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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2024
Auch du bist ein kleines Wunder
Chapman, Jane

Auch du bist ein kleines Wunder


sehr gut

Langeweile? Frust? Alles dasselbe? So geht es dem kleinen Frosch in diesem Buch, der total frustriert ist, weil einfach nichts passiert und der Teich auch so langweilig ist. Alle scheinen Spaß zu haben, nur er nicht und irgendwie ist er ja auch nichts Besonderes. Doch auf seiner Entdeckungsreise begegnet er der kleinen Maus und das Abenteuer beginnt, denn sie zeigt ihm Dinge, die er kennt aus einer völlig neuen Perspektive.

Ich mag die Bücher der Autorin sehr gerne und auch dies hier ist durch die Farb- und Bildgestaltung wirklich so süß gemacht.

Die Augenblicke sind perfekt eingefangen, die Überraschungsmomente des Frosches, die Freude an der Entdeckungsreise und die Begegnung mit verschiedenen Tieren sind so niedlich illustriert, entweder über die große Doppelseite oder in kleineren Bilderfolgen.

Dabei ist die Mimik absolut gelungen dargestellt und es gibt so viele Details zu entdecken, was für die Kinder zusätzliche Lese- und Entdeckungsfreude bedeutet.

Zwischendurch kommt noch etwas Spannung auf und die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Frosch und Maus ist ein weiteres Highlight in diesem Buch.

Manche Wörter sind hervorgehoben, manchmal sogar versetzt geschrieben, nicht zu viel und in einer gut lesbaren Schriftart und Größe.

Auch die Größe des Buches ist toll, dadurch fällt das Entdecken der Feinheiten und Besonderheiten noch leichter und die Wirkung ist gleich ganz anders.

Die Botschaft des Buches, dass alles um uns herum und auch wir selbst ein Wunder sind fand ich süß, auch wenn mir da etwas der Bezug zu Gott gefehlt hat, auf den ich leider vergeblich gewartet habe. Klar kann man das im persönlichen Gespräch mit dem Kind erwähnen, aber hier hätte ich mir gewünscht, dass gezeigt wird, wer denn der Urheber all dieser Wunder von Erde, Mensch und Tier ist.

Das Buch hat eine Altersempfehlung ab 4 Jahren.

Bewertung vom 16.01.2024
Helenes Träume / Die Fabrik der süßen Dinge Bd.2
Romes, Claudia

Helenes Träume / Die Fabrik der süßen Dinge Bd.2


sehr gut

Rasant und ereignisreich geht es auch im 2.Teil weiter, denn Helene von Ratschek hat eine schwere Entscheidung zu treffen gehabt. Trotz vollem Einsatz für die Familie, für die Firma mit neuen Kreationen hat sie immer wieder mit Gegenwind zu kämpfen.

Sowohl familiäre Konflikte als auch ihre Abneigung gegen die Ideologien der NSDAP setzen ihr immer mehr zu und scheinbar hat es jemand auf sie abgesehen, ihr extrem zu schaden und sie in Verruf zu bringen. So kämpft sie unermüdlich für die Mitarbeiter in der Firma, sorgt sich um ihre verwitwete Mutter, um ihre Ehe und ihre kleine Tochter – und dennoch hat sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Helene ist auch in diesem Teil eine sehr tapfere, mutige Frau, um die es mir sehr leidtat, denn das, was sie durchzustehen hat, ist wirklich heftig und zusammen mit den Geheimnissen, die plötzlich ans Tageslicht kommen, hat es mich gewundert, dass sie nicht zusammengebrochen ist.

Trotz des fröhlichen Covers ist es eher eine bittersüße Geschichte, die einen zeitweise wirklich erschüttert.
Es gibt so viele Ereignisse, die teils dramatisch, bedrohlich, aber auch herzzerreißend waren und dennoch hatte ich nicht das Gefühl, es ist zu viel oder unnötig in die Länge gezogen, auch wenn mir persönlich manche Entwicklungen nicht so gefallen haben.

Einiges wird aus dem 1.Teil aufgegriffen, so dass man das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen könnte, aber ich würde dennoch zum besseren Verständnis empfehlen, die Reihe zusammenhängend zu lesen.

Helenes Art, wie sie sich für die Ärmeren eingesetzt hat, für die Rechte der Mitarbeiter und ihr gesundheitliches Wohl hat mir sehr gefallen, ebenso wie ihre enge Freundschaft zu ihrer Schwägerin und ihrer früheren Arbeitskollegin. Sie agiert durchdacht, einfühlsam und man kann ihre Gedanken und Gefühle absolut nachvollziehen.

Mit diesem kleinen Cliffhanger am Ende gehe ich mal davon aus, dass die Reihe noch weitergeht, denn viele Fragen sind noch offengeblieben und lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

Bewertung vom 15.01.2024
Die Pension am Meer
Klassen, Julie

Die Pension am Meer


ausgezeichnet

Mit diesem Auftaktband hat mich die Autorin auf eine besondere Reise in ein Gästehaus mitgenommen, das von 4 Schwestern und ihrer verwitweten und gesundheitlich angeschlagenen Mutter geführt wird. Völlig verarmt, entscheiden sie sich, ihr Haus als Pension zu eröffnen und nach einigen Renovierungen treffen auch schon die ersten Gäste ein. Jede der Schwestern lernt auf verschiedene Weise mit dieser neuen Herausforderung, den Wünschen, Ansprüchen und Eigenheiten der Gäste umzugehen.

Durch den Stadtplan vorne im Buch lernt man den Ort kennen und lieben, mitsamt seinen Einwohnern.
Man spürt den Zusammenhalt, trotz dem einige der älteren Einwohner ihre Vergangenheit haben und teilweise einiges an Kummer und Sorgen auf ihren Schultern lastet.

Die Charaktere sind so ausdrucksstark gezeichnet, und trotz einiger Macken kann man sie einfach nur ins Herz schließen.

Ich hab mich nicht nur in dieses besondere, ausdrucksstarke Cover verliebt, sondern in das komplette Buch und es fiel mir sehr schwer, es aus der Hand zu legen.

Es geht hier um Zusammenhalt, Selbstlosigkeit, um den Wert eines Menschen, der sich nicht im Aussehen definiert, womit besonders ihre Schwester Viola immer wieder zu kämpfen hat.
Wie auch im echten Leben erlebt man hier Höhen und Tiefen, Streitereien, Zukunftsängste, Ablehnung und Kritiken, aber auch so viel Wärme, Mitgefühl, christliche Werte, die ganz dezent immer wieder zum Vorschein kommen.

Natürlich darf auch die Romantik nicht zu kurz kommen, aber die wurde so gefühlvoll erzählt, denn obwohl es auch hier einige Schicksalsschläge gibt, haben mich die Annäherungen sehr berührt, weil sie einerseits behutsam, sanft und warmherzig, aber auch mit einigem Humor und Gänsehautfeeling versehen sind.

Zu gern hätte ich meine Koffer gepackt und diesem urigen Ort mit der Pension und einem Hauch Jane Austen, die auch in diesem Buch ihren Platz findet, einen Besuch abgestattet.

Ein Herzensbuch und Lesehighlight.

Bewertung vom 10.01.2024
Glaub an dich, kleines Faultier!
Saunders, Chris

Glaub an dich, kleines Faultier!


ausgezeichnet

Dieses Kinderbuch verzaubert nicht nur Kinderherzen, sondern auch Erwachsene. In liebevoll und zu den jeweiligen Situationen passenden Illustrationen begleitet man das kleine Faultier auf der Suche nach dem Besonderen.

Bislang war es beim Waldfest immer nur Beobachter, aber es würde doch so gerne dieses Jahr mit dabei sein. Die Frage ist nur: Was macht mich denn besonders? Viele verschiedene Tiere begegnen ihm und erzählen, was sie alles besonders gut können.

Dieses Buch motiviert seine Leser, egal ob alt oder jung, Selbstvertrauen zu finden, seine Stärken zu erkennen und sich niemals mit anderen zu vergleichen. Denn angebliche Schwächen können auch zu Stärken werden.



Ich hab schon viele Kinderbücher gelesen, doch dieses hier finde ich besonders gut gelungen, denn wie oft stellt man sich selbst in Frage, ungeachtet des Alters. Die Texte sind in einer guten Größe und an die Illustrationen angepasst, einige Wörter sogar hervorgehoben. Auch wimmelt es auf den Bildern von Details, die animieren, sich noch intensiver mit der Geschichte zu befassen, eine Art Suchspiel und Entdeckungsreise zu veranstalten.

Abwechselnd findet man ganzseitige Bilder, aber auch unterteilte Bilder, die den Moment noch etwas herausarbeiten, um Größen und Höhenverhältnisse zu verstehen und das Faultier auf seiner Suche noch besser verstehen zu können.

Gern hätte ich noch etwas mehr über das Fest selber erfahren, aber dennoch ist es eins der schönsten Kinderbücher, die ich bislang gelesen habe.

Von mir klare Leseempfehlung! Und wer bisher noch kein Faultierfan war, der wird es spätestens mit diesem Buch. Da wird man auch als Erwachsene gerne nochmal jung.

Bewertung vom 09.01.2024
Das Flüstern der Gezeiten / Der Milchhof Bd.2
Kölpin, Regine

Das Flüstern der Gezeiten / Der Milchhof Bd.2


gut

Der 2.Teil der Milchhof Saga spielt während der Weimarer Republik und dem Beginn des NS-Regimes. Nachdem der 1.Weltkrieg beendet ist, spüren dennoch alle die Auswirkungen durch die Wirtschaftskrise und die Sanktionen, die Deutschland auferlegt wurden. Gemeinsam mit ihrer Tochter Alea kämpft Lina um das Überleben und Fortbestehen des Milchhofs und immer wieder steht sie neuen Herausforderungen gegenüber, denn es gibt immer noch Menschen, die auf Rache aus sind und nichts auslassen, um Lina zu schaden.

Es hat Spaß gemacht, an die Friesische Wehde zurückzukehren, mitzuerleben, was sich alles verändert hat, wie weit die Fortschritte auf dem Milchhof sind und auch die Kinder der Hauptprotagonisten erwachsen werden und ebenfalls Kinder bekommen. So manche Entwicklung hat mich überrascht und leider gibt es auch hier einiges an Schicksalsschlägen.

Für Lina gilt immer noch, dass aufgeben keine Option ist und ich fand es erstaunlich, wie diese tapfere Frau gegen all die Ungerechtigkeiten, die Bedrohungen und Niederlagen kämpft, immer wieder aufsteht und sich nicht unterkriegen lässt.

Die bedrohliche Entwicklung des NS-Regimes hat die Autorin hier gut eingebunden, man spürt die Sorge und Bedenken aller, die Chancenlosigkeit, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, die einem das Herz zerreißen, während Menschen sich von dem verdrehten gefährlichen Gedankengut blenden lassen und zeigen, zu was sie fähig sind. Wenn Hass das Denken beeinflusst.

Die Handlung ist in zwei Teile geteilt und es gibt ein paar Zeitsprünge. Obwohl man die Charaktere mittlerweile kennt, besonders mit dem typisch friesischen Dialekt und gebannt mitverfolgt, was aus ihnen wird, welche Entscheidungen sie treffen und welches Problem wieder gemeistert werden muss, fehlt mir dennoch zeitweise die Tiefe und der Zugang zu den Charakteren, es wirkt zeitweise etwas unpersönlich und trocken.

Einiges kann man schon erahnen, dennoch steigt der Spannungsbogen gerade ab der zweiten Hälfte des Buches, die Ereignisse überschlagen sich förmlich und ruhige Zeiten liegen für den Milchhof weit entfernt.

Jetzt bin ich auf das Finale gespannt, was während des 2.Weltkriegs alles passiert ist und wie sich das auf den Milchhof auswirkt.

Eine interessante Reihe mit viel Dramatik, Schicksalsschlägen und mutigen Frauen, die tapfer und unermüdlich für das kämpfen, was ihnen am Herzen liegt – das Unternehmen und die Liebe.

Bewertung vom 01.01.2024
Das Buch der letzten Briefe (eBook, ePUB)
Barrett, Kerry

Das Buch der letzten Briefe (eBook, ePUB)


sehr gut

Inhalt: London 1940: Die Idee der Londoner Krankenschwester Elsie Watson, ein Buch mit Abschiedsworten in Form von Gedichten, Zeichnungen oder Briefen unter den Kriegsverletzten rumgehen zu lassen, stößt auf gute Resonanz. In diesem Buch sind Schicksale und Eintragungen hinterlegt, die Elsies Leben für immer verändern werden.

Etliche Jahre später stößt die junge Stephanie in dem Pflegeheim, in dem sie arbeitet auf dieses besondere Buch von Elsie - ein Buch, das sie veranlasst, Nachforschungen zu dieser mutigen Krankenschwester anzustellen und merkt, was dieses Erinnerungsbuch auch bei ihr verändert.

Eine einfühlsame, bewegende Geschichte die auf zwei Zeitebenen spielt und immer im Wechsel aus der Sicht von Elsie und Stephanie erzählt wird.

Während Stephanie aufgrund ihrer Tätigkeit als Pflegehelferin und Baraushilfe versucht, mithilfe eines Historikers, der Heimbewohner und ihrer Freundin mehr über Elsies Vergangenheit, ihre Erlebnisse und die Eintragungen im Buch herauszufinden, wird einem genau diese Geschichte von Elsie selbst erzählt, bis alles zusammenläuft.

Mir gefiel der Part von Elsie sogar noch ein bisschen besser, weil sie so eine mutige, tapfere und hilfsbereite Person ist, die trotz dem, was sie erlebt, immer weiter gekämpft hat und auch ihre Liebesgeschichte samt den Eintragungen des Buches so unglaublich berührend sind.

Stephanie war mir manchmal zu sprunghaft, erst sprüht sie vor Ideen und Enthusiasmus, um im nächsten Moment aufgrund von Selbstzweifeln alles wieder hinschmeißen zu wollen. Auch die Gründe dafür waren nicht immer ganz einleuchtend. Dennoch fand ich die Nachforschungen, gerade mit den Heimbewohnern großartig und sehr amüsant.

Es ist wie ein Zusammenfügen von Puzzlestücken, um am Ende das große Finale zu erleben, ein Gesamtbild, das emotional, beeindruckend und überraschend ist- und zwar bei beiden Frauen.

Insgesamt eine warmherzige Geschichte, deren Grundidee auf Tatsachen beruht.

Deshalb eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.12.2023
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Wie war das: Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie... Nein, ich empfehle ganz einfach dieses Buch zu lesen. Es könnte zwar zu unerwarteten emotionalen Gefühlsausbrüchen, Druck auf die Tränendrüsen und Herzschmerz kommen, was aber spätestens am Ende der Geschichte geheilt sein wird.

Die Anwendung empfehle ich wie folgt: Man nehme einen knurrigen alten Mann, Oldman genannt, einen kleinen neunjährigen Jungen namens Janne und seine unperfekte und doch so großartige Mami Malu. Diese Kombi in Verbindung mit dem Beginn eines Schachspiels im Park und den Folgen der Begegnung mixe man mit weiteren liebenswerten Charakteren und einem Wohlfühlcafé, das ganz Bad Altbach kennt und liebt und genieße es, am besten mit einer Tasse Kaffee und einer Zimtschnecke, Bananenbrot oder einem Stück Käsekuchen.

Währenddessen erzählen Dir Janne, seine Mom, ihr Arbeitgeber Hinnerk und ihre Freundin Liv etwas über Geheimnisse, Hoffnungen, Wünsche, Träume, das Großwerden und die Begegnung mit einem alten Mann, dessen Geschichte, Rückblicke in seine Vergangenheit und die Liebe zum Schach alles verändern wird.
Ich hab es übrigens schon ausprobiert und kann nur sagen: Ich habe von Anfang bis Ende gefühlt, gelitten, geliebt, gelacht und es genossen. Ich war sofort drin in der Geschichte, der kleine Janne ist mir mit seinen kindlichen Gedankengängen und seinen Empfindungen so ans Herz gewachsen. Gehänselt und von den Lehrern als Störfaktor bezeichnet, kann man nicht anders, als ihn einfach liebgewinnen und schützen zu wollen, weil er sich doch so bemüht, unter dem Radar zu bleiben. Ebenso wie seine alleinerziehende Mama, die ihren Sohn trotz aller Schwierigkeiten und privater Umstände so liebt wie er ist und ihn zu einem tollen Jungen erzieht.

Durch die Ich-Perspektive taucht man noch mehr in ihre Gefühlswelten ein, nur über Oldman wird aus der Beobachter-Perspektive erzählt. Eine tolle Kombi, die es noch spannender, interessanter und so unglaublich schön macht.
Wirklich alle Charaktere sind großartig beschrieben, mit all ihren Macken, Fehlern, Besonderheiten und liebenswerten Eigenschaften.

Es ist ein Wohlfühl-Herzensbuch, es bietet so viel an Tiefgang, es stimmt nachdenklich, passt so hervorragend in unsere Zeit und zeigt, was echte Freundschaften ausmachen, unabhängig vom Alter. Die Nachwirkungen des Buches sind großartig und ich kann nur jedem sagen, diese Risiken und Nebenwirkungen sind es 100% wert. Ein unvergessliches warmherziges Buchhighlight, bleibt im Kopf, geht ins Herz und wird dortbleiben.

Bewertung vom 29.12.2023
Träume aus Karamell
Bastin, Luise

Träume aus Karamell


sehr gut

Der erste Teil der Bonbon-Saga über die noch heute berühmten Werthers Sahnebonbons. Passend für alle Naschkatzen und Schleckermäulchen.

Die schicksalhafte Begegnung des Geschwisterpaares Fritz und Anne mit dem Bonbonhersteller Anton Leyen legt den Grundstein für die ideenreiche Erweiterung der bekannten Bonbonfabrik. Während Fritz als Zuckerbäcker und Anne aufgrund der Backkünste ihrer verstorbenen Großmutter an neuen Kreationen arbeiten, scheint es jemand auf das erfolgreiche Unternehmen abgesehen zu haben. Es folgt eine Reihe von Sabotageakten, die teilweise lebensbedrohlich sind. Auch wenn die Kurzbeschreibung nicht ganz zu dem Inhalt passt, weil es etwas anders verläuft, fand ich den Roman sehr unterhaltsam, mit viel Einblick in die Kunst dieses besonderen Handwerks, was weltweit große Abnehmer findet.

Auf verständliche Weise erhält man nicht nur Aufschluss zur Herkunft und Verarbeitung der Zuckerrübe und des daraus entstehenden Zuckers und dessen Weiterverarbeitung, sondern gleichzeitig auch ein paar Informationen in die zeitgleich bestehenden Unternehmen Dr.Oetker und Stollwerck.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig, besonders Anton mit seiner etwas verpeilten, hektischen und etwas überschwänglichen Art brachte mich immer wieder zum Schmunzeln. Während immer neue Ideen umgesetzt werden, geht es auch auf dem romantischen Wege für einige zwar ziemlich spontan, dennoch irgendwie lustig voran.

Getrübt werden die harmonischen Abläufe allerdings immer wieder von Vorfällen, die sich keiner erklären kann, weil die Mitarbeiter schon so lange im Betrieb arbeiten und die Gründe unverständlich sind. Es gibt Verdächtigungen, aber der oder die Täter sind immer einen Schritt voraus. Die Auflösung kam für mich allerdings nicht ganz so überraschend, da hätte ich mir doch ein wenig mehr Spannung und Dramatik gewünscht. Obwohl mir die Geschichte gefallen hat, plätscherte es zeitweise öfter mal dahin.

Während des Lesens kann man sich sowohl die Arbeit, die Personen und auch das Geschehen bildhaft vorstellen, während man immer diesen speziellen Karamellgeruch in der Nase hat und fast schon schmecken kann. Und obwohl ich eigentlich gar kein Sahnebonbonfan bin, war es eine interessante historische Reise, die bis zum Beginn des 1.Weltkrieges reichte.

Ich bin schon gespannt, wie es im 2.Teil weitergeht, der dann zu Beginn des 2.Weltkrieges spielt.

Bewertung vom 28.12.2023
Die Brotbäckerin
Raiser, Nadja

Die Brotbäckerin


sehr gut

Den beiden Schwestern, Anna und Lisie wird nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters übel mitgespielt. Der hiesige Hofpfister Georg Huber ist neidisch auf ihre erfolgreiche Backstube und nutzt das Leid der beiden charmelos aus, verpackt in eine gemeine Intrige. Dazu benutzt er seinen engen Freund Jakob Hofbauer, der zerrissen ist zwischen seiner Verpflichtung gegenüber der Familie und der Sympathie gegenüber den Schwestern, die nichts von dem fiesen Spiel ahnen.

Liesis Leidenschaft zum Backen spürt man in jeder Sekunde, die sie in der Backstube verbringt. Das spürt auch Jakob, der ihre Gunst gewinnen und das Familienrezept stehlen soll. Da sie auch das Armenhaus versorgt, ist Aufgeben für sie keine Option, obwohl immer mehr Vorfälle beide Frauen in die Knie zwingen. Ihre einzige Chance ist ein Preisausschreiben für die Hochzeit des Prinzen, um als Brotbäckerin den königlichen Hofstaat zu überzeugen.

Ich war wirklich gespannt, wie diese Geschichte umgesetzt wird. Man versteht den Wunsch der beiden Schwestern, das Familienunternehmen zu retten, denn das Verhältnis zu ihrem Vater war sehr innig.
Man erhält Einblick in die Backkunst, ein kräftezehrendes Handwerk, das meine Achtung davor noch gesteigert hat. Gleichzeitig ist es auch ein sehr sinnlicher Roman, denn je mehr Zeit gerade Liesie und Jakob verbringen, desto mehr Gefühle wachsen. Die intimen Szenen hätten für mich jetzt nicht sein müssen, um dem Roman trotzdem Ausdruck zu geben. Es entsteht ein Wettkampf mit der Zeit, Georgs Anforderungen steigern und ich hätte nie mit solch einem Verlauf gerechnet.
Die Charaktere sind sehr vielschichtig, mal versteht man ihre Handlung, dann wieder nicht, was auch beim Leser ein Wechselbad der Gefühle anrichtet.

Gleichzeitig gibt es noch eine zusätzliche Überraschung, die zwar irgendwie von Anfang an durchschaubar war, sich dennoch schön entwickelt hat. Auch die traditionellen Besuche im Armenhaus lassen Gänsehautmomente aufkommen.

Alles in allem ein angenehmer, spannender Roman, der sowohl Einblick in das Handwerk als auch das Zunftwesen und die damaligen Traditionen gibt. Die Einbindung von Prinzessin Therese und Prinz Ludwig als historische Persönlichkeiten und dem Fest, das heute als Oktoberfest bekannt ist, fand ich toll, obwohl es ein paar künstlerische Freiheiten gab. Die Krönung des Romans bieten dann noch drei besondere Rezepte.

Bewertung vom 27.12.2023
Das Rauschen der Brandung / Der Milchhof Bd.1
Kölpin, Regine

Das Rauschen der Brandung / Der Milchhof Bd.1


gut

Der Auftaktband der Milchhof Trilogie spielt zwischen 1890-1914 in der Friesischen Wehde an der Nordsee. Aufgrund eines dummen Fehlers kann sich die Bauerntochter Lina der Ehe mit dem cholerischen und egoistischen Thees nicht entziehen. Während die Privatmolkerei wächst und mit Derk Voigt ein talentierter, umsichtiger Obermaier eingestellt wurde, laufen hinter den Kulissen Intrigen, Sabotageakte und eheliche Krisen. Denn erst nach der Hochzeit kommt Lina hinter die Geheimnisse Thees, was sie erpressbar macht.

Doch Linas Liebe zur Molkerei, ein unbändiger Wille, das Erbe ihres Vaters weiterzuführen und sich nicht unterkriegen zu lassen, verhelfen ihr zu manch ungeahnten Ideen und Kräften und sie lernt mit der Zeit, sich ihrem Schicksal zu stellen, auch wenn ihre Gefühle für jemand ganz anderen schlagen.
Die Autorin versteht es, Sympathien und Antipathien zu schüren, eine unterhaltsame und dramatische Story zu kreieren. Aber auch Einblicke in die Milchwirtschaft, die Produktion und dem technischen Fortschritt machen es interessant.

Missverständnisse und langgehegter Groll und Eifersucht sorgen immer wieder dafür, dass Lina zwischen die Fronten gerät und ausbaden muss, was hinter den Kulissen angerichtet wurde.

Obwohl Lina für mich eine wirklich starke, ehrgeizige Frau ist, die trotz aller Umstände treu ihren Pflichten nachkommt und immer wieder aufsteht, empfand ich manche Reaktion dennoch unpassend und nicht immer nachvollziehbar. Auch Derk kam mir manchmal wie ein trotziger Junge vor, der sich aufgrund der Tatsache, dass er nicht bekommen kann, was er haben will in Situationen bringt, die rücksichtslos und unüberlegt sind. Andererseits gibt es aber auch gerade zum Ende Momente, wo er dann wieder wie ein gescholtener Junge in der Ecke steht und alles mit sich machen lässt. Das war zeitweise etwas ermüdend und hat ein paar Sympathiepunkte geraubt.

Alles in allem ist es eine kurzweilige, interessante Geschichte, mit dem so typischen friesischem Dialekt, der in die Zeit des Kaiserreichs abtaucht, in der es für Frauen sehr schwer war, unternehmerisch tätig zu sein. Doch mit Lina lernt man eine mutige, tapfere Frau kennen, die trotz vieler Schwierigkeiten und drohendem 1.Weltkrieg dem Schicksal eine Kampfansage macht.

3,5 Sterne

Nun freue ich mich schon auf Teil 2, der die Familiengeschichte zwischen dem 1. und 2.Weltkrieg weitererzählt.