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Top-Rezensenten Übersicht

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www.susanne-eichholz.de
Wohnort: 
Frankfurt
Über mich: 
Ich bin Personalentwicklerin und Coach in Frankfurt. Als leidenschaftliche Leserin seit Kindertagen binde ich in meine Arbeit immer Bücher aller Art ein. Auf meiner Website www.susanne-eichholz.de betreibe ich einen Leseblog: "Das Freitagsbuch" und stelle dort alle 14 Tage eine Buch vor.

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2021
Cherubino
Grill, Andrea

Cherubino


sehr gut

Dieser Roman ist sehr facettenreich und fasziniert durch seinen Blick hinter die Kulissen ebenso wie durch die Schilderung des Alltags einer Profisängerin. Auch beschreibt Grill die emotionale Erfahrung der Schwangerschaft für die späte Mutter durchaus gelungen. Ich würde diesen Roman, der mir zu meinem nachträglichen Erstaunen von einem Mann ans Herz gelegt wurde, noch viel ausdrücklicher empfehlen, wenn ich noch mehr über die Oper und etwas weniger über Liebesszenen in Hotelzimmern hätte lesen können.

Bewertung vom 07.11.2021
Das Ende des Individuums
Koenig, Gaspard

Das Ende des Individuums


ausgezeichnet

Über weite Strecken erschrickt der Leser darüber, wie freiwillig und unreflektiert die Menschen offenbar täglich bereit sind, Daten über sich preiszugeben. Besonders der Blick auf China und die Aussagen der chinesischen Gesprächspartner, die er den Grundüberzeugungen der USA und Europas gegenüberstellt, sind zumindest sehr ernüchternd, wenn nicht erschütternd. Zum Schluss zeigt er Licht am Ende des Tunnels, aber nur, wenn wir selbst aktiv werden und unsere (Daten-)Freiheit verteidigen.

Ich kann diesen Titeln allen empfehlen, die sich ganz grundsätzlich mit künstlicher Intelligenz und die mit ihr bereits bestehenden oder schlimmstenfalls noch zu befürchtenden Veränderungen befassen möchte. Eins ist klar: nach dieser Lektüre geht der Leser anders mit seinen Daten um.

Bewertung vom 22.10.2021
Tyll
Kehlmann, Daniel

Tyll


sehr gut

Es geht Kehlmann ganz offensichtlich nicht um die historische Aufarbeitung des langen Kriegs und auch die Figur des Eulenspiegels ist hier zeitlich nicht richtig eingeordnet. Es scheint eher um die Betrachtung des langen Krieges zu gehen, eines Glaubenskrieges, der verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung hat. Der Verlag hat für die Gestaltung des Einbands auf ein Gemälde von Goya zurückgegriffen, das die Wirren dieser Zeit gut einfängt.

Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, da ich finde, dass er meisterlich zeigt, wie eine Gesellschaft durch lange Kriegsjahre, Unsicher- und Perspektivlosigkeit aus den Fugen geraten und manipulierbar werden kann.

Bewertung vom 01.10.2021
Alles, was wir geben mussten
Ishiguro, Kazuo

Alles, was wir geben mussten


gut

Bis zum Schluss ist für mich nicht greifbar geworden, ob das Clonen und das damit verbundene Überschreiten ethischer Grenzen das eigentliche Thema ist oder ob es um die Entwicklung des Mädchens Kathy geht, das trotz der freundschaftlichen Verbindungen zu Tommy und Ruth seinen eigenen Weg gehen muss. Besonders interessant werden dieses Buch diejenigen finden, die Dystopien etwas abgewinnen können.

Bewertung vom 17.09.2021
Die Auflehnung / Hamburger Ausgabe Bd.13
Lenz, Siegfried

Die Auflehnung / Hamburger Ausgabe Bd.13


sehr gut

Dieser Roman ist sicher ganz besonders für diejenigen lesenswert, die aus gesundheitlichen Gründen ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können und sich umorientieren müssen. Er zeigt, wie schmerzlich es sein kann, einen neuen Lebensentwurf zu entwickeln, um dadurch neues Glück zu suchen.

Bewertung vom 20.08.2021
Asymmetrie
Halliday, Lisa

Asymmetrie


sehr gut

Ein starkes Debüt voller Überraschungen
Das Buch zeigt Asymmetrien in persönlichen wie gesellschaftlichen und politischen Beziehungen. Es geht um Einfluss und Macht ebenso wie um Kreativität und Literatur. Der Leser wundert sich über vieles, vor allem über das überraschende Ende, und schärft womöglich seinen Blick für Schieflagen aller Art.

Bewertung vom 24.07.2021
Zum Leuchtturm
Woolf, Virginia

Zum Leuchtturm


gut

Der eigentliche Clou ist die Erzählweise
Virginia Woolf bietet dem Leser auf mehreren zeitlichen Ebenen Gedanken und Eindrücke an und beschreibt bruchstückhaft aus unterschiedlichen Perspektiven Gefühle und Beobachtungen. Diese Technik des "Bewusstseinsstroms", die auch Marcel Proust und James Joyce nutzten, brach mit der klassischen Erzählweise und macht auch heute noch das Lesen nicht eben einfach. Die eigentliche Fahrt zum Leuchtturm ist nur der Aufhänger.
Dennoch empfehle ich diese dichte Schilderung des Innenlebens mehrerer Personen besonders allen, die sich gerne einmal Zeit für ein Leseexperiment nehmen wollen.

Bewertung vom 16.07.2021
Rückkehr nach Lemberg
Sands, Philippe

Rückkehr nach Lemberg


ausgezeichnet

Ein unfassbarer Rechercheaufwand führt zu einem einzigartigen Buch

Auf einer Reise durch viele Länder spürt Philippe Sands Zeitzeugen auf und verbindet die Geschichte seiner eigenen Familie mit den Geschehnissen der Nazizeit. Selbst für Nicht-Juristen ist der Text inhaltlich gut nachvollziehbar, wenn auch das grauenhafte Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung und die schockierende Leugnerei der Täter in den Nürnberger Prozessen kein leichter Stoff sind. Es lohnt sich, die Zeit in dieses umfangreiche Geschichts- und Rechtsbuch zu investieren und die Ergebnisse der jahrelangen Recherchearbeit zu lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2021
Die Sommer
Othmann, Ronya

Die Sommer


weniger gut

Ronya Othmanns Buch über den Syrienkrieg ist nicht in Kapitel untergliedert und besteht aus vielen Fragmenten, die oft in einem Wechsel zwischen Kulturen und Zeiten stattfinden. Nicht nur das machte das Lesen dieses mehrfach ausgezeichneten Romans für mich mühsam, auch die Sprache ist sehr schlicht, eigenartig trocken und höhepunktlos. So fiel es mir oft schwer, mich in die Protagonistin hineinzuversetzen, die die Ereignisse um Assad voller Schrecken verfolgt und immer um ihre Familie bangt. Nur ihre Enttäuschung über ihr deutsches Umfeld, das den Ereignissen in Syrien aus ihrer Sicht viel zu wenig Beachtung schenkt, ist deutlich spür- und nachvollziehbar.

„Die Sommer“ scheint mir daher vor allem eine geeignete Lektüre zu sein für Menschen, die zwischen zwei Kulturen leben und damit hadern oder mit Kriegserlebnissen in ihrer Familie umgehen müssen.

Bewertung vom 20.06.2021
Jenseits der Erwartungen
Russo, Richard

Jenseits der Erwartungen


sehr gut

Wie in seinen anderen Romanen sind Russos Figuren auch hier keine strahlenden Helden, sondern Menschen, die sich nach Schicksalsschlägen mit ihrem Leben arrangiert haben und versuchen, in schwierigen Familienkonstellationen und in der Auseinandersetzung mit ihren Vätern ihren Weg zu finden.

Ich war vom ersten Kapitel an gebannt von dieser Geschichte und wollte unbedingt wissen, was damals geschehen ist. Zudem frage ich mich, wie typisch die zerrissenen Figuren für das heutige Amerika sind. Auf jeden Fall kann ich diesen Roman Menschen empfehlen, die sich mit ihren Erwartungen befassen und Bilanz ziehen wollen.