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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2012
Schatten des Dschungels
Brandis, Katja;Ziemek, Hans-Peter

Schatten des Dschungels


sehr gut

Das Buch spielt in einer sehr nahen Zukunft, so dass man sich gut in das beschrieben Szenario hineinversetzen kann. Beim Lesen dachte ich häufig daran, dass meine Tochter in diesem Jahr fast genauso alt wie die Protagonistin Cat sein wird und überlegte oft, ob es die im Buch erwähnten Errungenschaften im Bereich der Technik dann wirklich schon alle geben wird. Die Autoren haben sich hier einiges einfallen lassen, wovon manches wirklich wünschenswert zum Schutz der Umwelt wäre.
Das Buch beginnt mit einem sehr temporeichen und eindringlichen Prolog, in dem sich die Ich-Erzählerin Cat auf der Flucht quer durch Dschungel Guyanas befindet. Doch bevor es für Cat, Falk und einige weitere Umweltschützer in den Dschungel geht, lernt der Leser zunächst die Protagonisten im ersten Teil des Buches "Die Stadt" kennen. Dieser Abschnitt der Geschichte zog sich für mich leider etwas in die Länge, vollgespickt mit allerlei Informationen kommt hier noch keine Spannung auf. Man lernt Cat und ihre Aktivitäten kennen, wohnt ihrem Kennenlernen von Falk bei und erfährt einiges über ihre Familie und das Leben im Jahre 2025. Cats Leben und ihr Umfeld sind sehr gut und lebensnah geschildert, doch die Hauptprotagonisten selbst blieben für mich leider unnahbar. Cat engagiert sich zwar bereits zu Anfang für die Umwelt, doch wirkt sie wie eine bloße Mitläuferin, die bei dem geringsten Widerstand den Kopf einzieht, und Falk macht einen undurchsichtigen Eindruck, so dass man nicht das Gefühl bekommt ihn wirklich kennenzulernen. Durch den äußeren Schein erwecken daher zunächst weder Cat noch Falk Sympathien beim Leser und die Geschichte konnte mich daher zunächst nicht für sich einnehmen. In der späteren Entwicklung der Geschichte zeigt es sich dann allerdings, dass diese Charaktereigenschaften relevant für den weiteren Fortgang der Geschichte sind. Zu Beginn punkten viel mehr die Nebencharakter, wie Falks witziger und sympathischer Freund Pancake, Cats Schwester Juliet und Cats Kommilitone an der International Academy Munich Andy, der wie Falk Interesse an Cat zeigt. Insgesamt gelingen den beiden Autoren jedoch durchweg gelungene Charakterzeichnungen, die starke Gefühle beim Leser hervorrufen.
Im zweiten Teil des Buches "Der Dschungel" steigen das Erzähltempo und die Spannung der Geschichte jedoch rasant an, so dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Den zweiten wesentlich längeren Abschnitt des Buches habe ich in sehr viel kürzerer Zeit verschlungen als den ersten! Cat zieht nun auch die Sympathie des Lesers auf ihre Seite, in dem sie Rückgrat beweist und eine sehr schwere, aber im Endeffekt richtige Entscheidung trifft. Dieser Abschnitt hat eine sehr dichte und greifbare Atmosphäre. Cat erlebt den Dschungel hautnah und als Leser fühlt man sich beinahe so, als würde man den Weg und die Gefahren, die auf ihm lauern, an ihrer Seite bestreiten.
Den Titel des dritten und letzten Abschnitts des Buches werde ich nicht verraten, da er meiner Meinung nach viel über den Verlauf der Geschichte und das Geheimnis des Forschertrupps um Falk verrät.
Nach einem etwas langsamen Einstieg entwickelt sich der Roman zu einer sehr atmosphärischen und fesselnden Geschichte über den Regenwald - einer der faszinierendsten Lebensräume der Erde - und die Bedrohungen und rücksichtlose Zerstörung, denen er durch die Menschheit ausgesetzt ist. Brandis und Ziemek entwerfen ein glaubwürdiges Szenario, was die Menschheit sich selbst mit der Zerstörung ihrer Umwelt antut, und wie wichtig es ist rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, bevor wir uns selbst in einen Abgrund stürzen, aus dem kein Weg zurückführt! Des Weiteren wird glaubwürdig das Thema behandelt, wie weit man aus Freundschaft und Loyalität gehen darf und dass man seine Entscheidungen immer mit dem eigenen Gewissen und Wissen vereinbaren muss. Für sein Handeln und seine daraus resultierenden Konsequenzen muss man den eigenen Kopf hinhalten und darf sich nicht hinter dem breiten Rücken einer Gruppe verstecken!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2012
Der Fall Jane Eyre / Thursday Next Bd.1
Fforde, Jasper

Der Fall Jane Eyre / Thursday Next Bd.1


sehr gut

Thursday Next lebt in einer alternativen Variante zu unseren achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Auch wenn unsere Wirklichkeit damals schon eine bizarre Zeit war, so ist dieses Jahrzehnt in Thursdays Welt noch verrückter, unglaublicher und durchgeknallter: in Wales herrscht eine kommunistische Diktatur, der Krimkrieg ist nie zu Ende gegangen und als ob das alles nicht schon abgedreht genug wäre, sind Zeitreisen und Reisen in (und aus) Büchern möglich und Thursday Next gehört einer Einheit von Literatur-Detektiven an, die Verbrechen an der Literatur verfolgt.

Kritik:
Jasper Ffforde wirft den Leser unvorbereitet in die irrwitzige und abgedrehte Welt der Thursday Next hinein. Obwohl Thursday als Ich-Erzählerin fungiert, braucht es eine Weile, um sich in ihrer Welt zurechtzufinden und die agierenden Charaktere auseinanderzuhalten. Da der Plot neben ihrer Gegenwart in den achtziger Jahren auch in einigen Zeitsprüngen - bei denen Thursday unter anderem sich selbst begegnet - und dem Buch "Jane Eyre" spielt, muss man schon immer sehr intensiv mit den Gedanken bei der Sache sein, damit sich das Lesevergnügen hier voll entfalten kann. Auch wenn der Einstieg sich möglicherweise etwas schwierig gestaltet, sollte man auf jeden Fall am Ball bleiben: die Seitenhiebe auf die Welt der Literatur und die Zitate aus Klassikern machen jede Menge Spaß, egal, ob man die zitierten Werke bereits gelesen hat oder nicht. Im ersten Fall von Thursday Next bekommt nicht nur der namensgebende Titel "Jane Eyre" sein Fett weg, immer wieder wird auf das Mysterium "Shakespeare" angespielt. Wer steckte wirklich hinter dem großen englischen Barden? War es wirklich der am 23. April 1564 geborene William Shakspeare oder doch Christopher Marlowe oder Francis Bacon oder der siebzehnte Earl von Oxford??? Tatsächlich lebendig wird Literatur in dem Moment als sich die Handlungen von Thursdays Geschichte und die des Klassikers "Jane Eyre" durch das Ein- und Austreten der Figuren von einer Handlungsebene in die andere miteinander vermischen. Die Dialoge zwischen den modernen und altertümlichen Figuren sind von einem besonderen Wortwitz und nachdem man die Figuren Charlotte Brontës quasi persönlich kennengelernt hat, juckt es einem richtig in den Fingern neben weiteren Fällen Thursday Nexts auch den einen oder anderen Klassiker kennenzulernen, soweit man dies bislang versäumt hat.
Neben der Shakespeare-Frage und dem titelgebenden Roman "Jane Eyre" spielt noch "Martin Chuzzlewit" von Charles Dickens in diesem Roman eine größere Rolle.
Zusätzlich zu dem irrwitzigen Kriminalfall und einem fiesen und skrupellosen Erzschurken gibt es auch ein bisschen was fürs Herz - und zwar nicht nur "Im Fall Jane Eyre" zwischen Edward Rochester und Jane Eyre, sondern auch im Leben von Thursday Next ;)

Aufmachung:
Die einzelnen Kapitel werden von fiktiven Meldungen (aus Gesprächen, Zeitungen oder ihren Biographien) der agierenden Protagonisten eingeleitet. Die Neuauflage der Thursday-Next-Reihe erstrahlt in auffälligen Farben mit einer großformatigen Silhouette im Vordergrund und Elementen des Romans im Hintergrund. Die alten Covergestaltungen haben mich nie angesprochen, so dass ich mich nie näher mit den Romanen beschäftigt hatte, aber dank der Neugestaltung ist mir diese Reihe endlich aufgefallen! Die Kurzbeschreibung zu Beginn des Romans sollte man auf jeden Fall lesen, damit man nicht völlig verloren und planlos in die Handlung stürzt.

Fazit:
Ein verrückter Leckerbissen für Literaturliebhaber, die ihre Helden schon immer einmal persönlich kennenlernen wollten, fernab von der Handlung, die sich ihre Schriftsteller eigentlich für sie erdacht haben ;)

Reihen-Info:
Der Fall Jane Eyre
In einem anderen Buch
Im Brunnen der Manuskripte
Es ist was faul
Irgendwo ganz anders

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2012
Das Mädchen mit den gläsernen Füßen
Shaw, Ali

Das Mädchen mit den gläsernen Füßen


ausgezeichnet

"Das Mädchen mit den gläsernen Füßen" nimmt den potentiellen Leser bereits durch sein atemberaubend schönes Cover in kühlen Farben gefangen. Zum Glück hat sich der deutsche Verlag dafür entschieden das Originalcover des Buches beizubehalten, denn nach dem Lesen der Geschichte muss ich sagen, dass das Cover nicht nur wunderschön ist, sondern auch perfekt zum Inhalt passt. Das Bild wirkt so winterlich, farblos und auch ein bisschen kalt, wie das Glas, das von den Füßen anfangend dabei ist von Ida Besitz zu ergreifen, Ida, das Mädchen mit den gläsernen Füßen. Doch woher rührt dieser Fluch oder seltsame Verwandlung? Ida versteht es selbst nicht und kehrt daher in das Ort St. Hauda's Land zurück, denn hier erzählte ihr im Sommer ein alter Mann von einem zauberhaften Wesen, dass Menschen in strahlendes Weiß verwandelt, wenn es ihnen in die Augen blickt, doch damals glaubte Ida nicht an diese Geschichte. Wer glaubt schon an Märchen und Wunderwesen in der heutigen Zeit, wenn er ihnen nicht selbst begegnet ist?
Doch statt den alten Mann, der Ida bei der Lösung ihres Problems helfen könnte, trifft sie zunächst auf den menschenscheuen und verbitterten Fotographen Midas, für den Fotografie nicht nur ein Beruf, sondern eine wahre Passion ist. Und er erkennt bereits beim ersten Treffen mit Ida, dass hinter Ida mehr steckt, als auf den ersten Blick zu erkennen ist, doch nicht einmal sein geschultes Auge und das Objektiv seiner Kamera können das Geheimnis aufdecken.
"Das Mädchen mit den gläsernen Füßen" ist eine tiefgründige Geschichte mit fantastischem Einschlag und komplizierten und verschrobenen Charakteren vor einer traumhaften Kulisse. Ich denke, man sollte sich von den im Klappentext und der Kurzbeschreibung erwähnten eigentümlichen Kreaturen nicht zu sehr in Richtung fantastischer Literatur lenken lassen, die Geschichte hat weniger mit Fantasy als mit einer Parabel oder wie bereits erwähnt einem Märchen zu tun.
Ali Shaw schafft es, dass man sich als Leser intensiv mit seinen eigenen Gedanken zum Leben auseinandersetzt. Es ist eine Geschichte über verpasste Chancen, traurige Vergangenheiten und unglückliche Liebe. Die Hauptfigur Midas reflektiert durch seine Passion des Fotografierens die Figuren und versetzt den Leser damit in die Situation, dass er versucht die Protagonisten noch tiefer und aus verschiedenen Blickwinkeln zu durchleuchten. Dadurch beschäftigt man sich automatisch mit seinen eigenen Gedanken zum Leben und der Liebe.
Die Übersetzung ins Deutsche ist in meinem Augen sehr gut gelungen, denn bereits nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte verzaubert. Die Übersetzung stammt von dem Duo Knuffinke/Komina, die bereits einige Bücher aus dem Loewe/script5-Programm kongenial ins Deutsche übersetzt haben.
Die Geschichte ist so zart, so unbeschreibbar schön, so zerbrechlich, dass man kaum glauben kann, dass es sich um das Debüt eines Schriftstellers handelt.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2012
Back mich! / Lecker Bd.4

Back mich! / Lecker Bd.4


ausgezeichnet

LECKER ist die "Tochter" der erfolgreichen Marke kochen & genießen.
Neben "Back mich" sind in der LECKER-Reihe bereits die Bücher "Lecker Kochschule", "ratzfatz gekocht! Die besten Rezepte unter 30 Minuten" und "Hausmannskost De Luxe" erschienen.
Auf die Lecker Backschule wurde ich zunächst durch das ungewöhnlich klingende Rezept des "Schokoladenkuchen mit Roter Bete" und das zuckersüße und mädchenhafte Design aufmerksam. Nach einem näheren Blick auf das Inhaltsverzeichnis war klar: dieses Backbuch muss ich haben!
Der Inhalt ist unterteilt in die Kapitel
* Backschule
* Backen wie Oma
* American Bakery
* Kuchen für Schokoholics
* Cool Cakes
Im Anhang sind die Rezepte außerdem in einem alphabetischen Register aufgeführt.
Auch wenn man bereits über eine umfangreiche Sammlung an Backbüchern verfügt, lohnt sich die Anschaffung der Lecker Backschule. Neben dem bereits erwähnten Schokoladenkuchen mit Roter Bete findet man hier auch ein Rezept für Schoko-Zucchini-Brownies mit Cashewkernen, und nachdem sich der Schokoladenkuchen mit Roter Bete als der beste Schokoladenkuchen aller Zeiten entpuppt hat, weiß ich, was im Sommer mit der Zucchinischwemme passiert: ein Teil dieses Kürbisgewächses darf sich auf ein Stelldichein mit Schokolade und Cashewkernen in dem in diesem Buch vorgestellten Browniesrezept freuen.
Aber auch für weniger experimentierfreudige Gaumen finden sich hier zahlreiche Genüsse: egal, ob Omas Donauwellen, amerikanischen Cheesecake-Cupcakes mit Shortbread, Erdbeer-Pudding-Schnitten für Freunde von Obstkuchen, Chocolate-Cheesecake für Schokoholiker oder im wahrsten Sinne coole Torten für die heißeste Zeit des Jahres, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Für Backanfänger erweist sich das Kapitel "Backschule" als äußerst hilfreich. Hier werden die Grundteige Rührteig, Biskuit, Mürbeteig und Hefeteig ausführlich in Text und Bild in Schritt-für-Schritt-Anleitungen und einem Grundrezept auf jeweils einer Doppelseite erklärt.
Trotz der bereits sehr ausführlichen Einführung in dieses Buch mit der Vorstellung der vier Grundteige, wird jedem Rezept eine komplette Doppelseite gewidmet:
Unter jedem Rezepttitel erklärt ein prägnanter Satz, woher der Ursprung des Rezeptes stammt, wie man ein Gebäck besonders schön dekorieren kann oder zu welchem Anlass man es am besten reicht.
Außer der Zubereitungszeit sind der Schwierigkeitsgrad jedes Rezeptes, die Kosten für die Zutaten, die Kalorien pro Portion und der Eiweiß-, Kohlenhydrate- und Fettanteil aufgeführt.
Über der Zutatenliste ist angebeben, wie viele Stücke oder Scheiben man aus einem Rezept erhält.
Die Herstellung wird Schritt für Schritt erklärt und häufig durch einen Zubereitungs- oder Aufbewahrungstrick ergänzt.
Auf jeder Seite ist neben der Seitenzahl auch der Name des Kapitels abgedruckt, so dass man auf einen Blick sehen kann, ob man gerade in Omas bewährten Rezepten oder Backerzeugnissen mit amerikanischem Einschlag schmökert.
Neben den großformatigen Fotos sind die wunderhübschen kleinen Illustrationen zu jedem Rezept mit einem altmodischen Flair eine extra Erwähnung wert, die das Buch nicht nur zu einer Fundgrube für leckere und ungewöhnliche Rezepte machen, sondern auch zu einem wahren Augensschmaus. Im gleichen Stil wie die Miniaturillustrationen bei den Rezepten sind auch die Kapiteleinleitungen, die Register und die Vorsatzseiten gestaltet.
Die Lecker Backschule sollte in keinem Haushalt fehlen: sowohl Backanfänger als auch fortgeschrittene Kuchenbäcker und Meisterbäcker werden hier mehr als ein neues Lieblingsrezept für sich entdecken!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2012
SMS Märchen
Negrin, Fabian

SMS Märchen


sehr gut

Mit Märchen in SMS-Länge nimmt Fabian Negrin unsere schnelllebige Zeit mit einem Augenzwinkern auf die Schippe.
In "SMS Märchen. Grimm & Co. in 160 Zeichen" sind dreizehn Märchen versammelt. Neben einigen Klassikern der Gebrüder Grimm enthält das Buch je ein Märchen von James Matthew Barrie und Hans Christian Andersen, sowie mehrere Neuschöpfungen von Fabian Negrin.
Jedes Märchen wird auf einer Doppelseite des großformatigen Bilderbuches präsentiert. Fabian Negrin hat zauberhafte Scherenschnitte einzelner Märchenszenen geschaffen, die das jeweilige Märchen charakterisieren und zum Träumen und Verweilen einladen. Die aussagekräftigen Illustrationen helfen dabei die gesuchten Märchen zu erraten, denn gerade mal 160 Zeichen Text dem richtigen Märchen zuzuordnen - gerade weil auch Eigenkreationen des Autors darunter sind - erweist sich in Einzelfällen als erstaunlich schwierig! Die SMS weisen den typischen Charakter moderner Kurznachrichten auf. Häufig werden Zahlen nicht als Text, sondern als Ziffer dargestellt und sogar eine "Gute N8" gewünscht, damit man im Rahmen der 160 möglichen Zeichen bleibt.
Der Zauber zeitloser Märchen wird hier mit einer unbeschreiblich gelungenen Symbiose aus verspielten Illustrationen und pointierten Texten eingefangen. Denn trotz der Kürze einer SMS schafft Fabian Negrin jedes Märchen auf einen sehr humorvollen Punkt zu bringen.
Die Märchenimpressionen sind jeweils in schwarzweiß und einer weiteren Farbe gehalten, die mit jedem Märchen wechselt, so dass in Summe eine Farbenvielfalt entsteht, ohne das Negrin die einzelnen Bilder mit einem Farbenrausch erschlägt und von der Zartheit der Scherenschnitte ablenkt.
Eine Übersicht über die dargestellen Märchen im Anhang wäre wünschenswert gewesen, denn es wird sicher nicht jedem gelingen, den dreizehn Märchen auf die Spur zu kommen und die Klassiker von den Neuinterpretationen Negrins zu unterscheiden. Doch bis auf diese kleine Einschränkung ist "SMS Märchen" ein wunderschöner und außergewöhnlicher Augenschmaus im Bücherregal, der vor allem erwachsenen Liebhabern und Sammlern von Märchenausgaben zu empfehlen ist, doch auch Kinder gemeinsam mit ihren Eltern werden Spaß daran haben in gerade mal 160 Zeichen den Märchenklassikern auf die Schliche zu kommen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2012
Ewig Dein
Glattauer, Daniel

Ewig Dein


sehr gut

Im Gedränge in der überfüllten Käseabteilung lernt Judith Hannes kennen. Zunächst tritt der gutaussehende Single in den besten Jahren ihr auf die Fersen und schon bald - nach einigen weiteren sehr inszeniert wirkenden Begegnungen - auch in ihr Leben. Judith lässt sich von dem zielstrebigen Mann umgarnen, der sie in den Himmel hebt und als seine absolute Traumfrau umschwärmt, und geht mit ihm eine Beziehung ein. Schnell entwickelt sich Hannes zum Schwarm aller Schwiegermütter und zum Mittelpunkt von Judiths Freundeskreis, doch Judith fühlt sich bald nicht mehr wohl in seiner Gegenwart. Seine Liebesbeweise sind erdrückend, seine ständige Nähe wird immer mehr zur Belastung für sie. Judith beendet die Beziehung, sehr zum Unverständnis ihrer Familie und Freunde. Doch so leicht, wie Judith sich es dachte, lässt sich Hannes nicht mehr aus ihrem Leben ausschließen.

Kritik:
Nach "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" überrascht und überzeugt Daniel Glattauer mit einer Liebesgeschichte der ganz anderen - und bösen - Art. In fünfzehn Kapiteln, genannt Phasen, erzählt er die Geschichte von Judith und Hannes, vom der ersten zufälligen Begegnung, über die ersten Treffen, die große Liebe und das Vorstellen des Partners im Freundes- und Familienkreis, bis hin zur Trennung. Hannes will die Trennung von Judith jedoch nicht wahrhaben und versucht mit allen Mitteln seine Traumfrau zurückzugewinnen. Eigentlich zeugen Rosen oder ein romantischer Urlaub von Liebe und Gefühl, doch Hannes Umsetzung grenzt an Stalking und Eingreifen in die Privatsphäre. Judith treiben seine Aktionen nach und nach an den Rand des Wahnsinns und lassen sie beinahe an ihrem Verstand zweifeln. Jedoch nicht nur an ihrem, auch als Leser war ich ein- oder zweimal so weit, dass ich an ihrem – und meinem - Verstand gezweifelt habe und dachte, sie interpretiert in Hannes Verhalten viel zu viel Negatives hinein.
Diese Geschichte beeindruckt besonders mit der Entwicklung der einzelnen Charaktere, die sich während der Geschichte stark wandeln und mehr als einmal beim Leser für ungläubiges Kopfschütteln und Erstaunen sorgen. So wird Judith von Freunden und Verwandten im Stich gelassen - um nicht zu sagen verraten - und bekommt Hilfe von einer Stelle, von der man es am wenigstens erwartet hätte. Für ein schmales Büchlein mit gerade mal 208 Seiten gelingt Daniel Glattauer eine erstaunlich tiefe Charakterzeichnung seiner Protagonisten.
Gewöhnungsbedürftig dürfte für manchen Leser sicherlich die Sprache sein, da der Autor seine Protagonisten mit teils recht starken österreichischem Dialekt und umgangssprachlich kommunizieren lässt. Entweder ist mir das in Glattauers anderen Büchern nie so stark aufgefallen, oder er bedient sich hier sehr intensiv der Sprache als Stilmittel, da es besonders bei einem Charakter dazu führt, dass man ihn zu Beginn als recht naiv einschätzt, und im späteren Verlauf der Geschichte umso mehr von seinem toughen Handeln überrascht wird.
"Ewig dein" ist sehr kurzweilig zu lesen und bietet einen fast durchgehend ansteigenden Spannungsbogen im Verlauf der Geschichte, nur zum Ende hin war mir die Auflösung etwas zu zahm und gewöhnlich, da hätte ich mir einen originelleren Abschluss gewünscht, dass dem Leser vor Überraschung endgültig die Kinnlade auf die Buchseiten klappt.

Fazit:
Fies und gut, aber für meinen Geschmack nicht fies genug, dafür spukte mir vor dem Lesen zu sehr der Film "Wahnsinnig verliebt" im Kopf herum, der noch weit mehr mit der Wahrnehmung des Betrachters spielt, als das mich "Ewig dein" restlos überzeugen konnte. Andererseits muss ich ein großes Lob an den Autor vergeben, der es schafft in knapp über 200 Seiten so viel Handlung und glaubwürdige Charaktere zu packen, was anderen Autoren nicht mal auf 600 Seiten gelingen will.

10 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2012
Die Gipfel der Schwefelzinnen / Das Unkrautland Bd.3
Seitz, Stefan

Die Gipfel der Schwefelzinnen / Das Unkrautland Bd.3


sehr gut

Nach den ersten beiden Abenteuern von Primus und seinen Freunden geht es in "Die Gipfel der Schwefelzinnen" im direkten Anschluss an das Ende von "Das Geheimnis der Schwarzen Hütte" auf ihrer Suche nach der sagenumwobenen Nebelfee weiter. Mysteriöse Hinweise führen Primus und Plim in das Bleigebirge, wo sich der größte Teil der Handlung abspielt. Trotzdem kommen auch in dieser Geschichte liebgewonnene Charaktere wie das Huhn Bucklewee, die Vogelscheuche Chuck, der Kürbis Snigg und Plims Kröten Taddel und Mills nicht zu kurz, da neben dem Haupthandlungsstrang immer wieder ein Blick auf das Geschehen in Primus' Hütte und Plims Hexenhaus geworfen wird. Wobei man die anderen Charaktere gar nicht vermisst, wenn es zwischen Primus und Plim nicht nur zum gewohnt witzigen Schlagabtausch, sondern auch zum ersten Kuss kommt ;)
Im Gegensatz zu den beiden ersten Geschichten rund um Primus, Plim und ihren Freunden konnte mich ihr neuestes Abenteuer leider nicht ganz so stark fesseln. Die Charaktere sind zwar wie immer äußerst liebenswert gezeichnet und mit einem schrägen Humor ausstaffiert, der in zahlreichen dialoglastigen Szenen sehr gut zum Vorschein kommt, aber das eigentliche Abenteuer war mir insgesamt zu flach und geradlinig, es baut sich kein Spannungsbogen zum Ende hin auf, der einen gebannt auf das nächste Abenteuer warten lässt. Die Vorbereitungen zu Primus' und Plims Reise nehmen gut ein Drittel des gesamten Buches ein und sind spannender und detaillierter zu lesen als ihr eigentliches Abenteuer im Bleigebirge. Die Fieslinge und dunklen Charaktere wie Magnus Ulme und der Narr kommen für meinen Geschmack in dieser Story viel zu kurz, auch wenn sich hier andere Geheimnisse andeuten und neue Protagonisten eingeführt werden. Doch die neuen Charaktere werden bei weitem nicht so detailliert vorgestellt, wie man es von anderen Protagonisten aus den Vorgängerbänden gewohnt ist und die Geschichte hätte - auch was die empfohlene Altersklasse angeht - gerne noch etwas düsterer und mysteriöser ausfallen dürfen, da das Stammpublikum die Helden nun bereits seit zwei Abenteuern begleitet und mit ihnen herangewachsen ist.
Das Cover stammt wie bereits bei den beiden Vorgängerromanen aus der Feder des Autoren Stefan Seitz. Die beiden anderen Motive haben mir zwar etwas besser gefallen, dafür punktet die dritte Geschichte aus dem Unkrautland zum ersten Mal mit schwarzweiß Illustrationen im Inneren des Buches.
Auch wenn "Die Gipfel der Schwefelzinnen" in meinen Augen nicht an die Qualität der ersten beiden Geschichten heranreicht, so ist es insgesamt doch ein lesenswertes und märchenhaftes Abenteuer aus dem Unkrautland, in dem einige Handlungsfäden ihren Abschluss finden und neue gewebt werden, so dass es auf jeden Fall Potential für fortführende Abenteuer gibt, bei denen Stefan Seitz hoffentlich wieder aus dem Vollen schöpft.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2012
Der Duft meiner Heimat
Hong, Li

Der Duft meiner Heimat


ausgezeichnet

Das Kochbücher auch ohne Fotos funktionieren - und weit mehr als das - beweist der Gerstenberg Verlag seit einigen Jahren mit einer Reihe, in der typische Landesküche von einem Einheimischen, kombiniert mit stimmungsvollen Illustrationen, präsentiert wird.
In "Der Duft meiner Heimat" stammen nicht nur die Rezepte von der gebürtigen Chinesin Li Hong, auch die Illustrationen sind aus ihrer Feder geflossen und bieten einen persönlichen Einblick in ihre Kindheit und ihr Familienleben in China. Neben ihren Illustrationen bereichern zusätzliche Info-Illustrationen von Daniel Dytert und Fotografien von Li Hongs Familie den visuellen Teil des Buches.
Vor dem Rezeptregister ist ein Inhaltsverzeichnis über die im Buch enthaltenen Familiengeschichten aufgeführt. Wer also gerade mal kein Rezept nachkochen, sondern nur in den Erinnerungen und Anekdoten Li Hongs schmökern möchte, findet durch den Index und aussagekräftige Kapitelüberschriften wie "Die Vorfahren" oder "Leben in Peking" schnell zu der gesuchten Stelle im Buch. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert in den Geschichten zu stöbern, da Li Hong einen kurzweiligen und bildhaften Schreibstil besitzt und gerade die Geschichten über ihren Mann und sie mit dem Aufeinandertreffen zweier sehr unterschiedlicher Kulturen für den einen oder anderen Lacher sorgen. Darüberhinaus lernt man in den Geschichten nicht nur Li Hongs Famlie und die Kultur Chinas näher kennen, sie sind auch stimmig mit den im Buch vorgestellten Rezepten verknüpft und man erfährt dadurch einiges über den Ursprung der verwendeten Zutaten und ihre traditionelle Zubereitung.

Die Rezepte sind in folgende Rubriken unterteilt:
* Vorspeisen, Suppen, Teigspeisen
* Schwein, Rind, Lamm
* Gemüse & Tofu mit Fleisch
* Vegetarisch
* Fisch & Meeresfrüchte
* Huhn & Ente
* Desserts

"Der Duft meiner Heimat" bietet einen abwechslungsreichen und bunten Einblick in die chinesische Küche, nur die Rubrik Desserts ist mit gerade mal drei Rezepten etwas kurz geraten, dass liegt allerdings in erster Linie daran, dass Desserts in der chinesischen Küche keine große Rolle spielen und stattdessen nach dem Essen noch etwas frisches Obst serviert wird.
Jedes Rezept ist mit dem chinesischen und dem deutschen Namen übertitelt. Das Rezept setzt sich zusammen aus der Personenanzahl, für die die Zutaten berechnet sind, die Zutatenliste (ggfs. unterteilt in Marinade, Panade, Sauce etc.) und eine in einfach nachzuvollziehenden Schritten unterteilte Zubereitungsfolge. Es fehlt lediglich eine Angabe über die gesamte Zubereitungszeit, allerdings ist in der Zubereitungsfolge der Zeitaufwand pro Arbeitsschritt aufgeführt.
Kompliziertere Zubereitungen, wie beispielsweise das Herstellen von chinesischen Teigtaschen, werden zusätzlich anhand von Info-Illustrationen Schritt für Schritt erklärt. Des Weiteren bietet der Anhang ein Glossar, auf dem über drei Seiten Zubehör und spezielle Zutaten aufgeführt und erläutert werden, die in der chinesischen Küche zum Einsatz kommen. Außerdem rundet eine Doppelseite mit Menü-Vorschlägen - da in China die verschiedenen Speisen meist gleichzeitig auf den Tisch gestellt werden - und ein alphabetisches Rezeptregister das Buch sinnvoll ab.
Die nachgekochten Rezepte waren alle dank ausführlicher Beschreibungen leicht zuzubereiten, nach der angegebenen zu bekochenden Personenzahl kann man sich sehr gut orientieren, die Mengenangaben sind wirklich sehr genau.
Die vorgestellten Rezepte sind authentisch und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Gerichte lassen sich sehr gut untereinander kombinieren, da Fleisch-, Geflügel-, Fisch- und vegetarische Speisen separiert von Gemüse und Teigspeisen aufgeführt sind und so nach Gusto zusammen gereicht werden können.
Ich bin - wieder einmal - sehr begeistert von der Länderküche, die der Gerstenberg Verlag veröffentlicht und werde meine Kochbuchsammlung dahingehend sicherlich noch erweitern!

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2012
Allein unter Schildkröten
Kaldhol, Marit

Allein unter Schildkröten


ausgezeichnet

"Allein unter Schildkröten" ist die Geschichte von Mikke. Die Studie eines Jungen an der Schwelle zum Erwachsenwerden, zwischen Schule und Studium, Familie und der weiten Welt, Glücksgefühlen und unerklärlicher Traurigkeit.
Der Leser begleitet Mikke nur einen kurzen Abschnitt in seinem Leben. Von Anfang Februar bis Mitte Mai ist man hautnah an Mikkes Seite, indem man seine nahezu täglichen Tagebucheinträge liest, und dann ist Mikke nicht mehr. Er hat seine Wahl getroffen. Es ist wie bei den kleinen Meeresschildkröten, die zufällig im Meer herumschwimmen.. Manche schaffen es, manche nicht. Mikke hat es nicht geschafft...
"Allein unter Schildkröten" ist kein Buch, das unterhalten will, sondern ein Buch über das Leben und den Tod, über den Sinn und auch den Unsinn des Lebens. Marit Kaldhol spuckt weder große Töne, noch bietet das Buch eine ausschweifende Rahmenhandlung oder große Aktionen der Protagonisten, vielmehr berührt sie durch den direkten Einblick in das Leben eines jungen Mannes und die Sinnlosigkeit seines frühen Todes. Der größte Schmerz für den Leser, den Tod Mikkes zu realisieren, liegt nicht in der Ungeheuerlichkeit seines Ablebens oder bildhaften Beschreibungen seines zu Tode kommens, sondern darin, dass Mikke einen so plötzlich zurücklässt, ohne, dass es dafür vorher eindeutig erkennbare Anzeichen gab und vor allem ohne Antwort nach dem Warum??? Mikke hat einen großen Freundeskreis, erlebt seine erste Liebe und sieht sich positiven beruflichen Zukunftsaussichten gegenüber, trotzdem ist er häufig von tiefer Traurigkeit und einer großen Einsamkeit erfüllt und zieht sich immer mehr in seinen Schildkrötenpanzer zurück.

Den ersten Abschnitt des Romans kann man als Leser noch mit einiger Fassung ertragen. Mikke erzählt in sein Tagebuch weder, das er sich umbringen will, noch das er depressiv ist oder das er sich einsam fühlt. Man ist nur Wegbegleiter während eines kurzen Stückchens seines Lebens, geht mit ihm in die Schule, recherchiert im Internet für den Biologieunterricht, erlebt mit ihm gemeinsam seine erste Liebe und irgendwann bleiben die Tagebuchseiten leer. Erst im Mittelteil des Buches muss man anfangen stark zu sein, wenn Mikkes Mutter von der Zeit nach seinem Tod und ihrer inneren Leere erzählt, aber auch von der Zeit als Mikke noch ein kleiner Junge war. Im dritten Akt kommen abschließend weitere Weggefährten Mikkes zu Wort: seine Freunde, seine erste große Liebe, der behinderte Sverre - der von Mikke betreut wurde, sein Ziehvater und sein leiblicher Vater. Alle versuchen mit dem tragischen Unglück fertig zu werden und von Mikke Abschied zu nehmen, in dem sie ihre Gefühle und ihre Abschiedworte schriftlich festhalten. In der Trauer können sie sich nur gegenseitig Halt geben, für den Tod Mikkes gibt es weder eine Erklärung, noch wird ihnen jemand ihre Briefe beantworten. Der einzige, der eine Antwort liefern könnte ist tot, Mikke ist tot.

"Allein unter Schildkröten" bringt dem Leser die Themen Depression und Selbstmord näher. Authentisch und in der Ich-Perspektive des Betroffenen und seines Umfeldes erzählt, berührt Marit Kaldhol ihre Leser sehr stark und erklärt außerdem, dass sich diese Krankheit und ihr schlimmstes Ende nicht mit einem großen Paukenschlag ankündigen muss. Real von diesen Themen Betroffene können aus Marit Kaldhols Roman Anzeichen herauslesen, mit denen sich eine Depression ankündigen kann und generell werden hoffentlich viele Leser für diese Krankheit sensibilisiert! Nur sollte man sich vor der Lektüre im Klaren darüber sein, dass man mit dieser emotionalen Erschütterung fertig werden muss, ohne dass einen Antworten in ein warmes Nest aus Geborgenheit und Zuversicht zurückholen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.