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Benutzername: 
Hilou
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2022
Forms of Japan: Michael Kenna (deutsche Ausgabe)
Kenna, Michael;Meyer-Lohr, Yvonne

Forms of Japan: Michael Kenna (deutsche Ausgabe)


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Der renommierte britische Landschaftsfotograf Michael McKenna präsentiert in "Forms of Japan" seine schwarzweißen Fotografien japanischer Landschaften, mit denen er sich im Rahmen seiner Arbeiten bereits seit vielen Jahren befasst. Die Buch-Gestalterin Yvonne Meyer-Lohr hat dieses Gesamtwerk an eindrucksvollen Naturfotografien mit den berühmten Haiku-Gedichten der japanischen Literatur verbunden und das Bildband in 5 ganz besondere Kapitel unterteilt, wobei jedes einzelne davon verschiedene Formen der japanischen Welt thematisiert. Diese Ausgabe (2022) enthält nunmehr auch eine deutsche Übersetzung.

Meine Leseerfahrung:
In Japan war ich persönlich noch nie, aber das Land, die Kultur und die Menschen haben mich bereits seit meiner Jugend schon immer fasziniert. Wenn ich an Japan denke, dann stelle ich mir sowohl ruhige Landschaftsbilder als auch knallige Stadtszenen vor. Die ruhige, spirituelle Atmosphäre der Tempel auf der einen Seite, die lebhafte Manga- und Animewelt auf der anderen Seite bilden starke Kontraste zueinander und spiegeln dennoch sich perfekt ergänzend den japanischen Symbolismus wieder, der überall allgegenwärtig zu sein scheint.

Die Fotografien von Kenna sind einheitlich in schwarzweiß gehalten und wirken fernab von digitaler Bearbeitung dermaßen authentisch, dass man sich als Betrachter/in völlig darin verliert. In unserer heutigen Welt voller Photoshopping und Instafilter sind die Bilder eine willkommene Offenbarung für die Fotografiekunst. Sie sind herrlich unverfälscht, vollkommen atmosphärisch und unheimlich beruhigend. Kenna hat wundervolle Orte voller Ruhe und Besinnlichkeit eingefangen, in die man gewillt ist, einzutauchen und abzuschalten. Das Buch wirkt in seiner Gesamtheit völlig meditativ auf mich und hebt sich dadurch deutlich von anderen Bildbänden dieser Art ab.

Die eindrucksvollen Fotografien mit Haiku-Gedichten zu verbinden ist zudem eine geniale Idee, die wirkungsvoll und harmonisch umgesetzt wurde. Yvonne Meyer-Lohr hat mit ihren textlichen Ausführungen den Geist des Buches wunderbar erfasst und diesem Gesamtwerk eine unverkennbare Note verpasst.

Der Text ist auch weiterhin auf Englisch gehalten, allerdings hat diese Ausgabe nun auch eine deutsche Übersetzung im Anhang am Ende des Buches.

Fazit:
Mit diesem Buch sind nicht nur Japan-Fans zu begeistern. Ein eindrucksvoller und meditativer Bildband mit unverfälschten schwarzweiß Fotografien von meisterhafter Qualität!

Bewertung vom 21.08.2022
SUPERLESER! Vorsicht, Dinos!

SUPERLESER! Vorsicht, Dinos!


ausgezeichnet

Inhalt:
Die DK Erstleserbücher aus der Superleser!-Reihe haben eine große Auswahl an Themen, die Leseanfänger interessieren. "Vorsicht,Dinos!" richtet sich an alle kleinen Dinosaurier-Fans und die, die es noch werden wollen. Mit großen Bildern zur Veranschaulichung und superleichten Texten mit farbig markierten Silben sorgt dieses Sachbuch für eine spannende Lesezeit und ist ideal zur Leseförderung. Abgerundet wird der Inhalt mit einer Bastelidee zum Thema und einem Quiz am Ende, womit die neu erworbenen Informationen abgefragt werden können.

Meine Leseerfahrung:
Unsere Jungs (4 und 6 Jahre alt) sind beide große Dino-Fans. Seit kurzem haben wir mit dem Großen nun ein Schulkind in der Familie, der es kaum erwarten kann, mit dem Lesen loszulegen. Ein Buch der DK-Superleser-Reihe hatten wir bereits im Bücherregal. Doch "Vorsicht, Dinos!" hat die Lesestufe extraleicht und ist damit besonders einfach gestaltet worden. Hier kann unser Sohn bereits anfangen, richtig zu üben. Die Seiten haben große Bilder von verschiedenen Dinosauriern, über die kurze Infos gegeben werden, wobei der Text tatsächlich sehr knapp gehalten ist. Die Schrift hat dabei die ideale Größe und ist gut zu erkennen. Insbesondere fällt die farbliche Kennzeichnung von Silben auf, was sofort die Aufmerksamkeit unseres Großen auf sich gezogen hat.

An dieser Stelle muss ich kurz darauf hinweisen, dass man bei diesem Buch nicht viel Dinosaurier-Wissen erwarten darf. Das ist auch erstmal Nebensache. Vielmehr geht es darum, den Erstleser spielerisch an das Lesen heranzuführen. Dafür sind erstmal Namen und Infos zum Aussehen auch völlig ausreichend, wobei manche Dinosauriernamen bereits für sich schon eine Herausforderung darstellen können.

Ich persönlich hatte mich auf die Bastelseite sehr gefreut. Leider war die Kreatividee mit Perlen zusammenstecken nicht wirklich interessant für unsere Jungs. Eine Bastelanleitung mit Bügelperlen wäre vielleicht eher ansprechend gewesen, weil der Große sich bereits damit auskennt, oder aber ganz simpel Basteln mit Papier, Kleber und Schere hätte sicherlich auch ausgereicht, um die Jungs gut zu beschäftigen. Das Quiz am Ende des Buches ist hingegen sehr gut aufgenommen worden. Im Großen und Ganzen würde ich dieses Buch der Reihe daherä definitiv Erstklässlern empfehlen.

Fazit:
"Vorsicht, Dinos!" ist für Erstleser konzipiert, die gerade erst mit dem Lesen anfangen. Dabei gibt es bereits eine gute Auswahl an Lesethemen, so dass für jedes Kind mit Sicherheit etwas Interessantes dabei ist. Die Seiten sind wundervoll gestaltet, gut durchdacht und vor allen Dingen sehr einladend. Der ideale Einstieg für Kinder in die Lesewelt!

Bewertung vom 14.08.2022
Der Verdächtige / Lacy Stoltz Bd.2
Grisham, John

Der Verdächtige / Lacy Stoltz Bd.2


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Lacy Stoltz arbeitet als Anwältin bei der Gerichtsaufsichtsbehörde, die für standeswidriges Verhalten von Richtern zuständig ist. Sie hatte bereits mit vielen Fällen zu tun, allerdings kaum schwerwiegende Streitigkeiten, die sich meist auch klären lassen. Doch nun meldet sich eine Frau namens Jeri bei ihr, die behauptet, ihr Vater sei vor 22 Jahren von einem Richter ermordet worden. Das brisante an der Geschichte ist, dass Jeri auf weitere Mordfälle gestoßen ist, die dieselben Tatmodalitäten aufweisen. Zudem hatten alle Opfer eine Verbindung zu dem mutmaßlichen Täter. Ein Zufall oder haben sie es hier tatsächlich mit einem serienmordenden Richter zu tun? Lacy übernimmt diesen ungewöhnlichen Fall, doch Ihr Gegner ist äußerst intelligent und absolut gefährlich...

Meine Leseerfahrung:
Dieser Grisham hebt sich mE wieder deutlich von den Vorgängern ab. Die Story ist gerade deswegen interessant, weil der böse Part von einem Richter gespielt wird, was bereits sehr außergewöhnlich ist. Ein Richter als Serienmörder war mir bisher nämlich nicht untergekommen und damit war bereits meine Neugier geweckt.

Lacy Stoltz ist bereits die Hauptfigur in "Bestechung" gewesen. (Es ist allerdings kein Muss, den Vorgänger gelesen zu haben.) Es ist schön, wieder einen Fall von Ihr zu verfolgen, wobei ich sagen muss, dass der serienmordende Richter mE spannender zu lesen war als der erste Teil. Und zwar so spannend, dass ich das Buch eher in die Thrillersparte eingeordnet hätte.

Das Buch hat mich insbesondere deswegen so gefesselt, weil zwei Frauen als Hauptfiguren gegen einen gefährlichen und starken Gegner antreten. Über ihn erfährt man zudem auch Einiges, weil es innerhalb der Story oft zu einem Perspektivwechsel kommt. Dass der Täter hier auch noch ein intelligenter Richter ist, der über viele Jahre sein wahres Gesicht gut verstecken konnte, macht die Ermittlungsarbeit von Lacy gegen ihn besonders schwierig und spannend. Außer ein paar wenigen langatmigen Passagen war der Roman daher durchgehend aufregend.

Das Einzige, was ich vermisst habe, war eine Aufklärung seitens des Autors, wie er überhaupt auf diese Geschichte gekommen ist, so wie er es für gewöhnlich im Nachwort tut. Die Anmerkungen am Ende des Buches hier sind diesmal wirklich dürftig. Auch den Titel muss ich diesmal kurz bemängeln. Den Originaltitel "The Judge's List" finde ich persönlich viel passender, zumal er auch konkreter ist als der deutsche Titel. Trotzdem war es für mich das reinste Lesevergnügen und ich würde mich freuen, wenn die Reihe um Lacy Stoltz weiter fortgesetzt werden würde.

Fazit:
"Der Verdächtige" reiht sich nicht in die typischen Justizthriller von John Grisham ein, bietet dafür aber eine solide Serienmörder-Story mit ungewöhnlichem Tätertypus. Wenn man zudem Fan von überzeugender Ermittlungsarbeit ist, kommt man hier voll auf seine Kosten. Hier sind außergewöhnliche Lesestunden garantiert!

Bewertung vom 14.07.2022
Die magischen Buchhändler von London Bd.1
Nix, Garth

Die magischen Buchhändler von London Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Kaum ist Susan 18 Jahre alt geworden, begibt sie sich auf eine Reise nach London, um dort ihr Studium aufzunehmen. Doch vorher macht sie sich dort auf die Suche nach ihrem Vater, über den ihre Mutter kaum etwas zu erzählen hatte. Als sie ihren "Onkel" Frank aufsucht, gerät sie in einen Sog voller turbulenter Begebenheiten und ist schon bald selbst in Lebensgefahr. Doch sie findet Beistand durch den jungen Buchhändler Merlin und seine Schwester, die einem geheimen Orden angehören und über magische Fähigkeiten verfügen. Sie begleiten Susan fortan durch eine neue phantastische Parallelwelt und enthüllen nach und nach das Geheimnis um Susans Vater....

Meine Leseerfahrung:
Dass Garth Nix bereits viele Fantasy-Romane verfasst hat, war mir tatsächlich nicht bekannt. Ich dachte, er wäre ein völliger Newcomer und "Die magischen Buchhändler von London" wäre ein Auftakt zu einer neuen Urban-Fantasy-Reihe. Tja, was soll ich sagen? Der Autor beherrscht wirklich sein Handwerk, insbesondere hat er eine sehr kreative Ader, was phantastische Figuren und ihre Verhaltensmuster angeht. Der Erzählstil ist flüssig und rasant, die spannenden Momente wechseln sich fröhlich ab, man kommt kaum hinterher.
Der Schreibstil hat mich stellenweise an die Siegelmagier-Chroniken von Kevin Hearne erinnert. Allerdings war dieses Buch spannungsgeladener und actionreicher. Es tauchen viele interessant gezeichnete Figuren auf. Besonders originell ist die Idee, Buchhändler in Personen mit besonderen magischen Fähigkeiten zu verwandeln. Dazu kommt noch, dass die gesamte Geschichte in den 80er Jahren angesiedelt ist. Daher empfand ich es als ein entspanntes Leseerlebnis frei von jeglicher Digitalisierung unserer Zeit. Der Aurealis Award als der beste Fantasyroman des Jahres ist wohl verdient.

Ich persönlich hätte mir hier aber eine mehrteilige Reihe mit weiteren spannenden Abenteuern der Buchhändler gewünscht. Die von Nix kreierte Fantasywelt ist außergewöhnlich und verdient mehr Aufmerksamkeit. Zudem hat die Story noch soviel Potenzial, was nicht mit einem Buch ausgeschöpft sein sollte. Für mich persönlich blieben beim Lesen etliche Fragen offen, die bei dem temporeichen Fortgang der Story gänzlich untergegangen sind. Daher wäre eine Fortsetzung der Geschichte um die Buchhändler zwischen unserer und der übernatürlichen Welt durchaus sehr wünschenswert.

Fazit:
"Die magischen Buchhändler von London" ist actionreich, außergewöhnlich und ohnegleichen. Garth Nix beschert uns eine neue Art von Urban Fantasy, in der ununterbrochene Spannung und mysteriöse Momente Hand in Hand gehen. Verdient preisgekrönt und somit ein lesenswertes Buch!

Bewertung vom 20.06.2022
Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald / Die Dunklen Chroniken Bd.6
Henry, Christina

Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald / Die Dunklen Chroniken Bd.6


sehr gut

Zum Inhalt:
Eine sich rapide ausbreitende Krankheit fegt über das ganze Land. Trotz Quarantäne- und Schutzmaßnahmen entwickelt sie sich zu einem Albtraum. In der Hoffnung auf Schutz und Sicherheit macht sich die junge Red zu Fuß auf den Weg zu ihrer Großmutter, die abgeschottet im Wald lebt. Doch die Reise ist nicht nur beschwerlich, sondern auch lebensgefährlich, denn noch unberechenbarer als der Virus sind die Menschen, denen sie begegnet. Ein gnadenloser Kampf ums Überleben beginnt...

Meine Leseerfahrung:
Dieses Buch ist der 6. Band der „Dunklen Chroniken“ von Christina Henry und kann völlig unabhängig von den Vorgängern gelesen werden. Für mich war es sogar der Einstieg in diese Fantasy-Horror-Reihe. Um mich nicht im Vorfeld beeinflussen zu lassen und keinerlei Erwartungen aufzubauen, habe ich mich in dieses Buch gestürzt, ohne die Leseprobe gelesen zu haben. Dass hier aber nicht wirklich die Geschichte von Rotkäppchen erzählt wird, war mir ohnehin klar. Red ist im Gegensatz zu der Märchenfigur afroamerikanisch und trägt eine Beinprothese, die das Überleben im Wald zusätzlich beschwert. Damit hat man hier bereits eine ungewöhnliche Protagonistin, die sowohl mit dem Rassismusproblem in Amerika - das oft genug thematisiert wird - als auch mit einer körperlichen Behinderung zu kämpfen hat. Sie ist allerdings fest entschlossen, trotz widriger Umstände das Haus ihrer Großmutter zu erreichen. In der pandemischen Situation ist Red regelrecht eine Survival-Expertin und ist auf jede Eventualität gut vorbereitet, was sehr spannend von Henry geschildert wird. Als Fan unkonventioneller Literaturfiguren hat mir Red persönlich sehr gut gefallen.

Überhaupt ist die Story voller Spannung und nervenaufreibender Momente und hält ab etwa der Mitte des Buches eine überraschende Wendung. Die Pandemie ist nämlich nicht das einzige Problem der Menschen, die noch am Leben sind. Allmählich nimmt die Geschichte einen grauenvollen Verlauf und eine noch düstere Atmosphäre, als sie ohnehin schon hatte, an, was an die früheren Werke von Stephen King erinnert. Was mich allerdings gestört hat, war das abrupte und im Grunde genommen offene Ende, das mich etwas unbefriedigt zurück gelassen hat. Ich hätte mir zumindest eine kleine Aufklärung bzw. Auflösung zum Schluss gewünscht, was das mysteriöse Problem abseits der Pandemie betrifft. Das Schicksal der Menschen bleibt in dieser Hinsicht völlig in der Schwebe. Wenn keine Fortsetzung folgen sollte, erscheint die Geschichte diesbezüglich eher sinnlos erzählt.

Dennoch kann man „Die Chroniken von Rotkäppchen“ aktuell durchaus zu den besseren Horrorbüchern zählen. Da es ungeschönte Gewaltszenen und Brutalitäten beinhaltet, würde ich es allerdings nicht jedem Leser empfehlen.

Fazit:
"Die Chroniken von Rotkäppchen" ist definitiv nichts für sensible Gemüter. Das harte Überleben nach einem pandemischen Ausnahmezustand wird ebenso schonungslos dargestellt wie auch das unerwartet aufkeimende Grauen. Eine gute dystopische Horrorstory!

Bewertung vom 05.06.2022
Der Tote aus Zimmer 12
Horowitz, Anthony

Der Tote aus Zimmer 12


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Ein Hotel in Suffolk, eine Hochzeit mit Hindernissen, ein brutaler Mordfall... 8 Jahre danach ist die damalige Braut plötzlich verschwunden, nachdem sie den Roman 'Atticus unterwegs' von Alan Conway gelesen hat. Dank dieses Buches konnte sie den wahren Täter des Mordes vor 8 Jahren herausfinden. Die Eltern suchen in ihrer Verzweiflung Hilfe bei der ehemaligen Lektorin des Romans Susan Ryeland, die mittlerweile auf Kreta lebt und selbst ein kleines Hotel leitet. Susan macht sich auf nach England, um herauszufinden, was mit der Vermissten geschehen ist. Doch der Schlüssel zur Aufklärung des Falles liegt einzig allein in dem Buch verborgen...

Meine Leseerfahrung:
Ich liebe klassische Kriminalromane und bin immer wieder begeistert, wie nah Horowitz mit seinen Büchern an bekannte Klassiker herankommt. Diesmal überrascht er uns mit einem Krimi im Krimi selbst, was ich so in dieser Form noch nie gelesen hatte. Der besagte Roman 'Atticus unterwegs' ist hervorragend in die Geschichte eingebettet worden und ist voller Hinweise, die den Leser auf die Spur des wahren Mörders führen sollen. Das Miträtseln bei diesem Schachtelkrimi hat mir dabei sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich nicht mal auf die Hälfte aller Indizien gekommen bin. Das Spannende an diesem Buch ist zudem auch, dass sehr viele verdächtige Personen vorhanden sind, die man im Einzelnen absolut nicht durchschauen kann.

Sehr gut gefallen hat mir übrigens auch die Erzählperspektive aus der Sicht von Susan als Lektorin. Sie nimmt sich sowohl den aktuellen Vermisstenfall als auch den Mordfall mit der gründlichen Art eines Detektivs vor und tastet sich Schritt für Schritt an die Auflösung heran. Schließlich kommt es wie in einem alten klassischen Kriminalroman zu einem Showdown, bei dem alle als Täter in Frage kommenden Personen in einem Raum versammelt sind und nacheinander abgehakt werden. Diesen Abschnitt habe ich tatsächlich sehr genossen, weil er mich an die Bücher von Agatha Christie erinnerte.

Fazit:
Horowitz ist ein grandioser Krimiautor, der den Geist des klassischen Kriminalromans noch einmal zeitgemäß aufleben lässt. Mit "Der Tote aus Zimmer 12" hat er sich selbst übertroffen und eindrucksvoll bewiesen, dass er das Konzept der klassischen Verbrechensaufklärung samt seiner zahlreichen Tatverdächtigen und der spektakulären Aufdeckung des Täters hervorragend beherrscht. Unbedingt Lesen!

Bewertung vom 11.05.2022
Wu-Tang Forever
Ries, Eva

Wu-Tang Forever


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Die deutsche Musikmanagerin Eva Ries hat eine Biographie über ihre ganz persönliche Geschichte mit dem legendären Wu-Tang Clan herausgebracht, mit der sie einen spannenden Einblick in ihre jahrzehntelange Arbeit mit der Hip-Hop-Band gewährt. Das Buch enthält neben bisher unveröffentlichten Storys auch jede Menge Fotos und Infos zu den einzelnen Clan-Mitgliedern. Während man die Welt des Clans erkundet, erfährt man nebenher auch so Einiges aus der Musikbranche in den 90er Jahren, die alles andere als einfach war...

Meine Leseerfahrung:
Hip-Hop bedeutet für mich nicht nur eine Musikrichtung, vielmehr verkörpert sie gleichzeitig auch ein Lebensgefühl und eine ganz eigene Sprachkultur. Ich bin mit Hip-Hop der 90er Jahre groß geworden und war seitdem fasziniert, wieviel Aussagekraft einige Lyrics im Gegensatz zu anderen Songs haben können. Begeistert haben mich immer Rapper, die tatsächlich etwas zu sagen hatten und zB auf Ungerechtigkeit, soziale Missstände und Rassismus aufmerksam gemacht haben. Somit habe ich Hip-Hop immer damit gleichgesetzt, sich in der Gesellschaft stark zu machen, ein Zeichen zu setzen und durchaus auch politisch zu sein. Der Wu-Tang Clan war in der Welt des Hip-Hops eine Offenbarung mit seinen innovativen Beats und den hitzigen Raptexten. Zudem nutzten die Clan-Mitglieder eine mystisch anmutende Kung-Fu-Atmosphäre, die sich sowohl in ihrer Musik selbst als auch in ihren Musikvideos eine große Rolle spielte. Ich bin auch heute noch ein großer Fan und höre ihre Musik weiterhin, daher ist dieses Buch für mich ein Riesenhighlight.

Das Buch ist von Eva Ries biographisch verfasst worden, so dass es sich deutlich von anderen Sachbüchern und Musikbildbänden unterscheidet. Frau Ries lässt uns an ihren ganz privaten Erfahrungen mit dem Clan teilnehmen und teilt auch sehr persönliche Fotos mit uns Lesern. Ich habe viele neue Informationen erhalten, die ich weder damals in den 90ern erfahren, noch später in sämtlichen Medien gelesen habe.

Aber darüber hinaus werden wir Zeugen, wie Frau Ries aus Deutschland mit all ihren Zweifeln und Ängsten in die Staaten kommt und sich der gefürchteten Hip-Hop-Band annimmt, und sich schließlich mit harter Arbeit, brutaler Ehrlichkeit und einer großen Portion Geduld den Respekt der einzelnen Clan-Mitglieder gewinnt. Man könnte sagen, es ist die Story ihres Lebens, die sehr beeindruckend ist und mich sofort gefesselt hat. Damit ist es gleichzeitig auch die Geschichte einer charakterstarken Frau, die sich in der harten Musikbranche der 90er Jahre vehement durchsetzen und dem Clan zum Erfolg auch außerhalb amerikanischen Bodens verhelfen konnte. Es ist immer wieder schön über starke Frauen und ihre Erfolge lesen zu können. Damit ist auch eine eindeutige Vorbildfunktion gegeben, die andere Frauen ermutigen und bestärken dürfte.

Das Buch ist durchweg flüssig und spannend geschrieben. Zudem gefallen mir die Übersichlichkeit, die gut strukturierten Abschnitte und die reichlich vorhandenen Bilder, wodurch es auch gleichzeitig wie ein hochwertiges Musikbildband sicherlich nicht nur Wu-Tang-Fans eine Freude bereiten dürfte. Außerdem liefert das Buch zahlreiche Beispiele zum Thema Rassismus in den USA, was immer noch aktuell ist wie zB Racial Profiling der Polizei dort. Die negativen Erfahrungen der Clan-Mitglieder mit der weißen Bevölkerung zeigen deutlich, welch üble Vorgeschichte die Jungs haben, die zu einer anti-weißen Haltung geführt und die Band fast von ihrer weltweiten Bekanntheit abgehalten hätte. Daher kann man es als einen großen Glücksfall erachten, dass Frau Ries sich der „unzähmbaren“, chaotischen Truppe angenommen und ihren Horizont erweitert hat.

Die gesamte Story ist fühlbar authentisch und absolut spannend zu lesen und daher sehr empfehlenswert. Es bleibt dabei: Wu-Tang forever!

Fazit:
Eva Ries nimmt uns mit „Wu-Tang is forever“ auf eine nostalgische Reise in die Musikwelt der 90er Jahre mit und zeigt uns eine ganz andere Seite der größten Hip-H

Bewertung vom 17.04.2022
Papier & Blut / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.2
Hearne, Kevin

Papier & Blut / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.2


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Im Nachfolger von "Tinte & Siegel" macht sich der alternde Siegelmagier Al MacBharrais mit seinem Hobgoblin Buck diesmal auf nach Australien, um sich auf die Suche nach anderen Siegelagentinnen zu begeben, die während einer Mission spurlos verschwunden sind. Unterstützung hat Al diesmal von dem Eisernen Druiden, seinen Hunden und einer außergewöhnlichen Truppe, mit denen Al sich einem Hinweis folgend auf einen Wanderweg begibt. Als sie auf eine blutrünstige Schimäre stoßen, die bereits viele Leichen hinterlassen hat, wird der Ernst der Lage erst richtig klar. Sind die Siegelagentinnen überhaupt noch am Leben und werden sie noch rechtzeitig gerettet werden können?

Meine Leseerfahrung:
Den ersten Teil hatte ich als Blinddate-Buch gekauft und hatte absolut keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse. Ich lese zwar oft und gerne Fantasy, aber "Die Chronik des Siegelmagiers" war sowohl vom Stil als auch von der Story her etwas völlig Neues für mich. Mir hatte der erste Teil so gut gefallen, dass ich auch unbedingt die Fortsetzung lesen musste.
Kevin Hearne vermittelt eine ganz neue Feenwelt voller Intrigen und persönlicher Kämpfe. Es kommen Hobgoblins, Pixies, Banshees, Leprechauns und diverse Gottheiten vor, nur um einige zu nennen. Auch mit dem Hauptprotagonisten Al MacBharrais hat Hearne eine andere Art von Held geschaffen, der in seinen 60ern noch recht agil ist und viel Witz und Empathie besitzt.

Aber auch die anderen Figuren sind sympathisch und bilden gemeinsam eine unterhaltsame Einheit, die mit viel Engagement gegen die dämonischen Gegner kämpft. In diesem Band wird übrigens viel mehr gekämpft als bei "Tinte & Siegel" und ist daher actionreicher und spannender. Wer direkt mit "Papier & Blut" starten möchte, erhält am Anfang des Buches eine ziemlich genaue Zusammenfassung, was bisher im 1. Teil geschah. Dennoch würde ich immer dazu raten beide Bände in der Reihenfolge zu lesen, um sich überhaupt erstmal in dieser Fantasywelt zurecht finden und Zusammenhänge besser verstehen zu können.

Toll finde ich, dass Hearne sich nicht mit altbewährten magischen Ritualen aufhält, sondern die Idee einer andersartigen Art von Magieausübung in Form von Siegeln verfolgt, was überaus interessant und spannend zu lesen ist. Auch gefällt mir, dass man als Leser immer wieder neue phantastische Wesen verschiedener Mythologien kennenlernt. Ich bin schon gespannt, was uns im dritten Teil erwarten wird.

Fazit:
Kevin Hearne sorgt auch mit der Fortsetzung "Papier & Blut" für unterhaltsame Lesestunden voller humorvoller Dialoge, interessanter Charaktere und actiongeladener Momente. Die Reihe um den Siegelagenten ist innovativ und steckt voller Überraschungen, und ist sicher für Jung und Alt gleichermaßen spannend.

Bewertung vom 07.04.2022
Wehrle, Martin

"Ich könnte ihn erwürgen!"


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Deutschlands bekanntester Karriere- und Persönlichkeitscoach Martin Wehrle hat wieder ein Buch herausgebracht und beschäftigt sich diesmal mit schwierigen Menschen in unserem Umfeld und wie wir mit ihnen am Besten umgehen können. 7 Persönlichkeits-Typen werden dabei näher betrachtet und kategorisiert. Im Weiteren folgt dann eine entsprechende Strategie im Umgang mit den jeweiligen Typen sowie daraus gezogene Lehren und Ansätze für die eigene Entwicklung.

Meine Leseerfahrung:
Schwierige Menschen trifft man überall, im Beruf, im alltäglichen Leben oder im näheren privaten Umfeld. Meist bereiten sie uns Kopfschmerzen oder treiben uns sogar bis zur Weißglut. Der Titel des Buches hat mich daher ganz besonders angesprochen, denn ich habe insbesondere im Berufsleben mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun gehabt, die meine Arbeit nicht unbedingt erleichtert haben.

Große Erwartungen an das Buch hatte ich tatsächlich nicht. Umso überraschter war ich bereits nach den ersten Abschnitten, wieviel ich für mich persönlich gelernt habe. Wehrle hat einen unterhaltsamen Erzählstil und bringt Dinge ohne Abschweifungen auf den Punkt. Das gesamte Buch ist daher klar strukturiert und kompakt. Man könnte es sogar als Nachschlagewerk immer mal wieder nutzen. Besonders gut gefallen mir die deutlichen Veranschaulichungen der einzelnen Persönlichkeits-Typen sowie die Selbstreflektion am Ende jedes Abschnitts. Man lernt also nicht nur, mit anderen schwierigen Persönlichkeiten besser umzugehen, vielmehr arbeitet man gleichzeitig auch an sich selbst. Die Übungen am Ende des Buches sind dabei äußerst hilfreich. Letztendlich begreift man, dass man aus jedem schwierigen zwischenmenschlichen Verhältnis etwas Gutes für sich gewinnen kann, indem man fähig ist, die Perspektive zu wechseln.

Meiner Meinung nach liegt hierin auch der Knackpunkt dieser Problematik. Wie Wehrle auch selbst als Bemerkung zusammenfasst, nur jemand, dem es selbst wirklich gut geht, kann langfristig für das Wohlergehen der Gemeinschaft sorgen. So empfand ich dieses Buch als große Unterstützung auf dem Wege der Selbstheilung bzw. seelischen Regeneration.

Fazit:
"Ich könnte ihn erwürgen" von Martin Wehrle vermittelt im unterhaltsamen Stil die grundlegenden Vor-und Nachteile von 'schwierigen' Persönlichkeitsstrukturen und hilft uns zu einem entscheidenden Perspektivwechsel, um mit jedem dieser Typen dauerhaft fertig werden sowie Nutzen daraus ziehen zu können. Ein überaus wichtiges Buch für Menschen, die weiter an sich arbeiten wollen!

Bewertung vom 22.03.2022
Antirassistisch handeln.
Kendi, Ibram X.

Antirassistisch handeln.


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Nach seinem Bestseller "How to be an antiracist" liefert Ibram X. Kendi nun ein Arbeitsbuch, dass seine Statements nochmal auf den Punkt bringt und eine Anleitung an die Hand gibt, Rassismus zu erkennen, zu verstehen und dagegen vorzugehen. Seite für Seite werden hier mit gezielten Fragen brandaktuelle Themen rund um Rassismus angerissen, die man für sich beantworten und die eigenen Gedanken wie in einem persönlichen Journal niederschreiben kann.

Meine Leseerfahrung:
Die letzten Monate habe ich mich sehr intensiv mit diesem Buch beschäftigt. "How to be an antiracist" von Ibram X. Kendi hatte ich bereits gelesen und mir danach tatsächlich praxisnahe Literatur zu diesem Thema gewünscht. Ein Arbeitsbuch in der vorliegenden Form hat daher schnell mein Interesse geweckt.

Bereits im Vorgänger lieferte Kendi Lösungsansätze zu den verschiedensten Varianten von Rassismus und untermauerte seine Behauptungen auch mit Anekdoten aus der eigenen Vergangenheit. Damit hatte das Buch durchweg eine persönliche Note, was natürlich hauptsächlich auf "Schwarzsein in USA" basiert. Einige Lebensumsände sind dann naturgemäß nicht 1:1 auf unsere Gesellschaft übertragbar. Dennoch kann man Parallelen ziehen und in Sachen Selbstreflektion sich in bestimmte Situationen hinein versetzen.

Das Arbeitsbuch ist nunmal direkt auf amerikanische Verhältnisse zugeschnitten, mE aber im Großen und Ganzen durchaus übertragbar auf die gesellschaftlichen Strukturen in Europa. Die Seiten sind tagebuchartig unterteilt und bieten viel Platz für die eigenen Notizen. Es werden vermehrt Fragen zu spezifischen Themen gestellt, die man für sich beantworten kann. Fragen wie "Wie versuchen rassistische Amerikaner deiner Meinung nach antirassistischen Amerikanern das Gefühl zu geben, machtlos zu sein?" kann man zur Not auch auf die deutsche Gesellschaft beziehen und gedanklich umstrukturieren, was im deutschaktuellen Kontext wohl eher Sinn macht. Andere spezifischere Fragen, die zB die Jim-Crow-Ära betreffen, konnte und wollte ich auch nicht beantworten, da mir einfach das entsprechende Wissen zum Thema fehlt. Mich haben insbesondere die persönlichen Fragen am Stärksten gereizt, die ganz klar darauf abzielen, die eigene rassistische Gesinnung zu erkennen und auch zu verstehen. Das ist überhaupt der erste Schritt, um effektiv dagegen vorgehen zu können.

Mir gefällt an diesem Buch insbesondere die Tatsache gut, dass es umfassend ist. Es behandelt beispielsweise auf einigen Seiten auch den Feminismus und geht auf Homophobie bzw. Transphobie ein. Denn: "Wir können nicht antirassistisch sein, wenn wir homophob oder transphob sind." Solche Literatur hätte ich mir schon zu meiner Schulzeit gewünscht und hoffe, dass viele Pädagogen sich ihrer bedienen werden. Überhaupt gehören solche Bücher mE zum schulischen Pflichtprogramm in Deutschland, zumal unsere Gesellschaft auf Grund der historischen Vorgeschichte in der Verantwortung steht.

Fazit:
"Antirassistisch Handeln" ist ein durch und durch aufrüttelndes und damit wichtiges Arbeitsbuch von Ibram X. Kendi, das mit jeder einzelnen Seite unter die Haut geht und zum Umdenken und Handeln bewegt. Auf der persönlichen Reise zur Selbsterkenntnis eine wichtige und horizonterweiternde Unterstützung für diejenigen, die mutig genug sind, sich aus ihrer Komfortzone zu bewegen.