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Archer

Bewertungen

Insgesamt 486 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2023
Insel der wandernden Flüche - Skys Gabe
Blase, Tina

Insel der wandernden Flüche - Skys Gabe


ausgezeichnet

Sky Lamar hat die Nase voll davon, ihrer in der Welt herumreisenden Mutter zu folgen. Sie beschließt, auf der Insel Sidh bei ihrem Großvater sesshaft zu werden. Doch kaum angekommen, erfährt sie endlich, warum ihre Mutter nie mehr dahin zurückkehren will: Ausgelöst durch eine Familienfehde zwischen den Lamars und den MacLeods hat entfesselte Magie dafür gesorgt, dass unkontrollierbare Flüche die Insel beherrschen. Alle Bewohner unterwerfen sich daher strengen Regeln, doch Sky will sich nicht damit abfinden. Als sie bemerkt, dass sie eine bestimmte Gabe besitzt, versucht sie, etwas gegen die Flüche zu unternehmen.

Ich mochte die Idee und das Buch sehr. Mir gefällt, dass Sky - obwohl noch recht jung mit vierzehn - frischen Wind auf diese Insel voller verknöcherter Personen und Meinungen bringt. Und noch mehr gefällt mir, dass sie sich vom hiesigen Badboy Rory MacLeod nicht zu einer glibbrigen sabbernden Amöbe reduzieren lässt, sondern den Kopf behält, obwohl sie ihn (manchmal) gut findet. Sein Benehmen wird von ihr nicht anhimmelnd angenommen und sie lässt sich nicht durch ein hübsches Gesicht dazu verleiten, alles zu vergessen und verzeihen. Hingegen erkennt sie glasklar, dass eine andere Person, die ihr Schaden zugefügt hat, von diesen verknöcherten Personen dazu getrieben wurde und sie behält ein gewisses Geheimnis in dieser Hinsicht für sich. So sollten Jugendbücher sein: mit starken Protagonistinnen, die selbstbewusst und selbstreflektiert die Geschehnisse bewerten und an ihnen wachsen können, verzeihen, wo es angebracht ist und ihren eigenen Weg gehen, ohne einen männlichen Helden an ihrer Seite zu brauchen. Jedenfalls keinen, der sie bei erstbester Gelegenheit hängen lässt. Hoffentlich lässt der zweite Band nicht zu lange auf sich warten.

Bewertung vom 05.09.2023
Hals- und Pfeilbruch
Loup, Jess A.

Hals- und Pfeilbruch


ausgezeichnet

Mit diesem Buch haben wir den zweiten Band der Niederbayernkrimireihe um Ronja, Veit und Kitten vorliegen. Gleich vorneweg: Auch der hat mich wieder kurzweilig unterhalten und amüsieren können.

Ronja und Veit, ihr Kriminalkommissar, mit dem sie seit Band 1 zusammen ist und den sie mit ihrer Vorliebe fürs Bogenschießen angesteckt hat, sind zusammen auf einem Bogenparcours, als ihnen plötzlich eine tote Frau vor die Füße fällt. Unfall? Selbstmord? Ronja ist sich sicher, dass sie kurz vorher jemanden mit der Frau hat sprechen hören. Als sie erfährt, dass die Tote die Vorsitzende einer Autorenvereinigung ist, kommt sie unverhofft in Kontakt mit seltsamen Menschen der schreibenden Zunft. Doch dann gibt es einen zweiten Todesfall unter den AutorInnen und irgendwie möchte sie auch noch herausfinden, was es mit dem vierzig Jahre alten Mord auf sich hat, der sich in ihrer Gegend ereignete ...

Ich habe schon den ersten Band richtig abgefeiert. Man merkt, dass die Autorin weder sich noch ihre Charaktere allzu ernst nimmt und alles mit einem Augenzwinkern erzählt. Was die Katze von Ronja jedes Mal abzieht, ist so extrem aus dem Leben gegriffen - Katzenbesitzer wissen, was ich meine. Richtig gut finde ich, dass hier der männliche Part nicht als supercool, sondern als einfach feiner, netter Kerl dargestellt wird und Ronja keine Zicke ist. Und wenn sie doch Zickenanwandlungen hat, das selbst merkt und blöd findet. Das Buch ist nicht lang, punktet aber mit viel Sympathie, Charme und Humor. Wo bleibt Teil 3?

Bewertung vom 05.09.2023
Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Einst war Krasnia ein Land, in dem Bildung und Kultur geschätzt wurde. Dann übernahm der Tyrann Charles Putin ... Verzeihung, Charles Malstain die Regierung und alles, was schön und gut war, wurde verboten. Kinder dürfen nicht mehr draußen spielen, sie dürfen nur zur Schule und werden danach zuhause eingesperrt. Die zwölfjährige Rachel Klein und ihr Bruder wachsen nach dem Tod ihrer Mutter bei ihrem Vater auf. Als der eines Tages festgenommen wird, gelangt ein wertvolles Buch in ihren Besitz - das Buch der gestohlenen Träume, mit dessen Hilfe man angeblich den Tod überwinden kann. Ausgerechnet dieses will der todkranke Tyrann Charles Malstain in die Finger bekommen und so beginnt eine Jagd, die bis in ein anderes Land und zurück, über Waisenhäuser zu Geistern und hilfreichen Dieben führt ...

Zugegeben, anfangs war das Buch ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Doch sobald man sich in den Schreibstil, bei dem der Autor manchmal die vierte Wand bricht, eingefuchst hat, macht es nur noch Spaß. Nicht, dass es wirklich lustig oder amüsant zu lesen wäre, das nicht. Aber wir haben hier ein spannendes Kinderabenteuer vorliegen, bei dem die beiden Jugendlichen immer in höchster Gefahr waren und über sich hinauswachsen mussten. Dabei spart der Autor auch nicht mit Anspielungen auf historische und jetzige Ereignisse, auch Tod, Folter, Tyrannei spielen eine gewichtige Rolle. Manche werden genau das anprangern - ich finde es jedoch gut, wenn auch Kinder schon mit diesen Themen konfrontiert und auf kindgerechte Weise rangeführt werden. Für mich hätte das Buch mit diesem Ende auch abgeschlossen sein können, aber ich bin trotzdem gespannt, was uns im nächsten Band erwarten wird.

Bewertung vom 02.09.2023
Rosenfluch / The Romeo & Juliet Society Bd.1
Schoder, Sabine

Rosenfluch / The Romeo & Juliet Society Bd.1


gut

Joy begleitet ihren alleinerziehenden Vater, der als Schauspieler arbeitet, an viele Orte. Kurz vor seinem nächsten Auftritt werden sie von seltsamen Leuten entführt. Sie nennen sich die Romeo-&-Juliet-Society und behaupten, Joy gehöre zu ihnen und würde sterben, wenn sie nicht mit ihnen nach Verona käme. Dort wird sie in eine Akademie aufgenommen, an die nur Nachfahren der Montagues und Capulets bzw. deren Freunde gehen. Dort wird es noch seltsamer. Der Fluch zwingt die Jugendlichen alle 17 Jahre, sich in einen Angehörigen des anderen Hauses zu verlieben, nur um dann das Liebespaar zu opfern. Joy wird als Capulet dem Haus des Schlangenfürsten Rhyme zugeteilt und sieht sich bald Gefahren ausgesetzt, die sowohl ihr Leben als auch das Herz bedrohen.

Auch nach zwei Tagen weiß ich nicht so recht, was ich von der Geschichte halten soll. Deshalb erstmal das Positive: Die Autorin kann schreiben und sie hat zwar YA-typisch zwei megaheiße, aber dafür auch Frauen gegenüber nette Loveinterests erschaffen. Und mir gefiel der Anfang, als Joy noch nicht an der Akademie war. Aber dann wird es seltsam und liest sich immer mehr wie eine Harry-Potter-Fanfiction. Der Draco-Verschnitt heißt Rhyme, hat einen Body zum Niederknien, helle, blonde Haare - und eine Vorliebe für Schlangen. Sein Gegenpart heißt Cut, ist strubbelig-schwarzhaarig, ebenso hot und mag ... (Groß)Katzen. Die Erwachsenen nutzen dauernd eine Art Magie, mit der sie Leute beeinflussen - also quasi den Imperius. Joy selbst ist ein Lily-Klon mit grünen Augen.

Aber gut, man muss ja das Rad nicht neu erfinden, um gute Geschichten zu erzählen. Was mich viel mehr gestört hat als irgendwelche FF-Anwandlungen, war das seltsame Worldbuilding, das überhaupt keinen Sinn ergibt. Da ist ein Fluch, weil ...? Und schuld daran ist der Unstern - ein Komet, den nur Capulets und Montagues sehen können, weil ...? Welches Interesse hat ein Komet an Leuten? Warum spucken die Verfluchten Rosen? Sind sie auch noch mit dem Biest von der Schönen verwandt? Was lernt man an dieser Akademie außer Tanzen und Kämpfen? Gefühlt wurden eigentlich ständig nur irgendwelche Klamotten anprobiert (habe ich schon erwähnt, dass die da alle megareich sind? - Okay, wäre ich auch, wenn ich Imperius könnte, just saying.) Und was für großartige Gene die dort haben müssen - alle waren richtig gutaussehend und fit. Jedes Mädchen konnte da quasi durchsichtige Badeanzüge tragen, ohne sich unwohl zu fühlen, den Jungs wurden beim Joggen schon die Klamotten von liebeshungrigen Mädchen vom Leib gerissen. Keine Ahnung, was die Autorin damit rüberbringen wollte, ich persönlich fand das cringeworthy.

Was ist eigentlich mit den Eltern der Jungs? Es gab einen Vater (Cut) und eine Tante (Rhyme), die dort einen auf Haus Malfoy und Haus Potter machten, aber keine anderen Erwachsenen außer den Souffleuren/Souffleusen, die dazu wurden, weil man ihnen eine Maske aufs Auge drückt? Welche Logik bitte steckt dahinter? Man muss mir ja nicht alles im ersten Buch erzählen, aber ein bisschen nachvollziehbares Worldbuilding erwarte ich schon. Welchen Sinn haben die seltsamen Namen aller Beteiligten? Warum sollen Tränen oder Lachen jemanden stärken, warum sollten manche immun gegen Schlangengift oder Feuer sein? Dass man es vermeiden sollte, sich in jemanden vom anderen Haus zu verlieben, ist rein von den Konsequenzen her verständlich, aber jede*r fand es okay, sich in ein eigenes Familienmitglied zu verlieben? Inzest ist quasi legal, aber alles andere uncool, wenn man überleben möchte? Sorry, aber "isso" ist keine Antwort. Im Übrigen empfand ich mehr Love-Vibes zwischen den beiden Jungs als zwischen einem der Jungs und Joy.

Es gab zwischendurch ein paar geheimnisvolle Andeutungen zu Joys Herkunft und ich frage mich, warum eigentlich bis zum Schluss niemand die richtigen Fragen gestellt hat (die ich aus Spoilergründen nicht aufführen kann). Aber gut. Vermutlich werden 99 Prozent der LeserInnen das Buch feiern, denn es hat einen Farbschnitt. Darauf kommt es mittlerweile viel eher an als nach sinnvollen Handlungen. Bis zur Hälfte fand ich die Geschichte ein bisschen zäh, danach habe ich sie nicht ungern gelesen, auch wenn mich all die unbeantworteten Fragen und mangelnde Logik immer wieder seufzen ließen. 2.5/5 Punkten.

Bewertung vom 21.08.2023
One Second to Love / Breaking Waves Bd.1
Moninger, Kristina

One Second to Love / Breaking Waves Bd.1


weniger gut

Noch vor zehn Jahren waren Avery, Isabel, Odina, Lee und Josie unzertrennlich. Zwar trafen sie sich immer nur einmal im Jahr im Surfcamp auf Harbour Bridge, aber sie waren so gut befreundet, wie es nur gehen kann. Doch seitdem hat Avery sie nicht mehr gesehen. Sie ist ein gefeierter Rockstar und braucht nach der letzten Tour eine Pause, die sie am Ort ihrer Kindheit und Jugend einlegen möchte. Da erhält sie eine seltsame Nachricht, in der es um Josie geht: Josie, die schon damals ein Kinderstar war und spurlos verschwand. Josie, mit der sich Avery am letzten Abend, als sie gesehen wurde, gestritten hat, wegen Jake, der nicht nur ihr Bandkollege, sondern in ihrem Herzen schon so lange viel mehr ist. Avery will wissen, was mit Josy passiert ist - und mit Jake, der ausgerechnet jetzt um sie kämpfen will.

Zuerst das Positive: Ich habe diese Gegend mit dem Meer, das Surfen, die Insel-Vibes wirklich gefühlt. Und ich mochte die Idee mit den Freundinnen, die sich alle was verschweigen, und natürlich wollte ich wissen, was mit Josy passiert ist. Es ist auch nicht so, dass die Autorin nicht schreiben kann - denn das kann sie. Leider nur hat sie ein schlechtes Korrektorat und Lektorat gehabt.

Es gab so viel Längen und Wiederholungen derselben Gedanken oder Gefühle, dass es einfach nur anstrengend wurde. Und es hat mich extrem geärgert, dass ausgerechnet die eine wichtige Sache - nämlich die Nachricht, die in Bezug auf Josy alles ins Rollen gebracht hat - falsch geschrieben war. Und das alle beiden Male, die sie vorkam. Dadurch ergab das beabsichtigte Wortspiel natürlich keinen Sinn. Anstatt also vielleicht viel Geld in einen völlig sinnlosen Farbschnitt und ein überflüssiges Bildchen, Verzeihung, das heißt natürlich ganz edel "Page Overlay" zu investieren, hätte man vielleicht denjenigen mehr zahlen sollen, die aus einem Manuskript ein Buch machen sollen. Dann wäre vielleicht aufgefallen, dass man Fragen/Antworten/Dialoge nicht "lachen" kann und manche seltsamen Formulierungen wären rausgefallen.

Aber am schlimmsten fand ich, was hier als männlicher Counterpart präsentiert wurde. Ich habe Jake von Minute eins an gehasst. Er ist ein egoistischer, unsensibler Typ von Mann, den ich an Averys Stelle keine zehn Minuten lang ausgehalten hätte. Wahrscheinlich sollen sein Saufen, seine Frauengeschichten auf das Rockstarleben verweisen, aber gesund ist die Beziehung so einem Typen nicht. Und dieser Typ hier war dazu übergriffig und manipulierend. Er zwingt Avery gegen ihren Willen gleich zu Beginn des Buches auf eine Party, auf die sie nicht gehen will, indem er droht, ihren Eltern von ihrem ONS zu erzählen. (Mal davon abgesehen, was das für eine Drohung sein soll, Avery ist erwachsen und ER ist der Ar..., der eine Ehefrau zuhause sitzen hat.)

Er nistet sich ohne zu fragen auf ihrem Grundstück ein, benutzt ihren Strom, taucht trotz der Tatsache, dass sie mehrmals gesagt hat, sie möchte Abstand von ihm, bei ihr auf. Er wirft ihr vor, dass sie ihm nie zuhört, was eine blanke Lüge ist. Es gab nichts zum Zuhören bei ihm, er hat nie etwas von Belang gesagt. Und wenn, dann ging es immer nur um das, was Jake will: Er will sie. Oder auch nicht. Oder doch. Aber eigentlich nicht. Dass Avery diesem Typen nie dahin getreten hat, wo es richtig wehtut, kann man natürlich nur ihr vorwerfen. Ebenso die Tatsache, dass sie die Hälfte ihres Lebens in diesen Egotripper verknallt ist. Ich hatte so gehofft, dass sie einen anderen findet, aber als jemand Interesse an ihr zeigt, muss der natürlich so mies charakterisiert werden, dass fast (aber nur fast!) Jake noch eine Alternative darstellt.

So gab es leider bei Avery so viele Heiß-kalt-Momente, dass es nur noch anstrengend war. Dabei hätte man sie als wirklich starke, unabhängige Frau zeigen können, es waren alle Anlagen vorhanden, manchmal schaffte sie es sogar, Jake zu kontern. Aber ihre ungesunde Abhängigkeit zu diesem Mann war abtörnend und hat mir den Spaß am Lesen verdorben.

Bewertung vom 15.08.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


sehr gut

Um 1400: Der junge Vlad und die ebenso junge Königin Barbara treffen am Hof von König Sigismund in Buda aufeinander. Schon beim ersten Anblick wird beiden klar, dass sie mehr miteinander verbindet als reine Anziehungskraft, aber dass es ausgerechnet der Kampf gegen finstere Kreaturen - die Strigoi - handelt, können sie nicht ahnen. Dennoch werden sie über die Jahre alles dafür tun, um die Menschen vor der Dunkelheit zu bewahren, selbst wenn das bedeutet, dass Barbara tief in die Alchemie eintauchen und Vlad den Drachenorden anführen wird, der ihm den Beinamen "Dracul" verleiht ...

Heutzutage: Der junge Len macht eine Busrundfahrt, die ihn unter anderem nach Prag führt. Dort trifft er auf gruselige Wesen, eine Frau, die auf seltsame Art alterslos scheint und die unglaublich schnell nach einer schweren Verletzung regeneriert und erfährt, dass Omas Geschichten, dass er der letzte Nachfahre der Draculesti ist - jemand, der gegen die Blutsauger der Nacht kämpft - mehr Wahrheit als erwartet enthalten ...

Ich mag Heitz' Geschichten gern, denn er verbindet geschickt Geschichte mit Geschichten und hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Auch hier hat er mich mit dem Prolog und dem Beginn sehr schnell in den Bann gezogen. Tatsächlich bin ich zwar auch sehr angetan von seiner Interpretation, dass Vlad II., "DER" Urvater der Vampire, eigentlich ebenjene bekämpft hat (das Pfählen spricht für sich!), aber mir waren viele Ausführungen im Vergangenheitsstrang etwas zu ausführlich und eher wie eine Art Geschichtsbuch gehalten. Wesentlich spannender fand ich daher die Ereignisse, die in der Jetztzeit stattfanden. Für Vampirfans eine Warnung oder ein Versprechen: niemand glitzert hier.

Bewertung vom 09.08.2023
Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand. (eBook, ePUB)
Strobel, Arno

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand. (eBook, ePUB)


weniger gut

Mit ihrem Wohnmobil ist das Ehepaar Jancke in Frankreich unterwegs, als sie in der Nähe von Dijon einen Wildunfall haben. Sie haben keinen Handyempfang und erreichen weder ADAC noch jemand anderes. Zum Glück steht plötzlich ein Abschleppwagen neben ihnen. Sie werden nie wieder gesehen.

Zwei Jahre später. Evelyn Jancke, die Schwester des Verschwundenen, ist forensische Psychologin. Sie arbeitet eng mit der Polizei zusammen, die auf der Suche nach einem Serienkiller ist, der auf Campingplätzen Leute ermordet. Als es durch einen Zeugen ein Phantombild gibt, auf dem sie ihren verschwundenen Bruder Fabian wiederzuerkennen glaubt, versucht sie, den Täter auf eigene Faust zu finden ...

Ich wollte das Buch lesen, weil ich die Leseprobe kannte und die wirklich atmosphärisch angelegt war. Aber was danach passiert ist? Keine Ahnung. Es kam mir vor, als hätte der Autor sowohl Lust als auch den Faden verloren. Wie in einem Kammerspiel bewegt sich Evelyn zwischen der Arbeit und ihrer Wohnung hin und her, ist ständig müde, hysterisch und allgemein unsympathisch und warum bitte musste sie als Psychologin angelegt sein, benimmt sich aber die ganze Zeit, als gehörte sie in eine psychiatrische Einrichtung, allerdings auf den Patientenstuhl? Dazu die Unlogik. Wenn sich ein Serienkiller auf Campingplätze im Norden konzentriert, sollte das die Polizei auch machen, oder? Aber nein. Es gibt anscheinend keine Awareness in der Bevölkerung, keine Polizeistreifen, keine Campingplatzbetreiber, denen mitgeteilt wird, dass man ein Auge auf irgendwelche Leute haben soll. Einfach nichts. Man überlässt die Urlauber einfach ihrem Schicksal.

Nicht zu vergessen die gelangweilte Art, in der zwei Drittel des Buches geschrieben wurde, die völlige Gleichgültigkeit dem eigenen Personal gegenüber, das wie Legomännchen mal auftauchten durfte und mal nicht, die banale und vor allem an den Haaren herbeigezogene Lösung, die plumpe Art, falsche Fährten zu legen. Ich hatte so gehofft, dass es sich bei dem Titel "Der Trip" einfach um einen schizophrenen Trip der Protagonistin gehandelt hätte, das hätte den Titel wenigstens noch erklärt, wenn auch nicht den Untertitel. So ergab die ganze Geschichte absolut keinen Sinn und kann nur als positiv vermerken, mich ursprünglich neugierig gemacht zu haben. 1.5/5 Punkten.

Bewertung vom 07.08.2023
Der Vorweiner
Bjerg, Bov

Der Vorweiner


sehr gut

In einer nahen Zukunft ist von der Welt nicht mehr viel übrig. Resteuropa, Restrussland, Restchina werden die Länder genannt, die sich innerhalb der Grenzen befinden, die noch nicht vom Wasser überspült worden sind. Man existiert nur noch so lange, wie es Daten über jemanden gibt. Stirbt jemand, wird seine Asche zerstreut und die gesamte Existenz aufgelöst. Die Oberschicht bezahlt die Niederschicht, um einfache Arbeiten ausführen zu dürfen. Gefühle sind beinahe nonexistent. Deshalb halten sich viele aus der Oberschicht sogenannte Vorweiner - Migranten, die beim Tod des Arbeitgebers bei dessen Beerdigung (Zerstreuung) weinen und die emotionale Trauer übernehmen. Die Oberschicht lässt sich operieren und operieren, die Niederschicht träumt vom Vorweinen. Und A wie Anna? Träumt von Blut wie B wie Bertha, ihre Tochter, davon, Zeit totzuschlagen.

Auch einen Tag nach Beendigung des Buches weiß ich noch nicht genau, was ich davon halten soll. Einerseits ist es einfach zu verstehen. Der Autor hält uns einen Spiegel vor, angeblich von einer nahen Zukunft, aber was hier passiert, sind schon schmerzhaft nahe Einschläge am gelebten Jetzt. Es ist absurd und skurril - kein Wunder, wir leben in einer absurden und skurrilen Zeit und die Wahrscheinlichkeit, dass sich das in den nächsten Tagen, Wochen oder Jahren ändert, tendiert gegen Null. Gleichzeitig ist die Geschichte schräg, brutal und manchmal sogar banal. Lakonisch und abgehackt. Sogar eklig. Und erwähnte ich schon überspitzt? Keine Lektüre, die wirklich Spaß gemacht hätte, aber das sollte sie gar nicht. Irgendwo im Klappentext steht preiswürdig - und preiswürdige Bücher sind nicht dafür ausgelegt, von der Masse gemocht zu werden. Ich glaube, ich habe die Intention des Autors verstanden, aber es gibt Dinge innerhalb der Geschichte, die ich nicht verstanden habe. Vielleicht muss man das aber auch gar nicht. So oder so: ein unbequemes Buch, eines, das zu nahe dran ist, um es genießen zu können.

Bewertung vom 05.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


sehr gut

Irgendwo in England taucht plötzlich ein hellerleuchtetes amerikanisches Diner auf - doch niemand arbeitet darin, es gibt keinen Strom, keine Zufahrtsstraße. In seiner Nähe findet man in einem Feuer einen toten Militärangehörigen und diese beiden ungewöhnlichen Ereignisse rufen auch ungewöhnliche Ermittler auf den Plan: Alan Rubenstein, der korrekte, zurückhaltende Offizier und sein chaotischer Partner Sunil Rao, der von allem eine Ahnung hat, nur nicht weiß, was Disziplin bedeutet. Sie müssen sich zusammenraufen, um eine Katastrophe, ausgelöst durch Geheimdienste und nach Weltherrschaft strebende Milliardäre, zu verhindern und das ist gleichzeitig für beide das Schwerste und Einfachste der Welt, denn sie kennen einander von verschiedenen Missionen gut - vielleicht zu gut.

Auch nach Beendigung des Buches bin ich mir nicht sicher, ob das Ganze ein absolut grandioser Wurf ist oder schon viel zu abgedreht, um noch ernstgenommen zu werden. Was sicher ist: Die Autorinnen können schreiben. Auch wenn ich manchmal keine Ahnung hatte, warum die Beteiligten so handelten, wie sie handelten, so war die unterschwellige Bedrohung durch Prophet ständig spürbar, ebenso die Skrupellosigkeit gewisser Behörden und Allianzen. Mit den Protagonisten haben sie ein Paar geschaffen, das allein durch ihre Charakterisierung und Dialoge zu fesseln weiß und auch wenn einiges schon arg übertrieben wirkte (ausgerechnet diese beiden haben völlig andere Reaktionen auf gewisse Dinge als alle anderen), so wirkte es natürlich gleichzeitig als Katalysator für alles, was nicht nur zwischen ihnen passierte. Ein Buch, das mir gefallen hat und ich mir durchaus als Miniserie bei Netflix vorstellen könnte.

Bewertung vom 30.07.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


weniger gut

Erst hinterher habe ich gesehen, dass dieses Buch von Denis Scheck angepriesen wurde - hätte ich das vorher gesehen, hätte ich die Finger davon gelassen, denn Denis Scheck ist das menschliche Rezensentenäquivalent zu diesem Werk. Mit anderen Worten: viel lauwarme Luft, wenig Substanz. Was wir hier haben, ist das Produkt eines wirren Traums, Ansätze eines Märchens mit dem Hauch von - ja, was eigentlich? Es gibt einen magischen Lumpensammler, der wie ein Vampir die Erlaubnis braucht, ein Haus zu betreten. Ein Haus, in dem ein Junge allein wohnt. Der Junge hat ein "schwachsichtiges" Auge, keine Gesellschaft außer Comics und Murmeln und Visionen oder auch nicht. Das Haus verändert sich manchmal wie bei Alice, es gibt einen weiteren alten Mann im Sumpf, einen oder Millionen Kuckucke und ein Ende, das keines ist.

Natürlich könnte man behaupten, es sei ein Meisterwerk und die Masse der Rezensenten - natürlich abgesehen von Scheck und Co. - sei einfach nicht in der Lage, die deepen unterschwelligen Töne zu verstehen. Ich schließe diese Möglichkeit auch nicht gänzlich aus, trotz der LSD-ähnlichen Begebenheiten und dem cringewürdigen Aufeinandertreffen eines alten, nackten Mannes mit einem kleinen Jungen, der sich gefangen fühlt. Und ich möchte auch nicht verhehlen, dass ich den Schreibstil des Autors auch nicht wirklich cringewürdig hielt, lediglich einige der beschriebenen Ereignisse. Dennoch bin ich auch eher Ockhams Meinung: Wenn etwas läuft wie eine Ente und quakt wie eine Ente, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine Ente. Oder besser ausgedrückt: Wir haben hier den gedruckten Fiebertraum eines alten Mannes vorliegen, der aus irgendwelchen Gründen als einer der besten Fantasyautoren Englands gilt und keine renommierten KritikerInnen wagen es, den Finger auszustrecken, auf den nackten Kaiser zu zeigen und zu rufen: Aber er hat ja gar nichts an!