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R. S.

Bewertungen

Insgesamt 165 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


gut

Stark beginnender Roman, der an seinen eigenen Ambitionen scheitert

"Morgen, morgen und wieder morgen" fängt vielversprechend an, lässt dann aber im weiteren Verlauf stark nach. Besonders die Zunahme von Klischees, Oberflächlichkeiten und überflüssigen Passagen in der zweiten Hälfte trübten den ersten positiven Eindruck für mich.

Nach einem Unfall, bei dem sich Sam als Jugendlicher schwer verletzt, muss er längere Zeit im Krankenhaus verbringen. Dort freunden er und Sadie sich, indem sie gemeinsam Videospiele spielen. Später treffen sie sich zufällig als Juniors in Harvard (Sam) und am MIT (Sadie) wieder. Sie verbringen den Sommer damit, gemeinsam das Videospiel "Ichigo" zu entwickeln, das ihnen einen großen Erfolg in der Gaming-Branche beschert, während sie sich eine Wohnung mit dem wohlhabenden Schauspielstudenten Marx teilen.
Über die Jahre hinweg haben Sam und Sadie eine dauerhafte freundschsatliche Verbindung.

Keine Frage, der Roman ist unterhaltsam und gut geschrieben. Der lockere und leichte Schreibstil sorgt dafür, dass man nur so durch die Seiten fliegt und leicht in die Geschichte eintaucht. Auch muss man kein Gaming-Fan sein und vom Spieldesign und -produktion Ahnung haben um der durchaus interessanten Handlung folgen zu können.

Doch leider hat "Tomorrow, Tomorrow, Tomorrow" nicht so einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie ich es mir nach all den Lobeshymnen erhofft habe.
Zum einen mangelt es der Geschichte mit zunehmender Seitenanzahl an Fokussierung, sodass sich dich Handlung sich vermehrt in Nebensächlichkeiten verliert, wodurch die Tiefe in der Charakterzeichnung und der Handlung verloren geht. Verstärkt wird dies dadurch, dass häufig vom Handlungsstrang in der Gegenwart zu verschiedenen Punkten in der Vergangenheit gesprungen wird.
Zum anderen fängt der Drang der Autorin "woke" zu sein und soziale bzw. gesellschaftliche Kommentare einzufügen mit zunehmenden Romanverlauf an leicht zu nerven (z.B. das Thema Rassismus und kulturelle Aneignung). Ich respektiere und verstehe ihre Absicht, das Bewusstsein für dringende soziale Probleme zu schärfen und für Diversität zu sorgen, aber teils wirkte es arg konstruiert und aufgesetzt sowie teils belehrend, wodurch ihre Botschaft an Glaubwürdigkeit bzw. Authentizität verlor. Ich finde es faszinierend, wenn Autoren und Autorinnen es schaffen, die Erkundung gesellschaftlicher Belange geschickt in ihre Erzählungen einweben. Leider gelang dies Zenin nur bedingt.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Freundschaft von Sam und Sadie. Ich fand die Freundschaft zwischen den beiden nicht ausreichend entwickelt, um all die Konflikte und Turbulenzen zu rechtfertigen, die sie durchleben. So konnte ich Sams Idealisierung von Sadie nicht wirklich nachvollziehen, da Sadie und Sam im Laufe des Buches sich häufig gegenseitig schlecht behandeln und sich streiten und diese Streitigkeiten dann durch Vergessen und Verzeihen lösen, anstatt über den Konflikt zu kommunizieren und zu verarbeiten, was eigentlich passiert ist.

Insgesamt ist "Morgen, morgen und wieder morgen" ein interessanter Roman über Freundschaft sowie Videospiele und die Gaming-Branche mit einem einnehmenden Schreibstil, aber ab der zweiten Hälfte bricht der Roman unter dem Gewicht seiner eigenen Ambitionen zusammen.

Bewertung vom 05.03.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Spannende Vermissten- und Mördersuche im Weinort

Arno Strobel weiß einfach, wie man spannende und wendungsreiche Krimis bzw. Thrillers schreibt, die von der ersten Seite an einen in ihren Bann ziehen.
Der 3. Fall für den Fallanalytiker Max Bischoff stellt da keine Ausnahme dar.

Max Bischoff erhält von unerwarteter Seite die Bitte in einem ungeklärten 20 Jahre alten Vermisstenfall zu ermitteln. Niemand anderes als Polizeirätin Eslem Keskin bittet ihn im Weinörtchen Klotten an der Mosel zu reisen um dort inoffiziell nach Auftauchen neuer Hinweise in Form eines privaten Tagebuchs nachzugehen. Schnell wird jedoch klar, dass nicht alle Dorfbewohner von der Anwesenheit des Fallanalytikers erfreut sind. Zudem wird Max das Gefühl nicht los, dass ihm die Clique des Verschwundenen einige Geheimnisse zu haben scheinen und ihm nicht die ganze Wahrheit erzählen. Unterstützung erhält er von einem Psychologen und seinen Freund Böhmer. Als eine Frauenleiche auftaucht, versucht der für den Fall zuständige Kriminalkommissar ihm das ermitteln so schwer wie möglich zu machen bzw. es Max komplett zu verbieten. Doch Max lässt sich davon nicht einschüchtern, doch seine Nachforschungen bringen ihn schon bald in Lebensgefahr.

Dank des klaren und schnörkellosen Schreibstils Strobels taucht man schnell in das Handlungsgeschehen ein und wird Teil der Ermittlungen. Geschickt platziert Strobel mögliche Hinweise, was hinter dem Vermisstenfall stecken und was die Tote damit zu tun haben könnte, die zum Schluss alle zusammengefügt werden.
Kurze Kapitel, mysteriöse und teils verschreckende Kapitel aus Sicht einer zunächst unbekannten Person sowie ein geheimnisvoller und gut konstruierter Fall sorgen dafür, dass man den Krimi/Thriller kaum aus der Hand legen kann.
Das spannungsgeladene Ende weiß zu überraschen, auch wenn mir die Auflösung etwas zu schnell ging und ich mir mehr Tiefe diesbezüglich gewünscht hätte. Ebenso kam mir der ermittlungstechnische Aspekt etwas zu kurz, ich habe mir mehr Einblick in die Arbeit und Vorgehensweise eines Fallanalytikers erhofft.

Insgesamt ist der 3. Band der "Mörderfinder"-Reihe von Arno Strobel ein solider, kurzweiliger und fesselnder Krimi/Thriller, dem zwar etwas die Tiefe fehlt, aber dem Lesegenuss keinen Abbruch tut.
Nicht nur für Strobel-Fans lesenswert.

Bewertung vom 05.03.2023
Young Mungo
Stuart, Douglas

Young Mungo


ausgezeichnet

Mungos Leben im Glasgow der 1980er-Jahre - schmerzhaft und berührend erzählt

"Young Mungo" ist ein herzzerreißender Roman über das Erwachsenwerden in Glasgow der 1980er-Jahre in einer machohaften und homophoben Umgebung, die von Gewalt und Schmerz geprägt ist.

Die Hauptfigur des Romans ist der 15-jährige Mungo Hamilton, der im Gegensatz zu seinem zwei Jahre älteren Bruder Hamish, der ein gefürchteter Bandenführer ist, ein eher sensibler, ängstlicher und künstlerisch veranlagter Junge. Großgezogen wird Mungo von seiner älteren Schwester Jodie, da seine alleinerziehende Mutter weitgehend abwesend und alkoholabhängig ist. Er ist anders als die anderen Jungs in der Glasgower Wohnsiedlung, in der er wohnt und fühlt sich fremd, bis er James kennenlernt, ein etwas ältere katholischer Junge. James lebt die meiste Zeit allein, da sein Vater auf einer Bohrinsel arbeitet und seine Mutter schon verstorben ist. James besitzt einen Taubenschlag, wo beide sich kennenlernen und sich ineinander verlieben, obwohl sie beide wissen, dass ihr Umfeld von Homophobie geprägt ist und dass insbesondere Mungos Bruder und Jamies Vater mit Ablehnung und Unverständnis reagieren werden.
Die fesselnde Handlung ist in zwei Teile gegliedert. Der eine Teil erstreckt sich über mehrere Monate und zeigt Mungos Leben in der Zeit vor, während und nach seiner Beziehung mit James und der andere Teil, mit dem auch der Roman beginnt, handelt von einem Angel- und Campingausflug zu einem abgelegen schottischen See, auf dem Mungo mit zwei anderen Männern von seiner Mutter geschickt wird, um aus Mungo einen "echten" Mann zu machen.

Stuart wechselt zwischen beiden Handlungssträngen gekonnt hin und her und führt beide in einem tollen Ende zusammen, das einerseits schmerzhaft, aber auch hoffnungsvoll ist.
Von Beginn an schafft es der Autor mit seinem klaren, lebendigen und stimmungsvollen Schreibstil einen in seinen Bann zu ziehen. Man fühlt und leidet mit Mungo und hofft das Beste für ihn und sein Leben in dem von Gewalt und Tristesse geprägten Umfeld, in dem er aufwächst. Die Gewalt und Brutalität, denen Mungo ausgesetzt ist stellenweise nur schwer zu ertragen und am liebsten möchte man Mungo in die Arme nehmen und ganz fest umarmen. Die wenig liebevollen und glücklichen Momente wirken dadurch umso stärker auf einen, sind sie doch seltene Lichtblicke in einer sonst traurigen und düsteren Geschichte.
Die realistische Zeichnung der Charaktere und der poetischen Beschreibung der Umgebung sowie die Dialoge sprühen außerdem von Authentizität, und man fühlt sich regelrecht in das Glasgow der 1980er-Jahre versetzt.

"Young Mungo" von Douglas Stewart ist ein Roman, der zutiefst bewegt und einem beim Lesen das Herz mehr als einmal bricht. Authentisch und realistisch beschreibt der Autor, was es heißt, in einem von Gewalt, Homophobie und Hoffnungslosigkeit geprägten Umfeld aufzuwachsen. Mit Mungo hat Stuart einen interessanten und vielschichtigen Charakter geschaffen, den man rasch in sein Herz schließt. Auch wenn in dem Roman eine berührende Liebesgeschichte vorkommt, ist "Young Mungo" vor allem ein schmerzhafter und niederschmetternder Roman, der teilweise nur schwer zu ertragen ist.
Wem die ganze Gewalt und das erlebte Leid nicht abschreckt, kommt in dem Genuss einer toll erzählten Geschichte voller Schönheit und Hässlichkeit zugleich.

Bewertung vom 19.02.2023
Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1
Ryan, Anthony

Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1


sehr gut

Spannender Auftakt einer neuen Fantasyreihe um den schlagfertigen Alwyn

"Der Paria" von Anthony Ryan ist der erste Band in einer Trilogie und spielt in einer mittelalterlichen fiktiven Welt, die sich wie historische Fiktion liest und ist ein spannender, gut erzählter und bildlich lebhaft beschriebener Mix aus Politik, Religion, Kampfszenen, Weltuntergangsstimmung, Gesetzlose sowie einer interessanten Hauptfigur.

Die Geschichte in "Der Paria" wird ausschließlich aus der Perspektive von Alwyn Scribe erzählt. Alwyn, ein junger Geächteter, der zu einer Bande von Geächteten und Gesetzlosen gehört. Er und seine Gefährten ziehen plündernd und mordend durch die Lande, bis ein Verrat schließlich zu ihrer Auslöschung führt. Mit viel Glück kämpft Alwyn ums Überleben, er landet als in einem unentrinnbaren Gefangenenlager und lernt dort das Lesen und Schreiben, er macht eine religiöse Konversion durch und schließt sich später einem religiösen, militarisierten Orden an und wird so in einen Krieg gezogen. Während der ganzen Zeit sinnt er nach Rache für diejenigen, die den Menschen, die ihm am nächsten stehen, geschadet haben.

Anfangs habe ich zwar ein paar Seiten gebraucht, bis ich voll und ganz in die Handlung hineingefunden habe, da der Anfang ziemlich dicht mit einer ganzen Reihe von Charakteren, die eingeführt werden, sowie einer Menge an politischer Intrigen, die ich anfangs etwas verwirrend sein können, ist. Von Seite zu Seite zieht jedoch das fesselnde Geschehen rund um Alwyn einen in seinem Bann.

Ob man "Der Paria" mag oder nicht, hängt meiner Meinung nach stark davon ab, ob man sich mit Alwyns Erzählweise (der Roman wird in Form eines von ihm geschriebenen Tagebuchs erzählt) anfreunden kann oder nicht.
Alwyn Scribe ist eine interessante Persönlichkeit. Zu Beginn eher ein Feigling, verändert er sich im Laufe des Buches. Er ist schlagfertig und kann mit einer Waffe umgehen, aber nicht unfehlbar. Seine Erfahrung als Geächteter kommt ihm in vielen anderen Situationen zugute.

Aber auch die weiteren Charaktere können durch eine vielschichtige Charakterisierung überzeugen.

Alles in allem ist "Der Paria" eine fesselnd dicht erzählte und gut konstruierte Fantasygeschichte, die durch ihren Protagonisten Alwyn besticht und neugierig macht auf die beiden weiteren Bände.

Bewertung vom 19.02.2023
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


ausgezeichnet

Traurig und wunderschön zugleich

"Lichte Tage" von Sarah Winman ist ein Roman, dessen Schönheit und Kraft sich beim Lesen nach und nach entfaltet und einen bis zum Ende und darüber hinaus auch nicht mehr so schnell loslässt. Es ist eine wunderschön poetisch geschriebene Geschichte über Liebe, Verlust, Freundschaft, Verzweiflung, Herzschmerz, Sehnsucht und Glück.

Der Roman beginnt 1950 noch vor Ellis' Geburt, als seine Mutter Dora in einer Bar einen Preis gewinnt und eine Kopie von Van Goghs Bild mit Sonnenblumen in der französischen Landschaft auswählt. Dann springt die Handlung vor in die 60er-Jahre, als Doras Sohn 12-jährige Sohn Ellis Michael zum ersten Mal trifft und werden sehr enge Freunde. Sie gehen gemeinsam schwimmen, unternehmen Ausflüge in die Natur, reden viel miteinander und kommen sich so ziemlich nah. Auch zu Dora hat Michael, mit der er über das Van Gogh Gemälde spricht, ein gutes Verhältnis. Michael und Ellis lernen Annie kennen und sind von nun an zu dritt unterwegs. Doch mit der Zeit verändert sich das Verhältnis zwischen ihnen, Ellis heiratet Annie und Michael flieht aus der Stadt und taucht fünf Jahre lang nicht auf. Ellis liebt Annie, aber anstatt seinen Lebensunterhalt mit Kunst zu verdienen, wie er es sich erträumt hatte, ist er gezwungen, in einer Autofabrik zu arbeiten, und sie beginnen, ein gewöhnliches Paar zu werden, was nicht das ist, was sie wollten. Währenddessen hat Michael mehrere Beziehungen, darunter eine ziemlich enge. Seinen Partner erkrankte jedoch an AIDS und Michael kümmert sich um ihn bis zu dessen Tod. Dann kehrt Michael zurück und er ist sich nicht sicher, wie Ellis darüber denken wird, wie er gegangen ist, aber Annie versichert ihm, dass Ellis ihn immer noch liebt.

Die Handlung springt in der Zeit von den 1960er bis zu den 1990er-Jahren und wechselt in der Erzählung zwischen Ellis und Michael und lebt von den starken Beziehungen der Figuren Ellis, Dora, Michael und Annie und der wunderbaren Sprache, die in ihrer ruhigen, beschreibenden und emotionalen Art perfekt die Tragik und Schönheit des Romans einfangen kann. Von der ersten Zeile an zieht der zugleich kunstvolle, klare und einfache Schreibstil einen in seinen Bann wie das Van Gogh Bild der Sonnenblumen Dora. Ein Buch, das man auf sich wirken lassen muss und dann einen mit seiner Geschichte über Liebe, Verlust, Einsamkeit, Trauer, Bedauern und einer besonderen Freundschaft voll ins Herz trifft.

Lesenswert.

Bewertung vom 19.02.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

Hochspannendes Grauen in Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus

Der hochspannende Thriller "Die marmornen Träume" von Jean-Christophe Grangé spielt im Berlin kurz vor dem Zweiten Weltkrieg 1939, wo die schönen und sorgenfreien Damen der Nazielite, die sich jeden Nachmittag im Hotel Adlon in Berlin treffen, um zu plaudern und Champagner zu trinken, Opfer eines mysteriösen maskierten Mörders werden. Der Serienmörder geht dabei äußerst brutal vor und verstümmelt seine Opfer. Die Morde scheinen ritualisiert zu sein. An die Ermittlungen macht sich ein auf dem ersten Blick sehr unwahrscheinlich erscheinendes Trio: Simon Kraus, ein amoralischer Psychoanalytiker und Gigolo, der seine Patientinnen erpressen will. Franz Beewen, ein brutaler und gnadenloser Gestapo- und SS-Offizier. Mina von Hassel, eine reiche Erbin und Psychiaterin, die ihre Unfähigkeit, ihre Patienten zu heilen, in der von ihr geleiteten Anstalt im Alkohol ertränkt. Diese gegensätzlichen Ermittler begeben sich auf die Spur des Serienmörders und entdecken eine schreckliche Wahrheit.

Aufgeteilt in drei Akten fliegt man gebannt durch das mit leichenübersäte Berlin von 1939 und folgt dem Trio auf Mörderjagd. Von Anfang an herrscht eine düstere und beklemmende Atmosphäre, die der Thriller nie los wird und für zusätzliche Nervenkitzel sorgt. Auf fast 700 Seiten kommt es zu keinem Zeitpunkt zu einem nennenswerten Spannungsabfall.
Aber auch die Handlung kann überzeugen. Auch wenn nicht alles historisch genau ist, ist die komplexe, wendungsreiche und verschreckende Handlung gut konstruiert und durchdacht und endet auf eine Art ubd Weise, die absolut Sinn macht und alles auf wunderbare Weise abschließt.
Ebenfalls überzeugen kann der Schreibstil, der scharf, atmosphärisch düdter sowie bildreich und minimalistisch ist und so zusätzlich zu fesseln weiß.
Eine weitere Stärke des Thrillers liegt in der guten und vielschichtigen Charakterzeichnung und -entwicklung. Obwohl die drei Ermittler keine Sympathieträger sind, folgt man ihnen doch gebannt, bei ihrer Mördersuche und fiebert mit ihnen.

So ist das Buch "Die marmornen Träume" von Anfang bis Ende ein lesenswerter und hochspannender Thriller nicht nur für Grangé-Fans und definitiv nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 11.02.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)


weniger gut

Spannungsarmes Sanatorium

Elin Warner nimmt eine Auszeit von ihrem Job als Detektivin als ihr entfremdeter Bruder Isaac sie und ihren Freund zu seiner Verlobungsfeier mit Laure in das Hotel Le Sommet, das ehemals ein Sanatorium für Tuberkolospatienten wahr, einlädt. Von Beginn an fühlt Elin ein leichtes Unbehagen wenn sie an den Aufenthalt im Hotel denkt. Zum einen ist da ihr angespanntes Verhältnis zu ihren Bruder Isaac und zum anderen lassen die äußeren Umstände zu wünschen übrig. Draußen tobt ein Schneesturm, der immer schlimmer wird und sie von der Zivilisation abzuschneiden droht und das Hotel mit seiner grausamen Vergangenheit verströmt eine düstere ATmosphäre. Als Laure schon bald spurlos verschwindet und später eine Leiche auftaut, wird Elin klar, dass sich im Hotel ein Mörder verbirgt und dass sie und die anderen Gäste allein auf sich gestellt sind. Als Laure schon bald spurlos verschwindet und später eine Leiche auftaut, wird Elin klar, dass sich im Hotel ein Mörder verbirgt und dass sie und die anderen Gäste allein auf sich gestellt sind.


Der Schauplatz allein hat mein Interesse an "Das Sanatorium" geweckt: Ein altes Sanatorium, hoch in den Schweizer Alpen gelegen, wurde in ein schickes Luxushotel umgewandelt, doch die unheimliche und düstere Präsenz der Vorgeschichte des Hotels als Sanatorium für Tuberkulosepatienten ist immer noch in den Gemäuern spürbar. Als dann noch ein gewaltiger Schneesturm das Hotel von der Zivilisation abschneidet und erst jemand verschwindet und dann eine Leiche auftaucht, sind eigentlich alle Voraussetzungen für einen spannenden und schaurigen Thriller gegeben. Doch was so vielversprechend beginnt, entpuppt sich schon bald als nicht mehr als ein schwaches Schneegestöber, das nicht wirklich in Erinnerung bleibt.

Erzählt aus hauptsächlich aus der Perspektive von Elin beginnt der Thriller noch atmosphärisch und fesselnd, doch schon bald verliert er an Spannung und gewinnt diese zum Ende hin auch nicht wieder zurück. Gründe hierfür waren für mich zum einen die Protagonistin Elin und die Handlung bzw. deren Verlauf.
Elin wirkte als Detektivin für mich nicht authentisch und auch nicht kompetent genug. Sie macht sich ständig sehr viele Gedanken, zweifelt stark an sich und geht bei der Ermittlung nicht sehr methodisch und klug vor. Auch die anderen Charaktere konnten mich nicht wirklich überzeugen. Sie blieben entweder in ihrer Darstellung ziemlich blass oder stereotyphaft.
Als Elin mit ihrer Suche nach Laure und ihren Ermittlungen beginnt, verliert dann auch die Handlung an Reiz. Elin beginnt, ihre Entdeckungen zu hinterfragen, schlechte Entscheidungen zu treffen und verrückte Annahmen zu treffen, die alle keinen Sinn ergeben, wodurch der Thriller an Glaubwürdigkeit verliert. Auch konnten mich die verschiedenen Handlungsstränge nicht wirklich überzeugen, da sie teils sehr oberflächlich blieben. Ebenso konnte mich das Finale nicht überzeugen. Aufgrund der Art und Anzahl der Morde habe ich ein eher stärkeres und glaubwürdigeres Motiv des Täters erwartet.

Alles in allem ist "Das Sanatorium" mal wieder ein Beispiel für einen Thriller, der großes Potenzial in Bezug auf Atmosphäre und Handlung hatte, aber nicht das halten kann, was er verspricht. Anstatt Spannung und Gänsehautfeeling liefert der Spannungsroman eine lahme Handlung mit wenig überzeugend gezeichneten Charakteren und einem Hotel, das einst ein Sanatorium war, einen Handlungsort, dessen Potenzial bei Weitem nicht genutzt wurde.
Zum Einschlafen gut geeignet.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


gut

Der Donnerstagsmordclub ermittelt wieder - leider nicht in Höchstform

Ein neuer mysteriöser Fall für den Donnerstagsmordclub:
In "Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel", dem dritten Band, der aus der Reihe versucht, der Donnerstagsmordclub einen 10 Jahre alten ungelösten Fall zu lösen. Die Journalistin Bethany Waite soll Selbstmord begangen haben, indem sie ihr Auto von einer Klippe stürzte, doch ihre Leiche wurde nie gefunden. Bethany war Co-Moderatorin zusammen mit dem lokalen Fernsehmann Mike Waghorn.
Doch das ist noch nicht alles. Zusätzlich wird Elizabeth entführt von einem Mann, den sie "Der Wikinger" nennt und der sie vor die schreckliche Wahl zwischen Leben und Tod stellt.
Es ist einiges los im dritten Band der Reihe rund um den Donnerstagsmordclub und seine Mitglieder.

Humorvoll und kurzweilig geschrieben liest sich das schnell und flüssig, aber so richtig Begeisterung kam für mich beim Lesen nicht auf.
Zum einen kommen viele neue Charaktere hinzu (es gibt sieben Hauptfiguren, eine Reihe von Nebenfiguren und dann all die Personen, die für diese Geschichte eingeführt werden), wodurch die verschiedenen Handlungsstränge teils sehr oberflächlich bleiben. Zudem schien auch Joyce in der ganzen Masse an Leute irgendwie unterzugehen, was schade ist, da ihre Tagebucheinträge mir gut gefallen haben.
Zum anderen fand ich, dass die Charaktere etwas an Charme verloren haben, nicht alle Witze zündeten und manches war zu überzogen bzw. wirkte zu konstruiert. Dem Kriminalroman fehlte es an Leben und der Seele des Donnerstagsmordclubs.
Auch fand ich das Rätsel nicht wirklich fesselnd und die Auflösung konnte mich auch nicht richtig überzeugen.

Alles in allem ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer dritter Band der "Donnerstagsmordclub"-Reihe, aber auch nicht vielmehr. Meine Erwartungen konnte er leider nicht ganz erfüllen.
Für Fans trotzdem empfehlenswert.

Bewertung vom 05.02.2023
Stigma
Adam, Lea

Stigma


gut

Sexualisierte Gewalt und Selbstjustiz - wichtiges Thema, aber mit Schwächen

*enthält Spoiler*

Die beiden Mordermittler Jagoda "Milo" Milosevic und Vincent Frey werden mit übel zugerichteten Männerleichen in Hamburg konfrontiert. Im Laufe ihrer Ermittlungen stellen sie fest, dass alle ermordeten Männer in ihrer Vergangenheit sexuelle Gewalt an Frauen ausgeübt haben. Macht hier jemand Jagd auf männliche Sexualstraftäter?


"Stigma", geschrieben von den beiden Autorinnen Regina Denk und Lisa Bitzer unter dem Pseudonym Lea Adam, wartet noch vor dem ersten Kapitel gleich mit einem vollmundigen Versprechen auf, nämlich dass der Thriller "[f]ür alle, die es leid sind, immer wieder dieselbe Geschichte über ermordete Frauen zu lesen" gewidmet sei.
Wird "Stigma" dem gerecht?
Meiner Meinung nach nur bedingt.

Ja, es wird deutlich und durchaus respektvoll aufgezeigt, was im Umgang mit sexualisierter Gewalt vor allem gegen Frauen alles falsch läuft, dass die Opfer hierbei allein gelassen werden, dass ihnen wenig bis gar kein Glauben geschenkt wird oder ihnen teils selbst die Schuld daran gegeben wird und dass auch aus strafrechtlicher Sicht nicht hart genug dagegen vorgegangen wird.
Es ist unfassbar und macht wütend. Da überrascht es nicht, wenn aus Opfern Tätern werden und sich hier auch nicht Mitleid gegenüber den Toten einstellt.

In Bezug auf die Taten spielt Selbstjustiz eine große Rolle und genau dieser Aspekt wurde meines Erachtens nicht differenziert genug dargestellt.
Es besteht kein Zweifel, dass es einige Missstände im Umgang von Sexualstraftätern und deren Opfern gibt, doch rechtfertigt, dass keine Selbstjustiz aus einfachen Rachegründen und genau diese kritische Auseinandersetzung hat mir im ansonsten gut und fesselnd geschriebenen sowie gut durchdachten Thriller gefehlt.

Von Beginn an wird Spannung aufgebaut und bis zum Ende hochgehalten, auch nachdem sich herauskristallisiert hat, was hinter den Morden steckt, schafft das Autorenduo noch zu überraschen. Überzeugen kann auch die gute Charakterzeichnung. Bedingt dass der Thriller, abgesehen von einzelnen Kapiteln, die aus Sicht von Frauen geschrieben wurden, die Opfer von sexueller Gewalt bzw. Vergewaltigungen wurden, ist die Handlung aus der Perspektive von Milo geschrieben, wodurch sie greifbarer wird. Die Einblicke in ihr privates Leben ließen sie zudem auch menschlicher erscheinen.
Jedoch verliert die Handlung zum Ende hin an Glaubwürdigkeit und wirkt zu konstruiert, steht dann eigentlich nur das Rachemotiv im Vordergrund der Ermittlungen. Auch die schnell laut werdende Chefin, ein Maulwurf in den eigenen Reihen sowie eine Staatsanwaltschaft, die sich in die Ermittlungen einmischt, sind nicht neu.

Fazit:
Mit den Themen sexualisierte Gewalt, Täter-Opfer-Umkehr, Selbstjustiz und Mord aus Rache hatte zusammen mit einem hohen Erzähltempo und einen angenehm zu lesenden Schreibstil "Stigma" eigentlich alle Zutaten für einen spannenden Thriller, der gleichzeitig noch den Blick auf ein wichtiges Thema lenkt. Doch leider konnte das Endprodukt nicht vollständig überzeugen. Den Opfern von sexualisierter Gewalt wurde zwar eine Stimme gegeben, die jedoch leider im Rachemotiv untergangen ist.

Bewertung vom 02.02.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


gut

Wenn der Blick der Medusa fehlt

"Sie werden dich fürchten, vor dir fliehen und dich ein Ungeheuer nennen."

"STONE BLIND" von Natalie Haynes ist eine lesenswerte und unterhaltsame Nacherzählung von den griechischen Göttersagen rund um Medusa.

Medusa, die einzige Sterbliche in einer Götterfamilie, ist die jüngste der Gorgonenschwestern. Im Gegensatz zu ihren Geschwistern wird Medusa älter, erlebt Veränderungen und fühlt Schwäche.
Als der Meeresgott Poseidon Medusa in Athenes Tempel angreift, ist die Göttin wütend über die Verletzung ihres heiligen Raums ubd Athene nimmt Rache an Medusa. Zur Strafe für Poseidons Taten wird Medusa für immer verwandelt. Sich windende Schlangen ersetzen ihr Haar und ihr Blick verwandelt jedes lebende Wesen in Stein. Medusa lebt daraufhin in Einsamkeit bis Perseus sich auf eine schicksalhafte Reise begibt, um den Kopf einer Gorgone zu holen.


Erzählt wird die Geschichte rund um Medusa aus verschiedenen Perspektiven, neben Medusa darunter auch Athene, Perseus, die Gorgonen und andere Götter. Auch kommen Olivenbäume, Steine und Medusas Schlangen zu Wort, was zwar eine interessante Idee ist und für Auflockerung sorgt, aber teils etwas überstrapaziert wurde.
Positiv anzumerken ist, dass die Autorin es versteht all die Eigenheiten der Götter, ihre schrecklichen Entscheidungen und ihr selbstverliebtes Verhalten in eine Geschichte zu verweben, die sowohl unterhaltsam ist als auch zum Nachdenken anregt.
Medusa wurde im Laufe der Geschichte dämonisiert, als das Monster, das es wagte, sich den Göttern zu widersetzen, obwohl sie in Wirklichkeit nur eine junge Frau war, die die Aufmerksamkeit einiger rachsüchtiger Götter auf sich zog. Vor allem die Beziehung zwischen ihr und ihren Schwestern ist gut gelungen und verdeutlicht, dass der Schein trügen kann und dass das wahre Monster in Wirklichkeit ein junger Mann mit einem Schwert sein kann.

Weniger gut gefallen hat mir, dass für einen Roman, in dem es angeblich um Medusa geht, viel Zeit damit verbracht wird Athenas Geschichte zu erzählen. Athene hat eine gefühllose Ader, die man bei allen Göttern beobachten kann. Zwar kann man die Geschichte von Medusa und Athene nicht voneinander trennen, aber ich hatte das Gefühl, dass man der von Medusa mehr Platz hätte einräumen können. Sie fühlt sich ein wenig wie eine vergessene Figur in ihrer eigenen Geschichte an und wird statt zum handelnden eher zum passiven Charakter. Ich hatte mir jedoch mehr Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und ihr Leben erhofft. So blieb Medusa enttäuschend blass. Es wurden eher die Ereignisse des Mythos erzählt, die hier und da mit ironischen Kommentaren versehen wurden.


Fazit: Unterhaltsam, aber ich hatte mir mehr Medusa und Tiefe erwartet. Guter Einstieg in die griechische Mythologie.