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Benutzername: 
Jasminh86
Wohnort: 
Wuppertal

Bewertungen

Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2022
Artemis
Charonne, Charlotte

Artemis


ausgezeichnet

Ein spannender, packender, emotionaler und leider sehr realistischer Thriller!

Dies ist der zweite Fall für das taffe, sympathische und authentische Ermittlerduo Simon Peick (Spike) und Rubina Hiller (Ruby), die es in diesem neuen Werk der Autorin erneut mit ganz besonders abscheulichen Verbrechen zu tun haben. Der Vorgänger ,,Asklepios“ hat mir schon unheimlich gut gefallen, aber ,,Artemis“ empfinde ich als eine sehr gut gelungene Steigerung. Hier hat die Autorin Mut bewiesen und hochsensible, sehr empfindliche, aktuelle und leider auch absolut realistische Themen in einen unglaublich spannenden, fesselnden und packenden Thriller verarbeitet. Die Ausübung der hier geschilderten Taten entsprechen der Fiktion von Charlotte Charonne, der Rest ist der Realität jedoch gefährlich nah gekommen. Deswegen hat mich dieses Buch auch so mitgenommen.

Diese Handlung beinhaltet zwei sehr brisante Themen, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, da ich ansonsten zu viel spoilern würde. Bevor ich mit dem Buch angefangen habe, hat die Autorin das Andenken an den Brandanschlag von Solingen am 29. Mai 1993 und die Kölner Silvesternacht 2015 erwähnt und diese somit wieder in mein Bewusstsein gerufen. Migrantenkriminalität und Ausländerfeindlichkeit spielen neben einer sehr komplexen Erkrankung der Psyche große Rollen, sodass mich dieser Thriller auch noch nach der letzten Seite beschäftigt hat. Die Autorin ist vollkommen wertungsfrei an ihr Werk gegangen und ich konnte erkennen, dass sie hier mit sehr viel Feingefühl gearbeitet und ausgiebige Recherchen geführt hat.

Der zweite Fall für Ruby und Spike hat mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen. Obwohl hier verstörende Abläufe geschildert werden, wurde auf detaillierte Beschreibungen verzichtet. Diese haben mir gereicht, um das Motiv des Täters zu erkennen und verstehen. Der Täter, der in dieser Geschichte der Reihe nach Männer verstümmelt, ist relativ schnell klar. Doch bis zum Ende hin blieb dieser ein Phantom ohne ein eindeutiges Gesicht oder Name, weshalb ich mit der überraschenden Auflösung am Ende wirklich nicht gerechnet habe. Ich habe mir darüber deshalb immer wieder den Kopf zerbrochen und mitgerätselt, aber bis zum Schluss hat Charlotte Charonne nicht nur ihr Ermittlerteam, sondern auch mich auf falsche Fährten geführt. Diese sind gut gelungen und haben für ordentlich Spannung und Nervenkitzel gesorgt. Das brutal vergewaltigte Mädchen konnte ich die ganze Zeit über nicht richtig einordnen, jedoch waren ihre akuten Seelenqualen deutlich spüren.

Insgesamt sind die meisten hier vorkommenden Protagonisten sehr tief ausgearbeitet, sodass ich mich in dessen Gedanken- und Gefühlswelten sehr gut hineinversetzen konnte. Besonders Ruby und Spike kamen sehr authentisch und lebendig rüber, da sie neben der harten Arbeit auch noch mit privaten Problemen belastet werden. Diese Einblicke fand ich abwechslungsreich und sie haben den Spannungsbogen nicht gestört, im Gegenteil. Ich fand es unterhaltsam, wie beide versucht haben, ihr Privatleben auf die Reihe zu bekommen. Denn auch für das taffe Duo gab es während der Handlung einige Neuigkeiten, die erst einmal verdaut werden mussten. Diese privaten Einblicke haben Ruby und Spike erst recht menschlich erscheinen lassen. Sie haben sich seit dem letzten Thriller ordentlich weiterentwickelt, was mich sehr gefreut hat. Es gibt zahlreiche Nebencharaktere, die am Anfang des Buches sorgfältig aufgeführt werden, sodass ich mit dessen Zuordnungen keine Probleme hatte. Es hat nicht lange gedauert, bis ich von allen Charakteren ein klares und deutliches Bild hatte. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und authentisch, sodass die kompletten 429 Seiten unheimlich lebendig rüberkamen. Die Atmosphäre ist jederzeit dicht und sie hat sich jedem Strang hervorragend angepasst. 116 sehr kurze Kapitel sind in vier Teile aufgeteilt und mit Zeitangaben versehen.

,,Artemis“ ist eine unglaublich spannende, rasante und gleichzeitig bewegende Gesch

Bewertung vom 21.03.2022
Schweigende Seele
Reinhardt, Andrea

Schweigende Seele


ausgezeichnet

Blaue Augen, die für Unsterblichkeit stehen, haben für spannende Unterhaltung gesorgt!

,,Schweigende Seele" von Andrea Reinhardt ist ein (Psycho)-Thriller, der am 30.11.2021 im Kampenwand-Verlag erschienen ist. Mit diesem Buch hat mich die Autorin in die Abgründe der menschlichen Psyche entführt, dessen Ausmaß bis zum Ende immer wieder eskalierte. Hier lauert ein komplexer Wahnsinn, der unsterblich zu sein scheint und ein Geschwisterpaar in den Abgrund stürzt. Nachdem der 13- jährige Ben eines Abends spurlos aus dem Garten seines Zuhauses verschwindet, taucht er nach fast drei Jahren plötzlich wieder völlig verstört auf. Er ist schwer traumatisiert und weiß ganz genau, dass sein Martyrium noch nicht zu Ende ist. Denn er hat etwas, was seiner Entführerin gehört. Doch er schweigt und besonders seine ältere Schwester Lisa ist zutiefst beunruhigt und betroffen. Gleichzeitig ist sie froh, ihren Bruder endlich wieder bei sich zu haben und macht sich gleichzeitig große Sorgen um seinen Zustand, woran sie glaubt, Mitschuld zu haben. Während sie alles versucht, Ben zu schützen, werden kurz nach seinem Auftauchen drei Jungen ermordet aufgefunden. Lisa und Ben ahnen schlimmes, denn sie sind sich sicher, dass diese Morde eine Warnung der Entführerin an Ben ist. Es beginnt ein erbarmungsloses Katz-und-Maus-Spiel und die Flucht vor dem Wahnsinn, der alles dafür sorgt, Ben wieder mit seiner wahren Familie zu vereinen. Die Frage, warum weitere Jungen nach Bens’ Auftauchen auf grausame Weise sterben mussten, hat mich lange beschäftigt, dessen Antwort, anders als anfangs gedacht, eingeschlagen ist.

Dabei enthält Lisa Unterstützung von ihrem Freund Nick, der auch schon Bens’ Entführung miterlebt hat. Sie setzt alles daran, die Peinigerin ihres Bruders zu finden und stellt eigene Ermittlungen an, in die sie sich kopflos reinstürzt. Dazu sitzt ihr ständig ihr dauerbesoffener Vater im Nacken, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sie zu tyrannisieren. Lisas’ Angst um ihren Bruder konnte ich deutlich spüren, ihr Verhalten war jedoch nicht immer nachvollziehbar. In ihrer Situation hat sie an keine Konsequenzen mehr für sich und ihren Bruder gedacht. Ihre Fürsorge für Ben kam verständlich und nachvollziehbar rüber, sodass es insgesamt ein sehr sensibler Charakter ist.

Ein noch größeres Rätsel war in dieser Handlung Ben. Er hat auf der einen Seite Angst vor einer erneuten Entführung, auf der anderen Seite schleppt er jedoch ein schlechtes Gewissen mit sich herum. Und das, obwohl er in seiner schrecklichsten Zeit in seinem Leben Liebe, Fürsorge und Zuneigung von seiner Peinigerin verspürt hat. Skurriler Weise hat sie ihn laut Ben mehrmals umgebracht und anschließend wieder aus dem Licht zurückgeholt, sodass er eine für ihn wichtige Erkenntnis gewonnen hat. Da er offensichtlich einiges verschweigt, ging von ihm ein deutliches Unbehagen aus.

Die Handlung wird aus verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven geschildert, was für Abwechslung und einen Anstieg des Spannungsbogens gesorgt hat. Ich erfuhr häppchenweise, wer hinter der Entführerin steckt und vor allem aber auch warum. Besonders die Vergangenheit von Charly hat mir extreme Gänsehaut beschert, da hier ihre grausame Kindheit nach und nach offenbart wurde. Das verstörende Verhältnis zu und auch zwischen ihren Eltern hat immer wieder für neue Erkenntnisse gesorgt und es wurde deutlich, wie sich das Böse entwickelt und in einem alptraumhaften Wahn endet. Im letzten Drittel überschlagen sich die Ereignisse und der Grund für Bens’ Entführung wurde immer deutlicher. Bis zum Ende hin lagen alle Puzzleteile an ihrem richtigen Platz, sodass mir alle offenen Fragen beantwortet wurden. Von einigen Protagonisten wurde ich im Laufe der Zeit überrascht und es gab einige unerwarteten Wendungen.

Der Schreibstil ist zwar einfach, aber dafür flüssig und lebendig. Die Dialoge kamen an einige Stellen etwas gestellt rüber, besonders zwischen Lisa und Ben. Die Angst, die von allen Beteiligten ausgeht hat

Bewertung vom 19.03.2022
Lost / Augusta Bloom Bd.2
Deakin, Leona

Lost / Augusta Bloom Bd.2


ausgezeichnet

Ein hervorragender Psychothriller mit durchgehender Spannung!

,,Lost – Du darfst Dich nicht erinnern" ist ein Psychothriller von Leona Deakin, der am 14. Februar 2022 im Goldmann-Verlag erschienen ist. In dieser atmosphärisch dichten Handlung haben mich viele unerwarteten Wendungen und überraschende Geheimnisse erwartet, sodass der Autorin der Spannungsaufbau sehr gut gelungen ist. Mir hat die Geschichte über Captain Harry Peterson und seinem mysteriösen Gedächtnisverlust sehr gut gefallen, vor allem aber konnte mich die Privatermittlerin Augusta Bloom überzeugen. Dies ist zwar schon der zweite Band der Augusta Bloom-Reihe, jedoch konnte ich das hier geschilderte Geschehen auch ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbands super verstehen. Eine gemeingefährliche Psychopathin, die das Verhältnis zwischen Bloom und ihrem Kollegen Marcus Jameson sehr gestört hat, lässt es sich auch hier nicht nehmen, weitere Unruhe zu stiften. Obwohl die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern sehr angespannt ist und Jameson eigentlich nicht mehr mit Bloom zusammenarbeiten wollte, ändert er seine Meinung, nachdem eine Bombe auf einem Militärball gezündet wurde. Ich konnte seinen Ärger über die Vergangenheit und Blooms’ damaliges Verhalten sehr gut spüren und irgendwann auch nachvollziehen. Sein professionelles Verhalten hat mir sehr gut gefallen, denn als ehemaliger MI 6-Spion verfügt er über ein umfangreiches und sehr interessantes Fachwissen, welches von Leona Deakin super in die Handlung mit eingearbeitet wird. Rückblenden früherer Ereignisse gestalten den Thriller abwechslungsreich und spannend, ich wurde oft unerwartet von unvorhersehbaren Wendungen überrascht.

Captain Harry Peterson ist ein kompetenter und hoch angesehener Protagonist, der nach dem Anschlag nur leicht verletzt wurde und anschließend verschwindet. Als er plötzlich doch in einem Krankenhaus aufwacht, leidet er unter Gedächtnisverlust. Vier Jahre sind vor dem Attentat komplett verschwunden und besonders seine Lebensgefährtin Karene macht sich große Sorgen. Denn sie merkt als erste, dass das rätselhafte Verschwinden von Peterson größere Dimensionen annehmen wird, womit sie schließlich auch Recht behält. Er hütet ein Geheimnis, dessen Ausmaß ihm nach und nach erst richtig bewusst wird. Auf der Suche nach Erinnerungen überschlagen sich die Ereignisse und immer mehr Menschen geraten deshalb in Gefahr. Während Bloom und Jameson sich mit den Umständen auseinandersetzen, tauchen immer neue Geheimnisse auf. Was hinter dem plötzlichen Erinnerungsverlust wirklich steckt, hat mich bis zum Schluss miträtseln lassen. Auf die Auflösung am Ende bin ich von alleine nicht drauf gekommen.

Ein Mann ohne Gedächtnis. Welche Geheimnisse musste er vergessen? Mit dieser Frage habe ich mich beschäftigt, während Dr. Augusta Bloom und ihr Partner und ehemaliger Geheimagent Marcus Jameson ermitteln und sich selbst in Gefahr begeben. Das Duo, welches aus einem Ex-Spion und einer Kriminalpsychologin besteht, kam sehr lebendig und authentisch rüber. Aber auch Karene hat eine gute Rolle übernommen, indem sie die ganze Zeit an Petersons’ Seite war, obwohl er sich an sie überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Ihren Schmerz deswegen konnte ich deutlich spüren und ihr angespanntes Verhalten über diese verzwickte Situation wurde verständlich rübergebracht. Peterson war mir oftmals ein großes Rätsel, den ich bis zum Schluss nicht richtig einordnen konnte. Er wirkte trotz seines Gedächtnisverlustes sehr geheimnisvoll und manchmal sogar etwas kühl. Wie es oftmals in einem Thriller üblich ist, werden einige Handlungen abseits der Realität beschrieben, was ich jedoch überhaupt nicht schlimm fand. Alle Protagonisten werden tiefgründig dargestellt und die Zusammenarbeit zwischen Bloom und Jameson hat mich, trotz dessen angespannten Verständnis, super unterhalten.

Bloom ist eine intelligente und introvertierte Ermittlerin, dessen Charakter besonders gut hervorgehoben wird. Der Schreibstil ist durchgehend flüssig und

Bewertung vom 16.03.2022
Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4
Raabe, Marc

Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4


ausgezeichnet

Ein rasanter, lesenswerter Thriller mit unerwarteten Wendungen und Spannung bis zum Schluss!

,,Violas Versteck" ist der neue Thriller von Marc Raabe und vierte Band aus seiner Tom Babylon-Reihe, der am 24. Februar 2022 im Ullstein-Verlag erschienen ist. Ich fand Toms’ rasante und spannende Suche nach seiner Schwester Viola genial, denn der Inhalt des Thrillers hat mich unheimlich gepackt und mir unheimlich spannende Lesestunden beschert. 624 Seiten ohne langweilen Passagen haben mich erwartet, denn verschiedene Zeitsprünge und ein rasantes Geschehen zogen mich von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann. Dies ist der Abschluss der Tom-Babylon-Reihe, den man gut ohne Vorkenntnisse der Vorgängerbände lesen kann. Denn es kommen zwischendurch immer mal wieder Ereignisse aus der Vergangenheit vor, um den aktuellen Hergang problemlos verstehen zu können. 

Der raffinierte, gut durchdachte und fesselnde Thriller lässt nicht nur Tom Babylon verzweifeln. Auch die Kriminalpsychologin Sita muss einige Hürden in Kauf nehmen, damit sie der Wahrheit um Viola näher kommen kann. In der forensischen Psychiatrie will sie Bruckmann eigentlich nur eine Nachricht überbringen, doch plötzlich und unerwartet überschlagen sich die Ereignisse in der Klinik, sodass Sita sich mit ihren eigenen Dämonen auseinandersetzen muss. Während Tom mit einer Kopfverletzung in einem Londoner Krankenhaus aufwacht und sich nicht erinnern kann, wie er dort gelandet ist, versucht er sich mithilfe einer Ärztin an seinen Aufenthalt in London zu erinnern. Er folgt Spuren und findet Hinweise, dass seine Schwester Viola dort lebt. Da sie vor vielen Jahren offiziell für Tod erklärt und beerdigt wurde, zweifeln alle an Toms’ Geisteszustand. Doch ein Foto, welches er in seinem Elternhaus findet, lässt ihn hoffen, seine Schwester bald endlich wieder in seinen Armen halten zu können. Bevor er alle Zusammenhänge verstehen kann, muss er Realität und Wahn unterscheiden. Denn er schwebt in tödlicher Gefahr, die er nur realisieren kann, wenn er sich erinnert. Der Inhalt kommt ohne großes Blutvergießen aus, brutalere Szenen haben zwischendurch für nervenzerreißende Momente gesorgt. Besonders der Psychoterror, den Sita in der forensischen Psychiatrie erlebt, hat mir regelmäßig Gänsehaut beschert. Ihr Zusammentreffen auf den psychopathischen Bruckmann, dessen Kapitel kursiv geschrieben werden, haben den Spannungsbogen extrem in die Höhe getrieben.

Marc Raabe hat es wieder einmal geschafft, Spannung und Nervenkitzel geschickt zu kombinieren. Cliffhanger an den richtigen Stellen haben mich an das Buch gefesselt, welches mir sehr kurze Nächte beschert hat. Der Thriller ist temporeich und ich war schnell mitten im Geschehen. Durch den lebendigen, flüssigen, authentischen und nicht zu übertrieben detaillierten Schreibstil hatte ich die Geschichte glasklar vor meinen Augen. Schlag auf Schlag überschlagen sich die Ereignisse, die mich oft unerwartet überrascht haben. Toms’ regelmäßige Selbstgespräche mit seiner imaginären Schwester haben deutlich gemacht, wie sehr er sie vermisst und dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als sie zu finden. Sein Leben besteht aus einer erschöpfenden Suche, weshalb er, bis auf Sita, keinen menschlichen Halt mehr in seinem Leben besitzt. 

Der Spannungsbogen wird bis zur letzten Seite aufrechterhalten, alle offenen Fragen und Zusammenhänge wurden zufrieden stellend beantwortet. Die Protagonisten sind sehr gut und tief ausgearbeitet, sodass alle sehr authentisch rüberkommen. Besonders Sita hat hier eine starke Rolle eingenommen, dessen Zerrissenheit ich sehr gut nachvollziehen konnte. Mit ihr habe ich die meiste Zeit sehr mitgelitten, da ihr ganz übel mitgespielt wurde. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Toms’ und Sitas’ Sicht erzählt und mit den angekündigten Zeitsprüngen kam ich gut zurecht, sodass ich die Zusammenhänge gut erkennen und zuordnen konnte. Der intensive Thriller beinhaltet so gesehen zwei Handlungsstränge, die für ein gelungenes E

Bewertung vom 13.03.2022
Das liebe Böse
Saimeh, Nahlah

Das liebe Böse


ausgezeichnet

Interessante Einblicke in soziologische und psychologische Aspekte der Kriminalität

,,Das liebe Böse - Warum wir gut sein wollen und nicht können" der Autorin und zugleich forensischen Psychiaterin Nahlah Saimeh ist ein Buch, welches sich über Prinzipien und allgemeine Beweggründe menschlichen Handelns und Bedürfnisse Gedanken macht. Dies ist kein True Crime-Buch, denn hier wird sich größtenteils über soziologische und psychologische Aspekte der Kriminalität geäußert. Das ‎128-seitige Buch ist am 18. Februar 2022 im Verlag Fischer & Gann erschienen.

Nahlah Saimeh setzt sich mit der Frage auseinander, ob das Böse lieb sein kann. Als Psychiaterin der Forensik mit jahrelanger Erfahrung hat sie schon in unzählige Abgründe menschlicher Abgründe blicken müssen, sodass sie sich sicher ist, dass ,,das Böse" nicht lieb sein kann. Denn ,,das Böse" ist ein abstraktes Prinzip und Menschen, die Böses tun, können auch liebe Seiten haben. Ihre Erklärungen sind interessant und regen definitiv zum Nachdenken an, da mir aus verschiedenen Blickwinkeln das menschliche Verhalten näher gebracht wurde. Warum ein Mensch zu Bösem fähig ist, wird verständlich erklärt. Wie das menschliche Verhalten nicht nur erst ab dem ersten Atemzug geprägt wird, fand ich besonders spannend zu erfahren. Nahlah Saimeh setzt sich mit der Metapher vom „Rucksack“ auseinander und zeigt auf, wie vorgeburtliche Einflüsse und Erfahrungen in der Kindheit das weitere Leben prägen. Des Weiteren setzt sie sich mit Antisozialität und Kriminalität sowie ,,das Böse" und die Moral auseinander. ,,Das Böse" wird als Fehlgeburt des radikalen Sittlichen dargestellt, da keine Ungeheuer geboren werden. Warum Straftaten immer einen Grund haben, wird detailliert erläutert, was ich auch absolut nachvollziehen konnte. Die Sichtweise von Nahlah Saimeh ist klar und für Laien verständlich erklärt, umständliche Fachwörter werden am Ende des Buches separat nochmal extra erklärt. Auch teilt sie dort zahlreiche Literaturtipps rund um die psychiatrische Forensik.

Nahlah Saimeh erläutert auch in diesem Buch wieder klar und deutlich, dass sie Straftäter nicht verurteilt. Auch wenn dessen ausgeübten Taten unvorstellbar schrecklich sind, sind es für sie weiterhin Menschen, dessen Verhalten ein Ausdruck des Scheiterns ist. Es liegt in erster Linie in der Natur, was das ,,Böse" zum Ausdruck bringt. Um die Metapher vom „Rucksack“ besser verstehen zu können, wurde mir eine kleine Imaginationsübung vorgeschlagen. Für dieses Gedankenexperiment hat die Autorin zwei sensible Fragen zum Anlass genommen, die mich sehr zum Nachdenken angeregt haben. Denn ihre Schilderungen sind tiefgründig, schlüssig und erschreckend zugleich. Tiefe, sehr weit zurück liegende Ursachen der Vernachlässigung und religiöse Verbindungen zum Bösen sind wichtige Thema in diesem Buch. Dass ,,Liebe“ und „Böse“ Gegenstände theologischer Betrachtungen sind, war mir zwar nicht fremd, doch dass das Ausmaß so groß ist, war mir neu. Auch wenn diese Erläuterungen versucht worden sind verständlich zu erklären, hatte ich hiermit etwas Probleme. Obwohl das Buch gut verständlich und flüssig geschrieben ist, fand ich Erklärungen aus dem theologischen und spirituellen Bereich etwas anspruchsvoller. Jedoch fand ich es interessant zu erfahren, dass es in metaphysischen Narrativen und in Geboten, die in religiös-spirituellen Kontexten Eingang in die Menschheitsgeschichte gefunden haben, Muster und Anspiegelungen auf menschliches Verhalten, das auf strafrechtliche und moralische Verfehlungen hinweist, zu finden sind. Die sieben Todsünden spiegeln Persönlichkeitsmerkmale wider, was ich erschreckend finde. Denn diese Charaktereigenschaften finden sich im Spektrum forensisch, relevanter Persönlichkeitseigenschaften wieder. Es werden aktuelle Bereiche mit eingebunden, sodass mir mehrere Denkanstöße mit auf den Weg gegeben wurden.

Der Reiz der forensischen Psychiatrie hat sich für Nahlah Saimeh im Laufe der Zeit verändert. Die Verantwortung im Dienste

Bewertung vom 12.03.2022
Wie sagst du Gute Nacht?
Echeverri, Catalina

Wie sagst du Gute Nacht?


ausgezeichnet

Zebra Zoey auf der Suche nach Gute Nacht-Rituale!

Wie wünscht man sich am besten eine „Gute Nacht!“ - das fragt sich das Zebra Zoey. Es macht sich auf den Weg, von den anderen Tieren zu erfahren, auf welche Weise sie den Tag beenden. Bei den Löwen und den Warzenschweinen, bei den Elefanten und den Affen erfährt sie, auf wie laute und leise, lustige und immer liebevolle Weise man den Tag beschließen und Gott für das Erlebte danken kann.

Das Buch mit den wunderschönen Illustrationen von Catalina Echeverri lädt ein zu einem behaglichen Zu-Bett-Geh-Ritual mit Kindern ab drei Jahren.

,,Wie sagst du Gute Nacht? In Gottes Geborgenheit einschlafen" von Catalina Echeverri ist ein tierisch schönes, 32-seitiges Gute-Nacht-Buch zum Vorlesen, welches am 21. Februar 2022 im ‎Gütersloher Verlagshaus erschienen ist. Das bunt illustrierte Buch ist für Kinder ab drei Jahren geeignet und ist nicht nur für religiöse Familien geeignet. Mithilfe dieses Buches kann man seinem Kind abends wunderbar helfen, denn Tag ruhig und entspannt ausklingen zu lassen. Die Geschichte über zahlreiche afrikanische Wildtiere wird in Reimform geschrieben, die sehr gut für ein abendliches und entspanntes Vorleseritual passt. Denn die Texte sind altersgerecht und gut verständlich, außerdem haben sie genau die richtige Länge, um die Aufmerksamkeit der Kleinen nicht zu überfordern. Ruhig vorgelesen, begleiten verschiedene Tiere, die ihr eigenes Gute Nacht-Ritual haben, das Kind in den Schlaf. Von der bunt gemischte Herde erfährt man auf eine witzige Weise, wie sie ihren Tag beenden und gleichzeitig Gott für jeden einzelnen Tag danken. Die Tiere deuten auf ihren Schöpfer hin, indem sie ihm zum Beispiel für ihre Nahrung danken und ihn bitten, dass er sie behütet mit seiner Liebe und Güte. Es wird zudem deutlich, wie sie ihm voll und ganz vertrauen. Es ist eine aufregende und informative Reise für Zebra Zoey, die ihr großen Spaß gemacht hat. Denn sie weiß jetzt, dass alle Tiere in Gottes Nähe ohne Sorgen geborgen sind.

Das Buch enthält ein tolles Konzept, um Kleinkinder auf eine unterhaltsame und respektvolle Weise die Themen Dankbarkeit und Geborgenheit näherzubringen. Meine Tochter kann sich an den tierisch schönen, ausdrucksstarken, liebevoll gestalteten und authentischen Illustrationen nicht satt sehen. Die verschiedenen Gute-Nacht-Rituale der Wildtiere sind vielfältig und es wird deutlich, dass sie jeden Tag die Liebe Gottes spüren und in dessen Geborgenheit einschlafen. Obwohl ich nicht religiös bin, gefällt meiner Tochter und mir der Inhalt richtig gut. Denn es vermittelt während des Vorlesens ein sehr schönes Gefühl der Geborgenheit. Ich finde zusätzlich, dass sich dieses schöne Vorlesebuch auch super als perfektes Taufgeschenk eignet!

Bewertung vom 12.03.2022
Die letzte Lüge des Cameron Swift (eBook, ePUB)
Isaac, Jane

Die letzte Lüge des Cameron Swift (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein spannendes Lügennetz und gut ausgearbeitete Protagonisten ergeben einen gut durchdachten Thriller!

,,Die letzte Lüge des Cameron Swift“ von Jane Isaac ist am 10. März 2022 im Digitalpublishers-Verlag als korrigierte Neuauflage mit neuem Cover, aber unverändertem Inhalt erschienen. Die vorherige Auflage wurde unter dem Titel ,,The other Woman: Im Netz der Lügen“ erschienen. Dies ist ein Thriller mit jeder Menge Spannung und gelungenen Überraschungen. Besonders am Ende haben mich Wendungen erwartet, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe, besonders der Wechsel zwischen Trauer und Lügen gefiel mir hier sehr gut. Der Prolog fängt extrem spannend an und somit wurde ich automatisch zum Weiterlesen „gezwungen“.

Jane Isaac hat in ihrer Story geschickte und überraschende Wendungen eingebaut, die bei mir für einen sehr schnellen Lesefluss gesorgt haben. So konnte ich mich zwischendurch nur schwer von dem Buch trennen und auch die Länge der Kapitel fand ich sehr angenehm zu lesen. Ich war regelmäßig fieberhaft am Miträtseln, denn die Suche nach dem Täter, der Cameron Swift brutal und eiskalt vor seinem Haus erschossen hat, hat mich permanent beschäftigt. Die Geschichte enthält mehrere Handlungsstränge, die mit der Zeit alle gut und logisch miteinander verknüpft werden. Familiengeheimnisse und Morde sorgen für spannende Lesestunden mit einem rasanten Finale. Obwohl der ein oder andere Dialog sich manchmal etwas in die Länge gezogen hat, ist dies eine gut durchdachte und verwirrende (im positiven Sinne) Geschichte mit einem klasse Spannungsbogen. Der Schreibstil ist flüssig, lebendig und detailliert, sodass ich die Handlung auch bildlich gut vor Augen hatte.

Die Protagonisten kamen für mich sehr authentisch und lebendig rüber, weshalb ich mir jeden Einzelnen bildlich sehr gut vorstellen konnte. Da ein abwechslungsreicher Perspektivenwechsel stattgefunden hat, konnte ich mich in verschiedene Situationen perfekt hineinversetzen. Besonders Opferschutzbeamtin DC Beth Chamberlain, dessen Aufgabe es ist, Camerons Familie zu unterstützen. Ihr komplettes Auftreten, ihre Hartnäckigkeit und vor allem ihr Mut haben mir sehr gut gefallen. Sie kam von Anfang bis Ende sehr sympathisch rüber und ihre Ermittlungen waren packend, interessant und sehr lebendig. Monika und Beth wurden ebenfalls hervorragend ausgearbeitet und sehr gut dargestellt. Ich wusste irgendwann nicht mehr, wem ich überhaupt noch irgendetwas glauben konnte. Deshalb ist der komplette Thriller ein äußerst gelungenes Verwirrspiel, denn die Lügen, die ans Tageslicht kamen, haben im Anschluss für ein packendes Finale gesorgt.

Bewertung vom 10.03.2022
Ich vernichte dich
Parks, Brad

Ich vernichte dich


ausgezeichnet

,,Ich vernichte dich“ von Brad Parks war mein erstes Buch des Autors, welches am 23.02.2022 im Fischer-Verlag erschienen ist. Mir hat dieser perfide und gut durchdachte Psychothriller unheimlich gut gefallen, denn nicht nur die Handlung, auch die Protagonisten und ein unglaubliches Psychospiel haben mich von der ersten bis zur letzten Seite komplett in den Bann gezogen. Mich haben zwei Handlungsstränge erwartet, die gleichermaßen sehr interessant waren. Ich wusste anfangs nicht, ob beide zusammen gehören oder ob ich es direkt mit zwei unterschiedliche Fälle zu tun habe, die parallel aufgeklärt werden müssen. Zum einen steht die verzweifelte Mutter Melanie im Mittelpunkt, die ihr drei Monate altes Baby morgens wie gewohnt bei der Tagesmutter abgibt und nachmittags den größten Schock ihres Lebens erleidet. Das Kind kam von der Tagesmutter direkt in die Obhut des Sozialamts von Shenandoah Valley, ohne dass Melanie davon geahnt hat.

Von Anfang an ist klar, dass Melanie nichts mit den ihr vorgeworfenen Anschuldigungen zu tun hat. Denn sie ist eine liebevolle Mutter, die nach einer tragischen Kindheit und jüngster, traumatischen Vergangenheit endlich im Leben angekommen zu sein scheint. Sie muss sich nicht nur mit der Frage beschäftigen, wer und warum ihr diese schrecklichen Taten unterjubeln will, auch wird sie während des Gerichtsverfahrens regelmäßig von neuer Hoffnungslosigkeit überfallen.

Die Anschuldigungen an sich fand ich alleine schon bitterböse und Melanies′ ausweglose Situation wurde authentisch rübergebracht. Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen konnte ich gut nachvollziehen. Diese Verzweiflung war jederzeit deutlich zu spüren und gerade wenn man als Leserin selbst Mutter ist, fragt man sich insgeheim immer wieder, wie man in so einer Situation reagieren würde. Ich finde, dass Melanie trotz all den falschen Anschuldigungen einen kühlen Kopf bewahrt hat, sodass ich das Bild eines starken Charakters vor Augen hatte. In einigen Situationen wäre ich mit Sicherheit nicht so cool geblieben. Zwischendurch wird ein anonymes und gut betuchtes Ehepaar, welches keine eigenen Kinder bekommen kann und sich beim Sozialamt als Adoptiveltern bewirbt, erwähnt. Was sie mit Melanies′ Situation zu tun haben, hat mich kurz vor Ende sehr überrascht. Ich habe mit der hier geschilderten Auflösung nicht mit gerechnet, da regelmäßig falsche Fährten eingebaut wurden. Deshalb habe ich den wahren Täter übersehen, meine Aufmerksamkeit hat sich komplett auf die Fährten konzentriert.

Das ganze Szenario, die Atmosphäre und der Aufbau der Geschichte haben mir unheimlich gut gefallen. Es gab eine Menge Situationen zum mitfiebern und es gab emotionale Momente einer verzweifelten Mutter, die glaubhaft beschrieben wurden. Wie das Sozialamt von Shenandoah Valley im Bundesstaat Virginia reagiert hat und wie schnell ein Leben ruiniert werden kann, hat mich geschockt. Die komplette Handlung ist ein gut durchdachtes und äußerst spannendes Verwirr- und Psychospiel. Mich haben regelmäßig überraschende und gut eingearbeitete Wendungen erwartet, auch der Perspektivenwechsel zwischen Melanie und Amy Kaye hat mir gut gefallen. Während Melanie emotional sehr schwer zu kämpfen hat, konnte ich der stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin bei ihrer Suche nach dem flüsternden Vergewaltiger über die Schulter schauen. Mir hat ihr Charakter ebenfalls klasse gefallen, denn sie hinterlässt oft eine Spur von Humor und Sarkasmus. Sie und Melanie sind tief ausgearbeitete Protagonistinnen, die glaubhaft und authentisch dargestellt werden. Dieser Wechsel zwischen den beiden Fällen hat für rasante und unterhaltsame Auswechslung gesorgt, sodass es mir großen Spaß gemacht hat, die 64 Kapitel zu lesen. Aber auch die restlichen vorkommenden Protagonisten wie Aaron Dansby, der Bezirksstaatsanwalt des Augusta County und Amys′ Chef, das Büro des Sheriffs, Melanies′ Ehemann und ihr bester Freund haben gute und überraschende Rollen eingenommen.

Der Schreibstil ist sehr ausführlich