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Kleeblatt
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Berlin
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Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 22.06.2013
Ein Brief aus England
Beil, Brigitte

Ein Brief aus England


sehr gut

Sigrid lebt gemeinsam mit ihrer 26-jährigen Tochter in einem Haus. Die Beziehung zwischen den beiden ist nicht gerade von Liebe gekennzeichnet. Als eines Tages ein Brief aus England ankommt, wird er von Judith geöffnet.
Dieser Brief, der den Tod von Mrs. Linda Hamstad, ehemals Macksiepen anzeigt, bringt ein Lügengerüst zum Stürzen, das sich Sigrid über die Jahre aufgebaut hat ...

Das Buch bringt den Leser in eine Zeit zurück, die die schwärzeste in der deutsche Geschichte ist, in die Nazizeit.
Sigrid ist die Tochter eines Arztes des 3. Reiches und einer englischen Spionin. Als die Tarnung ihrer Mutter aufzufliegen scheint, verschwindet diese von einem Tag auf den anderen und kehrt nach England zurück. Ihre erst 3-jährige Tochter lässt sie bei dem Vater zurück, der sie nunmehr als seinen persönlichen Feind ansieht. Nachdem der Versuch, sie nach England hinterherzuschicken scheitert, verbringt sie ihre Jugend in diversen Heimen. Ungeliebt und unbeachtet frisst sich dieses Gefühl in Sigrid hinein. Sie empfing nie Liebe und ist auch nicht in der Lage, welche zu geben.
Der Makel, die Tochter eines Nazis zu sein, hängt an ihr und sie versucht, sich ihre "eigene" Wahrheit zu erhalten. Sie blendet aus, dass ihre Eltern sie im Stich ließen und erzählt, dass sie ein Waisenkind ist.
Selbst ihrer Familie inkl. ihrer Tochter Judith hat sie nie die Wahrheit gestanden.
An dem Tag, an dem der Brief aus England kommt, ändert sich die Welt der beiden Frauen, denn er zeigt den Tod ihrer Mutter an. Judith ist entsetzt, dass sie von ihrer Mutter jahrelang belogen wurde.

Es beginnt eine Zeit der Aufarbeitung der damaligen Geschehnisse und des Verhältnisses der beiden Frauen zueinander.
Die Geschichte wird aus der Sicht Sigrids erzählt.
Mittels Rückblicken in ihre Vergangenheit, in die Nazizeit, die sie als Kind erlebte, und in die Zeit ihrer Jugend erfährt der Leser, wie aus dem kleinen glücklichen Kind eine verbitterte und der Liebe nicht fähigen Frau geworden ist.
Großen Anteil an ihrem Leben nahm und nimmt Karola, die seinerzeit als Kinderfrau für Sigrid eingestellt wurde. Sie hatte selbst in der Zeit, als Sigrid im Heim war, immer über sie gewacht. Als Sigrid Judith bekam, bat sie Karola, doch auch für ihre Tochter zu sorgen.
Karola ist auch diejenige, die Sigrid bei ihrer Vergangenheitsbewältigung helfen kann, hat sie doch die Beziehung zwischen Sigrids Eltern bewusst miterlebt.
Immer wieder schweift die Autorin in die verschiedenen Zeitepochen ihres Lebens ab, in die Kinderzeit, in die Zeit ihrer Ehe oder im Jetzt.
Sigrid sieht sich erst jetzt in der Lage, die Zusammenhänge zu erkennen und besinnt sich ihrer Tochter, als es fast zu spät ist.

Mit diesem Buch hält man keine leichte Lektüre in den Händen. Es ist eine Aufarbeitung mit der Vergangenheit in seiner ganzen Tiefe. Ein wenig schwermütig ist dieser Roman, aber nie langweilig.
Ein Roman, den man nicht mal so nebenbei lesen kann.

Bewertung vom 18.06.2013
Omas Erdbeerparadies / Oma Imke Bd.4
Mommsen, Janne

Omas Erdbeerparadies / Oma Imke Bd.4


sehr gut

"Omas Erdbeerparadies" ist bereits der 4. Teil aus der Reihe um Oma Imke. Für mich war es die 1. Bekanntschaft mit Oma Imke. Man kann das Buch für sich allein lesen, aber ich denke, dass ich mehr davon gehabt hätte, wenn ich das Vorwissen und die Entwicklungen der einzelnen Protagonisten durch die 3 vorhergegangenen Teile miterlebt hätte. So fehlt mir an einigen Stellen einfach das Wissen.

Jade, die gerade alles, ohne an Konsequenzen zu denken, hingeschmissen hat und nach Föhr gefahren ist, trifft dort auf ihren Onkel Arne und ihre Oma Imke, die im Rollstuhl sitzt. Sofort erkennt sie, wie es um das Erdbeerparadies steht und macht sich Gedanken, wie es mit dem Gasthof weitergehen soll.
Sie hat tolle Ideen, die sie anfangs auch ohne Wissen von Arne umsetzt.
Oma Imke, die nach einem Schlaganfall zwar noch voll da ist, kann sich nur mittels Zettelblock verständigen, sprechen ist nicht mehr möglich. Sie steht hundertprozentig hinter Jade und unterstützt, wo sie nur kann, diese und hilft auch, Kontakte wieder anzuknüpfen.
So erfolgreich sie auch sind, so vehement schmeißt ihnen Susanne, die auch noch im Stadtrat sitzt, Knüppel zwischen die Beine.
Da macht Jade einen Fund in den Hinterlassenschaften des Vorbesitzers des Gasthofes und sie hoffen nun auf das große Geld.
Momme, in den sich Jade ein klein wenig verguckt hat, soll ihr helfen, den Gegenstand aufzuwerten, aber der sitzt gerade zwischen zwei Stühlen, denn Susanne ist seine Tante und seine einzige Verwandschaft, die er noch hat.

Ein wunderbares Buch, in dem es um den Erhalt des Gasthofes Erdbeerparadies geht. Ideen und Mut sind gefragt und Engagement wird gebraucht. All das bringt die junge Protagonistin Jade mit und schafft es, ihren Onkel Arne mitzureißen und auch Oma Imke bekommt Gelegenheit, mit den Gedanken in der Vergangenheit zu frönen.
Sie ziehen alle an einem Strang, wollen was erreichen und das mit allen Mitteln.
Als Leser sieht man einige Male mit zu, wie alle Felle wegschwimmen, aber dann wartet schon der nächste Lichtblick an der nächsten Ecke. Die Story ist ständig in Bewegung, rasant und man muss aufpassen, den Anschluss nicht zu verpassen.
Es ist nie langweilig, weil sich ständig was tut. Es gibt Sonnenstunden, aber auch traurige, die ans Herz gehen. Man ist gerührt und nimmt Anteil an dem Leben der Protagonisten.
Auch wenn ich sie nur kurz kennengelernt habe, schloss ich sie in mein Herz.

Dem Autor Janne Mommsen ist es hervorragend gelungen, die Atmosphäre und Schönheit der Insel wiederzugeben und ich fühlte mich dort wohl und nicht fremd, obwohl ich noch nie selbst auf der Insel war.
Mit diesem Buch hält man ein tolles Buch in der Hand, das nach einem Leseerlebnis in einem Strandkorb förmlich schreit. Ich denke, man sollte ihm den Gefallen tun.
Mir hat das Buch gefallen. Auch wenn mir an Hintergrundwissen einiges fehlte, empfehle ich dieses Buch sehr gern weiter.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2013
Nicht die Bohne!
Steffan, Kristina

Nicht die Bohne!


ausgezeichnet

Schwanger? Kann nicht sein. Aber die zwei blauen Linien sagen etwas anderes. Da hat sie sich von Olaf getrennt, weil er unbedingt eine Familie mit Kindern haben wollte, im Gegensatz zu ihr, und nun das. Paula mag keine Kinder und hat das Mutter-sein eigentlich nie ernsthaft in Betracht gezogen. Paula sieht sich als Karrierefrau und will im Leben was erreichen, die Leiter nach oben steigen. Stattdessen wird sie gefeuert, von einem Tag auf den anderen. Natürlich geht sie nicht, ohne ihrem Chef noch mal so richtig die Meinung gesagt zu haben.
Was nun? Paula ist wie gelähmt und weiß nicht, was sie tun soll. Aber bereits nach dem ersten Arztbesuch und dem ersten Ultraschallbild der Bohne, wie sie ihr Kind von Beginn an nennt, ist alles anders. Sie will das Kind, auch wenn sich ihr Leben von diesem Tag an permanent ändern wird ...

Wow, was für ein Buch, war einer meiner ersten Gedanken, als ich das Buch zugeklappt hatte. Lange habe ich mich nicht mehr so gut unterhalten mit einem Buch.

Paula, die Karrierefrau, wird von ihrer Schwangerschaft völlig überrumpelt. Sie war nicht gewollt und schon gar nicht geplant. Nie im Leben hat sie an Kinder gedacht. Genau wie sie ist fast jeder in ihrer Umgebung mit überrascht über das Ereignis, wissen doch ihre Familie und ihre Freundinnen um ihre Meinung zu dem Thema.
Ich fand die Reaktionen der einzelnen Personen total faszinierend. Es wurde ihr weder nach dem Mund geredet, noch wurde ihr irgendwas eingeredet. Alle standen zu ihr, egal wie ihre Entscheidung ausfallen würde. Selbst ihre Eltern brachten das sehr gut.

Paula hat eine Familie und Freundinnen, die jeder gern hätte. Sie sind zur Stelle, wenn sie gebraucht werden und stehen ihr jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Man muss sie einfach mögen. Aber auch Paula selbst ist eine Protagonistin, die man gern zur Freundin hätte.
Als sie ihre Schockstarre über die Schwangerschaft und ihre Kündigung überwunden hatte, startet sie voll durch. Mit Hilfe eines Anwalts geht sie gegen ihre Kündigung vor.
Ihr gelingt das Unglaubliche, sie findet eine Halbtagsstelle auf einem Biohof, wo sie sich auf eine Stelle als Assistentin für Vertrieb und Buchhaltung beworben hatte.
Sie hat zu allen einen guten Kontakt bis auf Simon. Der würde sie zwar als Mann ansprechen, aber seine Brummigkeit und Distanziertheit schrecken sie anfangs ein wenig ab. Bis sie sich langsam in Simon verliebt, aber der stößt sie immer wieder von sich. Aber Paula wäre nicht Paula, wenn sie nicht versuchen würde herauszubekommen, welche Probleme Simon hat, weswegen er so ist.

Kristina Steffan hat mir mit ihrem Buch eine wunderbare Unterhaltung beschert. Es gab Stellen, da musste ich richtiggehend lachen. Eine Szene des Buches hat sich in meinem Kopf hartnäckig festgesetzt. Sie beschreibt ein paar Männer, die an einem Tisch sitzen und brainstorming betreiben. Nur sie vergleicht diese Männer mit Hennen in der Ei-Austreib-Phase. "Die bekommen dann auch immer so einen glasigen Blick, kurz bevor das Ei aus dem Hintern fällt" (Seite 241). Mein Kopfkino versuchte zu erfassen, wie die Autorin an dieser Stelle Recherche betrieben hat. Wie lange mag sie wohl den Hühnern Auge in Auge gegenüber gesessen haben, um das in ihren Augen zu sehen?

Aber sie scheute auch vor anderen Vergleichen nicht zurück. Was mit der "Bohne" beginnt, hört auch beim Vergleich, wie Kaffee schmecken kann, nicht auf.

Ein ausgesprochen humor- und liebevoller Roman um Liebe, Freundschaft und Verantwortung. Mit der Protagonistin Paula freundet man sich sehr schnell an und schließt sie ins Herz. Auch ihre Freundinnen, Arbeitskollegen und ihre Familie sind so gezeichnet, dass man sie einfach mögen muss. Selbst Simon in seiner Verletzlichkeit hat etwas berührendes an sich, dem man sich schwer entziehen kann.

Ein wirklich tolles Buch, das ich sehr gern weiterempfehle und ich hoffe noch auf mehr Bücher von der Autorin in diesem Genre.

Bewertung vom 12.06.2013
Das Land jenseits der Zeit / Elvancor Bd.1
Roberts, Aileen P.

Das Land jenseits der Zeit / Elvancor Bd.1


ausgezeichnet

Die 18-jährige Lena muss Sozialhilfe leisten, weil sie die Schuld an einem Unfall auf ihre Kappe genommen hat. Ihr Plan, nach dem Abi für 1 Jahr durch Europa zu touren, fällt flach, da sie sich genötigt sieht, das kaputte Auto ihres Vaters abzuzahlen. Den Sozialdienst muss sie in einem Altenheim leisten, wo sie sich um die alten Bewohner kümmern muss.
Dort lernt sie auch die alte Amelie Winter kennen, die ab und an von ihrem Sohn und von ihrem isländischen Enkel Ragnar Besuch bekommt. Nicht nur Ragnar ist gewöhnungsbedürftig, wird er doch wegen seiner Launen "Weltuntergang" genannt, auch Frau Winter selber scheint wunderlich zu sein. Lena erzählt sie Geschichten von einem Ort namens Elvancor und behauptet, dort gewesen zu sein und ihren Liebsten zurückgelassen zu haben. Auch ist sie der festen Meinung, dass er bald kommen wird, um sie zu holen. Lena kann die Geschichten nicht ernst nehmen, ist Frau Winter doch schon 92 Jahre alt.
Aber auch, wenn sie ihr nicht glaubt, gefallen ihr die Geschichten.
Als Frau Winter stirbt, hinterlässt sie Lena einen Brief, indem sie sie auffordert, gemeinsam mit ihrem Enkel Ragnar nach einem Schatz zu suchen.
Und damit fangen die Probleme erst an ...

Dieses Buch ist das erste Werk, das ich von der Autorin gelesen habe. Sie war mir selbst namentlich bislang nicht bekannt.
Mit diesem Werk hält man auch den ersten Teil der Dilogie um Elvancor in den Händen.
Elvancor ist ein Land, das außerhalb unserer Welt liegt. Dieser erste Teil ist eher zur Einstimmung auf Elvancor zu zählen, denn er handelt komplett in der Gegenwart auf der Erde, abgesehen vom Prolog.

Langsam macht die Autorin den Leser mit den Protagonisten vertraut.
Lena wirkt anfangs ein wenig naiv. Für ihren Freund, der ihr ein paar fadenscheinige Gründe nennt, übernimmt sie die Schuld an dem Autounfall, bei dem das Auto ihres Vaters zu Schrott wurde. Führerschein weg, Sozialdienst und Schulden haften an ihr, von ihrem Freund keine Hilfe, im Gegenteil, er sucht sich eine andere Freundin. Sie ist frustriert, statt den Sommer mit ihren Freunden verleben zu können, sitzt sie in einem kleinen Kaff fest, hat Ausgehverbot für ein halbes Jahr und muss statt faulenzen arbeiten gehen. Trotz allem macht ihr die Arbeit mit den alten Leuten Spaß, lernt sie doch dort auch nette Menschen kennen.
Als sie Ragnar kennenlernt und sie später auf Schatzsuche gehen, verstehen sie sich recht gut, aber mehr als Freundschaft kommt zwischen ihnen nicht auf.

Ragnar, der in Island groß geworden ist, musste von dort verschwinden. Ihm haftet etwas sonderbares, eigenartiges an, das man nicht wirklich benennen oder greifen kann. Seine Wutausbrüche, die er im Altenheim hatte, beschreibt er später damit, dass er Beklemmungen in festen Häusern bekommt.
Nicht nur Lena findet ihn seltsam, auch als Leser macht man sich seine Gedanken, was es mit ihm auf sich haben könnte. Er ist selbstbewusst, tierlieb und ein guter Freund.
Als sich Lena und Ragnar auf die Schatzsuche machen, wissen sie nicht, ob sie einem Hirngespinst von Ragnars Oma nachjagen oder ob es den Schatz wirklich gibt. Sie fügen Puzzleteile aneinander und können auch auf Teilerfolge zurückblicken.
Aber bald spüren sie, dass sie nicht allein sind und dass etwa Böses auf sie zukommt.

Schon von Anfang an verstand die Autorin es, mich zu packen und mitzureißen. Sie baut die Geschichte langsam auf und zieht dann urplötzlich mit Spannung an, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Aileen P. Roberts hat eine Art, die Umgebung und speziell den Wald zu beschreiben, dass selbst ich Gänsehaut verspürte. Ich hatte das Gefühl, ich bräuchte nur still stehen zu bleiben und mich in aller Ruhe umsehen, dann würde alles genau so vor meinen Augen entstehen, wie sie es geschrieben hat.
Die Autorin hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, der das lesen angenehm machte.

Es ist ein sehr schönes Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 10.06.2013
Verrat im Zunfthaus
Schier, Petra

Verrat im Zunfthaus


ausgezeichnet

Nachdem Adelina die Apotheke ihres Vaters nunmehr allein führt, braucht sie auch ein eigenes Siegel der Zunft. Im Zunfthaus findet sie im Keller eine übelst zugerichtete Frauenleiche. Neklas, ihr Mann, der später die Leiche untersuchen soll, stellt fest, dass die Frau schwanger war. Da deren Verlobter verschwunden und nicht auffindbar ist, wird er zunächst beschuldigt, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Als auch dieser schlimm zugerichtet und tot gefunden wird, ist guter Rat teuer.
Adelina, die sich eigentlich nicht in die Ermittlungen einmischen wollte, kann es nicht lassen, bis auch sie in den Fokus der Gesetzlichkeit gerät, nachdem bei ihr eine Geldkassette gefunden wird, die auf Verrat schließen lässt ...

Köln scheint im Mittelalter ein sehr gefährliches Pflaster gewesen zu sein.
Nun schon zum 3. Mal lässt die Autorin Petra Schier die Apothekerin Adelina bei der Aufklärung von Mordfällen im mittelalterlichen Köln helfen.
Durch ihren Scharfsinn und ihre Kombinationsgabe gelingt es ihr wieder, den oder die Mörder zu ermitteln. Bis dahin ist es aber ein langer Weg.

Wieder ist es der Autorin hervorragend gelungen, um belegte geschichtliche Ereignisse in Köln einen Roman zu schreiben, der nicht nur glaubhaft ist, sondern auch historisch belegt werden kann. So genießt der Leser gleich ein wenig Geschichtsunterricht.
Auch an dem Leben im Mittelalter kann der Leser wieder teilhaben. Gekonnt bringt die Autorin Informationen ein, die mir zumindest bislang nicht bekannt waren. So war für mich neu, dass eine Magd und ein Knecht nicht heiraten durften, wenn sie kein Geld für einen eigenen Hausstand hatten.

Auch in dem 3. Teil trifft man auf die allbekannten Protagonisten aus den ersten beiden Bänden. Selbst Thomasius, der Widersacher von Neklas, ist für eine Überraschung gut, mit der nicht zu rechnen war.
Einen erheblichen Teil des Buches widmet Petra Schier den privaten Ereignissen in Adelinas kleiner Familie, ganz speziell denke ich da an ihre Stieftochter Griet, die erst glaubt Geister zu sehen und später spurlos verschwindet.

Ein Buch, das den Leser wieder fesselt und nicht loslässt. Egal, ob es um die Suche nach den Mördern geht, um die Beziehung zwischen Ludowig und Franziska, der Beschuldigung, dass Adelina des Verrats bezichtigt wird, dem Verschwinden von Griet und vielem anderen, man kann das Buch einfach nicht beiseite legen. Einmal in Adelinas Welt eingetaucht, mag man erst wieder auftauchen, wenn das Buch durchgelesen ist.

Petra Schier scheint ein wandelndes Lexikon zu sein, an ihrem Wissen zur Geschichte Kölns lässt sie den Leser gern teilhaben. Mit ihrem fundiertem Wissen und ihrem angenehmen Schreibstil macht sie das lesen zum Vergnügen und was will eine Autorin mehr, als dass der Leser Vergnügen und Spaß an ihren Büchern hat?
Ich habe mit diesem Buch zum 3. mal meine Freude an Adelina gehabt und freue mich schon auf die beiden Folgebände.

Wieder ein Buch von Petra Schier, das ich sehr gern weiterempfehle.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2013
Die letzte Zeugin
Roberts, Nora

Die letzte Zeugin


ausgezeichnet

Das war wieder ein Buch meiner Lieblingsautorin Nora Roberts, das ich regelrecht verschlungen habe.

Sehr genau und detailliert bringt sie dem Leser das Mädchen Elizabeth nah. Ein Kind, das nach dem Bild der Mutter regelrecht geformt werden soll und ohne Liebe aufwächst. Welcher Jugendliche würde da nicht ausbrechen wollen. Als sie dann an einem Tag aufbegehrt, wird ihr auch bewusst, wie abgeschirmt sie durch ihre Mutter gelebt hat. Noch nie hat sie sich mit Freundinnen unterhalten können, sie kennt keine Fernsehsendungen, da ihre Mutter ihr nur ausgesuchte hat sehen lassen, sie kennt nicht einmal die Bücher, die jeder Jugendliche verschlingt. Sie lebt in einer Parallelwelt. Sie soll Ärztin werden wie ihre Mutter, will dies aber nicht, aber sie traut sich auch nicht, dagegen zu sprechen.
Durch einen bösen Streit mit ihrer Mutter ändert sich ihr ganzen Leben.

Auch 12 Jahre später ist sie noch immer ein einsamer Mensch, aber es ist eine gewählte Einsamkeit. Sie will leben, ihr Leben jedoch ist in Gefahr, sobald bekannt wird, wo sie lebt und ihre Identität bekannt wird. Die Morde, die sie vor Jahren beobachtet hat, sind noch immer nicht aufgeklärt. Die Mörder suchen sie, es ist eine Frage der "Ehre", sie zu finden. Die russische Maffia schläft nicht und sieht es noch immer als oberste Priorität, sie zu finden.

Trotz aller Vorsicht, niemanden an sich heranzulassen, gelingt es Brooks, anfangs in ihr Haus zu kommen, was wie Fort Knox gesichert ist, später schleicht er sich sogar in ihr Herz. Abigail weiß nicht, ob sie ihm trauen kann, ob sie ihm soviel Vertrauen schenken kann, dass sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählen kann. Denn noch immer wird sie auch von der Polizei gesucht, ist sie doch auch Zeugin oder eventuell auch Verdächtige am Mord von 2 Polizisten.
Abigail macht es sich nicht leicht, sie kämpft mit ihren eigenen Dämonen. Einerseits kann sie sich nichts schöneres vorstellen, als in den Armen von Brooks zu liegen, andererseits hat sie Angst, auch ihn und seine Familie zu gefährden.

Außer den Thrillerelementen ist dieses Buch auch eine wunderschöne Liebesgeschichte, die verzaubert. Der Leser ist realitätsnah dabei, wie Abigail Zutrauen fasst und ihr Herz langsam öffnet. Viele Dinge sind ihr fremd, teils aus ihrer Erziehung seitens der Mutter, teils weil sie sich von der Welt abgekapselt hat.

All die Jahre hat sie immer die Mörder im Visier gehabt, all ihre Schritte beobachtet und sich einen Plan erarbeitet, wie sie diese unschädlich machen kann.

Nora Roberts hat mich mit ihrem Roman wieder in ihrem Bann gezogen. Von Beginn an wurde man als Leser ins Geschehen hineinkatapultiert. Die Spannung, die anfangs erzeugt wurde, hält sich auch über das Buch und steigert sich stetig.
Die zwei Protagonisten haben mich voll überzeugt und ich habe sie gern begleitet. Sie sind verletzlich, aber auch stark und wirken in ihrem Tun glaubhaft.
Brooks Familie ist so lebendig, dass man am liebsten auch Teil davon sein möchte.
Frauen wie Abigails Mutter hingegen müssten verboten werden.

Dieses Buch ist ein absolutes Highlight und ich empfehle es sehr gern weiter.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2013
Garantiert wechselhaft
Birk, Carolin;Wagner, Fanny

Garantiert wechselhaft


sehr gut

Nina hat es nicht leicht. Von dem einen Mann ist sie geschieden, arbeitet aber noch ab und an für ihn und lässt sich von ihm unterbuttern, ein anderer will aus Bequemlichkeit nicht aus ihrer Wohnung wieder ausziehen.
Da kommt ihr doch die Erbschaft von ihrem Onkel eines alten Gasthofs wie gerufen. Sie hat noch verklärte Erinnerungen aus ihrer Kindheit von dem Gasthof und macht sich, ohne das Haus im jetzigen Zustand gesehen zu haben, mitsamt ihrer Tochter Marie auf den Weg in die Fränkische Schweiz, um sich dort niederzulassen.
Bei Tageslicht besehen erweist sich das Haus nicht mehr als das Traumobjekt ihrer Erinnerungen. Es ist alt und ziemlich heruntergekommen, aber Bilder mit Weisheiten, die ihr Onkel selbst gestickt hatte.
Nina krempelt die Ärmel hoch und will das Haus wieder bewohnbar machen, wenn ihr nicht vier Schnepfen aus dem Ort das Leben schwer machen würden ...

Endlich mal wieder ein Buch, in dem es auch mal Protagonisten geben darf, die älter sind, in diesem Fall Nina, die mitten in den Wechseljahren ist.
Nina ist der Typ Mensch, der einfach zu gut für diese Welt ist. Sie lässt sich von ihrem geschiedenen Mann unterbuttern, kann schlecht NEIN sagen und versucht es allen recht zu machen.
Als sie mit ihrer Tochter Marie in das fränkische Wiestal zieht, ist sie anfangs von den netten Damen begeistert, vor allem von ihrer urigen Nachbarin Gundi. Diese wird auch ihre Freundin und ist ihr Anlaufpunkt bei allen Fragen und Nöten.
Es gibt aber noch 4 Frauen, die ihr das Leben schwer machen und es dauert lange, bis sie dahinter kommt, warum und was diese gegen sie haben, dass sie hinter ihrem Rücken agieren.

Nina, die aus Berlin kommt, hat verständlicherweise Sprachprobleme mit dem fränkischen Dialekt. Genau die gleichen Probleme mit der fränkischen Sprache habe ich auch, ich kann sie schlecht verstehen und habe selbst beim Lesen hier im Buch stellenweise manche Abschnitte 2 bis 3 mal lesen müssen, bis ich ansatzweise verstanden habe, was mir die Autorinnen sagen wollten.
Dass sich Nina selbst sprachlich so schnell integriert haben soll, kann ich nicht ganz glauben, aber das lege ich mal als künstlerische Freiheit aus.

Es ist ein wunderbarer Roman mit einer Protagonistin, die kurz vor der 50 noch einmal voll durchstartet.
Schwierigkeiten, die sich ihr in den Weg stellen, werden beseitigt. Nina bringt nicht nur Schwung in ihr eigenes Leben, sie verändert auch das von anderen.
Eine sympathische Protagonistin, die ihr Leben anpackt und etwas draus macht.

Mit Witz und Humor habe ich Nina auf ihrem Weg begleitet, des öfteren mit einem Grinsen im Gesicht. Es fällt einem nicht schwer, Nina zu mögen, sie ist eine Frau, die nicht jammert, sondern die ihre Probleme anpackt und bewältigt. Dass es aufgrund der Sprache auch leichte Missverständnisse gibt, ist wie der Punkt auf dem I, es rundet die Sache ab und hinterlässt glückliche Leser.

Ich habe Nina gern begleitet, habe erlebt, wie sie sich in die Gemeinschaft einlebt und sich dort einbringt, wie sie mit ihren Hitzewellen kämpft und wie sie noch einmal wie ein junger Backfisch für einen Mann schwärmt.

Ein Buch, das nicht nur für die älteren Leser empfehlenswert ist.