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Dreieich

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Insgesamt 155 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2021
Tote schweigen nie / Raven & Flyte ermitteln Bd.1
Turner, A. K.

Tote schweigen nie / Raven & Flyte ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Außergewöhnliche neue Forensik-Reihe
„Tote schweigen nie“ ist der Auftaktband einer neuen Forensik-Reihe der britischen Autorin A.K. Turner.

Im Mittelpunkt steht Cassie Raven, die Sektionsassistentin der Rechtsmedizin in London ist. Ihr Gothic-Look mit Piercings und Tattoos bringt ihr manchen schrägen Blick ein, ebenso wie ihre Überzeugung, dass die Toten zu uns sprechen, wenn wir nur ganz genau hinhören.
Als eines Tages ihre geliebte Mentorin Mrs. Edwards vor ihr auf dem Seziertisch liegt, sitzt der Schock tief, denn Mrs. E hatte sie ihre Ausbildung und ihre Stelle in der Rechtsmedizin zu verdanken. Sie glaubt nicht an einen Unfall, sondern ist sicher, dass Mrs. E ermordet wurde. Aber ihr fehlen entsprechende Beweise und ohne diese ist eine große Obduktion nicht möglich. Ihre einzige Chance ist die unterkühlte DS Flyte mit ins Boot zu holen, die sie allerdings wegen einer verschwundenen Leiche auf dem Kieker hat und es bleiben nur noch wenige Tage bis zur Einäscherung.

Mich hat dieser Auftakt besonders durch die außergewöhnlichen Charaktere in den Bann gezogen und gefesselt.
Cassie war mir sofort sympathisch, besonders ihr respektvoller und liebevoller Umgang mit den ihr anvertrauten Toten hat mich berührt. Dazu passt auch ihre Überzeugung, dass die Toten zu ihr sprechen. Ihr ungewöhnliches Äußeres und ihr ausgefallenes Hobby Taxidermie unterstreichen ihren Charakter. Beharrlich versucht sie die Todesursache ihrer Mentorin herauszufinden, gegen alle Widerstände. Denn ohne Mrs. E. hätte sie nicht ihren geliebten Job in der Rechtsmedizin und würde immer noch auf der Straße leben.
Ihre Zusammenarbeit mit der unterkühlten DS Flyte gestaltet sich zunächst schwierig und die beiden müssen sich erst zusammen raufen. DS Flyte wirkt zuerst zugeknöpft und verbissen, ihr Charakter macht aber eine Entwicklung durch und man erfährt im Verlauf einiges aus ihrer Vergangenheit, was ihr Verhalten erklärt.
Auch Nebenfiguren wie Cassies polnische Großmutter (Babcia) Weronika sind liebevoll ausgearbeitet.
Das Privatleben der Hauptpersonen steht jedoch nicht im Vordergrund sondern dient dazu den Figuren die nötige Tiefe zu geben, um ihr Handeln besser zu verstehen.

Für mich war die Story durchweg spannend und abwechslungsreich durch mehrere Ermittlungsstränge, denn neben dem Tod von Mrs. E. soll DS Flyte eigentlich das Verschwinden eines Toten aus der Rechtsmedizin aufklären. Es gibt einige falsche Fährten und das Miträtseln blieb bis zum Schluss spannend. Die Autorin hat für mich eine ausgewogene Mischung aus Ermittlungen, privatem Hintergrund und fachkundigen Einblicken in die Rechtsmedizin geschaffen. Zusammen mit der außergewöhnlichen und sympathischen Protagonistin konnte mich der Thriller auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.
Ich freue mich jetzt schon sehr auf den 2. Band und möchte diese neue Reihe allen Forensik-Fans ans Herz legen.

Bewertung vom 15.08.2021
Systemfehler
Harlander, Wolf

Systemfehler


sehr gut

Erschreckendes Szenario
In seinem neuen Wirtschaftsthriller „Systemfehler“ beschreibt der Journalist Wolf Harlander erschreckend realistisch ein absolutes Worst-Case-Szenario. In mehreren europäischen Ländern bricht gleichzeitig das Internet zusammen, mit dramatischen Folgen. Züge können nicht mehr fahren, die Flughäfen sind lahmgelegt und in den Krankenhäusern versagen die lebenserhaltenden Geräte, so dass Patienten sterben. Supermärkte erhalten keine Ware mehr, die Versorgung bricht zusammen und es kommt zu Plünderungen und Demonstrationen. Handys, Fernsehen und Radio funktionieren nicht mehr, damit sind alle Kommunikationswege gekappt. Stromausfall und Wasserknappheit stürzen das Land ins Chaos und Panik bricht aus. Die Regierung und Behörden sind machtlos. Nelson Carius, der gerade neu beim BND ist, vermutet ein hochkomplexes Computervirus hinter den Internetausfällen. Seine Nachforschungen führen ihn und seine Kollegin Diana zu dem IT-Experte Daniel Faber. Um seine Unschuld zu beweisen muß dieser untertauchen und auf eigene Faust nach den Verantwortlichen für den Internetcrash suchen.

Der Schreibstil war leicht und flüssig zu lesen (bis auf die Dialoge, die manchmal etwas hölzern wirkten) und ich war sehr schnell in der Geschichte drin. Es gibt verschiedenen Erzählstränge. Die Auswirkungen des Internetausfalls erfährt man durch Daniel Faber und seine Familie in München, seine Mutter Renate in Nürnberg, seine Schwester Claudia (Ärztin) in Hamburg. Durch diese Figuren werden die Auswirkungen sehr real und erfahrbar. Erschreckend auch wie rechte Gruppierungen und Verschwörungstheoretiker Aufwind bekommen. Außerdem folgt man Nelson Carius und seiner Kollegin bei der Suche nach den Verantwortlichen. Ortsangaben über jedem Kapitel geben Orientierung, welchem Strang man gerade folgt. Es beginnt schon spannend indem man dem unbekannten Hacker über die Schulter sieht, wie er das Virus auf die Reise schickt und diese Spannung bleibt auch konstant erhalten. Das Buch führt sehr anschaulich vor Augen, wie abhängig wir alle längst vom Internet sind und welche katastrophalen Folgen ein Ausfall für uns hätte. Es hat mich auf jeden Fall nachdenklich gemacht, denn nach Expertenmeinung (s. Nachwort) ist innerhalb der nächsten 10 Jahre tatsächlich ein Internetausfall zu erwarten. Cyberangriffe auf einzelne Firmen oder Behörden kennen wir ja bereits. Das Buch führt auf jeden Fall vor Augen, wie angreifbar unsere Gesellschaft durch die fortschreitende Digitalisierung ist und macht nachdenklich.

Der temporeiche und spannende Wirtschaftsthriller hat mich gefesselt und nicht mehr losgelassen, obwohl ich bereits frühzeitig ahnte, wer der/die Drahtzieher hinter dem Ganzen sind. Wer oder was hinter dem Tod von Carius Eltern steckt, wird allerdings nicht aufgedeckt. Das hat mir gefehlt, denn es gibt ja wohl keine Fortsetzung. Die Charaktere waren gut gewählt, blieben aber teilweise etwas blass.
„Systemfehler“ ist auf jeden Fall ein lesenswerter Thriller der gut unterhält und gleichzeitig nachdenklich macht, denn er führt uns vor Augen, dass der Segen der fortschreitenden Digitalisierung auch gleichzeitig zum Fluch werden kann und dies sehr realitätsnah. Ich kann es nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 11.08.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Fulminanter Reihenauftakt
„Das Buch des Totengräbers“ von Oliver Pötzsch ist sein erster historischer Kriminalroman und der fulminante Auftakt einer Reihe um den jungen Inspektor Leopold von Herzfeld, die im späten 19. Jahrhundert in Wien spielt. Es war mein erstes Buch von Oliver Pötzsch und ich war restlos begeistert von der detaillierten Schilderung des historischen Wien und der dichten Atmosphäre.

Inspektor Leopold von Herzfeld ist gerade neu als Polizeiagent im Wiener Sicherheitsbüro, als ein Dienstmädchen brutal ermordet und gepfählt im Prater gefunden wird. Leopold stößt allerdings mit seinen neuen kriminalistischen Ermittlungsmethoden wie Spurensicherung und Tatortfotografie auf Widerstände und Skepsis bei seinen älteren Kollegen und macht sich damit unbeliebt. Man betraut ihn mit einem anderen Fall aber dann geschehen weitere Pfahl-Morde und seine Kenntnisse und vor allem seine Kamera werden wieder benötigt. Hilfe erhält er überraschend von dem kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer vom Wiener Zentralfriedhof, der jede Todesart und Verwesungsstufe kennt und an einem Almanach für Totengräber schreibt. Außerdem erhält er Unterstützung von der jungen Telefonistin Julia Wolf, die selbst ein Doppelleben führt und ein Geheimnis hütet.
Hinter der glamourösen Fassade Wiens stoßen sie auf tiefe Abgründe und einen Skandal, der bis in höchste Kreise reicht.

Die drei Hauptprotagonisten bilden ein wahres Dreamteam für die Ermittlungen. Alle sind sehr lebendig gezeichnet und jeder hat so seine Geheimnisse. Man folgt ihnen gerne durch das historische Wien und vor allem auf den Zentralfriedhof, der immer wieder eine Rolle in den wendungsreichen Ermittlungen spielt.
Meine Lieblingsfigur war der schrullige aber hochgebildete Totengräber, der sogar auf dem Friedhof wohnt und einen Almanach für Totengräber verfasst. Auszüge daraus sind vielen Kapiteln vorangestellt und unterstreichen die morbide Atmosphäre.

Pötzsch ist es gelungen, mich von der ersten Seite an zu fesseln. Dank des eingängigen Schreibstils und der detaillierten Beschreibungen konnte ich in die damalige Zeit richtig abtauchen. Besonders die Dialoge mit Wiener Dialekt sorgten für eine authentische Atmosphäre und den gewissen Wiener Schmäh. Der Kriminalfall (eigentlich waren es sogar zwei) war spannend und gut konzipiert und die Einblicke in die Anfänge der Kriminalistik sehr interessant. Für mich war es ein rundum gelungener Auftakt mit tollen Charakteren, der Lust auf weitere Fälle mit Leopold, Julia und vor allem dem Totengräber Augustin macht. Von mir gibt es daher 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.07.2021
Tiefer Fjord
Lillegraven, Ruth

Tiefer Fjord


ausgezeichnet

Tiefer Fjord - tiefe menschliche Abgründe
„Tiefer Fjord“ ist Ruth Lillegravens erster Spannungsroman und gleichzeitig der Auftakt der Clara-Trilogie. Das Cover hat mich sofort angesprochen, die dunkle Winterlandschaft vermittelt eine düstere Stimmung, ganz im Stil skandinavischer Spannungsromane. Das zentrale Thema Kindesmisshandlung wurde sehr einfühlsam und gleichzeitig mitreißend in der Handlung verarbeitet.

Im Mittelpunkt stehen das Ehepaar Clara und Haavard. Clara arbeitet als Juristin im Justizministerium und Haavard ist Kinderarzt in einer Osloer Klinik. Als ein kleiner Junge von seinen Eltern in die Klinik gebracht wird, angeblich vom Baum gefallen, stellt Haavard neben alten Brüchen noch frische Hämatome fest, alles Anzeichen von Misshandlungen und familiärer Gewalt. Der Junge kann nicht gerettet werden, doch bevor der Fall weitergemeldet werden kann, wird der pakistanische Vater erschossen im Gebetsraum der Klinik aufgefunden. Die Polizei vermutet ein Verbrechen aus Fremdenhass.
Clara ist geschockt, als sie davon erfährt. Sie arbeitet schon lange an einem Gesetzesentwurf, der misshandelten Kindern durch eine Meldepflicht früher helfen soll, bisher jedoch ohne Mehrheit. Auch Haavard ist erschüttert und beginnt eine Liste mit weiteren Misshandlungsfällen aufzustellen. Als eine weitere Einwanderin erschossen wird, deren Name auf Haavards Liste stand, gerät er ins Visier der Ermittler.

Die einzelnen Kapitel werden jeweils in der Ich-Perspektive von unterschiedlichen Personen erzählt. So kommen neben Clara und Haavard noch Claras Vater Leif sowie Sabiya, eine Kollegin von Haavard und der Pfleger Roger zu Wort. Durch die Ich-Perspektive wird eine große Nähe zu den einzelnen Personen erzeugt. Man erhält einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle der sehr gut ausgearbeiteten Charaktere. Ich kann da Maja Lunde nur zustimmen. Ich war gefesselt von der Geschichte und von den einzelnen Figuren und ebenso von der norwegischen Landschaft, besonders dem Fjord, der eine wichtige Rolle in der Handlung spielt. Rückblicke in die Vergangenheit zeigen auf, welche Auswirkungen sie auf die Handlungen des Täters in der Gegenwart hat, dessen Identität sehr früh enthüllt wird, was der Spannung aber keinen Abbruch tut, weil man unbedingt wissen will, ob er damit durchkommt. Clara und Haavard fand ich zwar nicht unbedingt sympathisch, es waren aber trotzdem zwei sehr spannende Charaktere. Clara hat eine dunkle Vergangenheit von der Haavard nichts ahnt, und ihr Mann hat auch Geheimnisse vor ihr.
Die Geschichte punktet also mit ihren Figuren, die eine große Tiefe besitzen und so einige Geheimnisse und Abgründe verbergen, neben der beeindruckenden Landschaft. Die Ermittlungen der Polizei spielen hier eher eine Nebenrolle.

Mich hat der Auftakt dieser neuen Reihe absolut gefesselt und nachhaltig beeindruckt. Das Ende hat mich sprachlos zurückgelassen, daher bin ich schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 16.07.2021
Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4
Winkelmann, Andreas

Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4


ausgezeichnet

Fesselnder Pageturner
Eva absolviert ihre abendliche Laufrunde, obwohl in ihrer Straße gerade ein Nachbar niedergestochen wurde. Sie ist eine leidenschaftliche Läuferin und postet ihre Laufstrecken regelmäßig in der Runfree-Gruppe bei Instagram. An diesem Abend läuft sie jedoch direkt ihrem Mörder in die Arme, der sie auf grausame Weise tötet und ihrer Partnerin von ihrem Handy noch eine letzte Nachricht schickt: „Ihr läuft die Zeit davon“. Kurze Zeit später werden noch weitere Läuferinnen ermordet und Jens steht mit seiner Partnerin Rebecca unter Druck, den Serienmörder zu fassen und die Verbindung zwischen den Opfern zu finden. Gleichzeitig überrascht Rebecca einen alten Mann im Park, der auf seinem Fahrrad einen abgehackten Fuß transportiert. Gibt es einen Zusammenhang?

Dies ist bereits der vierte Fall für das sympathische Ermittlerduo Jens Kerner und Rebecca Oswald. Man kann das Buch sehr gut unabhängig von der Reihe lesen, ich kannte bisher nur den ersten Band „Das Haus der Mädchen“, kam aber bestens zurecht.

Jens und Rebecca müssen auch diesmal wieder alles geben, um dem gnadenlosen Killer auf die Spur zukommen. Ich habe den beiden gerne bei ihrer Ermittlungsarbeit über die Schulter geschaut, die in meinen Augen sehr realistisch dargestellt wurde. Den Plot hat Andreas Winkelmann sehr routiniert, spannend und voller überraschender Wendungen gestaltet. Ich war direkt von der ersten Seite an gefesselt. Der angenehme und flüssige Schreibstil lies mich durch die Seiten fliegen.
Das Thema, das er in den Mittelpunkt gerückt hat, nämlich das gedankenlose posten von persönlichen Daten im Netz und seine möglichen Folgen fand ich sehr aktuell und spannend in Szene gesetzt. Jeden der selbst alleine in Wald oder Feld joggt oder Nordic Walking macht, den lassen diese grausamen Morde an den Läuferinnen nicht kalt.

Bereits zu Beginn des Thrillers ist das Tempo hoch, denn es geht in den Ermittlungen nicht nur um die Morde an den Joggerinnen, sondern auch um den niedergestochenen Nachbarn und den Opa mit den Leichenteilen.
Ich fragte mich die ganze Zeit wie das alles zusammenhängt. Aber am Ende werden alle losen Fäden miteinander verwoben und der Täter entlarvt. Mit der Auflösung hat mich Winkelmann auf jeden Fall überrascht. Man blickt aber nicht nur den Ermittlern über die Schulter sondern erhält auch Einblicke in die Sicht des Täters und auch seiner Opfer. Die Spannung bleibt bis zum Ende auf hohem Niveau.

Das Privatleben der Ermittler spielt keine große Rolle, im Mittelpunkt stehen die Ermittlungen zu den diversen Verbrechen. Jens muss leider einen persönlichen Verlust verkraften, was ihn ziemlich aus der Bahn wirft. Deswegen fragte ich mich am Ende ob es überhaupt weitere Fälle geben wird. Mit Rebecca, die im Rollstuhl sitzt, erhält man einen Einblick, mit welchen Problemen sie im Alltag zu kämpfen hat. Ich fand es schön, dass die beiden sich diesmal näher kommen.

Abschließend kann ich nur sagen, dass der Thriller mich bestens unterhalten hat. Die Auflösung war für mich überraschend aber glaubwürdig. Für mich eine gelungene Fortsetzung, die mich von Anfang an fesseln konnte. Von mir gibts daher verdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 14.07.2021
Der Blutkünstler / Tom-Bachmann-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)
Meyer, Chris

Der Blutkünstler / Tom-Bachmann-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Solides Debüt mit Luft nach oben
Für sein Debüt hat sich Chris Meyer einen wirklich perfiden Serienmörder erdacht und führt den Leser in seine dunkelsten Abgründe. Der „Blutkünstler“ foltert seine Opfer lange und grausam ehe er mit ihrem Blut und ihren Körpern Kunstwerke erschafft. Das BKA überträgt den Fall Tom Bachmann, der als einer der besten Profiler gilt und auch der „Seelenleser“ genannt wird. Zusammen mit seinem neuen Team soll er den Blutkünstler stellen.
Dies ist der Auftakt zu einer neuen Reihe rund um den Profiler Tom Bachmann. Wie der Titel und das Cover schon suggerieren, fließt sehr viel Blut und die grausigen Taten werden sehr detailliert und bildhaft beschrieben, also nichts für schwache Nerven!

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was die Spannung ankurbelt. Man folgt Tom bei den Ermittlungen, erhält aber auch verstörende Einblicke in den Kopf des Täters und seines Opfers. Außerdem erfährt man in Rückblicken mehr über die Vergangenheit von Tom und sein Trauma, was sehr erschütternd war. Und in einem weiteren Erzählstrang folgt man einem Mörder, der es auf Pädophile abgesehen hat. Das sind sehr viele Themen für nur 360 Seiten. Vieles blieb mir hier zu sehr an der Oberfläche und ich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht.

Tom ist zwar ein Ermittler mit Ecken und Kanten und einer traumatischen Kindheit, aber sympathisch war er mir nicht. Er wirkte kühl und distanziert , oftmals ungeduldig. Vielleicht ändert sich mein Eindruck ja mit dem nächsten Band. Die Charaktere seines Teams blieben bisher noch etwas blass. Ich hoffe auch das ändert sich mit weiteren Bänden.

Der Plot hat mir gut gefallen, auch wenn viel Blut floss und das Ende etwas überstürzt daherkam. Nicht alles wurde aufgeklärt, so dass man auf weitere Bände hoffen muss. Es war spannend von der ersten Seite an, und lies sich flüssig lesen.

Insgesamt ist Chris Meyer mit dem ersten Band der Tom Bachmann-Reihe ein solides Debüt gelungen, welches mir spannende Unterhaltung bot, aber noch Luft nach oben hat. Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen, um zu sehen, wie sich die Charaktere weiterentwickeln (und hoffentlich mehr Tiefe erhalten) und was aus Aaron wird.
Fans von blutigen Serienmörder-Thrillern können mit dem „Blutkünstler“ nichts falsch machen.

Bewertung vom 23.06.2021
Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


ausgezeichnet

Zweiter Fall für Anna und Hendrik
Anna Wagner ist als Leiterin der neu gegründeten Vermisstenstelle zurück in St. Peter-Ording. Sie darf diese von dort aus leiten, zusammen mit dem jungen Kollegen Nils Scheffler und unterstützt von Hendrik Norberg, dem Dienststellenleiter. Bereits im Auftaktband bildeten die drei schon ein gutes Team und dürfen auch hier wieder gemeinsam ermitteln. Anna hat sich diesmal einen Cold Case vorgenommen. Vor 15 Jahren verschwand ein Junge während einer Klassenfahrt in dem Küstenort, eine Leiche wurde nie gefunden. Drei Verdächtige standen damals im Fokus der Ermittlungen. Einer davon, der damalige Heimleiter, wurde sogar angeklagt aber mangels ausreichender Beweise freigesprochen. Die drei machen sich daran, den alten Fall neu aufzurollen und stoßen dabei auf so manche Ungereimtheit bei den damaligen Ermittlungen. Außerdem scheinen die ehemaligen Ermittler etwas zu verbergen. Als der Heimleiter auch noch spurlos verschwindet, müssen Anna und Hendrik unter Hochdruck den alten Fall lösen, um den Mann noch zu retten.

Den Auftaktband der Reihe „Nordwesttod“ fand ich bereits sehr gelungen und freute mich, bereits nach drei Monaten den Folgeband „Nordwestzorn“ lesen zu können und so Anna und Hendrik wieder zu treffen.

Der neue Fall hat mich von den ersten Seiten in seinen Bann gezogen. Es ist immer schlimm, wenn es um Verbrechen an Kindern geht und entsprechend habe ich mitgefiebert, was damals wirklich dem Jungen zugestoßen ist. Ich fand den Fall sehr spannend und gut konzipiert. Die Ermittler rollen den alten Fall neu auf, indem sie alle damals Beteiligten oder Verdächtigen neu befragen und damit kommen so einige Ungereimtheiten ans Licht. Es gibt einige Wendungen und es war nicht vorherzusehen, wie es endet. Daneben spielt das Privatleben der sympathischen Ermittler auch wieder in den Fall hinein, so dass man sie wieder etwas besser kennenlernt. Dies rundet den Fall für mich in besonderer Weise ab.
Der flüssige und eingängige Schreibstil ließ mich wieder durch die Seiten fliegen und komplett in die spannende Handlung eintauchen. Ich hatte die beeindruckende Küstenlandschaft und die Personen sehr gut vor Augen und fand die Handlung noch spannender als im Auftaktband.

Insgesamt war es eine äußerst gelungene Fortsetzung der Reihe, wobei mir dieser Fall sogar noch besser gefiel als der erste. Ich freue mich schon auf weitere spannende Fälle für die Soko St. Peter-Ording.

Bewertung vom 31.05.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Seniorenclub auf Mörderjagd
Schauplatz des „Donnerstagsmordclubs“ ist die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase im ländlichen England. Hier treffen sich jeden Donnerstag vier rüstige Senioren im Puzzlestübchen um als Donnerstagsmordclub alte ungelöste Kriminalfälle nochmals unter die Lupe zu nehmen. Der Club besteht aus der ehemaligen Geheimagentin Elisabeth, dem ehemaligen Gewerkschaftsführer Ron und dem ehemaligen Psychiater Ibrahim. Neuestes Mitglied ist Joyce, eine ehemalige Krankenschwester, die gleichzeitig Tagebuch über die Ereignisse führt. Als direkt vor ihrer Haustür ein Mord verübt wird, beschließen die vier rüstigen Amateurermittler der Polizei unter die Arme zu greifen. Sie sind zwar nicht mehr die jüngsten, aber ihr Scharfsinn bringt sogar die Polizei zum Staunen.

Mich hatte das Buchcover und die Idee die hinter der Geschichte steckt neugierig gemacht und die Umsetzung hat mir richtig gut gefallen. Für mich war es ein Krimi der besonderen Art: ein typischer Cosy-Krimi mit außergewöhnlichen, schrägen Ermittlern, einem spannenden Plot und viel britischem Humor. Gleichzeitig gibt es aber auch ernste Momente, wenn die dunklen Seiten des Alters gezeigt werden (Elisabeth´s Mann kämpft z.B. gegen die Demenz an).
Richard Osman ist damit meiner Meinung nach ein beeindruckendes Krimidebüt in bester Miss-Marple-Tradition gelungen.

Der Fall selbst ist ein klassischer Whodunit mit vielen Verdächtigen und einigen falschen Fährten, die der Autor geschickt gelegt hat. Man kann wunderbar mit rätseln und ich lag mit meinen Vermutungen zum Täter immer falsch. Dank des gut konstruierten Plots kommt die Spannung nicht zu kurz. Die eigentlichen Stars und Ermittler in diesem unblutigen Cosy-Krimi sind natürlich die vier liebenswerten Senioren, die ihre individuellen und oft erstaunlichen Fähigkeiten einbringen, um den komplizierten Fall mit zwei Morden in der Gegenwart und einem aus der Vergangenheit zu lösen und der Polizei dabei immer einen Schritt voraus zu sein. Die örtlichen Polizeiinspektoren Chris Hudson und Donna De Freitas assistieren hier eher bei den Ermittlungen (sind aber nicht weniger liebenswert) und nehmen dabei gerne die Hinweise und Tipps der Senioren an.
Gebannt habe ich die Ermittlungen des Quartetts und ihren Umgang mit der Polizei verfolgt, der mich oftmals zum Schmunzeln brachte. Ich hatte die vier sympathischen Senioren schon bald ins Herz geschlossen und ich hoffe sehr, dass ein weiterer Fall mit ihnen bald folgt. Joyce hat ja am Ende versprochen „uns auf dem Laufenden zu halten“.
Ich fühlte mich auf jeden Fall bestens unterhalten und kann es nur wärmstens weiterempfehlen.

Bewertung vom 10.05.2021
Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15
Bergmann, Renate

Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15


sehr gut

Renates Abenteuer in der Kleingärtnerkolonie
Das farbenfrohe Cover stimmt schon bestens auf die neuen Abenteuer der Online-Omi Renate Bergmann in der Kleingartenkolonie „Abendfrieden“ ein.
Diesmal muss sie ihrer Freundin Gertrud zu Hilfe eilen. Deren Lebensgefährte Gunter Herbst muss nämlich wegen einer Bandscheiben-OP unters Messer und anschließend zur Reha. Gertrud soll sich inzwischen mit Hilfe von Renate um seinen Schrebergarten, der sein Ein und Alles ist, kümmern. Auf die beiden alten Damen kommt allerdings einiges an Arbeit zu, denn der Garten ist ziemlich vernachlässigt und mit Gerümpelbergen vermüllt. Mit einiger Unterstützung gelingt es den beiden schon bald den Garten altersgerecht umzugestalten z.B. durch Hochbeete und so ein wahres Kleinod mit Gemüsebeeten und blühenden Blumen zu schaffen, das am Ende sogar noch einen Preis gewinnt.

Sehr unterhaltsam und amüsant berichtet Renate von ihren Erlebnissen bei der Umgestaltung und Pflege von Gunters Garten in der ihr eigenen manchmal ausufernden Art, bei der sie gerne vom Hundertsten ins Tausendste kommt (oder wie sie selbst sagt: „vom Höckchen aufs Stöckchen“). Aber so ist das eben bei älteren Leuten, wenn sie ins Erzählen kommen. So lässt sie in flottem Plauderton Anekdoten aus ihrer Kindheit ebenso einfließen, wie Exkurse zu Hubschraubermuttis und Kindererziehung. Nebenbei erhält man noch Tipps zum Gemüseanbau und wie ein Komposthaufen angelegt wird. An machen Stellen war es mir aber doch zu ausufernd.
Schmunzeln musste ich auch über den Aufpasser der Kolonie Gunter Habicht, der mit einer Drohne die Einhaltung der Regeln überwacht und die Heckenhöhe mit der Messlatte kontrolliert. Aber auch über so manch anderen witzigen Charakter unter den anderen Gartenbesitzern amüsierte ich mich köstlich.

Mit „Fertig ist die Laube“ fügt der Autor Torsten Rohde der Online-Omi Renate eine neue Facette, nämlich das Gärtnern hinzu. Bemerkenswert, wie er sich so gut in die Gefühlswelt einer 82 jährigen hineinversetzen kann und sie gleichzeitig auf die Schippe nimmt. Das neueste Abenteuer bietet wieder leichte Unterhaltung und ist bestens geeignet als Lektüre für die ersten warmen Tage auf der Terrasse. Ich hätte mir allerdings doch noch mehr witzige Momente gewünscht.

Bewertung vom 09.05.2021
Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
Suiter Clarke, Amy

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden


sehr gut

Spannendes Debüt mit Podcast-Elementen
„Der Countdown-Killer“ von Amy Suiter Clarke ist ein gelungenes und äußerst spannendes Thrillerdebüt, dass ich mit fortschreitender Handlung kaum mehr aus der Hand legen konnte.
Im Mittelpunkt steht die True-Crime-Podcasterin Elle Castillo, die in ihrem Podcast „Justice Delayed“ unaufgeklärte Verbrechen neu aufrollt, auf der Suche nach Gerechtigkeit für die Opfer. Für ihre neue Podcaststaffel hat sie sich den 20 Jahre alten Fall des Countdown-Killers vorgenommen, der nie abschließend geklärt werden konnte. Als sie die damaligen Opfer des Killers und sein Vorgehen neu beleuchtet, verschwindet plötzlich wieder ein junges Mädchen. Elle wird als freie Ermittlerin von der Polizei hinzugezogen und stürzt sich in den Fall.

Mir hat die Idee der Autorin einen Podcast mit der normalen Thrillererzählung zu kombinieren sehr gut gefallen. Durch die eingeflochtenen Podcastfolgen wurde die Handlung für mich viel lebendiger und realer und vermittelte das Gefühl direkt dabei zu sein. Die integrierten Podcastfolgen störten auch nicht meinen Lesefluss (dass man sich die Folgen sogar als Audiodatei anhören kann, habe ich leider zu spät bemerkt- im eBook fehlt leider ein Hinweis darauf).
Durch sie erhält man Rückblicke in die Vergangenheit, wohingegen die restlichen Kapitel Einblicke in das Leben und die Gedanken von Elle und dem Täter geben. Man erfährt seine Vorgeschichte, was bei mir für Gänsehaut sorgte. Die Handlung weist einige unerwartete Twists auf, die die Spannung stetig steigern bis zum großen Showdown. Der wahre Täter blieb für mich lange Zeit im Dunkeln.
Die Protagonistin Elle fand ich als Podcasterin und freie Ermittlerin spannend, konnte jedoch ihre impulsiven Alleingänge nicht immer nachvollziehen, obwohl sie natürlich zur Spannung beitrugen. Dass sie immer eine Waffe bei sich trug und einmal sogar einen Zeugen damit bedrohte, fand ich nicht so gut. Für einen amerikanischen Thriller ist dies aber nichts ungewöhnliches.

Trotz dieses kleinen Kritikpunktes ist es ein spannender Pageturner mit Podcast-Elementen, der mir sehr gut gefallen hat und den ich gerne weiterempfehle. Ich hoffe Elle darf noch weitere Cold Cases lösen.