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Benutzername: 
goldilinchen
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Steinberg
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2021
Die vierte Schwester
Atkinson, Kate

Die vierte Schwester


gut

Eine Studie des englischen Mittelstandes

Ich mag Bücher, welche auf verschiedenen Zeitebenen spielen und war in Bezug auf die Handlung unvoreingenommen, da ich das Buch als Überraschung erhalten habe. Der Klappentext und die ersten Seiten haben dann schnell mein Interesse geweckt. Die Autorin nutzt die ersten Kapitel geschickt um die Charaktere in Form verschiedener „Vorgeschichten“ einzuführen. Der Klappentext bezieht sich dabei auf die Ereignisse innerhalb der Familie Land im Jahr 1970. Es folgen noch zwei weitere Fälle aus den Jahren 1994 und 1979. Hier stehen jeweils Morde in weiteren Familien im Mittelpunkt. Im Jahr 2004 werden die losen Enden dann von Ex-Cop & Privatdetektiv Jackson Brodie aufgegriffen und zusammengeführt…

Wie hängen die unterschiedlichen Handlungsstränge zusammen? Was haben die Ereignisse über 34 Jahre miteinander zu tun? Die Antwort auf diese und weitere Fragen liefert Kate Atkinson auf den folgenden 400 Seiten. Neben der Hauptgeschichte um die vierte Schwester werden die weiteren Handlungsstränge in Form verschiedener Episoden – mit Cambridge als gemeinsamem Nenner - erzählt. Durch die wechselnden Erzählperspektiven bekommt der Leser ein Gefühl für die verschiedenen Schicksale. Der Punktabzug ergibt sich aus einigen vorhersehbaren Geschehnissen, dem streckenweise anstrengenden Schreibstil (Schachtelsätze, derbe Wortwahl) sowie dem gemächlichen Erzähltempo. Mit einigen Charakteren bin ich außerdem bis zum Ende nicht warm geworden. Nach und nach entwickelt der Roman allerdings eine unterschwellige Spannung – sofern man sich auf die unterschiedlichen Geschichten einlässt…

Anmerken möchte ich noch, dass es sich bei dem Roman um eine Neuauflage aus dem Jahr 2004 handelt. Unter dem Namen „Case Histories“ wurden dieser und weitere Titel in Großbrittanien als TV-Serie verfilmt.

Bewertung vom 27.02.2021
Das Leben ist zu kurz für irgendwann
Geraghty, Ciara

Das Leben ist zu kurz für irgendwann


sehr gut

"...und so machen wir uns auf den Weg, wie der Löwe, die Vogelscheuche und der Blechmann zum Zauberer von Oz."

Im Original erschien das Buch unter dem Titel „Rules of the Road“ – (Straßen)Verkehrsvorschriften. Diesen Titel finde ich passender, da jedem Kapitel eine Verkehrsregel vorangestellt ist und auch die Handlung einen Bezug dazu hat.

Da die Beschreibung bzw. der Klappentext schon einiges preisgeben, werde ich dem Inhalt nicht viel hinzufügen. Im Mittelpunkt steht Iris Armstrong: 58 Jahre alt, alleinstehend und an progressiver Multipler Sklerose erkrankt. Hauptprotagonistin ist jedoch Iris‘ Freundin, Terry Shepherd. Die zweifache Mutter und Ehefrau begibt sich kurzentschlossen auf den Roadtrip ihres Lebens…

Der Roman ist für mich eine unterhaltsame Überraschung, welche ich mir mit 34 wohl nicht ausgesucht hätte. Die 380 Seiten fliegen dahin und es gelingt der Autorin stigmatisierte Themen nicht aussichtslos, sondern mit positiven und negativen Aspekten darzustellen. Durch Terry als Ich-Erzählerin bieten sich dem Leser interessante Einblicke im Umgang mit Demenz und MS. Allerdings erscheint mir das allseits verständnisvolle Verhalten mehr verklärt als differenziert. Die zunehmenden Klischees wirken auf mich zu gewollt. Darüber hinaus hätte ich mir ein wenig mehr Einblick ins Iris‘ Vergangenheit und Gefühlsleben gewünscht – so blieb die Erzählung einseitig und hat Potential verschenkt...

Bewertung vom 20.02.2021
The Little Teashop in Tokyo
Caplin, Julie

The Little Teashop in Tokyo


sehr gut

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Wer die vorherigen Bücher der Reihe gelesen hat, wird auch an dem Abstecher nach Asien seine Freude haben. Normalerweise mache ich mir während des Lesens Notizen für die spätere Rezension – das war hier erfreulicherweise nicht nötig.

Die Handlung konzentriert über weite Strecken auf Fiona Hanning und Gabriel Burnett. Der erste Name klingt vertraut? Richtig! Fiona war – in einer Nebenrolle – bereits in Kopenhagen mit von der Partie. Das mag ich an den „Romantic Escapes“ von Julie Caplin: mit England gibt es einen gemeinsamen Nenner und ab und an gibt es ein Wiedersehen mit altbekannten Protogonisten. (Daher empfiehlt es sich die Bücher der Reihe nach zu lesen…)

Der Klappentext gibt einen guten Überblick, was den Leser auf den folgenden 400 Seiten erwartet. Aber zurück zu Fiona und Gabe: die Geschichte ist stellenweise ein bisschen rosarot und vorhersehbar – aber das macht die Reihe doch so charmant, oder? Die authentische Gastfamilie um Haruka, Setsuko sowie Mayu komplettiert nahezu den überschaubaren Kreis der Protagonisten.

Überaus gelungen finde ich wieder einmal den Einblick in eine fremde Kultur. Ich habe mich gedanklich mit Fiona auf die 2-wöchige Reise nach Japan begeben. Ohne die Pandemie wäre das Land mein diesjähriges Reiseziel gewesen – die Reiselust wurde auf jeden Fall neu entfacht ;)
Noch ein Tipp: das Frühjahr hat sich als passender Lesezeitpunkt erwiesen – die Handlung spielt im April!

Bewertung vom 31.01.2021
Das rote Adressbuch
Lundberg, Sofia

Das rote Adressbuch


gut

"Manchen Leuten, denen man begegnet, ist es bestimmt, für immer ein Teil deiner Welt zu sein, aber anderen nur, den Lauf deines Lebens zu verändern und dann weiterzuziehen." Kristin Harmel

Doris blickt im Alter von 96 Jahren auf ihr bewegtes Leben zurück. Ihre Erinnerungen sind ein Vermächtnis an ihre Großnichte Jenny, welche mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Kindern im fernen San Francisco lebt. Die Landkarte von Doris‘ Lebens besteht aus etwa einem Dutzend Bekanntschaften – diese Nebencharaktere werden leider recht flach beschrieben. Zu Doris selbst konnte ich außer in den Passagen der Ich-Perspektive in der Gegenwart keine Verbindung aufbauen. Ich wollte das Buch wirklich mögen, aber so ist es mir über weite Strecken nicht gelungen. Die Emotionen haben mich einfach nicht erreicht. Dabei sorgten die unterschiedlich langen Kapitel, der Wechsel zwischen den Erzählperspektiven und Einträgen des Adressbuches sowie der Schreibstil der Autorin für kurzweilige Unterhaltung. Besonders gefallen haben mir die zahlreichen kleinen Schätze in Form von Lebensweisheiten, welche sich zwischen den Seiten verbergen. Sofia Lundberg greift das Stigma einer alleinstehenden älteren Dame ohne Kinder auf und zeigt, dass man trotzdem ein erfülltes Leben führen kann. Denn jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen… Vielleicht habe ich die Geschichte auch einfach zum falschen Zeitpunkt gelesen: gerade zu Beginn wirkte die Geschichte deprimierend und gewinnt erst mit der Zeit an Hoffnung. Vermisst habe ich außerdem ein wenig mehr Lokalkolorit (vor allem in Stockholm).

Trotz der Aufmerksamkeit durch die Medien, lag das Buch lange Zeit ungelesen in meinem Schrank. Die gemischten Rezensionen bestätigen auch meinen Leseeindruck: die Grundidee gefällt mir, allerdings bedient die Handlung doch allerlei Klischees und mir fehlt das Besondere. Die Zufälle wurden für meinen Geschmack auch ein bisschen überstrapaziert…

PS Die Geschichte erinnert mich an „Eine Nacht und ein Leben“ von Anne Griffin – ein ergreifenderes, nachhaltigeres Buch über Entscheidungen, Verlust und die Liebe…

Bewertung vom 30.01.2021
Unter einem guten Stern
Darke, Minnie

Unter einem guten Stern


sehr gut

Astrologie ist ein Mysterium - mit einer Prise Magie und einer Handvoll Sternenstaub

Nach einem kurzen Blick auf den Klappentext, musste ich nicht lange überlegen... Sternzeichen und Horoskope haben mich, Zwilling, schon immer interessiert ;) Ich ließ mich daher von der Handlung weitestgehend überraschen und wurde gut unterhalten. Neben der Hauptgeschichte um Justine Carmichael und die Redaktion des Star, werden verschiedene Episoden unterschiedlichster Charaktere in und um Alexandria Park erzählt. Mir gefällt der Gedanke des kosmischen Zusammenspiels, wobei sogar tierische Einblicke mit kritischen Untertönen werden gewährt. Wer abwechslungsreiche Filme wie "Tatsächlich Liebe" mag, wird auch an diesem Buch Freude haben. Passend zum Grundthema finde ich den Aufbau bzw. zeitlichen Ablauf: die Kapitel durchlaufen einmal die Tierkreiszeichen. Neben den obligatorischen Horoskopen, kommen auch Liebhaber von Zitaten und Shakespeare auf ihre Kosten, was über die ein oder andere Länge sowie fragwürdige Entscheidung von Justine hinwegsehen lässt. Happy End? Lest selbst! Für mich war es ein vielseitiger und optimistischer Auftakt eines neuen Lesejahrs :)

Bewertung vom 24.01.2021
Das letzte Licht des Tages
Harmel, Kristin

Das letzte Licht des Tages


sehr gut

„Leben heißt Entscheidungen treffen und die Konsequenzen tragen.“ Paul Coelho

Ich mag die Romane von Kristin Harmel und greife daher bei Neuveröffentlichungen quasi blind zu. Aufgrund eines Hinweises im Vorfeld der Lektüre, habe ich den Klappentext nicht gelesen. Das hatte den Vorteil, dass ich nicht wusste, wohin mich die verschiedenen Handlungsstränge führen würden.

Das sich die Handlung auf zwei Zeitebenen mit Schauplatz Frankreich erstreckt, ist mir vom Kauf dann doch im Gedächtnis geblieben. Im Gegensatz zu ähnlichen Romanen, habe ich den Geschehnissen der Neuzeit diesmal – sehr zu meiner Überraschung – den Vorzug gegeben. Dabei nehmen diese leider nur etwa ein Drittel der knapp 400 Seiten ein. Die Haupthandlung erstreckt sich zu Beginn der 40er Jahre auf einem Gut in der von den Deutschen besetzten Champagne. Im Vordergrund stehen zwei Ehepaare: Inès und Michael Chauveau, die Besitzer von Maison Chauveau, sowie deren angestellter Kellermeister Théo Laurent mit Ehefrau Céline. Der anfängliche Zusammenhalt bekommt nach und nach Risse und es beginnt ein Kampf um Vertrauen, Verrat und Schuld. (Falsche) Entscheidungen werden getroffen – mit weitreichenden Folgen…

Die aktuelle Handlung erstreckt sich hauptsächlich auf wenige Tage im Juni 2019. Liv Kent ist frisch geschieden als ihre 99-Jährige Großmutter Edith in New York auftaucht und sie kurzerhand in ihre Heimat Frankreich mitnimmt. Die exzentrische und wohlhabende Dame entpuppt sich als Bindeglied zu den Geschehnissen der Vergangenheit und wirft mit ihrem distanzierten Verhalten nicht nur bei ihrer Enkelin Fragen auf. Was verbindet Edith mit den Bewohnern von Maison Chauveau während der Besatzungszeit?

Ich habe diesmal ungewöhnlich lange gebraucht, um mit dem Buch und seinen Protagonisten warm zu werden. Vor allem die raumgreifende Handlung der Vergangenheit konnte erst spät mein Interesse wecken. Zum Punktabzug haben außerdem plötzliche Verhaltensweisen bzw. –änderungen beigetragen. Es ist mit Sicherheit nicht mein Lieblingswerk von Kristin Harmel, jedoch hat sich vor allem im letzten Drittel ihr Talent für spannende Verwicklungen erneut gezeigt. Dank ihres flüssigen Schreibstils hat sich das Buch doch noch als emotionaler Roman herausgestellt. Der Originaltitel „The winemaker’s wife“ ist aus meiner Sicht treffender gewählt als die deutsche Variante, die nur wenig Bezug zu der Geschichte erkennen lässt. Auch den Klappentext finde ich im Nachhinein eher ungenau als allzu preisgebend, denn das Hauptaugenmerk liegt nicht auf der Résistance

Bewertung vom 18.12.2020
Liebe ist das schönste Geschenk
Pembroke, Ivy

Liebe ist das schönste Geschenk


gut

Ein Hund namens Jack

Die Bewertung dieses Romans fiel mir nicht leicht. Ich mag weihnachtliche Bücher ebenso wie Episodengeschichten…perfekte Voraussetzungen also für gemütliche Stunden in der Vorweihnachtszeit: allerdings ist der Funke bei mir nicht übergesprungen.

Da die Beschreibung bzw. der Klappentext schon einiges preisgeben, werde ich dem Inhalt nichts hinzufügen. Die Idee finde ich absolut gelungen, jedoch war mir die Handlung dann doch ein wenig zu vorhersehbar und es mangelte mir an Tiefgang. Die Anzahl der Charaktere macht Letzteres sicher nicht einfach - ein wenig mehr Emotionen und Einblick hätte ich mir trotzdem gewünscht, um das Verhalten einiger besser nachvollziehen zu können. So wurden manche Themen recht oberflächlich abgehandelt. Das Thema "Weihnachten" und seine Botschaft wird im letzten Viertel etwas spät, aber schön umgesetzt. Die Autorin hat im Englischen eine Fortsetzung veröffentlicht, vielleicht bekommt die Nachbarschaft der Christmas Street noch eine Chance von mir...

Bewertung vom 14.11.2020
Das Flüstern der Bäume
Christie, Michael

Das Flüstern der Bäume


gut

„Der beste Moment um einen Baum zu pflanzen, ist immer vor 20 Jahren. Und der zweitbeste ist immer jetzt.“

Die Bewertung dieses Romans von Michael Christie fällt mir nicht leicht. Ich hatte bereits mit dem Buch geliebäugelt, es dann verworfen und überraschend doch noch erhalten. Aufgrund des Klappentextes habe ich eine Familiengeschichte über mehrere Generationen mit dem Wald als verbindendes Element erwartet - geliefert wurden Individuen, die wie Bäume über Wurzeln verbunden sind…

Konzept und Aufbau der Handlung an die Jahresringe eines Baumes anzulehnen, finde ich wirklich gelungen. Überhaupt ist die Thematik in Verbindung mit den Lebensgeschichten einer Familie gut gewählt und hebt sich von anderen Familiengeschichten ab. Allerdings fiel mir der dystopische Einstieg im Jahr 2038 schwerer als gedacht. Die Probleme und den dargestellten Lebenswandel empfand ich den ersten Kapiteln als anstrengend. Mit den Charakteren wurde ich auf den verschiedenen Zeitebenen nur bedingt warm. Everett, der liebenswertesten Figur, folgte ich jedoch gespannt auf seinem Lebensweg. Der weitere Punktabzug ergibt sich aus der teils zu konstruiert wirkenden Handlung sowie der hohen Anzahl an Zufällen. Ich hätte mir außerdem ein wenig mehr Hoffnung in 130 Jahren gewünscht… Wer sich an meinen Kritikpunkten nicht stört, dem wünsche viel Freude bei diesem Einblick in die Holzindustrie im Laufe mehr als eines Jahrhunderts. Ich sehe Bäume nun mit anderen Augen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.10.2020
Daisy Jones and The Six
Reid, Taylor Jenkins

Daisy Jones and The Six


sehr gut

Berlin, 16.10.2013: mein erstes Fleetwood Mac-Konzert! Stevie Nicks & Lindsey Buckingham mit einer Akustikversion von „Landslide“ – emotional, unbeschreiblich, unvergesslich…

2020: „Daisy Jones & The Six“ erscheint. Eine Hommage an die US-Bands der 70er Jahre. Klingt vielversprechend. Als ich das Buch dann in Händen halte, bin ich überrascht. Vielleicht hätte ich mich doch im Vorfeld genauer damit auseinandersetzen sollen? Statt des erwartenden Romans halte ich ein Buch komplett in Interviewform in Händen – und lege es vorerst beiseite. Allerdings ist die Neugier doch zu groß und die Seiten fliegen nur so dahin! Taylor Jenkins Reid erweckt die fiktionale Band zum Leben: authentisch, atmosphärisch, mit Ecken und Kanten. Es ist ein unterhaltsamer Blick hinter die Kulissen des Musikbusiness.

Für mich ist der beabsichtigte Funke der Autorin jedoch nicht übergesprungen. Warum? Eventuell lag es an einer falschen Erwartungshaltung. Nachdem vermehrt Vergleiche zu Fleetwood Mac in Bezug auf „Daisy Jones & The Six“ gezogen wurden, habe ich ein Interview der Autorin gelesen: sie spricht von der vielschichtigen Beziehung zwischen Stevie Nicks und Lindsey Buckingham als Inspiration für die Geschichte. Was sie meinte, habe ich 2013 auf der Bühne gesehen – jedoch nicht in dem Buch wiedergefunden. Vielleicht hat mich der Text einfach nicht so berührt wie Darbietung auf der Bühne? Möglich… Machen Sie sich am besten selbst ein Bild und begleiten Sie Daisy Jones & The Six auf dem Weg zur besten Band der Welt!