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carola1475

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Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


sehr gut

Endlich wieder Donnerstag!

Zum dritten Mal ermittelt der Donnerstagsmordclub in einem ungelösten Mordfall. Wer hat vor 10 Jahren die junge Journalistin Bethany Waites getötet, die einem Fall von Steuerbetrug auf der Spur war? Die Ermittlungen kommen nur langsam voran und entwickeln sich zu einem komplexen Fall mit unerwarteten Wendungen, was Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim um so mehr herausfordert. Wie gewohnt, geht das muntere Seniorenquartett einfallsreich, versiert und planvoll vor und spannt nicht nur die inzwischen befreundeten Polizisten Chris und Donna sowie den immer hilfsbereiten Bogdan ein, sondern auch eine Reihe anderer Charaktere.
Bis zum Schluss konnte ich mit rätseln, obwohl es nicht die Spannung ist, die die Donnerstagsmordclub-Reihe für mich zum großen Lesevergnügen macht ;)

Richard Osmans Schreibstil ist lebendig, gedankenvoll und unterhält mit trockenem Humor. Über viel Situationskomik, Wortwitz und skurrile Diskussionen der Mitglieder des Donnerstagsmordclub habe ich mich wieder köstlich amüsiert, über manche tiefgründigen Gedanken des Autors nachgedacht. Ein großes Lob geht auch an Sabine Roth, bei deren Übersetzung der britische Humor erhalten bleibt, sie hat hier wieder ganz wunderbar gearbeitet. Der Autor verzichtet im vorliegenden dritten Band darauf, die Senioren erneut ausführlich vorzustellen, was für Neueinsteiger in die Reihe meiner Meinung nach schade ist. Dagegen geht die Figurenzeichnung Donnas, Chris' und Bogdans mehr in die Tiefe und die Charaktere entwickeln sich, inzwischen sind sie mir ebenso ans Herz gewachsen wie das Seniorenquartett.
Ich habe die Vorgängerbücher ebenfalls gelesen und fand beide noch charmanter und warmherziger geschrieben und empfehle unbedingt, zumindest den ersten Teil des Donnerstagsmordclubs zu lesen.

Das Cover greift das Motiv der vorherigen Bände auf, unterscheidet sich durch Details und die Farbgebung und hat einen hohen Wiedererkennungswert, mir gefällt es. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall für den Donnerstagsmordclub, den ich mir natürlich nicht entgehen lassen werde.

Bewertung vom 11.02.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


ausgezeichnet

Gelungene Near-Future-Dystopie

Die Klimakatastrophe hat zu neuen Strukturen geführt, Firmen haben die Führung übernommen und die Welt in wenige große Gebiete eingeteilt.
Die 20-jährige Jenna hat es geschafft, sie hat den Score für die »Eine Milliarde« geknackt und darf als eine von wenigen Privilegierten nach New Valley reisen, um an Equilon mitzuarbeiten, dem Algorithmus, der das neue Fundament der Weltordnung ist und die Erde wieder bewohnbar machen soll.
Dorian lebt noch in einem der „Grenzländer“, unfruchtbare, staubige Landstriche mit Reststädten, wo die Menschen Stürmen, Dürre und Luftverschmutzung ausgesetzt sind und wenig Chancen haben, ihren score zu verbessern.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Jennas und Dorians Ich-Perspektive erzählt, wodurch ich als Leserin ganz nah an ihren Gedanken und Gefühlen bin. In beider Leben gibt es Veränderungen, und es ist spannend und berührend zu verfolgen, wie Jenna und Dorian mit neuen Herausforderungen und starken Emotionen umgehen.
Erst gegen Ende werden die beiden Handlungsstränge zu einem und hier gibt es einen Aspekt im Verhältnis zwischen Jenna und Dorian, den ich nicht nachvollziehen konnte (ich kann das nicht näher ausführen ohne zu spoilern), mein einziger Kritikpunkt.
Auch bei den Nebencharakteren ist die Figurenzeichnung authentisch und glaubwürdig. Sarah Raichs Schreibstil ist packend, bildhaft und anschaulich. Trotz der anfangs vielen neuen technischen englischen Begriffe hatte ich keine Verständnisschwierigkeiten, alles wird erklärt oder erschließt sich aus dem Zusammenhang. Die Verwendung englischer Bezeichnungen finde ich logisch, ist das doch im technisch-wissenschaftlichen Bereich schon heute so.

Die Autorin hat ihre spannende dystopische Geschichte, deren Ende für mich nicht vorhersehbar war, glaubhaft und erschreckend umgesetzt und thematisiert neben der Zweiklassengesellschaft auch den Rohstoffbedarf einer digital hochgerüsteten Welt, die Notwendigkeit von Robotern, die Nahrungsbeschaffung und mehr. Darüber hinaus punktet das Buch mit einer interessanten Playlist.

Das Cover passt sehr gut zur Geschichte, es zeigt die beiden gegensätzlichen Welten, um die es hier geht.
Mir hat Equilon sehr gut gefallen und ich empfehle das Buch nicht nur jungen Lesern von Near-Future-Fiction und Dystopien.
Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 06.02.2023
Der Riss
Winter, Thilo

Der Riss


gut

Spannende Geschichte, aber ich hatte mir mehr versprochen

Vulkanologin Antonia Rauwolf soll auf der Forschungsstation Neumayer III untersuchen, ob die neu entdeckten fast 100 Vulkane in der Westantarktis aktiv werden und so das Weltklima katastrophal beeinflussen könnten. Und sie will nach ihrem seit Wochen vermissten Bruder suchen, der von einer Expedition nicht zurück kam.

Das Cover mit dem Riss im Eis, den Eisschollen und den Farben Schwarz, Weiß und Rot hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt und mich neugierig gemacht. Besonders gefällt mir, dass „Rot“ symmetrisch verteilt ist, rechts und links vom Riss, etwas Symmetrie im Chaos, das hat was ;)

Durch den eingängigen bildhaften und lebendigen Schreibstil gelingt dem Autor Thilo Winter eine glaubhafte Beschreibung der unwirtlichen gleichförmigen Eiswüste der Antarktis, der globalen Bedeutung der gigantischen Eismassen und auch der Schwierigkeiten, dort als Mensch zu überleben.
Durch den Prolog weiß der Leser mehr als Antonia und auch durch ihre Vermutungen und Andeutungen wird von Beginn an ein Spannungsbogen aufgebaut, dazu tragen auch Perspektivwechsel und Cliffhanger an Kapitelenden bei. Der Autor verknüpft tatsächliche Ereignisse mit einer packenden Geschichte mit hohem Erzähltempo, die sich jedoch immer mehr zu einer Aneinanderreihung von übertriebenen und unglaubwürdigen Actionszenen entwickelt. Besonders im letzten Drittel des Buchs fühlte ich mich von all der Action fast überrollt. Am Ende der Geschichte bleiben Fragen offen. Der Figurenzeichnung mangelt es an Einfühlungsvermögen und Glaubwürdigkeit, sie bleibt oberflächlich und Entwicklungen, so es sie denn gibt, sind nicht nachvollziehbar. Die Protagonistin Antonia ist impulsiv, stur und rücksichtslos, so dass es mir schwer fiel, mit ihr zu fühlen.

Das Nachwort des Wissenschaftsjournalisten Thilo Winter hat mir wiederum gut gefallen, es ist sehr interessant und vermittelt gut recherchierte Informationen und Wissen über die in großen Teilen noch unerforschte, unbedingt schützenswerte Antarktis. Leider spielt im Roman Wissenschaft nicht die erhoffte Rolle, die Verknüpfung mit der Handlung ist meiner Meinung nach nicht überzeugend gelungen, ich hatte mehr erwartet.
Ich vergebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 16.01.2023
Die Liebe an miesen Tagen
Arenz, Ewald

Die Liebe an miesen Tagen


ausgezeichnet

Was hält eine Liebe alles aus?

Clara und Elias sind füreinander bestimmt, das wissen beide von Anfang an und es ist auch für andere offensichtlich, dass sie zusammen gehören. Doch Clara hat eine schwierige Partnerschaft hinter sich und ist einige Jahre älter als Elias. Und Elias ist Schauspieler durch und durch, allzu oft spielt er nur das Leben. Schaffen es die beiden, ihre Liebe auch im Alltag, an miesen Tagen, zu leben?

Auf diesen Alltag spielt das schön gemachte Cover an: ein Morgen mit Zeitung und Kaffee, aber da gibt es einen störenden Kaffeefleck.
Mit klaren, bildhaften Worten schreibt Ewald Arenz abwechselnd aus Claras und Elias' Perspektive, bezieht auch die Jahreszeiten und die Natur mit ein, um Gefühle, Zweifel, Unsicherheiten atmosphärisch zu beschreiben. Die Emotionen der Protagonisten berühren, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und sehr nahbar. Alle Figuren sind interessant und erscheinen lebendig und authentisch, vor allem Claras Familie ist liebenswert, wobei die Figur der Mutter die Geschichte um ein belastendes Thema erweitert, das der Autor offen und einfühlsam darstellt.

Für Clara als Fotografin sind visuelle Eindrücke wichtig und für Elias das Wort, die Sprache. Ewald Arenz verbindet in seinem Roman wunderbare Worte mit schönen Bildern, unterhält mit humorvollen und auch ernsthaften Dialogen und schafft eine emotionale Nähe zu den Protagonisten, so dass die Geschichte mich mitnimmt. Gespannt und hoffnungsvoll habe ich dem Ende entgegen gelesen.

Dem Autor ist eine bezaubernde gefühlvolle, niemals kitschige Liebesgeschichte mit Tiefgang und (vielleicht ein wenig zu viel) Dramatik gelungen, die auch den Konflikt zwischen Eigenständigkeit in der Lebensmitte und der Erkenntnis, unerwartet Hälfte eines Paares zu sein, ehrlich beschreibt.
Ich habe Die Liebe an miesen Tagen mit Vergnügen gelesen und freue mich, Ewald Arenz als für mich neuen Autor entdeckt zu haben.

Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 02.01.2023
Seelendunkel
Bryndza, Robert

Seelendunkel


ausgezeichnet

Spannender Krimi um einen Cold Case

Ex-Polizistin Kate Marshall und ihr Partner Tristan Harper werden von der Mutter der vor 13 Jahren verschwundenen Journalistin Joanna mit der erneuten Suche nach der Tochter beauftragt, da die Polizei den ungelösten Fall endgültig zu den Akten legen will. Kate hat ihre Lehrtätigkeit an der Universität aufgegeben und Tristan arbeitet dort nur noch Teilzeit, so ist der Auftrag der noch jungen Detektei der beiden sehr willkommen und Kate und Tristan nehmen die Ermittlungen auf.
Es gibt auch Kapitel, in denen das Vorgehen des Täters beschrieben wird, seine Identität bleibt bis gegen Ende unklar. Es war mir nicht möglich, mich auf einen der Verdächtigen festzulegen, der Fall ist komplex und überrascht mit Wendungen. Der Spannungsbogen bleibt durchgehend erhalten, als Kates und Tristans Ermittlungsschritte immer mehr Puzzleteile zutage fördern, die auch mir als Leser Rätsel aufgeben und die erst am Schluss ein vollständiges Bild ergeben. Die Spannung gipfelt in einem fesselnden Showdown.

„Seelendunkel“ ist bereits der 3. Band der Reihe, ist aber meiner Meinung nach auch für Neueinsteiger verständlich und gut lesbar, da immer wieder Details aus Kates Vergangenheit genannt werden. Robert Bryndzas Schreibstil war auch im vorigen Band gut, hat mir hier aber noch besser gefallen. Bryndza schreibt klar, anschaulich und lebendig. Mit großem Einfühlungsvermögen werden nicht nur die Protagonisten detailliert und authentisch beschrieben und werden zu lebendigen Charakteren mit Tiefe und Emotionen, die berühren, die Figurenzeichnung auch des Täters ist psychologisch glaubhaft.
Es macht Spaß, die Entwicklung der Beziehung zwischen Kate und ihrem Sohn mit zu erleben oder Einblicke in Tristans Leben zu haben. Das Verhältnis zwischen Privatleben und Ermittlungsarbeit finde ich ausgewogen und hat mir gefallen.
Das Cover passt atmosphärisch und vom Motiv her zum Buch und spricht mich mehr an als die Cover der Vorgängerbände. Dieser Krimi (ein Thriller ist das Buch meiner Meinung nach eher nicht) hat mir spannende Lesestunden beschert und ich freue mich auf den 4. Band, den der Autor im Nachwort verspricht. Ich kann „Seelendunkel“ uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 23.12.2022
SitterCats 2.0
Aurass, Dieter

SitterCats 2.0


sehr gut

Intelligenz ist nicht alles

Frankfurt im Jahr 2029, Familie Abel schafft sich eine SitterCat an, eine intelligente Katze zur Betreuung und Beaufsichtigung der Kinder und nennt sie Miko. Niemand ahnt, wozu die Herstellerfirma die Katzen missbraucht.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auf mehreren Zeitebenen erzählt, denen ich gut folgen konnte, auch dank datierter Kapitelüberschriften. Hintergründe zur IT und zum Stand der Technik Ende der 20er Jahre unseres Jahrhunderts und wie es zur Entstehung der intelligenten Katzen kam, werden glaubwürdig und auch unterhaltsam geschildert, ebenso Frankfurt, wie es Ende unseres Jahrzehnts aussehen könnte, und auch die überraschende wirtschaftliche Situation Asiens und die Folgen spielen eine Rolle.
Die erste Hälfte des Buchs schildert neben der Entwicklung von Mikos Fähigkeiten und Aktivitäten die Machenschaften eines intriganten, nach Macht strebenden Mitarbeiters der Herstellerfirma und seine Pläne mit den manipulierten Katzen. In der zweiten Hälfte entwickelt sich rasante Action und es wird sehr spannend bis zum Schluss.

Genau so spannend wie die Handlung ist der Weg Mikos von purer Intelligenz zur sozialen Kompetenz und dem Verständnis menschlicher Gefühle und der dann vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Menschen und auch die Frage, wie Menschen mit derartigen neuen Wesen, wie die intelligenten Katzen sind, umgehen sollen.

Augenzwinkernder Humor, auch bei manchen Namen beispielsweise oder bei der Figurenzeichnung eines ganz bestimmten Protagonisten nach offensichtlich realem Vorbild, kennzeichnet Dieter Aurass' lebendigen, detailreichen Schreibstil, der flüssig zu lesen ist. Es bleiben am Schluss der Geschichte keine technischen oder inhaltlichen Fragen offen, alles findet ein rundes Ende.
SitterCats 2.0 hat mich gut unterhalten und ich kann das Buch sowohl Katzenliebhabern als auch Krimilesern empfehlen.

Bewertung vom 21.12.2022
Skurka Stormbrygger
Hölderle, Nicola

Skurka Stormbrygger


ausgezeichnet

Ein gelungenes Debüt – originell, spannend, witzig, überzeugend

Skurka Stormbrygger, die sich als uralter nordischer Dämon vorstellt, benötigt einen neuen Körper und hat sich den jungen Rasmus ausgesucht, der Fantasybücher und Serien liebt und es sich in einer kleinen Dachwohnung in Konstanz gemütlich gemacht hat. Sein ruhiges Leben ändert sich allerdings dramatisch, als Skurka durchs Fenster kommt.
Mit Situationskomik und viel Humor verbindet die Geschichte Realität und Fantasy, ich habe mich über Skurkas Missverständnisse auf allen Ebenen des Hier und Jetzt genau so amüsiert wie über Rasmus' überraschende Begegnungen und spannende Erlebnisse Hinter dem Spiegel. Die skurrilen Bewohner der Spiegelwelt beschreibt Nicola Hölderle mit viel Einfallsreichtum und Einfühlungsvermögen, und auch die Figuren, denen Skurka im realen Konstanz begegnet, sind glaubwürdig und machen Spaß, genau wie die freche Skurka selbst und auch der anfangs schüchterne Rasmus, der sich Hinter dem Spiegel beweisen muss. Kapitelweise abwechselnd begleite ich Skurka und Rasmus, die Geschichte bleibt auf beiden Ebenen durch überraschende Wendungen und den mal bissigen, mal augenzwinkernden Humor sehr unterhaltsam, der Schreibstil ist lebendig, ausdrucksstark und bildhaft, flüssig und sehr angenehm zu lesen, die Sprache sehr gelungen den jeweiligen Charakteren angepasst.
Skurka Stormbrygger hat mich sehr gut unterhalten und gern empfehle ich das Buch anderen Lesern von origineller Urban Fantasy. Nicola Hölderles Debütroman ist absolut geglückt, ich gratuliere und wünsche mir weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 11.12.2022
UNTEN
Moser, Rebekka

UNTEN


ausgezeichnet

Ein großartiges Debüt

In Bregenz am Bodensee sind mehrere Frauen spurlos verschwunden und Kommissar Heinzle wird mit den Ermittlungen betraut, nachdem er nach dem Tod seiner Frau wochenlang freigestellt war. Zu Beginn wird die Geschichte aus Heinzles Perspektive erzählt und seine Gedanken und Gefühle zeigen einen einfühlsamen und kompetenten Ermittler, psychisch angeschlagenen Witwer und engagierten Vater einer 17jährigen Tochter.
Schon im zweiten Kapitel gibt es einen Perspektivwechsel und der Täter lässt mich an seinen verstörenden Handlungen und Überlegungen teilhaben. Im Verlauf der Geschichte gibt es noch weitere Erzählperspektiven, alle sind gleichermaßen fesselnd und die Spannung steigt immer mehr und bleibt bis zum Schluss auf sehr hohem Niveau.
„Unten“ ist ein ganz ungewöhnlicher Regionalkrimi, er thematisiert neben historischen Ereignissen auch gekonnt aktuelle medien- und gesellschaftskritische Aspekte, die jeden von uns etwas angehen.
Rebekka Mosers Schreibstil ist bildhaft, eindringlich und intensiv, wortgewandt und eine Freude zu lesen.
Sowohl Protagonisten als auch Nebenfiguren werden glaubwürdig und authentisch beschrieben, sie werden zu lebensechten Charakteren, die berühren, selbst der Täter weckt bei mir auch andere Emotionen als Abscheu. Schon nach wenigen Seiten ließ die spannende Handlung mich nicht mehr los, das Vorgehen Heinzles und die Aktionen des Täters sind folgerichtig und nachvollziehbar, ich habe mit gezittert und mit gebangt.
Der Titel passt zum Buch und hat mehr als eine Bedeutung, das Cover macht neugierig und ist gut gewählt. Rebekka Moser ist ein höchst spannender und psychologisch fundierter Thriller gelungen, der mich vollkommen überzeugt hat. Unglaublich, dass es sich um einen Debütroman handelt! Neben einer unbedingten Leseempfehlung bekommt „Unten“ von mir begeisterte 5 Sterne.

Bewertung vom 08.12.2022
Nanobots
Grager, Veronika A.

Nanobots


ausgezeichnet

Spannender Genremix

Nanobots ist ein genreübergreifender Thriller, er ist Krimi, Wissenschaftsthriller und Science Fiction oder near-future-Roman mit sehr viel Action und Hochspannung von Anfang bis Ende.
Die Ermittlungen zu einem verschwundenen Ehemann und dem Mord an einem Wissenschaftler führen für die ehemalige Polizistin und Wiener Detektivin Stella Marini bis zu US-Geheimdiensten, von Wien geht es über den Stützpunkt Ramstein nach Washington, Arizona, in die Rocky Mountains und bis nach Afghanistan. Schnell entwickeln die Fälle eine ungeahnte Tragweite und Komplexität.

Zunächst gibt es zwei Handlungsstränge, die ein hohes Tempo vorlegen, dazu tragen auch Perspektivwechsel bei. Dank datierter Kapitel mit Ortsangaben hatte ich trotz der verschiedenen Schauplätze immer den Überblick.
Die Protagonisten gewinnen Profil durch den saloppen Schreibstil und feinen Humor, mit wenigen Worten gelingt der Autorin ihre Figurenzeichnung, die Charaktere sind authentisch, glaubwürdig und jeder einzelne etwas Besonderes.

Wissenschaftliche Aspekte sind gründlich recherchiert und auch für Laien wie mich verständlich und nachvollziehbar erklärt, ob es um die Biosphere 2 geht oder um Nanotechnologie. Eindrucksvoll und glaubhaft beschrieben werden die mühsamen Reisen in Afghanistan oder auch ein plötzlicher Blizzard in den Rocky Mountains, oft kommt es zu filmreifen Szenen, die Veronika A. Grager gekonnt zu Papier gebracht hat.

Das Buch ist ursprünglich 2011 unter dem Titel „Nanobots – Gefährliche Teilchen“ erschienen, und wird jetzt überarbeitet, erweitert und mit einem zusätzlichen Kapitel über Afghanistan ab 2021 neu aufgelegt. Ob Stella und ihre Truppe immer noch an verzwickten Fällen arbeiten, wird an dieser Stelle nicht verraten. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gern weiter.
Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 09.11.2022
Kant und der Schachspieler / Kommissar Kant Bd.2
Häußler, Marcel

Kant und der Schachspieler / Kommissar Kant Bd.2


ausgezeichnet

Ein komplexer Fall für Kommissar Kant

Der Fund einer Leiche in einem leeren Tank auf dem Gelände einer stillgelegten Farbenfabrik wird zum neuen Fall für Kommissar Kant und sein Münchner Team. Die einzigen Anhaltspunkte der Ermittlungen sind eine teure Lederjacke, die der unbekannte Tote trägt und eine hölzerne Schachfigur in seiner Hand.

Die Ermittlungsarbeit wird realistisch und glaubwürdig beschrieben und die Geschichte entwickelt sich zu einem komplexen Fall vor dem Hintergrund von Immobiliengeschäften und, besonders reizvoll, dem Schachspiel und gipfelt in einem spannenden Showdown. Die Auflösung des Falls hat mich überrascht. Geschildert werden die Ermittlungen aus wechselnden Perspektiven der Teamkollegen, so dass jede Figur an Tiefe gewinnt und authentisch auftritt. Kant arbeitet hochkonzentriert an dem Fall, aber auch sein Zusammenleben mit seiner 16jährigen, im Klimaschutz engagierten Tochter spielt eine Rolle, er ist ein verständnisvoller Vater mit zu wenig Zeit. Marcel Häußler ist sehr nah an seinen Figuren, auch die Nebencharaktere werden überzeugend und einfühlsam beschrieben, was den Krimi für mich zu etwas Besonderem macht. Dieser zweite Band um Kant setzt keine Vorkenntnisse voraus und ist auch als eigenständiger Krimi gut zu lesen. Ich finde ihn noch besser gelungen als den ersten und freue mich schon auf den nächsten.

Der oft lakonische Schreibstil gefällt mir sehr mit seinem feinen Humor und den treffsicheren Beobachtungen, einschließlich des Münchner Lokalkolorits. „Kant und der Schachspieler“ hat mich bestens unterhalten und ich kann den Krimi uneingeschränkt empfehlen.