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SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2022
Das Letzte, was du hörst
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


sehr gut

Roya wird von einer Bekannten angeschrieben, die psychisch nicht auf der Höhe zu sein scheint. Die junge Journalistin möchte schnell helfen, verunfallt jedoch. Die Bekannte kann nur noch tot aufgefunden werden. Auffällig dabei: Sie hört den bekannten Podcast „Hörgefühlt“. Hat der Podcast etwas mit dem Suizid zu tun? Carola, eine schön ältere und etwas desillusionierte Ermittlerin ist mit dem Fall betraut.

Ich mag Winkelmanns Schreibstil – er wirft den Leser mitten ins Geschehen, hält sich nicht ewig mit langen Reden auf, sondern kommt zum Punkt. Dazu ist das Tempo meist hoch, die Geschichte unterhaltsam und spannend, durch wechselnde Perspektiven und zeitliche Ebenen sehr lebendig. Deshalb habe ich auch hier zugegriffen, wenngleich das ganze Podcast-Universum nichts für mich ist. Ich habe zumindest noch keinen Podcast gefunden, der mich überzeugt hätte, einfach weil ich eher der Lese- als der Hörtyp bin. Und ich bin sehr froh, dass ich zugriffen habe, auch wenn mich das Buch nicht auf ganzer Linie überzeugt hat, wie ich schon an der Stelle verraten möchte.
Was wird gespielt? Hat der Podcaster etwas mit dem Fall zu tun? Ist er dubios oder hat er nur eine Marktlücke entdeckt und geschickt für sich genutzt? Die Journalistin Roya findet das Verhalten des Podcasters zumindest fragwürdig und beginnt sich in das Thema einzuarbeiten und recherchiert ausgiebig. Roya ist sehr schön gezeichnet und auch Ermittlerin Carola ist gut charakterisiert. Es ist unterhaltsam beiden Frauen über die Schulter zu sehen und irgendwann mochte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen.
Besonders dramatisch fand ich das grausige Geschehen, welches zeitlich früher stattfindet und zunächst nicht zur Geschichte zu passen scheint. Nicht nur hier tun sich menschliche Abgründe– und haben mich auch immer wieder einmal schlucken lassen. Das ist schon nicht ohne, was sich der Autor hier wieder ausgedacht hat, aber so kennt man Winkelmann, so will und schätze ich ihn. Dazu gibt es viele Wendungen, Überraschungen und Cliffhanger in diesem raffinierten Plot. Recht lange hatte ich kaum eine Idee, wohin die Reise gehen könnte.

Doch auch wenn ich hier viel Lob im Gepäck hatte, so muss ich doch auch Kritik anbringen. Die Auflösung ergab zwar Sinn, aber die Zufälle sind mir zu groß bzw. war es zum Ende hin einfach zu viel des Guten. Das war einfach drüber, fast schon ein bisschen unglaubwürdig (ebenso wie Rojas Verhalten am Ende des Buches) – das passte gar nicht zu dem ansonst sehr gelungenen Buch.
Auch wenn mich das Ende dann in Teilen nicht so überzeugt hat, hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 02.09.2022
GraviTrax. Das Pro-Buch für Fans und Profis
Gregor, Rina;BlueBlizzard;Jordan, Luke

GraviTrax. Das Pro-Buch für Fans und Profis


ausgezeichnet

Mein Mann ist GraviTrax-Fan durch und durch, bedeutet: er ist immer wieder am Bauen von Bahnen, manchmal mit dem Sohnemann, manchmal mit mir oder wir sind sogar zu dritt am Spielen, Kreieren und Co. Daher war klar, dass wir nicht immer nur neue Bahnen und Elemente kaufen, sondern auch mal ein Buch, um noch mehr Inspiration zu bekommen, denn irgendwann baut man dann doch immer wieder ähnliche Bahnen.

Um an diesem Buch Spaß zu haben, muss man natürlich bereits entsprechende Sets besitzen. Sind die vorhanden, kann man quasi direkt loslegen und sich inspirieren lassen. Wir haben ein gutes Duzend Bahnen gebaut und der Rest wird auch noch nachgestellt. Die Anleitungen sind leicht verständlich und gut umsetzbar. Die Bahnen sind schon recht anspruchsvoll und mit kleinen, unerfahrenen Kindern könnte es schwierig werden, mit einem Erwachsenen an der Seite sollte es aber funktionieren. Die Bahnen sind Schritt für Schritt bebildert. Schon zu Beginn sieht man einmal die fertige Bahn, samt der Info, was benötigt wird. Die Beschriftung ist auf das nötigste konzentriert, sodass die ganze Sache sehr übersichtlich bleibt. Gut sind die Hinweise, die es zwischendurch immer wieder gibt, sodass man auf die wichtigsten Sachen auch wirklich achtet. Die Anweisungen sind plausibel und gut umsetzbar. Gerade die Spezialeffekte haben es uns sehr angetan. Die Kombination aus Pro-Starter-Vertikal-Set und dem erster Starter-Set wären uns so wohl nicht eingefallen, sind aber einfach überraschend und die Effekte sind richtig toll. Zwischendurch sind immer wieder genauere Infos zu einzelnen Spezialeffekten/Erweiterungen, wie den Dipper, Splitter, Tunnel oder den Hammer, zahllose Tipps und Infos machen auch einem Fan einen wahren Experten. Ich bin froh, dass es aus dem Gravitrax-Universum nichts gibt, was wir nicht schon zuhause haben, sonst wäre sicher der eine oder andere Kauf nun nötig geworden.

Wer Spaß an dem System hat, sollte wirklich auch das Buch anschaffen, denn diese Buch ist eine tolle Inspirations- und Informationsquelle, die sowohl kleine, als auch große Fans zu begeistern weiß. Buch eins werde ich demnächst noch kaufen müssen, ganz in der Hoffnung, dass es ähnlich informativ und gelungen gestaltet ist, wie Band zwei.

Bewertung vom 29.08.2022
72 Stunden - Fürchte die Stille
Escher, Ben

72 Stunden - Fürchte die Stille


gut

Bea ist eine erfolgreiche TV-Moderatorin, hat einen netten Mann, ein tolles Kind. Alles scheint perfekt, bis sie einen Moment ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommt. Der kleine Elias ist spurlos verschwunden und taucht auch nach Monaten nicht auf. Beas Leben gerät völlig aus den Fugen und sie hofft mittels Schweige-Retreat wieder in die Spur zu kommen. Dort angekommen, wird es jedoch richtig seltsam. Komische Dinge geschehen, Menschen sterben.

Selten habe ich ein Buch gelesen, dass mich so dermaßen zwiegespalten zurückgelassen hat. Es gibt einige 5-Sterne-Aspekte in dem Buch, darunter die Grundidee, teils die dubiosen Vorkommnisse oder auch das Setting, dann gibt es aber auch Sachen, die maximal zwei Sterne verdienen würden, darunter der Auslöser der ganzen Geschichte, denn der erscheint mir unter den genannten Umständen einfach zu zufällig. Leider kann ich hier ja nicht auf Details eingehen, um nicht zu spoilern, aber das war einfach so für mich nicht stimmig. Manchmal war es richtig spannend und ich wollte das Buch kaum mehr aus den Händen legen, dann kamen wieder Aspekte, die mich einfach ungläubig den Kopf schütteln ließen (mal im positiven, mal im negativen Sinne). Ab der Mitte flachte bei mir die Begeisterung deutlich ab, denn es wird vieles zu undurchsichtig, zu verwirrend und irgendwie hatte mich da der Autor zwischendurch einmal ganz verloren. Hintenraus kehrte sich aber auch das wieder ins Gegenteil und ich wollte unbedingt wissen, was nun die ganze Zeit gespielt wird. Die Charaktere sind auch so eine Sache für sich. Man lernt in erster Linie Bea kennen, die nicht allzu sympathisch ist, aber sie hatte aufgrund der Art, wie sie ihren Sohn verlor auch direkt schlechte Karten bei mir. Später wurde es dann etwas besser, dafür haben andere Charaktere völlig abgedreht gewirkt. Positiv, der Autor hat mich mit dem Setting sowie dem wahren Täter und den (psychologischen) Hintergründen überrascht, negativ: Es wurden aus meiner Sicht nicht alle Fragen geklärt und dann gibt es ja auch noch den Schluss. Auch beim rasanten Showdown ist wieder das zwiespältige Gefühl da. Einerseits war es sehr spannend und unterhaltsam, andererseits kam es dann doch zu dem einen oder anderen Toten zu viel, wenig authentisch und irgendwie aufgesetzt. Weniger wäre hier mehr gewesen!

Da ich manches richtig gut fand, anderes dagegen bestenfalls semi-gut, vergebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 22.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


gut

Berlin, August 1936. Die Stadt ist schon gezeichnet von den Auswirkungen des Nationalsozialismus, doch es strömen anlässlich der Olympiade noch einmal Besucher aus allen Herren Länden nach Berlin. Anne Stern lässt das frühere Berlin immer wieder sehr gelungen aufleben. Ob bei der Fräulein Gold Reihe oder hier, wenn sie den Leser an drei Tagen mit "Unter den Linden" an die Hand nimmt und anstelle der Gräuel die Chocolaterie Sawade in den Fokus stellt. Der Ort voller edlerer Pralinen ist der Arbeitsstelle der einsamen und besonderen Mitarbeiterin Elfie, die nur für den Laden zu leben scheint. Und dann erfährt sie von einer Praline, die es früher einmal gegeben haben soll und sie beginnt dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Die Zeiten sind schon düster, Berlin schon brandgefährlich, wie sich immer wieder an Personen zeigt, die ihre Auftritte in dem Buch haben. Da ist der jüdische Buchhändler, der enteignet werden soll, oder das kleinen Blumenmädchen, dass auf der Straße von Polizisten angegangen wird. Auf der anderen Seite ist da Sawade, ein Stück heile Welt. Doch auch dort ist nicht alles Gold was glänzt, denn Kakao zu bekommen fällt immer schwerer, man muss auch im Laden seine Zunge hüten, da das braune Nazi-Gelump aufmerksam zuhört. Und dann ist da noch das Geheimnis der alten Praline... Das Gros der Charaktere ist sympathisch und nett - nett auch mit der Schattenseite. Denn nett ist hier irgendwann auch einfach langweilig gewesen. Ich bin einfach nicht ganz überzeugt, auch wenn die verschiedenen Perspektiven und Charaktere sicher viel Potenzial hatten. Irgendwie blieben mir die Personen fremd und ihr Schicksal hatte mich nicht so berührt, wie ich das in diesem historischen Kontext erwartet hatte. Die Lektüre war mir dann doch irgendwie zu leicht, an anderer Stelle ein wenig zu langatmig, viel, viel zu vorhersehbar und ich drohte gelegentlich wirklich das Interesse zu verlieren. Es gab nicht eine überraschende Wendung, es kam exakt wie ich das vermutete und irgendwann hatte ich auch genug von den Beschreibungen von Schokolade etc. Vielleicht war es auch nicht das richtige Buch zu dieser Zeit. So bleibt das Gefühl, dass es ein nettes Buch war, dass sicher keinen längeren bleibenden Eindruck hinterlassen wird.

Bewertung vom 17.07.2022
Die dunkle Leidenschaft
Haller, Reinhard

Die dunkle Leidenschaft


ausgezeichnet

Was bewegt Menschen dazu Verbrechen zu begehen? Warum nimmt der Hass im Netz immer und immer mehr zu? Was genau ist Hass in Abgrenzung zu Zorn und Wut? Was kann man gegen den Hass tun? Fragen über Fragen, die sich immer wieder einmal stellen, wenn man nur die Zeitung aufschlägt, Nachrichten hört oder sieht. Das Sachbuch liefert einige Antworten…

Jeder sagt man ich hasse dieses oder jenes, aber meint man wirklich Hass? Was genau steckt hinter der destruktiven Emotion, die so viele Facetten annehmen kann, von Ausgrenzung über Verbale Attacken bis hin zu tätlichen Angriffen und Mord? Diesen Fragen geht der Autor, seines Zeichens Psychiater, Therapeut und Gerichtsgutachter auf die Spur und vermittelt sein Wissen sehr anschaulich, verständlich und nachvollziehbar. Wie Hass in familiären Beziehungen entsteht oder auch auf völlig Unbekannte projiziert wird, wie Hass in Gruppen eine Dynamik entwickeln kann und eine Spirale in Gang setzt.
Mittels neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse, Beispiele aus seinem Berufsalltag und dergleichen bringt er dem interessierten Leser diese dunkle Leidenschaft, die Leiden schafft, näher. Hass und mangelnde Empathie, dazu noch Gier oder beispielsweise Eifersucht können die schlimmsten Blüten treiben. Das Opfer wird entmenschlicht, degradiert zu einem Objekt.

Das Buch schaut zurück auf erschütternde Taten früher, ist aber auch höchst aktuell, der Krieg in der Ukraine ist schon Thema, auch der Polizistenmord bei Kusel und das hat mich wirklich sehr berührt, denn es passiert nicht mal 30 Km entfernt und was man zum Teil im Netz zu lesen bekam – und hier auch zitiert wird - ist einfach unfassbar. Auch nach dem gut verständlichen und informativen Buch kann ich noch immer nicht verstehen, wie man solchen Hass in sich haben kann. Es ist einfach erschreckend – und das war ausschließlich Hate-Speech, aber sie ist oft der potentielle Vorläufer zu realen Taten, wie im Buch auch sehr deutlich gemacht wird. Umso wichtiger, dass jeder Einzelne solche Dinge meldet und wenn möglich zur Anzeige bringt. Das Buch erklärt nicht nur, was Hass ist und wie er wirkt, sondern zeigt auch Wege auf, wie die Gesellschaft das Hass-Klima runterkühlen kann.
Trotz des schwierigen Themas lässt sich das Buch auch von Laien gut und schnell lesen. Der Stil ist eingängig, die Zusammenstellung aus Fällen, Studien und dergleichen sehr gut, lebendig.

Das war mal wieder ein Sachbuch, spannender als viele Thriller und vor allem erschütternder, denn hier entspringt es nicht „nur“ der Fantasie eines Autors, sondern basiert auf echten Fällen und Studien. Nicht selten stellten sich mir die Nackenhaare auf….

Bewertung vom 17.07.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


sehr gut

Bücher über Bücher sind bei bibliophilen Leuten natürlich immer willkommen, so war dieses Buch auch ein Must-have, denn eine abenteuerliche Reise durch die Geschichte des Buches – ganz ehrlich, da konnte ich nicht widerstehen.

Es beginnt schon spannend im alten Griechenland mit Buchjägern und der Bedeutung der Bücher als Statussymbol. Erklärungen zu Papyrus, Pergament, Schriftsysteme und so vieles mehr folgen - viel zu viel und viel zu umfangreich, um hier auch nur einen Bruchteil wiederzugeben. Was ich jedoch richtig gelungen fand, sind die Bezüge von der Antike in die Neuzeit. Interessant auch die Entstehung des Kugelschreibers und so vielem mehr. Auch autobiografische Züge sind im Buch enthalten und auch wenn sie nicht immer voranbringen, so passt es einfach zum Plauderstil, den die Autorin immer wieder einmal anschlägt und somit auch dafür sorgt, dass es nicht allzu trocken wird.

An diesem Buch habe ich eine gefühlte Ewigkeit gelesen. Normal ist das ja kein gutes Zeichen, aber hier ist es nicht ganz so dramatisch, denn das Buch ist einfach nur extrem umfangreich und auch inhaltlich teils fordernd (wenn man mal wieder von einem Zeitsprung überrascht wird, der Schreibstil ist an sich durchgängig gut, leicht verständlich), sodass man nicht einfach mal so 100 Seiten und mehr an einem Stück liest. Die Zeitreise ist mehrheitlich spannend, man merkt dem Buch im positiven Sinne an, dass die Autorin sehr viel recherchiert hat. Neben den Griechen sind auch die alten Römer zentral - als altem Lateiner war mir das natürlich ein wenig näher.

Und dennoch habe ich auch Kritik, denn manches hätte deutlich straffer sein können, mit mehr Struktur, weniger Wiederholungen und ich hatte aufgrund des Titels schon etwas andere Erwartungen – in Summe hat mich aber nichts davon extrem gestört, sodass ich nur einen Stern abziehe.
Man muss schon einiges an Interesse mitbringen, auch an der Antike, um mit diesem Buch warmzuwerden. Dazu benötigt man noch einiges an Durchhaltevermögen, aber es lohnt sich.

Bewertung vom 16.07.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


ausgezeichnet

Tom Monderaths Familiengeschichte hatte mich schon bei „Stay away from Gretchen“ gefesselt und ich kann direkt verraten – hier war hier genauso, obwohl ich anderes befürchtet hatte. Tom ist nun Vater, kümmert sich um seine kranke Mutter und hat beruflich einige Gänge zurückgeschaltet. Doch auch privat geht es turbulent weiter, denn ein Halbbrüder nimmt Kontakt zu Tom auf und setzt damit eine Ereigniskette in Gang, die ein gut gehütetes Familiengeheimnis offenbart.

Die Geschichte knüpft direkt an den Vorgänger an, berichtet von Toms Sorgen, dass seine an Demenz erkrankte Mutter immer mehr abbaut und erzählt hier die Geschichte des unnahbaren Vaters, mit dem Tom nie richtig warm geworden war. Warum die beiden ihre Schwierigkeiten hatten, ist nun deutlich geworden.
Ich war ein wenig skeptisch, ob eine Fortsetzung wirklich eine gute Idee ist, denn mir kam es nach dem ersten Teil vor, als sei manches zwar noch der Fantasie des Lesers überlassen, die Geschichte aber an sich beendet. Ich hatte die Befürchtung, dass ich nach meiner Begeisterung für Band eins von diesem hier vielleicht nicht so angetan sein würde, denn die Messlatte lag direkt sehr hoch. Trotz dieser Sorgen habe ich natürlich wissen wollen, wie es weitergeht und ich wurde auch nicht enttäuscht. Ich war wieder direkt mittendrin, freute mich mehr von den Protagonisten zu erfahren und die Hintergrundgeschichte ist auch hier wieder richtig gut. Natürlich werde ich nicht zu viel verraten, aber mich hat begeistert, dass die Autorin an einem bewährten Konzept mit zwei Zeitsträngen, die gekonnt verflochten sind, festgehalten hat. Beide Stränge haben mir gleichermaßen gut gefallen, sie haben mich wirklich gefesselt. Und überraschenderweise war das Buch mit der Grundfrage „woher komme ich eigentlich?“ noch tiefgründiger, als das Teil eins war. Historische Fakten beispielsweise rund um den Nationalsozialismus werden toll verarbeitet, vieles davon ist alles andere als leichte Kost. Toms Vater hatte ein hartes Leben im zweiten Weltkrieg und auch danach lief nicht alles rund. Fakten, wie Bombenangriffe auf Köln und Fiktion sind hier lehrreich und unterhaltsam zugleich. Die Charaktere sind schön ausgearbeitet und es gibt wieder einige Überraschungen und Wendungen. Die eine oder andere habe ich zwar genauso erwartet, aber es tat dem Lesevergnügen keinen Abbruch, denn der lebendige Schreibstil fesselt so sehr, dass man das Buch fast nicht mehr aus den Händen legen will.

Ich würde unbedingt empfehlen den Vorgänger zu lesen, denn man kann diesem Band sicher auch ohne Vorkenntnisse folgen, aber manches würde nicht in seiner ganzen Tragweite klarwerden. Zudem ist der Vorgänger zu gut, um ihn sich durch die Lappen gehen zu lassen.

Bewertung vom 30.05.2022
Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank


ausgezeichnet

Die Geschichte von Anne Frank sollte jeder kennen, warum also nicht schon Kindern davon berichten? Der Holocaust und Nationalsozialismus sind sicher keine leichten Themen, aber noch immer - und vielleicht heute mehr als noch vor einigen Jahren - ist es wichtig #GegendasVergessen etwas zu tun.
Ich hatte schon gewisse Zweifel, ob ein Comic die Geschichte des jüdischen Mädchens gut erfassen und kindgerecht darstellen kann. Einer der Gründe, warum ich das Buch auch gekauft habe. Und mich hat die Umsetzung wirklich sehr positiv überrascht. Die Bilder/Illustrationen sind einfach wunderschön und die Geschichte so präsentiert, dass Kinder sie auch wirklich lesen können. Verständlich, aber auch auf das beschränkt, was Kinder verarbeiten können. Und das Beste: Annes positive, menschenfreundliche, mutige Grundhaltung wird sehr deutlich. Auch die Verfolgung durch die Nazis und das Leben im Versteck wird thematisiert, aber im Fokus steht ein beeindruckendes Kind, dass sich von nichts unterkriegen lässt.
Vielleicht würde ich das Buch eher ab zehn Jahren empfehlen (aber Kinder sind verschieden, daher kommt manches mit sieben vielleicht schon mit der Geschichte klar, während ein elfjähriges Kind vielleicht noch Probleme haben könnte), aber in jedem Fall sollte man es einmal gemeinsam lesen. Und vielleicht sollten es die Erwachsenen vorher schon einmal allein durchgeblättert haben, um sich auf Fragen vorzubereiten.
Ich kann mir gut vorstellen weitere Bücher der Reihe zu lesen.

Bewertung vom 30.05.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


gut

Eine Sensation wurde im Allgäu entdeckt. Der erste aufrechtgehende Menschenaffe stammt wohl aus der Gegend und Paläontologen sind fleißig am Arbeiten. Nun soll das gefundene Artefakt "Udo" präsentiert werden, selbst der MP ist anwesend. Kluftinger rechnet mit nichts Bösem, doch dann wird eine echte, frische Leiche gefunden. Der MP zieht schnell von dannen, während Kluftinger und sein Team die Ermittlungen aufnehmen. Und es gibt zahlreiche Verdächtige, denn das Opfer ist der Entdecker von Affe Udo, der sich schon einige Feinde gemacht hat, beispielsweise sind sich die Wissenschaftler untereinander nicht grün. Zudem gibt noch zahlreiche andere "Interessen", die durch die Arbeit der Paläontologen beeinträchtigt werden. Erschwert wird es zudem durch eine extreme Hitzewelle.

Ich bin irgendwann mittendrin in die Reihe eingestiegen und habe wirklich Gefallen an Klufti und Co gefunden – nur irgendwie hat es mich hier nicht so mitgerissen. Das Gezeter hat mich einfach nicht mehr so zum Schmunzeln gebracht und auch der Fall als solcher war an sich gut, aber eben auch nicht mehr. Aber zurück zum Persönlichen: der Zwist zwischen Klufti und seinem Hausarzt Langhammer ist einfach nicht mehr unterhaltsam. Und das Klufti jetzt so ganz langsam nicht mehr ganz hinter dem Mond lebt und Facebook für sich entdeckt ist neu, aber nicht unbedingt sehr überzeugend, gerade für einen Interims-Polizeipräsidenten ist sein Auftreten wohl nichts, was unbemerkt bzw. unkommentiert bleiben würde. Aber nun gut, seine trottelige Art wird ja auch hingenommen...Und auch wenn das bisschen negativ klingt, so hatte ich schon den einen oder anderen Schmunzler, manchmal musste ich auch wirklich lachen. Dennoch - irgendwie wirkt es ein bisschen arg ausgelutscht. Gefallen hingegen hat mir wieder das Lokalkolorit.

Nun zum Fall. Der hatte echt Potenzial, welches auch weitgehend genutzt wurde. Lange tappte ich im Dunklen und ich war wirklich sehr neugierig, was nun wirklich hinter allem stecken könnte. War es etwas Fachliches? Ging es um wirtschaftliche Gründe oder sonst was? Natürlich werde ich nichts verraten, aber ich fand es letztlich gut aufgelöst, wenn auch Klufti mehr oder weniger über die Lösung stolperte - aber so kennt man ihn ja.

Man kann hier problemlos in die Reihe einsteigen und einfach einmal austesten, wie man mit Klufti zurechtkommt.