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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Suedhessin
Wohnort: 
Odenwald

Bewertungen

Insgesamt 199 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2023
Bergleuchten
Seemayer, Karin

Bergleuchten


sehr gut

Als Europa zusammenrückte

Wir lesen die Entstehungsgeschichte des Gotthard-Tunnels, der im 19. Jahrhundert zwischen Göschenen und Airolo in den Berg getrieben wird. Aus der Sicht der Fuhrhalterstochter Helene Herger erleben wir die Veränderungen, die der Ort Göschenen durch die Großbaustelle erfährt, aus erster Hand mit. Sie verliebt sich in Piero, einen der italienischen Arbeiter und muss dadurch mit zahlreichen Schwierigkeiten fertig werden.

Sehr eindringlich und nachvollziehbar schildert die Autorin die Vorkommnisse während des Tunnelbaus, die Ausbeutung und Diskriminierung der Arbeitskräfte, das Misstrauen der Dorfbewohner und den Unfrieden, der durch Gegner und Befürworter des Baus entsteht. Die Dorfbewohner sind voller Angst vor dem Neuen, das ihnen bevorsteht. Zeitweise hatte ich das Gefühl, unmittelbar dabei zu sein. Helene gefällt mir gut, bei aller Verliebtheit und Romantik steht sie doch mit beiden Beinen auf dem Boden und weiß, was das Beste für sie ist. Piero ist ein bisschen anders, er baut Luftschlösser und weiß nicht so richtig, was er will. Die Liebesgeschichte der Beiden ist gut in die gründlich recherchierten historischen Ereignisse eingebettet, beides passt gut zusammen.
Was mir gefehlt hat, ist eine Karte oder Lageskizze an Anfang oder Ende des Buches, damit ich mir die räumlichen Gegebenheiten besser vorstellen kann.
Ansonsten wurde ich durchgehend gut unterhalten und habe wieder ein bisschen Geschichtswissen angesammelt. Deshalb kann ich dieses Buch guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 05.06.2023
Die Reisenden der Nacht
Correa, Armando Lucas

Die Reisenden der Nacht


ausgezeichnet

Traurige Familiengeschichte

Wir lesen die Geschichte der „reinblütigen“ Deutschen Ally Keller, die kurz vor Beginn des Nazi-Regimes ein Kind von dem farbigen Musiker Marcus bekommt. Sie verpasst den Zeitpunkt mit Mann und Kind aus Deutschland zu verschwinden und zieht ihre Tochter Lillith alleine auf. Um Pöbeleien und Übergriffen zu entgehen, geht sie mit dem Kind nur nachts auf die Straße. Trotzdem droht Lillith Zwangssterilisation oder Schlimmeres. Deshalb schickt Ally ihre Tochter mit dem jüdischen Ehepaar Herzog und gefälschten Papieren nach Kuba, wo Lillith aufwächst und ihrerseits eine Tochter bekommt. Nachdem ihr Mann bei den Unruhen wegen der Machtergreifung Castros ums Leben kommt, muss sie ebenfalls eine schwere Entscheidung treffen.
Der Schreibstil Correas ist sehr ruhig und sachlich, fast ein bisschen emotionslos, trotzdem hat mich die tragische Geschichte gleich gepackt. Gerade diese Sachlichkeit macht das Unbegreifliche begreifbar, auch wenn es trotzdem schwer ist sich vorzustellen wie man ein Kind quasi in der Nacht großziehen kann. Die Geschehnisse in Deutschland schildert der Autor ebenso eindringlich wie die Ereignisse der Revolution auf Kuba. Hier merkt man die gründliche Recherche. Hilfreich finde ich auch die Erläuterungen zu historischen Ereignissen am Ende des Buches, die mir das Verstehen einiger Abschnitte sehr erleichtert haben.
Diese Geschichte hat mich wirklich traurig gemacht, an manchen Stellen musste ich das Buch weglegen, weil mir die Tragik einfach zu viel wurde. Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen, denn Geschichten wie diese müssen erzählt und gelesen werden. Ich vergebe aus vollem Herzen fünf Sterne.

Bewertung vom 04.06.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Die Swinging Sixties

München zu Beginn der 60er Jahre: Clara ist glücklich, hat sie doch einen der heißbegehrten Plätze für eine Fotografenausbildung ergattert. Sie wird in ihren Ambitionen von den Eltern unterstützt, ganz anders als ihre Freundin Sanni, die Schauspielerin werden will. Deren Eltern wissen das zu verhindern. Als ihr das Leben in ihre Pläne hineingrätscht, bricht Clara zusammen mit Sanni auf nach Hamburg - in die vermeintliche Freiheit. Dort möchte sie ihrem Traum, Fotojournalistin zu werden, näher kommen.

In lebendigem, einfühlsamem und leicht lesbarem Schreibstil erzählt Theresia Graw Claras Geschichte. Man fühlt sich direkt in die sechziger Jahre zurückversetzt. Clara ist zu Anfang ein verträumter Backfisch. Sie denkt, dass sie ihre hoch gesteckten Ziele im Vorbeigehen erreichen wird und nutzt das große Verständnis ihrer Eltern schon sehr aus. Da steht Sanni schon mehr im Leben, sie denkt pragmatisch und zielgerichtet. Von Freddy habe ich, ohne spoilern zu wollen, von Anfang an nichts gehalten. Er ist eine ziemlich selbstverliebte Luftnummer und für mich der erste Antagonist in der Geschichte. Aber auch er wird, wie alle Personen, von der Autorin sehr gut charakterisiert. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass ich die Beteiligten gut kenne, obwohl ich die beiden Vorgängerbände nicht gelesen habe.

Zunächst ist die Geschichte "nur" die Lebensgeschichte einer jungen Frau in einer Zeit des Aufbruchs mit ein paar zeitgeschichtlichen Einsprengseln wie dem Kennedy-Besuch oder der beginnenden Karriere der Beatles. (Ob es zu dieser Zeit realistisch war, dass eine 18-jährige ohne Ausbildung einfach so einen Job in einer fremden Stadt annehmen kann, bezweifle ich. Da lasse ich mal die dichterische Freiheit gelten.) Später wird ein sehr berührender Bericht über die schrecklichen Geschehnisse während des "1000-jährigen" Reichs daraus, die beim Frankfurter Prozess aufgerollt werden. Wir dürfen Clara dort auf die Pressetribüne begleiten und von dort dem Prozess folgen, über den die Autorin akribisch recherchiert haben muss. Dieser Abschnitt wertet das sonst zwar wegen der zeitgeschichtlichen Bezüge interessante, aber doch etwas seichte Buch stark auf. Deshalb vergebe ich gerne fünf Sterne und empfehle es uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 28.05.2023
City of Dreams / City on Fire Bd.2
Winslow, Don

City of Dreams / City on Fire Bd.2


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung

Nach "City on Fire" ist "City of Dreams" der zweite Teil der Mafia-Trilogie von Don Winslow. Die Handlung knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Dany Ryan ist einer der Unterbosse der irischen Mafia von Rhode Island. Nachdem er mit seiner "Familie" den Krieg gegen die konkurrierenden Italiener verloren hat, ist er auf der Flucht und möchte anständig werden. Die Tatsache, dass er mitten in eine Hollywood-Produktion und in den Focus der Medien gerät, ist nicht gerade hilfreich dabei, unter dem Radar zu bleiben.

Hier geht es etwas entspannter zu als im ersten Teil, es fließt nicht ganz so viel Blut. Trotzdem ist die Geschichte spannend, Flucht und Ausstieg Dannys aus dem Mafiosi-Leben sind sehr nachvollziehbar dargestellt. An Dannys Gedankenwelt konnte ich dank der einfühlsamen Schilderungen Winslows gut teilhaben. Auch die Darstellung der Dreharbeiten in Hollywood scheint mir authentisch, ich kann mir gut vorstellen, dass es dort so oder ähnlich zugeht. Wie schon im ersten Band scheint hier wieder akribische Recherche zugrunde zu liegen.
Amüsant und ein wenig schräg fand ich die Schilderung der "Messdiener", die bis zum Schluss zu Dannys Gang gehören und trotz der Gefahr, in der sie schweben, völlig unbedacht in den Tag hinein leben.
Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung, in der ich hoffentlich lesen darf, wie Danny seine Beziehung zu seinem Sohn ebenso weiter ausbaut wie die zu seiner Mutter.
Diesen Mittelteil der Trilogie kann ich jedenfalls genau so wie seinen Vorgänger wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 16.05.2023
Spuren einer fernen Zeit
Borchert, Birgit

Spuren einer fernen Zeit


ausgezeichnet

Für Träume muss man kämpfen

Sophie von Mayden lebt im Frankfurt des beginnenden 20. Jahrhunderts. Bei einem Schulausflug ins Senckenbergmuseum lernt sie „Dodo“, das riesige Saurierskelett im Lichthof des Museums, kennen. Sie ist so fasziniert, dass sie beschließt, Paläontologin zu werden. Mit allen Mitteln kämpft sie für diesen Traum, nicht nur gegen ihre geltungssüchtige Mutter, sondern auch gegen die Gegebenheiten ihrer Zeit, die Frauen nur eine „Tätigkeit“ als gesellschaftlicher Zierrat gestatten.
Der Schreibstil ist fesselnd und bringt mir die Personen schnell nahe. Auch verpackt die Autorin sehr viel Sachwissen auf unterhaltsame Weise. So kam ich gut in die Geschichte hinein und konnte mit Sophie mitfiebern. Die gesellschaftlichen Zustände in jener Zeit haben mich manchmal wirklich wütend gemacht, man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Als Gegenpol zu Sophie fungiert ihre Mutter, die so ganz gesellschaftshörig nichts anderes im Sinn hat, als ihre Töchter standesgemäß zu verheiraten. Es ist beeindruckend, wie Sophie dagegen ankämpft, dabei aber nie ausfallend oder laut wird. Das passiert alles eher unterschwellig, denn sie geht teilweise sehr raffiniert vor.
Störend hat sich ausgewirkt, dass im Klappentext schon sehr viel preisgegeben wurde. So wurde „gespoilert“, dass es Sophie gelingen würde, schon als Studentin an einer Afrika-Reise teilzunehmen, die aber erst im letzten Drittel des Buches stattfindet. Das hätte man besser machen können.
Insgesamt bin ich aber wirklich begeistert von dieser Geschichte. Birgit Borchert hat es geschafft, zahlreiche reale Personen der Zeitgeschichte mit der fiktiven Geschichte von Sophie zu verbinden, so dass eine homogene, glaubwürdige Geschichte entstanden ist, die auch noch mit jeder Menge Wissenswertem verknüpft ist. Es ist nicht zu übersehen, dass hier sehr akribisch recherchiert wurde, um den Lesern ein spannendes, absolut rundes Leseerlebnis zu ermöglichen. Gerne empfehle ich dieses Buch uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 14.05.2023
So schlafe ich! Und wie schläfst du?
Fajembola, Olaolu;Niminde-Dundadengar, Tebogo

So schlafe ich! Und wie schläfst du?


ausgezeichnet

Schlafen Multi-Kulti

Unterschiedliche Familienkonstellationen und verschiedene Kulturen sind die Basis dieser 5 verschiedenen Gute-Nacht-Geschichten, die unsere bunte Gesellschaft widerspiegeln.
Mit dicken Pappseiten, entzückend illustriert und mit einfachen Texten ist dieses Buch ideal schon für die Kleinsten, die ganz selbstverständlich und möglichst vorurteilsfrei in unsere bunte Gesellschaft hineinwachsen sollen. Da es weit mehr unterschiedliche Kulturen und Familienkonstellationen gibt als hier dargestellt sind, würde ich es toll finden, wenn es weitere Bände gäbe!

Die fünf unterschiedlichen Geschichten haben die ideale Länge für eine Gute-Nacht-Geschichte und können jeweils einzeln vorgelesen werden. Mit gezielten Fragen wird das zuhörende Kind ins Geschehen eingebunden und kann sich so mit dem einen oder anderen Kind identifizieren.

Mein Fazit: Ein ebenso entzückendes wie wichtiges Buch zur guten Nacht. Leichter kann man Kinder nicht an die Diversität unserer Gesellschaft heranführen.

Bewertung vom 14.05.2023
Der Traum vom einfacheren Leben
Fredriksson, Anna

Der Traum vom einfacheren Leben


gut

Generationenkonflikt

Vanja, Sally und Josefin, drei Generationen von Frauen, die irgendwie vom Leben enttäuscht wurden. Vanja hat als junge Frau ihre Tochter Sally im Stich gelassen, was genau zwischen Sally und ihrer Tochter Josefin steht, wird nicht so deutlich. Es scheint irgendwie mit Sallys Ex Frank zu tun zu haben. Vanja kommt nach Jahren nach Kivik zurück, um sich mit ihrer Tochter Sally, die inzwischen Pensionwirtin ist, auszusöhnen. Josefin sieht in ihrem Lebensprojekt, dem einfachen Leben auf einem Bauernhof mit Freund Harald, momentan keine Zukunft und nimmt derweil einen Sommerjob in Malmö an.

Alle drei Frauen verharren in der Vergangenheit und stehen damit ihrer Zukunft im Weg. Trotz des Bilderbuchidylls, in dem sie in Kivik leben, sind sie unzufrieden und hadern mit ihrem Schicksal. Erst gegen Ende löst sich die negative Grundstimmung auf und es bedarf nur eines Anstoßes, damit sie alle ihre Probleme in die Hand nehmen und lösen.

Der Schreibstil gefällt mir gut, er ist bildhaft und lässt sich flüssig lesen. Die Aufteilung in Kapitel, die abwechselnd die Perspektive der drei Haupt-protagonistinnen beleuchten, ist sehr übersichtlich. Zwischendurch fehlt mir mal der rote Faden, da taumeln alle drei Damen ein bisschen orientierungslos umher und die Handlung plätschert so dahin. Vielleicht fehlte mir da auch ein bisschen der Input des ersten Bandes, den ich nicht gelesen habe.

Insgesamt finde ich die Geschichte ganz nett, aber sie gehört nicht zu denen, die man unbedingt gelesen haben muss. Als entspannte Urlaubslektüre empfehle ich sie aber gerne.

Bewertung vom 05.05.2023
Das Mädchen im Zitronenhain
Brauer, Antonia

Das Mädchen im Zitronenhain


weniger gut

Leichter Drift ins Kitschige

Kunststudentin Vicki gewinnt zusammen mit ihrer Freundin Traudl eine Reise an den Gardasee. Sie verliebt sich sofort in die Landschaft, das Hotel und den Hotelierssohn Antonio. So entsteht ihr Traum, das heruntergekommene Hotel wieder auf Vordermann zu bringen.

Der flüssige, unkomplizierte Schreibstil macht das Lesen leicht. In der ersten Hälfte des Buches springt die Autorin zwischen den Zeitebenen hin und her, was gewöhnungsbedürftig ist. So lernen wir aber die selbstbewusste Vicki schon als Kind kennen, was es leichter macht, später ihre Handlungen nachzuvollziehen. Allerdings ist mir Vicki nicht durchgängig sympathisch, sie ist so eine Mrs. Perfect, der alles gelingt und die offenbar alles kann. Auch Antonio ist mir zu perfekt, er erfüllt das Klischee des italienischen Gigolo sehr gut.
Tatsächlich ist die Geschichte voller Klischees, da ist der spießbürgerliche Vater voller Vorurteile, die sprichwörtliche böse Schwiegermutter, in Italien ist immer Dolce Vita usw. usw. Das finde ich ein wenig nervig.
Nicht gefallen hat mir auch, dass die Schilderung der Liebesgeschichte von Vicki und Antonio stellenweise doch arg kitschig ist. Ständig wird wiederholt wie sie sich anschmachten, weil Vicki ja gar zu hübsch und toll und überhaupt die Allerbeste ist und Antonio so elegant, gutaussehend und weltläufig. Da wäre weniger echt mehr gewesen.
Unter dem Strich handelt es sich hier meiner Meinung nach um seichte Lesekost mit Tendenz zum Trivialen, die ich nicht uneingeschränkt weiter empfehlen kann.

Bewertung vom 01.05.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3


ausgezeichnet

Mordwerkzeug Tote Tante

Ein mysteriöser Mordfall für Kommissarin Minke van Hoorn und ihre schwäbische Kollegin Lisa: Die allseits beliebte "Mutter Teresa von Midsand", Hanni Krüdener stirbt nach dem Genuss einer Toten Tante beim Kirchenkaffee. Minkes Bruder Bo, seines Zeichens Rechtsmediziner im Krankensand, zweifelt an einer natürlichen Todesursache, sorgt für eine Obduktion - und hat recht.

Ich habe die beiden vorhergehenden Fälle von Minke van Hoorn nicht gelesen, werde das aber sicher nachholen. Gut, dass dieses Buch für sich alleine stehen kann und es nicht Voraussetzung für das Verständnis ist, die vorhergehenden Bände gelesen zu haben. Das Ermittlerteam Minke und Lisa gefällt mir sehr gut, beide sind sehr sympathisch und ergänzen sich gut. Auch Bo gefällt mir gut, er passt in das Team gut hinein. Die Atmosphäre des winterlichen Nordfriesland ist sehr gut eingefangen. Der die Hallig umkreisende Pottwal hat zwar mit der Geschichte an sich nichts zu tun, passt aber perfekt zur trüben Grundstimmung im Februar.

Der lockere schnörkellose Schreibstil von Greta Henning hat mich schnell in die Geschichte hinein geholt. Die kurzen Kapitel und die kursiv gedruckten Tagebucheinträge helfen mit, die Spannung von Anfang an hochzuhalten. Von wem die Tagebucheinträge sind, erschließt sich erst ganz zum Schluss, sehr geschickt. Lange bin ich im Dunkeln getappt, ich hatte keinerlei wirklich Verdächtige. Erst sehr spät hatte ich eine leise Ahnung, wer die Morde begangen haben könnte. So blieb es spannend bis zur überraschenden Auflösung. Ich habe diesen Krimi sehr gerne und mit viel Vergnügen gelesen und empfehle ihn ebenso gerne uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 10.04.2023
Schwarze Dünen / Kommissar John Benthien Bd.9
Ohlandt, Nina;Wielpütz, Jan F.

Schwarze Dünen / Kommissar John Benthien Bd.9


sehr gut

Solide Krimikost

Sanna Harmstorf ist frisch gebackene Staatsanwältin in Flensburg, frisch versetzt aus München. Ihr erster Fall hat es gleich in sich, sie soll einen Flugzeugabsturz auf Sylt untersuchen. Zur Seite gestellt ist ihr das bewährte Ermittlungsteam um John Benthien, über dessen Fälle sein eigener Vater einen Bestseller geschrieben hat. Beide bringen Altlasten mit, die die Zusammenarbeit schwierig gestalten.

Das Cover vermittelt eigentlich einen Eindruck von Urlaub am Meer an einem nicht ganz so sonnigen Tag. Nach einem Krimi sieht es eher nicht aus. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, sehr sachlich und fast ein wenig distanziert. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich im Geschehen drin war. Es war schon spannend, zusammen mit den Ermittlern die zahlreichen losen Fäden zusammenzuführen. Die Geschichte lebt von dem spannenden, zunächst sehr verworrenen Fall. Bis zum Schluss habe ich gerätselt, wer der Täter ist, ohne jedoch auf die richtige Lösung zu kommen.
Mit den Protagonisten, besonders mit Sanna Harmstorf, konnte ich nicht recht warm werden. Ich fand einfach keinen Zugang zu den zahlreichen Personen, die auf eine sehr distanzierte Art geschildert werden. Vermutlich liegt das zum einen daran, dass sie nicht die eigenen Geschöpfe des Autoren Jan Wielpütz sind, der die Reihe der verstorbenen Nina Ohlandt weiterführt. Zum anderen hat sicher auch die große Zahl der Beteiligten damit zu tun.
Was mir fehlt, ist das Küstenfeeling, so ein bisschen Lokalkolorit hätte dem Buch gut getan. Die Umgebung wird jedoch genauso distanziert geschildert wie die Personen.
Insgesamt fand ich die Geschichte sehr spannend und habe ich mich gut unterhalten gefühlt und kann den Krimi trotz der kleinen Schwächen mit gutem Gewissen weiter empfehlen.