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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Dani
Wohnort: 
Wiesbaden

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2021
Auf Basidis Dach
Ameziane, Mona

Auf Basidis Dach


ausgezeichnet

Vor der Lektüre war mir Mona Ameziane weder als Journalistin noch aufgrund ihres Instagram Kanals bekannt.
Das Cover und der Titel alleine konnten mich auch nicht weiter neugierig machen, trotzdem war das "Eis" mit der ersten Seite beriets gebrochen.

Sie schreibt wunderbar flüssig, unterhaltsam ohne platt oder jemals altklug oder belehrend zu wirken.
Trotzdem hat mich das Buch nicht vollkommen überzeugen können da mir ein deutlicherer roter Faden gefehlt hat. Auch wenn hinter den einzelnen Kapiteln sicherlich eine Logik steht so habe ich alle zwar gerne gelesen aber insgesamt blieb alles bei mir eher zusammenhangslos und episodisch.

Das Buch schwankt zwischen ihren eigenen Erfahrungen als Halb-Marokkanerin in Deutschland, in Marokko, allgemeinen Betrachtungen über beide Länder und dem Verhältnis zu ihrem Vater und wiederum dessen Verhältnis zur Heimat.
Ihre Mutter und ihr Bruder bleiben fast komplett außen vor was sicherlich Gründe hat aber mir zum runderen Bild etwas gefehlt hat.

Sachbuch, Roman, Autobiographie oder Biographie - insgesamt schön zu Lesen aber etwas zu unentschlossen.

Bewertung vom 07.10.2021
Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin
Schoenfeld, Bruce

Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin


gut

Die Biographie handelt in gleichen Teilen von den beiden Tennisspielerinnen Althea Gibson, Außenseiterin aufgrund ihrer Hautfarbe und unprivilegierten Herkunft, und Angela Buxton, Außenseiterin aufgrund ihres jüdischen Backgrounds und ihrer eher verbissenen Herangehensweise.

Warum der Autor das Buch trotzdem nur nach Althea benannt hat, hat sich mir nicht wirklich erschlossen.
Als Leser erfährt man ausreichend viel über beide Frauen aber doch überwiegen die Informationen über die Tenniswelt damals und die jeweiligen Matches.
Gut geschrieben ist da alles ohne Frage und für Sportbegeisterte und Fans sicherlich faszinierend aber ich habe diese Teile doch eher überflogen.
Übrig geblieben ist danach leider nur noch so viel wie es auch in einen guten Zeitungsartikel über die beiden gepasst hätte.
Die Art und Weise jedoch auf die Althea zu ihrer Zeit wichtig war und großes für ihren Sport erreicht und dann doch, nur 17 Jahre nach ihrem Tod beim Großteil der Bevölkerung komplett unbekannt ist, hat mich berührt und somit hatte das Buch doch auch sein gutes und hallt nach.

Hatte ich vor der Lektüre jemals von Althea Gibson gehört? Nein.
Habe ich mich für Tennis in den 50ern und ganz allgemein interessiert? Auch nicht.
Für Tennis interessiere ich mich auch weiterhin nicht aber Althea Gibson wird mir weiterhin ein Begriff bleiben.

Bewertung vom 20.09.2021
Wo das Licht herkommt
Skorpil, Clementine

Wo das Licht herkommt


weniger gut

Von aurelia23

Der Roman spielt im 18. Jahrhundert und beginnt auf dem Land in Österreich - die junge Philippine soll gegen ihren Willen mit einem grausamen Bauernsohn verheiratet werden und flieht.
Verkleidet als Philipp findet sie Unterschlupf bei einem Jesuitenpater in Wien, besucht die Schule und reist von dort nach Rom, Coimbra und China - immer auf der Flucht vor Enttarnung, auf der Suche nach sich selbst und nach persönlicher Freiheit.
Dies alles hätte sehr spannend sein können aber hat mich beim Lesen leider so gar nicht gepackt. Die zwischen den Zeiten springenden Kapitel, die auf alt getrimmte Sprache - dies alles ist zwar kunstfertig ausgeführt aber letztlich dann doch auch sperrig und wenig mitreissend.
Selbst die wunderschöne und sehr hochwertige Gestaltung des Buches konnten mich da nicht mit dem Roman versöhnen, schade.

Bewertung vom 13.09.2021
Reise durch ein fremdes Land
Park, David

Reise durch ein fremdes Land


ausgezeichnet

Großbritannien versinkt im Schneechaos, die Flughäfen sind geschlossen und ein Vater bricht mit seinem Auto in Nordirland auf um seinen Sohn der kränkelnd in England festsitzt zum Weihnachtsfest zurück nach Hause zu holen.
Während der einsamen Fahrt dringt der Leser ein in seine zerüttete Gefühlswelt voller Schuldgefühle, Hilflosigkeit und dem Wunsch nach einer heilen Familie...

Ein fantastisches, ruhiges Buch das mich doch oder gerade durch seine Besonnenheit tief berührt hat. Auch wenn ich die Ängste und Gefühle von Tom wohl nicht zu 100% nachempfinden konnte da ich selbst keine Kinder habe, so hatte ich doch direkt einen Zugang zu ihm und ich wollte von Seite zu Seite mehr herausfinden über das zentrale Drama in seinem Leben.

Die verschneite Landschaft, der äußere Ausnahmezustand der die innere Trauer spiegelt, großartig.

Bewertung vom 10.09.2021
Sternflüstern
Carlin, Paula

Sternflüstern


sehr gut

Am Anfang der Lektüre war ich etwas skeptisch aufgrund des leicht schwülstigen Titels und dem Pseudonym der Autorin welches an Paolo Coelho erinnert.
Dann hat mich die Geschichte um den Neuanfang der drei Frauenfiguren jedoch schnell gefangen genommen und gerade die Geschichte über und um das alte Haus war fantastisch und sehr atmosphärisch.
Sprachlich war mir manches eine Spur zu dick aufgetragen aber an anderen Stellen passten die poetischen Beschreibungen perfekt zur Handlung.
Kleine Fehler sind mir zwar aufgefallen (einmal z.B. wird Kaffee eingepackt aber später dann Tee getrunken, erst wird Lübeck erwähnt aber danach nur noch L.) aber störten nicht weiter.
Was mich persönlich jedoch störte, waren die Namen der Personen: Irith, Lunis, Alix - alles sehr schön und bezaubernd aber eben auch unrealistisch.
Insgesamt ein schönes Buch perfekt um dem Alltag schnell zu entfliehen und eine inspirierende Geschichte die förmlich nach einer Verfilmung schreit.

Bewertung vom 04.09.2021
Das Archiv der Gefühle
Stamm, Peter

Das Archiv der Gefühle


sehr gut

Sowohl der Klappentext als auch das äußerst nichtssagende Cover hatten mich nicht gerade mit großer Vorfreude erfüllt, ich fing an zu Lesen und erwartete einen eher sperrigen und abgehobenen Text.

Der zurückgezogen lebende Erzähler berichtet in einer Mischung aus Realität, Phantasien und Rückblenden von seiner unerfüllt gebliebenen Jugendliebe. Nun, Mitte 50, kommt für ihn ein möglicher Wendepunkt im Leben, er nimmt Kontakt zu Franziska auf...

Seine Arbeit als Archivar bei einer Zeitung ist obsolet geworden, als Arbeitsloser jedoch pflegt er weiterhin akribisch seine Akten und hält somit sein ereignisloses Leben in vertrauten Bahnen. Als Leser erleben wir wie er sich plötzlich verändert, vorsichtig ausbricht und vielleicht zum ersten Mal seit seiner Jugend nicht nur passiv sein Leben an sich vorbeiziehen lassen möchte.

Mich hat der Roman sehr berührt, durch die schöne und präzise Sprache und durch den fehlenden Selbstmitleid seinerseits.

Ich erwartete einen extremen Freak, unnahbar und unsympathisch und bekam stattdessen einen verletzlichen Mann mit verschiedenen Facetten präsentiert. Einen Menschen wie er sicherlich zu tausenden in unser aller Mitte lebt.

Ein leises Buch welches noch länger in mir nachklingen wird.

Bewertung vom 03.09.2021
Muttl auf Reisen
Bauer, Irmgard Rosina

Muttl auf Reisen


weniger gut

Ein schwieriger Fall dieses Büchlein.
Zuerst möchte ich den Tatendrang und Mut der Autorin loben ihrem Wunsch Bücher zu schreiben konsequent zu folgen und sich dafür einzusetzen. Schreiben kann Irmgard Rosina Bauer auch, alles liest sich flüssig und angenehm.

Reiseberichte gibt es wie Sand am Meer, hier sind fünf Kurzgeschichten aus ihrer eigenen Erfahrung zusammengetragen mit dem Kernthema "die erwachsenen Kinder loslassen". So weit, so gut.

Leider wird dieses Thema in noch nicht mal der Hälfte der Geschichten angeschnitten und drei ihrer vier Kinder auch nur am Rande erwähnt. Dies macht es für LeserInnen die keine Kinder haben zwar einerseits einfacher sich reinzufühlen aber ist dann letztlich ein klares "Thema verfehlt".
Ich hatte beim Lesen mehr den Eindruck private Tagebuch- und Travellog Einträge an ihre Kinder zu lesen und nicht den Eindruck eines Buches mit Mehrwert für den Leser.
Insgesamt zu dürftig und undurchdacht um sich auf dem großen Markt der Reiseberichte Gehör zu verschaffen.

Bewertung vom 23.08.2021
Greta und Jannis
Kuratle, Sarah

Greta und Jannis


weniger gut

"Greta und Jannis" punktet mit einer poetischen und wundervoll verspielten Sprache die vor Atmosphäre nur so trieft und dem Leser sehr schnell Bilder vor das innere Auge zaubert. Damit fingen für mich jedoch die Schwierigkeiten bei der Lektüre auch schon an: der Roman ist orts-und zeitenlos, er handelt irgendwo in einem Bergdorf aber wir erfahren nie wirklich wann und wo genau. Ein Kunstgriff der klar seine Berechtigung hat aber bei mir ein sehr unbefriedigendes Gefühl hinterlassen hat. Konnte mich auf dieses unklare kaum Einlassen und habe ständig Indizien für handfesteres gesucht. Bei der Handlung ging es mir dann kaum anders - man wird mit vielen versponnenen Details und Szenen gefüttert und fragt sich auch nach 100 Seiten noch was mir nun eigentlich hier gerade erzählt werden soll. Ich gebe es ungern zu aber vorerst musste ich in der Hälfte abbrechen/pausieren. Bin anspruchsvollen Werken gegenüber offen aber hier hat mir irgendwann jegliches Verlangen gefehlt mehr zu erfahren.

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Bewertung vom 12.08.2021
Der Panzer des Hummers
Minor, Caroline Albertine

Der Panzer des Hummers


gut

Es fällt mir schwer meine Gedanken und Meinung zu "Der Panzer des Hummers" zu formulieren.
Es ist ein durchaus anspruchsvoller Text den ich aber trotzdem schnell und gerne gelesen habe.
Es sind lauter große und schiwerige Themen die angesprochen werden, alles dreht sich um Mutterschaft, Familienbande und die eigenen Wurzeln bzw. das Fehlen derer - trotzdem wurde ich bei der Lektüre weder zu Mitgefühl noch zum darüber Nachgrübeln angeregt.

Ich konnte zu allen Personen wenig Beziehung aufbauen. Der Leser merkt schnell, dass die Familie aufgrund (?) des selten anwesenden Vaters zebrochen ist aber die wenigen Rückblenden aus Sicht der toten Mutter haben wenig zur Klärung beigetragen was genau eigentlich so traumatisches geschehen ist.

Im Prinzip habe ich ähnlich einem Episodenfilm kurz in die Leben einiger mehr oder weniger unglücklichen Menschen hereingelugt und wurde dann wieder ausgesperrt. Nicht schlecht aber mir persönlich zu wenig.

Bewertung vom 04.08.2021
Wild Card
Thompson, Tade

Wild Card


sehr gut

Weston Kogi reist zurück in seine afrikanische Heimat und gerät zwischen die blutigen Fronten zweier Rebellengruppen.

Eigentlich keine Thematik die mich normalerweise anspricht da mir jeglicher Bezug fehlt zu Afrika im allgemeinen und politischen Verstrickungen und dem Niedergang des (fiktiven) Land Alcacia im speziellen.

Von der ersten Seite an war ich jedoch sofort drin in der Handlung, der sehr menschlich gezeichnete Weston war mir direkt sympathisch und in flotten zwei Tagen habe ich den atemlos erzählten Thriller weggelesen.

Brutal ist es, derb und grausam - trotzdem schafft es Tade Thompson gleichzeitig auch humorvoll, leichtfüssig und mit einer Prise Ironie fast schon eine Satire zu schreiben.