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Lasszeilensprechen
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Deutschland

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Insgesamt 112 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2016
Der Gerechte
Grisham, John

Der Gerechte


sehr gut

Eine interessante Grundidee, aber der Erzählung fehlt definitiv Spannung

In „Der Gerechte“ werden nacheinander einzelne Fälle erzählt. Diese sind zum Großteil abgeschlossen, aber auch Teil eines großen Ganzen. Der Streit um das Sorgerecht von Rudds Sohn zieht sich dabei durch das Buch wie ein roter Faden. Dass Rudd seinen Sohn zu einem Käfigkampf mitgenommen hat, stärkt dabei nicht seine Position.

Ob Rudd mir sympathisch ist, nun ja, meine Meinung wechselte dazu immer mal wieder. Rudd ist auf jeden Fall ein unorthodoxer Anwalt. Seine Freude an Käfigkämpfen ist nur eine seiner Macken. Auf der anderen Seite ist er mit Leib und Seele bei der Sache, was ihm wieder einige Pluspunkte einbringt. So bringt er auch zum Schutz seines Mandaten den Richter so sehr auf die Palme, dass er freiwillig für kurze Zeit im Gefängnis einsitzt. Mittels eher unkonventioneller Methoden, setzt er sich für das Recht seiner Mandaten ein.

Die Fälle sind recht abwechslungsreich: Mal hat sein Mandat einen Ringrichter nieder geschlagen, mal wird sein Mandat einer Entführung verdächtigt, mal hat jener auf ein SWAT-Team geschossen, welches unberechtigterweise die falsche Wohnung gestürmt hatte. Grundtenor aller Fälle ist Korruption, auf die man an jeder Ecke trifft. Da die Fälle ziemlich kurz gehalten sind, hatte ich ab und an Probleme, mich auf den neuen Fall einzustellen.

Die Grundidee des Buches und der Charakter Sebastian Rudd haben mir gefallen, allerdings plätscherte das Geschehen eher vor sich hin. Da ich das Buch auf dem Weg zur Arbeit hörte, war das okay, ich weiß aber nicht, inwieweit ich das Buch zu Ende gelesen bzw. gehört hätte, wenn ich mich voll und ganz drauf konzentriert hätte. Die Spannung, die Grisham in seinen Fällen kreiert, und sich dann zum Schluss völlig entlädt, wie in „Die Jury“ oder „Die Akte“ fehlte mir in „Der Gerechte“ leider völlig. Aufgrund dieser fehlenden Spannung, kann ich nur drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 27.04.2016
Die Liebe ist ein schlechter Verlierer
Marsh, Katie

Die Liebe ist ein schlechter Verlierer


sehr gut

Eine Geschichte über den Neuanfang, Neufinden und Verzeihen

Hannah will ihrem Mann Tom verlassen, um sich ihren Afrika-Traum zu erfüllen. Auch wenn ihre Ehe bisweilen für beide nicht äußerst erbauend war, will Tom an seiner Ehe festhalten. Doch noch bevor Hannah es ihrem Mann sagen kann, wirft das Leben beide aus der Bahn. Tom wird nie wieder der gleiche sein und Hannah empfindet zu viele Schuldgefühle, um Tom in so einem Moment zu verlassen. Hannah gibt ihre Pläne auf, um bei Tom zu bleiben. Ist das Ende ihrer Geschichte nicht bereits geschrieben? Gibt es nochmal einen Neuanfang, oder verschieben sich Träume manchmal nur etwas nach hinten?

Hannah und Tom sind kein glückliches Paar. Früher waren sie es, aber vor allem Toms zeitraubender Job als Anwalt hat einen Keil zwischen sie getrieben. Beide enttäuschen den anderen bewusst und nur selten zeigt sich ein Funken Zuneigung zwischen den beiden. Der Moment, der das Leben von beiden verändert, bringt die beiden dazu, das Unglück zu nutzen und sich ihren Problemen zu stellen. Allmählich kommen die beiden wieder zueinander, aber offen bleibt die Frage, ob Hannah Tom verlassen wird, sobald es ihm wieder besser geht.

Das Buch wechselt zwischen der Gegenwart und Vergangenheit. Die einzelnen Rückblicke erklären einem, wie sehr Tom und Hannah sich anfangs liebten, was sie verband und wie sie sich allmählich entfremdeten. Die beiden begleitet Toms Schwester Julie, die eine drastische Veränderung während des Buches erlebt. Ihre Figur fand ich manchmal etwas überspitzt dargestellt, da es immer irgendein Drama um sie herum gibt.

Das Ende der Geschichte war für mich dann ganz passend. Im Ganzen hat mir das Buch gut gefallen, da es für mich recht realistisch wirkte. Vor allem die Zweifel in den Köpfen von beiden Protagonisten, aber vor allem von Hannah, waren nachvollziehbar und ausreichend geschildert. Das Thema des Buches - sich zu entscheiden zwischen der Liebe und dem Lebenstraum, wenn sich beides nicht miteinander vereinbaren lässt - fand ich sehr gut, da fast jeder mal vor so einer Entscheidung steht. Auch die Schlussfolgerung, dass Liebe ab und an Kompromisse erfordert. 5 Sterne kann ich nicht vergeben, da es mir manchmal an Emotionen und einem Überraschungsmoment fehlte.

Bewertung vom 08.04.2016
Ich schweige für dich
Coben, Harlan

Ich schweige für dich


ausgezeichnet

Ein fessendler Thriller mit leisen Tönen

Adam ist glücklich, er hat zweie tolle Söhne und eine wundervolle Frau. Eines Tages taucht ein Fremder auf und offenbart Adam ein dunkles Geheimnis von Adams Frau Corinne. Diese Enthüllungen können alles, was Adam sich erschaffen hat, zunichtemachen. So steht Adam vor der Frage, ob er seine Frau mit seinem neuen Wissen konfrontieren soll, oder ob er als Schutz für seine Familie schweigen soll. Kann er wirklich Schweigen bewahren? Was wollte der Fremde bezwecken und woher hat er sein Wissen? Noch völlig ahnungslos was Adam nun tun soll, verschwindet Corinne auf einmal. Aus Corinnes Geheimnis, welches zuerst nach einer persönlichen Familiengeschichte aussieht, entwickelt sich ein düsteres Komplott, das nicht zuletzt Adam in Gefahr bringt.

„Ich schweige für dich“ ist ein großartiger, unblutiger Thriller. Während die meisten Thriller vor allem mit gewalttätigen Morden oder Folterungen die Spannung suggerieren, arbeitet Harlan Coben weitaus subtiler. Die Spannungskurve bleibt von Anfang bis Ende gleichbleibend, man möchte unbedingt lesen, was die Geschichte auf sich hat und wie es mit der Familie ausgehen wird. Das Ende hat mich überrascht, aber letztendlich habe ich das Buch als rund empfunden.

Der Autor hat mit Adam Price eine Figur geschaffen, mit der man richtig mitfühlen kann, sei es seine Entrüstung, sein Stolz, seine Glückseligkeit oder Verzweiflung. Adam ist überraschend vielschichtig und emotional - und dabei sehr authentisch. Genauso wie die Nachbarschaft, bei der jede eingeführte Person auch eine wichtige Rolle spielt. Die Anzahl der Charaktere ist ziemlich hoch, sodass man sich manchmal schon genau konzentrieren muss.

Dieser Thriller beweist, dass ein Buch nicht besonders blutig sein muss, um spannend zu sein. Beim Lesen wollte ich stets wissen wie es weiter geht und ich hatte bei dem Plot auch nicht das Gefühl, solch eine Story schon x-Mal gelesen zu haben. Ich wurde absolut positiv überrascht und empfehle das Buch mit 5 Sternen.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2016
Crime Master (Spiel)

Crime Master (Spiel)


sehr gut

Kriminalfälle spielen statt lesen - warum nicht?

Da einige Verlage nicht nur Bücher verlegen, durfte ich durch den Gmeiner Verlag in den Genuss kommen, nun auch mal ein Spiel auszuprobieren. Das Krimi-Karten Spiel "Crime Master" enthält 25 Kriminalfälle, die in verschiedenen deutschen Großstädten spielen.

Wie auch schon aus anderen Kriminalspielen bekannt, gibt es einen allwissenden Ermittler, der eine ausführliche Aufklärungskarte erhält. Das Spiel lässt sich bereits mit zwei Spielern spielen (1 Crime Master und ein Ermittler), jedoch würde ich das Spiel mit mehreren Spielern empfehlen. So lässt sich dann auch die Spielvariante wählen, d.h. ob alle Ermittler zusammen arbeiten oder jeder einzeln für sich arbeitet. Der bzw. die Ermittler erhalten eine Fallkarte mit einer Tatortskizze, die alle bisherigen Hinweise enthält. Anhand von Fragen, die der Crime Master nur mit "Ja" oder "Nein" beantworten darf, sollen die Ermittler den Fall rekonstruieren; Einzelheiten zum Täter, dem Tatmotiv, dem verwendeten Hilfsmittel und dem genauen Ablauf müssen erfragt werden. Dabei gibt es 12 Einzelheiten zu ermitteln, die aber nicht unbedingt alle zur Lösung des Falls benötigt werden. Jede erratene Einzelheit wird mit einem Punkt belohnt. Die Altersempfehlung ist ab 14 Jahren, was ich angemessenen finde. Die veranschlagten 15 Minuten pro Fall kommen mal mehr, mal weniger hin.

Das Spiel hat mir ganz gut gefallen, wobei ich offensichtlich noch etwas üben muss. Die Einzelheiten zum Täter konnten wir fast immer finden, jedoch hatten wir so unsere Probleme mit dem genauen Tatablauf. Meist fehlten uns einige Hinweise, weil sie manchmal etwas weit hergeholt waren. Vielleicht fehlte mir auch etwas Fantasie oder Spürsinn, daher kann ich das nicht zu sehr als Kritikpunkt nehmen. Mit etwas mehr Erfahrung und vor allem mehr Ermittlern ist es auf jeden Fall leichter, die Tat zu rekonstruieren. Wie schon erwähnt, fehlt bei einer Spielerzahl von 2 Personen etwas der Biss. Wenn der Ermittler nicht so recht Ideen hat, wird das Frage-Antwort-Spiel etwas zäh. Wesentlich aktiver wird es mit mehreren Personen. Die Fälle gefallen mir richtig gut, weil einem so auch nochmal die Großstädte näher gebracht wurden. So startete ich gleich mal mit dem Toten am Hamburger Hafen und einer Bombendrohung bei einem Konzert in Hannover.

Das kompakte Format von 11x5x13 cm erlaubt es einem, dass Spiel einfach in der Tasche verschwinden zu lassen und beispielsweise während der Zugfahrt wieder rauszuholen. Damit ist das Spiel überall mit hinnehmbar. Da das Spiel bereits einen Block mit Ermittlungsakten enthält, reicht schon ein Stift, um mit dem Spiel zu beginnen. Ein gutes Krimi Spiel, was sich vor allem an Menschen richtet, die kein Spiel mit großem Spielbrett brauchen! Ich vergebe 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.03.2016
Zwei für immer
Jones, Andy

Zwei für immer


sehr gut

Eine realistische Liebesgeschichte aus der Sicht eines Mannes ohne eine Überdosis an Romantik

Der 35-jährige William Fisher verliebt sich in die 41-jährige Ivy. Nachdem sie vor lauter Liebe kaum das Haus überhaupt verlassen konnten, wirkt Ivy wie ausgewechselt, als Fischer sie seiner Familie vorstellt. Ihre Abweisung hat jedoch nichts damit zu tun, dass sich Ivy von ihm trennen will, ganz im Gegenteil: Sie ist schwanger von ihm. Etwas überrumpelt von dieser Neuigkeit, beginnt für Fisher eine neue Herausforderung. Alltag und Routine sowie Schwangerschaftsbeschwerden legen sich über die frische Beziehung und Fisher stellt sich die Frage, ob die Beziehung mit Ivy hält.

Mich hat vor allem der Klappentext sehr angesprochen. Auch die Idee eine Liebesgeschichte aus der Sicht des Mannes zu erzählen, empfand ich als frische Abwechslung. Wobei man sich anfangs schon etwas an den Sprachstil gewöhnen muss. Denn wer einen schnulzigen, oder mit feinen Adjektiven gespickten Roman erwartet, wird mit einem humorvollen, teils derben Sprachstil (typisch Mann?;-)) konfrontiert. Fisher ist Junggeselle und ist noch ein wenig unerfahren. Ich hatte den Eindruck, dass er noch nicht genau weiß, was er im Leben will. Ivy ist da schon anders und stellt Fisher vor vollendete Tatsachen. Eigentlich hatte Ivy ihren Kinderwunsch aufgrund ihres Alters bereits abgehakt, es dann aber doch darauf angelegt. Ein wenig stur und verschlossen kam sie mir rüber, sodass ich bei beiden nicht so den richtigen Draht gefunden habe. Wobei Fisher sich allmählich schon macht und auch an Sympathie gewinnt. Eine nicht unerhbliche Rolle spielt Fishers Freund El, der an Huntigton leidet. Ich fand die Erzählungen mit ihm sehr interessant (vor allem derb!) und hätte mir gewünscht, dass der Autor sich noch etwas mehr diesem Strang gewindmet hätte.

Der Autor Andy Jones konzentriert sich mehr auf den Beziehungsalltag. Kern der Story ist es, wie sich die beiden zusammenraufen, obwohl sie sich nicht kennen. Die Geschichte setzt da an, wo die meisten anderen enden. Vor allem Fisher gibt sich jede Mühe, ein guter Partner und Vater zu werden, aber läuft so einige Male bei Ivy gegen die Wand. Der Mittelteil wartet nicht mit sonderlich aufregenden Situation auf sich, aber Fishers humorvolle Art macht das Lesen einfacher. Das Ende wird dann doch nochmal richtig ernst und emotional, ein toller Sprung, der dem Autor gelingt. Nur vielleicht etwas kurz angegangen, wenn man mich fragt.

Eine realistische Liebesgeschichte aus der Sicht eines Mannes, die die Höhen und Tiefen einer Beziehung offenbart, statt rosaroter Wolken. Ich denke, dass einige etwas enttäuscht von der Geschichte sein können, da man anhand des Klappentextes etwas anderes erwarten könnte. Ich war es letztendlich nicht und vergebe daher 4 Sterne.

Bewertung vom 11.03.2016
Icarus / Bennie Griessel Bd.5
Meyer, Deon

Icarus / Bennie Griessel Bd.5


sehr gut

Wirtschaftlicher, gemächlicher Südafrika-Krimi mit Fokus auf den Figuren

An einem Strand in Kapstadt nimmt eine Drohne eine Leiche ins Visier. Der Tote ist Ernst Richter, der eine umstrittene Seitensprungfirma namens Alibi führte. Währenddessen wird Bennie Griessel zu einem Tatort gerufen, der ihn völlig aus der Bahn wirft: Ein Kollege hat erst seine Familie und dann sich selbst erschossen. Benni fällt in alte Verhaltensmuster zurück und ergibt sich dem Alkohol. Dummerweise lässt er sich in eine Schlägerei verwickeln, und es droht, dass der Vorfall bis zu seinen Vorgesetzten durchdringt. Gleichzeitig muss Benni mit Cupido und seinen Kollegen den Mörder von Richter schnell ausspüren. Denn es droht jemand, eine Liste aller Nutzer von Alibi zu veröffentlichen.

Für mich war "Icarus" nach "Cobra" der zweite Teil rund um den trockenen Alkoholiker und Ermittler Bennie Griessel. Für das Allgemeinverständnis des Buches würde ich empfehlen, wenigstens den vorherigen Band gelesen zu haben. Bennies Alkoholprobleme sind auch in diesem Teil wieder ein zentrales Thema und drohen, Bennies Beruf und Familie zu zerstören. Allein ein Kollege schafft es, ihm ein Alibi für die Schlägerei zu geben. Wobei wir auch schon bei dem Thema des Buches wären: Eine Fremdgehagentur, die wasserdichte Alibis mit gefälschten Belegen anbietet. Dass solch ein Unternehmen für ziemliche Meinungsunstimmigkeiten führen kann, liegt da ja praktisch auf der Hand. Ob der Geschäftsführer von Alibi wegen seiner Firma umgebracht wurde?

Neben der Firma Alibi wird eine zentraler zweiter Erzählstrang eingebaut: Die Anhörung des Winzers Francois du Toit. Dieser erzählt seine Familiengeschichte und lange Zeit habe ich mich gefragt, was diese Erzählung überhaupt soll. Anfangs empfand ich sie eher als uninteressant und als eine Unterbrechung der Hauptstory. Das änderte sich mit der Zeit und rückblickend war diese Erzählung sehr passend, wenn auch langwierig. Auf jeden Fall lernt der Leser hierbei eine Menge über den Weinhandel Südafrikas. Das Buch war für mich ein Südafrika Krimi, auch wenn Thriller auf dem Einband steht - wobei der Südafrika Teil bei weitem nicht zu kurz kommt. Ich war zwar noch nie in Südafrika, aber Deon Meyer schafft es außergewöhnlich gut, den Leser dort hinzuversetzen. Reibereien zwischen Kulturen und Gehaltsklassen, die Schilderung der Natur und der Bewohner Kapstadts lassen den Leser Südafrika näher kommen. Das Tempo des Buches lässt sich bemängeln, Deon Meyer legt den Fokus mehr auf die einzelnen Figuren der Valke, der Kapstädter Polizei, als auf einen temporeichen Thriller.

Die Charaktere in diesem Buch sind so bunt, wie die Landschaft: Keine charakterlosen handelnden Figuren, sondern mit Herz und Seele bei der Sache. Meine Lieblingsfigur in diesem Buch war Vaughn Cupido, Griessels Parter, der so einige Maile für ihn in die Bresche springt, ansonsten aber eher unangepasst wirkt. Bei "Icarus" handelt es sich um einen gut recherchierten, wirtschaftlichen Krimi, der mitunter etwas mehr Spannung gebrauchen könnte. Eine gelungene Südafrika-Kulisse und überzeugende Figuren lassen mich 4 Sterne vergeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.01.2016
Sterbegeld / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.3
Winter, Judith

Sterbegeld / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.3


sehr gut

Eine gute Reihe, aber dieser Fall war nicht ganz schlüssig

Ein kleiner Junge wählt den Notruf bei der Polizei. Als die Beamten eintreffen, kommen sie jedoch zu spät. Die gesamte Familie wurde kaltblütig ermordet, der Mutter steht das Entsetzen noch ins Gesicht geschrieben. Einige Zeit später müssen die beiden Ermittlerinnen Emilia Capelli und Mai Zhou mit dem Tod ihres Kollegen Thorsten Mohr fertig werden, welcher bei einer Razzia ums Leben gekommen ist. Alles weist darauf hin, dass es eine undichte Stelle in den eigenen Rehen gibt. Em und Zhou werden darauf angesetzt, den Maulwurf zu ermitteln. Gleichzeitig wird der Fall der ermordeten Familie dank eines engagierten Anwalts wieder aufgerollt.

In dem dritten Fall "Sterbegeld" werden die beiden sympathischen Ermittlerinnen Em und Zhou gleich mit zwei Fällen konfrontiert, bei denen sie zumindest in einem Fall auch persönlich betroffen sind. Wer Em und Zhou noch nicht kennt, hier ein paar einleitende Worte: Die beiden sind Partner wider Willen. Em ist eher der Kumpeltyp und recht explosiv in ihrem Handeln, während Zhou, nicht zuletzt von ihrer Kultur geprägt, doch sehr bedacht auf ihr Äußeres und Handeln ist. Diese Gegensätzlichkeit ist in allen Bänden der Reihe ein zentrales Thema. In dem ersten Part des Buches kamen mir die beiden Fälle fast zu viel vor, aber mit der Zeit habe ich in das Buch hineingefunden. Bei diesem Fall erhält der Leser einen umfangreichen Einblick in die Polizeiabteilung. Das Ermittlerduo gefällt mir auch in diesem Fall. Beide tun sich mit ihrem Partner noch recht schwer und ermitteln lieber auf eigene Faust, aber in den wichtigen Momenten, nutzen sie die Stärken des anderen. Auch wenn Em und Zhou es beide nicht ganz wahr haben wollen, hat jeweils der andere schon einen gewissen Einfluss auf den anderen. Immerhin schaffen die beiden Frauen es im dritten Fall nun auch mal, das "du" zu verwenden.

Der Fall der Familie wirft einige Fragen auf. Zwar gibt es einen inhaftierten Täter, aber auch einige Zweifel an seiner Schuld. Ein engagierter Anwalt bringt die beiden Ermittlerinnen dazu, den Fall nochmals ernsthaft aufzurollen. Im Laufe des Buches gewinnt aber immer mehr die Frage nach dem Maulwurf in den eigenen Reihen an Wichtigkeit. Am Ende des Buches werden natürlich beide Fälle gelöst, aber obwohl die Zusammenhänge erläutert werden, kam mir der Fall mit der Familie sehr an den Haaren herbeigezogen vor. Ich hatte meine Probleme zu verstehen, warum der Täter auf diese Weise vorgegangen ist. Bezüglich des Schuldigen in den eigenen Reihen hatte ich recht schnell die richtige Vermutung.

Ein solider Krimi einer tollen Reihe, nur das Ende war für mich nicht ganz schlüssig. Ein bisschen mehr Spannung hätte dieser Teil auch vertragen können, da er mich nicht zu 100% fesseln konnte. Ich vergebe 3 Sterne, werde aber garantiert die weiteren Bände rund um Em und Zhou lesen.

Bewertung vom 23.12.2015
Totenfrau / Totenfrau-Trilogie Bd.1
Aichner, Bernhard

Totenfrau / Totenfrau-Trilogie Bd.1


sehr gut

Bitterböser Thriller, nur der Schreibstil war nicht so meins

Brünhilde Blum ist Bestatterin. Sie hat einen Polizisten als Mann und zwei Töchter; auf den ersten Blick ein recht angenehmes Leben. Bis ihr Mann überfahren wird und der Fahrer Fahrerflucht begeht. Blum verfolgt die letzten Ermittlungen ihres Mannes, um eine Idee dafür zu bekommen, wer ihn umgebracht haben könnte und warum. Damit beginnt für sie ein umfangreicher Racheakt. Zum Glück hat Blum als Bestatterin ja so einige Möglichkeiten….

Ohja, dieser Thriller ist böse und er hat es in sich. Schon allein mit Blum, der Bestatterin, die bereits auf den ersten Seiten zeigt, dass sie psychisch gesehen nicht ganz normal ist. Die Sache, der Blum auf die Schliche kommt, ist ebenfalls sehr erschreckend. Ihre Umgangsweise mit den Schuldigen umso mehr. Kein Wunder, dass sie sich zwischendurch mit Dexter vergleicht. Trotz allem fand ich die Idee mit der Bestatterin sehr originell und unterhaltsam.

Der Verlauf des Buches ist zum Teil recht vorhersehbar, aber trotzdem nicht langweilig. Ein bisschen zu reibungslos verläuft die Ermittlung, da hätte ich mir etwas mehr Mühe für das Herausfinden der fünf Täter gewünscht. Blum als Protagonistin fand ich großartig. Ich habe selten einen so abgebrühten Menschen erlebt. Bereits der Prolog lässt einen erschauern.

Der Schreibstil von Bernard Aichner ist sehr prägnant. Die Sätze und Dialoge sind äußerst kurz. Es handelt sich praktisch nur um Hauptsätze oder Aufzählungen, kaum Füllwörter oder Nebensätze, die den Text flüssiger machen. Das ist zwar sehr direkt und eindringlich, ich fand es aber auf Dauer sehr anstrengend. Weil sich dies von Anfang bis Ende hindurchzog, muss ich an dieser Stelle einen Stern abziehen.

„Totenfrau“ ist anders, kaltherzig und bitterböse. Bestatterin Blum ist ein super passenderer Charakter. Nur auf den Sprachstil des Buches muss man sich voll und ganz einlassen – 4 Sterne von mir.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2015
Zwei auf Umwegen
Reid, Taylor Jenkins

Zwei auf Umwegen


ausgezeichnet

Die etwas andere Liebesgeschichte darüber, wie man zusammenbleibt statt sich nur zu finden

Lauren und Ryan sind seit elfeinhalb Jahren ein Paar. Nur kriselt es bereits seit einiger Zeit. Jegliche Kleinigkeit bringt die beiden auf die Palme, bis sie die Gegenwart des anderen kaum noch ertragen können. Lauren und Ryan sehen der Wahrheit ins Auge und erkennen, dass sie so nicht mehr weitermachen können. Sie beschließen, sich für ein Jahr zu trennen, um danach ihre Liebe nochmal neu zuentfachen. Die einzige Regel ist, den anderen während dieses Zeitraumes nicht zu kontaktieren. Ein schwieriges und vor allem aufregendes Unterfangen...

Ich habe "Zwei auf Umwegen" gelesen, weil ich das Cover und den Klappentext sehr ansprechend fand. Ich hatte mal wieder Lust auf einen unterhaltsamen Liebesroman, der nicht so ganz dem klassischen Muster entspricht. Und zum Glück wurde ich auch nicht enttäuscht. Der lockere Schreibstil der Autorin lässt einen von Anfang an schnell in das Buch finden. Es beginnt mit der Kennenlernphase von Lauren und Ryan. Gefolgt von einigen einzelnen Erzählungen, die den Verlauf und die (negative) Entwicklung ihrer Beziehung darstellen, bis eben hin zu ihrer Trennung. Die Einspieler, auch wenn sie noch so kurz waren, haben mir richtig gut gefallen, da es so möglich war, sich besser in die Situation der beiden hineinzuversetzen. Auch wenn ich mir keine Trennung auf Probe vorstellen könnte, wurde so doch ein gewisses Verständnis dafür geschaffen.

Die Geschichte wird aus Laurens Perspektive erzählt. Ryans Gefühle erfährt man aus seinen Mailentwürfen, die er zwar nie an Lauren abgeschickt hat, Lauren aber regelmäßig heimlich liest. Beide gehen recht ähnlich mit der Trennung um, sie trauern beide, lernen jedoch allmählich mit der Situation umzugehen. Ich war positiv überrascht, dass das neue Verhalten der beiden nicht so übertrieben dargestellt war. Auch wenn beiden alles erlaubt war, was neue Partner, One-Night-Stands etc. angeht, halten sich Lauren und Ryan weitestgehend zurück, was ich als sehr glaubwürdig empfand, wenn einem noch etwas an dem jetzigen / vorherigen Partner liegt. Auch die anderen Charaktere aus Laurens Familie, wie ihr Bruder, der nie erwachsen zu werden scheint, oder ihre Oma, die sehr eigensinnig ist, sind sehr unterhaltsam und nicht überzogen, wie meist in solchen Büchern. Jeder einzelne spielt in dem Buch seine ganz eigene Rolle, sodass nicht nur das Augenmerk auf Lauren liegt. Eben ganz so, wie es in einer Familie ist.

Wirklich gelungen fand ich die vielen Nachrichten, die die Autorin auf so liebevolle Weise vermittelt: unnötige Kleinigkeiten, die eine Beziehung langsam aushöhlen, notwendige Nettigkeiten, die man manchmal einfach machen sollte und die wichtige Ehrlichkeit in einer Beziehung. Sätze wie "Manchmal sollte man die Kartoffeln einfach nehmen, sich bedanken und sie in den Müll werfen, wenn Mom es nicht sieht." (Zitat aus Zwei auf Umwegen) machen dieses Buch aus. "Zwei auf Umwegen" ist nicht nur seichte, dahin plätschernde Unterhaltung, sondern überraschend tiefgehend. Bis zum Ende des Buches war ich mir nicht sicher, wie es ausgehen wird.

Ein Liebesroman, in dem es mal nicht darum gibt, ob zwei Menschen sich finden, sondern ob sie auch langfristig zusammen bleiben können - für "Zwei auf Umwegen", einen sehr abwechslungsreichen und unterhaltsamen Liebesroman, der nicht dem klassischen Muster entspricht, vergebe ich 5 Sterne.