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Piecewartenoch

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2021
Fuchsland
Frixe, Katja

Fuchsland


sehr gut

Juno lebt nicht irgendwo, nein, sondern in Fuchsland, ein Ort, wo das Glück Zuhause ist und das Leben ganz unbeschwert. Doch das ändert sich als der neue Wolkenhändler, ein Junge namens Fino, abstürzt und die Magie aus dem Leben der Fuchsländer zu schwinden scheint. Jetzt gilt es, den Mut zusammen zu nehmen und sich Vorurteilen, Bosheit und der dunkle Vergangenheit Fuchslands zu stellen. Ob Juno und ihre Freunde ihre Heimat retten können?
Fuchsland ist nicht nur ein magisches Land, sondern auch ein magisches Buch. Die Welt ist mit viel Fantasie gestaltet und absolut kindgerecht. Zu dem werden wichtige Werte vermittelt und schwierige Themen gut behandelt. Nicht unerheblich dabei ist die mutige Protagonistin Juno, die wir durch die Geschichte hinweg begleiten. Auf eine sympathische, einfühlsame Art begegnet sie uns und ist unheimlich leicht ins Herz zu schließen. Im Gegenzug zu ihren Mitmenschen punktet sie nicht durch Engstirnigkeit, sondern durch Offenherzigkeit. Durch das Aufkommende Misstrauen dem fremden Jungen gegenüber entwickelt sich eine unheilvolle Spannung und man unterstützt Juno und Co. umso mehr in ihrem Abenteuer. Diese Dynamik trägt die Handlung immer weiter und lässt keinen Raum für langweilige oder -wirrige Momente. Der Schreibstil passt zu dem sehr gut: Perfekt zum Vorlesen, aber auch zum Selbstlesen für die Jüngeren gut geeignet. Einfach, locker, flüssig lesbar und dabei immer voller Fantasie und mit ein bisschen Witz. Man lernt die unterschiedlichsten Charaktere kennen, zum Beispiel ein sprechendes Amulett. Was es wohl damit auf sich hat?
Das Einzige, was ich ein wenig kritisiere, ist die Kürze des Buches und dass ich etwas höhere Erwartungen an die Goldfüchse hatte. Gerade auf dem Cover ist so einer sehr präsent, weswegen ich mir vorstellte, sie würden eine größere Rolle spielen. Am Ende wird zwar einiges aufgeklärt, aber zu vor erschienen sie mir eher wie Randfiguren im Vergleich zu dem wunderschönen Cover. Aber es ist eine moderate Länge für Kinder. Für mich als Fantasy-Leserin hätte es noch etwas länger und epischer sein können. Doch es ist nun mal ein Kinderbuch und somit gilt das Motto: In der Kürze liegt die Würze. Und ich finde, das erfüllt Fuchsland in Hinblick auf jüngere Leser*innen.
Ein gelungenes Kinderbuch mit wunderschön-fantastischen Illustrationen und einer magischen Welt, in der der Tiefgang auf gar keinen Fall zu kurz kommt. Eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 02.09.2021
Luftpiraten - Im Himmel ist die Hölle los (Luftpiraten, Bd. 2)
Orths, Markus

Luftpiraten - Im Himmel ist die Hölle los (Luftpiraten, Bd. 2)


gut

Frankas Mutter verschwindet spurlos und kommt völlig verändert zurück: Statt aufbrausend wie ein Sturm ruhig wie ein Lufthauch. Nun sorgt aber ein Böses Biest in Ätheria für Unruhe – okay, für mehr Unruhe, als ohnehin schon unter den Luftpiraten herrscht. Zwolle stürzt sich in die Rettung seiner Freunde. Ob es ihm gelingt?
Nun ist es so weit, aus einem Einzelband für eine Reihe und ohne zu viel zu verraten, in diesem zweiten Band wurde auch schon angedeutet, dass höchstwahrscheinlich die Geschichte in eine dritte Runde gehen wird. Für Fans großartig.
Leider haben mich die Luftpiraten bereits verloren. Warum, werde ich versuchen zu schildern, doch konzentrieren möchte ich mich erst einmal auf die positiven Seiten dieses Buches.
Für mich steht fest, dass die Welt der Luftpiraten unheimlich facettenreich und wunderbar kreativ gestaltet ist, mit vielen liebevollen Details, die zeigen, dass sich viele Gedanken gemacht wurden und Liebe und Mühen in der Welt stecken. Die Idee dahinter gefällt mir total.
Das allerbeste an diesem Buch sind für mich aber die Illustrationen: wunderschön und sehr passend. In meinen Augen haben sie die Geschichte aufgefrischt und Spaß in die Sache gebracht. Meine Lesezeit haben sie deutlich verschönert. Ich kann wirklich nur schwärmen. Die Wesen der Welt sehen unheimlich knuffig aus. Vor Niedlichkeit habe ich mich im Bett hin und her gerollt.
Ich kann mir vorstellen, dass das Buch für Kinder viel Spaß bedeutet und Freude bringt, doch meiner Meinung nach sind Beleidigungen wie „Du Sack“ oder „Du Flasche“ etwas zu extrem, wobei das ja im Gegensatz zu der sehr unangebrachten Szene aus dem ersten Band nix ist.
Jedoch hat für mich auch nicht die Handlung funktioniert: Es entstand einfach keine Spannung, weil die Handlung unterbrochen wird von entweder einer Szene, die keinerlei Relevanz für die Handlung hat und eigentlich höchste Alarmstufe herrscht – Stichwort: Fußballspiel (Was?! Warum!?) – oder langen Textabschnitten, die ein Detail der Welt erklären, obwohl gerade – ja, genau – höchste Alarmstufe herrscht und die Erzählperspektive doch eher bei den Charakteren bleiben sollte, um eben nicht die Spannung zu verlieren. Leider hat meine Aufmerksamkeit dadurch sehr gelitten. Ich wollte mich auf die Handlung wirklich einlassen, aber es ist mir einfach nicht gelungen. Da haben kuschligen Charaktere wie Kasper oder Donna auch nicht geholfen.
Auch der Schreibstil hat es für mich nicht rausreißen können. Eher im Gegenteil, was witzig sein sollte, hat mich oft nicht einmal zum Schmunzeln gebracht. Er passt ohne Frage zu der Geschichte, wirkte aber zu gewollt.
Ich hatte gehofft, ein Kinderbuch am Ende in den Händen zu halten, dass ich weiterempfehlen kann. Leider konnten die Luftpiraten mich nicht überzeugen, oft war es einfach zu drüber, zu viel. Ich brauche nicht noch einen Band. Aber ich wünsche allen anderen viel Spaß beim Lesen!

Bewertung vom 28.08.2021
Die beste Zeit ist am Ende der Welt
Barnard, Sara

Die beste Zeit ist am Ende der Welt


ausgezeichnet

Einfach nur WOW. Was habe ich da gerade gelesen? Ich glaube, eines der besten Bücher in meinem ganzen Leben!
Peyton hat genug, genug von ihren Fake Freunden, von der stressigen Schule, von allem und sich selbst, und bricht aus, springt in den nächsten Flieger: Von Großbritannien nach Vancouver, Kanada. Dort leben schließlich die glücklichsten Menschen und ein wenig Glück hat die Siebzehnjährige wirklich nötig. Als sie auf Beasey und einige andere Backpacker trifft, gelangt sie auf eine Reise nicht nur quer durch das Land, sondern zu sich selbst, und findet das, was sie glaubte, nie haben zu können: wahre Freundschaft.
Leute, ich kann gar nicht in Worte fassen, wie umwerfend das Buch in meinen Augen ist. Es strahlt so viel Wärme aus. Immer weiterzulesen, tiefer zu tauchen, fühlt sich an wie Nachhausekommen – einfach nur schön. Angefangen bei unserer Protagonistin Peyton King, deren Leben geprägt durch Mobbing echt nicht leicht war: Ihre Vergangenheit wird so authentisch erzählt, dass man denkt, sie sei eine reale Person. Immer wieder schwangt die „Kameraperspektive“ (nenne ich es mal) zwischen Gegenwarte, dem Hier und Jetzt, und dem, was bisher geschah. Immer wieder hatte ich Angst, mehr über das zu erfahren, was Peyton zu gestoßen ist. Ihre Probleme sind dabei mehr als nur real, und das machte es mir auch so leicht, mich mit ihr zu identifizieren. Viele Dinge, die sie fühlt, fühle und fühlte ich auch schon mal in meinem Leben. Diese Zugänglichkeit ist wesentlich, um sich in dieser Geschichte fallen zu lassen und genau das schafft die Autorin. Peyton macht eine unglaubliche Charakterentwicklung durch. Man hat richtig Spaß, ihr dabei zuzugucken und sie anzufeuern. Man freut sich über die kleinen Erfolge und leidet mit ihr mit bei Misserfolgen oder nur allzu menschlichen Entscheidungen, die nicht immer gut waren. Und auch die Backpackertruppe ist durch weg ein sympathischer, quirliger Haufen, den man einfach nur lieben muss! Natürlich gibt es auch ein paar Charaktere, die nicht gerade mit ihrem Charme glänzen, aber die wirkliche Welt wird ja auch nicht nur von gutherzigen, verständnisvollen Menschen bevölkert.
Die Geschichte an sich gestaltet sich eher als ruhig und weniger turbulent. Der Fokus liegt auf Peytons Reise und Entwicklung, wie sie Freundschaften schließt und versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dabei gab es aber keine einzige Sekunde, in der ich dachte: „Langweilig!“. Im Gegenteil, die Seiten schwirrten nur so an mir vorbei. Ich habe es in jedem Moment gefühlt und wollte gar nicht, dass es zu Ende geht. Und ja, ein wenig feucht waren meine Augen wirklich, als ich die letzten Seiten las. Mich bewegte die Geschichte so unheimlich und ganz viel Energie und Stärke habe ich ebenfalls daraus gesogen. Sara Barnard wusste anscheinend einfach, wie sie es schreiben muss. Denn wie sie schreibt und ihre Charaktere diese innere Reise erleben lässt, ist nicht nur authentisch, sondern einfühlsam zugleich. Bei mir hat sie einen Nerv getroffen – und es kommt nicht oft vor, dass ein Buch das schafft. Denn manchmal habe ich das Gefühl, ein Herz aus Stein zu besitzen. Aber Peyto, oh Peyto, sie ist eindeutig mein Wow-Moment, sie hat mein Herz erweicht! Diese (Lese-)Zeit mit der wundervollsten Gruppe und dem Wohnmobil Justin war ein Erlebnis, dass ich nicht missen möchte.
Aber müssten hier nicht noch ein paar kritische Worte kommen? Kann ja nicht alles positiv gewesen sein, oder? Hm, na ja. Die Sache ist die: Ich habe wirklich überlegt, aber mir fällt beim besten Willen nichts, absolut nichts ein, was mich gestört hätte. Keinen Schimmer!
Nicht ohne Grund bekommt dieses Buch von mir nicht nur 5 von 5 kuschligen Lagerfeuern und eine riesige, dicke, fette Leseempfehlung, sondern auch einen Platz in meinem Herzen.

Bewertung vom 20.08.2021
Wie ich Pepa fand und mein Pech verlor
Völzow, Daniel

Wie ich Pepa fand und mein Pech verlor


sehr gut

Fritz und seine Mutter brauchen Unterstützung im Haushalt, aber mit Pepa, einem jungen Mann, der furchtbar kocht und ziemlich unbeholfen für Ordnung sorgt, haben die beiden nicht gerechnet. Und dass seit seinem Auftauchen Fritz gar kein Pechspilz mehr ist, kommt dem Jungen auch sehr merkwürdig vor. Was steht nur dahinter?
„Wie ich Pepa fand und mein Pech verlor“ ist eine Geschichte über einen kleinen Jungen, der in seinem Leben nicht oft Besuch vom Glück bekommen hat, doch jetzt klopft es an und Fritz merkt, dass es manchmal eher darum geht, anderen eine Freude zu machen. Einfühlsam erzählt Daniel Völzow, wie Fritz und Pepa ein Abenteuer nach dem anderen erleben. Der Humor in und zwischen den Zeilen, aber auch der, der in den Illustrationen steckt, zaubert immer wieder ein Schmunzeln auf die Lippen. So bestechend sind auch die Figuren und die Beziehungen zwischen ihnen: Die Dynamik zwischen Fritz und seiner Mutter kommt authentisch rüber und die Szenen zwischen den beiden sind mir ziemlich nah gegangen, da sie auch mit Problemen zu kämpfen haben, die einen nicht kalt lassen. Der Schreibstil passt für die Zielgruppe sehr gut: Super zum Vorlesen oder für die Kinder zum Selbstlesen. Kinder können aus der Geschichte viel mitnehmen. Selbst ich als Nicht-mehr-ganz-so-Junge habe das ein oder andere gelernt.
Was mir leider etwas gefehlt hat bei all der Kreativität, war die Ausführlichkeit. Ich hätte mir mehr Details gewünscht, mehr Beschreibungen vom Setting, mehr von den Charakteren. Auch wenn die Geschichte an sich auf den zweihundert Seiten gut rüberkam, wäre es mir lieb gewesen insgesamt mehr zu erfahren.
Und doch hatte ich eine wundervolle Lesezeit mit dem Buch, das es schafft, immer wieder zwischen witziger Leichtigkeit und gefühlvoller Schwere zu wechseln. Ein Kinderbuch mit unerwartetem Tiefgang. Ich kann Fritz und Pepa einfach nur weiterempfehlen!

Bewertung vom 14.08.2021
Sanctuary - Flucht in die Freiheit
Mendoza, Paola;Sher, Abby

Sanctuary - Flucht in die Freiheit


sehr gut

Vali geht in die elfte Klasse der High School und möchte mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Ernie eigentlich nur ein sicheres Leben in einer Kleinstadt Vermonts haben. Aber durch ein erschütterndes Ereignis verschärfen die USA ihre Anti-Migrationspolitik immer weiter, bis Valis Familie nichts anderes übrigbleibt als zu fliehen, wenn sie nicht voneinander getrennt werden möchten. Doch der Weg in die Freiheit ist voller Stolpersteine und Gefahren. Ob Vali es schaffen wird?
Bei „Sanctuary – Flucht in die Freiheit“ von Paola Mendoza und Abby Sher handelt es sich um ein Gedankenexperiment, das in einer dystopischen Zukunft das weiterführt, was 2016 angefangen hat: Was wäre, wenn man Trumps Mauer zwischen den USA und Mexiko zu Ende gebaut hätte? Was, wenn man den Trumpismus, der mit Ende seiner Amtszeit kein Ende gefunden hat, weiterdenkt? Das ist nicht nur interessant, sondern auch spannend gleichermaßen. Aber eben auch sehr gruselig. Wir haben hier ein erschreckendes Setting: Menschendiskriminierung und -verfolgung, Fremdenhass, Hetze, eine totale Überwachung und ein Land, das doch eigentlich oft als Sinnbild für Migration und Offenheit steht. Doch genau diese Zukunft, die unserer Gegenwart erstaunlich ähnelt, strahlt einen faszinierenden Nervenkitzel aus. Atmosphärisch herausragend wird die Geschichte unteranderem von dem gelungenen Schreibstil gestützt, der eingängig, der jüngeren Zielgruppe entsprechend, aber teilweise sehr elegant daherkommt. Doch neben dem Setting, dass das Buch vor allem prägt, muss ich die Figuren hervorheben, denn, oh boy, die sind phänomenal. Allen voran unsere Protagonistin Vali: Sie ist nicht nur sehr nahbar und sympathisch, sondern handelt klug und nachvollziehbar. Das strahlt viel Authentizität aus. Auch ihre Charakterentwicklung gestaltet sich als großer Wandel: In dieser gefahrvollen, unbeständigen Welt muss sie sich und ihren kleinen Bruder retten und wächst an der Verantwortung, die sie zu tragen, und den Entscheidungen, die sie zu fällen hat, stetig. Zu dem berührt ihre Geschichte, das, was ihr in der Vergangenheit und jetzt passiert, ungemein. Ich hatte ziemlich oft Mitleid mit ihr und in welcher Situation sie steckt. So etwas regt natürlich ungemein zum Nachdenken an. Denn wie auch im realen Leben geht es in der Geschichte um so wichtige Themen wie Fremdenhass, Intoleranz, Flucht, Heimatlosigkeit, Familie und Rassismus. Die Liste könnte ich noch ewig weiterführen, denn das Buch schafft es, all diese Themen anzusprechen, aber auf eine subtile Art und Weise. Oft werden die Dinge nicht beim Namen genannt, aber jede*r weiß, was gemeint ist. Mehr muss nicht gesagt werden.
Und in alle dem Chaos bekommt an richtig Angst um die Charaktere, die einem so schnell ans Herz wachsen und fragt sich, wie können Menschen nur so grausam sein. In solchen Momenten merkt man, dass dieses Buch ein Echo dessen ist, was in unserer gegenwärtigen Zeit passiert und die Fiktion weniger Fiktion ist, als man denkt.
Dabei war es für mich auch absolut kein Problem, dass es keinen Kampf gegen das System, wie in eher typischen Jugenddystopien, gibt. Im Gegenteil, das hätte ich als absolut skurril und lächerlich empfunden. Das hätte die ganze Ernsthaftigkeit und Aussagekraft herausgenommen. Denn wenn man in solch einer Position wie Vali ist, würde man sich da nicht eher völlig machtlos fühlen, als gegen diese Übermacht zu kämpfen, und flüchten?! Das wäre schon ziemlich unrealistisch.
Jedoch empfand ich das Buch als eine super Sommererfrischung mit Tiefgang. Bewegend, fesselnd, packend, spannend – ja, mir fallen bestimmt noch mehr Partizipien erster Ordnung ein. Aber was ich sagen möchte, ist: Lest dieses Buch! Es war ein aufregender Trip mit viel Gefühl und noch mehr Emotionen, bewegenden Schicksalen und anregenden Diskursen.
Von meiner Warte aus eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 27.07.2021
Bella Donna. Die Schöne von Florenz / Die Töchter Italiens Bd.1
Aurel, Catherine

Bella Donna. Die Schöne von Florenz / Die Töchter Italiens Bd.1


ausgezeichnet

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?

Ende des 15. Jahrhunderts in Florenz ist es Simonetta Vespucci, eine junge Frau, die mit ihren überirdischen Zügen sogar die Aufmerksamkeit eines Medici auf sich längt. Selbst Botticelli verliebt sich in die Elfengleiche. Von der Affäre mit dem Bruder von Lorenzo de Medici belebt, möchte Simonetta sich nicht in die Rolle zwängen lassen, die ihr auferlegt wurde, sondern freier leben. Deshalb geht sie mit der alternden Kurtisane Cosima ein Bündnis ein, das sehr viel Kosmetik, aber schon bald Geheimnisse und Intrigen beinhaltet.

Die Geschichte rund um Simonetta, Cosima und Sandro Botticelli wird aus der wechselnden Perspektive der Figuren erzählt. Dabei stellt sich als geheimer Star des Buches aber vor allem der Schreibstil der Autorin heraus: Umwerfend elegant, mit schönen Vergleichen und Formulierungen erweckt Aurell die Illusion der florentinischen Straßen zum Leben. Mit einem für das Genre angemessenen Sprachstil wird die passende Atmosphäre erzeugt, die man benötigt, um sich so richtig in die Geschichte fallen lassen zu können. Diese kommt sehr authentisch daher, was ich als sehr wichtig für einen historischen Roman erachte, was sich daran zeigt, dass auftretende historische Persönlichkeiten gut dargestellt wurden, ohne dass man als Leser*in das Gefühl hatte, diese sei inadäquat ausgeführt. Leider sind mir da auch schon Negativerfahrungen passiert, weswegen ich sehr froh bin, dass sich das bei Bella Donna nicht wiederholt hat. Die Figuren sind vielschichtig und voller Emotionen und Gefühl. Ich mochte die Komplexität der Gefühlswelten unserer Charaktere besonders. Es hat viel Spaß gemacht mit ihnen mitzufühlen. Es gibt kein Schwarz und Weiß, kein Böse und Gut – das geht aus den unterschiedlichen Charakteren deutlich hervor. Man sollte zuerst hinter die Fassade eines Menschen blicken, bevor man über ihn urteilt. Dafür spricht auch die Charakterentwicklung, die die beiden Frauen durchmachen. Erst Stück für Stück realisiert der/die Leser*in und die Figur selbst, was alles in ihr steckt, wer sie wirklich ist und wonach sie sich sehnt.

Es geht viel um die Möglichkeiten der Frauen in dieser Zeit, die Freiheit und die Sehnsucht nach wirklicher Liebe. Auf eine interessante, fesselnde und intensive Weise behandelt die Autorin diese und mehr Themen.

Doch auch wenn die Charaktere sympathisch sind, das Setting großartig ist und ich die Einblicke in das damalige Kunsthandwerk inklusiver philosophischer Gespräche zwischen Leonardo da Vinci und Sandro Botticelli geliebt habe – der Geschichte fehlt es leider etwas an Spannung, unteranderem dadurch, dass den Großteil des Buches gar nicht ersichtlich ist, wohin die Geschichte möchte. Der rote Faden war doch recht fadenscheinig. Daher wirkt der Mittelteil recht lang, doch man wird mit emotionalen, wendungsreichen letzten hundert Seiten belohnt.

Mir hat das Buch phänomenal gut gefallen. Für die volle Punktzahl reicht es leider nicht, aber ich empfehle dieses Buch allen, die nach einem außergewöhnlichen Schreibstil suchen, der viele Verberststellungsnebensätze beinhaltet. Sprachlich auf einem hohen, aber angenehmen Niveau. Ich habe viel mitgelitten und die Szenen mit Sandro vollkommen genossen. Ein bisschen zeitgeschichtliches Wissen nimmt man auch aus dem Buch mit. Einfach ein fantastisches Buch mit viel Gefühl und Liebe zum Detail. Ich bin begeistert und freue mich riesig auf den zweiten Teil der Reihe. Um ehrlich zu sein, kann ich es kaum erwarten, wieder ein Buch der Autorin zu lesen!

Bewertung vom 05.07.2021
Sommernerdstraum
Franke, Cornelia

Sommernerdstraum


ausgezeichnet

Ruby, Merlin und Isabel gehen zum dritten Mal als Gilde der Weißen Rabe in den Sommerferien zum LARP, aber ihnen springt der vierte Mann ab. Kurzum bittet Ruby ihren Gamerkollegen Ben, mitzukommen. Nur blöd, dass Ruby plötzlich ein Kribbeln im Bauch spürt, wenn sie mit ihm zusammen ist. Und dann taucht auch noch ihr Exfreund auf, der ihr das Leben wirklich schwer macht.

Ruby ist fünfzehn Jahre alt und steht total auf diese eine Fantasybuchreihe, ihre Fanfiction dazu zu schreiben erfüllt sie am meisten. Aber in der Schule würde sie niemals zu ihrem Hobby stehen. Nur wenn sie ihre Rolle Lady Ruby beim LARP spielt, fühlt sie sich wie selbstsicher und stark.

Der fünfzehn-jährige Ben sitzt entweder mit seinen Gamerkumpels vor der Konsole und zockt oder mit Ruby im Klassenzimmer, aber noch nie hat er bei einem Live Action Role Play mitgemacht. Ohne Kostüm fällt er ganz schön in der Masse auf. Aber plötzlich schafft er es, dass sich um den Namenlosen Raben ein Mysterium webt, das jeder lüften möchte.

Mit „Sommernerdstraum“ hat Cornelia Franke die perfekte Sommerlektüre für Kinder und Jugendliche, sowie Junggebliebene geschaffen. Humorvoll und charmant kommt die Geschichte daher. Der lockere Schreibstil geht runter wie Öl. Einzig ein paar wenige Rechtschreib-/Grammatikfehler stören den Lesefluss leicht. Ansonsten führt uns Franke auf einen selten beschrittenen Pfad: Das kreative Setting sticht auf jeden Fall heraus – mit Ruby stürzen wir uns in ein Mittelalter-meets-Fantasy-Event, das Lust macht, ebenfalls teilzunehmen. Geliefert bekommt man eine komplexe Handlung mit mehreren Ebenen, doch leider war es für mich schwierig immer den roten Faden der einzelnen Ebenen beizubehalten, unteranderem dadurch das der Fokus mal bei der einen liegt und im nächsten Moment bei der anderen. Zu dem gibt es zu Anfang sehr viele Informationen, die ich erst einmal einordnen und verinnerlichen musste, aber um so weiter ich las, desto tiefer glitt ich in die Geschichte, tauchte förmlich ab. Ein Großteil dazu beigetragen haben die liebevoll gestalteten, vielschichtigen Charakter, die Seite um Seite sich unmerklich ins Herz schleichen. Besonders mochte ich auch die persönliche Entwicklung, die unsere Protagonistin Ruby durchläuft, denn zu Anfang merkt man, dass sie irgendwie festhängt in ihrem Leben. Apropos Charakterentwicklung, so sehr sich Ruby weiterentwickelte, so wenig schafft das Henrik, Rubys Exfreund. Ich finde es sehr schade, dass er, unser Troublemaker, sich gar nicht ändert, nicht einmal ein winziges Müh. Und die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz, denn zwischen Ben und Ruby scheint sich etwas anzubahnen. Die Romanze zwischen den beiden fühlt sich herrlich authentisch an und lässt einen mitfiebern. Zu dem kommt, dass Franke auch viele Themen anspricht, unteranderem eben Mobbing, Unsicherheit und Freundschaftsverlust, die vielleicht nicht so episch klingen wie Mord, Verrat und Machtkampf, aber sicherlich viele Leser*innen im alltäglichen Leben genauso beschäftigen wie auch die Charaktere des Buchs. Übrigens kommen die ebenfalls genannten Themen so oder so ungefähr trotzdem in der LARP-Geschichte vor XD Also bekommt man von allem etwas! Sie werden aber alle spannend und einfühlsam erzählt.
Vor allem auf das Finale kann man sich freuen, das wird nämlich der Gipfel der Spannung und ist ziemlich unerwartet.
Noch als Leckerli für alle Spiele-, Serien- und Animefans gibt es viele kleine Referenzen, z.B. zu Sword Art Online – wenn das mal nichts ist.
Schlussendlich lege ich „Sommernerdstraum“ jeden ans Herz – es ist eine absolut gelungene Geschichte, der ich trotz ein paar Kritikpunkten wohlwollende fünf von fünf Hundeplüschtiere gebe.

Bewertung vom 24.06.2021
Plötzlich Geheimagentin! / T wie Tessa Bd.1
Scheunemann, Frauke

Plötzlich Geheimagentin! / T wie Tessa Bd.1


sehr gut

Ausgerechnet Tessa passiert es in gewohnter Chaosqueen-Manier den gesamten Personennahverkehr lahm zu legen. Dabei rettet sie der kleinen Maus Hector zwar das Leben, verpasst aber das Vorspiel für ihre Lieblingsband. Zu ihrem Glück wird das aber wiederholt. Und tatsächlich schafft Tessa es, mit ihrem Gitarrensolo als neues Mitglied in die Band aufgenommen zu werden. Nur schnüffelt Maus Hector, dass da was gewaltig faul an Gimme Four, der beliebten Schülerband, ist.

Tessa ist ein dreizehn Jahre alte Mädchen, das überhaupt nicht auffällt. Nicht einmal ihre Klassenlehrerin kennt ihren Namen. Aber sie spielt passioniert Gitarre und schwärmt nicht nur für Gimme Four, sondern auch für Timo, einem Jungen aus der zehnten Klasse.

Hector, die mongolische Rennmaus, möchte eigentlich seinen Flug nach Ulan Bator schaffen, um dringende Familienangelegenheiten in der inneren Mongolei zu klären, beschließt dann aber in seiner unendlichen Großzügigkeit in Hamburg zu bleiben und Tessa zu helfen.

"T wie Tessa - Plötzlich Geheimagentin" ist der Auftakt zu einer neuen Kinder/Jugendbuch-Reihe von Frauke Scheunemann.

Der abwechslungsreiche, mit Jugendsprache gepaarte Schreibstil kommt frisch und passend für die Zielgruppe rüber. Doch gefiel mir nicht, dass manchmal inhaltliche Aussagen in Dialogen oft wiederholt und Offensichtlichkeiten beschrieben wurden, ganz nach dem Motto des Overexplaining. Die Leser sind doch eigentlich aufmerksam und denken mit. Da hat sich das einfach überflüssig angefühlt. Wiederrum konnte mich der Humor absolut überzeugen – witzige Sprüche oder Situationen brachten mich immer wieder zum Lachen und Schmunzeln. Genauso einnehmend sind die Charaktere gestaltet. Mit ganz viel Charme wachsen sie einem ans Herz. Besonders unsere Protagonistin Tessa ist unheimlich sympathisch und stellt eine tolle Identifikationsfigur dar, mit der man miträtselt und -leidet. Aber unser heimlicher/offensichtlicher Star der Geschichte ist wohl Hector. Mal streitsüchtig, mal mutig, mal zum Anbeißen süß. Die Chemie zwischen unseren beiden Ermittlern stimmt einfach. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten geben sie ein absolutes Dreamteam ab. Aber auch ihre kleinen Kabbeleien sind herrlich mitanzusehen. Bei den beiden weiß man gar nicht, wer der Side Kick von wem ist ;). Gleich von Beginn an ist die Handlung spannungsgeladen: Sobald Hector ahnt, dass da etwas nicht stimmt, beginnt man zu rätseln, was wirklich hinter der Fassade der Bandmitglieder und der Managerin steckt. Und im Verlauf der Geschichte wird es immer turbulenter und mysteriöser. Aber trotz Kreativität und Spannung ist das Finale ziemlich vorhersehbar, macht deswegen aber nicht unbedingt weniger Spaß. Denn Spaß hat mir das Buch in einer extrem hohen Dosis verabreicht. Ich hab die Zeit mit Tessa und Hector absolut genossen und muss die beiden einfach nur weiterempfehlen. Wenn man schon etwas älter ist, sollte man wohl die eigentliche Zielgruppe im Hintergrund behalten, aber dem Abenteuer steht sonst nichts im Weg. Auf diesem erwartet euch nämlich Dramatik, Verbrechen, Verrat, Aufopferung, eine Prise romantischer Liebe, Witz und eine charismatische Maus, deren Sprachbegabung man nicht in Frage stellen sollte. Legt euch unbedingt einen Defibrillator bereit, sowie eine mongolische Rennmaus, die euch im Falle von zu viel Spannung ins Leben zurückholt. Trotz kleiner Schwächen konnte mich „T wie Tessa“ mitreißen und abholen. Ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht. Also ich sitze schon einmal im Zug zum nächsten Teil. Hoffentlich wird der nicht gestoppt, weil jemand in der Tür steckengeblieben ist.

Bewertung vom 11.05.2021
Something Pure (eBook, ePUB)
Scott, Kylie

Something Pure (eBook, ePUB)


weniger gut

Der Titel „Something pure“ lässt vermuten, dass die wahre und reine Liebe Gegenstand einer tiefgründigen und -gehenden Geschichte wird. Davon ist das Buch aber leider weit entfernt.

Doch worum geht es in diesem neuen Buch der New Adult-Veteranin Kylie Scott?

Alice ist 22 Jahre alt, hat einen erfolgreichen Collegeabschluss und steht in der Blüte ihres Lebens – oder wohl eher nicht: Um nicht arbeitslos zu sein, verdient sie sich in einer schäbigen Bar ihren Lebensunterhalt als Kellnerin, nicht gerade ihr Traumjob. Lichtblick bietet der attraktive Hilfskellner Beck, der sie mit Jane Austen-Zitaten und witzigen Sprüchen verzaubert. Doch es stellt sich heraus, dass Beck gar kein armer Schlucker, sondern Milliardär ist. Alice folgt Beck nach Denver, als dessen Vater verstirbt, und stößt dort auf die Elliot-Familie, die zur Zerreißprobe ihrer Liebe wird.

Klingt spannende, oder? Ist es aber eher weniger. Aber lieber erst einmal zu den positiven Seiten dieses Buches:

Kylie Scott besitzt einen überraschend guten, humorvollen Schreibstil, der mit seinem Witz die Geschichte locker und fließend rüberbringt. Ich musste oft lachen, viel kichern und ständig schmunzeln. Außerdem gefielen mir die meisten Charaktere auch ganz gut, selbst die, die man wohl eigentlich nicht so leiden sollte, waren mir sympathisch. Alice ist eine selbstbewusste, bodenständige, junge Frau und Becks Familienmitglieder und Freunde überzeugten mich ebenfalls. Nur unser großer Schmachtherr von Reichhausen höchstpersönlich brachte mein Herz nicht zum Schlagen. Mit Beck kam ich nicht richtig klar: Er blieb für mich ziemlich gesichtslos und clean.

Apropos, Herzen zum Schlagen bringen. Das Kennenlernen zwischen Alice und Beck findet bereits auf den ersten vierzig Seiten statt und von da an entwickelt sich die Beziehung rasant weiter – zu rasant. Es wird so schnell so ernst zwischen den beiden, dass ich das gar nicht nachvollziehen konnte. Während die ersten Dialoge vor Funken nur so sprühen, lässt sich jegliche Chemie zwischen Alice und Beck im weiteren Verlauf vermissen. In meinen Augen haben die zwei zusammen nicht funktioniert. Ich konnte mich einfach nicht für ihre Beziehung begeistern, denn:

(Und das bringt uns zu meinem größten Kritikpunkt an dem ganzen Buch)

Es gibt kaum Probleme und Hindernisse, die es zu bewältigen gilt, und wenn, dann sind die mit einem Fingerschnipsen aus der Welt geschaffen. Die Geschichte besitzt keinerlei Spannung. Und ohne Konflikte, die Spannung erzeugen, ohne Konsequenzen solcher, die in den Leser*innen Gefühle und Emotionen wachkitzeln, ist eine Geschichte recht belanglos und langweilig.

So schlimm sich das jetzt anhört, so schlecht fand ich das Buch gar nicht. Kylie Scott macht vieles richtig. Aber hätte man die ersten und letzten fünfzig Seiten genommen und die restlichen dreihundert weggestrichen, würde ich wohl mehr Spaß mit der Geschichte gehabt haben. Hätte die Autorin sich mehr Mühe mit der Handlung und weniger mit der Beschreibung von Markenklamotten gegeben, hätte das ein witziger, süßer, kurzweiliger Liebesroman werden können. So bleibt er aber oberflächlich und etwas für Zwischendurch.

Leider nur 2 von 5 roten Gucci-Handtaschen.


Es handelt sich um ein Rezensionsexemplar vom Lyx-Verlag, dies hat aber (offensichtlich) nicht meine Meinung beeinflusst.

Bewertung vom 23.04.2021
Golden Kamuy Bd.10
Noda, Satoru

Golden Kamuy Bd.10


sehr gut

Erst haben Sugimoto und Co. eine Hirde genommen, schon stehen sie vor der nächsten Herrausforderung: Shiraishi, unser Meisterausbrecher, wird von der 7. Division geschnappt. Nun gilt es ihn zu befreien - auch wenn man dafür unliebsame Hilfe in Anspruch nehmen muss.

Golden Kamuy von Satoru Noda ist ein recht spezieller Manga, der sicher nicht jeden anspricht. Ich würde ihn wohl eher Menschen empfehlen, die älter als sechszehn Jahre alt sind, da nicht nur gewalttätigere Szenen vorkommen, sondern auch eine gewisse Komplexität herrscht. Diese wird unteranderem durch die vielen Charaktere und Namen heraufbeschworen, die man sich erstmal merken muss. Man sollte aber auch ein gewisses Interesse am historischen Japan und der alten Kultur Hokkaidos mitbringen, die ausführlich beschrieben und dargestellt wird. Lernfaktor garantiert!

Außerdem glänzt der Manga mit detailierten Hintergründen und gut ausgearbeiteten Hauptcharakteren. Der passend verwendete Zeichenstil lädt auch zu vielen Lachern ein. Humor hat der Manga auf jeden Fall - und es macht gleich nochmal so viel Spaß durch die sympathischen, tiefgründigen Charaktere.

Leider kommt die Story in diesem Band nicht wirklich voran, weshalb ich über lange Strecken weniger interessiert gelesen habe, aber sobald die Action anfängt kann man sich nicht mehr losreißen und muss bis zum Ende lesen. Ein fieser Cliffhanger. Das Ende konnte mich auf jeden Falls wieder catchen und zum Weiterlesen überzeugen.

Wer Action, Einblicke in Kultur und ganz viel Spaß haben möchte, dem sei gesagt, dass man in Golden Kamuy fündig wird. Eine Top-Serie!