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Aglaya

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2017
Sein blutiges Projekt
Burnet, Graeme Macrae

Sein blutiges Projekt


gut

Der 17-jährige Roderick Macrae erschlägt mit einer Schaufel brutal seine Nachbarsfamilie. Was hat den Jungen zu der Tat getrieben?

Das Buch ist wie ein Bericht über wahre Tatsachen aufgebaut, beginnend mit dem Vorwort, in dem der Autor schildert, wie er Informationen über seinen Vorfahr aus diversen Archiven zusammengesucht hat. Allerdings erwähnt er in der Danksagung am Ende des Buches, dass einige Figuren auf tatsächlich existierenden Personen basieren, daher gehe ich davon aus, dass alle nicht explizit genannten Figuren (und damit auch die Handlung) frei erfunden sind. Die Geschichte beginnt mit den Aussagen einiger Augenzeugen, danach folgt der Hauptteil des Buches, der rund die Hälfte der Seiten umfasst: die Aufzeichnungen des Täters Roderick. Danach sind die Berichte des Rechtsmediziners sowie Prozessberichte zu finden.

Die Aufzeichnungen von Roderick sind etwas schwierig zu lesen, da er immer wieder zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her springt. Da das Buch mit der Schilderung der Tat beginnt, danach die Geschehnisse, die zu der Tat führten, ausführlich darlegt und sich am Schluss mit dem Gerichtsprozess befasst, ist dem Leser schon zu Beginn klar, was passieren wird. Leider dämpft dies die Spannung deutlich. Nicht einmal die Frage nach dem „Warum“ bleibt interessant, da Roderick diese schon gleich zu Beginn beantwortet und mit seinen Aufzeichnungen eigentlich nur noch mit Beispielen untermalt. Einen Fall aufzuklären gibt es hier nicht Daher blieb der grosse Lese-Sog leider aus.

Der Schreibstil des Autors Graeme Macrae Burnet lässt sich flüssig lesen, auch wenn er oft etwas unpassend modern wirkt in einem Buch, das behauptet, zum grössten Teil bereits vor fast 150 Jahren geschrieben worden zu sein. Von den Figuren war mir leider niemand so wirklich sympathisch, ausser vielleicht der Anwalt, den fand ich irgendwie nett.


Mein Fazit

Da schon von Beginn weg alles klar ist, bleibt die Spannung aus.

Bewertung vom 09.02.2017
Rain Dogs / Sean Duffy Bd.5
McKinty, Adrian

Rain Dogs / Sean Duffy Bd.5


gut

Im Carrickfergus Castle in der Nähe von Belfast wird eine anscheinend zu Tode gestürzte Frau gefunden. Der Polizist Sean Duffy glaubt nicht an einen Selbstmord, aber ein allfälliger Täter hatte offenbar keine Möglichkeit, ungesehen aus der Burg zu entkommen…

„Rain Dogs“ ist der fünfte Band der Krimi-Reihe um den Polizisten Sean Duffy. Ich kenne die Vorgänger nicht, aber zum Verständnis sind Vorkenntnisse auch nicht nötig.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Sean Duffy erzählt. Sean ist ein ziemlich abgebrühter Kerl, der schon viel erlebt hat, mit einem recht schwarzen Humor. Neben dem Kriminalfall, der ihn nicht in Ruhe lässt, beschäftigt ihn auch seine Exfreundin, die ihn am Anfang des Buches aus heiterem Himmel verlässt. Seans Privatleben ist daher immer präsent, übernimmt aber in der Erzählung nicht die Oberhand oder drängt gar den Kriminalfall zur Seite. Daneben spielt auch der desolate Zustand von Nordirlands Polizei eine Rolle, Seans ewiger Kampf gegen Schlamperei und Korruption, die kaum noch gute Polizisten übrig gelassen haben.

Die Handlung spielt 1987, als Anschläge der IRA noch zum Alltag in Nordirland gehörten und Polizisten jeden Morgen ihren Wagen nach Bomben untersuchen mussten, um nicht in die Luft gesprengt zu werden. Stimmungsmässig könnte das Buch aber auch gut in den 40ern oder 50ern spielen, ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, mich in einem „Film noir“ in Buchform zu befinden (einem „livre noir“ sozusagen). Düster, grau, regnerisch – so fühlt sich Sean in seiner Stadt und genau das kommt auch rüber und erfasst den Leser. Eine allfällige Verfilmung des Buches müsste in meinen Augen klar in schwarz/weiss geschehen.

Der Kriminalfall ist interessant und verzwickt aufgebaut, mit Hintergründen, die erst gegen Ende des Buches so richtig klar werden. Dennoch konnte er mich nicht zu 100% überzeugen, ich fand ihn etwas zu weitverzweigt. Auch das Ende fand ich etwas unbefriedigend, aber zur Grundstimmung des Buches sehr passend.

Der Schreibstil des Autors Adrian McKinty ist oft kurz, abgehackt und beinahe stichwortartig. Da es aber auch immer wieder Textstellen mit längeren, ausführlicheren Sätzen gibt, kam ich gut damit zurecht. Der Autor scheint Aufzählungen zu lieben, immer wieder werden Musikbands, Esswaren oder Gegenstände fast listenartig aneinandergehängt.


Mein Fazit

Düster – Hunde spielen zwar keine grosse Rolle, aber der Regen ist definitiv spürbar.

Bewertung vom 02.02.2017
Glücksmädchen / Ellen Tamm Bd.1
Bley, Mikaela

Glücksmädchen / Ellen Tamm Bd.1


sehr gut

Als die achtjährige Lycke spurlos verschwindet, berichtet die Fernsehreporterin Ellen über die Suche. Für Ellen ist das kein einfacher Auftrag, ist doch ihre Zwillingsschwester in diesem Alter ebenfalls verschwunden…

Die Geschichte wird abwechslungsweise aus der Perspektive vier verschiedener Frauen erzählt: Ellen, die Journalistin, die das verschwundene Mädchen zu finden versucht, Helen, die Mutter der Kleinen, Chloé, die Stiefmutter, und Mona, das Kindermädchen. Die einzelnen Kapitel werden mit Uhrzeit und Protagonistin überschrieben, sodass jederzeit klar ist, aus welcher Sicht erzählt wird. Der Fokus liegt dabei klar auf Ellen, sie begleitet der Leser am Häufigsten. Neben der Suche nach Lycke (und dem Täter) spielt auch Ellens Privatleben und vor allem ihre Vergangenheit eine grosse Rolle. Ich fand den Fokus auf Ellen teilweise sogar etwas zu stark, da die Suche nach der verschwundenen Lycke stellenweise gar stark in den Hintergrund geschoben wurde.

Ellen selbst war mir nur bedingt sympathisch. Sie schien sich vor allem in Selbstmitleid zu baden und sich in ihren Problemen richtiggehen zu suhlen, anstatt sie anzupacken. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan, aber hier geht es ja schliesslich um eine fiktive Figur, von der darf man schon mal etwas Initiative erwarten…

Die Handlung ist ziemlich geradelinig gehalten, durchaus spannend, jedoch ohne atemberaubenden Thrill. Ich würde das Buch eher als Drama einordnen, und weniger als Thriller. Auch hatte ich den Eindruck, dass die Autorin etwas gar viel in ihr Buch pressen wollte, sodass vor lauter Themen (Scheidungskinder, Liebe am Arbeitsplatz, Mobbing, Vergangenheitsbewältigung, lieblose Eltern etc.) die eigentliche Handlung kaum mehr Platz fand. Dies und der ständige Wechsel zwischen dem Fall und Ellens Privatleben haben das Spannungslevel leider immer wieder absinken lassen.

Der Schreibstil der Autorin Mikaela Bley lässt sich flüssig lesen, sodass ich die gut 300 Seiten schnell verschlungen hatte.


Mein Fazit

Gute Idee, aber zu vollgestopft – darunter leidet die Spannung

Bewertung vom 23.01.2017
Minus 18 Grad / Fabian Risk Bd.3
Ahnhem, Stefan

Minus 18 Grad / Fabian Risk Bd.3


gut

Als in Helsingborg eine Leiche aus einem in den Hafen gestürzten Auto geborgen wird, denken zunächst alle an einen Unfall. Doch bald stellt sich heraus, dass der Tote schon seit längerem nicht mehr gelebt hat…

„Minus 18°“ ist bereits der dritte Krimi um den schwedischen Polizisten Fabian Risk. Ich kenne die beiden vorhergehenden Bände nicht, und hatte bei der Lektüre stellenweise kleinere Schwierigkeiten (mehr dazu später). Vorkenntnisse sind daher nicht zwingend nötig, aber durchaus zu empfehlen.

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit aus wechselnder Perspektive erzählt. Fabian Risk erscheint auf den ersten Blick als Hauptperson, aber auch Astrid Tuvesson und Dunja Hougaard nehmen viel Platz ein. Das Buch enthält sehr viele Nebenfiguren, bei denen ich oft Mühe hatte zu behalten, wer wer ist. Dies vor allem, da viele davon kaum Eigenschaften aufweisen, sondern blosse Namen bleiben. Etwas seltsame Namen teilweise, Spitznamen, die an IKEA-Möbel erinnern (so ist Klippan nicht nur ein Sofa, sondern offenbar auch ein Kollege von Risk).

Die Geschichte wird auf zwei Handlungsstränge aufgeteilt, einerseits die Todesfälle in Helsingborg, die Risk untersuchen soll, andererseits aber auch Gewalttaten gegen Obdachlose, die von Dunja untersucht werden. Durch die zwei Handlungsstränge, die im Grunde nichts miteinander zu tun hatten, wirkte das Buch etwas überladen. Ich habe nichts dagegen, wenn sich eine Geschichte auf mehrere Handlungsstränge aufteilt, aber dann erwarte ich auch, dass die Stränge irgendwann miteinander verbunden werden. Ansonsten hätte man die Erzählungen ja auch auf zwei Bücher aufteilen können. Hier treffen sie jedoch nur ganz am Rande aufeinander, die einzige Verbindung ist eine familiäre, die mir aber zu konstruiert war. Zur Handlung selbst kann ich nur sagen, dass der Klappentext hier in meinen Augen schon zu viel verrät. Das erste Viertel des Buches wird dadurch mehr oder weniger abgedeckt und die Spannung leidet darunter. Schade! Gegen Schluss wird die Handlung dann ziemlich überzogen und wirkt recht konstruiert und unglaubwürdig.

Etwas gestört haben mich die häufigen Anspielungen auf Geschehnisse früherer Bände, die dann aber nur zur erwähnt, jedoch nicht weiter ausgeführt werden. Was soll ich als Neueinsteiger mit den Begriffen „Stockholm 2009“ oder „die Geschehnisse von 2010“ anfangen, ohne weitere Infos dazu zu bekommen? Hier hätte ich mir gewünscht, dass auf diese Anspielungen entweder ganz verzichtet würde, oder dass wenigstens in ein, zwei Sätzen eine Erklärung dazu geliefert wurde, so nach dem Motto „Stockholm 2009, als dies und das passierte“. Und das immer wieder erwähnte Problem zwischen Dunja und Kim Sleizner hätte ich auch gerne etwas erklärt erhalten, da ich den Streit überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Wer ist dieser Sleizner überhaupt?

Der Schreibstil des Autors Stefan Ahnhem lässt sich flüssig lesen, ins Stocken gebracht haben mich nur die vielen Figuren, bei denen ich wie erwähnt öfters Mühe hatte, sie auseinanderzuhalten. Stellenweise wird das Buch ziemlich brutal, wer einen schwachen Magen hat, sollte sich vorsehen.


Mein Fazit

Durchaus spannend, aber nicht bahnbrechend. Vorkenntnisse sind empfehlenswert.

Bewertung vom 04.01.2017
Phase Null / Die Auserwählten Bd.5
Dashner, James

Phase Null / Die Auserwählten Bd.5


gut

Amerika in einer nicht näher benannten Zukunft. Ein Grossteil der Menschheit wurde von einer geheimnisvollen Krankheit ausgelöscht. In einer geheimnisvollen Anlage wird der junge Thomas zusammen mit anderen Kindern untergebracht und soll Forschern helfen, die Krankheit zu besiegen.

„Phase Null“ ist ein Prequel zur Buchtrilogie „Die Auserwählten“. Es ist sicher sinnvoll, die Reihe bereits zu kennen, allerdings sind Vorkenntnisse zum Verständnis meines Erachtens nicht zwingend notwendig.

Ohne grosse Einleitung beginnt die Geschichte gleich mit der Ankunft des Protagonisten Thomas in der Forschungseinrichtung. Wer die Reihe kennt, dem ist Thomas bereits aus den anderen Büchern bekannt (ich nehme zumindest an, dass er auch in den späteren Bänden die Hauptrolle spielt, ich habe zurzeit erst den ersten Band, „Im Labyrinth“ gelesen). Leider bleibt er auch in diesem Band eher blass, was in ihm vorgeht, wird kaum klar, obschon die Geschichte durchgehend aus seiner Sicht erzählt wird.

Da es sich hier um ein Prequel handelt, ist ein grosser Teil der Handlung durch die Nachfolger bereits vorgegeben, sodass ich schon zu Beginn wusste, wie die Geschichte endet und wer alles mehr oder weniger schadlos überlebt. Lediglich einige kleine Handlungsdetails konnten mich noch überraschen. Dadurch hielt sich die Spannung ziemlich in Grenzen, was ich einerseits schade fand, andererseits halt einfach das Los von Prequels ist.

Die Aufgabe eines Prequels wäre es ja eigentlich, mehr Informationen und Hintergründe zur Hauptgeschichte zu liefern. Auch das hat mir hier gefehlt. Obschon ich erst den ersten Band der Hauptgeschichte kenne und daher nur über einen Teil der Informationen über die Reihe verfüge, konnte mich kaum etwas in „Phase Null“ überraschen. Praktisch alles, was ich hier erfahren habe, wusste ich bereits aus „Im Labyrinth“. Vor allem die Hauptfrage, die ich mit bei der Lektüre des ersten Bandes der Reihe gestellt habe, welche Informationen sich die geheimnisvolle Organisation durch das Labyrinth zu gewinnen erhofft, wird auch hier nicht beantwortet (vielleicht kommen diese Antworten ja auch in einem der späteren Bände der Reihe? Dann wäre dieser Kritikpunkt natürlich nur bedingt angebracht). Auch die Figuren gewannen für mich keine zusätzliche Tiefe. Damit bietet „Phase Null“ zwar eine durchaus unterhaltsame Lektüre, aber keinen wirklichen Gewinn zur Reihe.

Mein Fazit
Unterhaltsam, bietet aber leider keine wirklichen zusätzlichen Infos zur Reihe.

Bewertung vom 30.11.2016
Rabenschwarzer Winter / Inspecteur Sebag Bd.3
Georget, Philippe

Rabenschwarzer Winter / Inspecteur Sebag Bd.3


gut

Während in Perpignan gleich mehrere Straftaten von betrogenen Ehemännern ausgeübt werden, kämpft Kommissar Gilles Sebag mit dem selben Problem: kann er seiner Ehefrau verzeihen, dass sie fremdgegangen ist?

„Rabenschwarzer Winter“ ist der dritte Kriminalroman um den Polizisten Gilles. Ich kenne die beiden Vorgänger nicht, konnte der Geschichte aber problemlos folgen. Vorkenntnisse sind also nicht erforderlich. Ich kann mir aber vorstellen, dass ich mich mit Vorkenntnissen besser in die Figuren hätte hineinversetzen können.

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, in erster Linie aus der Sicht des Protagonisten, des Polizisten Gilles Sebag. Dazu kommen noch kurze Szenen aus der Sicht anderer Ermittler oder des Täters. Gilles wurde mir im Laufe der Lektüre nicht wirklich sympathisch. Er bemitleidet sich selbst und ertränkt seine Sorgen in Alkohol, zudem fand ich sein Vorgehen was den (ehemaligen) Liebhaber seiner Frau anbelangt ziemlich abstossend. Freunde werden wir zwei wohl nicht. Über die anderen Figuren erfährt der Leser nur wenig, so was es schwierig, Sympathien oder Antipathien zu entwickeln. Am ehesten konnte ich mich mit Julie anfreunden, einer Arbeitskollegin von Gilles.

Die Handlung dreht sich in der ersten Hälfte des Buches vor allem um Gilles‘ Privatleben. Der Kriminalfall findet eher so nebenher statt. Dadurch erschien mir die Lektüre recht zäh, ich hatte mich ja schliesslich auf einen Krimi gefreut und nicht auf ein Beziehungsdrama. In der zweiten Buchhälfte tritt der Fall dann aber in den Vordergrund und die Spannung zieht an, das Buch bleibt aber insgesamt etwas langatmig. Hier hätte ich mir noch einen Epilog gewünscht, der erklärt hätte, was schlussendlich mit dem „Täter“ passiert ist, da ich mir kaum vorstellen kann, aufgrund welcher Straftat er hätte verurteilt werden sollen.

Dafür, dass auf dem Cover explizit „Ein Roussillon-Krimi“ vermerkt ist, war für meinen Geschmack etwas gar wenig Regio-Feeling zu spüren. Ich kenne die Region nicht, die Beschreibungen waren zwar da, haben mich aber nicht gepackt oder gedanklich in die Pyrenäen versetzt. So hätte die Geschichte beinahe überall stattfinden können, ohne dass es einen grossen Unterschied gemacht hätte.


Mein Fazit

Der Krimi zieht erst in der zweiten Hälfte richtig an, davor ist er recht zäh.

Bewertung vom 21.11.2016
Mooresschwärze: Thriller
Shepherd, Catherine

Mooresschwärze: Thriller


gut

Bei der zweiten im Moor bei Köln gefundenen Frauenleiche wird dem Polizisten Florian Kessler und der Rechtsmedizinerin Julia Schwarz klar, dass sie es hier mit einen Serientäter zu tun haben. Was bedeuten die farbigen Tattoos auf den Bäuchen der Frauen?

Die Geschichte wird in mehreren Handlungssträngen erzählt, einerseits aus der Sicht der Ermittler, die den Fall zu lösen versuchen, andererseits aus der Sicht des Täters, und aus der Sicht der jungen Hanna. Die drei Stränge werden erst nach und nach zusammengefügt, obschon es dem geübten Krimileser natürlich sofort klar wird, wie die drei zusammenhängen.

Neben dem Kriminalfall, bei dem der Leser übrigens viel über die Aufklärarbeiten der Polizei erfährt, spielt auch das Privatleben der Ermittler eine grosse Rolle. So wie die Figuren aufgebaut und miteinander verbunden wurden, gehe ich davon aus, dass die Autorin Catherine Shepherd noch mehr Bände über das Team Julia/Florian schreiben wird. Die beiden waren mir durchaus sympathisch, Florian blieb jedoch einigermassen blass, Julia ist klar die Hauptperson. Beide blieben mir aber zu rund, zu kantenlos, um wirklich interessant zu werden.

Die Handlung ist ziemlich geradelinig aufgebaut und bietet keine Überraschungen. Damit hält sich auch die Spannung in Grenzen. Natürlich wollte ich wissen, wer der Täter ist, aber so wirklich mitgerissen hat mich „Mooresschwärze“ nicht. Zudem haben die vielen Wiederholungen merklich den Lesefluss gestört.

Was mir bei „Mooresschwärze“ etwas gefehlt hat ist die Möglichkeit, mitzurätseln. Hinweise auf den Täter werden kaum gestreut, er ist einfach plötzlich da. Die Hinweise, de zu ihm führen, werden durch Zufall entdeckt. Für Leute wie mich, die beim Lesen gerne die Ermittler übertrumpfen, indem sie den Täter schneller finden, etwas enttäuschend. Auch das Motiv des Täters konnte ich nicht wirklich nachvollziehen (und nein „er ist halt komplett durchgeknallt“ ist für mich kein Motiv).

Mein Fazit
Durchaus unterhaltsam, aber nichts Besonderes.

Bewertung vom 10.11.2016
Mord in der Provence / Hannah Richter Bd.1 (eBook, ePUB)
Åslund, Sandra

Mord in der Provence / Hannah Richter Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Die im Rahmen eines Austauschprogramms in die Provence versetzte deutsche Polizistin Hannah rechnet mit ein paar ruhigen Wochen in Vaison-la-Romaine. Nachdem in der Region mehrere ungeklärte Selbstmorde verübt wurden, wird sie auf die Fälle aufmerksam und beginnt zu ermitteln, ob nicht doch etwas anderes dahinter steckt – sehr zum Missfallen ihres Vorgesetzten…

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit geschildert, zum Grossteil aus der Sicht von Hannah. Aber auch einige der Nebenfiguren kommen zwischenzeitlich zu Wort. Obschon Hannah so im Mittelpunkt steht, hatte ich am Ende des Buches nicht wirklich das Gefühl, sie zu kennen. Ich kannte zwar ihre Vorliebe für guten Kaffee und attraktive Männer, verstand aber nicht wirklich, was sie beschäftigte und antrieb. Sie blieb für mich etwas blass. Die weiteren Figuren ertrinken fast in Klischees, sei es die quirlige Spanierin, die alle Männer verführt, der französische Liebhaber, der gerne auch mal zweigleisig fährt oder der Polizeichef, der Frauen bei der Polizei komplett unnötig findet. Und natürlich trinken alle Franzosen im Buch tagein, tagaus nur Alkohol, egal ob Wein oder Pastis.

Die Handlung ist im Grunde in zwei Teile geteilt. Einerseits die Kriminalhandlung, die recht zäh beginnt und erst im letzten Drittel des Buchs, als langsam die Zusammenhänge klar werden, an Fahrt aufnimmt. Dabei ging Hannah als Ermittlerin eher wie eine Privatdetektivin als wie eine Polizistin vor – kein Wunder, wer gegen den Willen des Polizeichefs ermittelt, dem stehen wohl die üblichen Kanäle nicht offen. Andererseits wird ausführlich das Privatleben von Hannah und ihren Freunden beschrieben. So ausführlich, dass ich stellenweise eher das Gefühl hatte, einen Sommer-Liebesroman zu lesen als einen Krimi. Die Auflösung erschien mir etwas überstürzt, innert weniger Seiten war der Fall aufgeklärt und gelöst (wobei mich die Auflösung kaum überrascht hat, sie war recht vorhersehbar). Auch hatte ich den Eindruck, dass die Autorin etwas gar viele Themen in ihr Buch einbauen wollte, so dass die einzelnen kaum mehr Platz fanden, um sich angemessen auszubreiten.

Was mir hingegen sehr gut gefallen hat war die provenzalische Stimmung. Die Autorin schaffe es geschickt, mich gedanklich in Lavendelfelder, Weinberge und Olivenhaine zu versetzen. Als Sommer-Entspannungslektüre mit einem gewissen Krimi-Anteil eignet sich „Mord in der Provence“ daher gut.


Mein Fazit

Schönes Provence-Sommer-Feeling, aber etwas wenig Krimi

Bewertung vom 06.11.2016
Die Feder eines Greifs / Drachenreiter Bd.2
Funke, Cornelia

Die Feder eines Greifs / Drachenreiter Bd.2


sehr gut

Nachdem die wahrscheinlich letzte Pegasus-Stute gestorben ist, schweben ihre sich noch in den Eiern befindende Fohlen in Lebensgefahr. Nur die Feder eines Greifen kann sie retten. Der Drachenreiter Ben und seine Freunde machen sich auf die Suche nach dem seltenen Fabelwesen.

„Die Feder eines Greifs“ ist der zweite Band um den Drachenreiter Ben. Die Handlung der beiden Bände ist in sich abgeschlossen, sodass Vorkenntnisse nicht zwingend notwendig sind. Ich empfehle dennoch zunächst die Lektüre des ersten Bandes, um die Figuren besser kennenzulernen. Ich selber habe den ersten Band nach mehreren Jahren wieder einmal zur Vorbereitung auf dieses Buch gelesen.

Der zweite „Drachenreiter“-Band wird in der dritten Person aus wechselnder Perspektive erzählt. Je nach Szene kommt ein anderer Erzähler zum Zug, wodurch der Leser alle Figuren etwa gleich gut kennenlernt. Vertiefte Charakterstudien sind hier allerdings keine zu finden. Die Figuren wiesen alle nur wenige Charakterzüge auf, die zudem recht klischeehaft wirken. So sind sie entweder böse und nicht besonders schlau, oder nett, klug und umweltbewusst. Zudem erschien mir das Buch etwas gar überladen mit verschiedenen Fabelwesen, wie teilweise nur in wenigen Sätzen auftauchten und mir Schwierigkeiten machten, sie zu merken.

Während im ersten Band die Handlung noch ziemlich geradelinig verlief, werden hier mehrere Handlungsstränge zusammengefügt, die zunächst parallel laufen und erst zum Schluss zusammenfinden. So wird das Spannungslevel durch regelmässige Szenenwechsel hochgehalten. Der Aufbau ist jedoch dem ersten Band sehr ähnlich, sodass „Die Feder eines Greifs“ nur wenig Neues bieten kann.

Cornelia Funke nutzt auch hier wieder ihren eher einfach gehaltenen und flüssig lesbaren Schreibstil, den sie mit selbst gezeichneten Illustrationen aufpeppt. Die Kapitel beginnt sie mit Zitaten aus anderen Büchern, wie sie es schon in der „Tintenherz“-Reihe getan hat. Das Buch eignet sich für Kinder und Erwachsene, wobei jüngere und sensible Kinder bei der Lektüre begleitet werden sollten, einige Szenen könnten sonst zu unheimlich wirken.


Mein Fazit

Bas Buch bringt nur wenig neues, aber die Drachenreiter-Stimmung ist wieder da und fasziniert jung und alt.

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