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Benutzername: 
LindaRabbit
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Freiburg
Über mich: 
Leseratte erster Klasse!

Bewertungen

Insgesamt 248 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2023
Das Kreuz des Vatikans
Black, Joe

Das Kreuz des Vatikans


sehr gut

Die Jagd nach den Papierrollen...

Und wieder verwöhnt Joe Black die anspruchsvolle Leserschaft mit einem rasanten Thiller:

Wie in seinem ersten Buch führt uns der Autor von Nordafrika über den Nahen Osten in die USA und zurück: Der anerkannte Forscher und Entdecker Konstantin wird von seinem Freund und Mentor Professor Adams nach Kairo gerufen. Dort beginnt bereits mit der Suche nach Adams dasVerwirrspiel. Eine seltame SMS nach der anderen führt ihn durch Kairo, lässt ihn ermüden und verwundern bis er dann auf die Leiche von Adams trifft und er meint sogar den Mörder gesehen zu haben. Verfolgt wird Konstantin nun als angeblicher Mörder, später sogar als Terrorist, auch der Mörder sucht ihn und er – sucht den Mörder und den Grund, warum dieser seinen Freund Adam ermordet hat.

Er braucht Unterstützung und seine frühere Freundin Ilana (vom ersten Buch) kommt ihm zu Hilfe, beide recherchieren und beanspruchen weitere Hilfe von guten Freunden. Doch diese Unterstützung bringt alle in Gefahr. Die Polizei, Geheimdienste, der Mörder und sein Geheimbund – alle sind denjenigen auf den Fersen die versuchen aufzuklären, warum Adam sterben musste, warum weitere Menschen sterben müssen und was es mit diesen geheimnisvollen Papierrollen auf sich hat?

Diese Papierrollen klären über bestimmte historische Ereignisse auf (im christlichen Kontext): Trennung der bisherigen Hauptkirche, römisch – katholisch, und einen neuen östlichen Zweig. Bringen einiges in ein anderes Licht und werfen Fragen auf. Und genau das will ein Geheimbund namens ‚Das Kreuz‘ verhindern. Das Kreuz operiert für den Vatikan, eine weitere Heilige Mafia. Ein fanatischer Mönch namens Robert mit militärischem Hintergrund mordet auf brutale Weise alle, die er als Glaubensabtrünnige, als Häretiker ansieht. Dabei lässt er die Morde oft auch als Selbstmorde oder Unfälle erscheinen und es ist ausgesprochen schwierig ihm auf die Fährte zu kommen. Doch hinter ihm steht ein Drahtzieher mit seiner Truppe…

Ein geheimnisvolles Gemälde, perfekt gezeichnet, wurde mit zuerst unverständlichen Zeichen versehen. Kontantin und Ilana entschlüsseln mühselig das Gemälde und finden weitere Hinweise, finden den Künstlermönch und kommen der Lösung immer näher. Doch auf dem gefährlichen Weg dahin verlieren sie Freunde, die ihnen wichtig und teuer sind.

Das eBook sollte man nur anfangen zu lesen, wenn man viel Zeit hat. Denn kaum angefangen kann man es nicht mehr aus den Händen legen und der Sog der Geschichte zieht den Lesenden hinab in einen Rausch aus Abenteuer, historischen Ereignissen und geheimnisvollen Deutungen. Es kann nur empfohlen werden!

Bewertung vom 25.04.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


ausgezeichnet

Die unerkannte – die einzigartige Hedy Lamarrr

1933 – eine junge Schauspielerin steht in Wien auf der Theaterbühne und feiert einen Riesenerfolg
1938 – eine reife Schauspielerin kommt in New York an
1942 – USA, die nicht anerkannte Erfinderin

Der Roman, der auch Thriller genannt wird und gleichzeitig eine feministische Parabel, ist in zwei Teile unterteilt: zuerst befinden wir uns noch in Wien, just zu der Zeit (1933) als das braune Elend Europa überrollte. Hedy (damals noch Kiesler) aus einer jüdischen Familie stammend, feiert ihren ersten Erfolg am Theater in Wien. Ein Waffenhändler, Fritz Mandl, wird auf sie aufmerksam und umgarnt sie, trotz des Altersunterschieds. Er will sie besitzen, so wie er seine Luxusvillen und – schlösser besitzt. Mandl verkehrt mit Mussolini und Hitler. Er ist gewalttätig und besitzergreifend. Hedy flieht durch einen ausgeklügelten Plan via Paris nach London. Dort trifft sich auf US-amerikanische Größen des Filmgeschäftes.
Der zweite Teil handelt von ihrer Zeit in den USA. Auch hier muss sich die schöne Hedy (mittlerweile Hedy Lamarr) gegen Männer wehren, die in einer Frau nur das schöne Spielzeug sehen.
Denn diese Frau hat Köpfchen. Und das Anfang des 20.Jahrhunderts, als die Uhren in Europa wieder rückwärts gedreht werden. Und das in einem Geschäft – dem Filmgeschäft – wo sich zum Erfolg durchzuschlafen zum Geschäftsmodell gemacht wurde (siehe der Fall Weinberg).

Und heute immer noch ist zu wenig bekannt, dass Hedy Lamarr eine hochtalentierte Erfinderin war.
Dieses Buch über eine hervorragende Frau ist typisch für das 20. und 21. Jahrhundert, in dem Frauen immer noch eher das 'Spielzeug' sind oder ausgebeutet, ausgenutzt und verachtet (siehe die momentane Situation im Iran).

Hedy Lamarr hat gezeigt, dass schöne Frauen auch Gehirn besitzen! Und dass dumme, machtgierige Männer ihr nie zugehört haben... (leider immer noch nichts Neues auf unserem Planeten). Eine Ich – Erzählerin führt uns durch das Buch, als ob Hedy selbst ihr Leben erzählt. Die US-Amerikanerin Marie Benedict schrieb das Buch, Marieke Heimburger übersetzte es aus dem Amerikanischen Englisch.

Sehr lesenswert und sehr nachdenkenswert!

Bewertung vom 25.04.2023
Südlich von Porto lauert der Tod
da Silva, Mariana

Südlich von Porto lauert der Tod


sehr gut

Ein Porto – Krimi (und hoffentlich nicht der letzte)

Ria Almeida aus Stuttgart, Polizistin, mit einem portugiesischen Vater, fährt in die Porto Region, um ihren Großvater zu begraben. Und dort lebt der andere Teil der portugiesischen Familie. Der Stuttgarter Teil hat zwar nie die Verbindung verloren, doch jeder lebt in seiner Welt. Anders als ihre Eltern möchte Ria in der Heimat ihres Vaters eine berufliche Auszeit nehmen. Nach beruflichen und privaten Problemen braucht sie Zeit für eine Neuorientierung. Nuno, ihr Jugendfreund, die Familie frägt sich, was ist passiert, warum macht sie vier Wochen Urlaub? Noch weiß keiner, dass sie eigentlich noch länger bleiben möchte...
In der Urlaubsidylle von Torreira, dem Ort von Rias Verwandtschaft, gibt es jedoch plötzlich einen verdächtigen Todesfall, als die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Erste Vermutung – ein dummer Unfall für die Bienenallergikerin. Einzig die Schwester glaubt nicht daran und macht gehörig Druck, den Leichnam obduzieren zu lassen. Dorfpolizist Joao (Gatte von Rias Kusine) kennt sich eher mit Falschparkern aus als mit Todesfällen. Noch schlimmer - die Leiche verschwindet vom örtlichen Beerdigungsunternehmen. Schluss mit Urlaub - Ria gerät in diese seltsame Mordermittlung. Ein Kommissar aus der Stadt übernimmt die Leitung. Er hält Ria anfänglich für eine Kollegin und die beiden 'mögen' sich, sie hält ihn für einen Chauvi und er... Trotz, dass Ria sich heraushalten wollte, hängt sie jedoch binnen kurzem tiefer in der Geschichte als sie will.

Titelbild - im oberen Teil, das krimiübliche Landschaftsbild, im unteren Teil die berühmten und wunderschönen portugiesischen Fliesen. Das deutet natürlich sofort auf die Region hin – Portugal!
Da ich viele Bekannte in Porto habe kommt dieses Buch sehr gut! Neben portugiesischen Begriffen erfähre ich auf diese Weise sehr viel über das Land und die Leute.
Für ein Erstlingswerk ganz solide! Unterhaltsam geschrieben!

Bewertung vom 16.04.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


gut

Imposibil

Im Prolog, mit dunkler Ahnung, wartet eine Frau unterhalb von Draculas Schloss auf ihren Liebsten...und ein ebenso dunkles Wesen kriecht aus einem Fenster vom Schloss...

Ein Brief kommt an, just in dem Moment, als Paul Schwartzmüller (freier Journalist und Autor) das Jobangebot seines Lebens erhält – er soll fest angestellter Redakteur werden. Und nun dieses Einschreiben mit einer rumänischen Briefmarke. Darauf abgebildet die Lügenbrücke von Sibiu, (Hermannstadt).
Paul erbt unerwarteter Weise den Hof seiner Tante Zinzi und macht sich sofort auf den Weg nach Siebenbürgen. Er war früher oft da, in Hermannstadt, im Dorf seiner Tante. Als Heranwachsender. Doch seit Jahrzehnten war er nicht mehr in seiner Heimat. Denn Paul und sein Vater sind aus Rumänien geflüchtet und sein Vater hatte immer behauptet, Tante Zinzi sei tot.
Außer seinem früheren besten Freund Sorin erscheinen Paul alle anderen vor Ort recht unfreundlich und nicht willkommend heißend. Auch für Paul ist die Reise – in seine Vergangenheit – nicht einfach.

Sorin arbeitet auf Schloss Bran als Touristenführer. Paul begleitet ihn. Das angebliche Draculaschloss Bran ist mit schaurigen Dingen ausgestattet. Und Sorin macht Witzchen dazu... Nach einer durchzechten Nacht mit Sorin wird Paul morgens von der seltsamen Maia geweckt. Im Schloss starb ein Mann, grausam... Und Sorin verhaftet die Polizei als Verdächtigen. Jetzt beginnt der Krimi! Doch gleichzeitig passieren mysteriöse Dinge... ein Schatten, das Mädchen, Maia... Paul ist etwas komisch, dafür sind andere umso sympathischer, z.B. Maia. Und nicht vergessen, das Land hat einer der schlimmsten Diktatoren erlebt...

Als Paul auf die Frage „was wollen Sie denn in Rumänien“ antwortet - ich stamme von dort, ich bin ein Siebenbürger Sachse. Es ist so herzzerreißend wie Menschen ihre Herkunft verleugnen mussten. Und es ist so schön mitzubekommen wie Paul wieder seine Heimat entdeckt, etwas, was ihm doch fehlte.

Das Titelbild: Schloss Bran (was als Draculas Schloss bezeichnet wird) mysteriös umschwabbelt von Nebelschlieren. Ein sehr schönes, landschaftliches Bild - aufregend. Aber eben typisch für Krimis...
Das Buch ist informativ, zur Region, zum Schloss, zur Legende von Graf Dracula, zum Land Rumänien, zur fiktiven Lebensgeschichte von Paul und vor allem macht es Appetit auf die kulinarischen Genüsse, es liest sich gut und weckt Neugierde auf Rumänien.

Bewertung vom 16.04.2023
Salzburger Männerherzen
Keferböck, Natascha

Salzburger Männerherzen


ausgezeichnet

Anfänglich ein Verkehrsunfall, wenn auch ein ungewöhnlicher, und ein Einbruch, weiter passiert vorerst nichts. Ein 'cosy crime'... Doch dann legt die Geschichte an Tempo zu: Raphi, der Ich – Erzähler dieser Geschichte, stellt sich vor, sein Leben, seine nicht gerade einfach zu durchblickenden Familienverhältnisse... Und dann die 'crime' Situation:

Ein Lackaffe (der auch zu einer ominösen neuen 'Volks'partei gehört und mit Geld nur so um sich wirft), der Lanner, der schwimmt mit einem Loch im Herzen in seinem Pool. Und wenn findet man im Bett bei ihm? Einen der Polizisten, völlig bedeppert, und natürlich die obersexy Claire, aka Klara, die Tochter des Bürgermeisters. Der ist auch deppert und vor allem geizig. Jetzt überstürzen sich die Vorfälle...

Das Volksfest mit der feschen Prügelei - so richtig aus dem Leben gegriffen. So sin sie halt, die Bueben, wenn der Bierpegel ein wenig steigt... doch die Polizei beendet die Prügelei ganz einfach – mit ein wenig Pfefferspray...Und weil ein Polizist involviert ist (ist er der Mörder?), muss natürlich auch das LKA mitmischen. Frau Breitarsch, äh, Entschuldigung, Gscheitmeier, die sich nicht unbedingt zu benehmen weiß, nebst weiteren eigentümlichen Typen...Ich hoffe, die österreichische Polizei fühlt sich nicht auf den Schlips getreten...(ist ja nur ein Roman, lebende Vorbilder sind ausgeschlossen...).

Sprachlich mag ich den Text einfach, weil ich so gerne Dialekt lese – ist ja nicht durchgängig, aber an den wichtigen Stellen und damit wird witzig Lokalkolorit verbreitet (ich verstehe die Begriffe gut, wer Probleme damit hat - hinten im Buch gibt es ein Glossar dazu). Und die ein wenig dappigen Polizisten schmälern nicht das Lokalkolorit, sondern im Gegenteil. Auch wenn es wegen der vielen Protagonisten ein wenig schwierig ist den Überblick zu behalten – sind so viele –, aber die flotte Schreibe macht das wieder wett. Und dazu kommt die freche Beschreibung der Dorfbewohner (mit dem haarigen Bauch, fehlenden Hirschknöpfen... etc.) Ich kann es mir leibhaftig vorstellen und habe auch so ein paar Exemplare im Kopf bzw. zu oft vor meinen inneren Augen... Dazu kommen noch solche Typen wie der Faltenbügler.

Der Plot ist unglaublich und ungewöhnlich, und das genau mag ich – eine neue Idee, eine neue Heransgehensweise...Zudem habe ich etwas Neues gelernt (also mit 'Gullwings' kenne ich mich nicht aus, aber das Wichtigste – Salzburg heißt nicht nur die Stadt Salzburg, sondern das Land drumherum ebenfalls)... und es gibt kauzige, aber herzerfrischend nette Leute dort. Zumindest im fiktiven Koppelried.
Das Dorf Koppelried und seine Affären...

Die Schreibe ist rotzfrech und so sollte es sein, sehr gute Unterhaltung (ein Glück von einer Frau geschrieben, sonst gäbe es wegen einigen Ausdrücken gleich einen kleinen Aufstand). Das Umschlagsbild zeigt die Burg in Salzburg, doch extrem abgesetzt gegen einen blutroten Himmel. Und der Titel 'Salzburger Männerherzen' bezieht sich wohl auch auf die ewig verschmusten und so ziemlich auf Sex programmierten Salzburger Männer... (ist das so? Na' dann wäre das ja ein guter touristischer Aufhänger... )

An die Autorin den dringenden Rat – Weiterschreiben!

Bewertung vom 07.04.2023
Tochter einer leuchtenden Stadt
Suman, Defne

Tochter einer leuchtenden Stadt


sehr gut

Smyrna (heute Izmir), historisch und poetisch

Mit lyrisch zarter Sprache entführt Defne Suman nach Smyrna (dem heutigen türkischen Izmir): Als erstes wird von der Geburt von Edith gesprochen. Mit der Zeit treten Geheimnisse ans Tageslicht, schön verschleiert...Ein indisch - britischer Spion, getarnt als Juwelenhändler, doch hervorragend trainiert durch den britischen Geheimdienst, spielt eine gewichtige Rolle. Er kommt zur gleichen Zeit in Smyrna an wie Edith geboren wird... Schicksalsverknüpfung?

Ein Roman über die Geschichte der Stadt Smyrna: Zur Zeit als die griechisch – türkischen Kriege in ihrer gesamten Brutalität abliefen, Konflikte, die tatsächlich bis heute andauern (was ist der Mensch für ein wenig wandelbares Wesen?)

Detailliert werden Ereignisse beschrieben, manchmal fast schon ein wenig zu detailliert. Doch der Alltag in Smyrna wird lebhaft und so duftend beschrieben, dass ich glaube gewisse Düfte tatsächlich beim Lesen zu riechen.
Es ist eine historische Geschichte (Roman!) zu einer Epoche, die mir fremd ist, zu einer Gesellschaft, mit der ich wenig Kontakt hatte, aber der Roman macht neugierig auf diese ganz andere Welt (die heute so nur noch in gewissen Ansätzen existiert).

Das Umschlagsbild ist sehr schön und anziehend! Die dezenten Farben und Pastelltöne und die daraus gebastelte Frau wirken wie … Tausendundeine Nacht. Auf jeden Fall zieht dieses Bild magisch an. Ebenfalls besitzt auch der Klappentext dazu solch eine Sogwirkung und macht neugierig auf eine höchst interessante Geschichte zu einer unbekannten Historie. Über die Fakten des Türkisch-Griechischen Krieges und Sieges der Türken sowie der Konsequenzen hatte ich noch nie gelesen. Somit ist das Buch Aufklärung wie auch poetische Dichtung und Unterhaltung.

Bewertung vom 07.04.2023
Der Bojenmann (eBook, ePUB)
Schlenz, Kester; Jepsen, Jan

Der Bojenmann (eBook, ePUB)


sehr gut

Krimi & Kunst

Ein Serienmörder macht Hamburg unsicher... Kommissar Thies Knudsen, LKA, und sein Team haben es mit einem einfallsreichen Serienmörder zu tun, der hölzerne Skulpturen durch plastinierte, kunstvoll positionierte Leichen ersetzt. Knudsen sucht (und findet) Rat bei seinem Freund Oke 'La Lotse' Andersen, ein ehemaliger Kapitän und weil er pensioniert ist - Zeit hat, belesen ist und zudem scharfsinnig. Der Lotse a.D., der den Hamburger Hafen einmalig gut kennt und ein großartiges Gedächnis besitzt, kann seinem Freund Thies helfen, um ihn auf die richtige Spur zu bringen.

In den Hauptrollen spielen interessante Charaktere. Benehmen sich wie im realen Leben, zweifelnd und verzweifelt, ob ihr Job das Richtige ist; ob ihr Lebensweg in die richtige Richtung geht, beruflich wie privat. Die Handlung hört sich nach einer sehr brutalen Angelegenheit an – vermutlich am Meisten für diejenigen, die sich das ansehen müssen. Allein diese Idee mit der Plastinierung – ich könnte mir diese Plastinierungen nie anschauen.

Umschlagsbild – dieses Mal wieder klassisch, ein Landschaftsbild, aber passend eben Wasser, die Elbe, ein Steg, ein Rettungsring.

Schreibstil – ziemlich realistisch, Kino im Kopf läuft gleich los und die Bilder wirbeln durcheinander, auch ironisch, gelegentlich philosophisch und trotzdem locker zu lesen.

Resumee:
Sehr gut lesbarer Text, interessant und nachvollziehbar geschrieben. Auch mit gutem Wissen über die Abläufe an der Elbe...und das Allerwichtigste - die Bojenmänner gibt es tatsächlich (das habe ich davon nicht mehr in HH zu leben... bekomme nichts mehr mit...beim nächsten Hamburg - Besuch sind sie dran, aufsuchen!)

Bewertung vom 07.04.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Daten – Labyrinth - Wie entkomme ich der Totalüberwachung?

3 Millionen Preisgeld, wer der Totalüberwachung entkommen kann und das digitale System überlistet. Zehn Menschen wurden für das Projekt Going Zero ausgesucht, unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Biografien.
Sie erhalten die Nachricht, dass sie für das Projekt ausgewählt wurden. Zwei Wochen später erhalten sie die Nachricht per Mobiltelefon, dass in zwei Stunden die Suche und ihre 'Festnahme' beginnt. Zwei Stunden Vorsprung. Zwei Wochen, um sich eine Strategie auszudenken gegen das modernste Überwachungssystem.

Der Roman beginnt sehr spannend und literarisch gut beschrieben: Der alte Spiegel in dem herunter gekommenen Wohnhaus von einer der ausgewählten Teilnehmerinnen, die – wie sich herausstellt – die Wichtigste sein wird. Wer seinen Roman mit einem alten Spiegel beginnen lässt, der versteht etwas von Effekten
Wie sieht man Menschen, wie beurteilt man sie? Die Bibliothekarin, die von Menschen umgeben ist, tagtäglich.. Wie entkommt man der Überwachung?

Ich hab's gleich ausprobiert - Mobiltelefon zu Hause gelassen, im Grünen gelaufen (keine Kameras, keine Drohnen). Sie ist sehr smart, Kaitlyn. Ihre Vorgehensweise zeugt von guten Überlegungen...Ich wünsche mir sehr, dass Kaitlyn es schafft und denen die Nase zeigt... Neue Instrumente der Überwachung werden eingesetzt, z.B. Clear voyant (eine Software, die eruiert wie ein Mensch reagiert aufgrund der bereits vorliegenden Fakten); Weeping angel (eine durch 'mal ware' installierte Überwachung von Gesprächen durch TV Apparate)... ich würde sagen, alles schon machbar und vermutlich auch schon eingesetzt. Zumindest aus einer TV Doku weiß ich, dass in China solch eine Totalüberwachung bereits existiert: Da gibt es Bonuspunkte für Leistung und soziales Verhalten.

Anthony McCarten schafft es mit „Going Zero“ großartig den lesenden Menschen zu unterhalten, aber intelligente Unterhaltung. Oft genug musste ich innehalten, trotz des Sogs der Geschichte, um nachzudenken... tatsächlich, jaja, das könnte mir auch passieren... Es wird in der kritischen Öffentlichkeit schon einiges intensiv diskutiert...
Im Roman lässt McCarten unterschiedliche Personen erzählen, dieser Wechsel erhöht die Spannung, denn schnell möchte der Lesende doch wissen, wie geht es mit Person A weiter, schafft sie das Versteckspiel.... Doch dann kommen Kniffe und Neues zur Sprache, was zu Beginn nicht zu erahnen war. Keine ist so raffiniert und vorbereitet wie K. Im Roman handelt es sich um Totalkontrolle, Totalüberwachung und dem Ausmerzen der Privatsphäre
Doch mehrmals musste ich lauthals lachen, wenn Zeros es schafften die Suchkräfte aufs Glatteis zu führen. Mein Humor! Ein unglaublich spannender Roman, der einem das gesamte Datenkraken - Netzwerk wieder einmal vor Augen führt.

Autor Anthony McCarten war mir kein Begriff bislang. Doch nach der Leseprobe und dem Klappentext fand ich seine Schreibe, Stil und Inhalt, so interessant, dass ich über ihn recherchierte. Internet sei Dank (und der Totalüberwachung von fast jedem Menschen), dass ich über ihn viel fand – muss ja sein, denn er will durch seine Bekanntheit Geld verdienen. Und jetzt haben wir eine Verbindung – in einem seiner Bücher ist eine Bekannte von mir namentlich erwähnt, mit Dank und der Erlaubnis, dass er ihren Namen benutzen darf in seinem Roman... Das hat den Ausschlag für mich gegeben sein Buch lesen zu wollen (was das wohl über mich sagt...?)

Umschlagsbild - langweilig, aber durch den stilisierten Daumenabdruck (oder doch eher ein Labyrinth?) doch passend.

Bewertung vom 07.04.2023
Disney Adventure Journals: Mulan und der geheimnisvolle Palast
Disney, Walt;Cleary, Rhona

Disney Adventure Journals: Mulan und der geheimnisvolle Palast


sehr gut

Mulan, das starke Mädchen

Disney Heldinnen, dieses Mal die tolle Mulan auf Irrungen und Wirrungen in einem Palast. Mulan ist erst wieder in ihr Dorf zu ihrer Familie zurückgekehrt. Mit Freuden wird die junge Heldin aufgenommen. Doch dann kommt eine kaiserliche Depeche: Mulan soll den Kaiser von China retten (nicht weniger, nicht mehr).

Weil er sich nur auf sie verlassen kann (das ist ja bekannt, dass da Grausames herrschte, Intrigen bis zum Umfallen...) Ob es Mulan schafft? Aber sie hat ja fähige Helfer an ihrer Seite und so in der Gemeinschaft...Da gibt es Chang, ein fähiger Soldat. Da ist die kräutererfahrene Großmutter. Und selbst beim Kaiser gibt es zumindest einen Menschen, der vertrauensvoll ist... Und Mushu, was immer er oder sie ist...

Wunderschön chinesisch gestaltet: Zum Teil wirken die Zeichnungen wie die sehr schönen chinesischen Rollbildern, dazu diese sanften, unaufringlichen Farben auf den einzelnen Seiten. Ich habe leider keine Infos gefunden, wer dies gemalt hat. Aber es scheint mir eine chinesische Hand gewesen zu sein, die den Pinsel führte. Umfangreiche und aufwendige Festivitäten zum Frühlingsfest, (eines der wichtigsten Feste in China), gut, dass auch solch wichtige kulturelle Ereignisse vorgestellt werden.

Und die Kinder? Aufgeregtes Blättern im Buch. Die Handlung reißt die Jüngsten mit und sie wollen den Text immer wieder vorgelesen bekommen, schauen bei den Zeichnungen sich die Details genau an. Macht interessiert an der Kultur des 'Reiches der Mitte'.

Titelbild – eine skeptisch schauende Mulan und ein seltsames Monster, Mushu (ihr Freund). Farblich sehr gut gemacht. Fällt auf. Die Reaktion der Jüngeren in der Familie - 'haben wollen'. Allein schon aufgrund des Titelbildes.
Und dann erst der Inhalt. Wirklich ein angenehmes und gutes Büchlein für die ab Achtjährigen. Und mit 96 Seiten auch nicht zu umfangreich.

Bewertung vom 20.03.2023
Kannibal. Jagdrausch
Benecke, Mark

Kannibal. Jagdrausch


gut

Sebastian Becker aka Mark Benecke

Inhalt: In einem alten Koffer an einem öffentlichen Platz in Berlin werden von zwei Müllwerkern Knochen gefunden. Bald ist klar, das sind menschliche Knochen. Ein Ermittler, Sebastian Becker, wird hinzugerufen. Dieser stellt fest, dass die Knochen fein sorgfältig abgeschabt wurden. Für Becker ist klar, er hat es mit einem Kannibalen zu tun. Nach dem ersten Schock macht sich Becker darüber Gedanken. Wo treibt sich ein Kannibale wohl herum – natürlich im Internet (im Darknet), um Leute zu finden, die sich abschlachten lassen wollen. Um auf die Spur des Berliner Kannibalen zu kommen, treibt sich Becker unter einem Forumsnamen im Darknet herum... und er glaubt auch bald eine Spur gefunden zu haben...

In Berlin und um Berlin herum geht es nun auf die Suche nach diesem Kannibalen. Dabei geht es heiß her...

Da ich bereits vor dem Hören des Hörbuchs viel zu Mark Benecke gelesen habe, hatte ich ständig das Gefühl beim Hören Benecke vor mir zu sehen. Sebastian Becker ist für mich identisch mit Mark Benecke. So stelle ich ihn mir vor – völlig eingetaucht in einem Fall, der ihn gefangenhält und nicht mehr loslässt bevor er die Lösung (Mörder, Mörderin) gefunden hat und den Fall aufgelöst...

Vorhersehbar – ich habe gleich am Anfang, als ich in den Krimi eindrang, geahnt, dass es so kommen musste wie es gekommen war. Eins und eins zusammengezählt. Dagegen hatte ich Null Ahnung vom Thema Kannibalismus und bei den Erzählungen hat es mich öfters ganz schön geschüttelt und ich musste das Hörbuch unterbrechen. Es war interessant, wenn auch nicht unbedingt mein 'Gusto'.

Der Sprecher hat eine angenehme Stimme. Er intoniert an den richtigen Stellen und man kann sich die unterschiedlichen Personen, die er spricht, richtig vorstellen. Besonders gefallen hat mir, dass er die beiden Müllwerker, die den Koffer fanden, berlinern ließ... kam gut...

An manchen Stellen muss ich das Abspielen des Hörbuchs unterbrechen; da wird es mir zuviel, die Vorstellung Menschenfleisch zu essen... Der schmächtige Mann spricht von Issei Sagawa, Japaner, (der in Paris eine junge Niederländerin erschoss, Gewebe von ihr aß und sie vergewaltigte, der dann nach Japan abgeschoben wurde und kaum eine Strafe dafür erhielt und dann auch noch im Öffentlichen Raum auftrat)... Da kommen Gefühle hoch, die ich hier lieber nicht beschreiben möchte... Zudem ahne ich bereits jetzt schon, wer der schmächtige Mann sein könnte (vermutlich ein Spoiler bei einer Begegnung, die sonst keinen Sinn macht).

Titelbild – irre gutes Titelbild, obwohl es eher an Mystery Bücher erinnert...

Sprecher: Jan Katzenberger

Stil – echt gut, nachvollziehbar, wie solche Falldiskussionen ablaufen