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ann-marie

Bewertungen

Insgesamt 68 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2021
Falscher Glanz / Die Kaffeehaus-Saga Bd.2
Lacrosse, Marie

Falscher Glanz / Die Kaffeehaus-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Ein äußerst interessanter und historisch verbürgter Blick in die Zeit und das Leben von Kaiserin Sisi

Der zweite Band der Kaffeehaus-Trilogie von Marie Lacrosse um das Wiener Kaffeehaus und die Geschichte um Sophie von Werdenfels und Richard von Löwenstein beginnt einen guten Monat nach dem bis heute historisch überlieferten mysteriösen Tod von Kronprinz Rudolf und Marie von Vetsera, besser bekannt als Mary.
Sophie, enge Freundin von Marie, und Richard, enger Vertrauter von Rudolf werden auf sehr unorthodoxe Weise zum Schweigen über die tatsächlichen Ereignisse auf Schloss Mayerding gebracht: Sophie wird an den Hof von Kaiserin Sisi berufen, auch wenn ihr Adelsstand deutlich niedriger ist als der von anderen Hofdamen. Und Richard, der auf Grund seiner militärischen Ausbildung eine Strafversetzung in den abgelegensten Teil des Kaiserreichs erwartet, wird von Erzherzog Albrecht, einem Großonkel von Rudolf, in dessen eigenen Stab, direkt in Wien, berufen.
Mit Hilfe dieser beiden Romanfiguren, mit denen man sich auf Anhieb identifizieren kann, gelingt der Eintritt in diese Zeit und deren Ereignisse, sehr leicht und hervorragend. Klug, wachsam, taktvoll und immer mit einer gewissen Vorsicht ausgestattet, überzeugen beide von Anfang an und man vergisst nach und nach, dass es sich "nur" um fiktive Gestalten handelt. Gerade in der Figur von Sophie gelingt es der Autorin hervorragend, die damaligen Gepflogenheiten, Erwartungshaltungen, die Arroganz, Überheblichkeit aber auch das diskriminierende, neidische und ignorante Verhalten der hohen und höchsten gesellschaftlichen Kreise hautnah kennenzulernen und mitzuerleben. Dabei teils erschreckend zu erfahren, dass der ganze zur Schau gestellte Glanz für die Öffentlichkeit inszeniert ist und dass beispielsweise der gewöhnliche Alltag einer Hofdame alles andere als glanzvoll ist. Und mit Hilfe der Figur von Richard taucht man ein in eine Welt, die ihrer eigenen Verschwiegenheit unterliegt. Wird es doch seine Aufgabe sein, diverse Missstände des Militärs aufzudecken und für Abhilfe zu sorgen. Wenn es sich auch um einen eher männlichen Arbeitsbereich handelt, gelingt es sehr gut, dies alles verständlich darzulegen.
Darüber hinaus trifft man in diesem Roman auch bekannte Romanfiguren aus anderen Romanen der Autorin, der Weingut-Saga, wieder. Auf eine durchaus realistische Weise und doch "so ganz nebenbei" ist auch die Familie Gerban, allen voran Irene, wieder mit von der Partie. Vor allem sie bleibt sich ihrer Rolle als Kämpferin für ungerechte Arbeitsbedingungen treu und diese Einstellung wird überaus geschickt letztendlich mit dem historisch überlieferten Streik der Wiener Tramway-Kutscher verknüpft.
Auch wenn es verschiedene Erzählstränge und dadurch bedingt unterschiedliche Örtlichkeiten gibt, so wird man durch die Überschriften von einzelnen Leseabschnitten – einem Bild gleich – direkt in die folgende Leseszene versetzt. Beinhaltet doch die Überschrift nicht nur Datum und Ort, sondern auch den genauen Wochentag und konkrete zeitliche Angaben. Dies hat mir sehr gut gefallen, weil es mir in dieser Form bisher noch in keinem anderen Roman aufgefallen ist. Zwar nur eine Kleinigkeit, aber eine bedeutende, die diesen Roman deutlich aus dem Gros der historischen romane hervorhebt. Das gleiche gilt für das Cover aller drei Bände, da jeweils die gleiche Frauengestalt im gleichen Kleid, dieses allerdings in unterschiedlichen Farben und jeweils mit einem Blick auf ein Wiener Kaffeehaus gewählt wurde. Und zum Schluss verdient auch das Personenregister gleich zu Beginn des Romans mit interessanten Anmerkungen zu einzelnen realen Personen eine besondere Erwähnung.

Bewertung vom 19.04.2021
Lavendeltage in der Auberge de Lilly
Stieglitz, Marion

Lavendeltage in der Auberge de Lilly


ausgezeichnet

Eine sommerliche Liebeserklärung an die Provence

Knapp 300 bezaubernde und verzaubernde Seiten entführen schon nach wenigen Seiten in die sonnenverwöhnte Provence. Vorbei an blühenden und duftenden Lavendelfeldern in ein kleines aber feines, liebevoll familiäres und ganz besonderes Hotel.
Leo und Helen – zwei Gegensätze ziehen sich an. Anders lässt sich ihr unterschiedliche Lebensphilosophie nicht bezeichnen. Leo, der mit offenen Augen durch die Welt geht und immer etwas positives entdeckt, der zu Spontanhandlungen neigt und mit seiner Lebensfreude andere Menschen anstecken möchte. Auf der anderen Seite Helen, die auch viele Jahre später noch unter einem Schicksalsschlag leidet, wohlüberlegte und –durchdachte Entscheidungen trifft und vor einer beruflichen Herausforderung steht, die sich allerdings noch in den letzten Planungsschritten befindet. Mit dem spontanen Kauf eines alten und sehr reparaturanfälligen Bulli und der ebenfalls spontanen Entscheidungen eines Kurzurlaubs in der Provence findet sich Helen dann unversehens in einem kleinen Hotel in der Provence wieder. Da Leo in die Reparaturbedürftigkeit des maroden Bulli sehr viel Zeit investieren muss, genießt Helen die unerwartete Reisepause für Ausflüge in die Umgebung, entdeckt dabei einen – leider geschlossenen - kleinen Laden, in dem ausschließlich Artikel mit Lavendel angeboten werden. Und lernt zufälligerweise auch den äußerst attraktiven und zuvorkommenden Besitzer kennen.
Auch wenn alles darauf hinauszulaufen scheint, dass Helen und Leo nicht nur getrennt zurück nach Deutschland reisen werden sondern auch ihre jeweiligen Lebenswege voneinander wegführen, so sind es letzendlich die Reiki-Meister Sunita und Hari, die den beiden durch eine tägliche kleine Aufgaben wieder die Augen füreinander öffnen.
Ein Roman, der mich nicht nur durch die leichte, luftige aber auch spritzige Schreibweise auf den ersten Blick in seinen Bann gezogen hat. Aber auch mit einer Geschichte, die zum Nachdenken einlädt. Mit Charakteren, die mich von Anfang an überzeugt haben und die ich liebend gerne kennenlernen würde.Allen voran Leo, dem es immer wieder gelingt, dem Einerlei des Alltags zu entfliehen und dem es gelingt, immer wieder Positives zu entdecken und Lebensfreude zu entdecken und weiterzugeben. Dessen ernsthaften und tiefgründigen Gedanken in einem ganz berührenden Brief an Helen zum Ausdruck kommen, die seine dargestellten Charakterzüge voll unterstreichen. Und auch Helen, charakterlich ganz anders ausgestattet, überkommen immer wieder Bedenken und Zweifel ob einer neuen Beziehung. Gerade die Suche der beiden – wieder aufeinander zu oder doch lieber voneinander weg – durchzieht den ganzen Roman auf eine sehr feinfühlige und empathische Erzählweise, nimmt gefangen, berührt und lässt die Seiten wie im Flug vergehen. Dazu tragen aber auch all die anderen Romanfiguren, insbesondere die Hotelbesitzerin und Marianne, eine etwas ältere Dame und über viele Jahre Stammgast des Hotels, bei.
Ein Roman, der sich wie ein lauer Sommerabend lesen und genießen lässt und den ich liebend gerne weiterempfehlen möchte. Er hat mir sehr gut gefallen und ich vergeben von Herzen gerne die volle Punktzahl.

Bewertung vom 10.01.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


ausgezeichnet

Royale Ermittlerin mit verblüffender Aufklärungsrate

Cover und Titel haben mich nicht nur sofort neugierige gemacht – beides ist auch so treffend gewählt, dass ich schmunzeln musste. Zudem ahnte ich doch bereits, um was es sich handeln könnte. Wenn ich auch mein Fazit zu diesem kurzweiligen Buch bereits zu Beginn jetzt vorwegnehme: liebend gerne bin ich auch beim nächsten Fall wieder (lesend) mit im Ermittlerteam.
Handlungsort Schloss Windsor (wie kann es anders sein?), der mysteriöse Tod eines russischen Pianisten, der bestens bekannte MI5 scheint mit seinem Verdacht einen falschen Weg einzuschlagen, sodass der Queen und ihrer neuen Privatsekretärin Rosie nichts anderes übrig bleibt, als selbst zu ermitteln. Und ganz ladylike, ihr Ermittlungsergebnis dem Geheimnisdienst unauffällig zuzuleiten. Nur damit dieses begnadete Ermittlerinnenduo weitere Verbrechen – ganz im geheimen versteht sich – aufklären kann.
Ein kurzweiliges Lesevergnügen nicht nur mit einem interessanten Fall und ebensolchen Verdächtigen. Sondern auch mit so herrlich amüsanten, zwar sehr dezenten aber trotzdem offenkundigen Hinweisen auf bekannte Persönlichkeiten, die immer wieder zum schmunzeln einladen. Ich fühlte mich ein wenig an die Krimis mit Miss Marple erinnert – allerdings in der heutigen Zeit spielend. Ein wunderbarer Lesespaß, der sich sehr gut lesen lässt und den man leider schneller als erwartet beendet hat. Aus dem einfachen Grund, dass man ihn einfach nicht aus der Hand legen möchte.

Bewertung vom 10.01.2021
Happy Life Diät
Shahrivar, Shermine

Happy Life Diät


ausgezeichnet

Offene und hilfreiche Tipps für einen achtsamen Umgang mit sich selbst
Tja, was soll ich sagen … bereits der Titel dieses Buches hat mich zum Schmunzeln gebracht. Von mir frei übersetzt und zunächst mit der Frage verbunden "ein glückliches Leben mit bzw. trotz Diät?" Da ich gesund bin bzw. es keinen medizinischen Grund gibt, auf meine Nahrungsaufnahme achten zu müssen wie z.B. bei Glutenunverträglichkeit, wollte ich mehr wissen. Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass es sich nicht um eine spezielle Diät mit Ge- und Verboten handelt, sondern um den ganzheitlichen Aspekt, mit dem man sich und seinen Körper betrachten sollte. Dabei lässt sie mich an ihrem ganz persönlichen Weg zu einem ausgewogenen Leben und einem gesunden Köpergefühl teilhaben und wird dabei ganz konkret, in dem sie die Bedeutung von sechs Aspekten (Beziehungen, Spiritualität, Sexualität, Ernährung, Beauty und Sport) klar und deutlich herausarbeitet und deren gemeinsame Bedeutung für ein glückliches, gesundes und zufriedenes Leben aufzeigt.
Was mich zudem bereits auf den ersten Seiten angesprochen hat, ist die Offenheit der Autorin, die mich an einem wichtigen Meilenstein ihres Lebens teilhaben lässt und Betroffenheit bei mir auslöste. Dabei lässt sich durchaus erahnen, was sie erlebt zur kritischen Selbstreflektion veranlasst hat. Bewundernswert ihre Kraft, Problemen direkt ins Auge zu sehen, sie zu benennen und ihren Weg der Verarbeitung. Dieser Weg, der sie letztendlich zu einer ganzheitlichen positiven Lebenseinstellung führte und was sich im zu Grunde liegenden Buch bald aus jedem Satz herauslesen lässt. Vieles, was sie beschreibt, kommt mir sehr bekannt vor. Man findet sich immer wieder und kann sich ein zustimmendes Kopfnicken, aber auch schon mal ein überraschtes Staunen nicht verkneifen. Für mich eine ausgesprochene Wohltat, lesen zu könne, dass meine Fragen und Probleme durchaus nicht einmalig sind.
Von Anfang an war ich von dem Buch gefesselt und es zog mich immer mehr in seinen Bann. Fast, als wäre es nur für mich geschrieben bzw. als würde die Autorin mir ihr Herz ausschütten. Und mir gleichzeitig Mut machen, mit Hilfe ihrer Erkenntnisse mein Leben zu überdenken und zu ändern.

Bewertung vom 10.01.2021
Essen gut, alles gut
Niemeier, Heike

Essen gut, alles gut


sehr gut

Gesundes und bewusstes Essen lässt sich lernen

Lohnende, informative und lehrreiche Ein- und Ausblicke für einen bewussteren Umgang mit sich selbst
Die Autorin, Ökotrophologin, stellt auf rund 368 Seiten umfangreiche Informationen rund um Essen und Nahrungsmittel zusammen. Dies alles sorgfältig aufbereitet, zusammengetragen und überaus verständlich zu Papier gebracht.
Für mich von besonderem Interesse einmal genauer zu erfahren, wie und was sich im menschlichen Körper abspielt, wenn wir Nahrung zu uns nehmen. Vor allem auch zu erkennen, wie und was ineinandergreift und aufeinander abgestimmt ist. Wirklich ein faszinierender und leicht lesbarer Einblick in das Wunderwerk Mensch.
Dabei wird aber auch der Blick geschärft für einen seinem Körper gegenüber verantwortungsvollen Umgang mit Nahrungsmitteln. Dies bedeutet bei weitem nicht, wählerisch zu werden oder spezielle Diäten einzuhalten. Sondern sich einfach wieder auf die Signale seines Körpers, d.h. etwas essen, wenn der Magen danach verlangt, zu besinnen. Und auch bereit sein, liebgewonnene aber wenig zufriedenstellende Essgewohnheiten aufzugeben. Dabei zeigt die Autorin auf, dass bereits sehr kleine Veränderungen durchaus eine unerwartete positive Wirkung bei sich selbst nach sich ziehen können.
Ein empfehlenswerter Ratgeber, vor allem auch, weil er mir auch kompetente und fundierte Auskünfte gerade wenn es sich um sinnvolle Nahrungsmittel handelt. Tröstlich aber auch zu erfahren, dass man nicht "verzichtend" leben muss, sondern durchaus auch einmal "über die Sränge" schlagen kann. Aber auch dies vor dem Aspekt, wieder zu bewussteren Ernährung zurückzukehren.
Ergänzt durch alltagstaugliche Rezepte möchte ich dieses Buch nicht mehr missen. Mit einmal lesen ist es bei mir nicht getan, dient es doch als gern genutztes "Nachschlagewerk"
bewusstes Essen

Bewertung vom 10.01.2021
Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels
Kiechle, Marion;Gorkow, Julie

Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels


sehr gut

Interessante Informationen mit praktischer Umsetzung
Als ausgesprochener Laie, was die Abläufe im Körper nach der Nahrungsaufnahme betrifft, beschäftige ich mich bereits seit längerem mit diesem hochinteressanten Thema. Bereits der Titel hat mich nicht nur neugierig gemacht, sondern sofort angesprochen und in seinen Bann gezogen. Und ich wurde nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil eröffneten und erschlossen sich mir weitere wichtige Zusammenhänge und Funktionen.
In diesem Buch geht es aber nicht nur um den unbemerkt ablaufenden körperlichen Fettstoffwechsel, sondern auch weitere Aspekte, die Einfluss auf unseren Körper haben wie z.B. Bewegung, Hormone und natürlich auch die Ernährung insgesamt finden Berücksichtigung und werden ansprechend und aufschlussreich dargestellt. Vor allem auch von großer Bedeutung, dass und welche Änderung, sei sie auch noch so klein, Auswirkungen auf den Körper haben kann. Für mich einmal mehr ein Einblick in das Wunderwerk Mensch und das faszinierende und wichtige Zusammenspiel einzelner Abläufe bzw. Prozesse im Körper, damit wir uns einfach nur "rundum wohl und zufrieden" fühlen.
Besonders hervorheben möchte ich die Kapitel 2 und 3, in denen es sich um die praktische Anwendung handelt. Es finden sich Informationen über die richtige und effizienteste Ernährung und überaus gelungene alltagstaugliche Informationen, mit deren Hilfe sich eine ggfs. erforderliche oder gewünschte Umstellung seiner persönlichen Ernährung umsetzen lässt. Ergänzend dazu auch einige Rezepte, die einen Ein- bzw. Umstieg nicht nur erleichtern, sondern geradezu einladen, sie auszuprobieren.
Ein informativer, gelungener und praktikabler Ratgeber.

Bewertung vom 30.12.2020
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


ausgezeichnet

Eine hinreißende und geheimnisvolle familiäre Zeitreise

Deutsche Geschichte, spannend und generationenübergreifend mit Hilfe von vier Frauen erzählt

Ein auf den ersten Blick ungewöhnlicher Titel, bei dem ich mich sofort gefragt habe, was auf eine sehr knappe Art beschrieben wird. Ein Bild? Eine Momentaufnahme? Eine Regieanweisung? In Verbindung mit einem anziehenden Cover war meine Neugier geweckt und ich begab mich auf die Suche nach dieser geheimnisvollen jungen Frau und ihrer Geschichte. Schnell fand ich mich wieder in der Familiengeschichte von Senta, Evelyn, Silvia und Hannah – 4 Frauen aus 4 Generationen, eine Familie.
Hannah, die Jüngste im Bunde, wird durch einen Brief aus Israel völlig überraschend mit der Vergangenheit ihrer Großmutter, Evelyn, konfrontiert. Ihre Recherchen führen zurück bis ins Jahr 1920 und sie lernt und erfährt bisher unbekanntes, das untrennbar mit ihrer eigenen Geschichte verknüpft ist.
Eine überaus gelungene Idee der Autorin, historische Ereignisse gekonnt mit Hilfe dieser vier Frauen zu kombinieren. Da wird nicht nur die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, sondern auch die Zeit des Zweiten Weltkriegs, und hier ganz besonders im Hinblick auf die Heirat der Großmutter mit dem Sohn eines jüdischen Kunsthändlers, lebendig.
Der Roman lässt sich dank der kurzen Kapitel, des einnehmenden und flüssigen Schreibstils, geschickt eingebettete, teilweise recht große Zeitsprünge, sehr gut lesen. Dabei hat mich die Darstellung jeder Frau in jeder Zeitepoche überzeugt und mich fasziniert, deutscher Geschichte einmal in bisher unbekannter Form gegenüberzustehen.

Bewertung vom 29.12.2020
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


ausgezeichnet

Zwei Schwestern, deren Begabung zur Berufung wird

Ein hochinteressanter und spannender Leseausflug in die Anfänge der deutschen Kinderheilkunde

Ein Roman, der mich bereits beim ersten Blick auf das Cover nicht mehr losgelassen hat. Genauso neugierig wie der kleine Junge auf dem Cover war auch ich auf die Geschichte, die mich auf einigen hundert Seiten erwarten würde.
Nach einem herzergreifenden Prolog, in dem ich gemeinsam mit Marlene, Emma und ihrer Mutter den sechsten Geburtstag eines der beiden Mädchen feiern darf, endet dieser Ehrentag auf tragische Weise. Noch in der Nacht ergreifen Marlene und Emma, nun Vollwaisen, regelrecht die Flucht aus ihrem Elternhaus mit der Hoffnung, in der fernen Großstadt Berlin unerkannt untertauchen und ihr weiteres Leben selbst in die Hand nehmen zu können.
Gut, dass sie nicht auf sich selbst gestellt sind, sondern Aufnahme in einem Waisenhaus finden. Auch wenn dort strenge Regeln herrschen wird ihnen eine qualifizierte Schulausbildung ermöglicht, die ihnen letztendlich auch den heißersehnten Ausbildungsplatz als Kinderkrankenschwester an der neu gegründeten Kinderklinik Weißensee ermöglicht.
Ist diese Ausbildung vorrangig Töchtern aus "gutem und betuchtem Hause" vorbehalten, so müssen sich Marlene und Emma bereits von Beginn an zur Wehr setzen und betreiben die Ausbildung deutlich intensiver als so manche Kollegin. Allerdings lässt man sie auch immer wieder deutlich spüren, wo ihr Platz ist.
Marlene und Emma, zwar mit der gleichen Empathie ausgestattet, verfolgen jedoch unterschiedliche Ziele. Die eine verschlingt medizinisches Wissen nahezu wobei die andere die besondere Fähigkeit besitzt, das bedingungslose Vertrauen der ihr anvertrauten Kinder zu gewinnen und zu pflegen.
Beide Charaktere werden sehr sorgsam herausgearbeitet und mit Leben gefüllt. Dabei ein besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Interessen und dem individuellen Weg, diese zu fordern und zu fördern. Es hat mir sehr große Freude bereitet, diese beiden jungen Mädchen auf ihrem beruflichen, aber auch privaten Weg begleiten zu können. Hinzu kommen Einblicke nicht nur in den Beginn der Kinderheilkunde, sondern auch in das Verständnis und Wirken der Rot-Kreuz-Schwestern. Dies verdient eine besondere Erwähnung, da es sich um den selbstlosen Dienst von Frauen an kranken und verwundeten Menschen im Krieg handelt. Um praktizierte Menschen- und Nächstenliebe, die ohne Ansehen der Person erfolgte.
Besonders spannend für mich auch diverse Fragen zu Kleinigkeiten in Bezug auf Marlene und Emma. Allem voran die Frage nach der Finanzierung der Schulausbildung. Die Lösung dieser Rätsel hat mich verblüfft, aber auch tief berührt. Ein für mich besonderes Highlight in diesem faszinierenden und bemerkenswerten Roman.
Ein wunderbarer und empfehlenswerter Lesegenuss, der glücklicherweise Fortsetzung in einem zweiten Band finden wird.