Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
leserattebremen
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
https://sarahs-buecherregal.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2019
Flammen und Seide
Schier, Petra

Flammen und Seide


sehr gut

Der Roman spielt in Rheinbach im Jahr 1673. Überall herrscht Krieg und Madlen Thynen und ihr Vater, ein wohlhabender Tuchhändler, merken dies am eigenen Leib. Immer schwerer wird es, Waren sicher in die Stadt zubekommen. Gleichzeitig steht Madlens Vermählung mit Peter von Werdt an, mit dem sie schon seit Jugendjahren liiert ist. Doch dann taucht plötzlich Lucas Cuchenheim, ein Jugendfreund, wieder in der Stadt auf und bringt Madlens Gefühle durcheinander. Und der Krieg rückt immer näher und droht, alles zu zerstören, was Madlen wichtig ist.
Die Geschichte um Madeln Thynen spielt in einer spannenden Zeit und ist wirklich mitreißend geschrieben. Die Offenheit, mit der die Gemeinde damals mit den jungen Liebesbeziehungen umging, wurde in späteren Jahrhunderten immer weiter eingeschränkt und Madlen hat zudem mit ihrem Vater noch viel Glück, der sie ermutigt, ihrem Herzen zu folgen. Der Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt und ich habe ihn sehr gerne gelesen. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich mir mehr historische Details zu der damaligen Zeit und er politischen Situation gewünscht hätte, das wurde höchstens am Rande thematisiert. Hier standen jedoch die romantischen Beziehungen im Vordergrund, was zwar auch schön lesbar war, aber mir fehlten für einen großartigen historischen Roman die historischen Fakten und der größere Rahmen, damit ich uneingeschränkt begeistert bin.
„Flammen und Seide“ von Petra Schier ist ein romantischer historischer Roman, der viel Freude macht beim Lesen und mit sympathischen Hauptfiguren überzeugt, ein paar mehr historische Fakten hätte ich mir dennoch gewünscht.

Bewertung vom 16.01.2019
Der Verräter
Beatty, Paul

Der Verräter


ausgezeichnet

Die Hauptfigur des Romans und gleichzeitig der Erzähler nehmen uns mit auf eine turbulente Reise in das Städtchen Dickens, eine Stadt im Untergang. Als sein Vaters stirbt, entwickelt er einen Plan, um seine Stadt vor Gentrifizierung und einer regelrechten Auslöschung von der Karte zu schützen. Es geht um Rassentrennung, vermeintliche Gleichheit, die sich aber eher durch Unterschiede auszeichnet und eine verrückte Idee: Die Wiedereinführung der Rassentrennung zur Aufwertung der Stadt.
Ich habe vorher sehr viel gutes von dem Buch gehört und Paul Beatty nimmt seine Leserinnen und Leser wirklich mit auf einen wilden Ritt, er führt ihnen ihre verkrusteten Denkmodelle genauso vor wie die Tatsache, dass ein schwarzer Präsident noch lange keine Diskriminierung verhindert oder ein Garant für Gleichheit ist. Für mich ist es einfach eine verrückte Geschichte, unterhaltsam aber auch mit ein paar schwächeren Stellen. Das großartige Lob, das dieses Buch erhalten hat, kann ich leider nicht ganz nachvollziehen. Mir ist die Geschichte einfach zu zerfasert und nicht klar genug erzählt, um wirklich reinzukommen und als Leser auch mitgenommen zu werden. Die Idee hinter der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, ich hätte mir nur eine etwas klarere Umsetzung gewünscht.
Paul Beattys Roman „Der Verräter“ wurde von der Literaturkritik bejubelt, mir hat der Roman gut gefallen, überragend fand ich ihn jedoch nicht, auch wenn die Idee sehr gelungen ist.

Bewertung vom 16.01.2019
Die Himmelsscheibe von Nebra
Meller, Harald;Michel , Kai

Die Himmelsscheibe von Nebra


ausgezeichnet

Die Himmelsscheibe von Nebra umgeben viele Geheimnisse. Wo kommt sie her, warum wurde sie vergraben und was genau war ihre Bedeutung? All diesen Fragen gehen die Autoren Harald Keller und Kai Michel in ihrem Buch „Die Himmelsscheibe von Nebra. Der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur im Herzen Europas“ nach. Schon der Untertitel verspricht bahnbrechende Erkenntnisse, eine großartige bronzezeitliche Kultur in Mitteldeutschland, in einer Zeit, in der man als unbedarfter Leser eher an Stämme und kleine Gruppen denkt, die für sich gelebt haben und sich über die Landwirtschaft und fruchtbare Böden selbst versorgten.
Da ich dieses Buch als Laie gelesen habe, kann ich nicht abschließend beurteilen, wie glaubwürdig die Schlussfolgerungen der Autoren sind. Sie versprechen einen Krimi und den bekommt der Leser stellenweise auch. Die Lektüre ist sehr unterhaltsam und man kann an dem Gedankenexperiment teilhaben, was alles hinter den Himmelsscheibe stecken könnte. Denn bei all den Hinweisen, die die Autoren anführen, wirkliche Beweise für ihre Theorie fehlen scheinbar. Wer sich aber für die Zeit interessiert und ein spannendes Artefakt wie die Himmelsscheibe näher kennen lernen will, ist mit dem Buch auf jeden Fall gut bedient. Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn es in der Mitte ein paar Längen hatte, in denen mir die Hintergründe aus Glockengießer-, Schnurkeramik- und Bandkeramikkulturen etwas zu detailliert erläutert wurden.
Besonders viel Freude macht die Lektüre allerdings, wenn man auch die Ausstellung im Berliner Gropius-Bau zur Himmelsscheibe und Archäologie in Deutschland gesehen hat, denn man findet viele Verbindungen zum Buch wieder und viel ergänzendes Wissen erleichtert die Lektüre. Und natürlich macht es das Buch noch spannender, wenn man die Himmelsscheibe schon einmal wirklich vor Augen hatte und die Faszination, die von ihr für manche Menschen ausgeht, wirklich nachvollziehen kann.
Harald Keller und Kai Michel haben ein interessantes Buch über die Himmelsscheibe von Nebra und die Bronzezeit geschrieben, das man auch als Laie sehr gut verstehen kann und welches auf jeden Fall das Interesse für die Archäologie in Deutschland weckt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.01.2019
Tausend Nächte und ein Tag
Conradi, Lydia

Tausend Nächte und ein Tag


sehr gut

Senta Zedlitz kämpft Anfang des 20. Jahrhunderts um ihren Traum, als Altorientalistin an der Ausgrabung des Turms von Babel teilzunehmen, die der Berliner Robert Koldewey im alten Babylon leitet. Doch Koldewey will keine Frau vor Ort haben. Nach dem Tod ihrer Eltern stehen Senta die finanziellen Mittel zu Verfügung, um auf eigene Faust in den Orient zu reisen, und so beginnt sie 1912 in Begleitung ihres Verlobten, des trockenen Wissenschaftlers Winfried Heyse die aufregende Reise nach Babylon. Doch der Weg wird lang und beschwerlich, birgt Hindernisse ebenso wie wunderbare Erfahrungen und als sie endlich angekommen sind, bringt schon bald der Erste Weltkrieg die Turbulenzen bis nach Mesopotamien.
Lydia Conradi beschreibt mit Senta Zedlitz eine starke Frauenfigur, die gegen Traditionen ankämpft und keinen Grund sieht, warum sie als Frau weniger Recht hat, ihre Träume zu verwirklichen als ein Mann. Diese Standhaftigkeit und Zähigkeit macht Senta sehr sympathisch. Doch traumatisiert vom frühen Tod ihrer Schwester und dem Tod der Eltern tut sie sich schwer mit zwischenmenschlichen Beziehungen, Liebe und Vertrauen. Und so verletzt sie ihren treuen, wenn auch schwierigen Begleiter Heyse immer wieder und lässt sich von gleichzeitig von Oberflächlichkeit beeindrucken, die man einer klugen Frau wie ihr nicht zugetraut hätte. Das ist meiner Meinung auch die einzige Schwäche des Romans, ihre Liebesbeziehungen empfand ich als sehr unglaubwürdig und nicht recht passend zu ihren sonstigen Charakterzügen, die Entwicklungen am Ende waren dann so turbulent und für mich nicht glaubwürdig, dass ich es als etwas störend empfand. Den Roman an sich mit den vielen Hintergründen zum Ischtar-Tor, das heute auf der Museumsinsel in Berlin zu bewundern ist und der Geschichte Babylons und Mesopotamiens fand ich jedoch sehr interessant und gut und mitreißend geschrieben.
„Tausend Nächte und ein Tag“ ist ein spannender historischer Roman, der viele Einblicke in die frühe Archäologie und Altorientalistik ermöglicht und mit einer starken Hauptfigur glänzt. Lediglich einige Entwicklungen in der Handlung konnten mich nicht ganz überzeugen, dennoch ein sehr guter historischer Roman.

Bewertung vom 10.01.2019
BECOMING
Obama, Michelle

BECOMING


ausgezeichnet

Ihr Mann stürzt sich in den Präsidentschaftswahlkampf in den USA und plötzlich kennt jeder ihren Namen: Michelle Obama. Fast zwei Jahre nach dem Ende ihrer achtjährigen Zeit als First Lady hat sie jetzt ihre Autobiographie geschrieben und nimmt die Leser mit auf eine Reise. Unter anderem in die South Side von Chicago, wo sie als junges Mädchen büffelte, um einmal ein besseres Leben zu führen als ihre Eltern, was keineswegs als Kritik an ihnen verstanden werden sollte, denn sie ermöglichten ihr eine Ausbildung, die nicht viele erhalten konnten. Über ihre Zeit in Princeton schreibt sie ebenso wie über ihre Ausbildung in Harvard, erste Liebe, Erfolge und Niederlagen und das erste Treffen mit dem Mann, der ihr Ehemann und Präsident der Vereinigten Staaten werden sollte, Barack Hussein Obama, der Mann mit dem seltsamen Namen.
Wer eine langweilige Nabelschau erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt, denn Michelle Obama ist eine intelligente Frau, die es problemlos schafft, ihr Leben und ihre Erfahrungen auf eine höhere Ebene zu ziehen und daran gesellschaftliche Probleme und Ungerechtigkeiten aufzuzeigen. Sie schreibt bewegend von dem Leben mit ihren Kindern und von ihrer Abscheu vor der Politik, mit der sie eigentlich nie etwas zu tun haben wollte. Barack und Michelle Obama sind ein besonderes Paar, wenn eine so starke und gebildete Frau wie Michelle dennoch bereit ist, ihr privates Glück für acht Jahre auf Eis zu legen und jeden Tag gegen die Medien und für die Privatsphäre ihrer Töchter zu kämpfen. Immer wieder setzt sie sich für Bildung, besonders für Mädchen, ein und macht klar, dass der Einsatz in der Schule Kindern die Möglichkeit geben kann, etwas Besseres aus ihrem Leben zu machen. Doch sie stellt auch klar: Niemals wird sie sich für ein politisches Amt bewerben, auch wenn sie noch so gebeten wird. Denn in der Welt, in der Donald Trump Präsident ist, sehnen sich viele nach ihrem klugen und ausgleichenden Wesen, dass sich weltweit Respekt verdient hat mit ihrer Aussagen im Wahlkampf „When they go low, wie go high“, wenn der Gegner das schlechteste will und zu miesen Methoden greift, darf man sich nicht seinem Maßstab anpassen, sondern muss die eigenen Maßstäbe noch höher setzen, ein Gegengewicht werden.
Die Autobiographie „Becoming. Meine Geschichte“ von Michelle Obama ist das spannende Buch einer beeindruckenden Frau, die für so viele als leuchtendes Beispiel vorangeht. Und doch versteht man nach der Lektüre, warum sie selbst sich nicht in der Politik sieht. Sie hat ihre gesamte Kraft in ihre Zeit im Weißen Haus gesteckt und ein bisschen hat man das Gefühl, dass ihr Leben im Januar 2017 mit dem Ende dieser Zeit noch einmal neu begonnen hat. Man wünscht ihr und ihrer Familie für diese neue Zeit nach der Lektüre nur das Beste, mich hat sie wirklich nachhaltig beeindruckt.

9 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2019
DuMont Bildatlas Norwegen Norden

DuMont Bildatlas Norwegen Norden


ausgezeichnet

Der Norden Norwegens fasziniert durch unberührte Natur, wilde Fjorde und spannende Reisemöglichkeiten. Der DuMont Bildatlas „Norwegen Norden“ bietet daher eine wunderbare Inspirationsmöglichkeit für alle, die aktiv an der Reiseplanung arbeiten oder einfach nur gedanklich in die Ferne schweifen wollen.
Besonders ausdrucksstark sind die Fotos in diesem Band, die einen sofort auf eine Reise entführen und die Vielfältigkeit der Region deutlich machen. Dabei ist der Bildatlas sehr logisch aufgebaut und auch mit Kartenmaterial unterfüttert, also auch ideal für die Reisevorbereitung. Tipps für Hotels, Essen und Aktivitäten runden das ganze ab. Besonders die Hinweise auf besondere Übernachtungsmöglichkeiten fand ich sehr interessant, die Geschichten hinter den Menschen vor Ort bringen einem diese noch viel Näher und lassen einen am liebsten sofort den Koffer packen, denn man muss unbedingt alles selbst entdecken, was die Autoren so wunderbar beschreiben.
Für mich ist der DuMont Bildatlas „Norwegen Norden“ der perfekte Begleiter für die Reiseplanung, er vermittelt einen ersten Eindruck von den Möglichkeiten vor Ort und macht mit wunderbaren Fotos Lust auf die Reise.

Bewertung vom 08.01.2019
Black Hand
Talty, Stephan

Black Hand


gut

Anfang des 20. Jahrhunderts hält mit der „Black Hand“ die erste italienische Mafiagruppe in den USA die Stadt New York in Atem. Mit Erpressungen und Kindesentführung, Mord und Bombenanschlägen machen sie den Bewohnern Little Italys Angst. Doch keiner traut der Polizei, erst als Joseph Petrosino mit dem Italian Squad die erste Sondereinheit zur Bekämpfung der italienischen Mafia gründet, scheint es einen ersten Ansatz zu geben. Petrosino kämpft Zeit seines Lebens für seine Mitbürger und gegen die Mafia, doch letztendlich erhält er wenig Unterstützung und muss dies mit seinem Leben bezahlen.
„Black Hand“ beschreibt das Leben von Joe Petrosino und seinen Kampf gegen die Mafia manchmal spannend, manchmal jedoch auch etwas zäh und langatmig. Ähnliche Beschreibungen wiederholen sich und über all die Jahre scheint es wenig Abwechslung zu geben. Petrosino ist berühmt im Viertel, kämpft jedoch auf verlorenem Posten, dieser Tenor zieht sich durch das ganze Buch. Ich hätte mir eine mitreißendere Beschreibung gewünscht, die nicht ganz so sachlich trocken daher kommt und dem durchaus spannenden Thema gerecht wird.
Inhaltlich fand ich „Black Hand“ sehr interessant, die Umsetzung war jedoch etwas zäh und trocken, obwohl Joe Petrosino eine beeindruckende Figur abgibt. Ich hatte mir von Stephan Taltys Buch etwas mehr erwartet.

Bewertung vom 07.01.2019
Loyalitäten
Vigan, Delphine

Loyalitäten


ausgezeichnet

Théo ist ein 12 Jahre alter Junge, der zwischen zwei Welten pendelt. Die eine Woche ist er bei seiner Mutter, die andere bei seinem Vater. Während seine Mutter nicht damit zurechtkommt, dass der Junge zeitweise bei seinem Vater lebt, ist der Vater depressiv geworden und hat dem Jungen das Versprechen abgenommen, es niemandem zu sagen. Trotz der Probleme im Alltag kämpft Théo sich durch, ist ein stiller, aber guter Schüler. Doch seine Lehrerin fürchtet, dass etwas mit ihm nicht stimmt und schlägt Alarm. Dabei stößt sie auf taube Ohren – bis alles zu spät ist.
„Loyalitäten“ erzählt von der erzwungene Verbundenheit von Kindern zu ihren Eltern, die deren Geheimnisse hüten und versuchen, nach Außen das perfekte Bild aufrecht zu erhalten. Théo will nicht auffallen, stürzt sich jedoch zeitgleich immer weiter in einen Abgrund aus Alkohol, der ihm das Leben erleichtern und Probleme lösen soll. Es ist sehr bedrückend, wie Delphine de Vigan das Leben dieses Jungen beschreibt, der die Probleme seiner Eltern erleiden muss, die ohne es zu merken einen riesigen Berg Verantwortung auf seinen zarten Schultern abladen. Aus Loyalität zu ihnen sucht er keine Hilfe, sondern ertränkt Angst und Verzweiflung in Alkohol. Diese Geschichte ist so berührend und erschütternd, dass Théos Schicksal einen auch nach Abschluss des Romans weiter begleitet, es bleibt ihm Hinterkopf und setzt sich fest. Kinder sind abhängig von Erwachsenen, besonders von ihren Eltern, und sie sind schutzbedürftig. Wenn die Eltern jedoch über ihren eigenen Streit völlig vergessen, ihr Kind vor alltäglichen Sorgen zu schützen und sie ihnen sogar noch aufladen, bringt eine unverrückbare Loyalität diese Kinder in einen Strudel, aus dem sie alleine nicht mehr herausfinden.
Delphine de Vigans Romane überzeugen durch die unglaublich sensible Beschreibung menschlicher Schicksale und da macht „Loyalitäten“ keine Ausnahme. Ein bewegendes und beeindruckendes Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte.

Bewertung vom 27.12.2018
Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1
Riebe, Brigitte

Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1


ausgezeichnet

Es ist 1945 und Berlin liegt in Schutt und Asche. Nach dem Krieg müssen die Menschen langsam anfangen, ihre Existenz wieder aufzubauen, so auch die Familie Thalheim. Ihr Kaufhaus am Ku’damm ist völlig zerstört, der Vater in Gefangenschaft und der Sohn in Russland vermisst. Die drei Schwestern Rike, Silvie und Florentine müssen selbst anpacken, um einen neuen Traum aufzubauen. Rike, die älteste, übernimmt dabei fast unbewusst das Kommando, was nach der Rückkehr des Vaters zu Differenzen führt. Nur schwer kann er akzeptieren, dass sich die Rolle der Frau gewandelt hat und seine Tochter eine neue Position einfordert. Dennoch soll der Wiederaufbau des alten glamourösen „Kaufhaus Thalheim“ beginnen und an alte Zeiten anknüpfen.
Brigitte Riebe beschreibt im ersten Band einer geplanten Trilogie unter dem Titel „Die Schwestern von Ku’damm“ nicht nur das Schicksal einer Familie, sondern schafft mit ihnen ein Symbol für die gesamte Zeitepoche. Die Zerstörung der Stadt und der Tod so vieler Männer bringt die Frauen in eine neue Position. Wie Rikes Vater befanden sich viele Männer noch in Gefangenschaft und es lag an den Frauen, die Trümmer wegzuräumen, die Ärmel hochzukrempeln und etwas Neues zu beginnen. Auch die Teilung Berlins in vier Besatzungszonen, die Währungsreform und die Gründung der DDR spielen eine Rolle, schränken sie doch das private und auch das berufliche Leben der Schwestern Thalheim ein. Der Roman liest sich sehr spannend und die Frauen wachsen einem schnell ans Herz, während man mit den Männern noch ein bisschen hadert. Doch auch ihre Rolle ist sehr nachvollziehbar anhand von Rikes Vater beschrieben. Während er nach dem Krieg einfach nur zurück will in eine Zeit, die es nicht mehr gibt, wollen seine Töchter den Aufbruch wagen.
Mit „Die Schwestern vom Ku’damm. Jahre des Aufbaus“ hat Brigitte Riebe einen wunderbaren historischen Roman geschrieben, der wirklich Lust auf die Fortsetzungen macht. Ich bin schon sehr gespannt, wie es für die drei Schwestern in den 50er Jahren weitergehen wird. Dass sie als junge, selbstbewusste Frauen noch viele Kämpfe ausfechten müssen, ist auf jeden Fall vorprogrammiert.

Bewertung vom 21.12.2018
Die Rose des Herzogs
Spang, Marita

Die Rose des Herzogs


ausgezeichnet

Charlotte de Rohan-Rochefort lebt in einer Zeit großen Umbruchs in Frankreich. Als 1789 die Französische Revolution über das Land hinwegrollt, bandelt sie gerade mit dem Ziehsohn der Oberhofmeisterin von Königin Marie-Antoinette an. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern und nach langer Zeit des Wartens verstirbt ihr geliebter Vincent noch bevor die beiden heiraten konnten. Sie schwört der Liebe ab und lebt mit ihrem Onkel im Exil in Ettenheim, als ein Mann erneut versucht, ihr Herz zu erobern. Louis-Antoine, der Herzog von Enghien ist hartnäckig und will sich nicht abweisen lassen. Doch die Umbrüche im Frankreich mit der Terrorherrschaft und später unter Napoleon Bonaparte lassen auch Charlotte und Louis-Antoine keine Ruhe.
Marita Spangs Romane zeichnen sich besonders durch zwei Dinge aus: starke Frauenfiguren und unglaublich gute Recherche. Bis ins kleinste Details wird das Leben einer Prinzessin zur damaligen Zeit beschrieben, die Veränderungen durch die Revolution, die Flucht ins Exil und damit verbunden der Verlust an Ansehen, Prestige und schlicht und einfach auch Geld. Den Figuren haucht die Autorin mit ihrer Erzählweise so viel Leben ein, dass man als Leserin oder Leser hineingezogen wird in die Geschichte. Die Charaktere wachsen einem – trotz einiger Macken, die sie so lebensecht machen- schnell ans Herz und man mag sie gar nicht wieder gehen lassen. Charlotte von Rohan-Rochefort ist eine unglaublich vielfältige und spannende Figur, der Marita Spang mit ihrem Roman „Die Rose des Herzogs“ ein Denkmal setzt. Natürlich spielt auch die Liebe eine große Rolle, doch im Gegensatz zu vielen gängigen historischen Romanen ist die Protagonistin hier sehr eigenständig und zudem an einer realen Figur orientiert, so dass es sich nicht in erster Linie um einen schnulzigen Liebesroman, sondern um einen sehr detailreichen und gut recherchierten historischen Roman handelt.
Wer historische Roman und starke Frauenfiguren mag, sollte unbedingt die Bücher von Marita Spang lesen! Ich konnte auch „Die Rose des Herzogs“ wieder nicht aus der Hand legen, nachdem ich mit dem Roman begonnen hatte und war restlos begeistert.