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Benutzername: 
Lainybelle
Wohnort: 
Marburg

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2021
Kraftworte
Kraftworte - Psalmen neu formuliert

Kraftworte


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:
Mich hat angesprochen, dass hier eine behutsame Übertragung der alten biblischen Texte in eine poetische, moderne Form vorgenommen worden ist, die auf wortkünstlerische Weise neue Gedanken dazu anstoßen kann.

Wie es mir gefallen hat:
Das Buch beginnt mit einigen Vorbemerkungen zu Entstehung und Konzept sowie drei Anregungen zum Umgang/Arbeiten mit den enthaltenen Texten.
Die neu interpretierten Psalmen im Mittelteil werden durch einige sehr schöne Eigenschöpfungen des Autors ergänzt (Rubrik „Zur Kraft finden") und von je fünf voran- und nachgestellten Texten gerahmt. Dabei handelt es sich eingangs um nach altestamentarischen Schlüsselstellen (Genesis 12,1-3, Exodus 3, Numeri 6,24-26, Deuteronomium 6,4-5 & Hiob 19,25-27) Formuliertes unter der Überschrift „Segen und Sehnsucht" und am Ende um Stücke aus dem Propheten Jesaja als „Besondere Bilder".

Unter „Starke Gebete" finden sich als Herzstück also die neu interpretierten Psalmen. Zwischen Nummer 1 und 150 hat Reiner Knieling sich hier von insgesamt 35 verschiedenen Psalmen bzw. Auszügen daraus inspirieren lassen, die mal näher am Urtext und mal freier übertragen sind.
Wie es bei den Psalmen nun mal immer der Fall ist, scheinen manche Verse direkt ins eigene Leben hineinzusprechen, andere aktuell weniger direkt zum persönlichen Erleben zu passen. Schönerweise findet sich hinten genau deswegen ein Stichwortverzeichnis, das man gezielt nach gerade akuten Themen für die gegenwärtige Lebenslage durchforsten kann, wenn man das möchte.

Bis auf eine auffällige Häufung des Wortes „Energie" haben mir die poetischen Kraftworte sehr gut gefallen und ich habe mir viele Verse notiert. Besonders bewegt hat mich die Interpretation von Psalm 31,16 (S. 55 f.).

Die Innengestaltung in Grüntürkis ist natürlich reine Geschmackssache. Ich würde sie als modern-reduziert beschreiben. Die Symbolik der Bilder und Schriftgestaltung harmoniert auf jeden Fall mit den Texten, für mich persönlich hätte es insgesamt jedoch weniger nüchtern sein dürfen.

(Für wen) Lohnt es sich?
Wer gern mal einen neuen Zugang zu bekannten Texten gewinnt, liegt mit diesem Buch genau richtig. Es ist auch eine schöne Geschenkidee.

In einem Satz:
„Kraftworte" liefert neu interpretiertes Biblisches in vielen Zeilen zum Nachsinnen und Weitergeben – ein gelungenes, bereicherndes Buch.

Bewertung vom 22.02.2021
Weit weg zu mir zurück
Keshtkaran, Sarah

Weit weg zu mir zurück


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:

Seit dem Buch „Frauen, die keinen Punkt machen, wo Gott ein Komma setzt" bin ich ein Fan von Sarah Keshtkarans eindrücklicher, leichtfüßiger Art, ihre Erlebnisse, Gedanken und Erkenntnisse mit ihren LeserInnen zu teilen. Daher wollte ich auch „Weit weg zurück zu mir" unbedingt lesen, obwohl ich anhand von Cover, Titel und Klappentext nicht wirklich wusste, was mich diesmal erwarten würde.

Wie es mir gefallen hat:

Zu meiner Freude hat sich zwischen den Buchdeckeln wie erhofft unglaublich viel Gutes verborgen: spannend geschildertes Autobiografisches verbindet sich ganz natürlich mit allgemeingültigen Übertragungen aufs Leben, die ganz viel Mut und Hoffnung schenken.

Mit Interesse habe ich die Aufs und Abs des (manchmal gar nicht so abenteuerlichen) Äthiopien-Abenteuers von Sarahs Familie verfolgt, von der Entscheidungsfindung und den Vorbereitungen an über die Eingewöhnungszeit bis hin zur einschneidenden Coronakrise.

Der rote Faden, der sich thematisch durch die sieben Kapitel zieht: das Aufbrechen, vielleicht räumlich, auf jeden Fall aber innerlich, dort, wo man gerade ist.
Es geht darum, wie viel Angst Mut machen darf, um Wüstenzeiten und darum, wie man trotz allem tanzen kann, um die Normalität des Andersseins, um schlecht aushaltbare Stille, die sich oft als heilsam erweist, ums Leben in der Gegenwart und um das immer wieder erforderliche Vertrauen.

Obwohl Sarahs Leben so anders aussieht als meins hatte ich immer wieder das Gefühl, dass ihre Worte direkt in meine Situation hineinsprechen. Ihre klugen Einsichten zu Entscheidungen, zum Empfinden von Freude, zu Erfolgen und der Art, wie Dinge sich anfühlen oder eben nicht anfühlen, haben mich zum Beispiel sehr bewegt.

Das Buch ist auch im Innenteil farbig gestaltet und die schönen Bilder aus Äthiopien fügen sich sehr stimmig mit ein. Auch gibt es verschiedene auflockernde Elemente wie die Auswanderungschecklisten oder Statements zum Thema Entschleunigung von Sarahs Followerinnen.
Teilweise war es mir persönlich etwas zu wahllos modern gestaltet, insgesamt hat es mir aber gut gefallen.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wertig aufgemacht und inhaltlich wirklich stark – dieses Buch ist etwas für jeden, der sich vielleicht ein wenig festgefahren fühlt und den Blick wieder zum Horizont heben können möchte. Spannend ist es nicht nur, aber besonders auch für alle, die einen Einsatz im Ausland planen (es gibt ein Extra-Nachwort für Familien im interkulturellen Dienst).
Es bietet viel positiven Input zu Themen, die in jedem Leben eine Rolle spielen, und ist daher auch sehr gut als Geschenk geeignet!

In einem Satz:

Mit „Weit weg zu mir zurück" ist Sarah Keshtkaran ein weiteres wunderbares, unglaublich inspirierendes Buch gelungen, das ich von Herzen empfehlen kann.

Bewertung vom 10.02.2021
Küsst du den Feind? / Matching Night Bd.1
Hasse, Stefanie

Küsst du den Feind? / Matching Night Bd.1


gut

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich mag glamouröse Settings und Romantic-Suspense. Außerdem fand ich es super, dass es hier mal nicht um High-School-SchülerInnen, sondern um Studierende geht. Stefanie Hasse hat mir natürlich bereits etwas gesagt, auch wenn ich bisher noch nichts von ihr gelesen hatte, und ich war gespannt, was sie aus dieser Idee gemacht hat.

Wie es mir gefallen hat:

Ein Buch, das ich gern gelesen habe, obwohl es aus meiner Sicht ein paar Schwachpunkte hat – so lässt sich mein Gesamteindruck vielleicht am besten zusammenfassen.

Sehr gut gefallen haben mir die Grundidee rund um die Studentenverbindungen (mit der kleinen Einschränkung, dass ansonsten recht wenig Uni-Feeling transportiert wird und die Charaktere auch 16/17 sein könnten), die schön beschriebenen alten herrschaftlichen Gebäude und der Glamourfaktor sowie der verheißungsvolle Twist am Ende.

Die Haupthandlung wird im Grunde davon getragen, dass Charaktere, die einander wichtig sind, mangelndes Vertrauen in den jeweils anderen haben. Das finde ich schade, denn wie soll ich zum Beispiel die langjährige tiefe Freundschaft zwischen Cara und Hannah spüren, wenn die beiden gar nicht zueinanderhalten und sich alles verschweigen? Aus meiner Sicht hätten sie gut heimlich zusammenarbeiten können, statt ihre besondere Beziehung aufs Spiel zu setzen (jedenfalls nach allem, was ich am Ende von Band 1 weiß).

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Dreiecksgeschichten, und auch wenn bei den beiden Love Interests schon das superheiße Äußere besonders betont wird, mochte ich die Konstellation mit Cara, Tyler und Josh. Was ich persönlich allerdings nicht gut finde, ist, wenn die Protagonistin die Einstellung hat, es geht nur um ihre Gefühle, und ob sie beim Herausfinden, auf wen sie denn nun mehr steht, unfair mit den Jungs umgeht, ist egal.
Aber, um nicht total negativ zu klingen: Die romantischen Szenen sind auf jeden Fall toll umgesetzt!

Den Verlauf der Anwartschaft bei den Ravens bzw. Lions hatte ich mir noch etwas extravaganter und innovativer vorgestellt, finde ihn aber nicht schlecht gemacht und habe das Ganze gern mitverfolgt.
Eine kleine Bemerkung am Rande: Für mich war nicht ganz nachvollziehbar, warum Cara überhaupt nicht gefragt wird, ob sie vielleicht schon in einer Beziehung ist (oder überhaupt auf Jungs steht). So wahrscheinlich ist es doch nicht, dass alle Raven-Anwärterinnen zufällig Singles sind, die man passend mit Lion-Anwärtern matchen kann, oder? Vor dem Hintergrund kam Caras beste Freundin mir leider ein bisschen wie die „Quotenlesbe" vor (nicht böse gemeint!). Gleichzeitig wird ein Lion-Anwärter für die Leser*innen u. a. mit dem Argument als unsympathisch charakterisiert, dass er offenbar öfters über seinen Glauben spricht. Ich finde, wenn Toleranz vermittelt werden soll, dann auch durchgängig. (Er kann natürlich trotzdem eine Nervensäge sein, ich finde das Detail nur in dem Zusammenhang unglücklich.)

Ich möchte auf jeden Fall wissen, wie es weitergeht, aber es hat mich nicht so eingenommen, dass Band 2 auf der Stelle her muss.

(Für wen) Lohnt es sich?
Wer eine gut zu lesende Geschichte zur leichten Unterhaltung mit rauschenden Bällen und ein paar unvorhersehbaren Geheimnissen sucht, ist mit diesem Buch bzw. der Dilogie gut beraten.

In einem Satz:
Der Auftakt der „Matching Night"-Dilogie unterhält gut und macht neugierig auf die Endauflösung im zweiten Band, hätte aber in Bezug auf die Herausforderungen in der Anwartschaftsphase kreativer sein und bei den Beziehungen zwischen den Charakteren mehr in die Tiefe gehen können.

3,5 Sterne

Bewertung vom 08.11.2020
Juno und die Reise zu den Wundern
Hoersch, Judith

Juno und die Reise zu den Wundern


sehr gut

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich mag parabelhafte, kluge Geschichten, die ein bisschen philosophisch angehaucht sind, und beim Lesen des Klappentextes hat es mir die Beschreibung von Juno gleich angetan.
Vom ersten Eindruck her habe ich mir eine fantasievolle Lektüre erhofft, die man auch in einen vollen Alltag gut hineinbekommen kann.

Wie es mir gefallen hat:

„Juno und die Reise zu den Wundern" ist eines jener Bücher, die nach dem Beenden der letzten Seite noch einmal rückwirkend ihre volle Kraft entfalten.
Die Handlung verläuft äußerlich eher ruhig (wobei die innere Entwicklung immens ist) und daher handelt es sich nicht um einen Pageturner, den man in einem Rutsch durchlesen muss/möchte. Vielmehr geht man mit Juno ganz entspannt und mit geschärften Sinnen auf Entdeckungsreise, um am Ende auf den Weg zurückzublicken und die Meilensteine noch einmal Revue passieren zu lassen.

Die Geschichte hätte sich von der Anlage her an einseitigen Trendbotschaften wie „Reise unbedingt durch die ganze Welt, um zu wachsen" oder „Liebe dich selbst vor allen anderen, denn du bist es wert" orientieren können, doch das tut sie nicht. Im Gegenteil: Auf sanfte Weise vermittelt sie wichtige Botschaften, die in unserer Gesellschaft allzu häufig untergehen, zum Beispiel, dass es einen von sich selbst wegführt, sich zu früh und zu oberflächlich in Beziehungen zu stürzen.
Juno sammelt unterwegs zehn wertvolle Lektionen, die am Ende des Buches auch noch einmal in einer Übersicht aufgeführt sind.
Was mich nicht ganz überzeugen konnte, ist das Ende. Hier hat das Tempo sich in der neuen Entwicklung in Junos Leben meinem Gefühl nach zu sehr überschlagen und eine sonst angesichts der Themen überraschend unkitschige Geschichte doch noch ins zu Rosarote gedreht. Eine Andeutung, ein erster Funke dieser „neuen Reise" hätte hier für mich den schöneren Effekt gehabt.

Als schönen Bonus gibt es zur Abrundung eine Karte von Junos kreativ erdachter Welt (mit Legende hinten) und einige passende Schwarz-Weiß-Illustrationen von Maria Martin.

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch eignet sich für Kinder (ab etwa 10 Jahren) wie Erwachsene und ist auch eine schöne Geschenkidee, weil es so wertig aufgemacht ist und auch Wenigleser nicht überfordert.
Es lohnt sich, wenn man Erzählungen mag, die träumerisch und bedeutungsvoll sind.
Einzig den Ladenpreis finde ich angesichts des geringen Umfangs zu hoch angesetzt.

In einem Satz:

„Juno und die Reise zu den Wundern" verpackt auf liebevolle Weise viel Nachdenkenswertes in eine märchenhafte All-Age-Geschichte.

Bewertung vom 03.10.2020
Sei es dir wert
Rosenkranz, Déborah

Sei es dir wert


gut

Was mich neugierig gemacht hat:

Zwar kenne ich die Musik der Autorin bisher nicht, hatte aber schon mal einen Text von ihr gelesen, den ich in guter Erinnerung hatte, weil sie so offen, nahbar und lebensbejahend schreibt. Von ihren bisher erschienenen Büchern hat mich dieser neue Ratgeber für Frauen am meisten angesprochen.

Wie es mir gefallen hat:

Das Buch ist nach einem Vorwort in zweiundzwanzig Kapitel aufgegliedert, die jeweils einen „Sei es dir wert ..."-Aspekt zur Überschrift haben, wie zum Beispiel „... Plan B zu vertrauen" oder „... ein Ja zu Krisen zu haben". Das hat mir sehr gut gefallen, allerdings musste ich beim Lesen feststellen, dass die Autorin nicht wirklich konsequent die einzelnen Themen behandelt, sondern manche Erfahrungen aus ihrem Leben fortlaufend über die Kapitel teilt und nicht immer an der jeweiligen Headline orientiert bleibt. So sind die Quintessenzen leider oft nicht so leicht herauszufiltern.
Ein Pluspunkt ist, dass Schlüsselsätze fett hervorgehoben sind. Das mag ich persönlich auch viel lieber als „Wiederholungskästen" mitten im Text oder am Seitenrand.Insgesamt habe ich die Kapitel als sehr unterschiedlich stark empfunden. Hier und da wirkte die Autorin auf mich ein wenig wie eine Motivationsrednerin und auch etwas bevormundend – obwohl das sicher nicht in ihrer Absicht liegt.

Das Buch ist durch die Kürze der Kapitel und den lebendigen Stil, der einem den Eindruck vermittelt, man hätte die Autorin vor sich auf einer Bühne, wo sie mit ihrer positiven Ausstrahlung aus ihrem Leben, ihren Erkenntnissen und ihrer Beziehung zu Gott erzählt, sehr flüssig und schnell lesbar.

Déborah Rosenkranz versucht grundsätzlich, Frauen in ganz unterschiedlichen Lebensphasen und -entwürfen anzusprechen; da sie jedoch viel von sich selbst als Single und bekannte Persönlichkeit erzählt, sind dabei Partnerwahl und das Ausleben von Begabungen Schwerpunktthemen.
Gestört hat mich, dass sie an einigen Stellen ein sehr stereotypes Frauenbild zeichnet und betont, wie gefühlslastig Frauen im Vergleich zu Männern doch seien und sich schön schminken und in Szene setzen sollen, weil das bedeutet, dass sie sich als richtige Frauen fühlen.

Die Taktik, innerlich einen Schritt zurückzutreten, um mit bestimmten Situationen umgehen zu können, wird immer wieder aufgegriffen. Das hat mir gut gefallen, da ich es selbst sehr hilfreich finde und man nicht oft genug daran erinnert werden kann.

Mir war im Voraus nicht bewusst, dass Déborah Rosenkranz in ihren Büchern so viel Autobiografisches einbringt. Für mich waren es teils ein wenig zu viele Wiederholungen. Ich bewundere jedoch auf jeden Fall ihren Mut und ihre Offenheit, auch von den düsteren Kapiteln ihres Lebens zu erzählen.

(Für wen) Lohnt es sich?

„Sei es dir wert" ist ein interessantes, sehr von den Erfahrungen der Autorin geprägtes Buch, das auch schwere Themen wie mangelnden Selbstwert oder Missbrauch thematisiert. Anders, als der Klappentext vermuten lässt, spielen biblische Bezüge eine sehr große Rolle, sodass die Zielgruppe vor allem Christinnen sind.

In einem Satz:

„Sei es dir wert" ist ein wirklich gut zu lesender, wenn auch inhaltlich teils recht chaotisch wirkender Ratgeber mit Autobiografischem aus Déborah Rosenkranz' Leben sowie ermutigenden Zusprüchen und Gedanken.

Bewertung vom 05.09.2020
Der Leutnant und das Mädchen
Breslin, Kate

Der Leutnant und das Mädchen


sehr gut

Worum geht's?

1918. Leutnant Colin Mabry hat als Soldat in der britischen Armee eine Hand und mit ihr einiges an Selbstbewusstsein verloren. Als ihn eine Nachricht aus Frankreich erreicht, die von Jewel zu sein scheint – der Frau, die er dort zurücklassen musste, nachdem sie ihn gerettet hatte –, zögert er nicht. Er wird sein Versprechen halten und zu ihr reisen. Doch es kommt anders als erwartet: In Paris erwartet ihn nicht Jewel, sondern Johanna Reyer, die ihre verschwundene Halbschwester um jeden Preis finden will. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche. Aber können sie einander überhaupt trauen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Den Titel des Buches finde ich, ehrlich gesagt, leider eher abschreckend – erstens kenne ich schon zwei christliche Romane nach dem Wortmuster („Der Advokat und das Mädchen" und „Der Korsar und das Mädchen"), zweitens finde ich es schrecklich, dass hier die Position des Mannes hervorgehoben wird, nur weil es gut klingt, und die Frau im gleichen Alter nur das „Mädchen" ist. Sicher nicht so gewollt, aber ich empfinde das als wertend.
Ich hätte diese Neuerscheinung allerdings mit jedem Titel gelesen, denn „Eine Feder für den Lord" von der Autorin hat mir damals sehr gut gefallen (Colin ist übrigens der Bruder der Protagonistin), und ich habe schon lange auf eine weitere Übersetzung gehofft.

Wie es mir gefallen hat:

Wider Erwarten hat es ein wenig gedauert, bis ich mit dem Buch warm geworden bin. Sowohl das Geheimnis um Jewel und die Suche nach ihr als auch das Brieftaubenthema und Colin und Jo als Hauptcharaktere haben mir von Anfang an gut gefallen, doch es kam mir so vor, als würde ich das Geschehen und die Chemie zwischen den Figuren aus der Distanz erleben. Etwa bei der Hälfte war ich dann aber drin und konnte mich von einigen unerwarteten Wendungen überraschen lassen.

Besonders die Dialoge, vor allem zwischen Colin und Jo, die geistlichen Botschaften und die inneren Konflikte der Charaktere sind sehr gut umgesetzt. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit einigen Figuren aus „Eine Feder für den Lord" (Vorkenntnisse sind allerdings nicht notwendig, das Buch kann auch für sich gelesen werden).
Lediglich die Handlungsschleife am Ende hat mich nicht ganz überzeugt, zumal man bereits wusste, wie es ausgehen würde, und die Verzögerung meines Erachtens nicht nötig, wenn auch für den historischen Kontext wahrscheinlich glaubhaft ist.

Insgesamt hat Kate Breslin hier wieder einen wunderbaren und gut recherchierten Roman geschrieben, der für mich nicht ganz an seinen Vorgänger herankommt, aber doch absolut lesenswert ist.

(Für wen) Lohnt es sich?

Bei dem Buch kommen alle auf ihre Kosten, die historische Romane mögen, in denen nebenbei Wissen vermittelt wird, während Spannung und Romantik im Vordergrund stehen.

In einem Satz:

„Der Leutnant und das Mädchen" ist ein unterhaltsamer Spionageroman aus der Zeit des ersten Weltkriegs, der mit einem raffinierten Plot, verletzlichen Charakteren und schönen Schauplätzen in England, Frankreich und Spanien aufwartet.

Bewertung vom 18.07.2020
HOLIDAY Reisebuch: Wo Deutschland am schönsten ist
Klemmer, Axel

HOLIDAY Reisebuch: Wo Deutschland am schönsten ist


sehr gut

Zur Gestaltung:

Das Buch hat einen flexiblen Einband, aber durchaus sein Gewicht, sodass es sich weniger für unterwegs, sondern mehr als Ideengeber für die Planungen zu Hause eignet.
Bei den Bundesländern wechseln sich die Layout-Farben ab, sodass man auch beim Durchblättern schnell erkennen kann, wo ein Kapitel endet und ein neues beginnt.
Die Fotos sind gut ausgewählt und angeordnet, die Texte zu den Tipps kompakt und schnell zu erfassen.

Zum Aufbau & den vorgestellten Zielen:

„Wo Deutschland am schönsten ist" verfolgt das Konzept, Ausflugsziele in allen 16 Bundesländern vorzustellen. Die 1.000 Tipps teilen sich hier recht unterschiedlich auf - von 100 Stück für NRW bis hin zu 20-43 für die drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen, die restlichen haben im Schnitt ca. 60-70.
Vor dem Inhaltsverzeichnis findet sich in der Vorderklappe eine Deutschlandkarte, wo übersichtlich die Seiten für jedes Land angegeben sind.

Die Struktur der einzelnen Bundesland-Blöcke ist immer gleich: Es gibt die Themen Sehenswertes, Übernachten, Essen & Trinken, Ausgehen (Bar, Kino, Theater, Muscials), Shopping, Feste & Feiern und Ausflüge.
Persönlich hätte es mich mehr angesprochen, wenn sich das Buch wirklich im Kern um Sehenswürdigkeiten/Ausflugsziele konzentriert hätte, statt auch dem Drumherum so viel Platz einzuräumen. Unterkünfte, Lokale usw. kann man sich ja auch anderweitig heraussuchen. Hier hätte man sich vielleicht auf ganz besonders ausgefallene beschränken können, die für sich schon einen Besuch wert sind.
Zudem ist etwas unpraktisch, dass sich durch diese Gliederung ergibt, dass man bspw. nicht alle Tipps für ein und dieselbe Stadt zusammen präsentiert bekommt, sondern man erst Sehenswürdigkeiten hat, dann welche von anderen Orten, und dann bei den Shoppingempfehlungen etc. einige Seiten später wieder zu ihr zurückkehrt (hier schafft allerdings das Register am Ende des Buches Abhilfe, wenn man gezielt alles zu einer Stadt finden möchte).

Dass auf dem Cover „Familie" als Stichwort genannt ist, ist meines Erachtens weniger passend, denn auf den Unternehmungen mit Kindern wird kein besonderes Augenmerk gelegt.

Fazit:

Das Buch kann gute Anregungen für die Suche nach dem nächsten Ausflugsziel bieten, ist aber weniger geeignet, um eine bestimmte Stadt oder Region ausgiebig zu erkunden. Persönlich hätte ich mir noch mehr Tipps zu Unternehmungen und besonderen Orten gewünscht, von denen man vielleicht noch nicht gehört hat, und dagegen weniger Klassiker und Restaurants.

Bewertung vom 30.06.2020
The Modern Break-Up
Chidiac, Daniel

The Modern Break-Up


gut

„The Modern Break-Up“ wagt einen Balanceakt: Von Pro- und Epilog in Richtung Traumsequenz umgeben, soll romanhaft über Dating, Trennungen und die Liebe reflektiert werden. Dieses Ausgangskonzept hat mich im Vorfeld und auch beim Lesen irgendwie gereizt, aber schlussendlich in der Machart nicht ganz überzeugt.

Klappentext und Werbeaussagen führen hier ein wenig in die Irre: Die Geschichte um Amelia und Nick wird praktisch nur als Fallbeispiel aufgerollt. Das Buch beginnt mit dem Kennenlernen der beiden, das besagte Gespräch zwischen ihnen, in dem so viel Aufschlussreiches gesagt werden soll, findet erst im letzten Drittel statt und fällt zudem recht knapp aus.
Dazwischen kommen verschiedene Figuren zu Wort, neben Amelia und Nick zum Beispiel auch Amelias Freundin Zara, ihre Mitbewohnerin und ihre Mutter, die monologartig von ihren Erfahrungen und Meinungen zu Amelias Situation berichten. Außerdem gibt es einige Dialogszenen mit verschiedenen 2-Figuren-Konstellationen, die jedoch etwas gekünstelt wirken, was zum Teil an der nicht immer ganz runden Übersetzung liegen mag, vor allem aber der Tatsache geschuldet ist, dass der Autor hier praktisch seine Statements aneinanderreiht und nur mit einfallslosen Füllsätzen (jemand setzt sich, geht auf den Balkon und kommt wieder rein o. Ä.) und gestelzten Floskeln verbindet.

Daniel Chidiac bringt einiges ein, das erwähnens- und nachdenkenswert ist (z. B. zu Themen wie Austauschbarkeit des/der Partner/in, Einfluss von Social Media auf Beziehungsideale, verzerrte Rollenbilder, Orientierung an den Werten älterer Generationen im Konflikt mit dem Zeitgeist etc.). Es waren gute Aussagen dabei und besonders die Notizen, die Amelia an sich selbst auf ihrem Handy notiert, haben mir gefallen. Insgesamt wäre aber deutliches Potenzial dafür vorhanden gewesen, noch mehr in die Tiefe zu gehen.

Was das Ganze in meinen Augen teils ad absurdum führt, ist, wie oberflächlich Amelia und Nick selbst dargestellt werden.
Die Kernmessage, dass man sich in Ruhe austoben soll, um herauszufinden, was man sich von einer Partnerschaft wünscht, und dass Selbstverwirklichung an erster Stelle stehen sollte, bevor man sich auf eine solche einlässt, finde ich schwach. In dem Punkt erscheint es mir fast so, als hätte der Autor zwar einige Phänomene der jungen Dating-Generation scharf beobachtet, wäre anderen gegenüber jedoch komplett blind. Denn Selbstfindungstrips und sexuelles Experimentieren sind sicher kein Allheilmittel, sondern ebenfalls eine Tendenz, über die man reflektieren sollte. Und: Muss man zwingend unzählige Menschen daten und möglichst mit ihnen intim werden, um glücklich zu werden? Auch in dem Punkt ist das Buch leider sehr einseitig und tut so, als wäre das bei allen Menschen der Ablauf, wenn es um das (spätere) Finden echter Liebe geht.

In einem Satz:
Von mir gibt es leider nur zweieinhalb Sterne, da der interessante Grundaufbau nicht ganz hinhaut und die präsentierten Beobachtungen und Gedanken sehr durchwachsen (von scharfsinnig zu zweifelhaft) sind.