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kindder80er

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2019
Powerfrauen
Hodges, Kate

Powerfrauen


ausgezeichnet

Liebevoll gestaltet und voll von starken Persönlichkeiten

Diese Art von Büchern ist momentan recht populär. Starke Persönlichkeiten, in diesem Fall Frauen ab dem 19. Jahrhundert, werden meist auf je einer Doppelseite porträtiert. Berühmte oder weniger berühmte Frauen, die in ihrer Zeit Großes geleistet haben und somit als Vorbild für alle Frauen dienen. Teilweise sind sie schon verstorben, teilweise sind es aktuelle Vorbilder, und sie kommen aus verschiedensten Bereichen wie Wissenschaft, Technik, Kunst, sind Schriftstellerinnen, Sängerinnen oder Schauspielerinnen.

Die Querverbindungen sind meistens sehr interessant und die Illustrationen lockern das Buch auf und machen es zu etwas Besonderem, weil es ganz anders wirkt als einfach nur ein Foto der betreffenden Person.

Ein absolut toll gestaltetes Buch, etwas kleiner als Din A4, das man häppchenweise genießen sollte, um alles auf sich wirken lassen zu können!

Bewertung vom 09.04.2019
Das Haus meiner Eltern hat viele Räume
Ott, Ursula

Das Haus meiner Eltern hat viele Räume


sehr gut

Kein direkter Ratgeber, sondern eher Erfahrungsbericht

Die Autorin ist Jahrgang 1963 und berichtet hier von ihren eigenen Erfahrungen. Natürlich ist es für jeden anders, aber meistens schwer, wenn man sich mit der Situation konfrontiert sieht, das Elternhaus aufgeben und ausräumen zu müssen. Man kollidiert schließlich mit seiner eigenen Vergangenheit. Darüberhinaus kann es passieren, dass man Familiengeheimnisse aufdeckt, die man lieber nicht gewusst hätte, wie z.B. dass Opa vielleicht doch ein Nazi war, respektive bei der jüngeren Generation eine Stasi-Vergangenheit vorliegt. Auf Grund des Alters der Autorin wird auf die Zeit des Dritten Reiches eingegangen.

Mir gefällt der ruhige, unaufgeregte Schreibstil. Er beschreibt sehr gut wie es ist, sich von alten Sachen zu trennen, auch wenn sie schon jahrzehntelang auf dem Dachboden verstauben. Man brauchte die Sachen nicht mehr, hat sie nicht mehr in der Hand gehabt, sie fehlten einem auch nicht, aber es war ein "gutes Gefühl" zu wissen, dass sie noch irgendwo waren. Die Konfrontation mit ihnen weckt starke Emotionen - positiv, manchmal negativ, aber immer mit einer Art Wehmut. Gut ist, wenn man wie die Autorin, ein Jahr Zeit hat, um die alten Dinge aufzuräumen.

Ein Ratgeber ist das Buch aber nicht, denn dazu ist die Situation zu individuell. Trotzdem hat mich die Erfahrung der Autorin sehr berührt und ich konnte ein paar Tipps mitnehmen. Empfehlenswert!

Bewertung vom 09.04.2019
Die Macht der Affäre
Perel, Esther

Die Macht der Affäre


sehr gut

Die vielen Facetten der Untreue

Johnny Depp hat mal gesagt "Wenn du gleichzeitig zwei Menschen liebst, wähle den zweiten, denn wenn du den ersten richtig lieben würdest, gäbe es keinen zweiten."

Da ist durchaus was Wahres dran, aber ganz so einfach ist es manchmal dann doch nicht. Patentrezepte zur Bewältigung von Beziehungskrisen bei Seitensprüngen kann und will das Buch nicht leisten. Es zeigt aber auf, wieso man möglicherweise eine Affäre beginnt und welche Chancen sogar darin liegen können. Natürlich verursacht Untreue immer Leid und Schmerz, aber die Autorin schwingt hier nicht die moralische Keule, sondern versucht an Hand ihrer langjährigen Erfahrung und Gespräche mit Betroffenen, Untreue zu "erklären" ohne sie zu rechtfertigen.

Das ist sehr interessant geschrieben und auch wenn man selbst gerade nicht mit Untreue konfrontiert ist, ein schöner Ausflug in die menschliche Psyche.

Das Buch beschäftigt sich mit vielen Facetten der Untreue und wertet nicht automatisch ab. Ob die Beispiele nun exakt auf die eigene Situation zutreffen, kann sich nur nach dem Lesen herausstellen, aber das muss es ja auch nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2019
Ein Tropfen vom Glück
Laurain, Antoine

Ein Tropfen vom Glück


ausgezeichnet

Fluffig, warm und süß wie ein Croissant

Ich liebe Paris, trinke sehr gerne Rotwein und lese Zeitreisegeschichten für mein Leben gern - was gibt es da Besseres als dieses Buch?!?!

1954 scheint ein besonderes Jahr gewesen zu sein: Ungewöhnlich viele Ufo-Sichtungen wurden protokolliert und ein eigentlich stinknormaler Tafelwein entpuppte sich in diesem Jahrgang als superbe Spitzenklasse. 800 Flaschen wurden davon abgefüllt, die bald ausgetrunken sind. Im Vorwort liest man, dass 1978 ein gewisser Chauveau, der 1954 ebenfalls ein Ufo sichtete und seitdem "Väterchen Untertasse" genannt wird, noch so eine Flasche trank, bevor er auf Nimmerwiedersehen verschwand. Anhand des Klappentextes kann man sich ja vorstellen, was passiert sein könnte...

Dann befinden wir uns im Jahr 2017 und die verschiedenen Charaktere werden vorgestellt: Bob, der Amerikaner, der zusammen mit seiner Frau Goldie seit 30 Jahren davon träumt, Paris zu sehen und nun alleine anreisen muss, da Goldie plötzlich Leukämie bekam und nun im Koma liegt. In der Rue Edgar-Charrelier 18 bezieht er eine Airbnb-Wohnung.

Magalie, die Restauratorin, die im 6. Stock wohnt und im Erdgeschoss ihren Laden hat, von allen nur Abby genannt, weil sie der Rolle in der Serie "Navy CIS" so ähnlich sieht.

Julien, Barmann aus Leidenschaft, der heimlich in sie verliebt ist, sich aber wegen seiner enormen Schüchternheit nicht traut, sich ihr zu offenbaren, ist der Urenkel von Chauveau, der 1978 verschwand.

Hubert, der aus der Familie entstammt, die das Haus einst erbaute.

Ich weiß nicht, wie der Autor das macht, aber er stellt seine Charaktere so liebevoll vor, dass man sie sofort in sein Herz schließt und unbedingt wissen möchte, wie es ihnen ergeht. Der Schreibstil ist locker, leicht und fluffig. Irgendwie wie ein frisch gebackenes Croissant und man kann einfach nicht aufhören...

Die vier trinken gemeinsam eine Flasche des 54er Weins, die Hubert noch im Keller gefunden hat. Tags darauf finden sie sich, sobald sie aus dem Haus gehen, im Paris 1954 wieder und müssen sich zurechtfinden. Das ist so charmant beschrieben, dass man förmlich meint, dabei zu sein.

Jeder der vier hat eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit, die teilweise sehr berührend ist. Zum Schmunzeln gibt es auch einiges und das Ende ist rund und man klappt das Buch mit einem Lächeln zu. Einzig und allein bei "Väterchen Untertasse" gibt es für mich eine Ungereimtheit, aber das ist bei Zeitreisegeschichten absolut normal.

Ich habe das Buch unglaublich gerne gelesen und es wird eines der wenigen sein, die ich noch einmal lesen werde! 5 Sterne für das Buch, das mich so begeistert hat, dass ich mir nun auch die anderen Bücher des Autors besorgen werde.

Bewertung vom 18.03.2019
An den Ufern der Seine
Poirier, Agnès

An den Ufern der Seine


ausgezeichnet

Einblick in eine bewegte Zeit

Paris ist eine faszinierende Stadt, die eine Menge Geschichte in sich trägt. Die Autorin möchte uns in ihrem Buch ein ganz besonderes Jahrzehnt näher bringen. Anhand vieler verschiedener Menschen, insbesondere Künstler (Schriftsteller, Bildhauer, Dichter, Maler, Schauspieler u.s.w. unter anderem aus Amerika, Frankreich, Spanien, Deutschland) zeichnet sie ein ganz besonderes Bild dieser Zeit und dieser Stadt.

Sehr hilfreich ist dabei das Personenregister und auch die Karte der Schauplätze. Da hat man gleich alles viel plastischer vor Augen.

All diese Menschen haben von 1940-1950 in Paris gelebt und gerade nach Kriegsende eine ganz besondere Aura gespürt und auch selbst versprüht. In Paris konnte man sich nach dem Krieg ausprobieren, wurde nicht zensiert, alles schien toleranter. Schwarze Jazzmusiker wurden hier bejubelt während sie zu Hause Repressalien fürchten mussten. Alles und jeder war gefühlt kreativer und atmete die Luft des Aufbruchs, Neuanfangs. Frauen griffen immer mehr in das Geschehen ein und die Emanzipation war schon viel weiter als in anderen Ländern. Aber haben all diese Persönlichkeiten es tatsächlich geschafft, die Welt zu verändern? Oder haben sie sich nur in ihren eigenen Bedürfnissen, die nicht selten in ausschweifende Liebschaften, Drogen und Alkohol endeten, verheddert?

Der Schreibstil der Autorin reißt einen gleich irgendwie mit und obwohl das Buch als Sachbuch deklariert ist, ist es nicht trocken formuliert, sondern erzählt von dieser Zeit. Fast wie in einem Roman werden (Lebens)Geschichten erzählt, die einen oft nachdenklich zurück lassen. Die Autorin drückt es selbst am besten aus: "...ein erzählerisches Porträt des Pariser Lebens in der Zeit zwischen 1940 und 1950: eine Rekonstruktion, eine Bildcollage, ein Kaleidoskop von Schicksalen, das auf verschiedenen Quellen und Dokumenten beruht."

Ein sehr liebevolles Detail ist auch das Lesebändchen, das in den Farben der französischen Nationalflagge gehalten ist. Das macht die ganze Sache einfach rund.

Bewertung vom 18.03.2019
Liebes Kind
Hausmann, Romy

Liebes Kind


ausgezeichnet

Sehr gut umgesetztes Hörbuch eines genialen Thrillers

Das besondere an diesem Thrillerdebüt ist, dass es hier keinen "Erzähler" gibt, der die Geschichte beschreibt oder sogar wertet, sondern dass die Protagonisten selbst zu Wort kommen und aus ihrer Sicht im Wechsel die Geschehnisse erzählen. Das macht es gerade bei Hannah, der kleinen Tochter, gruseliger...

Die Studentin Lena Beck ist vor 14 Jahren verschwunden, ihr Vater Matthias ist einer der Protagonisten und mir nicht immer sympathisch, auch wenn man sich nicht ansatzweise vorstellen kann, was er die letzten 14 Jahre durchgemacht hat.

Als eine Frau namens Lena nach einem Autounfall in Begleitung ihrer Tochter ins Krankenhaus kommt und er davon erfährt, keimt wieder die Hoffnung auf und er rast ins Krankenhaus...

Vieles in der "Welt" verstört Hannah, denn schließlich ist es das erste Mal, dass sie sich draußen bewegt. "Papa" hat sich nämlich liebevoll um seine Familie gekümmert und sie vor der "bösen Welt" versteckt.

Viel mehr sollte man von der Handlung auch gar nicht wissen, denn das würde die kleinen und großen Wendungen kaputt machen. Nur soviel: Der Thriller ist ein echter Knaller!

Das Hörbuch (bestehend aus 2 MP3 CDs) besticht durch die gelungene Sprecherauswahl: Heikko Deutschmann ist ein bekannter Schauspieler und Sprecher in der Hörbuchszene, der mit seiner sonoren Stimme, die auch mal hochgehen kann, zu überzeugen weiß. Ulrike C. Tscharre kennen einige wahrscheinlich als Marion Beimer in der "Lindenstraße", hat sich aber in letzter Zeit auch durch weitere, hochwertige Filme einen Namen gemacht. Leonie Landa war mir bis dato nur in ihrer Hörspielrolle als Meggie in der Tintenwelt-Trilogie bekannt. Sie macht ihre Sache sehr gut und man nimmt ihr die kindliche Naivität wunderbar ab.

Der Thriller ist als Hörbuch also toll umgesetzt, da man durch die verschiedenen Rollen die Besonderheit des Buches nicht verloren hat, sondern sie sogar noch intensiviert.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2019
Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

Ein wirklich erstaunliches Ding


sehr gut

Wenn dein Leben viral geht

Der Autor Hank Green wird der vermeintlichen Zielgruppe des Buches kein Unbekannter sein, zählt er doch zu den erfolgreichsten YouTubern. Außerdem ist er der Bruder von John Green, der mit „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ einen Riesenerfolg hinlegte. Hier geht es aber um das Debut von Hank.

April May ist eine etwas chaotische, junge Frau. Sie arbeitet nach ihrem Studium bei einem Start Up und das ein bisschen zu viel für ein bisschen zu wenig Geld. Aber egal – sie kommt über die Runden und kann sich ihr Leben in New York gerade so leisten. Um keinen Preis der Welt will sie zurück in den Kleinstadtmief ihrer Eltern!

Sie wohnt mit ihrer Mitbewohnerin Maya zusammen und hat auch eine Beziehung mit ihr. Andy ist ein Freund der beiden, der in den Sozialen Medien sehr aktiv ist und sich auch damit auskennt. Sein heimlicher Traum ist es, irgendwann damit ganz groß rauszukommen, was sich bald erfüllen soll.

Als April eines nachts nach der Arbeit durch New York streift, entdeckt sie eine riesige Statue, die kurz zuvor noch nicht da war. Da New York der Schmelztiegel von Künstlern aller Herren Länder zu sein scheint, nehmen nicht viele Passanten großartig Notiz davon und gehen einfach weiter. April fast auch, aber da überkommt sie ein Geistesblitz: Sie ruft Andy an und gemeinsam drehen sie ein lustiges Video mit der Roboterstatue, die sie „Carl“ tauft, das Andy auch gleich ins Netz stellt. Erschöpft fährt April nach Hause und legt sich erstmal hin. Als sie am nächsten Nachmittag aufwacht, ist nichts mehr so wie vorher: Das Video ist viral gegangen und noch dazu sind in vielen großen Städten „Carls“ von einer Sekunde auf die nächste aufgetaucht. Auf Videoüberwachungsbändern tauchen die Statuen auch nur „einfach so“ auf und es ist nur ein statisches Rauschen zu hören, aber unterschwellig auch noch „Don't stop me now“ von Queen.

Alles sehr mysteriös und Fernsehsender bieten April und Andy viel Geld, um Interviews und vor allem das Video ausstrahlen zu dürfen – alle sind euphorisiert. April wird bald fast genauso berühmt wie die "Carls", verdient viel Geld, bekommt einen Assistenten an die Seite gestellt und beginnt sich zu verändern...

Mir hat das Buch gut gefallen, denn es zeigt anschaulich, wie sich Internethypes verselbständigen können und dass selbst der Urheber dann fast keinerlei Macht mehr darüber hat. Man kann dabei profitieren oder eben auch nicht. Ist man nicht schnell genug, profitieren andere und wenn alles wieder vorbei ist, geht man gewachsen oder gebrochen hervor... Ein Buch wie gemacht für Hanks Zielgruppe und dabei durchaus unterhaltsam, so dass man über ein paar Längen gerne hinweg sieht.

Bewertung vom 18.02.2019
Cainstorm Island - Der Gejagte
Golien, Marie

Cainstorm Island - Der Gejagte


sehr gut

Dystopischer Jugendthriller

Emilio lässt sich einen Chip implantieren und ist damit jeden Tag für eine gewisse Zeit "auf Sendung", damit er etwas Geld verdient. Er steht auf der armen Seite, während seine Zuschauer auf der reichen Seite einer zwiegespaltenen, dystopischen Welt stehen. Als er in Notwehr in seinen Slums jemanden töten muss, ist er gerade auf Sendung und sein sowieso schon vorhandener Überlebenskampf spitzt sich zu.

Der Schreibstil liest sich flüssig und die Autorin schafft es, diese Welt mit relativ wenigen Worten perfekt zu beschreiben.

Die perfide Sensationslust am Überlebenskampf anderer war schon in mehreren Büchern und Filmen Thema. So ein bisschen "Tribute von Panem" und auch "Running Man" erkenne ich da wieder. Die Zielgruppe dürfte zwar jugendlich sein, durch den flüssigen Schreibstil und den irgendwie zeitlosen Plot kann das Buch aber auch Erwachsene ansprechen.

Es ist im Prinzip abgeschlossen, hat aber einen Cliffhanger, der auf eine Fortsetzung schließen lässt. Es hat mir gut gefallen, auch wenn natürlich alles auf Emilio ausgerichtet ist und die Nebencharaktere etwas wenig Raum bekamen.

Dass es irgendwann mal so sein könnte, dass wir jemandem in Echtzeit "folgen" können und quasi durch seine Augen "Abenteuer" erleben wollen, mag ich mittlerweile kaum noch bezweifeln - ist es doch schon heutzutage manchmal so. Eine perfide Menschenjagd zur Belustigung der Zuschauer soll bitte noch ganz, ganz, ganz lange auf sich warten lassen.

Bewertung vom 18.02.2019
Zukunft - Eine Biografie
Ogiermann, Jan M.

Zukunft - Eine Biografie


sehr gut

Die Aufmachung des Buchs gefällt mir ganz gut, denn der Text wird mit einigen Illustrationen aufgelockert.

Im Buch geht es um allerlei Politisches, mit dem man auch ganz nebenbei sein Allgemeinwissen aufpolieren kann. Dazwischen blitzen dann auch mal die Vorstellungen auf, die die Menschen aus dieser Zeit vom 20. und 21. Jahrhundert hatten. Sie waren nicht immer ganz falsch, selten aber exakt richtig und oft krude, wie z.B. dass dressierte Adler Luftschiffe durch die Luft zögen oder man bei Regen riesige Regenschirme über ganze Städte aufspannen würde.

Etwas mehr dieser Zukunftsfantasien und Vorstellungen von damals hätten dem Buch sicher gut getan, da man vom Klappentext her genau das erwarten konnte. Auch ein etwas lockererer Schreibstil wäre dann möglich gewesen.

Insgesamt aber ist es ein sehr gut recherchiertes Sachbuch, in dem man einiges über die Vergangenheit und auch politische Zusammenhänge lernt.

Bewertung vom 15.01.2019
Mörderische Renovierung
Cantero, Edgar

Mörderische Renovierung


ausgezeichnet

Schnitzeljagd zwischen zwei Buchdeckeln

Der junge Protagonist "A.", dessen Name nicht genannt wird, erbt von seinem bis dato unbekannten Cousin das sagenumwitterte "Axton-House" und zieht dort mit seiner unerschrockenen, stummen Freundin Niamh ein.

Schon bald häufen sich unerklärliche Ereignisse/Erscheinungen, die A. den Schlaf rauben und augenscheinlich nur ihn heimsuchen. Überhaupt ist Axton House irgendwie unheimlich und für die beiden eigentlich auch viel zu groß - sie verlaufen sich öfter und bräuchten doch so dringend den Butler, der es über Jahrzehnte hinweg in Schuss gehalten hat, aber der ist nach dem Selbstmord vom Hausherrn verschwunden...

Es beginnt eine Schnitzeljagd mit Notizen und Briefen vom verstorbenen Cousin, die sie entschlüsseln müssen und alte Bekannte und Weggefährte tauchen auf. Was hat es mit den jährlichen Treffen der mysteriösen Gruppe auf sich? Gab es Rituale? Steckt eine höhere Macht dahinter? Ein alter Geist, der sich an der Familie rächen will?

Der Schreibstil des Buches ist etwas sehr besonderes: Es wechselt zwischen Tagebucheinträgen, Beschreibungen von Videoaufzeichnungen, Tonbandaufnahmen, Briefen, Notizzetteln der stummen Niamh, Traumtagebüchern und abgebildeten Rätseln. Man könnte meinen, dass das den Lesefluss stocken lässt, aber es ist so gut gemacht, dass ich ohne Probleme switchen konnte und es eher auflockernd wirkt als störend. Der Handlung konnte ich wunderbar folgen.

Es ist spannend mit einer guten Prise Humor. Aber weder "Thriller" noch "Horror" trifft's... Es ist wirklich eine Schnitzeljagd zwischen zwei Buchdeckeln, die mich sehr begeistert hat, da ich besonders bei der Beschreibung der Ton- und Videoaufzeichnungen manchmal förmlich die alten Dielen knarzen hören und Schatten an Wand sehen konnte!

Spannendes Buch mit einer gehörigen Prise Humor und mal eine völlig neue Erzählweise.