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Bookwood
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Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2023
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1


sehr gut

Mord ohne Leiche
Mit „Der Strand: Vermisst“ beginnt die Autorin Karen Sanders eine auf drei Bände angelegte Krimireihe. Lilli, die taubstumme Enkelin des Altbürgermeisters des kleinen Küstenörtchens Sellnitz kommt nicht wie verabredet zu einem Treffen mit ihrer Freundin und bleibt seitdem spurlos verschwunden. Da die Freundin kryptische Nachrichten, die angeblich von der Vermissten stammen, auf ihr Handy erhält, ermittelt nicht nur das Team von Hauptkommissar Tom Engelhardt sondern zusätzlich noch Kryptologin Mascha Krieger vom LKA. Beide haben massive private Probleme: Tom ist nach dem Tod seiner Frau alleinerziehend und droht am Spagat zwischen Kinderbetreuung und Beruf zu zerbrechen. Mascha ist quasi strafversetzt, weil sie ihre Position für private Ermittlungen genutzt hat. Die beiden müssen sich nun im eigenen Interesse irgendwie zusammenraufen.
Karen Sander wählt für den Auftaktband ihrer neuen Krimiserie zweifelsohne einen tollen Schauplatz. Das Darssgebiet verleiht dem Krimi eine schöne nordische Atmosphäre. Allerdings merkt man dem Buch doch sehr an, dass es der Beginn einer Trilogie sein soll. Es gibt viele Andeutungen, so z.B. im Prolog, der eine Szene beschreibt, die vor 19 Jahren spielt, oder alte Seilschaften aus der früheren DDR-Zeiten von Lillis Großvater. Auch Lillis Ermordung lässt allzu viele Fragen offen und man weiß eigentlich jetzt schon, dass der Fall so nicht abgeschlossen sein kann, zumal auch keine Leiche gefunden wurde. Nichtsdestotrotz fand ich das Buch interessant und werde auf jeden Fall die beiden anderen Bände auch noch lesen, weil mich die Lösung der Geschichte doch noch interessiert und ich darüberhinaus zusätzliches Spannungspotential sehe.
Ich glaube, da ist noch Luft nach oben.
Die Cover-Gestaltung finde ich eher unspektakulär. Da hätte man sicherlich etwas kreativer sein können.

Bewertung vom 22.01.2023
Die Siegel des Todes
Orontes, Peter

Die Siegel des Todes


sehr gut

Spannende Identitätssuche
„Die Siegel des Todes“ von Peter Orontes ist ein spannender Historienroman der im 14. Jahrhundert spielt. Die beiden Protagonisten sind Elias und Ranghild, die beide bei einem Überfall auf ihr Zuhause ihre Eltern verloren haben. Beide erinnern sich nur schemenhaft daran, was damals geschah und sind seitdem, jeder auf seinem steinigen Weg, auf der Suche nach ihrer wirklichen Identität. Elias wächst zunächst bei einem brutalen Abdecker im Schwarzwald auf, kann diesem jedoch entfliehen und schließt sich einer Gauklertruppe an, bevor ihn schließlich ein reicher Regensburger Händler in seine Obhut nimmt. Ranghild hat auch einen Überfall auf ihre Familie überlebt und konnte sich zu einer Kräuterfrau flüchten, die sie in die Geheimnisse des Heilens einweiht. Doch auch dort ist ihr nur ein kurzes Glück gegönnt. Sie wird gezwungen aus der Idylle zu fliehen und muss sich als Magd von 3 Köhlern im Schwarzwald verdingen. Als ihr auch dort die Flucht als einziger Ausweg erscheint, hat sie das Glück auf eine Ärztin aus Salerno zu stoßen, die ihr die Tür zu einem völlig neuen Leben öffnet. Doch es scheint, als ob die beiden Lebenswege von Elias und Ranghild in einer geheimnisvollen Art und Weise miteinander verknüpft sind. Als sich die beiden jungen Leute in Regensburg begegnen machen sie sich gemeinsam auf den Weg, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften.
Peter Orontes bettet seine Geschichte in reale historische Gegebenheiten ein. Der Prolog bildet quasi schon die Verknüpfung und auch das Ende stellt wieder den Bezug zu den tatsächlich geschehenen historischen Ereignissen her. Zwischenzeitlich steht aber eher die Geschichte der beiden Hauptdarsteller im Vordergrund, was die Erzählung sehr lebendig macht. Politische Intrigen werden zwar angedeutet, aber die spannenden Abenteuer von Elias und Ranghild, die nicht zuletzt dadurch so angenehm zu lesen sind, weil sie an wechselnden Schauplätzen spielen, machen den Roman zu einem mitreißenden Historien-Schmöker. Manche Geschichten werden leider nur nicht so richtig zuende erzählt, aber das Buch ist mit seinen fast 700 Seiten ja schon ordentlich dick.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, die Atmosphäre gut beschrieben und die Fakten genau recherchiert. Für mich ein wirklich guter Mittelalter-Roman, den man für die Lektüre an langen Winterabenden nur empfehlen kann. Allein das Ende finde ich ein bisschen abrupt, aber das ist eher verzeihbar. Das Cover ist gut gewählt und schön düster, passt also perfekt.

Bewertung vom 08.01.2023
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


sehr gut

Neue Morde aus Fjällbacka
Als treue Anhängerin der Fjällbacka-Krimis von Camilla Läckberg ist jeder neue Band der Serie für mich eigentlich sowieso ein „Must-have“. Ich mag einfach die Ermittlerin Erika Falck, die nicht nur gegen ihr Familienchaos und ihre Pfunde kämpft sondern quasi so nebenbei noch ihren Mann Patrick bei der Aufklärung von Mordfällen unterstützt.
Dabei kommt sie aber so gar nicht als „Superwoman“ daher, sondern sehr sympathisch und mit einigen menschlichen Sschwächen.
Im neuen Krimi „Kuckuckskinder“ geht es allerdings um eine besonders spannende und knifflige Reihe von Morden : Zunächst wird ein Fotograf kurz vor seiner Ausstellung ermordet, später werden dann der Sohn eines seiner Freunde und dessen beide Kinder quasi grausam hingerichtet. Nur allmählich wird klar, dass die Gründe für die Tötungen bis weit in die Vergangenheit reichen und dass ein ausgeklügelter Racheplan hinter all diesem steckt. Da die betroffenen Familien zum Bekanntenkreis des Ermittlerduos Erica und Patrick gehören, sind sie emotional dieses Mal besonders involviert. Außerdem wird Erica im Laufe der Geschichte mit einem Ereignis konfrontiert, das sie vor eine schwerwiegende Entscheidung stellen wird.
Auch im Polizeiteam von Fjällbacka türmen sich im privaten Bereich dunkle Wolken am Horizont auf: Chef Mellberg muss die Krebserkrankung seiner Frau verkraften.
Das neue Buch von Camilla Läckberg lebt wieder sehr von der nordischen Atmosphäre. Da stimmt von der Zimtschnecke bis zum Familiendrama auf der einsamen Schäreninsel alles. Das ist auch das Besondere, das diese Romane ausmacht.
Ich habe die Lektüre mal wieder sehr genossen und glaube, dass es vielen Fans nordischer Krimis ebenso gehen wird. Ich freue mich also jetzt schon wieder auf den nächsten Band.
Das Cover ist super-schön, ein echter Hingucker.

Bewertung vom 01.01.2023
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


ausgezeichnet

Einblick in eine interessante Welt
Kati Naumann bietet mit ihrem neuen Roman „Die Sehnsucht nach Licht“ einen Einblick in eine sehr interessante Welt: sie beschreibt das Schicksal einer Bergarbeiterfamilie vom 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Dabei verknüpft sie gekonnt das Leben von Personen in der Jetztzeit mit dem der Familienmitglieder aus der Vergangenheit.
Sie stellt die junge Luisa in den Mittelpunkt der Erzählung, die durch ihre Nachforschungen nach ihrem verschollenen Großonkel Rudolf immer tiefer in ihre eigene Familiengeschichte eindringt. Der Roman lebt von den verschiedenen Perspektivwechseln und ist spannend erzählt. Man taucht gleichsam mit in diese für das Auge unsichtbare Unterwelt des Bergbaus ein und erfährt, wie damals die harte Arbeit der Bergleute ablief und wie sie sich im Laufe der Jahre weiterentwickelte. Parallel dazu entfaltet sich ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, die anschaulich darstellt, wie hart das Leben für die Menschen im Erzgebirge nach dem zweiten Weltkrieg unter sowjetischer Besatzung war und wie eingeschränkt die Möglichkeiten des Einzelnen im DDR-Regime. Besonders erschreckend ist aber die Unbedarftheit mit der unter Fehlen jeglicher Sicherheitsvorkehrungen Bergbau und später noch Uranabbau betrieben wurde. Es ist wirklich furchtbar, noch einmal so deutlich vor Augen geführt zu bekommen, wie viele Menschen krank wurden und später sterben mussten.
Mich hat das Buch von Kati Naumann wirklich sehr beeindruckt. Man merkt, dass sie es mit Herzblut geschrieben hat und viel Zeit in die Recherche dafür gesteckt hat. Die einzelnen Figuren finde ich sehr authentisch und viele Dinge, die sie beschreibt sind berührend. Dabei gleitet sie aber nichts ins Sentimentale ab.
Für mich ist “Die Sehnsucht nach Licht“ eine absolute Leseempfehlung.
Das Cover ist schön und ansprechend gestaltet. Der Stammbaum der Familie ist zumindest zu Beginn der Lektüre ein „Nice to have“ und das Lesebändchen wie immer praktisch.

Bewertung vom 04.12.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


gut

Etwas verwirrend aber interessant
Natasha Pulley hat mit ihrem Fantasy-Roman „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ ein außergewöhnliches aber auch etwas verwirrendes Buch geschaffen. Erzählt wird die Geschichte von Joe, der mit dem Zug 1889 in London ankommt und feststellt, dass die Stadt nicht mehr britisch sondern französisch ist und dass er scheinbar vergessen hat, wer er ist. Für den jungen Mann beginnt fortan eine Odyssee in der er seiner Identität nachjagte und der nur weiß, dass all die verwirrenden Ereignisse mit einem Leuchtturm zusammenhängen, der sich im hohen Norden Schottlands befindet: Eilean Mor.
Als er dorthin reist findet er jedoch nicht die Antwort auf all seine Fragen, sondern gerät nur noch immer tiefer in einen Strudel verwirrender Ereignisse.
Die Idee des Buches fand ich absolut gut und überzeugend, auch wenn sie natürlich nicht neu ist. Zwischenzeitlich fand ich die Story aber teilweise so verworren, dass ich kurz davor war, auszusteigen. Auch fand ich, dass die Ereignisse auf den Schiffen manche Länge aufwiesen. Als allmählich klar wurde, wie die Geschichte zusammenhängt, hätte man sich einige Erzählschleifen sparen können. Für mich waren Buchgestaltung und der Beginn des Romans vielversprechend. Allerdings konnte das Buch dann letztendlich meine Erwartungen nicht erfüllen.

Bewertung vom 27.11.2022
Die Köchinnen von Fenley
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley


sehr gut

Mutige Frauen
In Jennifer Ryans Roman „Die Köchinnen von Fenley“ geht es um 4 mutige Frauen, die im 2. Weltkrieg in Großbritannien versuchen, so gut wie möglich zu überleben.
Jede von ihnen möchte in einem Kochwettbewerb der BBC gewinnen, um Co-Moderatorin in einer Kochshow zu werden.
Da ist einmal die junge Witwe Audrey, die mehr schlecht als recht versucht, sich und ihre beiden Söhne über Wasser zu halten. Ihre Geldsorgen drohen übermächtig zu werden und sie hat Angst deshalb ihr Haus zu verlieren. Ihre Schwester Gwendoline nimmt auch an dem Wettbewerb teil. Ihr geht es eher darum, sich unabhängig von ihrem Mann Sir Strickland zu machen, der sie mehr und mehr unterdrückt. Dann gibt es da noch als weitere Teilnehmerinnen deren junge Hausangestellte Nell, die zwar eine begnadete Köchin ist, aber der es an Selbstvertrauen fehlt und Zelda, die sich als ehemalige Restaurantchefin ausgibt und ihre Schwangerschaft vertuschen möchte. Für beide wäre der Gewinn des Kochwettbewerbs der Weg in ein selbstbestimmtes Leben.Zunächst stehen sich die Frauen als erbitterte Rivalinnen gegenüber. Doch das Leben und die damit unvorhersehbaren Ereignisse macht ihnen schnell klar, dass sich ihre Wünsche nur erfüllen können, wenn sie gemeinsam an einem Strang ziehen.
Jennifer Ryan gelingt es gut, die Stimmung im vom 2. Weltkrieggebeutelten Großbritannien zu beschreiben. Essensrationierungen und die Angst vor Bombenangriffen bestimmen den Alltag. Gerade den Frauen wird viel abverlangt, haben sie doch meist die Aufgabe, ihre Familien mit einem sehr begrenzten Angebot an Lebensmitteln zu ernähren. Anschaulich machen dies die im Buch enthaltenen Rezepte. Phantasiereich wird dort nicht Vorhandenes oder Rares durch andere Lebensmittel ersetzt. Ansonsten ist die Story zwar nicht besonders tiefschürfend, sondern eher herzerwärmend, was die Lust am Lesen allerdings nicht schmälert.
Die Covergestaltung ist ok, ich hätte mir aber auch ein etwas weniger steifes Bild vorstellen können.

Bewertung vom 25.11.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


sehr gut

Opfer oder Täter?
Wir leben in einer Welt, in der es oft sehr schwierig ist zu entscheiden, ob wir es wirklich mit einer gesicherten Information zutun haben, oder ob es sich um sogenannte „Fake-News“ handelt. Besonders im Orkus der Socialmedia ist manchmal kaum erkennbar, welcher Beitrag einfach nur Stimmung machen möchte und sogar manchmal dazu dient, dass Menschen diskreditiert und verurteilt werden, obwohl sie unschuldig sind.
Solch einen Fall beschreibt der Autor in seinem Krimi „ Fake“ auf sehr spannende Art und Weise: Patrick Dostert, der mit seiner Frau ein eher beschauliches Leben führt, gerät urplötzlich in den Fokus polizeilicher Ermittlungen. Von ihm ist ein Video im Socialmedia-Netzwerk aufgetaucht, das ihn als brutalen Schläger zeigt. Eine ihm völlig unbekannte Frau behauptet zudem noch, dass er ihre verschwundene Freundin ermordet hat. Alles spricht gegen ihn und Dostert scheint schon so gut wie verurteilt. Dann jedoch übernimmt der gewiefte Anwalt Göbel seine Verteidigung. Dessen privater Ermittler beginnt zu recherchieren und das Blatt beginnt sich für Patrick doch noch zum Guten zu wenden. Doch ist er tatsächlich Opfer oder doch Täter? Was schließlich zum Ende der Geschichte herauskommt überrascht.
Neben dem brandaktuellen Thema ist für mich auf jeden Fall die spannende Erzählweise des Autors ein absoluter Pluspunkt. Der Thriller beginnt mit einer Sequenz, die der Leser erst ganz zum Schluss des Buches einzuordnen vermag. Im Verlauf der Story wird man immer hin und her gerissen, was ist nun tatsächlich so passiert und wo wurde Information manipuliert. Gut gemacht finde ich den mehrfachen Perspektivwechsel aus dem die Handlung erzählt wird. Gefallen hat mir auch, dass die Geschichte nicht unnötig ausgewalzt wurde, sondern eher kurz und gut ist. Für mich war es das erste Buch von Arno Strobel. Das hat mir aber zweifellos Lust auf noch mehr Lesestoff aus seiner Feder gemacht.

Bewertung vom 20.11.2022
Gesund essen durchs Jahr
Schocke, Sarah

Gesund essen durchs Jahr


ausgezeichnet

Bereicherung für jedes Kochbuchregal
Sarah Schocke ist mit dem Buch „Gesund essen durchs Jahr“ ein wirklich toller Koch-Ratgeber gelungen der eine Bereicherung für jedes Kochbuchregal darstellt. Dabei gefällt mir besonders die ausgewogene Kombination aus den Informationen zur gesunden Ernährung und den gut nachkochbaren Rezepten. Die Gliederung erfolgt nach den einzelnen Monaten des Jahres und ist übersichtlich in Form eines Registers gestaltet. Dabei hat jeder Monat eine besondere Farbe erhalten und deshalb sieht das ganze farbenfroh und ansprechend aus. Jedes Monatskapital greift ein dazu passendes Ernährungsthema auf. Das reicht zum Beispiel von der genaueren Betrachtung Veganer Ernährung im Januar bis zur Rückbetrachtung des Jahres aus ernährungstechnischer Sicht im Dezember. Ergänzt werden die fundierten und interessanten Informationen durch gut erklärte Rezepte, die überwiegend einfach nachzukochen sind. Wie bei eigentlich jedem GU-Kochbuch sind die Bilder sehr gut fotografiert und regen zum Ausprobieren und Nachkochen an. Wenn man seine Ernährungsweise, aus welchem Grund auch immer, einmal überdenken und verändern möchte, erhält man in diesem Buch nicht nur wertvolle Tipps und Tricks, sondern auch alltagstaugliche Hinweise , wie man über ein ganzes Jahr hindurch vorgehen kann. Da können gute Vorsätze zu Beginn des Jahres auf jeden Fall konsequenter und nachhaltiger umgesetzt werden. Ich finde diese neue Kombi aus Ratgeber und Kochbuch auf jeden Fall super und werde versuchen damit meine Ernährungsweise noch gesünder zu gestalten.

Bewertung vom 23.10.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Gelungener Einstand
Viveca Sten ist ja eine der ganz Großen in der skandinavischen Krimiszene. Mit „Kalt und still“ beginnt sie eine neue Reihe in der die junge Polizistin Hanna Ahlander ermittelt und neu zum Ermittlunsteam der Polizei Are stößt.
So erfahren wir auch zunächst sehr viel über die Person und die problematische Lebenssituation in der sich die Protagonistin befindet. In ihrer alten Dienststelle wurde sie gemobbt, weil sie sich für misshandelte Frauen einsetzte und auch nicht davor zurückschreckte, Untersuchungen gegen einen Kollegen, der verdächtigt wird, seine Frau getötet zu haben, anzustrengen. Deshalb hat man sie sogar freigestellt und will sie dazu nötigen, sich einen anderen Job zu suchen. Privat geht es ihr auch nicht gerade gut, denn ihr Freund hat eine Neue und möchte deshalb, dass sie unverzüglich aus der gemeinsamen Wohnung auszieht. Deshalb nimmt sie notgedrungen das Angebot ihrer Schwester wahr, in deren Ferienhaus in Are zu zu ziehen, um sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Dort wird sie durch Zufall in die Ermittlungen zum Fall der verschwundenen 18jährigen Amanda mit eingebunden und gerät dadurch schließlich selbst in tödliche Gefahr.
Die Geschichte kommt meines Erachtens etwas langsam in Gang. Der tatsächliche Kriminalfall rückt leider zunächst etwas in den Hintergrund. Als Auftaktband einer neuen Reihe finde ich es aber durchaus legitim, die Personen gut einzuführen. Abzuwarten bleibt, wie sich das in den Folgebänden darstellen wird. Hanna und Daniel sind ein sympathisches Ermittlerduo: sie in einer Lebenskrise und er als frischgebackener Vater zwischen Familie und Job hin und hergerissen. Da findet sich jede Leserin und jeder Leser irgendwie wieder.
Mit dem Kriminalfall erfindet die Autorin nicht unbedingt das Rad neu. Irgendwie ahnt man von Beginn an, was passiert ist, Dennoch gibt es ausreichend Verdächtige und zum Schluss hin kommt auch richtig Spannung auf. Vielleicht hätten dem Buch ein paar Seiten weniger gut getan, denn es gibt auch mal einige Längen. Gut gefallen hat mir die atmosphärische Beschreibung des winterlichen Are. Da bekommt man jetzt schon große Lust auf die Vorweihnachtszeit. Die Covergestaltung gefällt mir super gut: einfach skandinavisch schlicht und schön. Ich bin also schon gespannt auf den zweiten Fall von Hanna und Daniel.

Bewertung vom 23.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


sehr gut

Was wirklich geschah
Jane Harpers Roman „Der Sturm“ ist von der Covergestaltung her ein absoluter Hingucker: wellenumtoste Felsklippen, die bedrohlich und düster aus dem Meer herausragen.
Leider kommt die darin von der Autorin erzählte Geschichte nicht ganz so fulminant daher, wenn man sich denn einen spannenden Thriller darunter vorgestellt hatte.
Doch ist die Story durchaus interessant: Kieran kehrt in seinen Heimatort an der tasmanischen Küste zurück, wo vor längerer Zeit sein Bruder Finn mit seinem Freund während eines Sturms ertrank. Er gibt sich die Schuld an diesem Unglück, denn die beiden jungen Männer hatten ihn wohl damals zu retten versucht. Doch das ist nicht das einzige schreckliche Ereignis, das die Bewohner mit dieser grauenvollen Sturmnacht verbinden. Damals verschwand auch die vierzehnjährige Gabby, deren Leiche bis zum heutigen Tag nicht gefunden wurde.
Im Roman macht sich Kieran daran herauszubekommen, was tatsächlich während des Orkans geschah. Er trifft seine Freunde von damals wieder und spätestens als die junge Aushilfskellnerin Bronte tot am Strand gefunden wird, ahnt er dass einige Personen bisher die Wahrheit verschwiegen haben und etwas verbergen.
Richtige Spannung kommt während des Lesens des Buches eigentlich nur zum Schluss auf, wenn klar wird, wer für das Verschwinden von Gabby verantwortlich ist und warum Finn und sein Freund sich damals in die letztendlich tödliche Gefahr des Sturmes begaben.
Viel wird sich auch mit zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigt, wobei die Autorin aber hier sehr empathisch beschreibt und deshalb glaubhaft bleibt.
Ich hatte nur letztendlich eine andere Erwartungshaltung an das Buch. Ich hatte mir einen spannenderen Krimi vorgestellt. Alles in allem fühlte ich mich aber doch ganz gut unterhalten. Absolutes Plus dieses Romans ist die gewählte Location, die einmal nicht Großbritannien oder Skandinavien ist. Auch bin ich neugierig darauf geworden, mal ein anderes Buch von Jane Harper zu lesen, deren Werke ja von den Kritiker*innen durchaus viel Lob erhalten.