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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2020
Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück


gut

Die Geschichte ist chronologisch in mehrere Teil geteilt und beginnt 1941 und endet ca. 1947. Der Hauptschauplatz ist Köln. Hier betreiben Marie und ihr Mann Matthias eine Bäckerei. Bei ihnen wohnt außerdem Maries Nichte Anna. Die Familie ist wichtig für Versorgung mit Backwaren in dieser Zeit. Dies ändert sich als Matthias dann doch eingezogen wird. Marie betreibt die Bäckerei allein bis sie dann durch einen Luftangriff zerstört wird. Als könnte es nicht noch schlimmer kommen, wird ihnen dann auch noch die Bäckerei aberkannt und sie landen förmlich auf der Straße, wo ein eisiger Winter herrscht. Marie und Anna kämpfen um das nackte Überleben, wie viele andere auch. 

Man merkt, dass sich Lilly Bernstein eindringlich mit der Zeit beschäftigt hat. Sie schildert relativ deutlich, was die Leute, am Beispiel von Marie und Anna in der Nachkriegszeit durchmachen mussten. Es fehlte an Ecken und Kanten an Nahrung und Gütern des täglichen Bedarfs. Vieles gab es nur auf Zuteilung und das hat einfach nicht gereicht, um richtig satt zu werden. Dazu kam der sehr kalte Winter, der viele hat leiden lassen. Noch mehr Menschen haben nach dem schweren Bombenangriff ihr Zuhause verloren. Hinzu kommen auch noch schweren Krankheiten wie Tuberkulose. Oft blieb nichts anderes übrige als sich in irgendwelche Abhängigkeiten zu bringen, denn natürlich gab es auch zu dieser Zeit Leute, die trotzdem mehr besaßen als andere. Auch Marie und Anna mussten sich in eine solche Abhängigkeit begeben.

Anna ist am Anfang der Geschichte ca. 12/ 13 Jahre und trotz vorangeschrittenen Krieges noch ein typisch junges, naives Mädchen. Das ändert sich ganz schnell als Marie und sie auf der Straße landen. Anna ist auch diejenige, die letztendlich auf dem Schwarzmarkt aktiv wird, um die kleine Familie unterstützen zu können. Damit sie ein Dach über dem Kopf haben trifft Marie eine Entscheidung, die Anna nicht wirklich gut heißt und unter der sie auch furchtbar leiden muss. Zwischen Marie und Anna wird es in der Zeit immer wieder mal schwierig. Marie versucht eher erwachsene, vernünftige Entscheidungen zu treffen und Anna ist ziemlich hitzig und leidenschaftlich, auch was ihre Loyalität gegenüber Matthias angeht, der dann verschollen ist. Ihr Verhalten ist natürlich ganz typisch für die eines Teenagers. Ich konnte Marie aber sehr gut verstehen als erwachsene Leserin. Anna konnte dann schon mal etwas anstrengend werden und Marie hat sich dann ganz schlecht gefühlt. 

Die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen, da der Schreibstil sehr einfach gehalten ist. Mir war für ein Buch für Erwachsene schon ein wenig zu flach. Vielleicht wird der Schreibstil bei weiteren Büchern noch etwas ausgereifter von der Autorin. Die Autorin liegt sehr viel Wert auf das zeitliche Geschehen und die zwischenmenschlichen Beziehungen, aber ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, was der rote Faden bzw. das Ziel der Geschichte sein sollten. Marie hat noch ein Geheimnis, was völlig unspektakulär ist für die Handlung. Für mich müssen solcherlei Geschichten immer auf etwas interessantes hinarbeiten, etwas, was der Leser unbedingt erfahren möchte, aber das fehlte mir hier. Nach längerem Überlegen, war es wohl das Warten, dass Matthias wieder kommt und noch eine weitere Person, der Anna ihr Herz geschenkt hat. Mir war das ein bisschen zu wenig. Der Fokus liegt hier sicher mehr auf der Entwicklung der Charaktere Marie und vor allem Anna.

FAZIT:

Ich bin ein bisschen hin und her gerissen was Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück angeht. Ich fand es auf der einen Seite ein eindringliche Darstellung der damaligen Zeit. Lilly Bernstein schildert es so eindringlich, dass es wirklich schon sehr schmerzhaft beim Lesen wird, aber sie beschönigt eben auch nicht.

Bewertung vom 27.10.2020
Weil alles jetzt beginnt
Holmes, Linda

Weil alles jetzt beginnt


sehr gut

MEINUNG:

Dieses Buch hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Schirm, wenn es mir nicht als Überraschung zu geschickt worden wäre. Zumindest ist das Cover ein optischer Hingucker und auch die Story fand ich sehr ansprechend.

Weil alles beginnt ist in vier Teile gegliedert, die sich an den Jahreszeiten orientieren. Das Buch beginnt mit Herbst und ist damit für mich schon eine ideale Herbstlektüre. Die Geschichte spielt in Maine, was ein weiterer Pluspunkt ist, denn ich mag New England sehr gern. In der Geschichte geht es um Evvie, die vor einem Jahr ihren Mann verloren hat, den sie allerdings am Tag seines tödlichen Unfalls verlassen wollte. Außerdem ist da noch Dean. Der einst gefeierte Baseballstar kann plötzlich nicht werfen und seine Karriere steht vor dem aus. Dean sucht nach dem großem Medienrummel nach einem ruhigen Platz für eine Auszeit und wird über einen gemeinsamen Freund bei Evvie fündig und bezieht dort die Einliegerwohnung.

Evvie ist ein ziemlich interessanter und facettenreicher Charakter, der mehr Päckchen zu tragen hat als man am Anfang meinen mag. Da ist natürlich der Tod ihres Mannes, der Arzt war und in dem kleinen Ort in Maine fast schon ein Gott in Weiß war. Es fällt schwer zu glauben, dass dieser Mann eben auch seine Schattenseiten hatte, die Evvie nach 15 gemeinsamen Jahren dazu bewogen hatten, ihn endlich zu verlassen. Da dieser nun verstorben ist, kommt es zu einer recht großen Diskrepanz in Evvie innerem Seelenleben. Sie steht innerlich zwischen den Stühlen, dass sie ihn eigentlich nicht sonderlich vermisst und kommt sich dabei aber gleichzeitig schlecht vor, schließlich darf schon gar nicht über Tote schlecht reden. Dazu kommt, dass Evvie sich niemanden anvertraut mit ihren Problemen in der Ehe. Man spürt aber, dass sie das ein bisschen hindert einen Neuanfang zu wagen und es ihr trotzdem brodelt. Ich mochte Evvie sehr gern. Sie liest seht viel und hat einen interessanten Job: Sie transkribiert Tondateien in Textdateien. Evvie ist auch ziemlich genügsam und mit recht wenig zufrieden.

Gegenüber Evvie erschien mir Dean fast ein wenig blass. Als gescheiterter Baseballstar muss auch er sich überlegen, wie es für ihn weiter gehen soll. Evvie und er finden recht schnell einen Draht zueinander. Auch er ist ziemlich unaufgeregt und gerade deswegen war es auch so angenehm über und von den beiden zu lesen. Ihre Annäherung findet recht langsam und damit aber nachvollziehbar statt.  Es gibt auch immer wieder Situationen, die beide zurück wirft und dennoch halten sie aneinander fest. Mir hat es gefallen, dass vor allem Evvie noch so ihre Hürden hatte, die Dean auch respektiert hat. Am Beispiel der beiden zeigt die Autorin auch sehr schön, dass Veränderungen und Neuanfänge ihre Zeit brauchen und dass an einem Tag einen Schritt vor und anderem Tag wieder zwei Schritte zurück geht. Ganz besonders habe ich auch die Atmosphäre New Englands genossen, die die Autorin sehr schön transportiert hat.

FAZIT:

Weil alles beginnt war für mich eine zauberhaften Liebesgeschichte, die in einer meine Lieblingsregion in den USA, nämlich in New England gespielt hat. Es ist die Geschichte zweier Herzen, die einen Neuanfang wagen. Die Art der Geschichte ist nichts Neues, aber alles in allem ist ein Buch zum Wohlfühlen, besonders jetzt zur Herbst- und Winterzeit.

Bewertung vom 10.06.2020
Wie uns die Liebe fand
Stihlé, Claire

Wie uns die Liebe fand


sehr gut

MEINUNG:

Ich muss zugeben, dass mich Wie uns die Liebe fand vor allem durch das Cover ins Auge gefallen ist. Als das Buch hier angekommen, muss ich sagen, dass das Cover in Echt noch viel schöner ist als auf Bilder. Französische Literatur entspricht eigentlich nicht meinem Beuteschema, aber ich habe festgestellt, dass das Elsaß noch mal eine Region für sich ist.

Es geht um Madame Nanon, genannt Madame Nan, ihre vier Töchter und die Liebe. Sie selbst ist die Ich-Erzählerin und lässt ein Teil ihres Lebens nun mit 92 Jahren Revue passieren. Genauer gesagt geht es um sie und Monsieur Boberschram, was aber zunächst gar nicht im Vordergrund steht. Madame Nans beginnt mit dem Rückblick als sie ihren ersten Mann Bernhard bereits verloren hat und die Familie Nanon von Monsieur Boberschram sein Laden gescheckt bekommt und damit die Zeit des "Chez Malou" beginnt. Madame Nan hat vier Töchter, die alle noch bei ihr im Haus wohnen. Später kommen noch der oder andere Schwiegersohn dazu.

Das Chez Malou wird zur Begegnungsstätte der Einwohner von Bois-des-Val. Eines Tages kommt Marie und ihr Freund Malou, nachdem der Laden auch benannt ist, weil Malou Monsieur Boberschram vor einem Überfall gerettet hat, auf die Idee Liebeskugeln zu kreieren. Von diesen Liebeskugeln muss jede der beiden Personen eine Kugel am Körper tragen, damit hier die Liebe entstehen kann. Man muss das mit ein bisschen Humor sehen, weil ansonsten ist man hier schnell genervt. Jedenfalls ging es mir so am Anfang. Ich hatte mit der Geschichte daher auch so meine Startschwierigkeiten. Ich musste mich erst richtig auf die Geschichte einlassen. Viele Dinge muss man hier mit einem Schmunzeln sehen.

Ein paar Dinge haben mich aber auch wirklich dauerhaft gestört, z.B. sagte Madame Nan jedes Mal, wenn sie Bernhard sprach "Gott hab ihn selig". Mir gefiel auch nicht so gut, dass Malou als der einzige Mann im Hause Nanon, der einzige war, der immer diplomatisch genug war und vorgeschickt wurde, weil die vier Töchter zu viel Diskussionen/ Zickereien hatten. Solche Darstellungsweise finde ich persönlich etwas fragwürdig. Durch die dritte Tochter Chloé werden aber immer wieder Gleichberechtigungsthemen aufgeworfen, was auch wichtig ist. Mir kam es hier manchmal so ein bisschen altertümlich vor.

Für alle, die gerne die genannten elsässischen Rezepte nach kochen möchten, gibt es hinten einen 50-seitigen Rezeptteil. 

FAZIT:

Wie uns die Liebe fand war für meine Geschichte, die ich mit gemischten Gefühlen gelesen habe. Anfangs fand ich die Story schon etwas "schrullig", aber mit der Zeit habe ich den Ort und die Leute doch sehr lieb gewonnen, weil die Liebe hier auch hoch gefeiert wird, ohne dass diese aber immer Mittelpunkt steht. Man findet außerdem so viel Liebe zum Essen und zu der Region Elsaß. 

Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 06.05.2020
Was wir sind
Hope, Anna

Was wir sind


sehr gut

MEINUNG:

Geschichten um drei Frauen scheinen momentan recht beliebt zu sein. So las ich bereits Drei Wünsche von Laura Karasek, wo es ebenfalls um drei Frauen, ihr Leben und ihre Bedürfnisse ging. 

Was wir sind spielt in Groß Britannien und es geht um die drei Frauen und Freundinnen, Hannah, Cate und Lissa. Hannah ist glücklich verheiratet und es fehlt ihr an nichts im Leben, außer dass sie nicht schwanger wird. Cate ist von London nach Canterbury gezogen, um dort mit ihrem neugeborenen Sohn und Mann in ein Haus zu ziehen. In diese neue Rolle herein zu wachsen gelingt ihr nicht so gut. Lissa ist Schauspielerin und steht der Chance auf eine Traumrolle gegenüber. Nur mit der Liebe klappt es noch nicht so richtig.

Die Kapitel sind recht umfassend, aber innerhalb der Kapitel wechseln immer wieder die Sichten zwischen den drei Frauen. Das Erzähltempo ist sehr ruhig und man fragt sich am Anfang, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Zu Anfang ist natürlich relativ schnell klar, dass alle drei Frauen an einem Punkt im Leben sind, an dem sie nicht wirklich glücklich sind und der danach dazu auffordert etwas zu ändern. Im Gegensatz zu anderen Geschichten dieser Art ist der Grundtenor des Buches aber nicht melodramatisch oder deprimierend. Ich mochte die doch recht bildhafte Sprache der Autorin und konnte mir vieles sehr gut vor meinem geistigen Auge vorstellen. Ich mag sowieso gerne englische Literatur.

Ich fand alle drei Frauen so semi-sympathisch. Ich hatte den Eindruck, dass vor allem Lissa und Hannah doch sehr mit sich beschäftigt sind und dass sie sich gegenseitig nicht wirklich in dieser schwierigen Phase des Lebens beistehen. Vor allem zwischen Hannah und Cate, die sich schon aus der Schulzeit kennen ist es immer ein "Eiertanz", da Cate relativ ungeplant schwanger geworden ist, von einem Mann, denn sie noch nicht lange kannte und Hannah nun nicht schwanger wird. Für Cates Sorgen zeigt Hannah wenig Verständnis, was ich ziemlich unsympathisch fand. Auch die Beziehung zwischen Lissa und Hannah, die sich aus dem Studium kennen, wirkt etwas unterkühlt und die geht auf die andere nicht so wirklich ein. Über ihre eigenen Probleme und Sorgen vergessen sie , dass Freundschaft wichtig ist, um sich auch gegenseitig beistehen zu können oder Impulse in die richtige geben kann.

FAZIT:

Was wird sind ist ein ruhiges Buch über drei Frauen in englischer Kulisse, die ihren Platz und Weg im Leben noch finden müssen. Ich mochte vor allem den Schreib- und Erzählstil der Autorin, hätte mir aber gewünscht, dass die drei mehr für ihre Freundschaft tun.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 13.11.2019
Der Store
Hart, Rob

Der Store


sehr gut

In dem Buch geht es um das Unternehmen Cloud. Man erfährt sowohl etwas über die Vergangenheit, die Gründung, die Gegenwart und auch etwas über die Zukunft. Das Buch wird aus mehreren Sichten erzählt, aber vor allem aus der Sicht von Paxton und Zinnia. Gibson, der Gründer von Cloud wird auch in der Erzählweise aufgegriffen und bringt somit eine gute Spannung in das Buch. Da Gibson kurz vor dem Sterben steht, will er allen Menschen auf seinem Blog erzählen wie es zur Gründung von Cloud kommt und vor allem will er mitteilen, wer der Nachfolger von Cloud wird und somit das Unternehmen leitet. Man lernt Cloud von allen Seiten kenne. Dieses Unternehmen ist vergleichbar mit unserem Amazon.de ! Irgendwie musste ich während des Lesens immer daran denken. Cloud ist ein unglaublich großes, weltweites und vernetztes Unternehmen. Den Mitarbeitern soll es an nichts fehlen. Ärzte, Restaurants, Shoppingmalls, Kino und sogar eigene Wohnungen werden den Mitarbeitern gestellt. Gibson Walls möchte die unnötige Anfahrtszeit vermeiden und bittet deshalb jedem Mitarbeiter einen angenehmen Arbeitsweg. Paxton und Zinnia lernen sich bei einem Einstellungstest kennen, diesen muss jeder Mitarbeiter durchführen. Wenn das Licht grün ist, wurde man angenommen. Ist das Licht aber rot wurde man abgelehnt und man darf nicht bei Cloud arbeiten. Natürlich haben Paxton und Zinnia beide ein grünes Licht nach ihrem Test und so kommen sie auch ins Gespräch. Während des Lesens merkt man, das die beiden Angestellten noch andere Ambitionen haben als einfach nur bei Cloud zu arbeiten. Paxton z. B. hat vorher in einem Gefängnis als Vollzugsbeamter gearbeitet, weshalb er auch in das Sicherheitsteam kam. Das passte im so gar nicht, er arrangierte sich aber mit seinem Schicksal. Über Zinnia hingegen erfährt man relativ wenig, nur das Sie ins System von Cloud wollte. Ihre jetzige Anstellung in den Warenhäusern als Verpackerin war so gar nicht das was Sie sich vorstellte. Immerhin hatte Sie Auftraggeber und ein genaues Ziel. Als sie aber Paxton näherkommt, merkt Sie, das diese Verbindung nicht so schlecht für Sie ist. Der Spruch ‚Du bekommt alles im Store. Aber es hat seinen Preis.‘ passt wirklich sehr gut. Es passieren am Ende Dinge mit denen man als Leser nicht rechnet. Fazit: Das Buch ist sehr gelungen. Die Story ist sehr spannend und man fiebert mit allen Protagonisten mit. Das Buch beschäftigt sich mit einem sehr aktuellen Thema, dem Konsum von Onlineshopping. Wir manipulativ man eigentlich wird ist erschreckend. Wie oben schon beschrieben, erinnert mich Cloud wirklich an ein uns sehr bekanntes Unternehmen. Das Buch ist empfehlenswert für Leute die gerne mal umdenken möchten.

Bewertung vom 14.06.2019
Fünf Tage in Paris
Rosnay, Tatiana de

Fünf Tage in Paris


gut

MEINUNG:
Fünf Tage in Paris ist geprägt von dem sinnflutartigen Regen, der in Paris bereits 1910 alles lahmgelegt hat. Der Regen und seine Folgen sind in diesem Buch allgegenwärtig und dementsprechend passt das Cover auch sehr gut. Es erinnert mich ein bisschen an die Stromausfälle in New York, denn auch in Paris herrscht absoluter Ausnahmezustand.

Mittendrin veranstaltet die Familie Malegarde ein Familientreffen anlässlich des Hochzeitstages der Eltern und des 70. Geburtstages von Paul. Im Gepäck haben die beiden Kinder, Tilia und Linden, auch jede Menge eigene Sorgen. Linden und Tilia sind die Kinder des Franzosen Paul und der Amerikanerin Lauren. Linden lebt als erfolgreicher Fotograf in San Francisco zusammen mit seinem Lebensgefährten. Tilia ist in zweiter Ehe mit einem Londoner Kunsthändler verheiratet, der eine Alkoholproblem hat. Oberflächlich betrachtet hat es zunächst den Anschein, dass alles in Ordnung sei, doch darunter schwelen so einige Konflikte und viel Unausgesprochenes.

Überschattet wird dies alles als Paul einen Schlaganfall erleidet und die familiäre Situation akkut in Schieflage gerät, denn Lauren erkrankt schwer an einer Lungenentzündung und Tilia schafft es nicht dem Vater im Krankenhaus beizustehen, also ist es an Linden die Familie zusammenzuhalten. Pauls Liebe zu Bäumen ist allgegenwärtig, auch in Lindens Kindheit. Lindens Homosexualität ist ein Fakt über den Vater und Sohn nicht gesprochen haben und der Linden sehr belastet, weil er schlicht und einfach an der Liebe von Paul zweifelt. Ich habe in einem Buch allerdings selten so eine tiefe Liebe erfahren, wie Linden sie zu seinem Lebensgefährten hegt. Obwohl dieser in der USA geblieben ist, ist er allgegenwärtig und Lindens Stütze in der Zeit, wo man nicht weiß, wie es mit Paul weiter geht.

Zwischen diesen Ereignissen gibt es immer wieder Einschübe eines Ich-Erzählers, der schnell als Paul identifiziert werden kann. Man spürt, dass irgendetwas in der Vergangenheit vorgefallen sein muss, dass Paul zu dem Menschen gemacht hat, der er ist. Paul spielt in diesem Buch eine große Rolle, auch wenn er eigentlich die ganze Zeit stumm ist. Pauls Liebe zu den Bäumen nimmt im Leben aller eine große Rolle ein. Der Schreibstil der Autorin ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn er enthält keine wirklichen Dialoge, sondern erzählt nur indirekt. Die Kapitel sind sehr lang und haben kaum Absätze. In dem doch recht schmalen Büchlein wird auch sehr viel gesagt, so dass man es nicht an einem Stück lesen kann. Man braucht hier Zeit, um es auf sich wirken zu lassen.

FAZIT:
Fünf Tage in Paris ist eine sehr intensive, wenn auch relativ ruhige Geschichte über eine Familie, die erst durch äußere Schicksalsschläge wirklich mal miteinander redet und so auch zueinander findet. Mir hat sich nur der Schluss nicht so richtig erschlossen.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 13.03.2019
Mein Jahr mit Dir
Whelan, Julia

Mein Jahr mit Dir


gut

Das Buch kam mir sehr gelegen, weil ich gerade ein Buch beendet hatte, wo die Protagonisten nach Oxford gehen wollten. Außerdem bin ich wirklich großer Liebhaber von England und Literatur, die dort spielt.

Mit Ella konnte ich mich zum Anfang sehr gut anfreunden. Sie ist eine junge Amerikanerin, die ein Rhodes-Stipendium für Oxford bekommen hat. Mir war dieses Stipendium bisher nicht bekannt, aber für Amerikaner muss es eine große Sache sein, denn darauf wird mehr als einmal "rumgeritten" bis es dann auch jeder Leser verstanden hat. Ella wird bei ihrer Ankunft dann auch gleich vom Mitarbeiter einer zukünftigen US-Präsidentin verpflichtet für sie zu arbeiten. Ihr Jahr in Oxford ist dafür kein Hindernis. Das fand ich alles enorm sympathisch. Ella findet auch sehr schnell Anschluss zu drei sympathischen, typisch britischen jungen Komilitonen: Maggie, Tom und Charlie, die Ella unter ihre Fittiche nehmen.

In ihrer ersten Vorlesung trifft Ella auf Jamie, dem sie vorher bereits in einem Fisch & Chips Restaurant begegnet ist und von dem sie einen ganz furchtbaren ersten Eindruck hatte. Auch wenn diese erste Begegnung nicht von Erfolg gekrönt war, sprang der Funke zwischen den beiden aber dennoch über. Da Ella ein festes Rückreisedatum hat, vereinbaren beide, dass es nur eine lockere Affäre bleiben soll. Doch es entwickelt sich mehr und Ella hat den Eindruck, dass Jamie ihr etwas verheimlicht. Also ich habe das nicht voraus gesehen, was Jamies Geheimnis ist. Ellas Reaktion darauf fand ich absolut unterirdisch, weil sie scheinbar gar kein Mitgefühl aufbringen konnte, was an der Stelle einfach angebracht gewesen wäre. Vor allem passte das absolut nicht zu ihr. Mit dieser Wendung hatte mich das Buch verloren, weil hier einfach schon altbekannter Stoff nochmals aufgelegt wurde und mich die Geschichte, dann an sehr sehr bekanntes Buch erinnert hat.

Ich mochte an dem Buch sehr, dass man die Liebe zur Literatur fast auf jeder Seite gespürt hat. Jedes Kapitel begann mit einem Zitat, dass zum Inhalt des Kapitels passte. Die Autorin muss hier entweder sehr viel recherchiert oder selbst Literatur studiert haben. Mir als Vielleser gefiel das natürlich sehr, auch wenn das nicht so ganz meine Epoche war.

Fazit:
Mir gefiel das Buch bis die Wendung kam. Das Thema gibt es einfach zu häufig in Liebesromanen. Es ist eine bittersüße Liebesgeschichte, deren Ende offen wirkt, aber es dennoch nicht ist. Ich mochte das englische/ britische Setting und die Charaktere waren auch in Ordnung.

Bewertung vom 30.10.2018
Feinde
Saygin, Susanne

Feinde


ausgezeichnet

MEINUNG:
Can und seine Vorgesetzte Simone, Polizisten in Köln, werden zu einem Doppelmord zweier Roma auf einer Baustelle gerufen. Zunächst tappen beide völlig im Dunkeln, denn keiner will etwas wissen oder gesehen haben. Erst als ein Informant auspackt, kommen die beiden auf eine Spur, die auch für sie und ihre berufliche Laufbahn äußerst gefährlich werden kann.

Als ich den Thriller begonnen habe, hatte ich natürlich eine gewisse Ahnung, wohin das führen würde, aber mir war nicht klar, in was für menschliche Abgründe man schaut und dass sowas genau so in unserer Realität passiert. Natürlich hört man dieses und jenes in den Medien oder hat das eine oder andere dazu gelesen. Man merkt dem Buch sehr deutlich an, dass die Autorin hier viel Recherchearbeit reingesteckt hat. Sie liefert unfassbar viel Hintergrundwissen über die Strukturen der Roma bei uns und natürlich auch in ihren Herkunftsländern. Schon allein deswegen sollte man dieses Buch gelesen haben.

Schon nach den ersten 50 Seiten konnte ich das Buch nur schwer zur Seite legen. Die Handlung ist sehr dicht gepackt. Auch das Privatleben von Can spielt eine Rolle. Can hat seine damalige Freundin verloren. Man spürt, dass ihn das immer noch beschäftigt. Meistens empfinde ich das als störend, aber in der Regel schildern Autoren solche Dinge nicht ohne Grund. Auch die Beziehung zu seiner Mitbewohnerin ist ein essentieller Bestandteil für Can und für die Geschichte. Immer wieder bruchstückhaft erinnert sich Can an viele Ereignisse in der Vergangenheit. Anfangs habe ich da kein Muster drin erkannt, aber auch das hat alles seinen festen Plan.

Die Geschichte ist nichts für zarte Gemüter. Der Schreibstil ist häufig ziemlich grob, aber etwas anderes hätte hier auch nicht gepasst. Die Autorin nimmt uns auch virtuell durch Köln mit, auch wenn ich dort nur wenige Ecken kenne. Man spürt, dass sie von dort ist und sich dort gut auskennt. Gegen Ende spitzen sich die Ereignisse enorm zu. Minimaler Kritikpunkt ist für mich das trotzdem das Ende und die offenen Fragen.

FAZIT:
Für einer der besten Thriller, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Vor allem die jahrelange Recherche merkt man dem Buch an und genau das macht es zu einem echten Geheimtipp. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, ich würde hier eher ein 700 Seiten starkes Buch lesen. Minimaler Kritikpunkt ist für mich das Ende und die offenen Fragen.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 17.07.2018
Opfermoor
Jansson, Susanne

Opfermoor


gut

Das Buch stand schon länger auf meiner Wunschliste. Vor allem hatte mich das tolle mysteriös wirkende Cover angsprochen. Seit Henning Mankell bin genauso Fan von schwedischen Krimis und Spannungsromanen.

Ich habe relativ leicht in die Geschichte rein gefunden. Der Schreibstil lässt sich leicht und flüssig lesen. Es hätte für meinen Geschmack noch etwas atmosphärischer sein können. Da fehlte die ein oder andere Beschreibung, die das noch besser hätte unterstützen können. Die Story wird aus zwei Erzählperspektiven erzählt: Einmal taucht man immer wieder mit Natalie in die Vergangenheit und auf der anderen Seite begleitet der Leser Maya, die auch als Polizeifotografin tätig ist. Ich fand beide Frauen jetzt nicht sofort zugänglich, wobei mir Maya gleich besser gefallen hat. Der Fokus der Geschichte liegt ganz klar hier auf den beiden Frauen.

Die Spannung war gleich spürbar am Anfang, ließ dann aber leider nach im weiteren Verlauf der Geschichte, was ich schade fand. Das Buch nimmt einen relativ klassischen Verlauf und irgendwann habe ich auch geahnt, was dahinter steckt.

Fazit:
Definitv keine schlechte Unterhaltung und ein leicht zu lesender Spannungsroman, aber es gab einige Schwäche, welche das Buch zu einem Highlight gemacht hätten.

Bewertung vom 11.04.2018
From Scratch - Alles neu mit dir (eBook, ePUB)
Kade, Stacey

From Scratch - Alles neu mit dir (eBook, ePUB)


gut

MEINUNG:
From Scratch wurde gefühlt ewig verschoben. Es sollte eigentlich schon 2017 erscheinen, auch mit einem anderen Cover, wobei dieses wirklich wunderschön ist. Schade, dass der Verlag sich entschlossen hat, es erstmal nur als eBook herauszubringen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Amanda und Chase erzählt. Gleich im Prolog wird man mit Amandas Entführung bzw. deren Befreiung konfrontiert. Der Rest der Geschichte spielt 2 Jahre als später als Amanda und Chase sich auch im wirklichen Leben begegnen. Chase versucht karrieretechnisch wieder auf die Beine zu kommen und Amanda nutzt die Gelegenheit Chase zu begleiten, um endlich mal ihrer relativ übervorsorglichen Familie zu entkommen. Für beide an sich eine Win-Win-Situation.

Der Schreibstil von Stacey Kade ist sehr gefühlvoll. Generell liegt in dem über 500 Seiten starken Buch der Fokus auf den Gefühlen von und zwischen Chase und Amanda. Vor allem ist eine spannende Person, denn ich denke, dass die wenigstens beurteilen können, wie man mit so einer Entführung umgeht. Anfangs ist Amanda noch häufig von Panikattacken übermannt und versteckt sich im Schrank. Dennoch geht sie mit dem, was ihr passiert sehr offen und stellenweise sogar mit schwarzem Humor um, was der Stimmung des Buches zu Gute kommt. Amanda blüht aber dann zusehends auf und wagt sich recht über eigenen Grenzen hinaus, weil sie endlich selbst entscheiden kann, was sie tun möchte. Ob das jetzt zu schnell war, möchte ich gar nicht beurteilen wollen, weil Amandas Situation eben sehr besonders ist. Ich denke, dass ihre Familie, sie dort stark gebremst hat. Die Fürsorge und Vorsicht von ihrer Mutter ist schier grenzenlos, aber eben auch verständlich. Jeder aus ihrer Familie geht anders mit Amandas Entführung um. Doch eines haben sie gemeinsam: Alle sind von Schuldgefühlen geplagt.

Mit Chase konnte ich sehr wenig anfangen. Er wirkt eigentlich durchgehend sehr unsicher. Klar, in der Vergangenheit ist einiges passiert und er hat vielen Menschen in seinem Umfeld sehr weh getan. Er ist trockener Alkoholiker. Da kommt vieles zusammen. Er möchte ein anderer Mensch werden, aber gerät immer wieder in einen Strudel von Intrigen, die sein Job wohl so mit sich bringe. Denn auch andere wollen von seinem Ruhm profitieren.

Das Buch beginnt sehr stark, flacht dann aber in meinen Augen ab der Hälfte ab. Mein Problem mit dem Buch ist, dass mir hier einfach der Aufbau einer richtigen Handlung gefehlt hat. Es dreht sich sehr viel nur um Chase und Amanda und wie sie zusammenkommen. Natürlich ist es eine Liebesgeschichte, aber der Filmdreh bietet in meinen Augen eine sehr gute Background Story, die nicht richtig genutzt worden ist. Die Autorin streut auch immer wieder ein paar Aufreger ein, geht aber darüber dann relativ schnell wieder hinweg. Am Schluss kommt dann alles auf einmal und es werden wieder spontan Personen aus dem Hut gezaubert, die vorher nie erwähnt worden sind.

FAZIT:
Mit Amanda hat Stacey Kade hier eine wirklich außergewöhnliche Protagonistin geschaffen, deren Geschichte die Basis für eine gute Story bietet. Leider empfand ich die Umsetzung als nicht so ganz gelungen und hatte mir hier mehr versprochen. Gerne hätte auf dem doch relativ umfangreichen Buch ein bisschen Handlung sein können.