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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 213 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2024
A Midsummer's Nightmare
Stoffers, Noah

A Midsummer's Nightmare


sehr gut

Worum geht es?
Um eine Gruppe junger Menschen, die in ihrem College ein Shakespear-Stück aufführen wollen. Doch Realität und Scheinwelt verschwimmen, plötzlich befinden sie sich in Gefahr.

Worum geht es wirklich?
Zuneigung, Macht und Identität.

Lesenswert?
Ja, hat mir gut gefallen. Die Story beinhaltet echt tolle Aspekte und Autor*in Noah Stoffers hat mit viel Feingefühl wunderbare Protagonist*innen gestaltet, die sich teilweise auf der Suche nach ihrer Identität oder dem Umgang damit befinden.
Im Mittelpunkt steht die Zeit am College mit allen Verpflichtungen, aber auch mit den Proben der Theatergruppe, die das Stück Sommernachtstraum am Schuljahresende aufführen möchte. Mit dabei ist unter anderem die nicht-binäre Person Ari, welche Oberon verkörpern wird. Während Aris Identität in der Gruppe keine Probleme erzeugt, verhält sich die Schule an vielen Stellen konservativ und kann/will Ari nicht immer entgegen kommen. Ari ist es auch, dey dann irgendwann Merkwürdigkeiten entdeckt und zunehmend mit fantastischen und gefährlichen Elementen zu tun hat.
Sprachlich gefällt mir der Roman gut, die Protagonist*innen sind sympathisch, gehen oft wohlwollend miteinander um und die Schauspielproben sind richtig toll arrangiert. Hier wählt Stoffers genau die richtigen Szenen, um die Leser*innen in den Bann zu ziehen.
Ebenfalls positiv ist mir der queere Aspekt aufgefallen und die Art der Einbindung. Aris Identität spielt immer wieder eine Rolle und wird meiner Meinung nach an mehreren Stellen gut erklärt und veranschaulicht, ebenso die gesellschaftliche Probleme, die damit einher gehen. Bei dem Thema Nicht-Binärität spricht Stoffers aus Erfahrung, denn sier ist ebenfalls eine nicht-binäre Person.
Während die Handlung zu Beginn eher langsam in Fahrt kommt, wird sie dann zunehmend düster, lebensgefährlich und auch fantastisch.
Hierzu tragen das Setting auf der Insel, sowie die mystischen Spielorte des Theaterstücks, bei.
An einigen Stellen hätte ich mir ein tiefergehendes Worldbuilding erwünscht. Zudem bin ich mit NA auch nicht die richtige Zielgruppe, sodass mir manchmal die Reife fehlte. Das Buch beinhaltet definitiv viele Aspekte, die für Dark Academia notwendig sind, war mir aber manchmal nicht geheimnisvoll genug.
Dass das Cover ein echter Hingucker und sehr edel ist, muss ich vermutlich nicht erwähnen.
Zusammenfassend konnten mich hier die Figuren und das Verweben mit dem Theaterstück wirklich überzeugen!

Bewertung vom 23.03.2024
White Zero
Falk, Thilo

White Zero


gut

mittelmäßig

Worum geht es?
Der Winter in Deutschland ist viel kälter als gewöhnlich, das Leben kaum machbar. Mit Zeitdruck geht ein Team auf die Suche nach dem Grund.

Worum geht es wirklich?
Wohlstand, Eurozentrismus und Familie.

Lesenswert?
Ja, hat wirklich gute und interessante Aspekte, aber überzeugt nicht in allen Bereichen.
Das Thema als solches ist interessant und gut umgesetzt. Es gibt immer wieder Einschübe, wie die Regierung mit der Situation umgeht und wie Zeitungen oder Radiosender zu dem Thema berichten. Das war unglaublich realistisch und so gut vorstellbar. Hier hat alles gestimmt: Wortwahl, Inhalt und auch die jeweilige Richtung. Könnte 1:1 so in der Realität stattfinden.
Europa, das plötzlich gar nicht mehr so lebenswert ist, wird den begehrteren Ländern im nahen Osten oder Nordafrika gegenübergestellt. Diese Länder ergreifen Schutzmaßnahmen gegen zu ihnen strömende flüchtende Menschen. Leider macht dieser Aspekt nochmal deutlich, wie wenig menschlich diese Art der Reaktion ist. Regt auf einen ungewöhnlichen, aber gut gemachten Weg, zum nachdenken an. Dem europäische Umgang mit geflüchteten Menschen (und uns) wird quasi ein Spiegel vorgehalten.
Die Story ist gut erzählt, spannend und dramatisch. Die Sprache angenehm und je nach Figur unterschiedlich umgesetzt. Diese ganzen Feinheiten waren ein großer Pluspunkt.
Jedoch konnten mich die Figuren in ihren Eigenschaften nicht überzeugen, ebenso wenig der eigentliche Plot und die schnelle Problemlösung an so manchen Stellen, die natürlich genau im richtigen Moment wie von Zauberhand greifbar war. Durch Zufall kannten die beteiligten Leute immer die hilfreichen Kontakte. Story und Figuren haben für eine gewisse Unglaubwürdigkeit gesorgt. Dies ist, gerade im Bezug auf richtig gut umgesetzte Kleinigkeiten, eher schade. Hätte man sicher anders lösen können. Trotzdem kann ich das Buch auf Grund des Themas empfehlen!

Bewertung vom 23.03.2024
Die zerrissenen Staaten von Amerika
Landwehr, Arthur

Die zerrissenen Staaten von Amerika


gut

Worum geht es?
Die aktuelle Situation in den USA, wie sich die Bevölkerung unterscheidet, warum es Gräben zwischen verschiedenen Gruppen gibt.

Worum geht es wirklich?
Identität, Macht und Geschichte.

Lesenswert?
Ja, wenn auch mit einigen Kritikpunkten.
Prinzipiell fand ich das Buch inhaltlich sehr interessant und war positiv über die Vielzahl an Themen überrascht, die hier behandelt werden.
Der Schreibstil ist gut lesbar, an einigen Stellen aber unnötig verschachtelt. Dadurch müssen auch kurze Sätze mehrfach gelesen werden. Hier hätte ich mir manchmal flüssigere Sätze gewünscht.
Der Autor behandelt viele Themen umfangreich und stellt die historischen Beweggründe und/oder die aktuelle Situation dar.
Ich glaube, dass er dabei versucht, eine neutrale Position einzunehmen und unvoreingenommen an viele Themen heran zu gehen. Allerdings liegt, zumindest habe ich das mehrfach gedacht, der Fokus auf den konservativen Ansichten und den Sorgen dieser Bürger*innen. Das mag natürlich auch wichtig sein, aber bei Diskriminierung finde ich es nicht gelungen, wenn quasi beide Seiten beleuchtet werden und als gleichwertige Ansichten gegenüber gestellt werden. Ungesagt bleibt hierbei nämlich, dass Rassismus und Diskriminierung für manche Menschen lebensbedrohlich ist.
Wiederum sehr spannend sind die Vergleiche zu Deutschland oder dass man Bewegungen im eigenen Land wiederfinden kann, ohne dass der Vergleich bewusst gezogen wird.
Gerade im Hinblick auf Waffen, Autos und Religion habe ich recht viel gelernt, was mir vorher total unverständlich war. Hier hat der neutrale Blick des Autos definitiv geholfen.
Im Anhang (zumindest im ebook ist es als Anhang) wird zu vielen Begriffen erklärt, warum er sie verwendet hat. Dennoch stehen diskriminierende oder veraltete Begriffe im Text und wurden nicht sonderlich reflektiert.
Zusammenfassend schon ein interessantes Buch, von dem man auch einige Dingen mitnehmen kann, allerdings nicht immer umsichtig formuliert und manche Gefahren werden schlicht ausgelassen.

Bewertung vom 23.03.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


gut

zu Beginn stark

Worum geht es?
Um zwei sehr unterschiedliche Schwestern, die mit Rassismus, Erwartungen und Familie konfrontiert werden.

Worum geht es wirklich?
Herkunft, das eigene Leben und Weiterentwicklung.

Lesenswert?
Ja, auch wenn ich es im Verlauf schlechter werdend fand. Der erste Teil hat mich absolut begeistert und ich habe das Buch echt geliebt, fand die Figuren super spannend.
Mir hat der Schreibstil gut gefallen und die wechselnden Perspektiven, aus denen erzählt wird. Die beiden Schwestern Dieo und Zazie sind sehr unterschiedlich und gehen auch mit ihrer Herkunft ganz anders um. Während Zazie eher progressiv und neumodisch unterwegs ist, ist Dieo Mutter und lebt ein konservativeres Leben. Gerade Zazie fand ich dabei richtig toll, sympathisch und konnte ihre Emotionen gegenüber Sexismus und Rassismus so gut nachvollziehen.
Der Klappentext nimmt leider schon zu viel von der Handlung vornweg, denn eine Änderung der Umstände erfolgt erst recht spät im Buch.
Ich verstehe nicht ganz, warum Simon als dritter Erzähler neben den beiden Schwestern einen Platz erhält, denn auch ohne seinen Blickwinkel hätte diese Geschichte gut erzählt werden können. Die Sicht der beiden Frauen fand ich wesentlich spannender, interessanter und aussagekräftiger.
Dadurch, dass ich Zazie zu Beginn so sympathisch fand und gerade die unangepasste Art mochte und dass sie sich nicht nur den Normen wegen auf etwas einlässt, kam mir dann der spätere Verlauf der Geschichte sehr widersprüchlich vor. Ich hätte mich gefreut, wenn die Autorin ihre Figur in ihrer Art belässt und es nicht um Wandel und Veränderung hin zur Norm geht.
Gut erzählt waren die Situationen, denen die beiden Schwestern ausgesetzt sind, weil sie mixed sind und ebenfalls die schöne neutrale Wortwahl, derer sich die Autorin bei allem bedient.
Ich habe das Buch gerne gelesen, der Anfang hat aber eine sehr große Erwartungshaltung bei mir erzeugt, die im Verlauf nicht gehalten werden konnte. Trotzdem eine gelungene Lektüre.

Bewertung vom 28.02.2024
Kleiner Garten - so viel drin
Klein, Anja

Kleiner Garten - so viel drin


sehr gut

lohnt sich!

Worum geht es?
Um die Anlage eines Selbstversorgergartens auf einer Fläche von 8x5m.

Worum geht es wirklich?
Hilfreiche Tipps, unnötige Dinge und Experimentierfreude.

Lesenswert?
Ja, hat mir sehr gut gefallen. Es war mein erstes Buch der Autorin, ich kenne jedoch ihren Instagramkanal. Da ich die vorherigen Bücher nicht kenne, kann ich keine Unterschiede darstellen. In dem hier vorliegenden Buch wird ein klassischer Reihenhausgarten mit 5x8m in ein Selbstversorgerparadies verwandelt.
Sehr schön und realitätsnah ist dabei, dass die Autorin auf die verschiedenen Bedürfnisse von unterschiedlichen Gartenbesitzer*innen eingeht und sehr oft Alternativen vorschlägt, damit sich jede Person ihren Wunschgarten planen kann. Dieser Aspekt gefällt mir sehr gut, da nicht nur ein richtiger Weg präsentiert wird. Selbst bei der Optik (mag man es eher verspielt oder aufgeräumt) werden unterschiedliche Ideen aufgezeigt.
Im weiteren geht es sehr viel um die Erstanlage und um die Wahl der richtigen Standorte. Wenn man bereits einen geplanten Garten besitzt, dann erfährt man hier nicht mehr so viel neues.
Allerdings gibt es in fast allen Kapiteln interessante Tipps und Tricks für ein einfacheres Gärtnern. Sei es Aussaattricks oder Empfehlungen von bestimmten Sorten.
Alles wird anschaulich, kurz und knapp erklärt und enthält dennoch alle wichtigen Infos. Das Buch ist in die großen Abschnitte Planung, Gemüsebeete (Hochbeete), Kräuter, Obst und Beeren, Blumen, Gartengrenzen und Grundwissen unterteilt.
Wie schön, dass die Autorin auch Blumen in das Konzept mit einfließen lässt!
Sprachlich hat mir das Buch gut gefallen, das Layout war an ein paar Stellen ungünstig, weil Bilder, Bildbeschreibungen und Fließtext manchmal für ein Hin- und Herblättern gesorgt haben.
Die Bilder sind bereichernd, werden doch viele Fotos von Pflanzen oder Arbeitsschritten gezeigt und auch die Ästhetik hierbei mit bedacht.
Inhaltlich finde ich das Buch echt praxisnah und die Vorschläge umsetzbar. Man benötigt auch keine besonderen Werkzeuge oder bestimmte Marken. Stattdessen ist das Buch wirklich realitätsnah gedacht!
Auch wenn man schon Erfahrung hat, kann man in diesem Buch neue Ideen finden oder grundlegendes Wissen erweitern.
Ich würde das Buch gerade dann empfehlen, wenn man eine neue Gartenfläche besitzt und noch nicht mit der Planung begonnen hat.

Bewertung vom 18.02.2024
Die Hexen von Cleftwater
Meyer, Margaret

Die Hexen von Cleftwater


gut

schönes Cover, Geschichte altbekannt

Worum geht es?
Martha lebt als Hebamme und Heilerin in einem kleinen Ort, bis eines Tages ein Hexenjäger hier auftaucht. Martha wird jedoch nicht angeklagt sondern soll als Sucherin zur Seite stehen und andere Frauen der Hexerei überführen.

Worum geht es wirklich?
Verdächtigungen, Geheimnisse und Schuld.

Lesenswert?
Nein, hat mich nicht überzeugt und war nur eine mittelmäßige Lektüre.
Angesprochen hat mich vor allem das tolle Cover, das in echt noch viel schöner und ein richtiger Hingucker ist.
Erwartet habe ich inhaltlich ein Buch, das in die Richtung von Hannah Kent geht und ebenso berührend ist. Leider war das nicht der Fall.
Die Kapitel sind sehr unterschiedlich lang und man folgt der kräuterkundigen Martha durch die Veränderungen, die die Hexenjagd in das kleine Dorf bringt. Martha kann nicht sprechen und gebärdet daher, was ich eigentlich ganz gut dargestellt fand.
Sprachlich war das Buch in Ordnung, aber nichts besonderes. Während ich zu Beginn dachte, dass die Natur und die Pflanzen einen großen Stellenwert haben könnten, wurde dies auch bald enttäuscht.
Erstaunlicher Weise standen (vielleicht auch nur gefühlt) eher das Ausscheiden von Körperflüssigkeiten und die körperlichen Geschlechtsmerkmale im Mittelpunkt. Also auch nicht sonderlich berührend. Eher zu intim und ein bisschen zu viel.
Die Geschichte verläuft nicht überraschend, wobei man auch keine konkreten Vorahnungen hat. Aber historisch bedingt ist natürlich zu erwarten, dass nicht alle Figuren überleben werden, sondern die Hexenjagd ihre Opfer finden wird.
Generell waren die Figuren ebenfalls nichts besonderes und konnten keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Ich kann nicht beurteilen, ob das Buch historisch korrekt ist.
Da meine Erwartungen nicht erfüllt wurden und ich das Buch weder sonderlich spannend, noch berührend, noch überraschend fand, wird die Geschichte sicher bald bei mir in Vergessenheit geraten.

Bewertung vom 18.02.2024
Ich hätte da ein paar Fragen an Sie
Makkai, Rebecca

Ich hätte da ein paar Fragen an Sie


sehr gut

Worum geht es?
Vor Jahren wurde ein Mädchen getötet und ein Mann verurteilt. Doch nach vielen Jahren zweifelt die damalige Mitschülerin Bodie an dieser Entscheidung und für ein Schulprojekt begibt sie sich auf die Suche nach den wahren Geschehnissen.

Worum geht es wirklich?
Reue, Verdrängen und Gerechtigkeit.

Lesenswert?
Ja, trotz schwierigem Beginn konnte mich das Buch dann noch voll überzeugen. Generell stehen die Geschehnisse von damals im Mittelpunkt, erzählt aus der heutigen Perspektive von Bodie. Diese war damals Mitschülerin des getöteten Mädchens und hegt nach all den Jahren Zweifel am Ablauf der Ermittlungen.
Der Einstieg ist mir schwer gefallen, da sich Bodie beim Erzählen an eine zunächst namenlose Person richtet, diese anspricht und mit ihr in ein einseitiges Gespräch tritt. Dies fand ich zunächst schwer lesbar und distanziert. Nach ungefähr 10% hat mich der Sog dann aber gepackt und ich bin Bodie sehr gerne bei all den Erlebnissen, bei all den Geheimnissen gefolgt.
Die Kategorisierung als Dark Academia finde ich jedoch nicht so richtig passend und auch den Vergleich zu Donna Tartt nicht zutreffend.
Der Erzählstil ist wie gesagt ungewöhnlich, der Schreibstil an sich aber angenehm.
Mir hat an diesem Buch imponiert, wie kleine Feinheiten mitgedacht wurden, wie Diskriminierung zur Sprache kam und auch vorsichtig damit umgegangen wurde. Man hat sich hier wirklich gut aufgehoben gefühlt und das Patriarchat wurde recht oft in Frage gestellt, ohne dass dies sonderlich provokativ geschah. Vieles war eher nebenbei, auch Diskriminierung wurde nebenbei erwähnt oder Gedankengänge hinterfragt. Zu keinem Zeitpunkt fand ich dies belehrend. Außerdem sind die Figuren eben auch nicht perfekt, sondern machen Fehler.
Das Cover wirkt eher unaussagekräftig und nicht besonders auffällig.
Ich bin froh, dass ich die anfängliche Skepsis überwunden habe und mich das Buch dann doch noch packen konnte. Während ich sonst oft flüchtig lese, habe ich hier jeden Satz aufgesogen und wollte keine Wendung verpassen.
Der Erzählstil wird nicht für jede Person etwas sein, daher würde ich eine Leseprobe empfehlen.

Bewertung vom 18.02.2024
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


sehr gut

überraschend spannend

Worum geht es?
Gerade noch ermittelt Leo in einem Fall von zwei vermissten Menschen, als sie von der laufenden Ermittlung abgezogen und strafversetzt wird. Sie landet in der Abteilung für sonderbare Fälle. Doch erst hier findet sie eine interessante Spur.

Worum geht es wirklich?
Freiheit, Einsamkeit und Finsternis.

Lesenswert?
Ja, hat mich wirklich positiv überrascht und war besser als erwartet.
Sprachlich angenehm lesbar und durch kurze Kapitel aus verschiedenen Blickwinkeln auch schnell lesbar. Kann man gut innerhalb weniger Tage durchlesen. Sprachlich nicht gefallen haben mir die Rückblicke in Leos Jugend, bei der eine Person gemobbt und auch mit dem N-Wort bezeichnet wird. Auch ohne diesen rassistischen Ausdruck hätte man die Situation schildern können.
Den Spannungsaufbau fand ich gut, es gibt sehr schnell auch Kapitel aus Tätersicht, die das ganze interessant machen.
Leo ist eine ungewöhnliche Protagonistin, sehr taff und mit vielen Instinkten aus der eigenen Kindheit ausgestattet, die sie nun zu nutzen weiß. Auch wenn sie immer eine gewisse Härte ausstrahlt und kaum kleinzukriegen ist, so habe ich sie dennoch nicht als unnahbar empfunden. Die anderen Figuren waren sehr unterschiedlich, teilweise Klischee, teilweise unangenehm. Im Großen und Ganzen würde ich es jedoch als gelungen bezeichnen.
Der eigentliche Fall ist spannend, die Brutalität hält sich in Grenzen und wird nicht seitenlang ausgekostet. Einige Wendungen waren für mich vorhersehbar, aber die Handlung hatte dennoch viele Überraschungen bereit.
Die Abteilung, in die Leo versetzt wird, die gefühlt auch kaum jemand kennt und sich im ersten Untergeschoss befindet, wirkt wie ein zusammengewürfelter Haufen an Ermittler*innen, für die sonst niemand Verwendung hat. Kam mir eher unrealistisch vor, war zeitgleich aber auch unterhaltsam und spannend, da man nie weiß, wer welches Spiel spielt und wie es um die Loyalität bestellt ist.
Ich würde definitiv nach Erscheinen den nächsten Band lesen.

Bewertung vom 04.02.2024
Das Licht ungewöhnlicher Sterne
Aoki, Ryka

Das Licht ungewöhnlicher Sterne


gut

Geschichte schön, Übersetzung nicht

Worum geht es?
Eine junge Frau, Katrina, flüchtet sich in ihr Geigenspiel nachdem sie von daheim geflohen ist. Sie ahnt nicht, dass sie damit die Aufmerksamkeit von der meisterhaften Lehrerin Shizuka auf sich lenkt, die nicht ohne Grund „Herrin der Hölle“ genannt wird.

Worum geht es wirklich?
Musik, Akzeptanz und Chosen Family.

Lesenswert?
Leider nur teilweise. Die Geschichte ist wirklich schön und interessant, die Übersetzung manchmal leider richtig schlecht und voller diskriminierender Begriffe.
Beginnend mit der Geschichte: Der SciFi-Anteil ist relativ gering, Musik hingegen spielt eine sehr große Rolle. Selbst wenn man von Geigen keine Ahnung hat, macht dieses Buch super neugierig auf all die Namen von großen Geigenbauern und Künstler*innen.
Die Figuren haben mir sehr gut gefallen, ich fand sie sympathisch und nahbar. Sie hatten Ecken und Kanten und waren trotz allem überwiegend wohlwollende Personen. Gerade Nebenfiguren wie die Haushälterin Astrid haben mich jedes Mal total erfreut. Was für eine wunderbare Figur!
Auch der hohe Anteil an Protagonistinnen verschiedenen Alters war positiv und überraschend.
Neben dem Geigenspiel bekommt auch der Geigenbau und die Reparatur einen großen Part in der Geschichte, was ebenfalls interessant und bereichernd war - wobei ich nicht weiß, was alles wahr und was nur ausgedacht ist.
Ich finde es wunderbar, dass Katrina, die trans ist, mit all ihren Ängsten dargestellt wird und nicht von allen Leuten auf ihre Identität reduziert wird.
Kleiner Warnhinweis: Hass, Gewalt und Hasskommentare online gegenüber Katrina werden in einigen Szenen beschrieben.
Hier möchte ich auch zu dem negativen Aspekt der Übersetzung kommen: An sich ist die Übersetzung so schön zu lesen, das Buch ist super lesbar und man wird direkt von der Handlung eingesogen. Während im Original Katrina als trans oder transgender beschrieben wird, verwendet der Übersetzer in der deutschen Ausgabe auch transsexuell. Hier hätte ich mir entweder mehr Wissen gewünscht oder ein anschließendes Sensitivity Reading von einer Person, die sich in dem Themenbereich auskennt.
Verärgert und frustriert hat mich dann folgende Stelle. Shizuka denkt über ihre Schülerin im Original „That she was a runaway, queer, transgender, survivor - was irrelevant.“, in der Übersetzung hingegen wird diese neutrale Aussage diskriminierend zu „Dass Katrina eine Ausreißerin und eine Transgender-T**te war, änderte nicht das Geringste.“.
Es stört mich maßlos, dass dadurch Shizuka ganz anders wirkt, nämlich nicht neutral und wohlwollend, und in einem Buch, das doch damit beworben wird, dass es eine schöne trans Repräsentation hat, DURCH DIE ÜBERSETZUNG Diskriminierung eingebaut wird! Das, was der Übersetzer dort verwendet, sind keine neutralen Bezeichnungen!
Mir zerreißt es das Herz, wenn ich daran denke, dass es vielleicht junge trans Menschen gibt, die dieses angepriesene Buch in der Übersetzung lesen und dann mit solchen Begriffen konfrontiert werden. Ich würde hier definitiv zur Originalausgabe raten und würde die Übersetzung nicht empfehlen.

Bewertung vom 04.02.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


weniger gut

langweilig, habe mehr erwartet

Worum geht es?
Es geht um Lev, darum wie er aufwächst, was ihn bewegt, seine Liebe zu Kato und wie er erwachsen wird.

Worum geht es wirklich?
Kindheit, Erinnerungen und Freiheit.

Lesenswert?
Nein, ich fand dieses Buch absolut enttäuschend. Der Name der Autorin, von der ich schon viel gehört aber noch nichts gelesen hatte, hat mich neugierig gemacht und der Klappentext klang interessant. Ich war gespannt, wie sich die beschriebene Bindung zwischen den beiden Protagonist*innen aufbaut und was für Ereignisse sie überlebt.
Stattdessen erhält man nett geschriebene, lose aneinander gereihte Erinnerungen. Bruchstückhaft und auch recht emotionslos. Mich konnte das Beschriebene in keiner Weise packen oder berühren. Es geht sehr viel um Lev, Karo spielt eine eher kleine Rolle. Neben Lev Kindheit und Jugend stehen ab und zu sind auch politische Themen im Mittelpunkt, aber auch diese waren emotionslos.
Die Figuren handeln oft wenig nachvollziehbar, wirken distanziert und man kommt ihrem Charakter nicht näher.
Insgesamt war für mich die Handlung langweilig, der Schreibstil zwar in Ordnung, aber der Rest einfach enttäuschend. Nur der Beginn brachte ein bisschen das, was ich erwartet habe. Ab dann beginnen aber die Rückblicke und das rückwärtige Erzählen wie alles begann - was auch nicht sonderlich spektakulär war. Schön gemacht sind die Kapitelanfänge und auch das Spiel mit einigen rumänischen Worten. Aber das alleine reicht halt nicht für eine gute Lektüre.
Die besondere Bindung, die zwischen Kato und Lev herrschen soll, konnte ich weder wahrnehmen noch verstehen.
Ich habe mir deutlich mehr erhofft und würde aktuell kein weiteres Buch der Autorin lesen wollen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.