon eine ganze Menge gehört oder gelesen, aber was Frederike Kuhlig-Semmrau zum besten gibt über die unterschiedlichsten Tragegewohnheiten der männlichen Genitale, ließen selbst meinen Mund offen stehen. Aus denen lässt sich selbstverständlich auch schließen, ob schwul oder nicht, keine Frage.
Ich habe mich köstlich amüsiert, ja sogar laut gelacht, weil mein Kopfkino wieder hervorragend funktionierte.
Ausgerüstet mit den umfassenden Auskünften durch Frau Kuhlig-Semmrau begibt sich Robert nun ans Werk, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Der Weg zur Erkenntnis ist reichlich mit diversen Fettnäpfchen bestückt, die Robert aber auch alle mitnimmt.

Es ist mehr als ein Vergnügen, Robert bei seiner Aufgabe zu begleiten. Bei einigen Gelegenheiten ahnt man als Leser bereits, wie es ausgehen wir. Ich gönnte mir beim Lesen die Schadenfreude, die ich empfand, ihn in diesen Situationen zu erleben. Es ist so erfrischend, lachend daneben stehen zu können und zu beobachten, wie sich Robert abquält.
Er ist ein sehr sympathischer Protagonist, bei dem ich zumindest nicht wusste, soll ich ihn auslachen oder ihn bemitleiden. Ich habe mich für das mitlachen entschieden und es nicht bereut.

Obwohl es bereits der 3. Teil war, ist es für mich das erste Buch, das ich von Tim Boltz gelesen habe. Man hat keine Schwierigkeiten, in das Buch hineinzukommen, auch wenn man die ersten beiden Teile nicht kennt. Aber es macht bestimmt noch mehr Spaß, wenn man sie der Reihe nach gelesen hat. Ich werde das nun nachholen.