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Insgesamt 241 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2023
Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
Hacke, Axel

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte


sehr gut

Axel Hacke - mir bisher lediglich in Zusammenhang mit seinen köstlichen Ausführungen über den "Weißen Neger Wumbaba" (eigentlich "der weiße Nebel wunderbar", eine von erstaunlich vielen Menschen missverstandene Textzeile aus "Der Mond ist aufgegangen") bekannt - konnte mich mit seinem am 01. 09. 2023 unter der ISBN 978-3-8321-6808-7 im DUMONT Buchverlag erschienenen 224-seitigen Werk "Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte" überzeugen.
Es ist mit einem ganz dezent lauter kleine Sonnen zeigenden und deshalb gut zum Thema passenden Cover versehen und verfügt über ein blaues Lesebändchen.
In einem leichten Plauderton definiert der Autor die verschiedensten in Zusammenhang mit dem Wort "Heiterkeit" stehenden Begriffe und beschreibt beispielsweise eine einstmals überaus beliebte Quizshow namens "Was bin ich? Das heitere Beruferaten" mit Robert Lembke, befasst sich mit Sigmund Freud ("Freud'sche Fehlleistung") und mit antiken griechischen Philosophen.
Das Buch passt mMn gut in unsere heutige, u. a. durch Pandemie, Kriegsgeschehen und Klimawandel Sorgen und Ängste schürende Zeit.
Ich empfehle es gern sowohl zum Selbstlesen als auch als Geschenk z. B. zu Weihnachten oder auch für Besuche am Krankenbett.

Bewertung vom 28.09.2023
Elizabeth Taylor / Ikonen ihrer Zeit Bd. 11
Weinberg, Juliana

Elizabeth Taylor / Ikonen ihrer Zeit Bd. 11


sehr gut

Juliana Weinbergs (historischer) Roman(biografie) "Elizabeth Taylor - Die größte Liebende Hollywoods", Band 11 der Reihe "Ikonen ihrer Zeit", umfasst 413 Seiten und wird unter der ISBN 978-3-548-06815-2 vom Ullstein Taschenbuch Verlag mit dem Erscheinungsdatum 28. 09. 2023 angekündigt.

Das in ansprechenden Farben gehaltene Cover zeigt eine junge Elizabeth Taylor (ungeliebter, aber praktisch kurzer Name "Liz") mit harmlos-verträumt wirkendem Gesichtsausdruck, provozierend geneigter Kopf- und leicht lasziver Körperhaltung vor einer weißen Balustrade unter einem blauen Himmel mit weißen Wolken und der atemberaubenden berühmten Bergansicht mit dem ebenfalls weißen "Hollywood"-Schriftzug.
Prolog, Buchteile und -kapitel sowie Epilog sind erfreulicherweise mit Zeit- und Ortsangaben versehen, Liz-Zitate ergänzen den Text. Dieser ist leicht lesbar, irritierte mich allerdings manchmal, z. B. wenn ich zweifelte, ob gewisse Ausdrücke damals bereits Verwendung fanden.

Definitiv vermisst habe ich allerdings ein Nachwort der Autorin, aus welchem ersichtlich wird, was gesichert ist, wo sie inwiefern und optimalerweise auch: warum von gesicherten Fakten abwich bzw. was reine Fiktion ist.

Der Inhalt umfasst im Wesentlichen die Jahre 1939 - 1962 (von den mütterlichen Bemühungen, Liz zum Kinderstar aufzubauen bis zu den chaotischen Dreharbeiten, bei denen "Cleopatra" und "Marc Anton" sich nicht nur auf der Leinwand näher kamen, was Richard Burton später zu Ehemann Nummer 5 und noch später Nr. 7 werden ließ) und die Jahre 1984 - 1991 (Liz und Michael Jackson, den sie ausnahmsweise nicht heiratet, mit dem sie jedoch eine innige Freundschaft verbindet, Drogen, Alkohol, aber auch ihr Einsatz im Kampf gegen Aids, ihre letzte Eheschließung).
Im Jahr 2003 endet das Buch mit einem Gespräch Liz' mit Enkelin Eliza, in welchem die "übersprungenen" Ehen "abgearbeitet" und eine Lebensbilanz gezogen werden.

Was bleibt?
Viel Neues erfuhr ich nicht, jedoch beeindruckte mich das mir bisher nicht bekannte Ausmaß ihrer Großherzigkeit, das sich z. B. in ihrer Loyalität gegenüber den homosexuellen Kollegen Montgomery Clift, James Dean und Rock Hudson, ihrem Beschützerinstinkt bei den epileptischen Anfällen ihres Ehemannes Nr. 2, bei der Adoption eines behinderten Mädchens und natürlich in Sachen "Aids" zeigte, und das zu einer Zeit, als ein Großteil anderer wohlhabender Schauspieler diesem Thema bewusst auswich und ihr zudem abriet, ihr Ansehen in der Öffentlichkeit durch "so etwas" (weiter) aufs Spiel zu setzen.
Fazit:
Fehlte nicht das Nachwort, gäbe es die Höchstbewertung.

Bewertung vom 27.09.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


gut

Nina Blazons 448 Seiten umfassendes Hardcover "Ich träumte von einer Bestie" erschien am 26. 09. 2023 unter der ISBN 978-3-365-00300-8 im Harper Collins Verlag.
Es behandelt die französische, zu Beginn der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts spielende legendäre Geschichte der "Bestie von Gévaudan" ( https://de.wikipedia.org/wiki/Bestie_des_Gévaudan ) und ist ein Genre-Mix aus Elementen von historischem, Familien- und Liebesroman mit Anklängen von Fantasy, Horror und Psychothriller.
Zentrale Figur ist die in der Gegenwart lebende junge Datenforensikerin Fleur, die sich durch das Ableben ihres leiblichen Vaters mit seiner Hinterlassenschaft sowie der seiner Mutter Margot und schließlich mit der bis heute auf verschiedene Art nachwirkenden Familiengeschichte konfrontiert sieht.
Das mit einem passenden Cover versehene Buch gewährt zudem interessante Einblicke sowohl in Fleurs Tätigkeit als auch in die ihres früher als Ermittler bei der Polizei beschäftigten Adoptivvaters.
Der leicht lesbare Erzählstil und der gut aufgebaute Spannungsbogen trugen mich geradezu durch die Seiten, allerdings störten mich zunehmend Wiederholungen wie beispielsweise die immer wieder gefühlten starrenden vielen Augen oder die immer wieder so gern gerochenen verschiedenen Rasierwasserduftnoten div. Herren, ferner div. Fehler unterschiedlichster Art (der Trenchcoatinspektor hieß 3x Colombo und nur 1x richtig Columbo bzw. Grammatikfehler wie auf S. 441 "Das Reliquiar, DASS ich geerbt habe" ) sowie etliche Längen.
Die letzten 100 Seiten führten mich zwar zu einem relativ nachvollziehbaren zufriedenstellenden Schluss, den ich allerdings beinahe verpasst hätte, da ich wegen mir entbehrlich erscheinender weiterer Twists mehrfach einen Abbruch in Erwägung zog.
Der letzte Clou unter Mithilfe von Fleurs Halbbruder Max (ohnehin meine Lieblingsfigur) und das Nachwort der Autorin versöhnten mich dann jedoch wieder ein wenig.
Gern hätte ich eine Landkarte und ein Lesebändchen vorgefunden.
Der Empfehlung der Autorin bezüglich der Bücher von Elli Radinger ( https://www.elli-radinger.de ) schließe ich mich vollinhaltlich an.
Fazit: Weniger ist oft mehr, trotzdem insgesamt Leseempfehlung

Bewertung vom 22.09.2023
Der geheime Garten
Brill, Calista

Der geheime Garten


gut

Dieses Remake des berühmten Kinderbuch-Klassikers "Der geheime Garten" (Originaltitel: "The secret garden", aus der englischen in die deutsche Sprache übersetzt von Naemi Schuhmacher) von Calista Brill (Text) und Adelina Lirius (Illustrationen) nach Frances Hodgson-Burnett (Der kleine Lord Fauntleroy) wirkt auf mich trotz der unbestritten schönen Bilder bedauerlicherweise ein wenig zu frugal/minimalistisch.

Das mit einem ansprechenden Cover versehene 38-seitige Buch erscheint unter der ISBN 978-3-458-64381-4 am 30. 10. 2023 im Insel Verlag und wird für Kinder ab einem Alter von 4 Jahren empfohlen.

Worum geht's?
Das Mädchen Mary Lennox zieht in ein großes altes im Norden Englands gelegenes Haus, das den Namen "Misselthwaite" trägt. Die Bedienstete Martha betreut sie und sie lernt bald auch noch den alten Gärtner Ben und Marthas Bruder Dickon kennen. Später hört sie ein Weinen und trifft danach auf dessen Ursprung, einen körperbehinderten Jungen mit Namen Colin. Damit wäre die Besetzung bereits komplett, abgesehen nur noch von einem kleinen Rotkehlchen, durch das sie auf einen geheimen und stark vernachlässigten Garten stößt.

Lichtblick: Ein unerwartet berührendes Nachwort

Fazit: Begrenze Begeisterung

Bewertung vom 21.09.2023
Lager 6437
Rauschenbach, Hildegard

Lager 6437


ausgezeichnet

Das 1984 unter der ISBN 3-7921-0299-4 im Verlag Rautenberg erschienene Buch von Hildegard Rauschenbach geb. Mischke (1926-2010) "Lager 6437 - Ich war verschleppt nach Sibirien" ist Band 5 der Reihe "Stunde Null und danach - Schicksale 1945 - 1949" und hat mich trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner schlichten und doch eindrucksstarken Erzählweise auf Anhieb sehr beeindruckt.
Frau Rauschenbach, die u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz für ihre Bemühungen um die guten Beziehungen zwischen dem russischen und dem deutschen Volk ausgezeichnet wurde, erzählt darin, wie sie als junges Mädchen aus dem Dorf Dickschen im Kreis Pillkallen/Ostpreußen mit ihren Eltern über die gefrorene Ostsee flüchten musste, dreieinhalb Jahre in einem sibirischen Gulag nahe Schadrinsk verbrachte und schließlich in Kleinmachnow bei Berlin wieder mit ihren Eltern zusammen traf.
Im Vorwort zu diesem Buch schrieb sie u. a.:
"Es war mein innerer Zwang, alles niederzuschreiben. Ich habe dabei nicht übertrieben, habe nichts beschönigt. Ich bin keine Schriftstellerin und habe alles mit einfachen Worten erzählt, die jeder kennt. Auch habe ich keine Untersuchungen durchgeführt und hoffe, dass es in meinem Buch keine tendenziellen Aussagen gibt. Meine tiefe Dankbarkeit gilt jenen russischen Menschen, die sich in unsere Lage versetzen konnten und uns halfen, obwohl sie selbst nur das Notwendigste zum Leben hatten. Dieses Buch soll den Menschen, darunter auch meinem Sohn, dem ich es widme, zeigen, dass ungeachtet aller Schwierigkeiten, die einem im Leben begegnen können, man vergeben können und gleichzeitig Optimist bleiben muss."
Das Nachwort verfasste Jan Bakker. Das Buch enthält ein etwa 1 Jahr vor dem erzählten Geschehen entstandenes Foto sowie eine Kopie des Interniertenausweises der Autorin und eine Landkarte.
Auf der Rückseite dieses Buches fragt Frau Rauschenbach, die im Krieg ihre beiden Brüder verlor, wann endlich begriffen wird, dass ein Krieg ,immer nur Leid und Verderben bringt, auch dem Volk des sogenannten Siegers.
Eine Frage, der man sich im Jahr 2023 nur anschließen kann.

Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.09.2023
Aenne und ihre Brüder
Beckmann, Reinhold

Aenne und ihre Brüder


sehr gut

Bereits beim Lesen des Prologs der 26 Seiten umfassenden Leseprobe von Reinhold Beckmanns am 31. 08. 2023 unter der ISBN 9783549100561 im Verlag Propyläen erschienenem 352-seitigen biografischen Sachbuch "Aenne und ihre Brüder - Die Geschichte meiner Mutter" hatte ich "Augenpipi", schlummert doch bei mir ein Päckchen mit Feldpostbriefen meines im Krieg gebliebenen Großvaters an seine Frau und die 3 kleinen gemeinsamen Kinder, von denen heute nur noch meine Mutter am Leben ist. Aufgrund ihrer Beschreibung habe mich noch nicht sie zu lesen getraut, werde dies jetzt jedoch schleunigst nachholen.
Kurz vor ihrem Tod erhielt der Verfasser von seiner Mutter, einer geborenen Anna Maria Haber, genannt "Aenne", einen in Sütterlin geschriebene Feldpostbriefe ihrer im Krieg gebliebenen Brüder Alfons, Hans, Franz und Willi enthaltenden Schuhkarton. Sie hatte ihrem Sohn aber - im Gegensatz zu vielen anderen Menschen ihrer Generation - schon früher viel aus ihrem Leben erzählt. Zusätzlich recherchierte der Autor auch in Quellen wie der Dorfchronik des nahe Osnabrück gelegenen Dorfes Wellingholzhausen.
Aenne und die Brüder sind auf dem Cover zu sehen, die Briefe im Einband.
Verständlicherweise ist der Schreibstil recht emotional, gelegentlicher Dialekt wird übersetzt und die überwiegend kurz gehaltenen Abschnitte erleichtern das Verständnis.
Es ist berührend, vom Schicksal der 4 jungen Männer zu lesen, von ihren Träumen, Sehnsüchten und Hoffnungen für das Leben nach dem Krieg - welches es dann leider für keinen von ihnen mehr geben sollte. Es werden keine Einzelheiten zum Kriegsgeschehen erwähnt, das kann der Zensur oder aber den Ängsten vor eben dieser Zensur oder davor, den lieben Daheimgebliebenen nur noch größere Sorgen zu bereiten, geschuldet sein.
Gleichzeitig gewährt das Buch einer Milieustudie ähnlich Einblicke in den Alltag daheim, die Sorgen um Verwandte, Liebste, Freunde oder gute Bekannte an der Front, Einschränkungen durch den Krieg, das daraus resultierende Zusammenhalten der Dorfgemeinschaft, Gedanken über die Haltung vieler Kirchenobersten...
Reinhold Beckmann begann dieses Buch wenige Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.

Fazit: Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.09.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


gut

Der unter der ISBN 978-3-596-70802-4 am 30. 08. 2023 im Fischer Taschenbuch Verlag erschienene 352-seitige Psychothriller "Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand" von Arno Strobel bescherte mir etliche Stunden spannender Unterhaltung.
Erzählt wird eine in mehrfacher Hinsicht interessante Geschichte, die zu unterschiedlichsten Spekulationen verleitete und zu einem nachvollziehbaren Ende führte.
Im Prolog geht es um einen kleinen Jungen, der von 2 Männern auf einem Campingplatz gefangen gehalten, seelisch und körperlich missbraucht und gefoltert wird.
Jahre später:
Ein Serienmörder treibt auf Campingplätzen sein Unwesen und mordet auf brutale Weise. Evelyn Jancke, Anfang 50, zieht nachts durch Oldenburgs Kneipen und trinkt und folgt Fremden zu einem One Night Stand. Tagsüber ist sie als forensische Psychologin tätig und arbeitet derzeit mit Kriminalhauptkommissar Gerhard Tillmann am Fall "Camper". Jancke und Tillmann waren einmal liiert, aber sie löste die Verbindung und stufte sie gegen seinen Willen auf bloße Freundschaft herab, als vor 2 Jahren ihr Bruder Fabian nebst Ehefrau Isabel auf einer Wohnmobiltour durch Europa spurlos verschwand. Es gibt zunehmend Indizien, dass Fabian noch leben und der "Camper" sein könnte.
Ein 8 Monate nach der letzten Handlung angesiedelter Epilog löst alle Fragen.
Gelegentlich war das Verhalten einiger mit dem Fall befasster Personen nur schwer nachvollziehbar.
Hinweis:
Prolog und in Kursivschrift eingeflochtene Sequenzen des "Campers" sind nur schwer zu ertragen.
Fazit:
Die Geschichte macht dem Genre "Psycho"thriller alle Ehre, weist aber gelegentliche Schwächen auf.

Bewertung vom 16.09.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


ausgezeichnet

Mit "Tief im Schatten - Der zweite Fall für Hanna Ahlander" (im Original "Dalskuggan", übersetzt von Dagmar Lendt) erscheint unter der ISBN 978-3-423-28365-6 am 2. Okt. 2023 bei dtv nach dem Nr. 1-Bestseller "Kalt und still" der 2. Band der Are-Krimis der Stockholmer Autorin Viveca Sten.
Der mit einem Lesebändchen sowie einem ansprechenden und passenden Cover versehene 512-seitige Kriminalroman enthält nach guter alter Karl May-Verlag-Manier drei unterschiedlich große Skizzen in den vorderen und hinteren Coverinnenseiten, was der Leserschaft das Nachvollziehen der Wege von Bösewichtern, Ermittlern, Verdächtigen und Opfern erleichtert.
Das in zwei jeweils deutlich gekennzeichneten Handlungssträngen erzählte Geschehen baut in kurzen Kapiteln durchgehend große Spannung auf.
Es beginnt damit, dass ein ehemaliger Weltklasse-Skifahrer ermordet aufgefunden und das Team um Hanna Ahlander und Daniel Lindskog mit den Ermittlungen betraut wird. Bald gibt es mehrere etwa gleich stark Verdächtige, aber immer, wenn ich dachte "Ha, der war's!" und im Geiste für die Rezension ein "vorhersehbar" notieren wollte, zauberte die Autorin neue Hinweise sozusagen aus der Polarmütze und so gab es lange Zeit unterhaltsames Mitfiebern und Mitfühlen, denn es finden auch persönliche Probleme der Ermittler Erwähnung.
Im parallelen Handlungsstrang geht es um eine junge Frau, die einer ziemlich extrem anmutenden freikirchlichen Glaubensgemeinschaft angehört.
Der schlüssigen Auflösung folgen abrundende Erläuterungen der Autorin.
Fazit:
Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.09.2023
Die Geister von Triest
Klinger, Christian

Die Geister von Triest


sehr gut

Der Leseprobe von Christian Klingers unter der ISBN 978-3-7117-2122-8 am 30.08.2023 im Verlag "Picus" erschienenem 300-seitigen Historienkrimi "Die Geister von Triest - Gaetano Lamprecht ermittelt" hätte es eigentlich angesichts der Buchbeschreibung überhaupt nicht mehr bedurft, denn diese "hatte" mich auf Anhieb.
Zwar war mir der "leidenschaftliche Rennradfahrer Gaetano Lamprecht, Ispettore der Triester Polizei" bisher noch nicht über den Weg geradelt, sprich: Ich kenne seinen ersten Fall "Ein Giro in Triest" nicht, der Autor konnte mich jedoch bereits vor einigen Jahren durch seinen Roman "Die Liebenden von der Piazza Oberdan" überzeugen.

Die Ereignisse reichen zurück bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Das Buch beginnt mit einer Art Prolog, in dem ein Mann um diese Zeit zu Tode kommt. Anschließend springt die Handlung in das Triest des Monats August 1914. Eine als "Hexe" bezeichnete alte Frau wird bestialisch ermordet. Angesichts des wenige Monate zuvor von Gavrilo Princip in Sarajevo begangenen Doppelmordes - er hatte Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich (seit dem Selbstmord des Kaisersohnes Rudolf Thronfolger) und seine Gemahlin Sophie erschossen - erregt das nur wenig Aufmerksamkeit, bedarf jedoch natürlich trotzdem einer Aufklärung, wodurch Inspektor Gaetano Lamprecht ins Spiel kommt.
Der vorhergehende Band, sein 1. Fall, "Ein Giro in Triest", findet zwar gelegentlich Erwähnung, seine Kenntnis ist jedoch nicht Voraussetzung zum Verstehen des aktuellen Buches. Auch familiäre und amouröse Aspekte aus dem Privatleben des Ermittlers werden erwähnt.
Die Tode des anfangs erwähnten Mannes und der "Hexe" stehen miteinander in Verbindung, was durch zwei am Ende des Buches einen Brief und einen Stammbaum enthaltende Anhänge verdeutlicht wird.

Fazit:
Die Lektüre der mit einem zum Geschehen passenden Cover versehenen und ebenso spannenden wie ob des angenehmen Schreibstils leicht lesbaren Geschichte hat mich trotz einiger den damaligen Verhältnissen geschuldeten düsteren Passagen gut unterhalten.

Bewertung vom 12.09.2023
Henriette lächelt
Heinisch, Andrea

Henriette lächelt


weniger gut

Andrea Heinischs 208-seitiger Roman "Henriette lächelt" (ISBN: 978-3-7117-2142-6, Erscheinungsdatum: 13. 09. 2023 im Picus Verlag) verfügt über ein schönes Cover (allerdings bedauerlicherweise auch über sehr scharfe Ecken).

Er handelt von der 50-jährigen, mit 190 kg extrem adipösen Henriette, die nicht nur unter den daraus resultierenden Problemen wie beispielsweise eingeschränkter Beweglichkeit mit allen daraus wiederum resultierenden Folgen, sondern auch unter ihrer überaus dominanten Mutter leidet.

Aus meinen Erfahrungen mit einer nahezu gleichaltrigen und nur etwa 20 Pfund weniger wiegenden Freundin mit ähnlichen Problemen (sie ließ sich vor einigen Jahren in eine Magenband-OP "hineinquatschen", die vermutlich zumindest mit-ursächlich für ihr vor einigen Monaten erfolgtes Ableben war) weiß ich, wie schwer es im wahrsten Sinne des Wortes mit solch einem starken Übergewicht ist.
Allein durch Ernährungsveränderung ist dauerhafter Gewichtsverlust kaum zu schaffen, Fitnessgeräte sind fast immer nur für 100 bis 120 kg zugelassen und der Aktionsradius ist bereits aus rein logistischen Gründen nicht selten massiv eingeschränkt.
Depressionen - häufig durch das Verhalten des Umfelds, sei es nun aus Bosheit, Gedankenlosigkeit oder vielleicht sogar mit besten Absichten, verstärkt - können gelegentlich auftretende Phasen von Mut zu Problembewältigungsversuchen zum Erliegen bringen und diese enden nicht selten in Trost/Frust-Essen, welches zu genießen man dann aus schlechtem Gewissen nicht einmal in der Lage ist.

Meiner Meinung nach wird das Buch dieser Thematik nicht ganz gerecht.