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Leseratte
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Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2023
Queen - Wie alles begann ...
Jenkins, Jim;Smith, Jacky

Queen - Wie alles begann ...


ausgezeichnet

Ich bin absoluter Queen-Fan, wusste aber bislang nicht allzu viel über die Band. Das hat sich nun drastisch geändert. Kenntnisreich und unterhaltsam schildern das Autorenpaar die Geschichte der Band "Queen". Dabei gehen sie chronologisch vor, beginnen bei der Geburt der einzelnen Musiker, schildern in Kürze deren Kindheit und wie sich die Band zusammenfand. Weiterhin nehmen sie den / die Leser*in mit auf die aufregende Reise, in deren Verlauf Queen zu einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten wurde und an deren Ende der tragische und viel zu frühe Tod Freddie Mercurys steht.
Die Fakten bilden das Gerüst, an dem sich das Autorenpaar entlanghangelt, dabei schaffen sie es ausgezeichnet, diesen Fakten Leben einzuhauchen. Kleine Anekdoten lockern das Ganze auf und bleiben im Gedächtnis hängen, ganz nebenbei erfahren wir einiges über die unterschiedlichen Charaktere der Bandmitglieder und ihre manchmal spannungsvolle Beziehung. Aber das Buch ist noch viel mehr als nur Biographie und reine Bandgeschichte. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen des Musikgeschäfts und erfahren viel Interessantes über das Musikgeschäft und das legendäre Live Aid Konzert.
Der Schreibstil der Autoren ist sehr angenehm. Trotz allen Detailreichtums und der unglaublichen Fülle an Informationen ist das Buch niemals langweilig, sondern immer spannend, so dass ich es mit großem Interesse und Gewinn gelesen habe.
Ein kleiner Wermutstropfen: Die schwarz-weißen Fotos sind nicht immer von bester Qualität und oft unscharf. Aber das hat für mich den überaus positiven Gesamteindruck in keinster Weise getrübt.

Bewertung vom 19.02.2023
Siegfried
Baum, Antonia

Siegfried


ausgezeichnet

Nach einem Streit mit ihrem Partner fährt die Ich-Erzählerin in die Psychiatrie, um sich dort selbst einzuweisen. Während sie wartet, dass sie an die Reihe kommt, gehen ihr Szenen aus der Vergangenheit durch den Kopf, wir erfahren von ihrer Kindheit, von ihrem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter, von ihrem Stiefvater Siegfried und von der dünkelhaften Großmutter Hilde. Über allem schwebt ein Gefühl der Beklemmung, der Unsicherheit, man fühlt sich wie auf einem schwankenden Schiff in ständiger Erwartung irgendeiner Katastrophe. Als die Ich-Erzählerin den mittellosen Alex kennenlernt, scheint sich ihre Gemütslage zu entspannen, aber bald kommt es Streitereien…
Die Autorin schafft es wunderbar, die Verfassung der Ich-Erzählerin zu vermitteln. Man ahnt, dass die Instabilität der Ich-Erzählerin und ihre fast krankhafte Angst, Alex zu verlieren, aus einem einschneidenden und katastrophalen Erlebnis in ihrer Jugend herrührt. Als Leser*in wird man mitgerissen in diesen niederdrückenden Strudel, der die Ich-Erzählerin lähmt und am Alltag verzweifeln lässt. Der Stil der Autorin liest sich angenehm und oft poetisch, sie findet ungewöhnliche, starke, eindringliche Bilder. Über ihren geistesabwesenden Freund schreibt sie: „…aber für mich war es einer dieser Momente, in denen er aussah, als hätte er sein Gesicht verlassen , das deswegen für mich vollkommen ohne Anhaltspunkt war.“ (S. 110) Das Buch ist voll von solchen schönen Beschreibungen, die ich oft mehrmals gelesen habe, um sie voll auskosten zu können.
Das Buch lässt sich durchaus vergleichen mit „Lügen über meine Mutter“ und „Die Wut, die bleibt“. Alle drehen sich alle um eine ähnliche Thematik: Frauen am Rande des Zusammenbruchs und der Überforderung. „Siegfried“ fügt der Thematik eine neue, unerhörte und sehr eindringliche Facette hinzu.

Bewertung vom 11.02.2023
Meine fremde Mutter
Dieckerhoff, Christiane

Meine fremde Mutter


sehr gut

Auf der Beerdigung ihres Vaters erfährt Rabea, dass die Frau, die sie als ihre Mutter kannte, nicht ihre leibliche Mutter ist. Diese ist Veronika Maibohm, eine international gesuchte Terroristin, die in den 80er Jahren Mitglied der RAF war. Rabea begibt sich auf die Suche, wobei sie ringsum auf Unverständnis und oft auch Ablehnung trifft. Wird sie ihre Mutter finden?
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Die erste Ebene setzt im Jahr 2019 ein und wir folgen Rabea bei der Suche nach ihrer Mutter. Die zweite Ebene ist in den 1980er Jahren angesiedelt und wir verfolgen Veronikas Werdegang von einer engagierten Gymnasiastin zu einer radikalen Staatsgegnerin.
Die Autorin verknüpft hier sehr geschickt die persönliche Geschichte von Rabea mit einem Stück deutscher Zeitgeschichte. Die RAF, der deutsche Herbst, die Anti-Atomkraft-Bewegung – all das ist der Hintergrund, vor der Nikas Radikalisierung und ihr Abdriften in den Terrorismus stattfindet. Beim Lesen taucht der / die Leser*in (wieder?) tief ein in diese Zeit. Die Autorin schafft es, uns in die Gedankenwelt der Personen eintauchen zu lassen, ihre Figuren wirken glaubhaft und authentisch. Sehr oft fühlte ich mich bei Nika an Ulrike Meinhof erinnert, die ihre Tochter zurückließ, um in den Untergrund zu gehen.
Ein kleiner Kritikpunkt für mich ist, dass der Teil, der Rabeas Suche nach ihrer Mutter beschreibt, sich für mein Empfinden etwas gezogen hat. Ansonsten habe ich das Buch mit großem Interesse und Anteilnahme gelesen und empfehle es uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 07.02.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


ausgezeichnet

Die Autorin beschäftigt sich in ihrem Buch mit der mythischen Figur der Medusa. Mit Medusa verbinden wir eine Schreckensgestalt, die Schlangen anstelle von Haaren hat und weiterhin mit gefährlichen Reißzähnen und schrecklich funkelnden Augen ausgestattet ist. Jeder, der ihrem Blick ausgesetzt war, erstarrte sofort zu Stein. Hayes wirft einen Blick hinter den Mythos, sie erfüllt den Mythos mit Leben, indem sie die Geschichte neu erzählt und zwar aus verschiedenen Blickwinkeln. Das Buch ist in fünf große Teile und verschiedene, in der Regel ziemlich kurze Kapitel aufgeteilt, in denen jeweils eine andere Person, manchmal aber auch ein Olivenhain oder das Schilfrohr im Fokus des Geschehens steht.
So ist das Buch wie ein Puzzle aufgebaut, aus dem sich erst langsam ein Gesamtbild ergibt. Aufgrund der Vielzahl der Personen und der immer wieder wechselnden Perspektive fand ich die Lektüre zuerst etwas mühsam, konnte mich aber mit der Zeit gut einfinden. Insgesamt fand ich diesen Aufbau dann sehr passend für ein Buch, das sich mit griechischer Mythologie befasst, denn auch diese wirkt auf mich teilweise recht chaotisch und überbordend.
Die Autorin schafft es ausgezeichnet, die auftretenden Figuren, deren Geschichte, Taten und Schicksal man mehr oder weniger kennt, in einem neuen Licht zu zeichnen und ihnen interessante, bislang „unerhörte“ Facetten abzugewinnen. Sie schreibt sehr angenehm, klug und poetisch. Das wunderschöne Cover macht das Buch auch optisch zu einem Highlight.

Bewertung vom 07.02.2023
Vogel entdeckt - Herz verloren
Coenen, Antonia;Juranek, Philipp

Vogel entdeckt - Herz verloren


ausgezeichnet

Was ist das eigentlich für ein Buch? Ein Bildband, ein Sachbuch oder eine sehr persönliche Auseinandersetzung des Autors und der Autorin mit dem Thema Vögel? Tatsächlich ist es all das und noch viel mehr! Ich bin ohne größere Erwartungen an das Buch herangegangen, aber schon nach einigen wenigen Seiten war es um mich geschehen und ich bin absolut begeistert.
14 Vögel werden in Texten und in wunderschönen, oft sehr niedlichen Fotos und Zeichnungen vorgestellt. Darunter sind so „alltägliche“ Vögel wie Spatz und Amsel, aber auch Exoten wie Kranich und der mir bislang vollkommen unbekannte Ortolan. Die Texte sind immer informativ, aber nie trocken, sondern durchsetzt mit persönlichen Anekdoten und Erlebnissen, der einzelne Vogel wird oft im Zusammenhang zur Kultur gesehen und welche Rolle er innerhalb dieser spielt. Es ist gerade die persönliche Herangehensweise, die das Buch für Laien so interessant macht. „Stockenten sind Seelentröster“, „Die Amsel hat viele Fans“ und „Kraniche machen glücklich“ – bei diesen Kapitelüberschriften wird man doch neugierig und will unbedingt lesen, was es damit auf sich hat. Und tatsächlich erfährt man eine ganze Menge.
Durch das ganze Buch hinweg und in jeder Zeile spürt man die Liebe von Coenen und Juranek zu Vögeln, die sich unweigerlich auf den / die Leser*in überträgt. Und so bin ich sehr froh über die ebenfalls in dem Buch enthaltenen Informationen zum Schutz und zur Unterstützung der einzelnen Vogelarten!

Bewertung vom 06.02.2023
Sibir
Janesch, Sabrina

Sibir


ausgezeichnet

Die Autorin öffnet in ihrem Buch ein eher unbekanntes Kapitel der deutsch-russischen Geschichte. Es geht um die Verschleppung deutscher Zivilisten nach Kasachstan.
Das Buch setzt ein im Jahr 1990. Erzählerin ist Leila, die Tochter von Josef Ambacher, der als kleiner Junge von der Sowjetarmee nach Kasachstan verschleppt wurde. Als zahlreiche Aussiedler nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kleinstadt Mühlheide erreichen, wird Josef wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Seine Tochter unterstützt ihn dabei, das Erlebte zu verarbeiten und bringt uns als Leser*innen die Geschichte ihres Vaters nahe.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig, ihr gelingen eindrückliche Szenen und authentische, glaubhafte Charaktere aus Fleisch und Blut. Vor allem der Erzählstrang, der in Kasachstan spielt, hat mich sehr gefesselt. Die Landschaftsbeschreibungen sind fesselnd, man spürt die Weite der Landschaft, die Kargheit, die Kälte und die armseligen Lebensbedingungen, unter denen das Kind Josef zu leiden hatte. Er ist und bleibt ein Fremder, sowohl in Kasachstan als auch in Deutschland, wo er auch nicht richtig dazu gehört.
Fazit: Eine spannende Familiengeschichte, angesiedelt in einem „exotischen“ Umfeld vor dem Hintergrund aufwühlender Zeiten – das ist der Stoff, aus dem tolle Bücher gemacht sind. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.02.2023
Salomés Zorn
Bekono, Simone Atangana

Salomés Zorn


sehr gut

Salomé, Tochter einer niederländischen Mutter und eines kamerunischen Vaters, ist in den Niederlanden geboren, wird aufgrund ihrer Hautfarbe aber ausgegrenzt und als fremd wahrgenommen. Die Probleme verstärken sich, als Salomé aufs Gymnasium kommt. Das intelligente Mädchen sieht sich den verbalen und körperlichen Angriffen ihrer Mitschüler ausgesetzt und setzt sich zur Wehr – auch mit Gewalt. Das bringt sie ins Jugendgefängnis, wo sie beginnt, ihre Situation und ihre Geschichte zu reflektieren.

Es fiel mir nicht immer ganz leicht, mich in die 16-jährige Hauptperson Salomé hineinzuversetzen und so richtig warm bin ich nicht mit ihr geworden. Das hat wahrscheinlich etwas mit meiner Biographie, meinem Charakter und auch meinem Alter zu tun. Salomé ist eine junge, von unbändigem Zorn getriebene Frau, was sich sehr oft und über viele Seiten hinweg in einer vulgären Jugendsprache niederschlägt. Obwohl diese natürlich zum Thema des Buchs passt, hat mich das dann doch auf Dauer etwas gestört.

Während der erste Teil des Buchs sehr gut lesbar war und mich durch interessante Schilderungen des Gefängnisalltags oder Salomés Familiengeschichte fesselte, driftete das Buch gegen Ende oft in unzusammenhängende Gedankensplitter, mythologische Anspielungen und Assoziationen ab, die für mich die Lektüre etwas mühsam machten. Trotzdem habe ich das Buch mit großem Interesse gelesen, denn es behandelt eine in meinen Augen sehr wichtige Thematik. Wenn Zorn in Gewalt umschlägt, ist das niemals zu rechtfertigen - hat aber seine Gründe, die die Autorin hier klar und eindrücklich beschreibt.

Bewertung vom 06.01.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


ausgezeichnet

Victoria Belim beschreibt in ihrem Buch „Rote Sirenen“ die Suche nach ihrem Urgroßonkel Nikodim, der in den 1930er Jahren spurlos verschwand. Dafür kehrt sie in ihre Heimat, die Ukraine, zurück, wo sie bei ihrer Großmutter unterkommt. Diese reagiert zunehmend aggressiv auf Victorias hartnäckige Fragen nach dem Onkel und will über das Thema nicht sprechen. So recherchiert Victoria auf eigene Faust, wobei sich die Suche nach dem Onkel immer mehr zu einer Suche nach den eigenen Wurzeln und der Geschichte ihres Heimatlands entwickelt.
Das Buch ist kein Roman, sondern eher ein autobiographischer, sehr persönlich wirkender Bericht. Ausgehend von der Suche nach dem Urgroßonkel erfährt der / die Leser*in sehr viel über die Geschichte der Ukraine, die Kultur und Traditionen des Landes. Während die Autorin von ihren Reisen nach Kiew, Bereh und anderen Orten und Begegnungen mit verschiedenen Menschen erzählt, gerät der verschwundene Onkel manchmal fast ein wenig in den Hintergrund, was aber nicht wirklich stört, denn die Autorin weiß sehr interessant zu erzählen. Vor allem die Stellen, in denen es um die Kultur des Landes, beispielsweise die Textilkunst, geht, habe ich mit großem Interesse gelesen. Auch das komplizierte Verhältnis zur Sowjetunion kommt zur Sprache, was eine gute Grundlage darstellt zum Verständnis der Hintergründe des aktuellen Kriegs. Dabei gibt es in dem Buch auch durchaus pro-russische Stimmen, sodass sich der / die Leser*in ein gutes Bild über die Einstellungen dieser Menschen machen kann.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und das ganze Buch liest sich sehr flüssig. Kaum zu glauben, dass es sich dabei um das Erstlingswerk der Autorin handelt – so treffend und bildhaft sind ihre Schilderungen von Städten, Begegnungen und Erlebnissen.
Fazit: Im Rahmen einer Familiengeschichte gelingt der Autorin ein berührender, sehr persönlich gehaltener Bericht über die Ukraine und ihre Menschen. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.01.2023
Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2
Martin, Stefanie H.

Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2


ausgezeichnet

Stefanie H. Martin legt mit „Die Liebenden von Bloomsbury – Vanessa und die Kunst des Lebens“ den zweiten Band der Trilogie rund um die Frauen der Bloomsbury Group vor. Die Bloomsberries waren ein englischer Intellektuellenzirkel, der von 1905 bis zum Zweiten Weltkrieg existierte. Während der erste Band sich der berühmten Schriftstellerin Virginia Woolf widmet, steht nun im zweiten Band ihre Schwester Vanessa Bell im Mittelpunkt. Diese war für die Nachwelt weniger durch ihre Malerei als durch ihr unstetes Liebesleben interessant. Die Handlung des Romans erstreckt sich vom Jahr 1910 bis 1918. Wir werden Zeuge von Vanessas Bemühungen um einen eigenen künstlerischen Ausdruck und ihren komplizierten Beziehungen, Virginias Traum, als Schriftstellerin zu reüssieren, wir verfolgen die Aufregung, die die erste Ausstellung impressionistischer Maler*innen in England hervorrief, die Formierung des Omega Workshops, den Ausbruch des Ersten Weltkriegs sowie die Veränderungen, die das innerhalb der Gruppe mit sich bringt.
Martin gelingt es ausgezeichnet, die Bloomsbury Group, ihre Mitglieder und das postviktorianische England zum Leben zu erwecken. Ihr gelingen dabei tiefgründige, facettenreiche Charaktere, die durch ein kompliziertes Beziehungsgeflecht miteinander verbunden sind und in ihrem Freiheitsdrang erstaunlich modern wirken.
Besonders interessant und inspirierend fand ich die Textstellen, die sich um Kunst und Malerei drehten. Der Autorin gelingt es, kunsttheoretische Überlegungen der damaligen Zeit als Dialoge spannend und auch für den Laien nachvollziehbar darzustellen. So bekommen wir einen Eindruck davon, warum so berühmte Maler wie Gauguin oder Manet damals soviel Ablehnung hervorriefen Skandale provozierten.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Er hebt sich angenehm und deutlich von den derzeit sehr beliebten, manchmal ein wenig nach Schema F produzierten Romanen zum Thema „Frauen und Kunst“ ab. Das liegt auch an der umfangreichen und sorgfältigen Recherche, die die Autorin in einem informativen Nachwort und einem ausführlichen Literaturverzeichnis dokumentiert.
Fazit: Ein spannender, ausgezeichnet recherchierter Roman über eine fesselnde Frau und eine Gruppe von Künstler*innen, die mit ihren Werken und ihrem Leben den Weg bereitete für die Moderne. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.12.2022
Der Duft von Zimt
Eder, Rebekka

Der Duft von Zimt


ausgezeichnet

Wir befinden uns im Jahr 1812 in Hamburg. Die Stadt und ihre Bürger*innen leiden unter der französischen Besatzung. Josephine führt mit ihrem Onkel die kleine Bäckerei Thielemanns Backhus. Angesichts der schwierigen Versorgungslage gibt ihr Onkel auf und überlässt die Bäckerei seiner Nichte – unter der Bedingung, dass sie ihren Verehrer Christian heiratet. Josephine erklärt sich einverstanden. Doch da ist noch der charmante französische Soldat Pépin, der wohl nicht nur wegen der leckeren Backwaren ins Backhus kommt. Josephine hat nicht nur gegen ihre Gefühle, sondern auch mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn die Franzosen regieren mit harter Hand....
Rebekka Eder hat mit „Der Duft von Zimt“ einen zauberhaften historischen Roman geschrieben, der von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln weiß. Zentrale Figur ist die junge Josephine, eine engagierte, sympathische junge Frau, die sich mit Leib und Seele dem Erhalt ihrer Bäckerei verschrieben hat. Auch die anderen Nebenfiguren sind überzeugend geschildert, es sind Figuren aus Fleisch und Blut und manch eine trägt ein Geheimnis mit sich herum, das sich im Laufe der Geschichte offenbart.
So lebendig und überzeugend wie die Figuren sind auch die Schilderungen der Stadt Hamburg. Die Autorin versteht es hervorragend, durch einen bildhaften, plastischen Schreibstil Atmosphäre zu erschaffen. Wir spazieren mit Josephine durch die engen Gassen, riechen die Ausdünstungen und den Unrat in den Armenvierteln und genießen den Duft nach Zimt und frischem Gebäck, der aus der Backstube strömt. So ist das Buch auch ein sehr sinnliches Lesevergnügen, denn im Zentrum des Geschehens steht auch das Franzbrötchen und seine Entstehung. Nur soviel sei verraten: Von all den Legenden, die sich um die Entstehung von irgendwelchen Spezialitäten ranken, ist die von der Autorin in dem Buch erdachte eine der charmantesten.
Fazit: „Der Duft von Zimt“ ist von der ersten bis zur letzten Seite ein unterhaltsamer, spannender Lesegenuss. Es vereint alles, was ich mir von einem historischen Roman wünsche: Überzeugende Figuren, ein interessanter historischer Kontext und eine spannende Handlung, die den / die Leser*in mitfiebern lässt. Eine klare Leseempfehlung!