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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
melanie82
Wohnort: 
Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 97 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2021
Der Brand
Krien, Daniela

Der Brand


sehr gut

Szenen einer Ehe

In „Der Brand“ schildert Daniela Krien die Geschichte eines Paares, - Rahel und Peter - dem nach etwa 30 Jahren Beziehung die Liebe abhanden gekommen und sich vor allem Gewohnheit eingestellt hat. In einem gemeinsamen Urlaub wollen die beiden ausloten, was wirklich noch da ist zwischen den beiden und ob sie eine gemeinsame Perspektive haben. Der Roman behandelt mit dieser Thematik sicherlich etwas, mit dem sich viele langjährige Paare identifizieren können - dass man sich über die Jahre voneinander entfernt, sich die Interessen unterschiedlich entwickeln und man sich dadurch verliert. Der Roman ist dabei tiefgründig, sicherlich keine Feel-Good-Literatur, aber er regt zum Nachdenken an. Die Emotionen der beiden Protagonisten werden differenziert geschildert, die eher kurzen und prägnanten Sätze untermalen die Geschichte. Daniela Krien hat einen wie ich finde wunderbaren Schreibstil, der hier voll zur Geltung kommt. Dabei geht es weniger um eine Fülle an Ereignissen, als um das „Wie“ der Erzählung, um die Stimmung und die Charaktere. Für mich ein wirklich toll umgesetztes Buch!

Bewertung vom 18.10.2021
Ausweglos
Faber, Henri

Ausweglos


sehr gut

Solider Thriller

Das schlichte Cover und der Klappentext haben mich gleich neugierig gemacht und ich wurde nicht enttäuscht. „Ausweglos“ von Henri Faber ist ein absolut solider Thriller. Die unterschiedlichen Perspektiven sind gut gewählt und lassen gleich Spannung entstehen, vor allem natürlich auch durch das Einbeziehen des Täters. Es gab zudem ein paar interessante Wendungen, die sich für mich gut in die Geschichte eingefügt haben. Die Kapitel sind schön kurz, dadurch entsteht ein schnelles Erzähltempo und man ist versucht, „nur noch ein weiteres Kapitel“ zu lesen - und schon ist man fast durch. Die sprachliche Gestaltung ist recht ausführlich, mit vielen aufmerksamen Details, die den Leser mit einbeziehen. Sicher ist die Story nicht wirklich einzigartig, aber alles in allem ein gutes, spannendes Debüt mit nur leichten Schwächen stellenweise.

Bewertung vom 17.10.2021
Der Sucher
French, Tana

Der Sucher


gut

Geheimnisse eines Dorfes

Ohne Zweifel schafft es Tana French, in „Der Sucher“ eine ganz besondere Stimmung herzustellen und den Leser direkt nach Irland zu befördern, die Atmosphäre förmlich greifbar zu machen. Der Protagonist Cal ist aus den USA nach Irland gezogen, lässt seinen früheren Job als Polizist hinter sich und möchte neu beginnen, was anfangs auch zu gelingen scheint. Er renoviert sein Haus, macht erste Bekanntschaften, aber dann taucht immer wieder ein Kind - Trey - bei ihm auf, bei dem er zunächst nicht weiß woran er ist, das ihm zur Hand geht. Schließlich stellt sich heraus, dass Cal bei der Suche nach dessen verschwundenen Bruder helfen soll. Nicht nur, dass diese Suche deutlich macht, dass die Stadt und ihre Bewohner so einige Geheimnisse haben, auch sonst passieren seltsame Dinge.
Leider kam für mich erst auf den letzten ca. 100 Seiten, als sich die Suche nach dem verschwundenen Bruder zuspitzte und sich die Hintergründe etwas aufgeklärt haben, ein wenig Spannung auf. Der Rest habe ich als etwas langatmig empfunden, da z.B. die Schilderungen der Renovierungen an Cals Haus für mich die Geschichte nicht voran gebracht haben. Das Buch ist daher leider etwas hinter meinen Erwartungen zurück geblieben und hat das Potential der Story nicht ganz ausgeschöpft.

Bewertung vom 05.10.2021
Finde deinen Seelenpartner
Franckh, Pierre

Finde deinen Seelenpartner


gut

Ein etwas anderer Liebesratgeber
Ich bin eher zufällig auf „Finde deinen Seelenpartner“ gestoßen und fand das Thema sehr interessant, obwohl ich selbst nicht auf der Suche bin und mich daher der Inhalt nicht direkt betrifft. Ich lese jedoch gerne Ratgeber auch ohne persönlichen Bezug, da ich finde, dass man doch meist interessante Aspekte entdeckt und einiges auf sich selbst übertragen kann. Hier bin ich jedoch nach dem Lesen etwas zwiegespalten: ohne Zweifel gibt es einiges, das ich gut nachvollziehen und sehr interessant fand, so z.B. auch den Teil zu den Resonanzfeldern mit dem Gedanken, dass man durch den Bewusstseinszustand entscheidet, wen man in sein Leben zieht und wie sich die Beziehung entwickelt. An vielen Stellen rutscht mir das Buch allerdings zu sehr ab und wird esoterisch. Auch die Wiederholungen, die dazu dienen sollen, dass das Gesagte sich einprägt und sich verfestigt und die Art, wie der Autor den Leser anspricht, „kippt“ für mich persönlich schnell. Das ist aber wirklich individuell - ich bin sicher, dass es mehr als genug Leserinnen und Leser gibt, die genau diese Schreibweise toll finden.

Bewertung vom 19.09.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Eine besondere Familiengeschichte über zwei Frauen
In „Wellenflug“ erzählt Constanze Neumann die Geschichte von zwei Frauen, deren Schicksal von der Geschichte und den Geschehnissen der Zeit ab dem späten 19. Jahrhundert geprägt sind. Annas Sohn Heinrich erfüllt deren Wünsche und Hoffnungen, die sie für ihren Erstgeboren hat, nicht: statt sich dem scheinbar vorgegebenen Leben seiner großbürgerlichen jüdischen Familie zu fügen, wendet er sich dem Nachtleben in Berlin zu und verliebt sich dabei in Marie, mit der er schließlich in die USA zieht. Im Ersten Weltkrieg kommen sie zurück nach Deutschland, sind aber aus der Familie ausgeschlossen und kämpfen gegen die Widrigkeiten um ihr Überleben.
Obwohl die beiden Frauen Marie und Anna so unterschiedlich sind, schildert sie die Autorin beide so, dass man sich als Leser in beide hineinversetzen kann. Der Schreibstil zeugt von einer gewissen Distanz, nichtsdestotrotz hat mich das Buch nach anfänglichen Schwierigkeiten dann doch in seinen Bann gezogen. Die historischen Gegebenheiten sind sehr gut recherchiert und werden so mit der Handlung verwoben, dass man sich im Lesefluss in die Zeit hineinversetzt fühlt. Eine besondere Familiengeschichte über zwei unterschiedliche Frauen, die auf jeden Fall zu empfehlen ist.

Bewertung vom 17.09.2021
Auszeit
Lühmann, Hannah

Auszeit


sehr gut

Über das Hadern mit den eigenen Lebenszielen

In „Auszeit“ beschreibt Hannah Lühmann die Ratlosigkeit einer Generation um die 30, in der die Protagonistin ungewollt schwanger wird, ihr Baby abtreibt, seit langer Zeit an ihrer Doktorarbeit schreibt, aber nicht so recht weiß, was sie will, was ihr wichtig ist und wo ihr Leben hinführt. Eine Handlung gibt es kaum, vielmehr eine Beschreibung der Vorgeschichte und schließlich die Schilderung des Aufenthaltes in einem Ferienhaus im Wald mit ihrer Freundin Hanna. Das hat es aber in sich: Hanna Lühmann schafft es unglaublich gut, die innere Zerrissenheit von Henriette darzustellen und förmlich spürbar zu machen - stets irgendwo zwischen Ratlosigkeit, Selbstzweifel, Selbstmitleid und Verzweiflung. Gerade zu Beginn habe ich etwas gebraucht, um reinzukommen, auch ist es kein Buch, das einen im klassischen Sinne fesselt - nichtsdestotrotz ist es aber eines, das einen zum Nachdenken bringt. Die Exkurse zu Henriettes Dissertationsthema, einer Abhandlung über Werwölfe, waren mir oftmals zu ausführlich, da dies keinen Mehrwert brachte, zudem kam das Ende etwas plötzlich. „Auszeit“ behandelt auf jeden Fall ein wichtiges Thema, die Umsetzung ist sicherlich Geschmacksache.

Bewertung vom 15.09.2021
Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
Rinke, Moritz

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García


sehr gut

Wunderbares Buch
Schon das Cover hat mich mit der Melancholie, das es ausstrahlt, angesprochen - dazu der ungewöhnlich lange Titel und der Klappentext: das alles ließ auf etwas ganz Besonderes schließen und ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte über den Postboten Pedro, der darunter leidet, dass durch das Internet immer weniger Briefe verschickt werden und den dann auch noch seine große Liebe verlässt und den gemeinsamen Sohn mitnimmt, ist erzählerisch unglaublich gut gestaltet. Die Charaktere sind sehr lebendig und ich habe Pedro direkt ins Herz geschlossen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Gut gefallen hat mir auch, wie Moritz Rinke historische Details eingebunden hat. Obwohl daneben auch viele ernsthafte Aspekte vorkommen, behält sich der Roman eine gewisse Leichtigkeit bei, die mich direkt in den Bann gezogen hat. Ein wirklich toller Roman, bei dem man auch darüber, was im Leben wichtig ist oder dieses ausmacht, nachdenken muss.

Bewertung vom 12.09.2021
Wir für uns
Kunrath, Barbara

Wir für uns


sehr gut

Tolle, besondere Geschichte
In „Wir für uns“ geht es um Josie, die Anfang 40 ist und plötzlich schwanger wird von ihrer langjährigen Affäre Bengt, der eine Familie hat und möchte, dass Josie abtreibt. Josie selbst zweifelt und hat ihre eigenen Wünsche immer aufgeschoben. Zufällig lernt Josie Kathi kennen, deren Mann gerade nach 50 Jahren Ehe gestorben ist. Zwischen den beiden entsteht eine besondere Freundschaft, die aus dem Zeitbruch des Umbruchs hervorgeht. Obwohl die beiden eigentlich recht verschieden sind und an unterschiedlichen Stellen in ihrem Leben stehen, ist die entstehende Freundschaft doch für beide ein Gewinn und sie geben sich gegenseitig Halt. Barbara Kunrath schildert die Geschichte sehr einfühlsam und erweckt so die Protagonisten für den Leser zum Leben. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und die Autorin bringt einen mit der Geschichte zum Nachdenken.

Bewertung vom 22.08.2021
Partem. Wie die Liebe so kalt
Neeb, Stefanie

Partem. Wie die Liebe so kalt


sehr gut

Interessanter Auftakt mit Schwachpunkten
Das Cover hat mich sofort angesprochen - edel, geheimnisvoll und besonders. Auch den Klappentext fand ich toll, obwohl Fantasy eigentlich nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre ist. Die Geschichte um Xenia und Jael, die beide komplett gegenseitige Pole darstellen, konzentriert sich größtenteils auf die Charaktere selbst und zeichnet diese sehr detailreich. Die Schreibweise der Autorin hat mir sehr gut gefallen, die kurzen Kapitel führen zusätzlich dazu, dass man sehr flüssig durch den Text kommt und immer noch ein weiteres Kapitel lesen will. Das volle Potential des Buches bzw. der Story wird beim Auftakt allerdings noch nicht komplett ausgeschöpft - so gut die Darstellung der Liebesgeschichte auch umgesetzt ist, so sehr wird doch das „Drumherum“ nur gestreift und nicht ausreichend ins Zentrum gerückt. Ich bin daher ein wenig unschlüssig - ich fand das Buch nicht schlecht, hoffe aber, dass bei Band 2 die bisherigen Schwachpunkte noch behoben werden.

Bewertung vom 15.08.2021
Betreff: Falls ich sterbe
Setterwall, Carolina

Betreff: Falls ich sterbe


sehr gut

Intensives und berührendes Buch

Was ist, wenn plötzlich das eintritt, was man sich gar nicht vorstellen kann und will und ein geliebter Mensch ohne Vorwarnung plötzlich stirbt? Um diese Frage dreht sich „Betreff: Falls ich sterbe“ von Carolina Setterwall. Der Roman ist autofiktional, was mich als Leserin zusätzlich hat schlucken lassen. Das Buch beginnt mit damit, dass Carolina eine Mail erhält, in der ihr Partner Aksel ihr für den Fall seines Todes den Zugang zu seinem Computer, seiner Passwörter und entsprechender Hinweise zukommen lässt. Man ist so gleich mittendrin, bekommt Carolinas Gefühle und Reaktionen unmittelbar aus der Ich-Erzähler-Rolle mit. Das zieht sich auch durch den weiteren Verlauf: das Erleben wird direkt, ungefiltert und gnadenlos ehrlich geschildert. Die Sprache ist wuchtig, ehrlich und bringt einem in Verbindung mit der Story zum Nachdenken. Auch im Nachgang wirkt es lange nach. Sicher keine leichte Kost, aber klare Empfehlungen für diejenigen, die das Thema interessiert.