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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 882 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2014
Der Vierfachmord von Stötteritz
Flieger, Jan

Der Vierfachmord von Stötteritz


weniger gut

Leipzig. Ein schöner, geselliger Abend auf einem Hinterhof im Stadtteil Stötteritz wird jäh durch Schüsse beendet. Vier Menschen fallen dem Täter zum Opfer. Er kann unerkannt fliehen und die Ermittler der Mordkommission stehen vor einem Rätsel…

„Der Vierfachmord von Stötteritz“ ist das erste Buch, dass ich von Jan Flieger gelesen habe und ich muss leider sagen, dass mich dieses Buch kaum gepackt hat.

Die Handlung wird wenig spannend erzählt, der Autor reiht die Geschehnisse aneinander, es gibt sehr viele Informationen, die aber zum Teil nichts oder nur wenig mit dem eigentlichen Kriminalfall zu tun haben.
Gleich am Anfang präsentiert Jan Flieger eine große Anzahl Figuren – für mich ziemlich verwirrend, obwohl ich in der Regel keine Probleme mit Geschichten habe, in denen zahlreiche Personen mitspielen. Ich habe mir nach einigem Vor- und Zurückblättern die Mitwirkenden aufgeschrieben – ein mitgeliefertes Personenverzeichnis wäre hier von Vorteil gewesen.
In die laufende Handlung werden immer wieder ein paar Sätze mit Kurzmeldungen über aktuelle Kriminalfälle in Leipzig eingestreut, die nichts mit den Mordermittlungen zu tun haben – anfangs habe ich nach Verbindungen zu den Nachforschungen im Stötteritzfall gesucht, aber es gibt keine.
Es gefällt mir immer sehr gut, wenn auch das Privatleben der Ermittler eine Rolle spielt. Das ist auch hier der Fall, nur werden bei der Vorstellung der einzelnen Ermittler besonders deren sexuellen Vorlieben hervorgehoben. Einen Grund hierfür habe ich nicht entdeckt und hätte daher auf diese Darstellungen verzichten können.

Der Autor übt mit vielen Andeutungen Kritik an der Gesellschaft, seine Kritikpunkte sind sehr vielfältig und gehen in unterschiedliche Richtungen. Diese Anmerkungen sind gut und richtig, doch leider geht der eigentliche Krimi darin unter.
Es gibt einige Szenen mit tollen Beschreibungen und Erklärungen, die interessant sind oder zum Nachdenken anregen, doch insgesamt war mir die ganze Geschichte zu holperig.

„Der Vierfachmord von Stötteritz“ hätte mir deutlich besser gefallen, wenn der Fokus auf den eigentlichen Ermittlungen geblieben wäre und es nicht so viele Abschweifungen gegeben hätte.

Bewertung vom 13.03.2014
Sautanz
Grager, Veronika A.

Sautanz


ausgezeichnet

Gemeindesekretärin Dorli und Privatdetektiv Lupo segeln mit Freunden auf dem Neusiedler See – bis der schöne Wochenend-Ausflug durch eine angeschwemmte Leiche beendet wird. Ein Freund des Toten hat Zweifel an der Unfalltheorie der Polizei und beauftragt Lupo, das Ableben des allseits beliebten Spediteurs Erich Smekal genauer zu untersuchen. Dorli nimmt kurzerhand Urlaub, um gemeinsam mit Lupo in diesem rätselhaften Fall zu ermitteln…

„Sautanz“ ist bereits Dorlis und Lupos 2. Fall - für mich war dieser Einsatz am Neusiedler See der erste, den ich mit diesem herrlichen, sehr sympathischen Ermittlerduo erleben durfte.

Die Verknüpfung von Spannung und Humor ist Veronika Grager hervorragend gelungen, so dass ich mich in dieser Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite sauwohl gefühlt habe. Es hat mir großen Spaß gemacht, gemeinsam mit Dorli und Lupo auf Verbrecherjagd zu gehen. Die beiden finden schnell heraus, dass Smekal nicht der Gutmensch war, als den ihn alle aus seinem Umfeld hingestellt haben. Trotz kleiner Erfolge gestalten sich die Ermittlungen als überaus schwierig, denn die Familie des Opfers verhält sich merkwürdig und ehemalige Mitarbeiter und Konkurrenten schweigen beharrlich. Als sie dem Täter endlich näher kommen, rutscht Dorli in eine für sie sehr brenzlige Situation.

Neben der spannenden Spurensuche nimmt man auch an dem Privatleben der Protagonisten Teil. Es war lustig zu beobachten, dass Dorli und Lupo einer gemeinsamen romantischen Beziehung eigentlich gar nicht so abgeneigt sind, aber keiner den ersten Schritt wagt.
Auch den stressigen Berufsalltag einer Gemeindesekretärin lernt man kennen - so anstrengend und nervig das Arbeitsleben für Dorli auch ist, für den Leser sind die Szenen auf dem Amt hochgradiger Spaß.

Veronika Grager hat den Krimi mit ganz viel Wortwitz gespickt und den Protagonisten viele lockere Sprüche in den Mund gelegt. Die Dialoge sind in Mundart geschrieben und verleihen der Geschichte damit eine Extraportion Schwung. Der österreichische Dialekt hat mir (in Norddeutschland geboren und aufgewachsen) keinerlei Probleme gemacht - aber für den Fall der Fälle gibt es am Ende des Buches ein umfangreiches Glossar.

Frisch-fröhlich geschrieben bietet „Sautanz“ durchweg kurzweilige Unterhaltung - ein spannender Lesespaß.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2014
Kesselsturm
Wolf, Oliver

Kesselsturm


sehr gut

Stuttgart, Gegenwart. In der S-Bahn werden innerhalb kurzer Zeit mehrere Menschen erschossen – ein Serienmörder geht um und versetzt die Stuttgarter zunehmend in Angst und Schrecken. Die Aufregung um den Bau der geplanten Windkraftanlagen rückt durch die Mordfälle ins Abseits…

243 n. Chr. Die Suebin Geofin findet ihre Familie und alle Bewohner ihres Dorfes ermordet vor. Sie nimmt die Lanze, mit der ihr Mann getötet wurde, an sich und zieht los, um sich an dem Mörder zu rächen…

Oliver Wolf erzählt in „Kesselsturm“ zwei ganz unterschiedliche Geschichten: ein rasanter Krimi, der im heutigen Stuttgart spielt, wird immer wieder von der berührenden Geschichte einer jungen Frau aus dem 3. Jahrhundert unterbrochen. Es gibt anfangs nur eine Gemeinsamkeit: in beiden Geschichten geht es um die Suche nach einem Mörder.
Während völlig unterschiedliche Ereignisse in der Gegenwart im Verlauf der Handlung mehr und mehr zusammenwachsen, wird zu der in der Vergangenheit stattfinden Geschichte erst ganz zum Schluss eine Verbindung geknüpft.

Der Ermittlungserfolg von Antonia Ronda und André Bürkle beruht hauptsächlich auf Antonias hervorragender Intuition und einigen glücklichen Zufällen. Miträtseln konnte ich auch, wobei ich aber mehr über mögliche Zusammenhänge der einzelnen Handlungsstränge spekuliert, als über die Identität des S-Bahn-Mörders gegrübelt habe.

Von dem Ermittlerduo war mir Antonia ganz eindeutig die Sympathischere, vielleicht, weil sie der auffälligere Charakter ist. Neben ihrer direkten Art hat es mir sehr gut gefallen, dass sie, sobald sie am Tatort ist, ganz und gar auf ihre Arbeit fokussiert ist und selbst gravierende private Probleme völlig ausblendet. Außerdem habe ich es als großen Pluspunkt empfunden, dass Antonia nicht als „Superfrau“ dargestellt wird, sondern auch mal völlig erschöpft in Tränen ausbricht oder sich über sich selbst ärgert, weil sie nicht „nein“ sagen kann.

Geofins Leben ist von heftigen Schicksalsschlägen durchzogen. Eine sehr tragische Geschichte, die Oliver Wolf Geofin selbst erzählen lässt. Auch wenn Geofin letztendlich ihr Ziel erreicht und den Mörder ihrer Familie findet, wird sie nicht so glücklich, wie ich es ihr gewünscht hätte. Dieser Handlungsstrang wäre für den eigentlichen Krimi nicht nötig gewesen, trotzdem fand ich den Ausflug in die Historie sehr interessant.

Das Thema „Windkraftanlagen“ nimmt, anders als Cover und Klappentext vermuten lassen, nur einen nebensächlichen Part ein. Ein Punkt, der für mich kein Problem war, weil ich mich durch die Handlung, so wie sie ist, gut unterhalten gefühlt habe.

Bewertung vom 11.03.2014
Der Judaskuss / Dan Sommerdahl Bd.2
Grue, Anna

Der Judaskuss / Dan Sommerdahl Bd.2


ausgezeichnet

Werbetexter und Hobbydetektiv Dan Sommerdahl wird von seiner 17-jährigen Tochter Laura gebeten, ihre Kunstlehrerin Ursula Olesen davon zu überzeugen, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Ursula ist auf einen Heiratsschwindler hereingefallen und hat ihr gesamtes Vermögen verloren. Dan unterhält sich mit Ursula. Das Gespräch endet aber nicht wie geplant mit dem Gang zur Polizei – Ursula heuert Dan an, den Hochstapler zu suchen…
Kommissar Flemming Torp hat ganz andere Sorgen als sein Freund Dan: In einem Vorort von Christianssund wurde die Leiche eines Mannes gefunden – der Mord an Mikael Kjeldsen ist ein einziges Rätsel, Flemming tritt bei seinen Ermittlungen auf der Stelle…

„Der Judaskuss“ ist kein Krimi, der mit atemloser Spannung daherkommt - für mich war es vor allen Dingen die Neugierde auf die Hintergründe und Zusammenhänge der beiden unterschiedlichen Fälle, die mich diesen Krimi mit großer Begeisterung hat lesen lassen.

Anna Grue erzählt sehr lebendig von den Ereignissen in und um Christianssund, einer fiktiven Kleinstadt, die die Autorin nahe Kopenhagen angesiedelt hat. Neben den Ermittlungen wird auch der Alltag sehr umfassend geschildert, man ist stets mittendrin im Geschehen und erlebt alles, was die Akteure beschäftigt, sehr intensiv mit.

Dan deckt nach und nach das ganze Ausmaß der Betrügereien auf und kommt dem raffiniert agierenden Heiratsschwindler auf die Schliche.
Anna Grue lässt ihren Hauptprotagonisten dabei immer wieder unsympathisch wirken. Dan ist egoistisch, starrköpfig, impulsiv - es ist ihm nicht nur wichtig, dass der Fall gelöst wird, es ist ihm überaus wichtig, dass ER den Fall löst. Regeln und Vorschriften, auf deren unbedingte Einhaltung Flemming Torp pocht, werden von dem „kahlköpfigen Detektiv“ einfach ignoriert. Um an sein Ziel zu kommen, bringt er nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen in seinem Umfeld in Gefahr.

Was wirklich alles hinter dem Tun des Heiratsschwindlers Jay steckt und welche Verbindung er zu dem mysteriösen Mordfall hat, offenbart sich erst gegen Ende des Buches. Obwohl man im Verlauf der Geschichte schon ahnt, dass eine Religionsgemeinschaft mit ihren zum Teil sehr fanatischen Mitgliedern eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Weder seine brutale Kindheit noch der gute Zweck, für den das ergaunerte Geld Verwendung findet, rechtfertigen die Verbrechen, die Jay begangen hat. Doch auch wenn man die nach Robin-Hood-Manier begangenen Betrügereien keinesfalls gutheißen kann, so kann man aufgrund von Jays Vorgeschichte und seiner Entwicklung sein Handeln zumindest ein klein wenig nachvollziehen.

Ein lesenswerter, sehr gut durchdachter Krimi, der mich durchweg ausgezeichnet unterhalten hat.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2014
Caddielove
Naber, Sabina

Caddielove


ausgezeichnet

Auf einem Wiener Golfplatz explodiert ein präparierter Golfball und lässt von dem recht unbeliebten Vereinsmitglied Markus Hohenfellner wenig übrig. Für den Sponsor des in Kürze geplanten internationalen Turniers ist dieser Mordfall ein Grund, dem Club den Rücken zu kehren. Eine Katastrophe, nicht nur für die junge Profispielerin Stella, sondern auch für den Clubmanager Ronald Teutschnigg. Während Chefinspektor Karl Maria Katz noch mit einem Kater zu kämpfen hat, nimmt Gruppeninspektorin Daniela Mayer die Ermittlungen auf…

„Caddielove“ ist der erste Krimi, den ich aus der Feder von Sabina Naber gelesen habe und ich bin begeistert. Nicht nur, dass ich einen interessanten Einblick in die mir vorher völlig unbekannte Welt des Golfsports bekommen habe, auch eine gute Portion Wiener Charme, sowie viel Wortwitz, Situationskomik und die Eigenarten der Figuren haben mich bestens unterhalten. Natürlich kommt auch die Spannung nicht zu kurz, gilt es doch, zwei unabhängig voneinander agierende Mörder zu finden.

Als Schauplatz dient der fiktive Golfclub „Three Oaks“ in Wien, die Handlung wird kapitelweise wechselnd aus Sicht von unterschiedlichen Figuren erzählt:

Da ist zunächst einmal Gruppeninspektorin Daniela Mayer – sie ist intelligent, denkt gradlinig und analytisch und verfügt über eine große Portion Bauchgefühl. Nur auffallen mag sie nicht, sie bleibt am liebsten im Hintergrund. Mayer kämpft sich durch langwierige Befragungen und muss sich mit der dunklen Vergangenheit einiger Clubmitglieder auseinandersetzten. Außerdem hat sie keine Ahnung vom Golfsport – gut für den Leser, denn so lernt man gemeinsam mit der Gruppeninspektorin Schritt für Schritt die Grundlagen dieses Sports kennen. Ein Glossar mit dem wichtigsten Golf-Vokabular am Ende des Buches bietet hier eine zusätzliche Hilfe.
Besonders begeistert haben mich die Gedanken Mayers über die Befragten und zu dem ganzen Drumherum – die Autorin gibt Mayers geistige Arbeit sehr intensiv und humorvoll wieder und sorgt damit für beste Unterhaltung.

Katz mischt sich undercover als Sportinteressierter unter die Golfergemeinde. Es ist witzig zu beobachten, wie er sich abmüht, ein gelehriger Golfschüler zu sein. Während seines „Unterrichts“ versucht Katz die Vereinsmitglieder auszuhorchen und verguckt sich ganz nebenbei in Spielerin und Modell Regina Haas.

Stella Dielenhoff, ein 17-jähriges Talent auf dem Sprung zur Profigolferin gibt das für sie beängstigende und verwirrende Geschehen in Tagebuchform an den Leser weiter. Man kann ihre Emotionen dabei sehr gut nachempfinden. Stella wurde von der Autorin mit einer sehr passenden frech-jugendlichen Sprache ausgestattet.

Und der Clou in diesem Krimi: Es kommt ein Mörder (dessen Identität auch erst am Ende des Buches verraten wird) zu Wort, der nicht der von Mayer und Katz vorrangig gesuchte Bombenleger-Mörder ist. Ganz im Gegenteil, dieser Mörder ärgert sich sehr, dass ihm jemand ins Handwerk pfuscht. Er macht sich seine ganz eigenen Gedanken zu dem Kontrahenten und geht selbst auf Mörderjagd.

Jede Perspektive liefert Informationen zu den Personen und Vorkommnissen, so dass man alle Mitwirkenden gut kennenlernt und den Mördern nach und nach auf die Spur kommt – nachdem die Täter am Ende gefunden sind, wird es nochmals überraschend und dramatisch.

Ein toller Krimi, der mich gut unterhalten und mir spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 28.02.2014
Tote tragen keine Pelzmütze
Baron, Karin

Tote tragen keine Pelzmütze


ausgezeichnet

Die 16-jährige Fanny verbringt die Ferien bei ihrer Mutter in Potsdam. Bei einem Babysitter-Einsatz wird sie via Babyfon unfreiwillig Mithörerin eines Überfalls. Als Fanny kurz darauf aus der Zeitung erfährt, dass im näheren Umkreis ein kleines Mädchen entführt wurde, besinnt sie sich auf das Gehörte und stellt gemeinsam mit ihrem Freund Jan eigene Ermittlungen an…

„Tote tragen keine Pelzmütze“ ist das erste Buch, das ich von Karin Baron gelesen habe und ich bin begeistert. Die Autorin hat ihre Protagonistin mit einer fröhlich-frisch-frechen Sprache ausgestattet, so dass es großen Spaß macht, Fanny bei ihren Unternehmungen und der Spurensuche zu begleiten.

Karin Baron hat diesen Krimi ganz geschickt aufgebaut. Obwohl es ständig neue Hinweise und Erkenntnisse zu dem Fall gibt und Fanny recht oft ganz zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort ist und immer neue Fakten aufschnappt, tappt man gemeinsam mit ihr bis zum Schluss im Dunklen, was den Ablauf des Überfalls betrifft und was die eigentlichen Hintergründe für die Entführung sind.

In Abständen eingefügte, rätselhafte SMS-Nachrichten sorgen für zusätzliche Spannung, da die Identität von Absender und Empfänger erst nach und nach deutlich wird.

Auch nachdem Fanny mit Unterstützung von Freund Jan herausgefunden hat, wer die kleine Tessa entführt hat, bleibt die verzwickte Geschichte undurchsichtig und man fragt sich ständig: Was ist Wahrheit? Was ist Lüge? Am Ende spitzt sich die Lage dramatisch zu und die Ereignisse überschlagen sich.

„Tote tragen keine Pelzmütze“ bietet von der ersten bis zur letzten Seite spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 27.02.2014
Der Tod steht mir nicht
Lauriel, Angelika

Der Tod steht mir nicht


sehr gut

Saarlouis. Lucy Schober arbeitet im Callcenter Mediaboutique und ist glücklich mit ihrem Freund Frank – alles ist bestens, bis zu dem Tag, als jemand versucht, Lucy zu ermorden. Das Attentat misslingt, doch die Anschläge häufen sich und Lucy beschließt, eine To-do-Liste mit 10 Dingen zu erstellen, die sie unbedingt in diesem Leben erledigen möchte…

Mit „Der Tod steht mir nicht“ ist Angelika Lauriel ein unterhaltsamer Mix aus Frauenroman und Krimi gelungen. Der frisch-fröhliche Schreibstil macht das Lesen zu einem großen Vergnügen und auch wenn die Krimihandlung nicht mit Höchstspannung daherkommt, so konnte ich doch fast bis zum Schluss miträtseln und wurde von der Identität des Täters überrascht.

Der Clou sind ganz eindeutig die wunderbaren und zum Teil recht skurrilen Figuren.
Allen voran natürlich Lucy selbst, die zwar von ihrer Arbeit ein bisschen genervt ist, aber ansonsten mit ihrem Leben rundum zufrieden wäre, wenn ihr nicht ein mysteriöser Verfolger nach dem Leben trachten würde.
Lucys Freund, Hauptkommissar Frank Kraus, lebt anfangs noch im Dachgeschoss des Hauses seiner Noch-Ehefrau Ellen. Diese wiederum ist schwanger von ihrem neuen Lebensgefährten Dieter, der natürlich bereits bei Ellen eingezogen ist. Klar, dass hier die Verwicklungen nicht ausbleiben.
Lucys Eltern kommen mit einer großen Portion Upperclass-Gehabe daher und machen es Lucy auch nicht immer leicht.
Besonders gut gefallen hat mir Lucys Arbeitskollegin und Freundin Lena. Lena hat das Herz am rechten Fleck und ist immer für Lucy da. Außerdem wurde Lena von der Autorin mit einem herrlich erfrischenden Dialekt ausgestattet.
Und dann ist da noch die rätselhafte Ilina, die immer dann auftaucht, wenn man gar nicht mit ihr rechnet und Franks Kollege Herbert, der Lucy einmal aus einer brenzligen Situation retten kann.

„Der Tod steht mir nicht“ ist eine spaßig-spannende Geschichte, die wunderbar kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 26.02.2014
Und die Schuld trägt deinen Namen
Böhm, Jörg

Und die Schuld trägt deinen Namen


ausgezeichnet

Hauptkommissarin Emma Hansen bekommt einen neuen Partner. Ihre Begeisterung hält sich in Grenzen, denn den gutaussehenden Matthias Roth hat Emma bereits als recht arroganten Tanzlehrer kennengelernt.
Schneller als Emma lieb ist, bekommen die beiden einen Fall zugewiesen. In Burrweiler wurde der als jähzornig bekannte Winzer Alois Straubenhardt von seinem eigenen Traktor überrollt. Da es Zweifel gibt, dass es sich hier um einen Unfall handelt, beginnen Emma und Matthias zu ermitteln und landen in einen Strudel aus Lügen, dunklen Geheimnissen und einer alten Schuld…

Jörg Böhm hat für seinen Krimi „Und die Schuld trägt deinen Namen“ als Kulisse die kleine Gemeinde Burrweiler am Fuße des Teufelsberges inmitten der Pfalz gewählt.

Gerangel um Alois Straubenhardts Weinberg lässt die Gemüter der Dorfbevölkerung hochkochen – hat jemand den Winzer ermordet, um sich einen Vorteil zu verschaffen?

Die Geschichte wird flüssig und spannend erzählt und es gelingt Jörg Böhm hervorragend, den Leser in ein undurchsichtiges Geflecht aus Missgunst, Lügen und verworrenen Geheimnissen zu ziehen.
Neben den aktuellen Ereignissen gibt es auch einige Kapitel, die in der Vergangenheit spielen. Hier lernt man ein Mädchen aus Sizilien kennen, das mit ihren Eltern als Gastarbeiter nach Deutschland kommt. Welche Verbindungen dieses Mädchen zu den heutigen Geschehnissen in Burrweiler hat, kommt erst nach und nach ans Tageslicht.

Jörg Böhm leistet mit diesem Krimi ganze Arbeit – eine wirklich verzwickte Geschichte, bei der der gesamte Handlungsverlauf ausgefeilt und sehr gut durchdacht ist - ein grandios aufgebautes Verwirrspiel, mit dem der Autor Emma, Matthias und den Leser auf eine spannende Spurensuche schickt.
Auch wenn sich die eine oder andere meiner Vorahnungen als richtig erwiesen hat, riss die Spannung bis zum Ende nicht ab, sondern blieb aufgrund von immer neuen Fakten und Erkenntnissen durchgehend hoch. Das Miträtseln und Mitgrübeln hat mir großen Spaß gemacht.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich – ich bin ein großer Freund von detaillierten Beschreibungen, aber hier wird mir manches zu ausführlich bzw. zu umfangreich beschrieben. Das aber nur als Randbemerkung, insgesamt hat mich auch Emma Hansens zweiter Fall von der ersten bis zur letzten Seite begeistert.

Bewertung vom 23.02.2014
Teufelsgrinsen / Anna Kronberg & Sherlock Holmes Bd.1
Wendeberg, Annelie

Teufelsgrinsen / Anna Kronberg & Sherlock Holmes Bd.1


sehr gut

London, 1889. Um als Ärztin praktizieren zu können, verkleidet sich Anna Kronberg als Mann und ist als Englands führender Bakteriologe Dr. Anton Kronberg am Guy’s Hospital in London tätig. Als im Hampton-Wasserwerk eine Wasserleiche mit der vermutlichen Todesursache Cholera aufgefunden wird, wird Anna dorthin beordert. Sie begegnet Sherlock Holmes, der zu ihrem Entsetzen ihre Maskerade sofort durchschaut, diese aber zum Glück nicht verlauten lässt. Sowohl Anna wie auch Holmes vermuten aufgrund der vorgefundenen Fakten, dass es sich bei dem Toten um ein Mordopfer handeln könnte und beginnen gemeinsam zu ermitteln…

Schon nach den ersten Seiten hatte mich das viktorianische England fest im Griff. Annelie Wendeberg gelingt es hervorragend, die vorherrschende Atmosphäre in London im ausgehenden 19. Jahrhundert wiederzugeben.
Die sozialen Probleme, die katastrophalen Lebensverhältnisse der Bevölkerung und die vielen offenkundigen Missstände besonders in der medizinischen Versorgung werden deutlich gemacht. Und auch die gesellschaftliche Stellung der Frau und ihre Rechte auf Bildung in der damaligen Zeit bringt Annelie Wendeberg zur Sprache, indem sie ihre Protagonistin Anna als Mann verkleidet auftreten lässt. Auf diesem Weg versucht Anna dem Anrecht der Männer, Medizin zu studieren und als Mediziner arbeiten zu dürfen, zu trotzen.

All diese Probleme hat Annelie Wendeberg in eine spannende Krimihandlung verpackt, in der das Grauen um den missbräuchlichen Umgang mit Viren und Bakterien sehr deutlich gemacht wird.

Mit Anna Kronberg hat die Autorin eine intelligente, bemerkenswerte Frau geschaffen. Sie ist sich den Gefahren, denen sie sich durch ihre Verkleidung aussetzt, durchaus bewusst. Aber um ihren Traum zu verwirklichen, nimmt sie nicht nur diese, sondern auch viele andere Entbehrungen in Kauf.
Die Autorin lässt mit Anna und Sherlock Holmes zwei geniale Köpfe aufeinanderprallen, zwischen denen sofort ein Kräftemessen auf geistiger Ebene entsteht. Auch wenn sich die Dialoge nicht als so explosiv und funkensprühend herausgestellt haben, wie ich gehofft hatte, hat mich die spannende und zum Teil recht waghalsige Spurensuche der beiden Ermittler durchweg gefesselt.
Die Autorin bringt auch eine Prise Romantik ins Spiel, es funkt ein wenig zwischen Anna und Holmes. Auch wenn Annelie Wendeberg dieser Part sehr gut gelungen ist, hätte es mir besser gefallen, wenn Anna und Holmes ein reines Ermittlerteam und die romantischen Gefühle außen vor geblieben wären.

Ein spannender Debüt-Krimi mit einem faszinierenden Ermittlerduo und sehr interessanten Einblicken in die Historie der mikrobiologischen Forschung.

Bewertung vom 19.02.2014
Hendlmord / Starnberger-See-Krimi Bd.1
Ding, Ida

Hendlmord / Starnberger-See-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Pöcking am Starnberger See. „Vier Spieße im Leib sind kein Unfall.“ Zu diesem Schluss kommt Muck Halbritter, als er den Hendlwickerl Ludwig Aigner tot in dessen Hendlbude findet. Ruckzuck steckt Muck mittendrin in den Ermittlungen. Denn er will seine Frau Sophie unterstürzen, die gerade zur Mordkommission gewechselt hat. Außerdem gibt es für Muck im Dorf noch viele weitere Aufgaben zu erledigen, seine geliebten Augsburger Hühner würden getötet und plötzlich sind auch Drogen im Spiel…

Mit „Hendlmord“ ist Ida Ding ein unterhaltsamer, turbulenter und spannender Roman gelungen. Die Autorin hat sich als Handlungsort ein idyllisches Fleckchen am Starnberger See ausgesucht. Doch die Beschaulichkeit ist trügerisch: hier wird gemordet! Auch wenn die Krimihandlung nicht mit Höchstspannung daherkommt, konnte ich doch miträtseln und wurde am Ende von der Identität des Täters überrascht.

Der Krimi ist prall gefüllt mit Wortwitz und einer riesigen Portion bayrischem Charme, der frisch-fröhliche Schreibstil macht das Lesen zu einem großen Vergnügen.
Der Clou sind ganz eindeutig die wunderbaren und zum Teil recht skurrilen Figuren. Allen voran natürlich der Ich-Erzähler dieser Geschichte: Muck Halbritter. Der Muck ist jemand zum Knuddeln und Herzen, er kümmert sich um alles und ist für jeden da. Sein größter Fehler: Er kann einfach nicht „Nein“ sagen. Was Muck erzählt und vor allem, wie er es erzählt, ist einfach herrlich. Er grübelt und denkt sehr viel und als Leser erfährt man jeden einzelnen dieser Gedanken (und es sind manchmal recht kuriose Gedanken :-)).

Sofort ins Herz geschlossen habe ich auch Mucks 8-jährige Tochter Emma. Emma ist ein pfiffiges Mädel und dient anscheinend ganz Pöcking als Orakel, und merkwürdigerweise stimmen ihre Vorhersagen und Ahnungen irgendwie immer.
Und dann ist da noch die muntere Seniorengruppe „Gemeinsam Dabeisein“. Ein kunterbunter Haufen, der es faustdick hinter den Ohren hat.

Am Ende des Buches gibt es ein Personenverzeichnis und für alle Nicht-Bayern ein hilfreiches Glossar. Außerdem hat Ida Ding die Geschichte an vielen Stellen mit witzigen kleinen Illustrationen verziert.

„Hendlmord“ ist ein spaßiger Krimi, der wunderbar kurzweilige Unterhaltung bietet. Ich freue mich schon auf das nächste Halbritter-Abenteuer, wenn ich wieder mit Muck und seinem Traktor, dem Tiger, durch Pöcking brausen äähm… tuckern kann.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.