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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
www.susanne-eichholz.de
Wohnort: 
Frankfurt
Über mich: 
Ich bin Personalentwicklerin und Coach in Frankfurt. Als leidenschaftliche Leserin seit Kindertagen binde ich in meine Arbeit immer Bücher aller Art ein. Auf meiner Website www.susanne-eichholz.de betreibe ich einen Leseblog: "Das Freitagsbuch" und stelle dort alle 14 Tage eine Buch vor.

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2021
Asymmetrie
Halliday, Lisa

Asymmetrie


sehr gut

Ein starkes Debüt voller Überraschungen
Das Buch zeigt Asymmetrien in persönlichen wie gesellschaftlichen und politischen Beziehungen. Es geht um Einfluss und Macht ebenso wie um Kreativität und Literatur. Der Leser wundert sich über vieles, vor allem über das überraschende Ende, und schärft womöglich seinen Blick für Schieflagen aller Art.

Bewertung vom 24.07.2021
Zum Leuchtturm
Woolf, Virginia

Zum Leuchtturm


gut

Der eigentliche Clou ist die Erzählweise
Virginia Woolf bietet dem Leser auf mehreren zeitlichen Ebenen Gedanken und Eindrücke an und beschreibt bruchstückhaft aus unterschiedlichen Perspektiven Gefühle und Beobachtungen. Diese Technik des "Bewusstseinsstroms", die auch Marcel Proust und James Joyce nutzten, brach mit der klassischen Erzählweise und macht auch heute noch das Lesen nicht eben einfach. Die eigentliche Fahrt zum Leuchtturm ist nur der Aufhänger.
Dennoch empfehle ich diese dichte Schilderung des Innenlebens mehrerer Personen besonders allen, die sich gerne einmal Zeit für ein Leseexperiment nehmen wollen.

Bewertung vom 16.07.2021
Rückkehr nach Lemberg
Sands, Philippe

Rückkehr nach Lemberg


ausgezeichnet

Ein unfassbarer Rechercheaufwand führt zu einem einzigartigen Buch

Auf einer Reise durch viele Länder spürt Philippe Sands Zeitzeugen auf und verbindet die Geschichte seiner eigenen Familie mit den Geschehnissen der Nazizeit. Selbst für Nicht-Juristen ist der Text inhaltlich gut nachvollziehbar, wenn auch das grauenhafte Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung und die schockierende Leugnerei der Täter in den Nürnberger Prozessen kein leichter Stoff sind. Es lohnt sich, die Zeit in dieses umfangreiche Geschichts- und Rechtsbuch zu investieren und die Ergebnisse der jahrelangen Recherchearbeit zu lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2021
Die Sommer
Othmann, Ronya

Die Sommer


weniger gut

Ronya Othmanns Buch über den Syrienkrieg ist nicht in Kapitel untergliedert und besteht aus vielen Fragmenten, die oft in einem Wechsel zwischen Kulturen und Zeiten stattfinden. Nicht nur das machte das Lesen dieses mehrfach ausgezeichneten Romans für mich mühsam, auch die Sprache ist sehr schlicht, eigenartig trocken und höhepunktlos. So fiel es mir oft schwer, mich in die Protagonistin hineinzuversetzen, die die Ereignisse um Assad voller Schrecken verfolgt und immer um ihre Familie bangt. Nur ihre Enttäuschung über ihr deutsches Umfeld, das den Ereignissen in Syrien aus ihrer Sicht viel zu wenig Beachtung schenkt, ist deutlich spür- und nachvollziehbar.

„Die Sommer“ scheint mir daher vor allem eine geeignete Lektüre zu sein für Menschen, die zwischen zwei Kulturen leben und damit hadern oder mit Kriegserlebnissen in ihrer Familie umgehen müssen.

Bewertung vom 20.06.2021
Jenseits der Erwartungen
Russo, Richard

Jenseits der Erwartungen


sehr gut

Wie in seinen anderen Romanen sind Russos Figuren auch hier keine strahlenden Helden, sondern Menschen, die sich nach Schicksalsschlägen mit ihrem Leben arrangiert haben und versuchen, in schwierigen Familienkonstellationen und in der Auseinandersetzung mit ihren Vätern ihren Weg zu finden.

Ich war vom ersten Kapitel an gebannt von dieser Geschichte und wollte unbedingt wissen, was damals geschehen ist. Zudem frage ich mich, wie typisch die zerrissenen Figuren für das heutige Amerika sind. Auf jeden Fall kann ich diesen Roman Menschen empfehlen, die sich mit ihren Erwartungen befassen und Bilanz ziehen wollen.

Bewertung vom 03.06.2021
Ich bleibe hier
Balzano, Marco

Ich bleibe hier


sehr gut

Aus der Perspektive der Lehrerin Trina werden die Geschehnisse in ihrem Dorf am Reschensee erzählt, wobei der Scherpunkt in der Zeit zwischen 1939 und 1943 liegt, als die Einwohner sich zwischen der Auswanderung nach Deutschland und dem Leben als Bürger zweiter Klasse in Italien entscheiden müssen. Trina bleibt und das auch, als nach der Härte des Krieges mit Flucht, Versteck in den Bergen und Hunger die Bauarbeiten für einen Stausee beginnen, dem das Dorf weichen soll und der irgendwann tatsächlich nur noch ein Stück des Kirchturms übriglassen wird.

In sehr schlichter, entwaffnend ehrlicher Sprache spricht Balzano oft ganz große Themen wie Verantwortung und Machtmissbrauch sowie Sprache als einziges Mittel zum Widerstand an. Trinas Schilderungen erinnern dabei an den Stil in Robert Seethalers Ein ganzes Leben. In ihrem unbeugsamen Willen, der sie mit ihrem Mann Erich verbindet, bleibt Trina als deutlich stärkere Protagonistin jedoch viel nachdrücklicher in Erinnerung als Seethalers Bergbauer. Allein schon deshalb kann ich diesen facettenreichen Roman empfehlen, der besonders geschichtsinteressierte Leser und Italienreisende fesseln wird.

Bewertung vom 21.05.2021
Annette, ein Heldinnenepos
Weber, Anne

Annette, ein Heldinnenepos


gut

Ein ungewöhnliches Leben in Versform
Das Buch wurde viel besungen und eingeordnet unter anderem als Beitrag zur deutsch-französischen Geschichte. Dennoch sprang bei mir kein Funke über beim Lesen. Ich kann diese Lektüre jedoch neben geschichtlich Interessierten auch jenen empfehlen, die sich mehr Mut wünschen und selbst gerne aufbegehren würden, wenn sie mit Ungerechtigkeit konfrontiert werden.

Bewertung vom 07.05.2021
Lob der schlechten Laune
Gerk, Andrea

Lob der schlechten Laune


sehr gut

Es gibt viele Spielarten dieses Themas in der Öffentlichkeit wie im Privatleben. Im Grunde sollten wir Verstimmtheit im Berufsleben oder in der Familie nicht überbewerten. Wenn wir anderen das Recht darauf zugestehen und sie - wenn möglich - in Ruhe lassen, können wir derweil unseren eigenen Gedanken nachgehen. Hat man diese Toleranz erst einmal verinnerlicht, fällt es plötzlich viel leichter, über manche Dinge hinwegzusehen. Ich kann daher dieses geistreiche, oft sehr witzige und hervorragend recherchierte Buch nur empfehlen und verspreche, dass es entkrampfend und erheiternd wirkt.

Bewertung vom 26.04.2021
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


gut

Über Mahler zu schreiben und seine Musik fast auszulassen, scheint mir keine gute Idee. Andere Bücher von Seethaler haben mir viel besser gefallen. Sicher ist es keine leichter Stoff, sondern eher ein melancholisches Innehalten kurz vor dem Ende. Vielleicht kann es manchen Leser dazu animieren, darüber nachzudenken, was ihm im Leben wirklich wichtig ist und was er hinterlassen möchte.

Bewertung vom 10.04.2021
Der Zopf
Colombani, Laëtitia

Der Zopf


gut

Natürlich könnte man sagen, dass hier die handelnden Frauen zu Heldinnen erhoben werden und die eigentlich dahinterstehenden gesellschaftlichen und sozialen Themen nur angerissen werden. Man kann aber auch einfach gebannt die drei Geschichten verfolgen und sich dabei sehr gut unterhalten fühlen. - Eine weitere Geschichte mutiger Frauen, die in schwierigen Lebenssituationen unbeirrt ihren Weg gehen, erzählt Colombana in ihrem zweiten Roman Das Haus der Frauen / Les Victorieuses (2019). Nicht nur die Geschichte ist ähnlich und das Thema der letztendlich siegreichen Frau wiederholt sich, sondern auch das Nebeneinanderstellen verschiedener Frauen, die ein Thema verbindet, sowie der Umfang sind ähnlich. Dieses zweite Buch lohnt sich aus meiner Sicht nicht, aber das hocherfolgreiche Erstlingswerk kann ich vor allem Frauen in Krisen durchaus ans Herz legen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.