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Maralind

Bewertungen

Insgesamt 88 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2020
Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6
Roslund, Anders

Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6


ausgezeichnet

Selten habe ich SO einen Anfang gelesen! Beeindruckend, schockierend, irgendwie auch leise aber gerade deswegen auch so grauenvoll! Das Buch und das kleine Mädchen Zana haben mich daher nicht mehr losgelassen und ich musste einfach wissen, wie es weitergeht.

Kriminalkommissar Ewert Grens steht kurz vor seiner Pensionierung. Ich mochte ihn sofort, obwohl oder gerade weil er auch so seine Eigenarten hat.
Grens wird von seiner engen Kollegin Mariana Hermansson über einen Wohnungseinbruch informiert, eigentlich eher nicht sein Aufgabengebiet und er will schon auf andere Kollegen verweisen, bis er die Adresse dieser Wohnung erfährt. Es ist dieselbe Wohnung, aus der er vor siebzehn Jahren die kleine Zana gerettet hat.
In Erinnerungen versunken will er später im Polizeiarchive nachsehen, was aus der kleinen Zana geworden ist, die damals auch mit seiner Hilfe ins Zeugenschutzprogramm kam. Dort macht er eine Entdeckung, und auch meine Augen wurden vor Überraschung größer!

Doch dann beginnt mit einem neuen Teil plötzlich ein anderes Setting. Das hat mich am Anfang sehr verwirrt und irritiert, ich hatte damit nicht gerechnet. Zu Beginn war ich sogar ein wenig enttäuscht, weil relativ schnell klar wurde, dass es um Waffenhandel geht und ich dachte, das ist nicht so meins. Piet Hoffmann fand ich erst auch nicht so sympathisch, das hat sich im Laufe der Geschichte und je mehr ich über ihn, seine Vergangenheit und seine Familie erfahren habe geändert.
Und obwohl ich zunächst skeptisch war, fand ich die Geschichte dann sehr packend und mitreißend spannend! Es war für mich zb. schon unglaublich, welche Maßnahmen oder Personenveränderungen gemacht werden müssen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ich habe echt teilweise mitgefiebert, ich fand den Schreibstil toll, und die Unterteilung im Buch hat mir auch gut gefallen. Besonders die Teile mit Zana fand ich super.

Zum Ende hin wird es sogar noch mal so spannend, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte und diese Wendung am Schluss..wo klar wird was und wie das alles zusammenhängt, und wie sich alles ineinander und zusammenfügt, das fand ich einfach großartig und allein für diese Überraschung, dieses „Whoa!“ Gefühl hat sich das Buch für mich definitiv gelohnt und hat auf ganzer Linie überzeugt!

Bewertung vom 15.09.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


sehr gut

Tatsächlich war das mein erster Nesbo überhaupt und ich habe etwas ganz anderes erwartet. Zumindest am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht, um in die Geschichte reinzufinden.
Dabei fing es gleich mit dem Hund ziemlich heftig an, da habe ich schon ein bisschen geschluckt. Das Buch entpuppt sich aber für mich eher als Familiendrama. Im Zentrum stehen Roy Opgard und sein jüngerer Bruder Carl, die beide eine augenscheinlich innige Beziehung zueinander haben. Dennoch bleibt Roy allein in Norwegen zurück, um Hof und Tankstelle zu betreiben, während es Carl in die „weite Welt“ zieht.15 Jahre später kehrt er in seine alte Heimat zurück, mit seiner Ehefrau Shannon an seiner Seite und begeisterten Plänen für ein Gebirgs- Spa und Wellness Hotel im Gepäck.

Es fällt mir schwer, etwas über den Inhalt zu schreiben, ohne etwas vorwegzunehmen, es ist teilweise schon sehr intensiv, verstörend und auch gerade was die Vergangenheit betrifft, abstoßend. Die Frage nach Schuld, Scham und Sühne kommt immer wieder auf. Wie weit ist man bereit, für die Menschen zu gehen, die man liebt?
Der Satz aus der Jugend von Roy und Carl „Tu was getan werden muss und tue es jetzt“ bekommt eine große Bedeutung. Dabei sind die beiden Brüder sehr sympathisch und nah beschrieben. Das Buch zieht Kreise, mal ist es die Gegenwart, mal die Vergangenheit, so nach und nach wird offengelegt, was damals wirklich passiert ist und was Roy und auch Carl antreibt. Und auch Shannon spielt später eine andere, wichtige und neue Rolle.
Obwohl ich auch sehr aufmerksam sein musste, war die Geschichte sehr spannend. Sie führt manchmal auf falsche Fährten und entwickelt sich dann doch wieder anderes als vielleicht erwartet. Die Sprache ist sehr bildgewaltig, die Erzählungen, Gedanken und Anregungen haben mir sehr gefallen!
Vor allen auch die Beschreibungen der Vögel war für mich sehr interessant und es wurde mir nie langweilig.

Die Fragen, die im Buch auftauchen, wie nach dem Sinn und Zweck der Liebe, dem Einfluss der Gene, die Frage nach der Moral, nach Kontrolle und den Entscheidungen, die man trifft hallen in mir immer noch nach und dieses Buch mit dem treffenden Titel „Ihr Königreich“ werde ich so schnell bestimmt nicht vergessen!

Bewertung vom 11.09.2020
Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2
Lodge, Gytha

Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2


sehr gut

Aidan Poole und die Kunststudentin Zoe lernen sich in einer Bar kennen und relativ schnell beginnt zwischen ihnen eine Affäre. Die Beziehung der beiden ist jedoch kompliziert, Aidan verschweigt zunächst etwas Wichtiges und die gutmütige Zoe hat außerdem auch noch einen Freundeskreis, der ihre ganze Aufmerksamkeit fordert.

Dann geschieht das Unfassbare, Aidan beobachtet und hört während eines Skype Chats mit Zoe Türen klappern und Kampfgeräusche und ist überzeugt, dass Zoe vor laufender Kamera ermordet worden ist. Dennoch zögert er, sofort die Polizei zu informieren..

Diese Ausgangssituation fand ich unheimlich spannend! Sehr schnell habe ich in die Geschichte hineingefunden. Zoe mochte ich sofort, wobei ich bei Aidan ein bisschen skeptisch war. Zoes Freunde, besonders Angeline und Maeve waren für mich beinahe schon beängstigend echt beschrieben und die ganze Gruppendynamik und die ganz eigenen Probleme der jeweiligen Freunde wirklich sehr spannend! Durch kurze Kapitelrückblenden hat man immer mehr von Zoe erfahren und konnte dadurch ihre Geschichte viel besser nachvollziehen. Das fand ich toll!

Das Ermittlerteam um Jonah Sheens hat mir wieder super gefallen, allen voran DCI Sheens und Juliette Hanson. Das Team kommt sehr sympathisch und „normal“ rüber, ich hatte das Gefühl bei den Ermittlungen und Vernehmungen dabei zu sein und habe immer mal wieder gedacht, genau so könnte es ablaufen! Eher ruhig, viel Kleinarbeit, teilweise mühsame und akribische Ermittlungs-- und Vernehmungsarbeit. Verdächtige, die ins Visier geraten, aber dann doch wieder rehabilitiert werden..Das fand ich großartig und hat für mich auch die Spannung konstant hochgehalten!
Der Blick ins Privatleben der Ermittler war für mich genau richtig, nicht zu viel, aber genug um das Team noch sympathischer und näher zu bringen.
Die Auflösung hat mich tatsächlich ein wenig überrascht, besonders das warum und wieso hat mich gefesselt und auch zum Nachdenken gebracht. Das mag ich ja total!

Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Es ist eher ruhig, unaufgeregt, aber sehr spannend und flüssig geschrieben und hat dazu noch wie ich finde ein großartiges Cover!

Bewertung vom 25.06.2020
42 Grad
Harlander, Wolf

42 Grad


ausgezeichnet

Cover und Klappentext haben mich gleich neugierig gemacht. Die spannende Frage, was passiert, wenn das Wasser durch eine Hitze und Dürre Periode knapp wird, hat mich gleich gepackt.
Und ich finde, es ist ja auch nicht so weit hergeholt..

Die Geschichte beginnt gleich total spannend! Es wird immer ein Ort mit der dortigen Außentemperatur genannt und ich war sofort im Geschehen. Zuerst habe ich befürchtet, ich hätte vielleicht Schwierigkeiten, die verschiedenen Personen ihrer jeweiligen Arbeit zuzuordnen. Das hat sich aber relativ schnell gegeben und ich habe mich gerade auf Elsa, den Studenten Julius und auch auf Kerstin mit Paul und Emma gefreut. Aber auch die anderen Charaktere fand ich spannend und ich hätte auf niemanden von Ihnen verzichten wollen.
Das ist auch nur so ein kleines Detail, aber ich fand die Namen einfach alle so „normal“ und deswegen absolut klasse!

Den Schreibstil fand ich sehr flüssig, spannend und trotz oder gerade wegen der vielen Schauplätze dann auch sehr fesselnd und lebendig. Die Geschichte entwickelt sich nachher etwas anderes als ich erwartet habe. ..Und dann auch wieder nicht. Auch wenn die Geschichte Fiktion ist, ich hatte auch so ein mulmiges Gefühl..ist das Ganze doch viel näher an der Realität als ich mir vorstellen kann?
Auf jeden Fall regt es zum Nachdenken an. Und das finde ich großartig und ich konnte mich kaum von der Geschichte trennen!

Es passiert so einiges, ob es die gefährlichen Waldbrände sind, wo ich mitgefiebert habe, dass alles gut ausgeht, die Flucht der Menschen auf der Suche nach Wasser, die Menschen, die es nicht mehr geschafft haben, die unweigerlichen Schattenseiten, die auftreten, weil manche Menschen nur ihren Profit sehen, nicht zu vergessen die Umweltvereinigungen, dunkle Mächte, die nun verstärkt auftreten… Im letzten Drittel geht es dann noch mal Schlag auf Schlag und eine spannende Situation jagt die nächste!

Der letzte Satz ist dann noch mal wie ein Schlag in die Magengrube. Teilweise habe ich hier echt genickt.

42 Grad ist ein spannungsgeladener, interessanter, fesselnder und auch teilweise beängstigter und brisanter Thriller, gut geschrieben und auch toll gelesen.

Mir hat das Buch gut gefallen!

Bewertung vom 13.06.2020
Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte
Randau, Tessa

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte


ausgezeichnet

Dieses wunderschöne kleine Büchlein ist wie ein kleiner Schatz.
Obwohl ich schon geahnt habe, dass mir diese vier Fragen nicht ganz neu sind, sind diese in eine wunderbare kleine und sehr schöne Geschichte verpackt.

Der Schreibstil ist dabei super angenehm und sehr schnell in das Büchlein gelesen. Aber ich habe mir auch gedacht, man kann es immer wieder zur Hand nehmen, in stressigen oder unruhigen Zeiten und sich einfach mal in Gedanken auf diese Bank auf die Waldlichtung setzen, um durchzuatmen und zur Ruhe zu kommen.
Die zauberhaften Illustrationen im Buch sind total schön gestaltet und runden dieses Buch wunderbar ab.

Auch wenn ich eine etwas andere Lebenssituation habe wie die namenlose Mutter in der Geschichte, die Fragen sind gleich. So einfach, aber so wirkungsvoll. Gerade die letzte Frage hat mir auch Gänsehaut bereitet. Natürlich müssen auch irgendwie die Voraussetzungen stimmen, damit man die Kraft, die Möglichkeit und auch die Unterstützung hat, dem Leben eine andere Richtung zu geben.
Allerdings zeigt diese Geschichte auch, dass es wirklich nicht viel braucht, um etwas zu ändern. Es sind die kleinen feinen Dinge, auf die es ankommt und die dazu führen können, sich besser zu fühlen. Sich dessen und den Fragen überhaupt erstmal bewusst oder noch mal bewusst zu werden.

Mir hat auch sehr gefallen, dass die Mutter erst sehr skeptisch gegenüber der geheimnisvollen alten Frau war. Die erste Begegnung der beiden hat mich auch echt schmunzeln lassen. Aber durch tolle Gedankenspiele, die die beiden am liebsten bei kleinen und kurzen Spaziergängen machen können (wie wahr!), und guten Beispielen, die jedoch für mich niemals aufdringlich oder gar belehrend gewirkt haben, reift in ihr nach und nach die Erkenntnis, warum es ihr so schlecht geht und sie trotz allen so unzufrieden und überlastet ist. Und wie viel es ausmachen kann, die eigene Einstellung und den Blickwinkel zu überdenken.

Ein wunderbares Buch! Es hat mir auch noch mal wieder bewusst gemacht, auf was es wirklich ankommt. Zum immer wieder lesen, sich erinnern, oder vielleicht auch als tolles Geschenk geeignet. Unaufdringlich, liebevoll, sehr angenehm und gefühlvoll geschrieben und sehr schön gestaltet.

Ich empfehle dieses Büchlein sehr gerne weiter!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2020
DUNKEL / HULDA Bd.1
Jonasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Bd.1


sehr gut

Ich fand es spannend, einen Thriller rückwärts erzählen zu wollen! Der zweite Band dieser Trilogie erscheint auch recht zeitnah, so dass ich nicht allzu lange warten muss. Gut gefallen hat mir auch, dass die Hauptfigur diesmal eine Kommissarin kurz vor der Pensionierung ist.

Hulda Hermannsdóttir ist 64 Jahre alt und obwohl sie noch das laufende Jahr arbeiten müsste, wird sie von ihren jüngeren Chef ziemlich unsensibel „gebeten“ ihren Platz und ihr Büro doch bitte sofort für ein junges, vielversprechendes Talent bei der Polizei freizugeben. Gönnerhaft wird ihr gestattet, sich für die noch zugestandenen zwei Wochen einen ungelösten Fall vorzunehmen als „Beschäftigung.“

Hulda war mir sofort sympathisch, ich mochte sie gleich von Beginn an. Ich fand ihre Figur sehr interessant, gerade weil sie in manchen Sachen auch etwas anders war. Im Laufe des Buches ergeben ihre Handlungen auch Sinn und erklären sich. Unter anderen gibt es den Bezug zum Buchtitel, das hat mich kurz schlucken lassen.
Manchmal habe ich mir jedoch gewünscht, ich hätte noch „mehr“ erfahren, ich bin mal gespannt ob und wie vielleicht manches noch in den weiteren Bänden aufgegriffen wird.

Der Cold Case Fall selber ist vielleicht nicht ganz so spektakulär, trotzdem meiner Meinung nach echt spannend. Er wird eher ruhig, teilweise sehr ausführlich, aber auch mit Überraschungen und Wendungen erzählt, die fast wie beiläufig erwähnt werden und passieren. Ich mag das sehr!
Die sehr kurzen Kapitel sind unterteilt in Jetzt, frühe Vergangenheit und ganz frühe Vergangenheit. Zunächst etwas verwirrend, aber relativ schnell setzt sich das Bild zusammen und ich war sehr gespannt und neugierig, wie sich alles nachher zusammenfügt. Diese Aufteilung hat mir sehr gefallen!

Das Ende fand ich in mehr als einer Hinsicht erschreckend, aufwühlend und für mich war gerade eine Sache schwer zu ertragen.

In meinen Augen ist das Buch ein spannender Auftakt zu einer ungewöhnlichen Trilogie mit einer interessanten Kommissarin. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die weiteren Bände!

Bewertung vom 19.05.2020
Das wirkliche Leben
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


ausgezeichnet

Es ist nicht einfach für mich, etwas zu dem Buch zu schreiben, das auch nur annähernd das beschreibt, was ich beim Lesen empfunden habe. Obwohl oder vielleicht gerade weil die Geschichte relativ kurz ist, hat sie für mich so eine Wucht gehabt. Die Geschichte ist teilweise schon sehr drastisch und ich hätte mir gewünscht, dass ich auf manches besser vorbereitet gewesen wäre. Gewalt und auch Tierquälerei sind schon schwer zu ertragen.

Dazu kommt, dass der Schreibstil recht schnörkellos, nüchtern, teilweise sogar kühl ist, was den ganzen Eindruck meiner Meinung nach noch verstärkt.
Die Geschichte wird aus der Ich Perspektive eines 10 jährigen Mädchens erzählt, die aber im ganzen Verlauf des Buches ohne Namen bleibt. Ihr kleiner Bruder dagegen wird oft bei seinem Vornamen genannt, bis auf wenige Ausnahmen gibt es für die übrigen Personen nur Bezeichnungen. Sie bleiben damit meistens auf Distanz. Ihre Mutter bezeichnet das Mädchen sogar als Amöbe, die ein willenloses Einzeller Dasein führt. Ausgelöst wahrscheinlich durch die bloße Angst vor ihren gewalttätigen Mann und ihre Furcht vor seinen nächsten Ausbruch. Das alles wird sehr nüchtern analysiert und auch beschrieben, das war schon ziemlich heftig zu lesen.

Als dann vor den Augen des Mädchens und das ihres kleinen 6 jährigen Bruders ein furchtbares Unglück passiert, sind weder ihre Mutter noch ihr Vater, der sich nur für die Jagd, für das Fernsehen und für Whiskey interessiert für die beiden da, um sie aufzufangen. Der Vater nimmt noch einen gesonderten, furchteinflößenden Raum ein, allein dass er einen extra Zimmer für seine Kadaver, für seine Jagdtrophäen besitzt, ist schon beängstigend.
Vor allen für den kleinen Bruder hat dieses Unglück schlimme Auswirkungen und das hochintelligente Mädchen versucht mit Hilfe ihrer Neigung und Bewunderung für Physik die „Zeit zurückzudrehen..“

Das Mädchen strahlt für mich trotz der schlimmen und trostlosen Umstände und Umgebung eine Kraft aus, das ist unglaublich. Sie wird in der Geschichte langsam zur Frau, was sie allerdings nicht beunruhigt, sondern auf nüchterne Art kommentiert und annimmt. Sie wehrt sich, will kein Opfer sein und zielstrebig ihre Träume verwirklichen, auch um ihren Bruder wieder lachen zu sehen.
Am Ende wird es noch mal sehr heftig und trotz der Sanftheit und Hoffnung, die auch immer mal wieder durchblitzt ist das wie ein Schlag in den Magen.

Eine Geschichte, die bei mir noch lange nachhallen wird und ein wirklich sehr beeindruckendes Roman Debüt.

Bewertung vom 16.05.2020
Das Dorf der toten Seelen
Sten, Camilla

Das Dorf der toten Seelen


ausgezeichnet

Ich habe mich wirklich sehr auf dieses Buch gefreut! Allein den Klappen und Einbandtext fand ich schon total spannend.
Was ist mit den rund 900 Dorfbewohnern aus Silvertjärn, einen abgelegenen Grubenort in Schweden passiert, die vor 60 Jahren urplötzlich von einem Tag auf den anderen verschwunden sind? Welche Tragödie rangt sich um die Weibliche Leiche, die Polizisten kurz danach an einen Schandpfahl gefesselt auf dem Marktplatz entdeckt haben? Und wieso hat ein kleiner, allein gelassener Säugling als einziger überlebt?

Alice Lindstedt, die durch ihre Großmutter, die kurz vor dem mysteriösen Ereignis aus Silvertjärn weggezogen ist, einen persönlichen Bezug zu der Geschichte hat, möchte es Herausfinden. Nach einem Abschluss an der Filmhochschule plant sie ihren langgehegten Wunsch umzusetzen und einen Dokumentarfilm über das Dorf zu drehen.
Alice stellt ein kleines Team zusammen und die fünf machen sich auf den Weg. Im Dorf angekommen machen sich erste Schwierigkeiten bemerkbar und so langsam breitet sich auch die Angst aus, in diesem einsamen Ort nicht allein zu sein..

Diese ganze „Lost Place“ Atmosphäre fand ich toll! Ich konnte mir das alles richtig vorstellen, aber war auch teilweise froh, nicht selbst dort zu sein. Viel zu gruselig! Allein die morschen Treppen zu betreten, verlassene Häuser zu bekunden, die Dorfkirche und die Schule zu besichtigen…das war schon beklemmend. Und als dann auch noch seltsame und auch gefährliche Dinge passiert sind, wollte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen! Aus sicherer Distanz versteht sich.
Sehr gut fand ich die Kapitelaufteilungen in Heute und Damals. Dabei gibt es keine strikte Reihenfolge, sondern es gibt zb ein paar Kapitel Heute und dann Damals. Das hat mir sehr gefallen, ich habe oft gedacht „ja, das passt“. Es hat bei mir den Lesefluss nicht unterbrochen und ich konnte im Heute bleiben, wenn ich wollte.
Relativ schnell bekam ich eine leise Ahnung, was wohl damals passiert sein könnte, das fand ich aber überhaupt nicht schlimm, sondern irgendwie sogar schlüssig. Auch den etwas unerwarteten Psychologischen Aspekt zwischen zwei Teammitgliedern, die eine gemeinsame Vergangenheit haben fand ich sehr spannend. Hat mir gut gefallen! Ich kann hier leider nicht mehr oder allzu viel verraten, ohne zu spoilern.

Ja okay, vielleicht gibt es ein paar kleine Ungereimtheiten, auch am Schluss, aber das hat mich überhaupt nicht gestört! Ich fand das Buch sehr spannend, gut geschrieben, es hat mich abgelenkt, es war „schön“ gruselig! Ich habe es sehr gern gelesen und bin auch fast ein bisschen traurig, dass es zuende ist. Außerdem hat das Buch wie ich finde ein tolles, düsteres Cover und ich habe tatsächlich bis unmittelbar vor dem Schluss nicht mit einem Ereignis gerechnet.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter!

Bewertung vom 24.04.2020
American Dirt
Cummins, Jeanine

American Dirt


sehr gut

Ich war neugierig auf dieses Buch, gerade weil es große Diskussionen ausgelöst hat. Wobei ich nicht alles darüber gelesen habe, zu wenig weiß und mir auch deswegen kein Urteil erlauben kann. Daher kann ich auch nur sagen, was das Buch in mir ausgelöst hat.

Der Anfang hat mich schon nicht zu Atem kommen lassen und ich wusste vor lauter Fassungslosigkeit kaum noch was geschieht. Der achtjährige Luca und seine Mutter Lydia überleben in Acapulco als einzige ein Massaker. Das Drogenkartell ermordet brutal und kaltblütig sechzehn Familienmitglieder, die sich für eine Geburtstagsfeier im Garten versammelt hatten. Instinktiv weiß Lydia sofort, dass sie mit ihren Sohn fliehen muss, weil auch ihr Leben in Gefahr ist. Sie packt mechanisch die nötigsten Sachen, um sich nicht von der Trauer überwältigen zu lassen und es beginnt eine atemlose Flucht durch Mexiko.

Der Schreibstil ist sehr fesselnd, spannend und bildgewaltig. Die vereinzelnd spanischen Begriffe und Sätze haben mich nicht gestört, eher im Gegenteil. Sie haben das Geschehen für mich lebendig gemacht.
Mehr als einmal musste ich während der Flucht von Lydia und den kleinen Luca schlucken, die beiden erfahren selbstlose Hilfsbereitschaft genauso wie kalte Härte und abscheuliche Übergriffe.
Als Lydia nichts anderes übrig bleibt, als mit dem Güterzug „La Bestia“ mitzufahren, habe ich mitgezittert, ob die beiden und auch Rebecca und Soledad, zwei Schwestern, die Lydia und Luca kennenlernen, diese lebensgefährliche Art der Reise schaffen. Es hat mich aber auch sehr betroffen und nachdenklich gemacht und die Bilder, die ich dabei vor Augen hatte, haben mich erschüttert. Die Gefahren, denen die Migranten ausgesetzt sind, sind schon enorm und kaum vorstellbar. Selbst wenn sie es schaffen, der Polizei oder dem Kartell zu entkommen wird deutlich, dass das Misstrauen anderen Menschen gegenüber ein ständiger und auch notwendiger Begleiter ist und sein muss.

Lydia erinnert sich öfter an ihr früheres, relativ sorgloses Leben, an ihren Mann, und auch an eine besondere Freundschaft, die ich aber doch ein bisschen befremdlich fand.

Der Weg schließlich über die Grenze, durch die Wüste ist nicht minder gefährlich und ich habe die Hitze, den Durst, die Hoffnung, aber auch die Mutlosigkeit schon richtig spüren können. Und auch die Angst und die Sorge, an einen gerechten –so lange man das überhaupt sagen kann- Schmuggler zu geraten wird mehr als deutlich.

Das Ende hat mir gefallen, insgesamt lässt mich die Geschichte aber auch sehr nachdenklich zurück.

Bewertung vom 10.04.2020
Wo das Glück zu Hause ist / Happy Ever After Bd.1
Colgan, Jenny

Wo das Glück zu Hause ist / Happy Ever After Bd.1


sehr gut

Die Bibliothekarin Nina liebt Bücher und hat für jede Lebenslage genau das passende Buch zur Hand. Als sie ihren Job verliert und eigentlich sogar ganz froh ist, im neuen Medienzentrum nicht angenommen zu werden, denkt sie immer öfter an ihren geheimen Traum. Nina möchte mit einen eigenen Bücherwagen direkt zu den Menschen fahren und ihnen genau das passende Buch empfehlen. Ihre Liebe zum Lesen weitergeben.

Nina findet einen Wagen per Anzeige, allerdings entpuppt sich der Wagen als großer Lieferwagen und steht in Schottland und nicht in ihrer Heimat Birmingham. Nina lässt sich allerdings nicht davon abschrecken, übt mit dem großen Wagen zurechtzukommen und als ihr klar wird, dass sie nicht in Birmingham bleiben kann zieht sie nach Schottland.

Ich konnte die Geschichte so weglesen, der Schreibstil ist sehr schön leicht, angenehm und flüssig. Nina fand ich sehr liebenswert, obwohl ich sie auch am Anfang ein bisschen zu unbedacht fand. Aber sie kommt auch sehr warmherzig rüber und sympathisch zielstrebig, was ihren Traum angeht. Das hat mir sehr gefallen.
Es sind natürlich ein paar glückliche Fügungen im Spiel, sie bekommt eine schöne Wohngelegenheit, lernt überwiegend nette Leute kennen..aber es hat Spaß gemacht, sie dabei zu erleben. Ob es jetzt die Einrichtung ihres Bücherwagens war, ihre ersten Verkäufe, die Feste, die Nina erst so fremd waren und dann doch so einmalig schön. Außerdem fand ich die Beschreibungen der Landschaft, des Himmels einfach toll!
Lennox mochte ich auch sehr und ich konnte mir ihn als „Brummbären“ richtig vorstellen.

Die Probleme waren immer relativ schnell gelöst, und manchmal hätte ich mir auch etwas mehr Tiefe gewünscht, vor allen bei der Geschichte von Ainslee und Ben. Wobei ich hier die letzte Seite des Buches großartig fand und das eigentlich auch wieder alles ausgesagt hat.
Sehr schön auch der Anfang des Buches mit den Lesetipps der Autorin als Widmung für die Leser. Wunderbar!

Ein sehr schönes Buch zum Wohlfühlen und genießen und eine wunderbare Liebeserklärung für das Lesen..und für das Leben!