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warmerSommerregen
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Essen

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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2016
Rohköstliche Patisserie
Véron, Ophélie

Rohköstliche Patisserie


ausgezeichnet

Für Ophélie Véron bedeutet rohköstliche Ernährung keineswegs, dass man sich nur von rohem Obst und Gemüse ernährt. Deswegen möchte sie, dass man mit ihrem Buch „Rohköstliche Patisserie“ durch Spaß am Experimentieren und mit den Möglichkeiten der Rohkost eine neue erfrischende Küche kennenlernt. Überraschend seien die „raffinierten und verführerischen Kreationen“ – ganz ohne weißen Zucker, Eier, Butter, Margarine, Hefe oder Mehl. Dabei sind mache Kreationen auf den ersten Blick wirklich abenteuerlich. „Hätten Sie gedacht, dass ein Käsekuchen mit Zucchini besonders leicht und locker wird und dass Avocado einer Schokoladencreme eine besonders cremige Konsistenz verleiht?“

Bereits zu Beginn wird, was mir sehr gefällt, gezeigt, dass man sich nicht dogmatisch an Rezepte machen, sondern aus Neugierde die Rezepte ausprobieren soll. Die Autorin erklärt außerdem, dass Rohkost durchaus leicht verdaulich, aber trotzdem kalorienreich sei und zeigt, dass man nicht verkrampft an die Sache gehen soll, da beispielsweise nicht alle Produkte vollkommen roh sein (z.B. pasteurisierte Nüsse und Trockenfrüchte). Darüber hinaus soll man „exotischen Pülverchen“ oder dem neusten Superfood besser mit Skepsis begegnen.

Insgesamt ist die Gestaltung des Buches auch wunderschön und man merkt, wie viel Mühe in das Buch geflossen ist. So ist zum Beispiel wenn ein neues Kapitel beginnt, die Seite der Kapitelüberschrift mit einem süßen Muster gestaltet. Durch die schöne Gestaltung wird dieses Werk zu einem Wohlfühlbuch – schon beim Durchblättern.
Aber auch die Rezepte an sich sind allesamt ganz besonders schön gestaltet: Eingeleitet von kurzen Texten zu der jeweiligen Leckerei, wird die die Freude aufs Ausprobieren verstärkt. Aber auch die tollen Farbfotos, die einfach unglaublich lecker aussehen, sind wunderbar, da sie große Lust aufs Nachmachen und Losnaschen bereiten; man schmeckt die Köstlickeiten schon förmlich beim Betrachten der Fotografien. Darüber hinaus sind die Zutaten und Schritte sehr ordentlich gegliedert, sodass ein guter Überblick, leichtes Verständnis und problemloses Nachmachen möglich werden. In diesem Buch sind wirklich alle Rezepte so verständlich erklärt, dass gar nichts schief gehen kann – zum Beispiel dank der bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitung bei der „Schoko-Minz-Torte“ (S.80-83), damit einem das wunderbare Marmormuster auf jeden Fall gelingt.
Allgemein lässt sich dieses Nichtaufsichalleinegestelltsein auch an den vielen Tipp(s)-Feldern zu Haltbarkeit, Variationen oder Zeitspartipps erkennen, die mir auch ausgesprochen gut gefallen haben.
Das alles macht es so schwierig, ein erstes Rezept auszuwählen. Versucht man sich dann aber endlich an einem, ist man tatsächlich überrascht, da man – auch wenn einige Naschereien eine Weile lang kaltgestellt werden müssen – mehrere Rezepte sofort genießen kann. So ist für jede Gelegenheit etwas dabei und auch viele verschiedene Geschmäcker werden bedient.
Außerdem wirkt die Autorin durch ihren nicht bekehrenden, im ersten Kapitel vorgestellten Ansatz, Stück für Stück bereits verarbeitete Produkte aus der Ernährung zu streichen, sehr sympathisch. Mich hat überrascht, dass die Rezepte derart gut machbar sind – ich hatte mit komplizierten Zubereitungen gerechnet – und überhaupt nicht so viele (exotische) Zutaten nötig sind, wie ich gedacht hatte. Sehr hilfreich sind auch die Bezugsquellen am Ende des Buches, Tipps zum Weiterlesen oder mehr Erfahren.

Ich bin von diesem Buch begeistert: Es fehlt nichts, jedes Rezept, das ich nachgemacht habe, war sehr lecker. Da noch so viele andere Rezepte in dem Buch verführerisch sind, freue ich mich schon darauf, weiter auszuprobieren und kann das Buch sehr empfehlen.

Bewertung vom 17.05.2016
Sugar Girls
Henschel, Jana;Werkmeister, Meike

Sugar Girls


ausgezeichnet

Zauberhaft und zuckersüß!

Wer hat nicht schon einmal vom eigenen kleinen und feinen Café geträumt? Und wie oft hat man diesen Traum dann wieder verworfen? In „Sugar Girls“ zeigen 20 Frauen, die ihren Beruf an den Nagel gehängt und sich stattdessen ihren Traum erfüllt haben und ihn Tag für Tag leben, was ihr Café ausmacht, wie sie es eingerichtet und welchen Stil sie dabei verfolgt haben, stellen DIY-Ideen und Lieblingsrezepte vor.
So gehört jedem Café ein Kapitel, wobei jeweils auf der ersten Seite eine schöne Einführung gegeben wird. Hier erfährt man zum Beispiel wie die Frauen an ihr Café gekommen sind und welchen Beruf sie zuvor ausgeübt oder welches Konzept die Gründerinnen verfolgt haben. Das ist schon immer sehr spannend und weckt die Neugierde auf das Folgende. Denn als nächstes darf man einen Blick in die Cafés aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werfen.
Hier erzählen die Cafébesitzerinnen von den Beginnen und ihrem jetzigen Alltag, erklären, was sie sich bei einzelnen Gestaltungen gedacht, warum sie bestimmte Möbel oder Farben gewählt oder wie sie den Namen ausgesucht haben. Außerdem werden DIY-Tipps und besonders schöne Rezepte vorgestellt, sodass man sich beispielsweise mit einem selbstgemachten Paletten-Tisch (S.150,f.) und einer Heidelbeer-Baiser-Torte (S.180) etwas Café-Flair nach Hause holt.
Je mehr man in diesem Buch liest, desto stärker fällt einem auf, wie viel Herzblut in jedem Café steckt – alles ist durchdacht, die Besitzer stehen hinter jeder Einzelheit, haben die Räumlichkeiten zum Teil mühsam um- und aufarbeiten müssen.
Am Ende des Buches findet der Leser außerdem eine „Kleine Starthilfe für Existenzgründer“ (S.168), denn in diesem Kapitel geben die Sugar Girls Antworten auf für vom eigenen Café Träumende typische Fragen. So erfährt man etwas über die Wahl der richtigen Immobilie, Genehmigungen, Ausstattung, Einrichtung, Preise, Ruhetage, Werbung, Mitarbeiter und vieles mehr. So erhält man einen guten Überblick und eine bessere Vorstellung davon, was es bedeutet ein Café zu leiten.

Mir hat das Buch „Sugar Girls“ ausgesprochen gut gefallen, da es einen in lauter zauberhafte Cafés entführt und man auf jeder Seite spürt, wie stolz die Cafébesitzerinnen sind, wie viel ihnen an ihrem wahrgewordenen Traum liegt, aber auch wie viel Arbeit es bedeutet, diesen zu leben. Darüber hinaus sind die Rezepte und Kreativ-Ideen sehr schön und regen zusammen mit den unglaublich vielen wunderschönen Farbfotos zum Träumen und Schwelgen an.
Zauberhaft ist auch die hochwertige und sehr gelungene Gestaltung des Buches, die einem das völlige Abtauchen in das Buch ermöglicht.

Alles in allem kann ich dieses Buch jedem weiterempfehlen, der schon von seinem eigenen kleinen Café geträumt hat. Man erfährt beim Lesen viel Interessantes, wird zum Träumen angeregt und wenn man sich entschlossen hat, seinen Traum wahrwerden zu lassen, wird man ermutigt. Aber auch um nur zu Schmökern ist dieses Buch perfekt – zauberhaft und zuckersüß!

Bewertung vom 17.05.2016
Das Schweigen der Bienen
Geary, Valerie

Das Schweigen der Bienen


ausgezeichnet

Kurz nachdem ihre Mutter gestorben ist, leben die fünfzehnjährige Sam und ihre elfjährige Schwester Ollie bei ihrem Vater Bear, einem auf einer Weide im ländlichen Oregon lebenden Eigenbrötler, der Bienen züchtet und sich weitestgehend selbstzuversorgen versucht. kurz nach ihrer Ankunft die Leiche einer Frau im an die Weide angrenzenden Fluss, dem Crooked River, entdecken.
Bald schon wird Bear verdächtigt, da dieser doch so anders lebt als alle anderen in der Gegend. Der Aussteiger war sowieso jedem suspekt. Als dann noch Indizien auf Bear als Täter schließen lassen, ist der Mörder scheinbar für die Polizei bereits gefunden. Selbst Zeb und Franny, die Bears einzigen Freunde zu sein scheinen, beginnen an seiner Unschuld zu zweifeln. Trotzdem können seine Töchter nicht glauben, dass der mit den Bienen Sprechende und ihren Liedern Lauschende Bear, der keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, mit dem Mord an der jungen Frau in Verbindung gebracht werden könnte. Also bleibt der praktisch veranlagten und stets anpackenden Sam nur übrig, selbst die Initiative zu ergreifen und den tatsächlichen Täter zu entlarven.
So gerne Ollie ihrer großen Schwester auch helfen möchte – sie kann es nicht. Denn seit dem Tod ihrer Mutter ist sie verstummt. Das gleiche ist ihr zuvor bereits als ihre Tante verstorben war passiert. Doch ist es nun etwas anderes: Jetzt muss sie schließlich auch auf ihre Schwester aufpassen.
Auch sieht Ollie „Schimmernde“; Tote, die ihren Frieden noch nicht gefunden haben, weswegen sie noch umherwandeln. So auch die tote Frau aus dem Crooked River, von der Ollie um Hilfe angefleht wird und die dem Mädchen seine Stimme stiehlt. Aber Ollie kann nichts von alledem, nichts von dem was sie weiß, erzählen. Und so muss sie mit ansehen, wie der Albtraum seinen Lauf nimmt…
Abwechselnd wird das Geschehen aus der Sicht von Sam und Ollie beschrieben, sodass man zu beiden Mädchen sehr schnell eine Bindung aufbauen kann. Beide möchten aufeinander Acht geben und halten sich aneinander fest. Man merkt wie schwer sie es haben und es ist beeindruckend wie sie dennoch nicht die Hoffnung aufgeben. Außerdem sind sie von ihren Charakteren her sehr angenehm: Ollie zum Beispiel hat eine auf der einen Seite kindliche Sicht auf die Welt, ist auf der anderen Seite aber immer wieder sehr erwachsen für ihr Alter. Ich habe ihre Art zu beschreiben, was sie sieht, denkt und fühlt sehr genossen, da ihre verträumte, poetische und außergewöhnlich bildhafte Sprache dafür sorgt, dass man sofort in die Geschichte gezogen wird und sie trotz ihrer Stärke am liebsten in den Arm nehmen und ihr Mut zusprechen möchte. Außerdem finde ich die Idee sehr süß, dass Ollie hin und wieder versucht auf ihre ganz eigene Art mit ihrer Schwester zu sprechen, indem sie Stellen in dem Alice im Wunderland-Buch, das sie mit ihrer Mutter nicht zu Ende zu lesen geschafft hat, unterstreicht. Aber auch die Passagen, welche aus Sams Sicht geschrieben wurden, lassen einen nicht los. Auch sie schafft es, den Leser mit ruhigen Tönen zu verzaubern, ihn die Bienen summen und den Crooked River fließen zu hören. Mich hat der bezaubernde Schreibstil der Autorin sehr beeindruckt.
Ich bin von diesem facettenreichen Buch ganz begeistert und hoffe, dass ich schon bald ein weiteres wunderbares Werk der Autorin werde lesen können

Bewertung vom 10.05.2016
Mein Ostseebuch - Entdecken & Erleben
Reinicke, Rolf;1Reinicke, Matthias

Mein Ostseebuch - Entdecken & Erleben


ausgezeichnet

Sollte in keiner Ostseestrand-Reisetasche fehlen!

In diesem wunderschönen Büchlein wird jungen Lesern die Ostsee näher gebracht. Dabei werden ganz verschiedene Aspekte angesprochen und sehr anschaulich erklärt.
So wird zuerst auf die Ostsee selbst eingegangen, wobei zum Beispiel ihre Entstehung erklärt oder verschiedene Küstenformen kindgerecht erläutert werden. Auch auf verschiedene Gefahren an Steilküsten wird hingewiesen und Wissen über sie vermittelt.
Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit Strandsteinen, sodass Versteinerungen, Granit, Porphyr, Gneis, Sandstein, Kalkstein, Feuerstein und noch vieles mehr in den Fokus gerückt werden. Man erhält nicht nur interessante Angaben zur Entstehung dieser, sondern auch zu Auftreten oder Zusammensetzung. Sehr spannend ist meines Erachtens auch der Teil, welcher sich ausschließlich mit verschiedenen Fossilien befasst, zumalen, wie sonst auch im gesamten Buch, Fotografien, Infoboxen und Zeichnungen alles gleichermaßen bündig und verständlich zusammengefasste Wissenswerte sowie Tipps und Tricks zum Suchen und Finden wunderbar veranschaulichen. Selbstverständlich wird auch das Thema Bernstein sehr ansprechend ausgeführt, sodass man sich am liebsten direkt auf die Suche nach diesem begeben möchte.
In „Tiere und Pflanzen“ dann ist von Großalgen und Strandpflanzen über Muscheln und Schnecken bis hin zu Seesternen, Möwen, Quallen und Krebstieren alles vertreten.
Im Anschluss daran wird sich mit Fischen und Fischern befasst; verschiedene Ostseefische und Fangmethoden werden vorgestellt. Auch vielversprechende Ausflugsziele werden aufgezeigt und verschiedene Leuchttürme und Schiffe miteinander verglichen.
Abgerundet wird das Buch noch durch das Unterkapitel „Mehr über die Küste – Was du noch wissen solltest“.

Die Gestaltung des 80 Seiten umfassenden Buches ist unglaublich ansprechend. Dank der vielen Farbfotografien ist es ganz lebendig und lädt zum Weiterstöbern und Selberentdecken ein. Auch die vielen Schaubilder machen die in dem Ostseebuch vermittelten Informationen wunderbar verständlich. Da auch viel anspruchsvolles Wissen kindgerecht vermittelt wird, eignet sich das Buch für die ganze Familie und sollte meiner Meinung nach bei keinem gemeinsamen Urlaub an der Ostsee fehlen. Darüber hinaus lockern viele „(Schon) Gewusst?“- oder „Tipp“-Boxen den Lesefluss auf. Da die einzelnen Textpassagen auch kurz gehalten sind, wird das Lesen auch nie anstrengend.
Des Weiteren bin ich von dem Wissensumfang des Buches trotz seiner geringen Seitenzahl – was es auch sehr schön handlich zum Mitnehmen macht – begeistert: es werden so viele Themen behandelt, dass man Seite für Seite die Ostsee für sich entdecken kann.

Alles in allem handelt es sich bei „Mein Ostseebuch“ von Rolf und Matthias Reinicke um ein liebevoll gestaltetes Buch, welches viel Wissen (für Kinder) verständlich vermittelt. Durch die tolle Gestaltung macht es noch mehr Spaß, sich mit der Ostsee auseinanderzusetzen.
Dieses Buch sollte in keiner Ostseestrand-Reisetasche fehlen!

Daher vergebe ich 5/5 bernsteinfarbene & tangbehangene (See-) Sterne!

Bewertung vom 10.05.2016
Völker, Lorenz

"War mein Großvater ein Nazi?"


ausgezeichnet

Einfach bemerkenswert!

Als die Entnazifizierungsakte des Großvater von Lorenz Völker auftaucht, versetzte dies seine Mutter und ihn in Aufregung. Schon bald kam die Frage auf, ob Hans Dombois, welcher als Jurist im Dritten Reich arbeitete, ein „Mitläufer“ oder gar ein „Nazi“ war. Gerade Fotografien, auf denen er in SA-Uniform zu sehen war, oder eine Kopie seiner NSDAP-Mitgliedskarte ließen annehmen, dass er doch besser in das System integriert war, als seine Familie angenommen hatte.
Doch hatte der „kluge Hans“, wie er manchmal genannt wurde, nie etwas in der Richtung erzählt. So erinnert sich der Autor des Buches an seinen Großvater als einen warmen, herzlichen Erzähler und Zuhörer, einen sanften und gemütlichen Menschen, als jemanden mit einem sehr guten Gedächtnis und der Fähigkeit, zu reflektieren und der völlig in seine Briefmarken vertieft am Schreibtisch sitzen konnte. Aber hier war die Frage bereits aufgekommen, die Recherchen wurden aufgenommen.
Von da an macht sich Lorenz Völker auf die Suche nach Dokumenten, die zeigen könnten, was sein Großvater im Dritten Reich gemacht, wie er sich gegenüber dem System verhalten hat. Da die Entnazifizierungsakte auch eher keine Hilfe darstellt, weil sich Hans Dombois dort einwandsfrei als „Mitläufer“ dargestellt hat und einige Details weitere Fragen aufwerfen, startet der Autor eine Suche nach Personen, die (in Strafsache „3Kls 26/35“ verwickelt waren und) Auskunft zu den Entscheidungen und Taten als Jurist geben könnten. Jedoch leben immer weniger Zeitzeugen und eine vermeindliche Antwort wirft immer mehrere neue Fragen auf.
Dadurch, dass sich Lorenz Völker auch mit den Schicksalen von an Strafprozessen Beteiligten auseinandersetzt, erhält man als Leser einen viel detailierteren Blick auf den Staatsanwalt, der sich nicht nur aus seinen eigenen Erlebnisberichten zusammensetzt. So zeichnet der Autor beispielsweise das Leben eines jüdischen Pärchens, auf das er in der oben genannte Strafsache gestoßen war, so gut es geht nach, um nicht nur Fakten herunter zu schreiben, sondern Ereignisse auch mit Menschen und Schicksalen verknüpfen kann.
Auch dadurch, dass Völker den Lebensweg von Alfred Lehmann, der, ein Jahr jünger, ebenfalls Jurist und aus vergleichbaren familiären und gesellschaftlichen Verhältnissen stammend, so etwas wie Hans Dombois‘ „Alter Ego“ war, erhält man noch einmal einen anderen Blickwinkel. Denn auch wenn sich ihre Lebenswege zu Beginn sehr ähneln, sich sogar kurz bei einem Gerichtsverfahren – beide die jeweils andere Seite vertretend – kreuzen, verlaufen sie dann in zwei vollkommen unterschiedliche Richtungen: Während Dombois noch einige Jahrzehnte weiterleben wird, stirbt Lehmann kurz vor seinem 31. Geburtstag im Konzentrationslager Groß-Rosen.

So zeigt Lorenz Völker anhand einer Vielzahl von Quellen den Lebensweg seines Großvaters Hans Dombois auf. Dabei hat er einiges über das Leben und Wirken des damals jungen Juristen herausgefunden, kann jedoch keine eindeutige Antwort geben, sodass er aus verschiedenen Perspektiven betrachtet verschiedene Schlussfolgerungen erläutert.
Während der gesamten Lesezeit war ich von dem Umfang seiner Recherchen, der Objektivität und Sachlichkeit sowie der zeitweise persönlichen Einordnung sehr angetan. Es ist schier unglaublich, wie viel Arbeit Lorenz Völker in seine Recherchen gesteckt und wie viele Spuren er gefunden hat.
Außerdem wird einem beim Lesen durch Fotografien und das Einbeziehen einiger von den Taten des Staatsanwaltes beeinflussten Menschen bewusst, dass es sich hier nicht nur um Zahlen, sondern um Schicksale handelt, was meines Erachtens ein sehr wichtiger Aspekt dieses Buches ist.
Darüber hinaus ermutigt das Buch, sich selber auf Spurensuche zu begeben und zeigt durch das Beschreiben der Verschiedenen Anlaufstellen und Schritten im Zuge der Recherchen, wie man eine solche angehen könnte.
Deswegen kann ich das Buch sehr empfehlen!

Von mir gibt es daher 5/5 Sterne

Bewertung vom 30.04.2016
In der ersten Reihe sieht man Meer
Kobr, Michael;Klüpfel, Volker

In der ersten Reihe sieht man Meer


ausgezeichnet

Alexander Klein steckt mitten in den Vorbereitungen für den Familienurlaub: Schon morgen soll es auf nach Italien an die Adria gehen, was sich in der Familie durch immer hektischeres Suchen von Pässen und Ähnlichem bemerkbar macht. Schließlich handelt es sich auch nicht nur um irgendeinen, sondern einen Nostalgie-Urlaub, der wirklich die ganze Familie zusammenschweißen soll.
Noch als seine Frau und ihre beiden pubertierenden Kinder zu Bett gehen, schließlich soll die Fahrt um fünf Uhr morgens beginnen, versucht Alex urlaubswichtige Vorbereitungen zu treffen – bis er schließlich mit einer Flasche Wein und dem Fotoalbum von seinem ersten Urlaub an der Adria auf dem Schoß auf dem Sofa sitz und … einschläft.
Als er plötzlich geweckt wird scheint irgendetwas verkehrt zu sein: Er wird von seiner Mutter geweckt und als dann auch noch seine Schwester Niki in einem schrillen Neonleggins-Aufzug, der ausschließlich in die 80er-Jahre-Hölle passt, in seinem Zimmer auftaucht, ist die Verwirrung bei Alex komplett. Auf die Stacheleien seiner Schwester etwas erwidern wollend setzt er an – und bringt nur noch ein Quiken heraus. Er scheint wohl doch mehr Wein getrunken zu haben, als ihm guttut.
Doch dann lässt ein Blick in den Spiegel keinen Zweifel daran, was genau hier so falsch läuft: Alex ist in seinem pickelig-pummeligen Teenagerkörper mit Oberlippenflaum gefangen. Auch das noch.
Welch ein Glück, dass es sich hier nur um einen Traum handelt…
Der vierzigjährige muss wohl über das Fotoalbum eingeschlafen sein, denn tatsächlich macht sich die Familie Klein gerade auf den Weg nach Italien an die Adria. Und zwar nicht irgendwie sondern mit drei Generationen und fünf Leuten in einem bis zum Bersten vollgepackten Ford Sierra. Auch wenn der Anblick seiner vor ein paar Jahren verstorbenen Großmutter schon ein leichter Schock ist, versucht Alex natürlich nicht vollkommen aufzufallen; auch wenn sein Gebrabbel von “Navi programmieren” und Ähnlichem schon auf reichlich Unverständnis stößt. Eine Begebenheit, die noch für manches Missverständnis sorgen wird, wenn Euros plötzlich als eine brandneue Bonbonsorte ausgegeben werden müssen.
Jedenfalls sind die Torturen mit dem Ende der Fahrt noch längst nicht vorbei: Überall drohen Italiener Autos, Handtaschen und sonst noch alles, was nicht niet- und nagelfest ist, zu stehlen, arme Urlauber über den Tisch zu ziehen oder ihnen wenigstens mit merkwürdigem Essen den feinfühligen Magen zu verderben; zumindest aus der Sicht von Alex’ Eltern und Großmutter…

Es ist einfach herrlich in das “entartete Jahrzehnt” abzutauchen und die Kleins bei ihrem Urlaubsabenteuer zu begleiten. In diesem Buch wird gekonnt mit Vorurteilen gespielt, ohne dass es zuviel und deswegen nervig oder ermüdend würde. Mich hat “In der ersten Reihe sieht man Meer” sehr gut unterhalten, da der zweiwöchige Urlaub so humorvoll und mit etwas Selbst-Ironie und die Charaktere so genial beschrieben werden. ich konnte von der ersten Seite problemlos in die Geschichte abtauchen und mich an den “Teutonengrill” versetzt fühlen.
Darüber hinaus ist die Geschichte wunderbar authentisch erzählt, und der flüssige Schreibstil trägt auch zum Lesevergnügen bei. Es kommt nicht soo häufig vor, dass mich das Lesen von als unterhaltsam angepriesenen Büchern wirklich zum Lachen bringt – dem für die Kluftinger-Krimis bekannten Autoren Duo Klüpfel/Kobr ist dies mit diesem Buch aber definitiv gelungen!
Auch sehr schön ist die Idee, dass jedes Kapitel nach einem 80er oder 90er Jahre Hit benannt und durch ein nostalgisches Urlaubsfoto der Autoren eingeleitet wird.

Bewertung vom 25.04.2016
Wolfsgarten
Michaelis, Antonia

Wolfsgarten


ausgezeichnet

Eine zauberhafte Geschichte!

Als der Leiter des Kinderheimes in der Straße des Friedens, Herr Sörendorf, Karl und Achim um Hilfe bittet, da ihre ehemalige Heimmutter Maria, nachdem sie beim Staubwischen etwas in vergilbte Zeitung Gewickeltes entdeckt hat, seit Tagen in ihrem Bett liegt, ihren Blick starr an die Decke geheftet ohne etwas um sie herum wahrzunehmen, willigen die beiden Jungen sofort ein. Schließlich war Maria stets freundlich und hatte noch kurz zuvor von Achim und Karl gesprochen. Kurz nach ihrer Ankunft entdecken sie eine Hagebutte mit roten Tupfen, welche Maria fest umklammert hielt. In einem mysteriösen Brief, der offensichtlich von ihr geschrieben worden ist, lesen die Freunde von eben solchen Hagebutten wie sie gerade eine gefunden haben, die Wünsche zu erfüllen in der Lage sind.
Sofort ist den Dreizehnjährigen klar, wofür sie die Hagebutte verwenden müssen: Marias Wunsch soll in Erfüllung gehen, denn von einem solchen hatte etwas in dem Brief gestanden. Auch wenn dieser Wunsch gefährlich zu sein scheint, pflanzen Achim und Karl im verwilderten Garten auf der anderen Seite der Straße die Rose.
Und tatsächlich – auch wenn keiner von ihnen daran geglaubt hätte – finden sie sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Einer Welt, die sie nicht mehr verlassen können, in der die Kinder des Heims immerzu laufen und arbeiten müssen, Hohe Herren ihren Besuch ankündigen, der verwilderte Garten hinter der Mauer einen schwarzen und einen weißen Schatten und bedrohliche Wölfe mit Mondscheinspiegelaugen beherbergt – und Karl und Achim um ihr Leben kämpfen müssen…

Antonia Michaelis schafft es wieder einmal den Leser mit ihrer wunderbar poetischen und bildhaften Sprache in eine andere Welt zu entführen, die voller Bedrohungen, Geheimnisse und Abenteuer ist. Auch die Charaktere sind sehr schön gezeichnet: Der bücherliebende Achim und der starke, das Meer liebende Karl, die beide ihre Adoptiveltern so sehnlichst vermissen. Oder die Heimkinder die in einem dauernden Zwiespalt leben müssen.
Darüber hinaus ist auch der von der Autorin beschriebene Ort sehr ansprechend: Ein verwilderter Garten mit einem alten und verlassenem Herrenhaus, durch eine Mauer von der Umwelt abgegrenzt.
Außerdem ist das Buch sehr spannend geschrieben und so tritt in jedem Kapitel eine Wendung auf. Dabei ist das Buch auch keineswegs vorhersehbar – bis auf bei einem “Rätsel” tappte ich bis zur Auflösung völlig im Dunkeln.

Für mich ist “Wolfsgarten” ein wunderbares Buch voller Symbolkraft, Freundschaft und Abenteuer, welches ich sehr weiterempfehlen kann!

Von mir gibt es daher 5/5 mondscheinspiegelaugengelbe Sterne

Bewertung vom 22.04.2016
einfach vegan - eiweißreich genießen
Rauter, Roland

einfach vegan - eiweißreich genießen


ausgezeichnet

Abwechslungsreich und toll gestaltet!!!

Der gelernte Koch Roland Rauter ist seit Jahren überzeugter Veganer und der Verfasser der “einfach vegan”-Buchreihe. In diesem Teil stellt er eiweißreiche Rezepte vor.
Das Buch ist, nach ein paar sehr informativen Kapiteln zu Eiweiß (-quellen) und Ähnlichem in die Themen “Frühstück”, “Abendbrot”, “Vorspeisen”, “Hauptspeisen” und “Nachspeisen” gegliedert. Im Vorwort erklärt der Autor, wie es zu diesem Buch kam und dass bei ihm die Lebensmittel im Vordergrund stehen, sodass er sich um eine schonende, schnelle und einfache Art der Zubereitung bemüht, bei der die Qualität der Produkte erhalten bleibt und verschiedene Geschmacksrichtungen kombiniert werden ohne dabei derart ausgefallene Kreationen zu erschaffen, die keiner mehr nachkochen kann und möchte. Anschließend werden Bedeutung und Bedarf von Proteinen sowie ihr Vorkommen in bestimmten nichttierischen Lebensmitteln aufgezeigt. Nach ein paar Basisrezepten folgen dann die Frühstücksrezepte. Hier ist von Riegeln über Porridge, Smoothies und Aufstrichen bis hin zu Brot alles vertreten. Genauso abwechslungsreich geht es auch in den folgenden Kapiteln weiter. Ich war von der Vielfalt an Rezepten sehr überrascht und angetan. Ob süß oder herzhaft, aufwendig oder leicht, warm oder kalt – für jeden Geschmack und jede Tagesform lässt sich in diesem Buch finden.
Auch die Gestaltung hat mir sehr zugesagt, was auch an den vielen Farbfotos liegt, die einem im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Ein Rezept umfasst mindestens eine, manchmal auch zwei oder drei, Seiten, sodass genug Platz für ansprechende Fotos und Anleitungen zur Verfügung steht. Dabei wird nicht nur auf die Zubereitung, sondern häufig auch auf besonders schönes Anrichten eingegangen, was mir sehr gefällt. Auch sind die Rezeptseiten sehr ordentlich und übersichtlich gestaltet, weswegen man den einzelnen Schritten problemlos folgen kann. Was mir darüber hinaus auch gefällt sind die TIPP-Felder, die nicht nur Vorschläge zu Variationen der Gerichte, sondern auch Informationen zu Zutaten (wie Inhalts- und Nährstoffe oder Geschmack) oder zum Ursprung des Gerichtes enthalten. Die angegebenen Zubereitungsdauern stimmen bei den von mir ausprobierten Rezepten ungefähr überein.
Die Rezepte sind so wunderbar abwechslungsreich, dass man sich nur schwer entscheiden kann, welches man zuerst ausprobieren sollte. Meine bisherigen Favoriten sind die Kartoffelbratwürste (S. 153) und die Pancakes mit Amaranth (S. 51).

Da das Buch so schön gestaltet, die Rezepte so abwechslungsreich, lecker und verständlich erklärt sind, kann ich dieses Buch sehr weiterempfehlen.

Von mir gibt es daher 5/5 Sterne

Bewertung vom 08.04.2016
Am besten hausgemacht
Bellersen Quirini, Cosima

Am besten hausgemacht


sehr gut

Viele Ideen und Tipps, wenn auch nicht alle neu, dennoch sehr empfehlenswert!

In “Am besten hausgemacht” von Cosima Bellersen Quirini findet der begeisterte Selbermacher zahlreiche Anleitungen, Tipps und Tricks, um eine große Vielfalt in die Küche zu bringen ohne dabei auf Industrieprodukte zurückgreifen zu müssen. Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, da in diesem Werk mit über 650 Rezepten von Instantsuppe über Cornflakes bis hin zu Frischkäse alles vertreten sein soll.
Gegliedert in die Kapitel “Frisch gebuttert und gekäst”, “Die kleine Hausmetzgerei”, “Aroma in Schwaden”, “Eingelegt und eingekocht” “Trocknen – weniger ist mehr”, “Kartoffeln zum Sattwerden”, “Gerührt, geknetet und gebacken”, “Saucen, Dipps und Dressings” sowie “Bonbons, Schoko und Knabbereien” wird dem Leser sehr anschaulich nahegebracht, welche Lebensmittel und Gerichte in keinem Haushalt fehlen dürfen und wie sich diese kinderleicht zubereiten lassen. Dabei überzeugen unzählige Erklärungen sowie vielfältige und kreative Ideen. Es wird gezeigt wie man beliebte Industrieprodukte ganz leicht und ohne die ganzen unnötigen Zusatzstoffe selbermacht und wie man Lebensmitteln generell zu mehr Haltbarkeit verhilft.

Sehr interessant fand ich auch die Abschnitte, in denen es darum ging, wie man ohne zusätzliche Arbeit – beispielsweise beim Kochen in der Spülmaschine -, leckere und abwechslungsreiche Gerichte zaubert. Von wirklich simplen Anleitungen wie dem Zubereiten frischer Pommes aus Kartoffeln, bis hin zu ungewöhnlicheren Rezepten ist hier alles vertreten. Auch wie man Gebäck- und Brotreste oder sonstiges Übriggebliebenes bestmöglich weiterverwertet, wird hier erklärt. Für jede Mahl- und Jahreszeit, jeden Geschmack und jeden Anlass findet man in diesem umfassenden Werk das absolut Richtige.
Mir gefällt beispielsweise auch die Mischung sehr: Kreative neue Ideen treffen auf lang bewährte Vorgehensweisen, wie sie schon seit einigen Generationen üblich sind. Besonders haben mir das Kochen in der Spülmaschine und die Rezepte “Wildhefewasser” (S.196) oder “Brot im Glas” (S. 205) gefallen!
Das Buch von 285 Seiten ist darüber hinaus sehr ansprechend gestaltet: 185 Farbfotos, Zeichnungen und strukturiert-übersichtlich gestaltete Seiten machen das Buch wunderschön charmant.
Besonders von der Vielfalt der Rezepte bin ich ganz begeistert: Die Palette reicht von vegetarischer Wurst über Gebeiztes, selbstgemachte Instantsuppen, Nudelgerichte und Saucen bis hin zu Bonbons, Lutschern und Eiskonfekt.

Für mich ist dieses Buch sehr zu empfehlen. Besonders wenn man gerade beginnt, einen eigenen Haushalt zu führen und deswegen eine große Bandbreite von Rezepten, Anleitungen und Tipps braucht. Allerdings denke ich auch – und das stellt in diesem Falle meinen Kritikpunkt dar -, dass einige der vorgestellten Inspirationen keiner Erklärung mehr bedürfen, da sie ein jeder kennt. In diesem Werk wechseln sich einfache mit schon etwas schwierigeren Rezepten und neue Ideen mit älteren Verfahrensweisen ab, sodass man nichts vermisst. Schon beim ersten Durchblättern bekommt man Lust, ganz viel auszuprobieren – und die Anleitungen sind so verständlich erklärt, dass es gar nicht schwerfällt, ihnen zu folgen.

Von mir gibt es daher 4,5/5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!